Das Ende der Geschichte

So viele Leute haben mich darum gebeten, und ich bin es mir auch selbst schuldig, einen abschließenden Blogeintrag zu verfassen.

Es ist ja nun schon eine Weile her, dass ich wieder gekommen bin, genauer gesagt am 11.April und nicht wie ursprünglich geplant Ende August. Das lag daran, dass wir leider einen Autounfall hatten und obwohl sich alle sehr sehr lieb um mich gekümmert haben, vorallem unser Fachberater Herr Bückert, seine Frau Baigal und meine lieben anderen Freiwilligen, habe ich mich entschieden, früher nach Hause zu fahren.

Hauptsächlich lag es daran, dass ich meine persönliche Grenze erreicht hatte. Ich wusste, wenn jetzt noch was negatives passiert, würde ich das nicht aushalten können. Die Erfahrung im Krankenhaus war wirklich nicht schön, direkt nach der Narkose aufgeweckt zu werden und dazu aufgefordert zu werden, sich anzuziehen und mit dem Taxi ins nächste Krankenhaus zu fahren, obwohl ich nicht mal stehen konnte, in diesem Krankenhaus dann viele Infusionen zu bekommen, die Schmerzen verursachten aber mir auch niemand erklären konnte wozu die eigentlich gut sind und so weiter. Das war eine sehr prägende Erfahrung, auf die ich zwar gerne verzichtet hätte, aber sie gemacht zu haben, hat mich dennoch gestärkt. So ist das Leben, man kann es sich nicht aussuchen.

Jetzt bin ich schon eine Weile wieder zurück und auch in Deutschland ist viel passiert. Es stimmt, was die meisten sagen: der richtige Kulturschock kommt erst hier und die Reise, sich selbst zu entdecken hat irgendwie grad erst angefangen. Ich bin trotz dem außergewöhnlichen Ende sehr sehr froh, kulturweit gemacht zu haben, denn ich habe Dinge gesehen und erlebt, auf die ich sonst nie gestoßen wäre. Ich habe so viele neue Ideen, was ich einmal machen und noch sehen will, ich habe neue Freunde gefunden, die ich um keinen Preis der Welt missen möchte und ich habe so viel über mich gelernt, wie zu keinem anderen Zeitpunkt meines Lebens.

Ich danke allen, die in dieser Zeit dabei waren, die mir so sehr geholfen haben, vorallem Luise, Lena und Nico und Herrn Bückert, und allen, die jetzt immernoch für mich da sind!

 

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Svenja und das Internet – die unendliche Geschichte

Wenn man es auch Deutschland gewohnt ist, zumindest zu Hause immer funktionierendes Internet zu haben, dann fällt es einem schon schwer sich daran zu gewöhnen, dass es hier nun mal nicht der Fall ist. Zu Hause bezahle ich jedoch nicht dafür, dass ich das Internet benutzen kann und wenn es dann einmal nicht funktioniert, dann bin ich auch nicht die einzige, die das stört. Hier ist es leider etwas anders, aber beginnen wir von vorne.

Da wir keinen Router zu Hause haben, hatte meine Gastfamilie eine Software auf ihren Computer geladen, mit dem man das Internet teilen kann. Das heißt, es funktioniert nur, wenn ihr Computer angeschaltet ist. Sie darum zu bitten, ihn anzumachen, ist ja meistens nicht das Problem, aber sie warnen mich nicht vor, wenn sie ihn ausschalten und so wurden schon einige Skypegespräche mitten im Satz unterbrochen. Ebenso kompliziert ist es, wenn meine Skypetermine mit denen des schamanischen Rituals kollidieren, denn über die Technik kommen die bösen Geister in die Wohnung, deshalb hängt auch immer ein Handtuch über dem Fernsehen. Da würd ich mir als Geist auch denken, ah ein Handtuch, nee lass mal, da schnei ich heute nicht vorbei.

