In diesen Tagen kommt ein Film in die deutschen Kinos, der in Lateinamerika spielt. Colonia Dignidad heißt er, spielt in der geografischen Mitte von Chile und ist nah an der vergangenen Realität gedreht. Als ich den Trailer sah, fing ich an, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Colonia Dignidad war seit 1961 eine deutsche Sekte. Sie galt lange als deutsches Idyll in Chile. Doch es spielte sich hinter den Mauern ganz anders ab. Abscheulich um es deutlich zu sagen. Der deutsche Prediger und Anführer Paul Schäfer ist verantwortlich für Folter, Mord und Missbrauch, viele Mittäter kamen ohne Strafe davon. Eigentlich in Deutschland wegen sexuellen Übergriffen aufgefallen und aus dem evangelischen Kirchendienst entlassen, danach erneut nach Missbrauch in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gekommen, floh er 1961 nach Chile. Dort baute er, wie es der Regisseur nannte, einen „Mini-Terrorstaat“ auf. Unter dem Deckmantel einer christlich, deutscher Kolonie mit Schwarzbrot und Schlosserei, war die Colonia Dignidad (dt: Kolonie Würde) ein Ort, an dem Regime-Gegner des neuen chilenischen Diktators Augusto Pinochet gefoltert und getötet wurden. Mit Schlägen, Psychopharmaka, Elektroschocks und sexuellem Missbrauch wurden in der Sekte Menschen gebrochen, gedemütigt und religiös manipuliert und nicht zuletzt zu Tode gefoltert. Als Beispiele möchte ich die „Herrenabende“ anführen, bei denen eine Frau von allen Männern öffentlich für ihre angeblichen Sünden gedemütigt und verprügelt wurde.
Der sozialistisches Präsident Chiles Salvador Allende war kurz davor von General Pinochet mit Hilfe des CIA gestürzt (1973).
In diesem Umfeld spielen Daniel Brühl und Emma Watson ein Liebespaar, das 1973 in die Unruhen nach dem Putsch des rechten Generals Pinochet gerät – und dann in die Fänge der christlichen Sekte. Eine packende Geschichte, in der die Frau die Heldin ist und mal zur Abwechslung nicht vom Mann gerettet wird. Außerdem wurde der Film von dem Mann gedreht, der erstens 4 Jahre mit den ehemaligen Insassen Interviews führte und desweiteren vor einem Jahr den Oscar für den besten Kurzfilm gewonnen hat.
Ich würde ihn gerne sehen, vielleicht wird er ja bei uns in englischer Originalsprache gezeigt. Die Übersetzung ins Spanische war schon beim letzten Teil der Tribute von Panem grausam. Also, auch weil ich es nicht sonderlich gut verstanden hatte, aber auch, weil es einfach schlecht synchronisiert war. Und ich mag den Schauspieler Mikael Nyqvist, der spielt da nämlich auch mit 🙂