Wort zum Sonntag III

6 12 2009

Wie man ja so weiß, hat das Leben (grade fern derjenigen, die einem am Herzen liegen) nicht nur Vorteile. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

[youtube GKK5Gg2Vk6w]

I am in exile, a sojourner
A citizen of some other place
All I’ve seen is just a glimmer in a shadowy mirror
But I know, one day we’ll see face to face

I am a nomad, a wanderer
I have nowhere to lay my head down
There’s no point in putting roots too deep when I’m moving on
Not settling for this unsettling town

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

I am a pilgrim, a voyager
I won’t rest until my lips touch the shore
Of the land that I’ve been longing for as long as I’ve lived
Where there’ll be no penalties anymore

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

Dustin Kensrue weiß halt ganz genau wovon er spricht; die Abwesenheit von Tochter und Frau hat er mit seiner Band Thrice bereits im vorangegangenen Konzeptalbum außerordentlich eindrücklich verarbeitet.

Dieser Blogeintrag entstand vor etwa drei Wochen, als ich in einer dieser Phasen steckte, die nun einmal Teil des Ganzen sind: Ich fühlte mich einfach ein wenig fehl am Platze, die Decke in meiner kleinen Wohnung fiel mir auf den Kopf, die Beengtheit in ebendieser engte auch mich ein, das Wetter spielte verrückt, vermisste meine Lieben furchtbarst, ärgerte mich maßlos über die Ungeheuer Kinder in der Schule, mir gelang nichts so, wie ich es wollte…

Diese Zeiten gehören dazu. Wer Little Miss Sunshine (übrigens auf meiner persönlichen Top 5 der besten Filme aller Zeiten) gesehen hat, weiß, dass grade die Zeiten, in denen auch wirklich nichts rund läuft die sind, von denen wir am am Meisten profitieren. Macht die Sache zwar nicht einfacher, aber wenigstens weiß ich dadurch, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Aber zurück zum Thema: Nachdem die Deutschprüfungen vorbei waren, gab es für mich erst einmal nichts mehr zu tun – Lotte kümmerte sich wegen ihrer Gesangs- und Chorausbildung hervorragend und zeitintensiv um die Weihnachtsfeier; übte mit den Kleinen also fleißig Lieder singen und mehr. Ich hingegen saß ein bisschen auf dem Trockenen, sprich: Hatte nicht so richtig etwas zu tun. Wie begeistert war ich daher, als ich einer Klasse den Unterschied zwischen there is bzw there are und hay bzw. estar erklären sollte. Hay deutet im Spanischen lediglich die Existenz des Objekts an, estar hingegen benutzt man, wenn man weiß, wo sich das Objekt befindet.

Sagen wir mal vorsichtig, dass die Stunde mit den Kindern suboptimal gelaufen ist. Jedenfalls kam ich mir ein wenig verlassen vor und da ich nach dieser Stunde auch nichts mehr wirklich zu tun hatte, kam ich mir wieder etwas überflüssig vor. Así es la vida, klar, aber irgendwie nervts einen dann doch schon: nicht richtig dazugehören, auch irgendwie keine Heimat zu haben und so weiter. Geholfen hat dann vor allem die Tatsache, das ich bereits nach wenigen Tagen wieder voll in der Arbeit steckte 😀

Bevor sich jetzt also der große Strom der Mitleidsbekundungen über mich ergießt: Alles locker. Ich wollte nur mal diese Episode erzählen, denn nicht immer läuft alles glatt. Das wäre ja auch wirklich langweilig. Außerdem: Wo Schatten ist, gibt es bestimmt auch ein Licht. Und ohne Schatten wüsste man nicht, dass es überhaupt ein Licht gibt 😉





All The World Is Mad

24 10 2009

Ich fühle mich, als hätte ich eine Weltreise hinter mir. Das mag auch daran liegen, dass ich mich heute beinahe selber ins Krankenhaus eingewiesen hätte. Nun denn. Das Andere vor dem Einen, weil die Begebenheit von heute morgen schneller erzählt ist:

