100 Tage in der Mongolei

… und noch lange kein Ende in Sicht 😀

Schon fast ein Drittel meines Freiwilligendienstes in der Mongolei habe ich hinter mir und wenn man die Zahl so sieht, weiß man garnicht, wo die Zeit geblieben ist.
Aber jeder Tag war gefüllt mit skurrilen, interessanten, aufregenden und lustigen Ereignissen, die mich persönlich alle haben wachsen lassen. Also jetzt nicht physisch.

Die berüchtigte kulturweit-Stimmungskurve schwankt weiter jeden Tag in alle Richtungen, aber Tatsache ist: nach Hause bekommen mich noch keine 10 mongolischen Wildpferde!

Nun folgt eine Reihe bisher unveröffentlicher Bilder und noch weitere 250 Tage im Land des blauen Himmels 🙂

 

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Die kälteste Hauptstadt der Welt

… macht ihrem Namen alle Ehre.

Und nach dem ich nun schon einige Blogs anderer Freiwillige über den ersten Schnee gelesen habe, kann ich euch sagen: Wer den wahren Winter erleben will, sollte mal in der Mongolei vorbei kommen!

Seit Oktober geht es hier rapide bergab, mit -37° C erreichten wir vor kurzem unseren aktuellen Rekord, aber laut der Mongolen ist das erst der Anfang. Na Hallelujah!

Außerdem sagen sie, dass dieser Winter einer der härtesten aller Zeiten wird. Natürlich dürfen wir live dabei sein!

Praktisch sieht das ganze so aus: gefrorene Wimpern, gefrorene Haare, die weiß werden durch den Schnee, der sich durch den Aten darauf bildet, Körperteile, die man nicht mehr spürt nachdem man 5 Minuten draußen war und Gehsteige, auf denen man wunderbar ausrutschen kann! Letzteres hat mir als Andenken einen schönen, blauen Unterarm verpasst 😉

Aber auch die Strategien, diesem Winter ein Schnippchen zu schlagen sind unendlich.
Angefangen natürlich mit dem altbewährten Zwiebelschichtenbekleidungssystem, das mittlerweile schon Thermostrumpfhose, Kamelhaarsocken und Daunenjacke beinhaltet, bis hin zu „Autoschlafsäcken“ und der Ernährung der Mongolen. Diese Essen nämlich ausgeprochen viel Fleisch und Fett, um sich innerlich warm zu halten. Ich bevorzuge dann doch lieber Tee…

Die schlimmste Konsequenz der eisigen Temperaturen ist jedoch, dass natürlich alle heizen wie verrückt. Und verrückt ist das durchaus, denn in den Jurten-Vierteln wird auf Grund mangelnder moderner Technik alles verbrannt, was man findet. Meistens findet man Autoreifen.

Nico und ich waren letztens bei einem Vortrag einer Professorin, die sich mit der Luftverschmutzung in Ulaanbaatar beschäftigte und regelmäßig den Grad der Luftverschmutzung per facebook und twitter mitteilt.
Tatsache ist, dass dieser Wert das dreißigfache von dem beträgt, was die Weltgesundheitsorganisation als Maximum empfiehlt. UB ist also nicht nur die kälteste Hauptstadt, sonder auch die, mit der stärksten Luftverschmutzung.

Ob Doktor Walter auch bei Lungenkrebs zahlt?

 

 

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Kolonialherren

Nach dem ich das erste Mal Stromausfall im Kino erleben durfte, wollten Nico und ich mal wieder versuchen, mongolische Freizeitmöglichkeiten zu erkunden und begaben uns in eines der hohen Häuser am Sukhbaatar-Platz, wo laut facebook-expat-Gruppe jeden Mittwoch ein Treffen für, von und mit Ausländern stattfindet.

