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Lustiger Name, ernste Geschichte: Lago Poopó

„Tenemos un lago que ha desaparecido, ahora es una pampa; un desierto donde no se puede sembrar nada, ni producir; no hay nada, mucho menos vida“. – Valerio Rojas, dirigente campesino.

Valerio Rojas, der Vorsitzende des Bauernverbandes sagt: „Wir haben einen See, der verschwunden ist, nun ist es eine Pampa; eine Wüste, wo man nichts pflanzen oder produzieren kann; es gibt nichts, am wenigsten Leben“.

Bildvergleich: Lago Poopó im April 2013 (links) und im Januar 2016 (rechts)

Bildvergleich: Lago Poopó im April 2013 (links) und im Januar 2016 (rechts)

Der See ist schon seit Jahren vom Austrocknen bedroht, es hat Zeit für Pläne zur Verhinderung gegeben. Aber nun ist es amtlich: Der Lago Poopó, nach dem Titicacasee der zweitgrößte See Boliviens, ehemals mit einer Fläche von 2300m² und durchschnittlich etwa 3m Wassertiefe, ist ausgetrocknet. Er war Lebensraum für Flamingos und viele Zugvögeln, die hier eine Rast auf ihrer Reise von Süd nach Nord machen. Der Schlamm sei besonders nahrhaft gewesen. Auch viele Amphibien, Reptilien und Fischarten lebten hier. „Wir sprechen über etwa 200 Arten“, so der Tierforscher Carlos Capriles.
Nun seien nur noch drei große Pfützen übriggeblieben, konstantiert Rojas.

Das alles hat ökonomische, ökologische und menschliche Gründe.
Das alles hat ökonomische, ökologische und soziale Folgen.

Die Minen-Industrie trinkt unser Wasser

Der See hatte einen einzigen Zufluss, den Rio Desaguardero, der auch dem Lago Titicaca als Quelle dient. Ohne Quelle oder Zufluss kann es keinen See geben. Seit Jahrhunderten fliesst dieses Wasser in die Region des Altiplano zwischen Chile und Bolivien. Er bewässert die Landwirtschaft und ermöglicht Leben in der Andenregion. In dem Departamento Oruro gibt es reichliche Zinn- und Kupfervorkommen. Gemeinsam mit den Silberminen im Süden des Landes, im Departamento Potosí, haben sie dem Staat und einigen Privatleuten viel Geld aus dem Berg in die Tasche gebracht. Für den Bergbau und die Betreibung der Minen benötigt man viel Wasser. Dieses wird dem Rio Desaguardero entnommen. Später fließt ein Bruchteil davon als verschmutzte Abwässer in den Strom zurück.
Der Vizeminster ist „empört“.

Nun kann man entgegnen, das sei ja nicht ganz so wirklich bewiesen, wie es die Minenbetreiber in Nordperu gemacht haben:

Als in den Flüssen, die die Minen in Nordperu speisen und auch deren Abwässer aufnehmen, eine starke Verunreinigung durch Schwermetalle gemessen wurde, behaupteten die Minenbetreiber, man wisse nicht genau, ob das Wasser nicht vorher schon verunreinigt gewesen sei. Es hatte vorher schliesslich keine Messungen dazu gegeben.

Ungefähr so lautet auch die Argumentation in Bolivien.
Dazu empfehlenswert ist die Doku: Hija de la Laguna.

Ideen aus den 90ern? Umsetzen!

Es geht um den Wasserstand im Lago Titicaca. Und indirekt geht es auch um den Wasserstand im Lago Poopó. Die peruanisch-bolivianische Verwaltungsstelle für den Titicacasee hat einen Plan aus den 90ern wiederentdeckt. Das Wasser aus dem Fluss, der die beiden Seen speist, könnte komplett zu Gunsten des Titicacasees umgeleitet werden. Dadurch wäre ein Absinken des Wasserstandes im Titicacasee ausgeschlossen.

„Die Massnahmen könnten nötig werden, um hier nicht auf dem Trockenen zu sitzen“, meinen Experten. „In Ordnung, das mit dem auf dem Trockenen sitzen, überlassen wir den anderen“, beschliessen die Verwalter des größten Sees Lateinamerikas.

 

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Und so ist es gekommen: Am Lago Poopó sitzt man auf dem Trockenen.  Foto: Reuters

Schließlich speisen zwei weitere Flüsse unterhalb des Sees den Rio Desaguadero mit Wasser. Wasser, das von den Bauern für die Bewässerung ihrer Felder abgezweigt wird. Die gewaltige Menge, die die Minenindustrie benötigt, ganz vergessen. Kommt da denn eigentlich noch genügend am Lago Poopò an? Ach, mach dir mal keinen Kopf. Immerhin der eine See hat Wasser. Undzwar endlich wieder mehr als genug.

Mit anderen Worten:

Der grosse Bruder Titicaca hat sich im Streit um den Wasserschlauch durchgesetzt.
Der Lebensraum ist zerstört. Weder Flora noch Fauna waren zu einem Interview zu erreichen. Auch die sonst so gesprächige Flamingo-Vertreterin lehnte enttäuscht das Gespräch ab. In diesen Zeiten müsse sie sich um ihre Familie kümmern.
Im Übrigen verlieren etwa 350 Fischerfamilien ihre Lebensgrundlage.

Die bolivianische Regierung twitterte dazu sinngemäß:
In den letzten 50 Jahren hat sich das Klima in der Region Oruro verändert. Es ist im Durchschnitt um zwei Grad wärmer geworden. Und es hat deutlich weniger geregnet. Nun muss man wissen, dass der See, über den wir sprechen, auf 3600m gelegen war und eine durchschnittliche Wassertiefe von etwa 3 Metern hatte. In den letzten Jahrzehnten war der See fast jährlich kleiner geworden.
Kleiner als klein ist eben trocken. #shithappens

Das Umweltministerium ergänzte später trocken:

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„Besonders unglücklich ist es für die Tiere, die nicht wie die Zugvögel weiterfliegen können um einen neuen  Lebensraum zu finden. Namentlich: Amphibien, Reptilien und Fische.“
#kondolonzschreiben2.0

 

Nun gibt es noch eine Idee: Den Lago Uru Uru mit dem Lago Poopó zusammenlegen. Der ist aber hundert Kilometer weiter im Norden. Wie das gehen könnte? Wissen weder Zeitungen noch Wissenschaftler. Geschweige denn die Verwaltung des Titicacasees.

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Na dann, gute Nacht, liebe Flamingos.  Foto: Reuters

Gab es da nicht 2010 ein 15 Millionen US-Dollar schweres Programm zur Rettung des Sees? Zwischen der EU und Bolivien? Stimmt, gab es. Was war da nochmal passiert?

Man sei „unverantwortungsvoll“ mit dem Geld umgegangen und habe „sinnlose Projekte“ initiiert, gibt der Ex-Senator des Departamentos Oruro zu.
Das Geld ist praktisch im Sande verlaufen.

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