Aber diese besagte Software hat vor einigen Tagen ihren Geist aufgegeben, und keiner, auch nicht meine Gastmutter, die Informatiklehrerin (!) ist, konnte das Problem beheben. Ich saß nun also in meinem Zimmer, abgeschieden von der Außenwelt und war eigentlich nicht sauer, weil es mal kein Internet gibt, sondern weil es einfach niemandem zu interessieren schien. Für die Familie gab es ja kein Problem, also keinen Handlungsbedarf. Auch auf meine Nachfrage, warum es denn nicht funktioniere usw kam keinen Antwort, außer „I don’t know“. Hmmm… aber es musste ja irgendwie eine Lösung her.

Ich lief also in die Stadt, um mir einen mobilen Internetstick zu besorgen. Der war zwar nicht ganz billig, 100€ für 5 Monate Internet, aber da ich ja auch weniger Miete bezahlen müsste, wäre das in Ordnung gewesen. Im Laden noch installierten wir alles, es funktionierte perfekt. Als ich dann zu Hause war, war tote Hose und kein Erreichen des world-wide-web in Sicht. Lediglich am Küchenfenster hatte ich schwachen Empfang, der ab fürs Skype schon niemals ausgereicht hätte. Ich brachte den Stick also wieder zurück und ging am Freitagabend, der hier eigentlich ein Feiertag war, in die Schule um dort das Internet zu benutzen. Außer mir und dem Hausmeister war niemand da, aber er kannte mich ja und ließ mich deshalb rein. Kurz nach acht verließ ich die stockfinstere Schule und lief nach Hause. Auf dem Weg fiel mir ein, ich könnte ja selbst einen Router kaufen und meine Gastmutter fragen, ob sie ihn installieren könnte.

Gesagt getan und so saßen wir dann gestern Abend 3 Stunden vor dem Computer und ich beobachtete, wie sie sich wirklich völlig ahnungslos durch die englischen Systemeinstellungen ihre Computers klickte. Sie ließ sich aber auch garnicht von mir helfen, obwohl ich ja verstand was dort stand, und so hatten wir nach 3 Stunden und 10 Neustarts immer noch kein Internet, also sie schon, ich nicht. Der Frust, den ich neben diesem Computer entwickelte stieg schon fast ins unermessliche und fand dann seinen Höhpunkte, als ich nach 10 Minuten wieder auf den Bildschirm schaute und sah, dass sie es auch aufgegeben hatte und sich mit etwas völlig anderem beschäftigte, ohne einen Ton zu sagen. Ich packte also den Router wieder ein und sagte ihr, dass ich ihn einfach wieder zurück bringen werde.

Gerade als ich alles eingepackt und mich mit meinem Schicksal abgefunden hatte, rief mich mein Gastbruder und verkündete, dass die Software, die ja zu Beginn nicht mehr funktioniert hatte und der Auslöser für das ganze Problem gewesen war, wieder funktionieren würde. Wer weiß, wie lange diesmal…

Tatsache ist jedoch, je länger man kein Internet hat, desto kreativer nutzt man seine Zeit und so entstand letzte Woche unser Modelabel „Shine Echlel Design“. Genauere Details folgen noch, aber hier schon mal ein Bild des ersten Hemdes, dass ich genäht habe. Heute werden wir Stoff kaufen gehen auf dem Markt und dann wird jeder Internetausfall zu einem großen Schritt für die Modewelt!

Selfmade Indianerhemd

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„I dont care ‚bout history“

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Die letzten Tage hatte ich mich in der Schule schon ausführlich mit den Vorbereitungen für die Woche in Nairamdal beschäftigt. Am Vormittag sollten die Schüler_Innen von den Deutschlehrerinnen unterrichtet werden, am Nachmittag dann von den Nairamdal-Betreuern bespaßt. „Nairamdal“ heißt übrigens … Weiterlesen

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Frohes Neues Jahr der Wasserschlange

Diese Galerie enthält 9 Fotos.

