Ich war noch niemals in Bariloche

7 03 2010

… sagten jedenfalls meine Eltern, bevor sie mich besuchen kamen. Vorgestern sind sie wieder abgeflogen. Es war schön mit euch und ihr habt definitiv das beste Wetter des Jahres erwischt, es ist nämlich schon etwas kühler geworden. Dafür kommt ihr jetzt auch mit einem Sonnenbrand heim, um den euch jeder beneiden wird!

Absolut und komplett willkürlich und auf keinen Fall chronologische Schlaglichter auf die letzten zwei Wochen:

Meine Eltern kommen an. Das bedeutet natürlich viel Wiedersehensfreude und lange Unterhaltungen, aber auch dass ich endlich mal all die Restaurants ausprobieren kann, die ich mir bisher nicht leisten konnte. Außerdem verbessere ich zusehends meine Fähigkeiten als Fremdenführer und Dolmetscher. Wenn das mal nichts ist. Wir beschließen, übers Wochenende nach Valdivia in Chile zu fahren. In der Nacht vor unserer Abfahrt wacht Mama auf, weil sie im dritten Stock die Auswirkungen des Erdbebens deutlich heftiger spürt als ich, der im Keller einfach alles verschläft. Da ich keine Zeitung habe und meine Angewohnheit nie Fernsehen zu gucken auch hier beibehalten habe, sind wir schon eine ganze Zeit lang unterwegs als Lotte uns die SMS mit der Nachricht von Chiles großem Beben schickt. An der Grenze angekommen, werden wir direkt wieder abgewiesen; es gebe auf der anderen Seite weder Strom, Wasser, Benzin noch sonstigen Nachschub und alle, die keine dringenden Geschäfte in Chile zu erledigen hätten (wie z.B. Verwandte besuchen) mögen sich wieder trollen.

Tatsächlich lässt es sich am Strand ganz gut aushalten.

Mama und ich beim Ausgucken

Die neuen Chaos²-Praktikanten kommen an. Marc und Niklas aus Ludwigsburg sind erstaunlicherweise ein halbe Stunde zu früh am Busbahnhof und warten damit schon etwas länger, als wir sie dort abholen und in die von uns (bzw. Lotte) gemakelte Wohnung verfrachten. Dem zuvor gegangen war ein regelrechter Marathon an Preisauskünften und Wohnungsbesichtigungen, bis schließlich Lotte den entscheidenden Tip von unserer eigenen Vermieterin erhielt. Nun haben die beiden jedenfalls eine schöne große Wohnung in bester Lage mit Seeblick für einen wirklich erschwinglichen Preis. Außerdem haben wir unserer Mentorin Regi einiges an Arbeit abge- indem wir ihre Einweisung in die Stadt übernommen haben. Inzwischen stehen sie trotz ihres Spanischkenntnismangels ziemlich sicher auf eigenen Beinen und erfreuen sich bester Gesundheit (noch). Wer wissen will, was die beiden die Tage über so treiben, dem sei ein Besuch ihres Blogs ans Herz gelegt (aus pekuniären Gründen beim Blog von Marcs Band abgelegt).

Schnee! Schnee!!! WOAH! KRANKER SCHEISS!

Papa und ich beschließen, eine Wanderung hoch bis zum refugio Frey zu unternehmen, einer Art Berghütte. Leider ist der Weg, den wir uns anhand der Karte ausgesucht haben, nicht existent und deshalb wandern wir drei Stunden lang entweder über Schotter oder kniehohes Gras in einem Winkel von 45°. Berg is a bitch. Dafür ist die Aussicht nachher bestechend und außerdem seh ich endlich mal wieder ein bisschen Schnee! Was gehtn? Schnee!!!

Die Ohrenkneiferplage bei mir weitet sich aus – jetzt seh ich sie auch schon im Supermarkt, an Hauswänden, in meinem Bett, in meinem Mate schwimmen sie rum, sie folgen mir aufs Klo und in die Dusche und nisten sich an den unpraktischsten Stellen ein (zum Beispiel Pullover oder Unterhosen). Gnaaaa. Wenn das so weiter geht, kauf ich mir einen Frosch *croak*.

Alles was klein und schwarz ist kneift Ohren.

