Die schöne Mongolei

Letzten Samstag sind Luise, ihre Mama und ich von unserer Tour aufs Land wieder gekommen, und seitdem hatte ich noch keine Zeit, etwas darüber zu schreiben. Schließlich mussten wir ja Weihnachten feiern und zwei Deutschlehrerinnen sind krank, deshalb vertrete ich einige Stunden.

So, nun aber zur Tour:

Es gibt wahrscheinlich nicht viele Europäer, die so irre sind, im Winter durch die Mongolei zu reisen, aber wir gehören nun zu dieser kleinen Gruppen von Verrückten.

Mit einem Fahrer, einer Reiseleiterin und einer eigenen Köchin vom Golden-Gobi-Hostel (Achtung Produktplatzierung!) gings dann also los Richtung Westen.

Am ersten Tag „erlebten wir eigentlich alles“, wie Luise meinte. Zum Mittagessen gab es buuz, danach sahen wir, wie ein Schlaf ermordet wurde, wir wohnten bei einer echten Nomadenfamilie, die uns auf ihren Kamelen reiten ließ, uns Pferdefleisch zum Abendessen servierte und uns verschiedene Varianten des Knochenspiels beibrachte.

Eines stelle ich mal gleich am Anfang klar: Kalt war es immer nur draußen! In den gers (mongolisch für Jurte) herrschte meistens so eine Hitze, dass ich schwitzend auf meinem Schlafsack schlief und wir ab und zu die Tür auf machen mussten, um nicht einzugehen.

Am nächsten Tag gings mit dem Reiten auch gleich weiter, dieses mal auf Pferden. Ich dachte natürlich, ach, reiten kannste ja, also beschloss ich mit dem Chiefmaster zusammen die schnelle Tour zu machen und die anderen Pferde auf die Weide zu treiben. Aber die Pferde traben echt in einem seltsamen Rhythmus und die Sättel sind auch nicht die bequemsten, und deshalb war ich das erste mal heilfroh, nach einer halben Stunde endlich wieder absteigen zu dürfen. Mongolen reiten immer im stehen, das muss ich noch üben.

Nach dem Mittagessen ging die Tour weiter, mit ABBA im Autoradio, und zwar nach Karakorum, die ehemalige Hauptstadt der Mongolei. Von den ursprünglichen Gebäuden sieht man nicht mehr viel, was heute dort noch steht ist eine Klosteranlage, mit verschiedenen Tempeln darin. Es gibt auch eine Gebetsjurte, wo man sich für Geld etwas auf tibetisch vormurmeln lassen kann. Kaum waren wir dort wieder draußen, kamen gleich ein paar betrunkene Mongolen auf uns zu gewankt, die ein „Foto, Foto!“ mit uns machen wollten.

Außerdem gab es noch eine steinerne Schildkröte, die jedoch außerhalb der Stadtmauern liegt. Auf dem Weg dahinter überholte uns ein Mann, auf einem Esel, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, sodass wir den anderen Esel hinter uns gar nicht bemerkten. Der war so schüchtern, dass er sich nicht an uns vorbei traute, und deshalb den Anschluss verlor. Erst als wir abbogen stürmte er laut wiehernd los.

Zwischen der Straße und der Schildkröte war ein riesiges Meer aus Eis, das wir überwinden mussten. Einen Schritt machte man immer wie Legolas auf dem Schnee, doch beim nächsten war man plötzlich knietief eingesunken. Immer Sommer braucht man sicherlich nicht einmal halb so lange für diesen Weg.

Auf dem Rückweg von einem Hügel, auf dessen Spitze ein Denkmal für die drei großen mongolischen Reiche steht, hatte es unser Fahrer irgendwie eilig und wollte ein anderes Auto überholen. Also fuhr er rechts ab von der Straße auf einen Feldweg, der in einem Feldloch endete, und damit auch unsere Fahrt fürs erste. Wir versuchten uns also auszugraben, was uns zu erst auch gelang, wir jedoch keine 5 Minuten später wieder fest gefahren waren. Und dann wurde es langsam dunkel…

Am Ende hat unser Fahrer es dann aber doch noch irgendwie geschafft, und wir kamen in unserem ger für die Nacht an.

Am dritten Tag war es Zeit, für etwas Bildung. Wir fuhren in das Museum über die Stadt, das in einem sehr neumodischen Stil gebaut und auch mit brillianter Technik ausgestattet war. Wir haben sogar eine eigene Führung bekommen, außer uns war auch keiner da.

Auf dem Rückweg wollte uns Ogie, die Reiseleiterin, eine besondere Überraschung zeigen. Wir stiegen also irgendwo aus, und liefen durch den Schnee einen Hügel hinauf. Dort war etwas eingezäunt, ein kleines Kunstwerk aus Stein. Und zwar ein Penis.