Das mongolische Neujahrsfest Tsagaan Sar („Weißer Monat“) ist vorbei und bevor ich morgen zur Deutschen Woche nach Nairamdal fahre, gibt es noch einen kleinen Bericht. Dieses Fest versetzt die gesamte Mongolei in absoluten Ausnahmezustand. An den drei Feiertagen steht die … Weiterlesen

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Ein deel für die Deutsche und nicht schießen Genossen!

Ich habe gerade so meine Jacke ausgezogen und über den Stuhl gehängt, als es an der Wohnungstür klopft. Da ich gerade alleine zu Hause bin, erwarte ich meinen Bruder oder meine Gastmutter, aber keiner der beiden ist es. Statt dessen stehen da ein Mann und eine Frau, ungefähr Anfang fünfzig und gucken mich mindestens so erstaunt an, wie ich sie.

Ich versuche ihnen auf mongolisch zu erklären, dass meine Gastmutter nicht zu Hause sei, aber das hält sie nicht davon ab, trotzdem herein zu kommen. Wenn ein Mongole etwas für richtig hält, dann wird das auch durchgezogen.

Der Mann erzählt mir in einem Gemisch aus Englisch, Mongolisch und sogar Deutsch, dass er ein Verwandter der Familie sei und dass er bei der Eisenbahn arbeitet. Seine Frau könne gut nähen und deshalb seien sie hier. Der deel meiner Gastschwester ist nämlich etwas zu groß geraten und muss umgenäht werden.

Ach ja, ein deel, das ist die mongolische Nationaltracht, nicht sonderlich körperbetont und lässt einen dreimal so breit aussehen, aber ist vorallem im Winter sehr praktisch, da man viele Schichten einnähen kann und das hält schön warm. In ein paar Tagen steht das mongolische Neujahrsfest an, es heißt Tsagaan Tsar, und da tragen alle einen deel.

Meine Familie trifft sich am Montag in der Stadt und auch ich bin eingeladen. Zegi kam dann ganz spontan auf die Idee, mir ihren alten deel zu überlassen, den sie nur einmal getragen hatte. Sie hat jetzt außerdem einen neuen und meinte feierlich, der andere hätte auf mich gewartet. Nun bin ich also stolze Besitzerin eines deels, der zwar rosa ist, aber hey ICH HAB EINEN DEEL!! und ich sehe extrem unförmig darin aus, das Foto spricht für sich 😀
Wie bereits erwähnt war ich an diesem Tag nun also auch die Fremdsprachentrainerin für unseren Besuch, der sichtlich enttäuscht war, dass ich kein Russisch spreche. Dafür wurde sein Deutsch aber von Minute zu Minute interessanter, denn nach dem er „Hände hoch!“ und „Nicht schießen Genossen!“ rief, zählte er sämtliche deutsche Politiker auf, von Honecker bis Zetkin, von Marx bis Thälmann. Der Mann wurde mir immer sympathischer. Natürlich wollte er dann auch etwas über meine Familie und mein zu Hause wissen, ich zeigte ihm ein Familienfoto und die Freude war groß. Am Ende lud er mich noch zu sich nach Hause ein und bedankte sich, dass ich mit ihm Englisch geübt hatte.

Alles in allem war es also ein überraschend netter Abend mit meiner Familie gewesen und ich freue mich auf den Montag, auch wenn es mir ein wenig vor den ganzen buuz graut, die ich wohl essen werden muss…

Hahahahaha! :D

Hahahahaha! 😀

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Ein bisschen Kultur

Seit letzter Woche habe ich ja Ferien, weil es so kalt ist, und die Schüler nicht in die Schule kommen sollen. Ich habe meine Lehrer, die trotzdem in der Schule sein müssen, mehrmals gefragt, ob ich trotzdem irgend etwas tun kann, aber sie haben es immer verneint. Deswegen nutze ich die freie Zeit möglichst ohne schlechtes Gewissen anders.