Die Übeltäterin

Die Übeltäterin

Dies ist eine Packung Milch, wie sie in Argentinien, besonders aber im Supermarkt unseres Vertrauens üblich ist. Mit dieser Packung einher kommt aber ein recht hoher Preis sowie mehr Verpackungsmüll. Um also beides zu mindern, kauften wir Milch in Plastiktüten. Zuhause stand ich nun also vor dem Problem, wie ich die einmal angebrochene Milchtüte nun im Kühlschrank aufbewahren sollte. Einfach so hinlegen bot sich ja nun doch nicht an. Dementsprechend verfiel ich auf die geniale Idee, die stabile Milchpackung mit kochendem Wasser auszuspülen und somit für das Umfüllen der Milchtüte fit zu machen. Ich nahm also den Kessel kochenden Wassers vom Herd und füllte das sprudelnde Nass in die Packung nei und verschloss diese umgehend mit dem dazugehörigen roten Deckel. Dann schüttelte ich ein wenig, um auch alle Flecken und Ecken des Packungsinneren zu erreichen und legte die Packugn danach hin, damit sich das Wasser abkühlen möge. Just als ich mich abwendete, passierte das nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten unausweichbare: Durch den Wasserdampf wurde der Druck im Inneren so stark, dass der Deckel abflog und mir eine Fontäne kochend heißen Wassers auf den Bauch spritzte.

Da ich kein Eis bei mir habe und mit der Situation generell ein wenig überfordert war („Ach, das kann so schlimm doch nicht sein, tut auch kaum weh…“) ging ich nach oben zu Lotte, die auf meine Schilderung äußerst entsetzt reagierte und mir ihre Eiswürfel anbot sowie ein wenig frischen Schnee ins Haus holte, damit ich mich abkühlen konnte. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich also damit, Eis und Schnee auf meinem Bauch zu schmelzen. Dies hielt dann auch den Schmerz in Grenzen. Als ich mich dann allerdings fertig machte um zur Arbeit zu gehen (heute war Oktoberfest bei uns in der Schule) und demzufolge kein Eis mehr auf dem Bauch hatte, meldete sich der Schmerz mit aller Wucht. Solche Schmerzen hab ich wohl noch nie gehabt. Ich hätte einfach nur schreien können. „Hmm“, denke ich mir, „schreien is nix gut, nimmste mal ein paar Ibuprofen.“

Die arme Unschuldige, wenn sie nur wüsste, was ich ihretwegen erlitt

Die arme Unschuldige, wenn sie nur wüsste, was ich ihretwegen erlitt

Lange Geschichte ganz kurz: Ibuprofen hat nix gebracht, wir also durch den strömenden Schneeregenmatsch unter unsäglichen Qualen meinerseits (wer immer schon mal wissen wollte, warum kochende Flüssigkeiten eine so allseits beliebte Foltermethode waren, der wiederhole mein Experiment) zur Apotheke gelaufen. Pech gehabt – Siesta. Notfallapotheke am anderen Ende der Stadt. Taxi gerufen, hingefahren, Situation geschildert, sehr hilfsbereite und freundliche Apothekerin erwischt, Salbe bekommen, Taxi gerufen und nach Hause gefahren. Ich muss wohl ein ziemlich schmerzverzerrtes Gesicht gemacht haben, denn unsere Fahrerin fragte mich, ob es wohl draußen sehr kalt wäre. Als ich ihr dann erklärte, was passiert war, legte sie einen Zahn zu, damit wir schneller zu Hause wären. Sehr freundlich.

Inzwischen ist schmerztechnisch alles ok, allerdings bin ich von der ganzen Aktionen und den Drogen derart benebelt, dass ich zum Oktoberfest jetzt leider zu Hause sitzen muss. Ich war kurz da um mich mal umzuschauen, merkte aber schnell, dass eine feuchtwarme Turnhalle in der Leute bayerische Volkstänze aufführten nicht so der Ort war, an dem ich wohl genesen würde. Also ging es für mich recht bald wieder durch den Schneematsch nach Hause.

Wer wissen will, warum ich die ganze Zeit von Schnee rede, wo es doch eigentlich Frühling ist und wieso ich am Anfang von einer Weltreise redete wird hierhin weitergeleitet.