Ja, die Mongolen denken nämlich, dass ein Besuch dort dazu beiträgt, dass man schneller schwanger wird, und weil Ogie bisher nur einen Sohn hat, hat sie sich natürlich auch gleich mal drauf gesetzt und wurde auf einmal so albern, dass es sogar für mich schon etwas zu viel des Guten war. Aber vielleicht hilfts ja, wir werden sehen…

Ein weiteres Highlight des Tages war ein Privatkonzert für uns, in unserem ger. Ein ältere Mann, der ein berühmter Sänger sein soll, wurde zu uns eingeladen und spielte (natürlich) auf der Pferdekopfgeige für uns. Die ganze Situation war irgendwie komisch, denn wir bekamen mitten in der Vorstellung unser Essen serviert und wollten weder ihm gegenüber unhöflich sein, noch das Essen kalt werden lassen oder gar den Anschein erwecken, dass wir keinen Appetit hätten.

Öffentliche Nahverkehrsmittel sind in dieser Gegend nicht vorhanden, also mussten wir im Auto alle etwas zusammen rücken, um unseren Musiker ein Stück mitzunehmen.

Und dann traten wir den Rückweg an. Denn Karakorum war der westlichste Ort unserer Reise und am dritten Abend ging es wieder Richtung Osten.

Wir fuhren zu einer Familien, die wirklich sehr abgeschieden von allem lebt. Die Eltern sind noch sehr jung und nur das jüngste Kind lebt zu Hause. Trotzdem ist die Jurte zumindest im Winter immer voll, da dort auch die kleinen Ziegen untergebracht werden, für die es draußen zu kalt ist.

Bis zum Ende des Abends haben wir Knochen- und Kartenspiele gespielt, bis wir wieder in unsere überhitzte Jurte gingen und nach vielen Geschichten einschliefen.

Von Tag zu Tag wurde unser hygienischer Zustand… interessanter, denn wir konnten nirgendwo duschen, befestigte Toiletten oder Waschbecken gab es auch nirgends und die Feuchttücher wurden unsere besten Freunde.

Aber zum Glück hat man im Winter sowieso so viele Kleidungsschichten an, dass man sich auch nach 4 Tagen noch riechen kann, oder eben grade nicht.

Der vorletzte Tag beinhaltete, den Besuch im Hostai-Nationalpark, wo es noch die echten Przewalskipferde gibt.

Um uns darüber zu informieren, wurden wir zu erst in einem Haus abgesetzt, in dem wir einen Informationsfilm (auf deutsch!) vorgespielt bekamen. Und dann ging es raus in die Natur, die an dem Tag wirklich besonders kalt war.

Zur Feier des letzten Tages schliefen wir diese Nacht nicht in einer Jurte, sondern in einem Haus. Und das war der erste geschlossene Raum, der nicht überheizt war, sonder eher das Gegenteil davon. Dort lagen wir dann also, in Formation und auch sonst in ähnlichem Zustand von Ölsardinen und verbrachte unserer letzte Nacht auf dem Land.

Der nächste Tag zog sich irgendwie in die Länge, da wir doch nicht nach dem Frühstück, sondern erst nach dem Mittagessen nach Hause fuhren, in der Zwischenzeit aber kein Programm mehr geplant hatten. Also versuchten wir noch einmal, eine Wanderung draußen zu unternehmen, aber nach 15 Minuten waren wir so eingefroren, dass wir umkehren mussten.

Wir verabschiedeten uns von unserem Gastgeber und fuhren wieder auf den leeren Straßen Richtung Stadt. Tja und Ulaanbaatar erkennt man eben nicht wie andere Städte aus der ferne an den Häusern, sondern an der Abgas-Glocke, die man erst sieht, und dann auch schon bald durch die Lüftung im Auto riecht.

Unser Leben hatte sich in den fünf Tagen auf dem Land irgendwie entschleunigt, alles ging langsamer und stressfreier, aber sobald man wieder im obligatorischen Stau auf der Peace Avenue steht, überkommt einen der Stress mit einem mal wieder, die gute Laune verfliegt und die Uhr tickt wieder anders.

 

 

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Eine Antwort zu Die schöne Mongolei

  1. Isabel sagt:

    Hallo Svenja!
    Ich verfolge deinen Blog schon seit längerer Zeit und schau mir gern deine Mongolei-Bilder an. Irgendwann möchte ich auch einmal in die Mongolei reisen und auch so tolle Fotos machen!
    Noch eine schöne Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht dir

    Isabel

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