Langsam kommt Bewegung in die Visumsangelegenheiten, was sehr erfreulich ist. Die deutsche Botschaft hat uns mittlerweile via Lukas ihre Unterstützung zugesichert und die Kopfstelle rotiert auch schon. Dumm nur, dass unser Visum nur bis zum dreizehnten gilt. Also entweder wir sind am Freitag in Buenos Aires um unser Visum verlängern zu lassen (eher unwahrscheinlich) oder die örtliche Ausländerbehörde beschließt plötzlich dass sie doch für unser Visum zuständig ist (ziemlich unwahrscheinlich).

Lotte und ich haben gemeinsam den argentinischen Anwärter auf den Auslandsoscar geguckt und befanden ihn trotz einiger Sprachschwierigkeiten für unterhaltsam und nachdenklich. „El secreto de sus ojos“ nach dem fast

Wir kommen von rechts. Es war eher anstrengend.

gleichnamigen Buch ist auf jeden Fall das Geld wert gewesen, schon allein für die schönen Schimpfworte, die ich dabei gelernt habe – anders als andere bemüh ich mich darum jetzt nicht so sehr 😀 Mein Lieblingscharakter ist auf jeden Fall der Trinker, allein schon wegen der kreativen Art und Weise wie er sich am Telefon meldet; ich war da leider nie so derart krass drauf.

Papa in voller Montur

Und natürlich vieles mehr. Aber das sind Geschichten fürs Lagerfeuer.





Hot Chipz!

22 12 2009

Seit Tagen (also quasi seit Thomas hier zu Besuch ist) gibt es kein, aber auch wirklich null nada niente nichts cero heißes Wasser. Das wäre an sich ja auch nicht so schlimm, es ist ja jetzt Sommer und da brauch man nicht so viel heißes Wasser. Haha. „Sommer“ bedeutet 14°C, die sich anfühlen wie fünf, da es beständig stürmt. Wenigstens die Segler auf unserem riesigen Haussee (Oberfläche 55000 Ha) freuen sich.

Wie dem auch sei: Die Zeit, die ich normalerweise mit Duschen verbringen würde, nutze ich jetzt dazu, meine verehrte Leserschaft über argentinische Geschmacksverwirrungen auf dem laufenden zu halten. Letztens haben wir nämlich in einem Supermarkt folgendes entdeckt:

Nun handelt es sich hier keineswegs um Allerweltskartoffelstärke, die kurz in Kontakt mit siedendem Öl stand, neeeein. Das wäre zu einfach. Dies hier sind erlesenste Kartoffelscheibchen, handgesät, handgegossen, handgedüngt, handgeerntet und -geschnitten, die danach eine Party mit Rinderfilet und karamelisierten Zwiebelchen feierten!

Tatsache: Die Geschmacksrichtung dieser Kartoffelchips wird mit „Lomo y Cebolla caramelizada“ angegeben. Das heißt soviel wie „Rinderfilet mit karamelisierter Zwiebel“. Und es funktioniert tatsächlich: Legt man sich eine Handvoll dieser Absonderlichkeiten in den Mund, denkt man als allererstes: „Oh! Hallo Zwiebel!“ und dann danach „Oh! Hallo karamelisierte Zwiebel!“. Wenn man dann noch die Augen schließt und sich vorstellt, abends am Lagerfeuer ein schönes Steak zu brutzeln, dann fangen auf einmal die Chips im Mund an, nach Steak zu schmecken. Magie!

Aufgrund dieser doch höchst merkwürdigen Erfahrung konnte ich mir auch die nächste Sorte nicht entgehen lassen:

Hühnchenbrust á la Zitrone an feinsten Gartenkräutern.

Hühnchenbrust á la Zitrone an feinsten Gartenkräutern.

Die dritte Sorte – geräucherter Parmesan mit Kräutern – war mir dann einfach doch zu langweilig. Es sind halt auch nur Kartoffelchips.

Über die Rinderchips hat sich übrigens auch schon bernardo gewundert, fand sie aber letzten Endes sehr lecker.





