Me llaman calle

17 09 2009

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Den Titel hab ich übrigens nur gewählt, um die Leute, die Spanisch (ehpañol) sprechen, zum Grinsen zu bringen. Hier wird das nämlich anders ausgesprochen, und zwar konsequent. Außerdem mag ich Manu Chao.

Es gibt viel Neues und dabei doch so wenig.

Ich weiß nicht genau ob man sich das so fern ab des Geschehens hier so plastisch im Kopfe vorstellen kann, aber ich sitze grade bei Lotte (weil ich hier im Warmen und mittlerweilen auch Hellen surfen kann) und kriege eine ausgewachsene Schreibblockade beim Versuch, die Tage seit dem letzten Blogeintrag zu rekapitulieren.

Wasserfall

Wasserfall

Dazu etwas zur momentanen Allgemeinsituation: Die Heizung funktioniert wieder und da ich aus Fehlern klug geworden bin, lass ich sie jetzt 24/7 auf voller Leistung laufen. Leider ändert das wenig daran, dass ich mich morgens beim Aufstehen fühle wie beim Zelten im Polareis – das Haus ist nämlich äußerst empfänglich für kalten Wind, der durch sämtliche Ritzen kriecht. Also besteht meine erste Aktion morgens darin, mich nicht so anzustellen (was mir meistens aufgrund des mollig warmen Betts und des bitterkalten Hauses nicht recht gelingt) und dann runter in die Küche zu gehen, um einen Gasbrenner auf volle Möhre zu drehen (mmmh, warm!) und den anderen auf Sparflamme zu schalten, damit der Morgentee vogelfertig ist, wenn ich aus der (mittlerweile wieder angenehm heißen) Dusche komme. Ich habe heute gelernt, wie das Bidet im Badezimmer funktioniert; selbiges ist übrigens immer noch überschwemmt. Noch ein Grund, warum ich wieder bei Lotte sitze. Ja kann ich denn ahnen, dass da so eine Fontäne rauskommt? 😀

Ich habe inzwischen auch auf die harte Tour gelernt, aus welchen Tellern ich Cornflakes essen kann und aus welchen eher nicht. Die zum Beispiel, die schon dreimal geklebt worden sind, scheiden aus.

Lotte beim Fotografieren.

Lotte beim Fotografieren.

Ganz offensichtlich brauche ich schnellstmöglich eine neue Bleibe, nur woher die Zeit nehmen um eine zu suchen? Anja (die direkt unter Lotte wohnt) zieht Mitte Oktober aus und die Vermieterin der beiden ist wohl ganz scharf drauf, mich als Nachmieter zu verpflichten. Allerdings ist Anjas Wohnung von der Lage und vom Wohlgefühl her eher so eine Kellerkind-Angelegenheit. Dazu kommt, dass ich wirklich nicht in so direkter Nähe zu Charlotte wohnen mag, da ich sonst wahrscheinlich außerhalb der Schule (wo sich das schon stark in Grenzen hält) kaum Spanisch sprechen werde. Ich mag die Vermieterin (Aylin) jetzt nicht so vor den Kopf stoßen, aber dort wohnen … na-ah. Vor allem für ein ganzes Jahr. Bleibt die Frage nach der Alternative: es müsste bezahlbar sein – Bariloche ist ein Touristenort – und sowohl in der Nähe der Schule wie auch Lottes Wohnung liegen, damit ich alle meine Wege zu Fuß erledigen kann. Fahrrad fährt hier keiner (schon man im Sauerland gewesen oder versucht in Wuppertal Fahrrad zu fahren? jaaaa… Bariloche ist schlimmer), wozu auch, Benzin kostet selbst hier 3,5 Pesos ($) pro Liter (wobei 1€=5,6$). Daher die räumliche Nähe. Letztlich ist es mir wichtig, dass die Wohnung möbliert, möglichst komplett ausgestattet – ich denke hier an heiles(!) Geschirr – und mit W-Lan versehen sowie HELL ist. Mein kleines Häuschen ist selbst bei Sonnenschein stockfinster. Nicht sooo cool.