Wie sich herausstellte, war es aber vor allem ein Treffen von reichen Ausländern und wir fühlten uns etwas fehl am Platz. Da wir ausnahmsweise mal nicht fließend mongolisch miteinander sprachen, sondern gebrochenes deutsch, wurde auch gleich ein Österreicher auf uns aufmerksam. Von einem Dialog wechselte das Gespräch zu einem Monolog seinerseits, in dem er ausführlich über seine Öl-Firma erzählte, die zwar kein Öl habe, aber danach suche, empörte sich über die Korruption, die in vielen Länder herrsche und stellte wirre Theorien darüber auf, dass man ja eigentlich im Nahen Osten bewiesen hätte, dass Diktaturen besser funktionieren als Demokratien. Der Arabische Frühling sei eigentlich auch nur ausgebrochen, weil die Menschen heiraten und Sex haben wollen und Gadaffi war schon ein bisschen verrückt, aber wenigstens hatte er alles unter Kontrolle. Ordnung muss schließlich sein.

Nebenbei erzählte er noch kleine Anekdoten über seinen Freund Jörg Haider (Anmerkung der Redaktion: ein österreichischer Neo-Nazi, der nicht mal Auto fahren kann) und wiederum dessen Freund Saif al-Islam al-Gaddafi, der seinen weißen Tiger dem Wiener Zoo geliehen hat.

Nach dem das Gespräch durch ein abendliches Spiel beendet wurde (jeder konnte seine Visitenkarte in einen Topf werfen, und wer am Ende ausgelost wird bekommt eine Weinflasche geschenkt), haben Nico und ich uns noch 2 Stunden lang über diesen Kerl unterhalten.

Er hat genau diese Kolonialmentalität, mit der ein Kaiser früher in Afrika einmarschiert ist. „Die Mongolen sind alle dumm und unzivilisiert, die können aus ihrem Land sowieso nichts machen, also hole ich mir eben die Rohstoffe hier raus, und mache mich damit reich.“

 

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1.Advent in der Weihnachtsbäckerei

Wir haben das so geplant, auf Grund der glücklichen Tatsache, dass wir 4 Freiwillige in UB sind, dass sich jeder für jeden Advent, was schönes überlegt.
Luise war die erste an der Reihe, deshalb trafen wir uns bei ihr und versuchten, ein paar Plätzchen herzustellen, was auch… super gelang 😀
Spaß hats jedenfalls gemacht, und alles was schief ging, lag bestimmt am mongolischen Mehl!

Hier ein paar Bilder der Helden in Strumpfhosen:

 

 

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Calabaza!

An diesem Abend wurden

 

  • gute Tipps für ein Bewerbungsgespräch gegeben, in denen ein Adler, ein Pferd und ein Feuer im Wohnzimmer von großer Bedeutung waren
  • nur lange Unterhosen getragen, was aufmerksam von der Pant-Police überwacht wurde
  • Theorien darüber aufgestellt, inwiefern die Anwendung von Ironie mit den Hören jeglicher Musik zusammen hängt und dringend von beidem abgeraten
  • die Nachbarn durch das laute Geräusch aufeinander prallender Kartoffeln wütend gemacht
  • das Wort für Kürbis auf spanisch gelernt: Calabaza!
  • natürlich mehrmals die Geschichte erzählt, warum Svenja keinen Alkohol trinkt
  • und Freunde in Deutschland erfunden, um zu aufdringliche Mongolen loszuwerden.

 

 

Einen herzlichen Dank an die Expats-Community!

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Der Trick

…ist, einfach los laufen, den falschen Bus nehmen und irgendwo aussteigen. „Oooooh mein Gott, das ist doch voll gefährlich!“ sagen die Langweiligen.
Bei Tageslicht ist alles halb so wild. Und so kam ich statt bei Zaisan (dem Sowjet-Denkmal) im Süden, in den Ger-Vierteln im Norden raus.
Die Luft war zwar abartig, man konnte schon fast den Belag auf der Zunge schmecken, aber der Sonnenuntergang über den weißen Zeltsiedlungen und dem Gandan-Kloster war toll!

Und außerdem habe ich meine Telefonnummer in einem Foto- und Filmstudio hinterlassen, vielleicht treffe ich bald berühmte Mongolen, die dort ihre Musikvideos in Auftrag gaben 😀

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Wirf die Gläser an die Wand!