Wort zum Sonntag III

6 12 2009

Wie man ja so weiß, hat das Leben (grade fern derjenigen, die einem am Herzen liegen) nicht nur Vorteile. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

[youtube GKK5Gg2Vk6w]

I am in exile, a sojourner
A citizen of some other place
All I’ve seen is just a glimmer in a shadowy mirror
But I know, one day we’ll see face to face

I am a nomad, a wanderer
I have nowhere to lay my head down
There’s no point in putting roots too deep when I’m moving on
Not settling for this unsettling town

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

I am a pilgrim, a voyager
I won’t rest until my lips touch the shore
Of the land that I’ve been longing for as long as I’ve lived
Where there’ll be no penalties anymore

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

Dustin Kensrue weiß halt ganz genau wovon er spricht; die Abwesenheit von Tochter und Frau hat er mit seiner Band Thrice bereits im vorangegangenen Konzeptalbum außerordentlich eindrücklich verarbeitet.

Dieser Blogeintrag entstand vor etwa drei Wochen, als ich in einer dieser Phasen steckte, die nun einmal Teil des Ganzen sind: Ich fühlte mich einfach ein wenig fehl am Platze, die Decke in meiner kleinen Wohnung fiel mir auf den Kopf, die Beengtheit in ebendieser engte auch mich ein, das Wetter spielte verrückt, vermisste meine Lieben furchtbarst, ärgerte mich maßlos über die Ungeheuer Kinder in der Schule, mir gelang nichts so, wie ich es wollte…

Diese Zeiten gehören dazu. Wer Little Miss Sunshine (übrigens auf meiner persönlichen Top 5 der besten Filme aller Zeiten) gesehen hat, weiß, dass grade die Zeiten, in denen auch wirklich nichts rund läuft die sind, von denen wir am am Meisten profitieren. Macht die Sache zwar nicht einfacher, aber wenigstens weiß ich dadurch, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Aber zurück zum Thema: Nachdem die Deutschprüfungen vorbei waren, gab es für mich erst einmal nichts mehr zu tun – Lotte kümmerte sich wegen ihrer Gesangs- und Chorausbildung hervorragend und zeitintensiv um die Weihnachtsfeier; übte mit den Kleinen also fleißig Lieder singen und mehr. Ich hingegen saß ein bisschen auf dem Trockenen, sprich: Hatte nicht so richtig etwas zu tun. Wie begeistert war ich daher, als ich einer Klasse den Unterschied zwischen there is bzw there are und hay bzw. estar erklären sollte. Hay deutet im Spanischen lediglich die Existenz des Objekts an, estar hingegen benutzt man, wenn man weiß, wo sich das Objekt befindet.

Sagen wir mal vorsichtig, dass die Stunde mit den Kindern suboptimal gelaufen ist. Jedenfalls kam ich mir ein wenig verlassen vor und da ich nach dieser Stunde auch nichts mehr wirklich zu tun hatte, kam ich mir wieder etwas überflüssig vor. Así es la vida, klar, aber irgendwie nervts einen dann doch schon: nicht richtig dazugehören, auch irgendwie keine Heimat zu haben und so weiter. Geholfen hat dann vor allem die Tatsache, das ich bereits nach wenigen Tagen wieder voll in der Arbeit steckte 😀

Bevor sich jetzt also der große Strom der Mitleidsbekundungen über mich ergießt: Alles locker. Ich wollte nur mal diese Episode erzählen, denn nicht immer läuft alles glatt. Das wäre ja auch wirklich langweilig. Außerdem: Wo Schatten ist, gibt es bestimmt auch ein Licht. Und ohne Schatten wüsste man nicht, dass es überhaupt ein Licht gibt 😉





A Dog’s Life

16 11 2009

Der Hund hat grade eine meiner fein säuberlich verschlossenen und vor der Tür deponierten Mülltüten auf den Rasen verschleppt. Anscheinend füttere ich ihn doch nicht genug.