Gestern waren Luise und ich dann also in der Tempel-Anlage des Bogd-Khan, dem letzten König der Mongolei. Wie lange er genau König war, weiß ich garnicht, es muss so bis zum Beginn des 20.Jahrhunderts gewesen sein.
Der Tempel besteht aus mehreren kleinen und großen Gebäuden und einer Mauer drumherum. Die soll vor Angriffen schützen… Naja, wenn die Feinde nur nen Meter groß sind, ist sie sicherlich effektiv.

Die Häuser sind alle aus Holz und ganz ohne Nägel gebaut. Die verschiedenen Teile werden nur wie ein Puzzle zusammen gesteckt. Ziemlich cool eigentlich.

Neben dem Tempel gibt es auch den „Winterpalast“ des Königs, welcher das erste Haus in europäischem Stil ist, das in der Mongolei gebaut wurde. Der König war von diesem neumodischen Kram allerdings nicht so begeistert, deshalb hat er viele Bauteile ausgetauscht, um es etwas buddhistischer zu machen.
Außerdem hatte er einen Fimmel für Tiere, hauptsächlich tote. In Erdgeschoss, dem mongolischen ersten Stock, gibt es eine Menge ausgestopfter Vögel, Schlangen, Affen, Raubtiere und noch vieles mehr. Einzig die Giraffe, der ein Stück vom Hals abgeschnitten wurde, damit sie ins Haus passt, ist heute nicht mehr zu sehen. Auch einen Elefanten hatte er, aber der hat im Gegensatz zu den anderen Tieren gelebt, jedenfalls eine Weile.
Am exklusivsten allerdings ist die Jurte, die mit Fellen von 150 Leoparden bedeckt ist. Um an dieser Stelle Bushido zu zitieren: „Er hatte Style und das Geld!“

Im zweiten Stock sind wir mitten in den Dreh eines Musikvideos für mongolische, traditionelle Musik geplatzt. Tja, die Welt ist klein.

In Ulaanbaatar gab es damals viele Klöster und Tempel, bis die Stalinisten (nicht die Kommunisten!) sie zerstört haben. Diese Anlage ist eine der wenigen, die erhalten blieb, weil sie schon damals ein Museum war.

Den Rest der Ferien arbeite ich ein bisschen an meinen kulturweit-Projekt, einer Zeitung mit verschiedenen Artikeln über die Mongolei, gehe mit den anderen auf den Schwarzmarkt und mache andere Sachen, für die sonst nicht so viel Zeit bleibt.

Ach ja, der Blog-Wettbewerb ist morgen zu Ende, also noch schnell alle abstimmen ;)

Der Sommerpalast des Königs

Der Sommerpalast des Königs

 

Schicke Dächer!

Schicke Dächer!

Luise et moi

Luise et moi

 

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Was vermisst man eigentlich?

Ich vermisse:

 

  • meine Freunde und die Bestätigung so gemocht zu werden, wie man ist
  • mein Fahrrad und das Berliner Verkehrssystem
  • warmes Wetter
  • gute Luft
  • eine Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten zu haben
  • politische Aktivitäten
  • geistigen Anspruch
  • Döner.

 

Ich werde vermissen:

 

  • billiges Busfahren und billiges Kino
  • diese geile Natur hier !!!
  • dass sich ganz spontan immer irgendwas cooles ergibt
  • dass man um zwei Ecken fast jeden kennen lernen kann, den man kennen lernen will.
  • den Schwarzmarkt
  • mein Lieblingsrestaurant und den Salat dort
  • immer viiiel Zeit zu haben.