Den Wecker zu stellen war unnötig stelle ich fest, denn die Aufregung weckt mich sowieso viel zu früh. Die letzten auf der Heizung getrockneten Klamotten packe ich in den Koffer, esse einen letzten Chicken-Salat in meinem Lieblingsrestaurant und verabschiede mich von der Kellnerin. „I go to Russia now, but I will come back in 2 weeks!“ versichere ich ihr. Sie wünscht mir eine gute Reise und kündigt schon den Salat in 2 Wochen an.

Auch die letzten Einkäufe im Supermarkt werden erledigt und auch dort verabschiede ich mich von der Verkäuferin. Immerhin bin ich die einzige Kundin, die von ihr angelächelt wird, da lastet Verantwortung auf einem.

Voll gepackt und von der Familie verabschiedet schlurfe ich zum Bahnhof. Luise, Lena, Nico und die Transsibirische Eisenbahn stehen bereit. Noch schnell ein paar „Ich-war-wirklich-da“Fotos gemacht und auf die Minute genau geht die Fahrt um 13.50 Uhr vom mongolischen Bahnhof los. In unserem Viererabteil richten wir uns gemütlich ein, im Nachbarzimmer treffen wir auf die Österreicherin Rebecka, die gerade auf dem Weg nach Vladivostock, von dort nach Japan und über China wieder zurück nach Hause ist.

Der Zug fährt langsam und wir haben genug Zeit, die Veränderung der Landschaft zu beobachten. Gerade war alles noch flach und braun, schon ist es bergig und voller Schnee. Dann verschwindet er wieder für eine Weile und langsam wird es dunkel.

Wir nähern uns der Grenze und bekommen Besuch von einem jungen Mongolen. Anfänglich unterhalten wir uns einfach mit ihm, er erzählt, dass er in Russland studiert und gerade aus den Ferien kommt. Kurz vor der Grenze zückt er jedoch eine seltsame Filzrolle, die er uns unbedingt schenken möchte. Es sei ein ganz tolles Schachspiel. Seine aufdringliche Art macht uns aber misstrauisch und nach dem die ersten Grenzpolizisten wirklich jedes Abteil gründlich durchsucht hatten, waren wir doch froh, sein Angebot abgelehnt zu haben.

Die Nacht wird länger und länger, denn an der russischen Grenze werden uns allen die Pässe für mehrere Stunden abgenommen und wir müssen wach bleiben, bis wir sie wieder haben. Nebenbei erwähnt sind auch die Toiletten während des Haltes geschlossen und werden erst eine halbe Stunde nach Weiterfahrt wieder geöffnet.

Irgendwann siegte jedoch die Müdigkeit und wir verbrachten eine gemütlicher-als-erwartete Nacht in der Transsib.

Ich war die erste, die wach wurde und konnte am nächsten Morgen ganz in Ruhe die sibirische Schneelandschaft betrachten. Entlang der Gleise stehen kleine Birkenwäldchen und Holzhütten, genau wie im Bilderbuch. Und dann erscheint langsam ein blauer, riesengroßer See: der Baikalsee.

Ganze 5 Stunden sind wir an ihm entlang gefahren, dabei waren wir nur am kürzeren Ende unterwegs. Eigentlich ist dieser See ein Meer. Jedenfalls sieht es so aus, und dieses Meer ist wunderschön.

In Irkutsk wurden wir schon am Bahnhof von Elena abgeholt, einer jungen Frau, bei der wir die Nacht Couch surfen wollten. Mit dem Bus fuhren wir durch die Stadt und ich fühlte mich einfach richtig wohl, vom ersten Moment an. Irkutsk ist vielleicht nicht die schönste Stadt, aber sie macht einen sehr gemütlichen Eindruck, so als ob alles und jeder seinen Platz hat.

Elena machte für uns Tee, wir aßen Kuchen und ihre Tochter saß daneben, denn sie war „on a diet“. Bis zur Dunkelheit führte Elena uns durch die Stadt und zeigte uns die wichtigsten Orte.

Die Nacht war kurz aber sehr gemütlich und zu guter letzt fuhr Elena sogar am nächsten Morgen mit uns zum Flughafen. Eine bessere Gastgeberin lässt sich wohl kaum finden!

Das letzte Stück unserer Reise mussten wir auf Grund des Visums fliegen, da wir sonst zu spät zum Seminar gekommen wären.