Kirche in Llao Llao

Kirche in Llao Llao

Darüber hinaus gehen langsam die ersten Anfragen anderer Freiwilliger (sprich Hannah und Thomas, der RSS-Mann) hier ein, wann man denn mal zu Besuch kommen könnte. Bariloche ist halt voll die Partystadt. Heute sahen wir die ersten Busladungen voll Bonaerenser Studenten, die ihren Abschluss hier besaufen. Tatsächlich ist JEDEN Abend hier etwas los; heute abend bspw. hätte ich, wäre nicht so dermaßen platt, gut Lust gehabt zu Reggae und Rock im Irish Pub mir einen hinter die Binde zu gießen. Stattdessen sitz ich hier und halte euch auf dem Laufenden. Ein bisschen Anerkennung, bitte.

Obwohl natürlich grade Hannah und Thomas auch kommen könnten, weil sie mich nett finden. Hmmm. 😉

Und jetzt noch „kurz“ etwas zur Schule:

Das Instituto Primo Capraro hat wohl ca. 800 Schüler vom KiGa bis zur 12, ist Teil des Pasch-Netzwerks, bereitet auf das deutsche Sprachdiplom vor und besteht bereits seit mehr als 100 Jahren. Momentan sind Lotte und ich noch in der „Orientierungsphase“, d.h. wir schnuppern in den Betrieb rein und schaun, was wir dauerhaft betreuen mögen. Zum einen dürfen deshalb später kommen und früher gehen als üblich (sehr angenehm!) zum anderen – so unglaublich das klingen mag – macht es den Alltag anstrengender, weil wir keinem festen Stundenplan folgen (sehr angenehm), sondern dauernd, wirklich andauernd von Leuten angequatscht werden, die uns Angebote machen. Und wenn 5 Leute gleichzeitig in hohem Lautstärkepegel in zwei Sprachen auf dich einreden, dann kriegste halt Kopfschmerzen 😀

Nein, ganz so schlimm ist es dann natürlich nicht. Die Kids und die Lehrer sind der Hammer, die Lehrerzimmer laut, bunt und fröhlich (no kidding!) und es mangelt tatsächlich nicht an Sachen, die man anpacken könnte. Fluch und Segen zugleich 😉 Im Moment wäre ich dankbar für ein paar ruhige Tage, daher kommt mir das lange WE, das morgen Nachmittag beginnt, auch sehr entgegen.

Die momentan wichtigsten Dinge im Überblick:

El Arroyo

El Arroyo

  • Lotte tendiert hin zur Unterstufe (bis 7. Stufe), ich hingegen eher zur Oberstufe. Das finden alle Beteiligten gut.
  • Ich werde von Anfang an (und der wird morgen um 9 sein) eine Rockband betreuen, die am 24. Oktober mit mir nach Osorno in Chile fährt (also gleich hinter den Anden) um dort am Wettbewerb der Rockbands deutscher Schulen teilzunehmen. Die Jungs wollten zuerst Rammstein spielen, bis wir ihnen schonend beigebracht haben, dass „Mein Teil“ eventuell nicht das richtige für den Rahmen der Veranstaltung ist. Ich persönlich wär ja für Jan Delay – Oh Johnny, aber wir werden uns morgen sicherlich auf etwas einigen können. Lotte wird im Verlauf aushelfen, wo sie kann und ebenfalls zum Wettbewerb mitfahren.
  • Die Zwölfer bereiten sich auf ihre Sprachdiplomprüfung vor und wir drei (Anja, Lotte und ich) helfen, wo wir können.
  • Lago Nahuel Huapi

    Lago Nahuel Huapi

    Lotte singt im Chor

  • Ich würde gerne auch Englisch unterrichten
  • Anja, die hier für ihr Studium ein Praktikum macht, muss eigenständig Unterrichtsstunden abhalten, und damit das gelingt, helfen Lotte und ich tatkräftig mit.
  • Wir beiden sollen außerdem eine Bestandsaufnahme der deutschen Bücherei der Schule durchführen.

So weit für heute, mir fallen die Augen zu. Die Bilder, die ihr seht, sind übrigens während der heutigen Rundfahrt durch die kilómetros („Außenbezirke“) mit der Vermieterin der beiden Mädels entstanden. Die Gegend hier ist schon wild, ungezähmt und … patagonisch 😀

Hotel Llao Llao

Hotel Llao Llao


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