 

 

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StreetArt

Am Anfang dachte ich, es gäbe gar keine Straßenkunst in Ulaanbaatar, aber wenn man mal genauer hinsieht, findet man doch erstaunlicht viele Kunstwerke überall. Damit diese bekannter werden und auch Leute sie sehen können, die nicht in Ulaanbaatar wohnen, habe ich ein neues Projekt gestartet, und zwar eine Facebook-Seite, auf der ich nun regelmäßig Fotos veröffentlichen möchte, und auch andere Leute Fotos posten sollen.
Ich hoffe, das Projekt wird ein Erfolg, denn ich freue mich über jedes neue Bild!

Straßenkunst auf Facebook

Straßenkunst auf Facebook

 

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Neues Jahr, Neues Glück!

Ein frohes neues Jahr wünsche ich euch allen!

Ich bin ziemlich froh, dass das alte rum ist, muss ich sagen, und ich freue mich umso mehr auf das neue, denn eine Liste mit verdammt coolen Dingen steht an, die ich so tun und lasse werden 🙂

Zunächst bin ich natürlich noch ein halbes Jahr in der Mongolei. Ein halbes Jahr, in dem sicherlich noch viel passieren wird…

Im März planen wir eine Reise nach China, wenn wir dann Ferien haben, ansonsten wird das eben auf den Sommer verschoben. Außerdem möchte ich noch ganz in den Westen der Mongolei, ins Altai-Gebirge und natürlich in die Wüste Gobi!

Eigentlich ist mein ganzes Jahr schon voll geplant mit Reisen durch den Osten.

Denn im September geht’s ernsthaft nach Georgien, Armenien und durch die Türkei nach Griechenland. Einen Monat hab ich Zeit, zum Flughafen in Athen zu kommen. Dazwischen liegt das Abenteuer 😀 Na wenn das mal gut geht…

Ach ja, und fast hätte ichs vergessen: Natürlich geht’s im August nach Hause, nach Berlin!!! Oh ja, darauf freue ich mich schon sehr. Mindestens so sehr, wie auf die 5 Tage am Werbellinsee, mit all den tollen Leuten, die jetzt auch noch irgendwo in der Welt unterwegs sind.

Naja, und dann hab ich auch noch ne Menge anderer Pläne, an deren Umsetzung ich arbeite.

Und ich habe ein neues Motto: „When I’m sad, I stop being sad and be awesome instead.“ So siehts aus, und zum Abschluss gibt’s noch ein Foto von unserem Festessen zu Silvester. Das war auch das einzig festliche an der ganzen Sache, den Rest des Abends saßen wir nämlich nur auf dem Sofa, haben Fernsehen geguckt, um 12 Uhr angestoßen und dann sind alle ins Bett gegangen. Pff, nächstes Jahr muss dann wohl doppelt gefeiert werden. Macht euch auf was gefasst!

 

Die Torte haben wir selbst gebacken!

Die Torte haben wir selbst gebacken!

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Die schöne Mongolei

Letzten Samstag sind Luise, ihre Mama und ich von unserer Tour aufs Land wieder gekommen, und seitdem hatte ich noch keine Zeit, etwas darüber zu schreiben. Schließlich mussten wir ja Weihnachten feiern und zwei Deutschlehrerinnen sind krank, deshalb vertrete ich einige Stunden.

So, nun aber zur Tour:

Es gibt wahrscheinlich nicht viele Europäer, die so irre sind, im Winter durch die Mongolei zu reisen, aber wir gehören nun zu dieser kleinen Gruppen von Verrückten.

Mit einem Fahrer, einer Reiseleiterin und einer eigenen Köchin vom Golden-Gobi-Hostel (Achtung Produktplatzierung!) gings dann also los Richtung Westen.

Am ersten Tag „erlebten wir eigentlich alles“, wie Luise meinte. Zum Mittagessen gab es buuz, danach sahen wir, wie ein Schlaf ermordet wurde, wir wohnten bei einer echten Nomadenfamilie, die uns auf ihren Kamelen reiten ließ, uns Pferdefleisch zum Abendessen servierte und uns verschiedene Varianten des Knochenspiels beibrachte.