Im Hostel begrüßte uns Jana, die Freiwillige aus Chita, die die letzte Nacht etwas länger wach war und wir sie deshalb Nachmittags im Bett antrafen.

Wir hatten alle Hunger, also folgten wir Janas Tipp und gingen in das Kaufhaus „GALERIA“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite und erlebten den Rück-Kulturschock. Dieses aus 4 Stockwerken bestehende Gebäude, dass ungefähr dreimal so groß ist wie das ALEXA in Berlin war wirklich der geballte Shoppingwahnsinn. Da hat man sich in 2 Monaten gerade mal so an den mongolischen Schwarzmarkt gewöhnt und dann wird man in so etwas geschickt. Auch die Preise waren nicht mit der Mongolei oder mit Deutschland zu vergleichen, denn selbst bei H&M kosten die Klamotten mindestens das doppelte. Für uns würde das also ein sparsamer Urlaub werden.

Im Hostel zurück kamen dann auch langsam die anderen an, Lukas und Johannes aus Armenien (die beiden betrieben auch untereinander interkulturellen Austausch: ein Sachse und ein Schwabe, die sich ihren Dialekt um die Ohren hauen), Max Meier aus Belarus, Franzi und Kathi aus Georgien und so weiter. Mit Franzi machten wir dann noch einen kleinen Stadtbummel den Nevsky Prospekt entlang, also die Sankt Petersburger Hauptstraße. Zwar regnete es, aber die Stadt erschien trotzdem wunderschön, eine Mischung aus Stockholm und Wien würde ich sagen.

Für die nächsten zwei Tage fuhren wir mit einem Bus nach Strelna, eine kleinere Ortschaft etwas außerhalb von Petersburg, wo wir in einem Hotel unsere erste Seminarhälfte abhielten. Es wurde viel gemalt, geredet und gelacht. Zum Kulturprogramm gehörte der Besuch der Banja , die russische Sauna, und der Kulturabend, an dem jedes Land sich vorstellen konnte. Wir Mongolen bastelten aus Bettlaken und Stühlen eine Jurte, andere zeigte ihre Bilder auf dem Beamer, tanzten Volkstänze und sogar etwas zu Essen gab es aus Armenien.

Aber die Zeit verging schnell und wir fuhren mit der Bahn zurück in die Stadt und ins Hostel.

Dort ging es gleich weiter in die Eremitage, die Sammlung aller möglichen Kunstwerke im Winterpalast des Zaren. Der Anblick war wirklich eindrucksvoll, aber nach hunderten von vergoldeten und glitzernden Zimmer, reicht es dann auch.

Nach dem Mittagessen in einem Kochstudio bekamen wir eine Stadtführung, aber es regnete in Strömen und die letzten zwei Stationen, eine lutherische Kirche, die mal ein Schwimmbad war und einer orthodoxen Kirche, nutzen wir auch, um uns aufzuwärmen.

Abendessen im Frikadelki und Donuts als Nachtisch waren der letzte Kraftakt des Tages, danach fuhren wir mit dem Bus zurück ins Hostel, die Schaffnerin konnte auf deutsch bis drei zählen und präsentierte uns dies voller Stolz mehrmals hintereinander.

Der nächste Tag begann mit dem Besuch einer NGO, die sich für die Rechte von Homosexuellen in Russland einsetzt. Es ging jedoch nicht hauptsächlich um ihre konkrete Arbeit, sondern um die allgemeine Situation von NGOs in Russland. Deren Arbeit wird nämlich vom Staat sehr erschwert, da sich jede dieser Organisationen einen bestimmten Namen geben muss, der für russische Staatsbürger den Eindruck erweckt, dass die Organisationen Spione für ausländische Vereinigungen seien. Auch über Putin, seine Wahl und seine aktuellen politischen Vorhaben wurde geredet, wobei eine Freiwillige betonte dass Putin ja nicht nur schlecht sei, da er ja auch Autobahnen in Russland baue. Na, wem kommt das bekannt vor? Die gleiche war es übrigens die in der Diskussion davor meinte, als sie erfuhr, wofür die Abkürzung LGBT (Lesbian-Gay-Bisexual-Transgendered) steht, dass Homosexuelle ja sowieso ins Krankenhaus gehören und sie sich diesen Schwachsinn jetzt nicht anhören würde. Meiner Meinung nach ist hier wohl ein kleiner Fehler im Auswahlverfahren des kulturweit-Programms unterlaufen.

