Svenja und das Internet – die unendliche Geschichte

Wenn man es auch Deutschland gewohnt ist, zumindest zu Hause immer funktionierendes Internet zu haben, dann fällt es einem schon schwer sich daran zu gewöhnen, dass es hier nun mal nicht der Fall ist. Zu Hause bezahle ich jedoch nicht dafür, dass ich das Internet benutzen kann und wenn es dann einmal nicht funktioniert, dann bin ich auch nicht die einzige, die das stört. Hier ist es leider etwas anders, aber beginnen wir von vorne.

Da wir keinen Router zu Hause haben, hatte meine Gastfamilie eine Software auf ihren Computer geladen, mit dem man das Internet teilen kann. Das heißt, es funktioniert nur, wenn ihr Computer angeschaltet ist. Sie darum zu bitten, ihn anzumachen, ist ja meistens nicht das Problem, aber sie warnen mich nicht vor, wenn sie ihn ausschalten und so wurden schon einige Skypegespräche mitten im Satz unterbrochen. Ebenso kompliziert ist es, wenn meine Skypetermine mit denen des schamanischen Rituals kollidieren, denn über die Technik kommen die bösen Geister in die Wohnung, deshalb hängt auch immer ein Handtuch über dem Fernsehen. Da würd ich mir als Geist auch denken, ah ein Handtuch, nee lass mal, da schnei ich heute nicht vorbei.

Aber diese besagte Software hat vor einigen Tagen ihren Geist aufgegeben, und keiner, auch nicht meine Gastmutter, die Informatiklehrerin (!) ist, konnte das Problem beheben. Ich saß nun also in meinem Zimmer, abgeschieden von der Außenwelt und war eigentlich nicht sauer, weil es mal kein Internet gibt, sondern weil es einfach niemandem zu interessieren schien. Für die Familie gab es ja kein Problem, also keinen Handlungsbedarf. Auch auf meine Nachfrage, warum es denn nicht funktioniere usw kam keinen Antwort, außer „I don’t know“. Hmmm… aber es musste ja irgendwie eine Lösung her.

Ich lief also in die Stadt, um mir einen mobilen Internetstick zu besorgen. Der war zwar nicht ganz billig, 100€ für 5 Monate Internet, aber da ich ja auch weniger Miete bezahlen müsste, wäre das in Ordnung gewesen. Im Laden noch installierten wir alles, es funktionierte perfekt. Als ich dann zu Hause war, war tote Hose und kein Erreichen des world-wide-web in Sicht. Lediglich am Küchenfenster hatte ich schwachen Empfang, der ab fürs Skype schon niemals ausgereicht hätte. Ich brachte den Stick also wieder zurück und ging am Freitagabend, der hier eigentlich ein Feiertag war, in die Schule um dort das Internet zu benutzen. Außer mir und dem Hausmeister war niemand da, aber er kannte mich ja und ließ mich deshalb rein. Kurz nach acht verließ ich die stockfinstere Schule und lief nach Hause. Auf dem Weg fiel mir ein, ich könnte ja selbst einen Router kaufen und meine Gastmutter fragen, ob sie ihn installieren könnte.

Gesagt getan und so saßen wir dann gestern Abend 3 Stunden vor dem Computer und ich beobachtete, wie sie sich wirklich völlig ahnungslos durch die englischen Systemeinstellungen ihre Computers klickte. Sie ließ sich aber auch garnicht von mir helfen, obwohl ich ja verstand was dort stand, und so hatten wir nach 3 Stunden und 10 Neustarts immer noch kein Internet, also sie schon, ich nicht. Der Frust, den ich neben diesem Computer entwickelte stieg schon fast ins unermessliche und fand dann seinen Höhpunkte, als ich nach 10 Minuten wieder auf den Bildschirm schaute und sah, dass sie es auch aufgegeben hatte und sich mit etwas völlig anderem beschäftigte, ohne einen Ton zu sagen. Ich packte also den Router wieder ein und sagte ihr, dass ich ihn einfach wieder zurück bringen werde.

Gerade als ich alles eingepackt und mich mit meinem Schicksal abgefunden hatte, rief mich mein Gastbruder und verkündete, dass die Software, die ja zu Beginn nicht mehr funktioniert hatte und der Auslöser für das ganze Problem gewesen war, wieder funktionieren würde. Wer weiß, wie lange diesmal…

Tatsache ist jedoch, je länger man kein Internet hat, desto kreativer nutzt man seine Zeit und so entstand letzte Woche unser Modelabel „Shine Echlel Design“. Genauere Details folgen noch, aber hier schon mal ein Bild des ersten Hemdes, dass ich genäht habe. Heute werden wir Stoff kaufen gehen auf dem Markt und dann wird jeder Internetausfall zu einem großen Schritt für die Modewelt!

Selfmade Indianerhemd

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