Ein deel für die Deutsche und nicht schießen Genossen!

Ich habe gerade so meine Jacke ausgezogen und über den Stuhl gehängt, als es an der Wohnungstür klopft. Da ich gerade alleine zu Hause bin, erwarte ich meinen Bruder oder meine Gastmutter, aber keiner der beiden ist es. Statt dessen stehen da ein Mann und eine Frau, ungefähr Anfang fünfzig und gucken mich mindestens so erstaunt an, wie ich sie.

Ich versuche ihnen auf mongolisch zu erklären, dass meine Gastmutter nicht zu Hause sei, aber das hält sie nicht davon ab, trotzdem herein zu kommen. Wenn ein Mongole etwas für richtig hält, dann wird das auch durchgezogen.

Der Mann erzählt mir in einem Gemisch aus Englisch, Mongolisch und sogar Deutsch, dass er ein Verwandter der Familie sei und dass er bei der Eisenbahn arbeitet. Seine Frau könne gut nähen und deshalb seien sie hier. Der deel meiner Gastschwester ist nämlich etwas zu groß geraten und muss umgenäht werden.

Ach ja, ein deel, das ist die mongolische Nationaltracht, nicht sonderlich körperbetont und lässt einen dreimal so breit aussehen, aber ist vorallem im Winter sehr praktisch, da man viele Schichten einnähen kann und das hält schön warm. In ein paar Tagen steht das mongolische Neujahrsfest an, es heißt Tsagaan Tsar, und da tragen alle einen deel.

Meine Familie trifft sich am Montag in der Stadt und auch ich bin eingeladen. Zegi kam dann ganz spontan auf die Idee, mir ihren alten deel zu überlassen, den sie nur einmal getragen hatte. Sie hat jetzt außerdem einen neuen und meinte feierlich, der andere hätte auf mich gewartet. Nun bin ich also stolze Besitzerin eines deels, der zwar rosa ist, aber hey ICH HAB EINEN DEEL!! und ich sehe extrem unförmig darin aus, das Foto spricht für sich 😀
Wie bereits erwähnt war ich an diesem Tag nun also auch die Fremdsprachentrainerin für unseren Besuch, der sichtlich enttäuscht war, dass ich kein Russisch spreche. Dafür wurde sein Deutsch aber von Minute zu Minute interessanter, denn nach dem er „Hände hoch!“ und „Nicht schießen Genossen!“ rief, zählte er sämtliche deutsche Politiker auf, von Honecker bis Zetkin, von Marx bis Thälmann. Der Mann wurde mir immer sympathischer. Natürlich wollte er dann auch etwas über meine Familie und mein zu Hause wissen, ich zeigte ihm ein Familienfoto und die Freude war groß. Am Ende lud er mich noch zu sich nach Hause ein und bedankte sich, dass ich mit ihm Englisch geübt hatte.

Alles in allem war es also ein überraschend netter Abend mit meiner Familie gewesen und ich freue mich auf den Montag, auch wenn es mir ein wenig vor den ganzen buuz graut, die ich wohl essen werden muss…

Hahahahaha! :D

Hahahahaha! 😀

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.