Kolonialherren

Nach dem ich das erste Mal Stromausfall im Kino erleben durfte, wollten Nico und ich mal wieder versuchen, mongolische Freizeitmöglichkeiten zu erkunden und begaben uns in eines der hohen Häuser am Sukhbaatar-Platz, wo laut facebook-expat-Gruppe jeden Mittwoch ein Treffen für, von und mit Ausländern stattfindet.

Wie sich herausstellte, war es aber vor allem ein Treffen von reichen Ausländern und wir fühlten uns etwas fehl am Platz. Da wir ausnahmsweise mal nicht fließend mongolisch miteinander sprachen, sondern gebrochenes deutsch, wurde auch gleich ein Österreicher auf uns aufmerksam. Von einem Dialog wechselte das Gespräch zu einem Monolog seinerseits, in dem er ausführlich über seine Öl-Firma erzählte, die zwar kein Öl habe, aber danach suche, empörte sich über die Korruption, die in vielen Länder herrsche und stellte wirre Theorien darüber auf, dass man ja eigentlich im Nahen Osten bewiesen hätte, dass Diktaturen besser funktionieren als Demokratien. Der Arabische Frühling sei eigentlich auch nur ausgebrochen, weil die Menschen heiraten und Sex haben wollen und Gadaffi war schon ein bisschen verrückt, aber wenigstens hatte er alles unter Kontrolle. Ordnung muss schließlich sein.

Nebenbei erzählte er noch kleine Anekdoten über seinen Freund Jörg Haider (Anmerkung der Redaktion: ein österreichischer Neo-Nazi, der nicht mal Auto fahren kann) und wiederum dessen Freund Saif al-Islam al-Gaddafi, der seinen weißen Tiger dem Wiener Zoo geliehen hat.

Nach dem das Gespräch durch ein abendliches Spiel beendet wurde (jeder konnte seine Visitenkarte in einen Topf werfen, und wer am Ende ausgelost wird bekommt eine Weinflasche geschenkt), haben Nico und ich uns noch 2 Stunden lang über diesen Kerl unterhalten.

Er hat genau diese Kolonialmentalität, mit der ein Kaiser früher in Afrika einmarschiert ist. „Die Mongolen sind alle dumm und unzivilisiert, die können aus ihrem Land sowieso nichts machen, also hole ich mir eben die Rohstoffe hier raus, und mache mich damit reich.“

 

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Eine Antwort zu Kolonialherren

  1. Jonas sagt:

    Immer sehr interessant deinen Blog zu lesen, ich liebe es wie du schreibst!

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