Liebe geht durch den Magen

21 10 2009

Deswegen teile ich heute meinen Kühlschrank mit euch, bevor ich packe um reisefertig zu sein für Chile morgen:

Klein, aber fein: Der Vorratskühlschrank

Klein, aber fein: Der Vorratskühlschrank

Die darin enthaltenen Gegenstände in loser Reihenfolge:

  • Oben im Gefrierfach Spinat (hat Anja hier liegenlassen) und Hamburger „estilo casero“ (mjam!)
  • Mais
  • 4 Liter Bier (gut versteckt)
  • Zwiebeln
  • Ingwerknolle zum lecker Tee machen wenns doch mal wieder kalt wird (wie heute)
  • Dulce de Leche, das Nutella Argentiniens (und soviel vielseitiger!)
  • Schmierkäse mit Schinkengeschmack (kein Witz!)
  • ein bisschen handgemachte Schoki (mjam! Ich war tatsächlich in einem der Schokoladenläden drin und es lohnt sich durchaus.)
  • Ketchup und Senf (der Senf hier ist ein bisschen merkwürdig. Ich vernehme aus dem Kollegium, in Chile gäbe es richtigen zu erschwinglichen Preisen – in Chile ist eh alles billiger)
  • Trinkjoghurt mit Erdbeergeschmack
  • Zitronen
  • Streukäse
  • Oliven
  • Salami
  • Milch und Dulce-de-Leche-Likör (s.o., ist allerdings bäh und von Anja hier hinterlassen worden, ich werds demnächst mal an Lotte verfüttern)
  • eine Tomate, die sich hinter
  • der großen roten Tüte von Mamuschka versteckt; Mamuschka ist angeblich die beste der Schokofabriken hier. Die Tüte stellt mein Gastgeschenk an die chilenische Gastfamilie dar, wir bleiben nämlich über Nacht. Sollte ich doch irgendwie in der JuHe oder ähnlich unterkommen, mampf ich das Zeug halt selbst.

Soweit in aller Kürze. Jetzt muss ich aber wirklich packen. Heute hat alles etwas länger gedauert, weil ich selber ñoquis gemacht hab. Das hat super funktioniert und extrem gut geschmeckt, allerdings auch eine Sauerei gemacht. Deswegen jetzt alles so husch-husch hier. Ich höre gerüchteweise, das in Deutschland der Winter herannaht, deshalb gebe ich euch für die nächsten zwei Tage, in denen ich Urlaub im Rockland Chile mache, ganz viel Wärme und Licht mit auf den Weg:

Da ging mir ein Licht auf: "Voll die gute Idee, Glühbirnen zu kaufen, dann ist es auch wieder heller hier!"

Da ging mir ein Licht auf: "Voll die gute Idee, Glühbirnen zu kaufen, dann ist es auch wieder heller hier!"





There is no spoon.

16 10 2009

Am Montag und Dienstag bin ich umgezogen und wohne jetzt direkt unter Lotte. Bisher hatte Anja hier gewohnt, nun nenne ich sie mein Eigen. Zuerst wollte ich überhaupt nicht hier einziehen; das Zimmer erschien mir düster und unwohnlich und generell i bäh.

Hier fehlt definitiv noch mehr Wandschmuck.

Dann allerdings ging mir meine Hotelabstellkammer mit der Zeit tierisch auf den Sack – aus genau diesen Gründen. Die war nämlich wirklich üärks. Außerdem stellt sich heraus, dass es unglaublich schwierig ist, eine möblierte Wohnung mit Internet zu bekommen, darüber hinaus noch eine für ein ganzes Jahr und dann dazu möglichst nah am Zentrum – ich bin ja immer zu Fuß unterwegs. Außerdem hat es mir Anja ziemlich leicht gemacht, mich hier wohlzufühlen, indem sie ihren halben Hausrat hier liegen ließ, der z.B. aus Räucherstäbchen, schönen(!) Tellern, einer prall gefüllten Essenskammer und einem knallbunten Regenschirm (vergessen) besteht. Nachdem auch das gewisse Mindestmaß an Unordnung herrscht und ich im Chaos all der mir vertrauten Dinge hocke (merkwürdig, wie man so an Dingen hängen kann), fühle ich mich langsam wirklich wohl. War wohl  nur eine Kopfsache. Wie schon Neo erkennen musste: „There is no spoon.“

Dennoch bleibt einiges zu tun:

  • Glühbirnen austauschen
  • Cinch-Kabel für den Fernseher kaufen#
  • Herausfinden, wie man mehr als ein Rinnsal warmes Wasser aus der Leitung bekommt (mal sehen, ob das irgendwelche Auswirkungen auf meine persönliche Hygiene haben wird 😉 )
  • Kleiderhaken in die Wand donnern
  • Töpfe und Pfannen kaufen
  • größere Backform anschaffen
  • Pfefferstreuer kaufen (einen Salzstreuer in Form eines psychedelisch bemalten Schweinchens habe ich bereits gefunden)
  • von Hand spülen lernen
  • Handtücher kaufen
  • frische Bettwäsche einkaufen sowie
  • nicht bis zur letzten Faser durchgelegene Matratzen organisieren
  • Anjas Sojaschnitzel aufessen
  • einen Riegel an die Tür anbringen, die leider nicht mehr richtig ins Schloß fällt

usw. usf.