Liebe geht durch den Magen

21 10 2009

Deswegen teile ich heute meinen Kühlschrank mit euch, bevor ich packe um reisefertig zu sein für Chile morgen:

Klein, aber fein: Der Vorratskühlschrank

Klein, aber fein: Der Vorratskühlschrank

Die darin enthaltenen Gegenstände in loser Reihenfolge:

  • Oben im Gefrierfach Spinat (hat Anja hier liegenlassen) und Hamburger „estilo casero“ (mjam!)
  • Mais
  • 4 Liter Bier (gut versteckt)
  • Zwiebeln
  • Ingwerknolle zum lecker Tee machen wenns doch mal wieder kalt wird (wie heute)
  • Dulce de Leche, das Nutella Argentiniens (und soviel vielseitiger!)
  • Schmierkäse mit Schinkengeschmack (kein Witz!)
  • ein bisschen handgemachte Schoki (mjam! Ich war tatsächlich in einem der Schokoladenläden drin und es lohnt sich durchaus.)
  • Ketchup und Senf (der Senf hier ist ein bisschen merkwürdig. Ich vernehme aus dem Kollegium, in Chile gäbe es richtigen zu erschwinglichen Preisen – in Chile ist eh alles billiger)
  • Trinkjoghurt mit Erdbeergeschmack
  • Zitronen
  • Streukäse
  • Oliven
  • Salami
  • Milch und Dulce-de-Leche-Likör (s.o., ist allerdings bäh und von Anja hier hinterlassen worden, ich werds demnächst mal an Lotte verfüttern)
  • eine Tomate, die sich hinter
  • der großen roten Tüte von Mamuschka versteckt; Mamuschka ist angeblich die beste der Schokofabriken hier. Die Tüte stellt mein Gastgeschenk an die chilenische Gastfamilie dar, wir bleiben nämlich über Nacht. Sollte ich doch irgendwie in der JuHe oder ähnlich unterkommen, mampf ich das Zeug halt selbst.

Soweit in aller Kürze. Jetzt muss ich aber wirklich packen. Heute hat alles etwas länger gedauert, weil ich selber ñoquis gemacht hab. Das hat super funktioniert und extrem gut geschmeckt, allerdings auch eine Sauerei gemacht. Deswegen jetzt alles so husch-husch hier. Ich höre gerüchteweise, das in Deutschland der Winter herannaht, deshalb gebe ich euch für die nächsten zwei Tage, in denen ich Urlaub im Rockland Chile mache, ganz viel Wärme und Licht mit auf den Weg:

Da ging mir ein Licht auf: "Voll die gute Idee, Glühbirnen zu kaufen, dann ist es auch wieder heller hier!"

Da ging mir ein Licht auf: "Voll die gute Idee, Glühbirnen zu kaufen, dann ist es auch wieder heller hier!"





There is no spoon.

16 10 2009

Am Montag und Dienstag bin ich umgezogen und wohne jetzt direkt unter Lotte. Bisher hatte Anja hier gewohnt, nun nenne ich sie mein Eigen. Zuerst wollte ich überhaupt nicht hier einziehen; das Zimmer erschien mir düster und unwohnlich und generell i bäh.

Hier fehlt definitiv noch mehr Wandschmuck.

Dann allerdings ging mir meine Hotelabstellkammer mit der Zeit tierisch auf den Sack – aus genau diesen Gründen. Die war nämlich wirklich üärks. Außerdem stellt sich heraus, dass es unglaublich schwierig ist, eine möblierte Wohnung mit Internet zu bekommen, darüber hinaus noch eine für ein ganzes Jahr und dann dazu möglichst nah am Zentrum – ich bin ja immer zu Fuß unterwegs. Außerdem hat es mir Anja ziemlich leicht gemacht, mich hier wohlzufühlen, indem sie ihren halben Hausrat hier liegen ließ, der z.B. aus Räucherstäbchen, schönen(!) Tellern, einer prall gefüllten Essenskammer und einem knallbunten Regenschirm (vergessen) besteht. Nachdem auch das gewisse Mindestmaß an Unordnung herrscht und ich im Chaos all der mir vertrauten Dinge hocke (merkwürdig, wie man so an Dingen hängen kann), fühle ich mich langsam wirklich wohl. War wohl  nur eine Kopfsache. Wie schon Neo erkennen musste: „There is no spoon.“

Dennoch bleibt einiges zu tun:

