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Tranquilo, oder stiller Alltag

Schrieb ohne Pointen

IMG_1215Mit einem lauten Klingeln und Hupen kündigt sich der Avocado-Mango-Bananen-Zwiebel-Verkäufer mit seinem Auto in unserer Straße an. Es ist kurz vor 9 in Cochabamba. Um zehn kommt die Müllabfuhr, wir haben von unserer letzten Geburtstagsparty noch einiges an Plastikmüll. Schnell raus, ich bin ja wegen dem fahrenden Frucht-Gemüse-Angebot sowieso schon wach. Heute habe ich das Bad geputzt. Ich habe nicht viel geschafft, wollte das auch gar nicht. Ist schon ganz okay so. Ich genieße das, um ehrlich zu sein. Gestern war eine Party, das war schön und wir hatten viele liebe Gäste. Morgen fahre ich auf die Cancha zum Einkaufen und zeige ein paar anderen Freiwilligen den Markt. Heute ist nicht viel los, ich genieße das. Hatte ich vielleicht schon erwähnt. Aber das macht ja nichts, ist schließlich wichtig und wahr.

Guerra del Agua

20_-guerra_aguaMittags habe ich mit Alberto ein Pansen-Reis-Kartoffel-Gericht mit Suppe und Taquina (Bier aus Cochabamba) gegessen, es war unglaublich heiß in den Straßen, und so wirklich geschmeckt hat es leider nicht. Dann erzählte er mir noch von seiner Teilnahme an den Protesten gegen die Wasserprivatisierung in den Nullerjahren. Er zeigt mir die Narben von den Gummigeschossen und erzählt von Straßenaktionen gegen die Polizei und wie dann auf einmal das Militär aus La Paz kam. Kurz zurück zu den „Straßenaktionen“: Es wurde Stacheldraht zwischen zwei Motorräder gespannt. Dann fuhren sie auf die Polizeibeamten zu. Das Militär schoss mit scharfen Patronen, aber das konnte ihren Protest nicht brechen, meint Alberto. Zum Glück kamen die Menschen aus dem „Campo“ dazu, ohne sie hätten sie nicht durchgehalten. Das „Campo“ bezeichnet das Hinterland von Bolivien, die Pueblos, die nicht nur geografisch weit entfernt von den Städten leben. Dort trinkt man übrigens Chicha. Das trinkt Alberto auch sehr gerne, also haben wir dass dann abends auch gemacht.
Google beantwortet übrigens viele offen gebliebene Fragen.
Ich werde auch in nächster Zeit noch einen Blogbeitrag darüber schreiben, ist gerade in Arbeit 🙂 Ah, übrigens: Es gibt immer mehrere Darstellungen, nicht nur das, was man mir hier erzählt oder was ich hier aufschreibe.

Hundescheren und Hamburguesa

IMG_1300Mit Miriam habe ich entspannt bei Zigaretten und später bei Kerzenschein über unsere allgemeine Zufriedenheit gesprochen, die Hunde haben sich einen Sessel neben uns geteilt. Konnte nicht umhin zu bemerken, wie schön Lulu sein kann, wenn sie mal kein so zotteliges Fell hat. Dennis hat sie heute geschoren, wie ein Schaf. Mit der Menge an Fell könnte man ein Kissen füllen, gute Idee vielleicht? Vielleicht erstmal ein Mangomüsli, das ist lecker. Noch schnell eine Milch und Erdbeeryoghurt eine Straße weiter gekauft. Sitzen im Sessel, Musik hören, Sonne auf der Haut genießen. Langeweile wird überall als negativ aufgefasst, komisch. Ich kann es gerade ganz gut zulassen oder, wie man sonst sagt, aushalten. Dann haben wir uns noch IMG_1298Hamburger von der Verkäuferin an der Ecke geholt, die Christoph und ich vor zwei Wochen entdeckt haben. Dabei haben wir uns bloß ein bisschen verlaufen auf dem Rückweg von der Linie 7, die uns stadtauswärts gebracht hatte. Die Hamburger waren günstig und lecker, da gehen wir jetzt öfter hin.

Filmkritik

Und mit unseren Gästen (übrigens aus kulturweitler*innen) haben wir Inception noch geguckt. Ich schaue den Film jetzt zum 14.Mal (ja, ich habe genau mit gezählt) und kann ihm immer wieder etwas abgewinnen. Ein toller Film, mit einem tollen Soundtrack. Demnächst schaue ich auch Schulz und Böhmermann wieder. Die ersten Folgen haben mir gefallen, kann ich sehr empfehlen. Es kommt so schön ehrlich und besonders nicht-relefant rüber. Auch die Til-Schweiger-Tatorte habe ich in der Mediathek nachgeschaut – gute Filme – der arrogante Mann dort beherrscht die Craft einfach. Für Facebook-Posts hingegen sollte er hingegen zusammen mit Jan Leyk doch besser ein Aufbauseminar besuchen. Oh man, jetzt habe ich doch ein Pointe versucht. Naja, wer sich durch meinen lahmen Alltag bis hier hin durchgekämpft hat, muss auch mal kurz belohnt werden.

Gute Nacht

Jetzt regnet es und ich schaue zufrieden aus dem geöffneten Fenster. Die Luft ist feucht und der Duft von nasser Erde zieht in mein Zimmer. Der Regen prasselt stärker als am Anfang und das mag ich. Ich lasse das Fenster auf und lege mich in mein Bett und lausche den Tropfen. Einer davon bin wohl ich.
Da fällt mir ein Cloud Atlas Zitat ein:
tropfenfotografie-bannerHaskell Moore: „Ganz gleich was du auch ausrichtest, es wird nie mehr sein als ein einzelner Tropfen in einem unendlichen Ozean.“
Adam Ewing: „Was ist ein Ozean, wenn nicht eine Vielzahl von Tropfen?

 

Bildquellen
Guerra del Agua: www.aguariosypueblos.org
Tropfen: http://www.objektive24.de/blog/wp-content/uploads/2013/05/tropfenfotografie-banner.jpg

 

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