Was die Matratzen angeht, so hatte ich auch schon im Hotel derbst durchgelegene gehabt. Gerüchten zufolge ist das hier wohl häufig anzutreffen, da Matratzen gemessen an übrigen Kosten für den Haushalt wohl schweinisch teuer sind. Da muss ich mal nachforschen, bevor wir jetzt alle ein falsches Bild der Schlafsituation Argentiniens haben 😛

Wie man erkennen kann, sind die Wänder jedoch noch ein wenig nackig. Daher fordere ich jetzt höflichst jedermann und jederfrau, die des Lesens und Schreibens mächtig ist auf, mir an folgende Adresse was zum Hängen und/oder erfreuen zu senden:

Timon Traub

Las Piedras 666 (Völliger Ernst!)

8400 San Carlos de Bariloche

ARGENTINA

Bitte keine Wertsachen schicken; Briefe aus dem Ausland werden hin und wieder geöffnet, bevor sie ankommen.

Blick ins Zimmer mit freundlich stimmender Unordnung

Auf den Bildern sieht man übrigens meine bescheidene Behausung (ist klar) sowie die Experimentalbackwerkstatt, die ich mir eingerichtet habe (und für die ich von Lotte immer schmachtende Blicke zugeworfen bekomm, wenn ich ankündige, wieder zu backen). Das hat damit zu tun, dass wir Deutschen ja unglaublich brotverwöhnt sind. Entweder ich habs auf meinen bisherigen Reisen immer verpasst oder es gibt tatsächlich nur wenige Flecken auf dieser Erde, wo man richtig ordentliches Brot bekommt. Oder die deutsche Definition eines „gescheiten Brotes“ ist sehr seltsam. Sei es wie es sei, mit dem hier käuflichen Brot findet man keine Freunde. Entweder es ist Toast (wobei es eine gigantische Auswahl an den verschiedensten Sorten – auch viel Vollkorn – gibt), oder es handelt sich um Baguette. Eine Randerscheinung stellt der Vollkornkonditor am Fuße des Berges hier dar, der auch normales Brot backt. Das allerdings ist ein wenig fad. Sobald ich hier einen leckeren Bäcker finde, melde ich mich wieder. Worauf sich die Argentinier allerdings vorzüglich verstehen, ist die Herstellung von facturas, kleinen (zumeist Hefe-)Teilchen, die süß und unwiderstehlich sind.

Helga, eine der Lehrerinnen bei uns, verstand unser Geklage jedenfalls vollauf und gab mir ein Rezept für Roggenmischbrot auf den Weg – dieses habe ich bereits veröffentlicht und nach einigen Durchläufen noch ein wenig nach Gusto abgeändert.

Backe backe Brot: Hefe, Vollkornmehl, Apfelessig, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, 3kg Roggenmehl und mehr Vollkornmehl. Auf der Heizung steht Erwin, der Sauerteig. Irgendwo versteckt sich auch noch ein wenig weißes Mehl.

Derart auf den Geschmack des Backens gekommen (und von Lottes träumerischen Blicken angespornt) entsann ich mich meiner Mama, die großer Sauerteigfan ist. Nach ein bisschen Recherche und Erinnerungen an Aussprüche unserer Ernährungsberaterin stellte ich fest, dass das doch gar nicht sooo schwierig sein könnte.

So also kam Eines zum Anderen und ich setzte mir einen Sauerteig an. Der riecht zwar merkwürdig, aber Forumsberichten nach zu Folge ist „merkwürdig“ viel besser als „schlecht“. Alles Teil des Gärungs- und Verhefungsprozesses. Wer jemals einen Herrmann oder ähnliche Späße herangezüchtet hat, kennt das Prinzip eines Sauerteigs bereits.

Das (noch) mit vielen kahlen weißen Wänden ausgestattete Badezimmer. Hier bist DU gefragt!