Eines stelle ich mal gleich am Anfang klar: Kalt war es immer nur draußen! In den gers (mongolisch für Jurte) herrschte meistens so eine Hitze, dass ich schwitzend auf meinem Schlafsack schlief und wir ab und zu die Tür auf machen mussten, um nicht einzugehen.

Am nächsten Tag gings mit dem Reiten auch gleich weiter, dieses mal auf Pferden. Ich dachte natürlich, ach, reiten kannste ja, also beschloss ich mit dem Chiefmaster zusammen die schnelle Tour zu machen und die anderen Pferde auf die Weide zu treiben. Aber die Pferde traben echt in einem seltsamen Rhythmus und die Sättel sind auch nicht die bequemsten, und deshalb war ich das erste mal heilfroh, nach einer halben Stunde endlich wieder absteigen zu dürfen. Mongolen reiten immer im stehen, das muss ich noch üben.

Nach dem Mittagessen ging die Tour weiter, mit ABBA im Autoradio, und zwar nach Karakorum, die ehemalige Hauptstadt der Mongolei. Von den ursprünglichen Gebäuden sieht man nicht mehr viel, was heute dort noch steht ist eine Klosteranlage, mit verschiedenen Tempeln darin. Es gibt auch eine Gebetsjurte, wo man sich für Geld etwas auf tibetisch vormurmeln lassen kann. Kaum waren wir dort wieder draußen, kamen gleich ein paar betrunkene Mongolen auf uns zu gewankt, die ein „Foto, Foto!“ mit uns machen wollten.

Außerdem gab es noch eine steinerne Schildkröte, die jedoch außerhalb der Stadtmauern liegt. Auf dem Weg dahinter überholte uns ein Mann, auf einem Esel, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, sodass wir den anderen Esel hinter uns gar nicht bemerkten. Der war so schüchtern, dass er sich nicht an uns vorbei traute, und deshalb den Anschluss verlor. Erst als wir abbogen stürmte er laut wiehernd los.

Zwischen der Straße und der Schildkröte war ein riesiges Meer aus Eis, das wir überwinden mussten. Einen Schritt machte man immer wie Legolas auf dem Schnee, doch beim nächsten war man plötzlich knietief eingesunken. Immer Sommer braucht man sicherlich nicht einmal halb so lange für diesen Weg.

Auf dem Rückweg von einem Hügel, auf dessen Spitze ein Denkmal für die drei großen mongolischen Reiche steht, hatte es unser Fahrer irgendwie eilig und wollte ein anderes Auto überholen. Also fuhr er rechts ab von der Straße auf einen Feldweg, der in einem Feldloch endete, und damit auch unsere Fahrt fürs erste. Wir versuchten uns also auszugraben, was uns zu erst auch gelang, wir jedoch keine 5 Minuten später wieder fest gefahren waren. Und dann wurde es langsam dunkel…

Am Ende hat unser Fahrer es dann aber doch noch irgendwie geschafft, und wir kamen in unserem ger für die Nacht an.

Am dritten Tag war es Zeit, für etwas Bildung. Wir fuhren in das Museum über die Stadt, das in einem sehr neumodischen Stil gebaut und auch mit brillianter Technik ausgestattet war. Wir haben sogar eine eigene Führung bekommen, außer uns war auch keiner da.

Auf dem Rückweg wollte uns Ogie, die Reiseleiterin, eine besondere Überraschung zeigen. Wir stiegen also irgendwo aus, und liefen durch den Schnee einen Hügel hinauf. Dort war etwas eingezäunt, ein kleines Kunstwerk aus Stein. Und zwar ein Penis.