Am Abend wurden wir ins Ballett eingeladen, in das Stück „Giselle“. Nennt mich Kulturbanausen, aber ich fand die Musikanten interessanter als die Tänzer und beobachtete die Synchronität der Geigen und die Euphorie des Dirigenten. Aber die Tänzer waren natürlich auch gut.

Den Abend ließen wir im English-Pub ausklingen, wo wir zwar leider nicht Tischkicker spielen konnten, aber dafür viel Tee für wenig Geld und gute Musik oben drauf bekamen.

Der letzte Tag war eine Auswertungsrunde des Seminars und ein gemeinsames Mittagessen in einem sehr coolen Loft, das Teil eines Kunsthauses ist, was früher eine Brotfabrik war.

Das Goethe-Institut hatte dort gerade eine Ausstellung zu deutscher Musik im Gange, die auch für uns interessant war.

Den Freitagnachmittag fuhren wir zur Peter-Paul-Festung auf der Insel gegenüber der Winterpalastes und am Abend, bzw in der Nacht nahm uns Marius, der Freiwillige aus Sankt Petersburg, mit zum Feiern, was wir auch bis 5 Uhr morgens taten.

Der nächste Tag begann logischerweise später, und mit einem Blini-Frühstück in der Etagi (dem Loft in dem Kunsthaus), da dies nicht weit von unserem Hostel und unserem Tagesausflugsziel war: der Erlöserkirche. Die Kirche sieht aus wie die am roten Platz in Moskau, deshalb sparten wir uns auch den Eintritt und gingen stattdessen auf den dahinter liegenden Markt. Da mein Ring in Irkutsk geblieben war, kaufte ich mir dort einen neuen und dank Regina konnten wir den Preis auf russisch auch runterhandeln. Ebenfalls erstand ich dort einen alten Lenin Anstecker mit der Aufschrift „Immer bereit“ und ein schönes Schwarz-Weiß Foto, mit zwei Kindern drauf, die Alexander und Alexandra heißen, aber beide Sascha genannt werden, wie mir der Verkäufer erklärte.

Die Trotzky Büste kostete leider 6.000 Rubel, also 150 Euro, das war dann doch etwas zu viel des Guten.

Den letzten freien Tag begab ich mich auf die Spuren Lenins in Sankt Petersburg und fuhr als erstes zum finnischen Bahnhof, an dem Lenin nach seiner Rückkehrer aus dem Exil angekommen war. Heute steht immer noch eine Statue von ihm davor, die die Hand allerdings nicht wie sonst gerade nach oben, sondern etwas nach unten geklappt hält, so als wolle er sagen: „Was geht, Lenin is back!“

Die nächste Station war das Lenin Memorial Museum, in das man allerdings nur mit einer staatlichen Einladung reinkommt, was mir der Wachmann davor dann deutlich machte. Von außen siehts aber schön aus. Ebenfalls nur von außen sah ich Lenins Wohnhaus, da bei der Wohnung niemand öffnete, obwohl es im Internet als Museum ausgeschrieben war. Naja, er hat jedenfalls ein geräumiges Treppenhaus gehabt, aber die Gegend ist nicht die schönste.

Unser Zug nach Moskau fuhr um 0.40 Uhr ab, als setzten wir uns wieder in die Etagi und bestellten, weil wir das für besonders klug hielten, über fünf Stunden hinweg in Etappen immer wieder etwas zu Essen, bis wir dann um 23 Uhr mit dem Satz „Your time is over now!“ herausgebeten wurden.

Wir gingen zum Moskauer Bahnhof und stellten fest, dass die Züge etwas anderer Klasse waren als die Transsib, denn hier teilten wir uns das Abteil mit ca. 30 anderen Menschen. Aber wir hatten ja Max dabei, der sowohl russisch spricht, als auch Erfahrung mit den Zügen hat und uns genaustens erklären konnte, wie man sein Bett bezieht und darin liegt.