  • Glühbirnen austauschen
  • Cinch-Kabel für den Fernseher kaufen#
  • Herausfinden, wie man mehr als ein Rinnsal warmes Wasser aus der Leitung bekommt (mal sehen, ob das irgendwelche Auswirkungen auf meine persönliche Hygiene haben wird 😉 )
  • Kleiderhaken in die Wand donnern
  • Töpfe und Pfannen kaufen
  • größere Backform anschaffen
  • Pfefferstreuer kaufen (einen Salzstreuer in Form eines psychedelisch bemalten Schweinchens habe ich bereits gefunden)
  • von Hand spülen lernen
  • Handtücher kaufen
  • frische Bettwäsche einkaufen sowie
  • nicht bis zur letzten Faser durchgelegene Matratzen organisieren
  • Anjas Sojaschnitzel aufessen
  • einen Riegel an die Tür anbringen, die leider nicht mehr richtig ins Schloß fällt

usw. usf.

Was die Matratzen angeht, so hatte ich auch schon im Hotel derbst durchgelegene gehabt. Gerüchten zufolge ist das hier wohl häufig anzutreffen, da Matratzen gemessen an übrigen Kosten für den Haushalt wohl schweinisch teuer sind. Da muss ich mal nachforschen, bevor wir jetzt alle ein falsches Bild der Schlafsituation Argentiniens haben 😛

Wie man erkennen kann, sind die Wänder jedoch noch ein wenig nackig. Daher fordere ich jetzt höflichst jedermann und jederfrau, die des Lesens und Schreibens mächtig ist auf, mir an folgende Adresse was zum Hängen und/oder erfreuen zu senden:

Timon Traub

Las Piedras 666 (Völliger Ernst!)

8400 San Carlos de Bariloche

ARGENTINA

Bitte keine Wertsachen schicken; Briefe aus dem Ausland werden hin und wieder geöffnet, bevor sie ankommen.

Blick ins Zimmer mit freundlich stimmender Unordnung

Auf den Bildern sieht man übrigens meine bescheidene Behausung (ist klar) sowie die Experimentalbackwerkstatt, die ich mir eingerichtet habe (und für die ich von Lotte immer schmachtende Blicke zugeworfen bekomm, wenn ich ankündige, wieder zu backen). Das hat damit zu tun, dass wir Deutschen ja unglaublich brotverwöhnt sind. Entweder ich habs auf meinen bisherigen Reisen immer verpasst oder es gibt tatsächlich nur wenige Flecken auf dieser Erde, wo man richtig ordentliches Brot bekommt. Oder die deutsche Definition eines „gescheiten Brotes“ ist sehr seltsam. Sei es wie es sei, mit dem hier käuflichen Brot findet man keine Freunde. Entweder es ist Toast (wobei es eine gigantische Auswahl an den verschiedensten Sorten – auch viel Vollkorn – gibt), oder es handelt sich um Baguette. Eine Randerscheinung stellt der Vollkornkonditor am Fuße des Berges hier dar, der auch normales Brot backt. Das allerdings ist ein wenig fad. Sobald ich hier einen leckeren Bäcker finde, melde ich mich wieder. Worauf sich die Argentinier allerdings vorzüglich verstehen, ist die Herstellung von facturas, kleinen (zumeist Hefe-)Teilchen, die süß und unwiderstehlich sind.

Helga, eine der Lehrerinnen bei uns, verstand unser Geklage jedenfalls vollauf und gab mir ein Rezept für Roggenmischbrot auf den Weg – dieses habe ich bereits veröffentlicht und nach einigen Durchläufen noch ein wenig nach Gusto abgeändert.

Backe backe Brot: Hefe, Vollkornmehl, Apfelessig, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, 3kg Roggenmehl und mehr Vollkornmehl. Auf der Heizung steht Erwin, der Sauerteig. Irgendwo versteckt sich auch noch ein wenig weißes Mehl.

Derart auf den Geschmack des Backens gekommen (und von Lottes träumerischen Blicken angespornt) entsann ich mich meiner Mama, die großer Sauerteigfan ist. Nach ein bisschen Recherche und Erinnerungen an Aussprüche unserer Ernährungsberaterin stellte ich fest, dass das doch gar nicht sooo schwierig sein könnte.