Roggenmehl und Wasser in eine Schüssel geben, umrühren, warm stellen, warten. Dann immer brav füttern. Heute (nach 3 Tagen) habe ich nach meiner Rückkehr in mein Häuschen auch artig gefüttert und drei Stunden später (als ich grade dabei war, mein Hefe-Roggenbrot anzumischen) drohte der Sauerteig über den Rand der Schüssel zu treten, da sich das Volumen etwa verdoppelt hatte. Kurz entschlossen entschied ich mich zur Entschärfung der Situation ein wenig Sauerteig ins Roggenbrot reinzugießen. Mehr Triebkraft könnte ja nicht schaden, dachte ich.

Dachte ich.

In der Backform sah auch alles aus wie die Male davor; der Teig füllte die Form bis an den Rand aus und innerhalb von 5 Minuten ging er auch nicht mehr wirklich auf; höchstens noch ein paar Millimeter.

Nach fünf Minuten im Ofen allerdings hatte ich den Salat: Der Teig war aus der Form förmlich herausgeschossen und hatte 50% der Höhe der Form zusätzlich nach oben gewonnen.

Das fertige Ergebnis ist optisch sehr skurril, ich verspreche mir jedoch lecker lecker mjam mjam. Angeschnitten wird erst morgen, wenn es ausgekühlt ist. Lotte werde ich ihren Teil vermutlich einfach vor die Tür legen, damit sie mich nicht vor Begeisterung übers Treppengeländer nach unten schubst oder so. Quatsch, alles nur Spaß 😉

Ich bin bestimmt der einzige Bekloppte, der seinen Bloglesern aus 12500 Kilometern Entfernung derart detailliert übers Brotbacken berichtet.

Technorati : , , , ,
Del.icio.us : , , , ,
Zooomr : , , , ,
Flickr : , , , ,





Preisfrage #3

11 10 2009

Was in aller Welt…?

Fragwürdiges Objekt

Fragwürdiges Objekt

 

  • a) Ich habe Dünnschiss Diarrhöe
  • b) Der Versuch, meine Boxershorts auf der Gasheizung zu trocknen, muss als kläglich gescheitert betrachtet werden




Of Dust And Nations

4 10 2009

Weißte Bescheid. Kommt aber erst später im Text dran.

Weißte Bescheid. Kommt aber erst später im Text dran.

Heute ist einer dieser Tage zum Im-Bett-bleiben. Zum ersten Mal, seit wir hier sind, regnet es. Man kann das ganze positiv betrachten – immerhin ist es nicht mehr so kalt, dass es schneit – ich allerdings habe nach stundenlangem Dauerregen die Nase voll, aber das hat auch noch andere Gründe:

Grasgeflüster

Grasgeflüster

Heute morgen nach dem Aufstehen (ganz der Hausmann, der ich bin) hab ich erstmal von Hand Wäsche gewaschen. Und zwar im Bidet. Zu irgendwas muss das doch gut sein. Erstes Malheur an diesem Tage war dann übrigens das Wasser ins Becken zu lassen. Den Abfluss hatte ich schön sorgfältig mit einem kleinen Döschen Lip Balm (Werbegeschenk von meiner Fluggesellschaft) verstopft und musste nun noch herausfinden, wie man Wasser in dieses Bidet bekam. Es gab einen Hahn für Kalt und einen für Warum (deren Anschlüsse übrigens vertauscht sind…) und einen in der Mitte. Ich drehte also mal auf Verdacht beide Wasserhähne ein wenig auf, was zur Folge hatte, dass mir eine nasskalte Fontäne ins Gesicht explodierte. Wer sein Hinterteil freiwillig solchem Druck aussetzt, frisst wahrscheinlich auch kleine Kinder. Jedenfalls schaffte ich es mithilfe des dritten Hahns in der Mitte das Wasser in geregeltere Bahnen zu lenken, sodass es jetzt wie bei manchen Klos vom Rand herabfloss. Bemüht nicht daran zu denken, was wohl andere Leute denken könnten, wenn sie mich so sähen: wusch ich dann also meine stinkigen Socken und die weißen T-Shirts, die ich nicht zu den bunten Sachen in die Maschine bei Lotte dazugeben wollte.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Mit meinem tollen Erfindergeist habe ich die schön saubere Wäsche dann draußen an allerhand kreativen Aufhängungen zum Trocknen gelassen. Sah aus, als hätte irgendein durchgeknallter Aktionskünstler beschlossen, dass Bäume von heute an statt Blättern Kleider tragen sollten. Dann allerdings fielen mir meine frisch gewaschenen und gut riechenden Socken in den Staub, sodass ich mich erneut über die Kloschüssel das Bidet beugte. Nachdem endlich alles aufgehängt war, fing es wie aufs Stichwort an zu nieseln. Na gut, dachte ich, trinkste erstmal nen Tee. Als der Tee dann fertig war und ich erneut rausschaute, regnete es bereits stärker, sodass ich mich gezwungen sah, meine (immer noch/schon wieder?) nassen Sachen hereinzuholen. Leider musste ich innen noch kreativer werden, was die Aufhängung der Klamotten anging und hielt es für eine gute Idee, wenigstens die Socken zwecks schnellerer Trocknung auf den Lüftungsschacht der Gasheizung zu legen…. Ja. Spätestens als ich aufgrund der unangenehmen Geruchsentwicklung mal nachschaute, was denn meine Socken so für Partys mit der Heizung feierten, stellte sich heraus, dass ich wieder mal eine meiner nicht ganz so nobelpreistauglichen Ideen gehabt hatte. Was solls. Andere Leute bezahlen für braun-schwarz gepunktete Strümpfe.