Die Nacht verging und wir kamen in Moskau an. Im Internet hatten wir das günstigste Hostel gebucht und als wir dann dort waren wussten wir auch warum es das günstigste war.

Unser Zimmer war ein Raum in einer Wohnung im 5. Stock, die Galina gehörte. Galina kann man sich vorstellen wie den Hacker-Freund von Lisbeth Salander, nur in weiblich. Ihre Wohnung ist absolut verdreckt, auf den Dosen in der Küche ist eine 1 cm dicke Schicht von allem, was sich eben so angesammelt hat und die Gasflammen im Herd und in der Dusche loderten Tag und Nacht.

Das einzig halbwegs positive waren die Katzen, die dort mit in der Wohnung wohnten und vor allem Max hatte seinen Spaß mit der kleinen schwarzen. Wir bezogen schnell unsere Betten in der Hoffnung, dass die Bettwäsche auch wirklich gewaschen war und dann suchten wir den Roten Platz in der Stadt. Ich lernte an diesem Tag, dass das Ding mit den Zwiebeltürmen nicht der Kreml sondern eine Kirche war und das Moskau mindestens genau so teuer wie Sankt Petersburg ist, die Metro kostet sogar einen Rubel mehr und ist noch nicht mal schöner.

Passend zu unserem Ort und Begleiter schauten wir am Abend noch den Film „Die vierte Macht“, den ich übrigens empfehlen kann, und waren somit am nächsten Tag wieder etwas zu spät dran, so dass es sich nur noch lohnte, auf den Friedhof zu fahren, auf dem laut Wikipedia ganz viele berühmte Personen liegen sollten. Wir kannten aber keinen.

Den letzten Tag gingen wir getrennte Wege. Während wie anderen im Kreml waren, wo übrigens auch Angela Merkel zur gleichen Zeit unterwegs war, ging ich ins Revolutionsmuseum, was wirklich sehr interessant ist. Dort wird die russische Geschichte von 1850 bis 1970 dargestellt, mit vielen Plakaten und ohne viel Technik oder sonstigem Gedöns. Jedem, der in in Moskau ist und sich für diese Zeit interessiert, empfehle ich das Museum!

Ja und dann hieß es auch schon Abschied nehmen. Von Max, von Moskau, von Russland und einer tollen Zeit!

Bis zum letzten Moment konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich auf die Mongolei freuen sollte oder nicht. Aber als wir dann mit dem Auto durch die mittlerweile verschneite Landschaft fuhren, ich meinen Koffer über den vereisten Gehweg zog, an der noch schlafenden Familie vorbei in mein Zimmer schlich (in dessen Tür neuerdings übrigens ein Loch ist, wahrscheinlich ein Resultat aus Sukbaths Wrestling-Übungen) und in meinem Bett lag, fühlte ich mich irgendwie zu Hause angekommen.

Das Seminar war eine wunderbare Zeit um ein neues Land zu sehen (und ich habe wirklich alle Vorurteile gegen Russland verloren und mich in dieses Land verliebt), Lust aufs Reisen zu bekommen (nächstes Jahr geht’s nach Vladivostock, Georgien und Armenien), neue Freunde zu finden, sich mit sich selbst anzufreunden, über vieles nachzudenken und Energie zu sammeln für die kommenden 8 Monate. Ich fühle mich jetzt stark genug, um es wirklich zweifellos zu schaffen und ich danke allen dafür, die diesem Gefühl nachgeholfen haben 😉

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Was macht Svenja eigentlich den ganzen Tag?

Heute schreibe ich einfach mal so ins Blaue hinein, denn es gab viele Ereignisse in letzter Zeit und ich habe gerade etwas Zeit und möchte mich vor meinen Mongolisch-Hausaufgaben drücken 😉

Zu erst einmal ein wenig zu meiner Arbeit an der Schule: Fast zwei Monate bin ich nun schon an der Alexander von Humboldt Schule, von Routine jedoch keine Spur. Jeden Tag erwartet mich eine neue Überraschung, sei es ein Theaterstück, was ich mal eben in einer Woche einüben soll, oder die Vorbereitung auf die Sprachdiplom-Prüfungen.