So also kam Eines zum Anderen und ich setzte mir einen Sauerteig an. Der riecht zwar merkwürdig, aber Forumsberichten nach zu Folge ist „merkwürdig“ viel besser als „schlecht“. Alles Teil des Gärungs- und Verhefungsprozesses. Wer jemals einen Herrmann oder ähnliche Späße herangezüchtet hat, kennt das Prinzip eines Sauerteigs bereits.

Das (noch) mit vielen kahlen weißen Wänden ausgestattete Badezimmer. Hier bist DU gefragt!

Roggenmehl und Wasser in eine Schüssel geben, umrühren, warm stellen, warten. Dann immer brav füttern. Heute (nach 3 Tagen) habe ich nach meiner Rückkehr in mein Häuschen auch artig gefüttert und drei Stunden später (als ich grade dabei war, mein Hefe-Roggenbrot anzumischen) drohte der Sauerteig über den Rand der Schüssel zu treten, da sich das Volumen etwa verdoppelt hatte. Kurz entschlossen entschied ich mich zur Entschärfung der Situation ein wenig Sauerteig ins Roggenbrot reinzugießen. Mehr Triebkraft könnte ja nicht schaden, dachte ich.

Dachte ich.

In der Backform sah auch alles aus wie die Male davor; der Teig füllte die Form bis an den Rand aus und innerhalb von 5 Minuten ging er auch nicht mehr wirklich auf; höchstens noch ein paar Millimeter.

Nach fünf Minuten im Ofen allerdings hatte ich den Salat: Der Teig war aus der Form förmlich herausgeschossen und hatte 50% der Höhe der Form zusätzlich nach oben gewonnen.

Das fertige Ergebnis ist optisch sehr skurril, ich verspreche mir jedoch lecker lecker mjam mjam. Angeschnitten wird erst morgen, wenn es ausgekühlt ist. Lotte werde ich ihren Teil vermutlich einfach vor die Tür legen, damit sie mich nicht vor Begeisterung übers Treppengeländer nach unten schubst oder so. Quatsch, alles nur Spaß 😉

Ich bin bestimmt der einzige Bekloppte, der seinen Bloglesern aus 12500 Kilometern Entfernung derart detailliert übers Brotbacken berichtet.

Technorati : , , , ,
Del.icio.us : , , , ,
Zooomr : , , , ,
Flickr : , , , ,





The Fox, The Crow and the Cookie

9 10 2009

Che ihr Lieben,

eigentlich wollte ich das ganze ja pompöser aufziehen, so wie der Bobby, dessen vorzügliche Inspiration uns heute zum Abendessen gedient hat.

Macht nichts, denn wer Brot will, soll trotzdem welches kriegen:
Man braucht:

  • 500ml lauwarmes Wasser
  • 300g Roggenmehl (centeno, gibts bei uns im Reformhaus od. eventuell beim Bäcker)
  • 200g integral (Vollkornmehl, bloß nicht das harina tipo #0000 kaufen, das taugt net. Gibts bei uns im gut sortierten Supermarkt)
  • 50g Hefe (bei uns reichen 10g trockenhefe, auf der allerdings auch draufsteht: uselo como 50g de levadura)
  • Apfelessig
  • Zucker
  • Salz
  • Körner nach Belieben

Das ganze ist so simpel, dass ich zuerst dachte, es könnte nie funktionieren, aber das Ergebnis belehrte mich eines besseren.

  1. Wasser, Hefe, jeweils 2 EL Zucker und Apfelessig sowie 2TL Salz miteinander verrühren – für die Interessierten: lauwarmes Wasser, Zucker und Hefe sind die idealen Partner, die Hefe kann im Warmen besser arbeiten und der Zucker liefert Energie. Das Salz ist für den Geschmack und das Roggenmehl braucht den Essig, damit es eine angenehme Kruste bilden kann. Roggenmehl hat ein Enzym names Phytin, welches die Krustenbildung normalerweise verhindert. Durch die Essigsäure wird dies unterbunden)
  2. Mehl abmessen und nach Belieben mit Sonnenblumkernen, Sesam, Haferflocken etc garnieren.
  3. Alles zusammen rühren (gibt einen ziemlichen eklig klebrigen Teig)
  4. Ab damit in die gefettete Backform#
  5. Eine Stunde in den Ofen (Temperaturangaben entfallen, da Gas=heiß)

Essen. Ohne Witz, das wars. Wer will, kann den Teig ruhig auch noch etwas stehen lassen, um zu gehen, das bringt nicht viel, aber etwas. Guten Hungä, ich geh jetzt ins Bett weil wegen morgen Cerro Tronador und so. Da begucken wir uns einen Gletscher. Wenn die Energie noch reichen sollte, gibt es morgen auch ein Wochenupdate.