Schau mir doch endlich mal ins Auge, Baby!

Schau mir doch endlich mal ins Auge, Baby!

Nach diesem Fiasko hatte ich allerdings nicht mehr so den nötigen Elan um mich noch um viele andere Dinge zu kümmern und beschloss, heute mal komplett freizunehmen. So lief ich also im Regen zur Hotellobby, wo ich warm und trocken im Netz surfen kann und sehe hier seit Stunden dem Regen beim regnen zu. Es tut eigentlich ganz gut, zur Abwechslung mal an nichts zu denken. Ich weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal getan habe. Dann und wann meldet sich mein viel zu pflichtbewusstes Gehirn mit einer dringenden Aufgabe („Schreib doch mal einen Brief an deine Familie und Freunde! Ruf doch die Band an um noch eine Probe zu organisieren!“ etc) die ich dann ganz gekonnt ignoriere. Heute ist offiziell Wäsche-Blog-und-sonst-nichts-Tag. Den Deal musste ich dann doch mit dem kleinen Mann in meinem Kopf eingehen.

Ansonsten liefere ich heute die versprochenen Pferdefotos nach (deswegen passen die Fotos heute nun wirklich überhaupt nicht zum Text) und erzähle kurz noch etwas zum Schulleben.

Durch die Täler reiten wir...

Durch die Täler reiten wir...

Ich bin nicht Deutschland. Aber bei diesem Baum könnte ich schwach werden.

Ich bin nicht Deutschland. Aber bei diesem Baum könnte ich schwach werden.

Zum einen wäre da der grade vergangene Samstag zu nennen, am dem wir den Tag der deutschen Einheit gefeiert haben als gäbe es tatsächlich etwas zu feiern… jedenfalls war es eine ganz nette Veranstaltung. Den ersten Teil, der ausserhalb der Schule stattfand, nämlich das gemeinsame Singen des Deutschlandlieds, habe ich absichtlich verpasst. Bei aller Liebe, dabei käme ich mir einfach nur ganz merkwürdig vor. Wie ich eigentlich generell ganz merkwürdig dabei vorkam, den Tag der deutschen Einheit zu feiern (und zwar ganz unabhängig davon, dass ich lieber den Geburtstag des Florian K. gefeiert hätte, der gestern wieder einmal ein Jahr älter geworden ist). Während meiner Schulzeit war es einfach ein Feiertag, an dem eventuell im Fernsehen merkwürdige Dokus und Filme liefen und denn man dann feierte, wenn er auf einen Werktag fiel. Klar ist es ein historisch bedeutsamer Tag, aber deswegen wie die Amerikaner am 4th of July in einen kollektiven Freudentaumel (inkl. Megafeuerwerk) verfallen? Mmmmh ne.