Sankt Martin und seine tapferen Kameraden

Bisher gab es an der Schule einen deutschen Lehrer, der über seine vielen Dienstjahre hinweg wohl immer alle wichtigen Aufgaben übernommen hat. Da der nun aber weg ist, denken wohl einige Lehrer, ich könne das jetzt machen, womit sie aber gründlich daneben liegen. Denn weder kulturweit sieht es so vor, noch bin ich dazu ausgebildet in der 11. Klasse zu unterrichten, sodass die Schüler ihre Prüfungen auch bestehen.

Leider muss man aber sagen, dass die mongolischen Lehrerinnen zwar ganz gut deutsch sprechen, jedoch auch nur eine 3monatige Lehrerausbildung hatten – und dementsprechend läuft der Unterricht auch ab. Schüler werden angeschrien, nur weil sie etwas langsamer sind. Andere wiederum werden gar nicht gefordert und können nach 10 Jahren Deutschunterricht nicht einmal die einfachsten Fragen beantworten.

Und in diesem ganzen Chaos versuche ich meinen Platz zu finden. Den gibt es auch, immerhin habe ich mein eigenes Büro, nur leider bin ich dort die meiste Zeit alleine. Die anderen Lehrerinnen sitzen im Lehrerzimmer und nicht allzu häufig erreichen mich dann Informationen über das Geschehen an der Schule. Wenn man nachfragt erhält man so viele unterschiedliche Informationen, wie es Lehrerinnen gibt, nämlich sechs.

Schüler haben mir die traditionelle Kleidung an die Tafel gemalt

Ein kleines Projekt habe ich jedoch von meinem Vorgänger weitergeführt, ein regelmäßiges Treffen mit den Deutschlandrückkehrern, also Schülern die fast muttersprachlich Deutsch sprechen und dies auch nicht verlernen sollen. Die jüngere Gruppe besteht aus ca. 5 Schülern, zum Beispiel Dulguun, die in München geboren wurde und in jeder Stunde irgendein Spiel oder ein Bastelbuch dabei hat, was sie mir mit dem Satz „Das machen wir heute!“ unter die Nase hält. Eigentlich könnte sie den Unterricht auch alleine schmeißen 😉 Dann gibt es noch Zolbo und Od-Erdem, die wirklich zu viel Energie für einen Menschen in sich tragen und am liebsten die ganze Zeit rennen, lachen und rumalbern.

Doch auch wenn sie einem den letzten Nerv rauben können, weil man sie einfach niemals ruhig kriegt, so habe ich immer mit ein breites Grinsen auf dem Gesicht, wenn ich an ihren Eifer und ihre Begeisterung für meine Stunden denke.

Die ältere Gruppe besteht auch aus ca. 5 Schülern, zum Beispiel Ari, die 9 Jahre in Stuttgart gewohnt hat und erst seit ein paar Monaten wieder in der Mongolei ist. Sie findet viele Sachen an der Mongolei und der Schule doof, aber sie denkt auch viel darüber nach, wie man etwas ändern könnte. Dschinghis hingegen sieht viele Dinge zwar auch negativ, aber resigniert oft und sieht seine Zukunft darin, einfach nach Deutschland zu gehen und die Mongolei ihrem Schicksal zu überlassen. Aber die Mischung machts und allmählich entwickeln wir alle zusammen Ideen und Projekte. Heute haben wir beschlossen, einen Filmnachmittag für die Oberstufe zu veranstalten, und zwar mit dem Film „Christiane F.- Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Dazu soll es Aufklärungsstunden im Unterricht und ein Improtheater direkt nach dem Film geben.

Od-Erdem (links) und Zolbo

Manchmal unterrichte ich jedoch auch alleine, dann machen singen wir ein deutsches Lied oder üben Grammatik. Natürlich mache ich das gerne und für die Schüler ist es sicherlich eine nette Abwechslung, jedoch habe ich immer die Befürchtung, dass sie ihre Prüfungen nicht schaffen werden, wenn sie weiterhin so unterrichtet werden. Denn es scheint keinerlei Planung des Unterrichts bei den mongolischen Lehrern zu geben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum mir niemand sagen kann, was ich den Schülern im Unterricht beibringen soll.