Ja, die Mongolen denken nämlich, dass ein Besuch dort dazu beiträgt, dass man schneller schwanger wird, und weil Ogie bisher nur einen Sohn hat, hat sie sich natürlich auch gleich mal drauf gesetzt und wurde auf einmal so albern, dass es sogar für mich schon etwas zu viel des Guten war. Aber vielleicht hilfts ja, wir werden sehen…

Ein weiteres Highlight des Tages war ein Privatkonzert für uns, in unserem ger. Ein ältere Mann, der ein berühmter Sänger sein soll, wurde zu uns eingeladen und spielte (natürlich) auf der Pferdekopfgeige für uns. Die ganze Situation war irgendwie komisch, denn wir bekamen mitten in der Vorstellung unser Essen serviert und wollten weder ihm gegenüber unhöflich sein, noch das Essen kalt werden lassen oder gar den Anschein erwecken, dass wir keinen Appetit hätten.

Öffentliche Nahverkehrsmittel sind in dieser Gegend nicht vorhanden, also mussten wir im Auto alle etwas zusammen rücken, um unseren Musiker ein Stück mitzunehmen.

Und dann traten wir den Rückweg an. Denn Karakorum war der westlichste Ort unserer Reise und am dritten Abend ging es wieder Richtung Osten.

Wir fuhren zu einer Familien, die wirklich sehr abgeschieden von allem lebt. Die Eltern sind noch sehr jung und nur das jüngste Kind lebt zu Hause. Trotzdem ist die Jurte zumindest im Winter immer voll, da dort auch die kleinen Ziegen untergebracht werden, für die es draußen zu kalt ist.

Bis zum Ende des Abends haben wir Knochen- und Kartenspiele gespielt, bis wir wieder in unsere überhitzte Jurte gingen und nach vielen Geschichten einschliefen.

Von Tag zu Tag wurde unser hygienischer Zustand… interessanter, denn wir konnten nirgendwo duschen, befestigte Toiletten oder Waschbecken gab es auch nirgends und die Feuchttücher wurden unsere besten Freunde.

Aber zum Glück hat man im Winter sowieso so viele Kleidungsschichten an, dass man sich auch nach 4 Tagen noch riechen kann, oder eben grade nicht.

Der vorletzte Tag beinhaltete, den Besuch im Hostai-Nationalpark, wo es noch die echten Przewalskipferde gibt.

Um uns darüber zu informieren, wurden wir zu erst in einem Haus abgesetzt, in dem wir einen Informationsfilm (auf deutsch!) vorgespielt bekamen. Und dann ging es raus in die Natur, die an dem Tag wirklich besonders kalt war.

Zur Feier des letzten Tages schliefen wir diese Nacht nicht in einer Jurte, sondern in einem Haus. Und das war der erste geschlossene Raum, der nicht überheizt war, sonder eher das Gegenteil davon. Dort lagen wir dann also, in Formation und auch sonst in ähnlichem Zustand von Ölsardinen und verbrachte unserer letzte Nacht auf dem Land.

Der nächste Tag zog sich irgendwie in die Länge, da wir doch nicht nach dem Frühstück, sondern erst nach dem Mittagessen nach Hause fuhren, in der Zwischenzeit aber kein Programm mehr geplant hatten. Also versuchten wir noch einmal, eine Wanderung draußen zu unternehmen, aber nach 15 Minuten waren wir so eingefroren, dass wir umkehren mussten.

Wir verabschiedeten uns von unserem Gastgeber und fuhren wieder auf den leeren Straßen Richtung Stadt. Tja und Ulaanbaatar erkennt man eben nicht wie andere Städte aus der ferne an den Häusern, sondern an der Abgas-Glocke, die man erst sieht, und dann auch schon bald durch die Lüftung im Auto riecht.

Unser Leben hatte sich in den fünf Tagen auf dem Land irgendwie entschleunigt, alles ging langsamer und stressfreier, aber sobald man wieder im obligatorischen Stau auf der Peace Avenue steht, überkommt einen der Stress mit einem mal wieder, die gute Laune verfliegt und die Uhr tickt wieder anders.

 

 

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