Im Sommer macht der Yeti hier Urlaub auf dem Bauernhof

Im Sommer macht der Yeti hier Urlaub auf dem Bauernhof

Der Autopilot steuert auf das nächstgelegene Pferd zu, während ich vor mich hin knipse

Der Autopilot steuert auf das nächstgelegene Pferd zu, während ich vor mich hin knipse

Ungeachtet dieser Betrachtungen beschloss ich, einfach mal mitzufeiern und guckte mir die von Schülern erstellten Exponate über die Verhüllung des Reichstags sowie die uns von der Deutschen Botschaft in Buenos Aires zugesandten Poster über die Wiedervereinigung an. Zu deren Inhalt kann ich nicht so arg viel sagen (da auf castellano), aber die Fotos waren toll. Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Es gab Büffett! Weiß- und Rotwein sowie Cola und Wasser nebst Appetithäppchen und einer gebratenen halben Kuh am Spieß (Susana sagt, es wäre ein Schwein; Lotte glaubt, es wäre ein Lamm), die unter Zuhilfenahme eines Dönerspießes fachgerecht in die bereitgelegten Brote verteilt wurde. Mit ein bisschen mentaler Anstrengung konnte ich mir tatsächlich vorstellen es handelte sich um Lamm und wähnte mich in einer Dönerbude. Diese Gelegenheit zur heimatlichen Gefühlsduselei wollte nicht ungenutzt verstreichen und so stellte ich mich an, um meinen Döner zu erhalten. War sehr lecker.

... getrieben von der Aussicht auf kühles Bier - aber Wasser tuts auch.

... getrieben von der Aussicht auf kühles Bier - aber Wasser tuts auch.

Und so verstrich der Tag der deutschen Einheit 😉

In den vorangegangenen Werktagen habe ich v.a. Lotte nach Kräften unterstützt, was bedeutete, diejenigen Sechstklässler, die demnächst ihre Deutschprüfung auf A2-Niveau ablegen werden, auf diese Prüfung vorzubereiten. Je nach Thema, das vorbereitet werden muss, holen wir eine unterschiedliche Anzahl Schüler_innen aus dem Unterricht und teilen diese dann noch einmal zwischen uns auf. In der Unterrichtssituation habe ich dabei dann natürlich die angenehmste Position, die man überhaupt in einer Schule haben kann (es sei denn, man ist einer der beiden Enriques, aber dazu irgendwann einmal mehr): Ich bin jung und männlich und damit eine Abwechslung vom Schulalltag – die Schule hat nach meinem Wissensstand zwei männliche Lehrkräfte. Und trotz allen Engagements und aller Liebenswürdigkeit, die die wirklich guten Deutschlehrerinnen hier an den Tag legen: Mit grade eben 20 bin ich doch ein paar Jahre näher an den Schülern dran. Aufgrund dieser beiden Unterschiede bin ich per se schon einmal interessant. Dazu kommt, dass ich natürlich auch nicht derjenige bin, der Noten verteilt und mir somit die Arschloch-Rolle, jemandem eine schlechte Note geben zu müssen, erspart bleibt.

Blick ins Tal

Blick ins Tal

Zwei neugierige Ohren winden sich in Richtung Freiheit.

Zwei neugierige Ohren winden sich in Richtung Freiheit.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Dennoch war die erste Stunde eher ernüchternd: Ich blickte in eine Runde aus skeptisch dreinschauenden Kindsköpfen und musste manche Fragen fünfmal wiederholen, bis sich jemand vorsichtig zu melden begann… und das lag nicht an Verständnisproblemen. Klar, ich bin auch irgendwo eine große Unbekannte und man muss sich dann doch ein wenig beschnuppern. Die Stunde war dann doch ganz erfolgreich, ich bildete (soweit es ging) mit den Schülern zusammen Beispielsätze, die sie dann abschrieben und erklärte noch einmal die umgekehrte Satzstellung bei Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktionen… und das aus dem Kopf!

Grade eben war die Pfütze noch da?!

Grade eben war die Pfütze noch da?!

Die nächste Stunde (mit anderen Schülern) war dann wirklich richtig schön: Es begann zwar sehr schleppend und ich musste bei den ersten Fragen, die ich stellte („Hast du ein Hobby? Machst du Sport? Was machst du, wenn es regnet?“ etc) immer jemanden „zwingen“ zu antworten. Allerdings setzte ich meine Geheimwaffe ein: Lob.

Mal Ernst beiseite: es gibt nichts besseres, um diese Kids zu motivieren. Ich bin mir nicht genau sicher, woran das liegt, aber Fakt ist doch: Mit dem Wissensstand eines Sechstklässlers freie Sätze zu bilden und diese dann vor Mitschülern und einem original Deutschen zum besten zu geben – da wäre ich auch eingeschüchtert.

Eine etwas kahlere Stelle der Steppe.

Eine etwas kahlere Stelle der Steppe.