Naja, aber es geht immer mal bergauf und bergab, und darin, dass dieses Jahr eine Abhärtung für den Rest meines Lebens ist, besteht kein Zweifel.

Am Freitag haben wir vier Freiwilligen aber erstmal für 2 Wochen Pause von allem hier, denn es geht auf nach Russland zu unserem Zwischenseminar! Wir freuen uns alle riesig, schon allein die Anreise mit der Transsibirischen Eisenbahn wird ein echtes Abenteuer und für die 14 Tage haben wir ebenfalls ein straffes Programm 🙂

 

 

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„I’m watching you Theo“

Diese Galerie enthält 8 Fotos.

Am Samstag morgen bin ich aufgewacht und sah auf meinem Handy gleich mal die SMS und verpassten Anrufe von Nico und Luise. Die wollten nämlich am Vormittag zur National Geographic Fotoausstellung, die im Regierungsgebäude stattfand. Nach einigen zeitlichen Verschiebungen haben … Weiterlesen

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Perfekter Start ins Wochenende!

Ich komme gerade von einem meiner bisher schönsten Abende in der Mongolei!
Wir haben uns mit Herrn Bückert um dreiviertel Sieben am Zirkus getroffen, denn er hatte uns Karten für ein Konzert besorgt. Wir alle wussten nicht so genau, was uns erwartete, weder ob wir Steh- oder Sitzplätzen haben würden, noch was genau für Musik gespielt werden sollte.
Den ersten Punkt hatten wir ziemlich schnell geklärt: Es gab Sitzplätze in verschiedenen Preiskategorien, wobei es eigentlich keine gab, die viel schlechter als andere gewesen wären. Trotzdem haben die Leute 5 Meter neben uns 40€ mehr bezahlt, naja, wer’s hat… Wer nicht direkt teilnehmen wollte oder konnte, wurde von seinen Freunden und ihrem iPad per Skype zugeschaltet.
In der Mitte war ein großes Orchester aufgebaut, was einerseits uns bekannte Instrumente beinhaltete, aber auch einige Fremde, deren Namen ich noch nicht heraus gefunden habe. Natürlich durfte die Pferdekopfgeige auch nicht fehlen! Auf den Stufen dahinter stand ein Chor und dieser wiederum befand sich vor einer Leinwand, auf der der Film „Die zehn Kämpfer des Dschinghis Khaan“. Über die Handlung kann euch Luise mehr erzählen, ich habs leider nicht so ganz geblickt. Die Aufgabe des Orchesters war es also nun, die Filmmusik zu spielen und das haben sie in ausgezeichneter Qualität getan! Die Bilder der weiten Steppe, der reitenden Mongolen auf den Pferden und die traditionelle Musik weckten Gefühle der besonderen Art und dies war ein Moment in dem mir ganz klar wurde, mit welchem Stolz ich einmal sagen werde: „Das ist die Mongolei, und dort habe ich ein Jahr gelebt!“.
An einer Stelle kam sogar die Schauspielerin, die bis eben noch auf der Leinwand zu sehen war, auf die Bühne und sang ein Lied. Ein kleiner Junge im Publikum war von dem ganzen Spektakel auch hin und weg und tanzte auf den Treppen.
Nach dem der Film zu Ende war, begann der zweite Teil des Konzerts, zu dem ein Pianist auf die Bühne kam, so wie einige Keyboarder, ein Schlagzeuger und noch einige weitere Musikanten. Nun wurde es alles etwas moderner und rockiger, was sich auch alle sehr gut anhörte, aber lange nicht gegen die traditionelle Musik ankam.
Natürlich gab es am Ende tosenden Applaus und eine kleine Zugabe und wir alle waren uns einig: Dieser Abend war der bestmögliche Start ins Wochenende!
Nur der Heimweg war etwas bitter, denn es war schon wieder richtig kalt geworden, also bin ich im Dauerlauf nach Hause gejoggt.

 

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