Preisfrage #2 / Momentaufnahme #3

9 10 2009

Okay, der ist jetzt aufgrund vorangegangener Einträge recht leicht zu erraten:

Was da wohl geschieht?

Was da wohl geschieht?

Ganz einfach:

  1. a) Ich kotze grade und höre dabei Musik
  2. b) Ich tu so als würd ich kotzen und fotografiere mich dabei
  3. c) Ich habe grade eine tote Ratte entdeckt, während ich auf dem Klo saß und Mate schlürfte.

Richtig ist natürlich ʇǝpıq ɯı ǝqnʇ ɹǝp uı ıǝɹ ʇıɯ ǝɥɔsǝɐʍzʇnɯɥɔs ǝuıǝɯ ǝpɐɹƃ ǝɥɔsɐʍ ɥɔı





Red Sky

20 09 2009

Ich lebe allein – I can do whatever the fuck I want, wie zum Beispiel mich durch alle Rebsorten die hier so wachsen durchsaufen (gestern: Merlot, nichts für mich, morgen: Cabernet Sauvignon). Es ist aber auch lustig, jeder Supermarkt hier hat seine ungeheure Auswahl an mehr oder minder erlesenen Alkoholika direkt am Eingang platziert ;). Oder auch: heute zum Abendessen Hamburger im Kochtopf braten! Das lag jedoch eher daran, dass es mir an geeignetem Kochgeschirr mangelt als an ungebundener spontan-künstlerischer Eigenwilligkeit.

Man verzeihe mir den Kraftausdruck am Anfang, aber momentan macht sich ein ganz merkwürdiges, aber angenehmes Gefühl in mir breit: Ich stehe weitestgehend auf eigenen Füßen. Ich kann zwar „kein“ Argentinisch, merke aber tagtäglich Fortschritte und bin in der Lage, die Dinge, die ich sagen will zu kommunizieren. Dass es dabei durchaus an Eleganz mangelt – keine Frage, aber ich bin zumindest nicht auf fremde Hilfe angewiesen … solange man zu „fremde Hilfe“ keine anderen Fremdsprachen zählt 😀

Zu diesem Hochgefühl trägt sicher auch bei, dass ich heute zwei neue Einblicke in mein Leben erhalten habe. Lese den Rest dieses Eintrags »





Me llaman calle

17 09 2009

[youtube 76kQSQtv3rA]

Den Titel hab ich übrigens nur gewählt, um die Leute, die Spanisch (ehpañol) sprechen, zum Grinsen zu bringen. Hier wird das nämlich anders ausgesprochen, und zwar konsequent. Außerdem mag ich Manu Chao.

Es gibt viel Neues und dabei doch so wenig.

Ich weiß nicht genau ob man sich das so fern ab des Geschehens hier so plastisch im Kopfe vorstellen kann, aber ich sitze grade bei Lotte (weil ich hier im Warmen und mittlerweilen auch Hellen surfen kann) und kriege eine ausgewachsene Schreibblockade beim Versuch, die Tage seit dem letzten Blogeintrag zu rekapitulieren.

Wasserfall

Wasserfall

Dazu etwas zur momentanen Allgemeinsituation: Die Heizung funktioniert wieder und da ich aus Fehlern klug geworden bin, lass ich sie jetzt 24/7 auf voller Leistung laufen. Leider ändert das wenig daran, dass ich mich morgens beim Aufstehen fühle wie beim Zelten im Polareis – das Haus ist nämlich äußerst empfänglich für kalten Wind, der durch sämtliche Ritzen kriecht. Also besteht meine erste Aktion morgens darin, mich nicht so anzustellen (was mir meistens aufgrund des mollig warmen Betts und des bitterkalten Hauses nicht recht gelingt) und dann runter in die Küche zu gehen, Lese den Rest dieses Eintrags »








Zur Werkzeugleiste springen