Also bekam jeder, der etwas sagte, von mir zunächst ein „Sehr gut“, gefolgt von einem breiten Grinsen und einer eventuellen Hilfestellung bei Fehlern. Die Leute, die von vornherein richtige Sätze bildeten, wurden zudem noch mit einem „Bäm! Genau so geht’s!“, „Perfekt!“ oder ähnlichem bedacht. Schon bald zeigte sich, dass die Methode sich gelohnt hatte: Die ersten Kinder begannen sich freiwillig auf meine Fragen hin zu melden bis am Ende der Stunde sich fast darum geprügelt wurde, wer denn etwas sagen durfte 😀

Muh?

Muh?

Unsere Gaucha, deren Sohn ich im Unterricht habe.

Unsere Gaucha, deren Sohn ich im Unterricht habe.

Ein Erfolgserlebnis also für mich genauso wie für die Kids: Schließlich hatte ich ein Klima geschaffen, in wir alle Spaß hatten und trotzdem lernen konnten. Die Bestätigung dafür bekam ich gleich zweimal: Erstens, als ich, um für Ruhe zu sorgen, die an die Tafel geschriebenen Sätze abschreiben ließ und während der dann tatsächlich entstandenen Stille ein Schüler erzählte, ich sei sein Lieblingslehrer. Etwas überraschend, aber nichtsdestotrotz musste ich wohl irgendetwas richtig gemacht haben 😉

Des weiteren begab sich kurz vor Ende eine denkwürdige Situation: Ein Junge wollte mir verklickern, dass er in seiner Freizeit Tae Kwon Do betreibt. Das habe ich auch nach vielen Wiederholungen nicht verstanden, da es hierzulande ganz anders betont wird als in Deutschland. Um mir zu verdeutlichen, was er meint, erzählte er mir dann auf recht rapidem Spanisch etwas, dass ich noch weniger verstand. Ich muss wohl ziemlich hilflos ausgesehen haben, denn auf einmal rannte ein anderer kleiner Junge auf mich zu, deutete auf meinen Gürtel und rief: „Cinturón!“ Da machte es „Klick“ und ich wusste, worüber wir redeten. Ich schrieb also „el cinturón = der Gürtel“ an die Tafel und erfuhr auf diese Weise, dass der Junge für den roten Gürtel übt.

Bariloche von gegenüber

Bariloche von gegenüber

Meine Unwissenheit löste natürlich einiges Gekichere aus, das ich eine Zeit lang mitmachte (war aber auch ne knuffige Situation gewesen) und dann mutierte ich wieder zum Lehrer, indem ich sagte: „Schreibt euch das mit dem Gürtel ab!“ So lernen wir also voneinander. Ich jedenfalls werde jetzt noch mit 120 Jahren wissen, was Gürtel auf Spanisch heißt.

Eine andere süße Begebenheit fand statt, als ich gefragt wurde: „Du und Charlotte… sie ist dein Schwester?“  Ich verneinte natürlich breit grinsend und wartete die nächste Frage ab: „Aaaah, dann sie ist dein …“ (an dieser Stelle macht der Fragesteller mit den Händen ein kleines Herz). Wieder einmal muss ich grinsen und beschließe, dem Gerücht hier und jetzt ein Ende zu setzen. Dazu male ich eine behelfsmäßige Deutschlandkarte an die Tafel und zeichne die beiden Punkte Leverkusen und Celle soweit

voneinander entfernt ein, wie mein geographisches Gewissen es tolerieren kann. Außerdem erzähle ich, dass ich Lotte vor dem Vorbereitungsseminar überhaupt nicht kannte. Besonders überzeugt wirken die Kinder nicht, weshalb ich zu drastischeren Maßnahmen greife: „… aber wenn du willst, dann kann ich dir eventuell ein Date mit ihr arrangieren…?“

Daraufhin bricht lautes Kindergelächter begleitet von „Felipe ist verliebt“-Schreien aus und ich stehe im selbstausgelösten Chaos und frage mich, ob ich „Verliebt sein“ auch mal so derart urkomisch fand 🙂

Da hilft auch keine Enthaarungskur mehr. Armes Pferd!

Da hilft auch keine Enthaarungskur mehr. Armes Pferd!





Momentaufnahmen #2

17 09 2009

Der Augenblick, in dem ich aktiv aufhörte, die Toilettentür abzuschließen, weil eh keiner im Haus ist – ich wohne allein.








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