Alle Beiträge von Mandy Fleer

Eine Reise nach Велико Търново

Anfang Mai bin ich übers Wochenende nach Weliko Tarnowo gefahren. Da hier in Bulgarien an dem Montag (06. Mai) ein Feiertag war, habe ich mich dazu entschieden gleich zwei anstatt nur eine Nacht in der Stadt zu verbringen, die früher einmal die Hauptstadt Bulgariens war.

Weil der Sofioter Busbahnhof sehr verwirrend ist und ich bisher jedes Mal am falschen Teil des Bahnhofs stand, bin ich am Samstag Morgen frühzeitig losgegangen. Dort angekommen musste ich meine reservierten Tickets abholen und die Frau am Schalter hat glücklicherweise dazu gesagt, an welchem Bussteig der Bus abfährt, sodass ich zum ersten Mal direkt am richtigen Ort war.

Die Busfahrt dauerte knapp vier Stunden und ich war sehr erleichtert, als ich heile in Weliko Tarnowo angekommen bin. Daran hatte ich zwischendurch nicht so wirklich geglaubt, als unser Bus anfing die Straße mehr entlang zu hoppeln als zu fahren. Er wurde zwar langsamer und hat kurz am Seitenstreifen gehalten, dann aber die Fahrt fortgesetzt. Um nicht total in Panik zu versinken, jeden Moment in diesem Bus zu sterben, habe ich versucht, meine Aufmerksamkeit auf die schöne Landschaft neben uns zu lenken. Berge, Bäume, so viel grün!

Den Nachmittag verbrachte ich dann damit, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel die Festung Tsarevets zu erkunden und von dort aus die Aussicht zu genießen. Wenn ich meine kurze Reise in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wahrscheinlich die Farbe Grün. Um 19 Uhr gab es dann im Hostel ein gemeinsames Abendessen mit allen Hostelgästen, wo ich mich ein paar anderen Leuten angeschlossen habe, mir später noch eine Lichtershow anzuschauen, bei der die Festung in verschiedenen Farben angestrahlt wurde.

Am nächsten Tag habe ich vormittags die Free Walking Tour mitgemacht. Dabei zogen sich immer mehr graue Wolken am Himmel über uns zusammen, die sich am Nachmittag zum Glück wieder verzogen haben, sodass ich bei gefühlten 30 Grad mein erstes Eis für dieses Jahr genießen konnte und dabei sehr in Urlaubsstimmung gekommen bin.

Als ich mich dann am Montag gerade gemütlich mit einem Buch in einen Park gesetzt hatte, fing es leider in Strömen an zu regnen, hörte den ganzen Tag nicht wieder auf und wurde später durch ein Gewitter nur noch verstärkt. Völlig durchnässt verbrachte ich den Tag dann also hauptsächlich damit, am Busbahnhof zu sitzen, mein Buch dort zu lesen und zwischendurch eine Banitsa zu essen, bevor es wieder zurück nach Sofia ging.

[P.S.: Die Fotos von meiner Kamera folgen nächste Woche.]

Eine kleine Angstgeschichte

[Beitrag ist bereits veröffentlicht auf: Lebensmutig. Junge Selbsthilfe Blog]

Ende Februar: Heute steht die Jurorenschulung für einen Debattierwettbewerb bevor. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich überhaupt dorthin gehen oder besser absagen soll. Als Juror hat man nämlich auch die Aufgabe einem der Debattierenden eine kurze Rückmeldung zu geben. Es sind zwar nur wenige Sätze, die man sagen muss – für meine Ängste ist das aber schon eine scheinbar niemals überwindbare Herausforderung. Ich entschließe mich dann doch dazu, hinzugehen und dem ganzen eine Chance zu geben. Am Ende der Schulung stellen vier Teilnehmende eine Debatte nach und wir müssen das Bewerten und die Rückmeldung üben. Das bedeutet: vor der ganzen Gruppe sprechen. Als meine Gruppe dran ist schaffe ich es irgendwie schnell meinen Text zu sagen, um mich möglichst schnell wieder zurück auf meinen Platz setzen zu können. Mein Gedanke am Ende: »Ich würde es gerne schaffen, bei einer Debatte als Jurorin tätig zu sein. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es schaffen werde. Bis zum Sommer ist ja noch ein bisschen Zeit. Bis dahin haben die Ängste hoffentlich ein bisschen abgenommen…«

Mitte April: Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail in meinem Postfach gelesen – es wird noch ein Jurymitglied für ein Verbundfinale gesucht. Nach viel hin und her überlegen sage ich zu und nun stehe ich hier mit wackligen Knien vor dem Deutschraum und warte darauf, dass die Veranstaltung beginnt. Ich muss zugeben, es ist eine sehr spannende Erfahrung so eine Debatte zu jurieren und ich bin froh, diese Erfahrung machen zu dürfen. Wenn da nur bloß nicht diese Rückmeldungen wären… Da es zwei Debatten gibt, muss ich auch zwei Rückmeldungen geben. Zum Glück stehen wir am Rand und nicht vorne und ich habe die Wand hinter mir, die mir ein bisschen Sicherheit gibt. Mit zitternder Stimme gebe ich meine Rückmeldung und komme mir ziemlich blöd vor, als ich sagen muss: »Unser Tipp an dich wäre, dass du dich beim nächsten mal noch selbstbewusster in die Debatte einbringst«, während ich mit jedem Wort kämpfe. Mein Gedanke am Ende: »Noch einmal werde ich das nicht machen. Das schaffe ich nicht.«

Vor zwei Wochen: Ich sehe eine E-Mail in meinem Postfach. Die Besetzung für das Landesfinale. Und meinen Namen unter den Juroren. Ein großer Kampf bricht in mir aus: Ich möchte es so gerne schaffen. Ich habe Angst es nicht zu schaffen. Ich möchte die Ängste nicht gewinnen lassen. Alle anderen schaffen es auch – schon wieder eine Aufgabe, der ich durch die Ängste nicht gerecht werden kann. Gleichzeitig ist mein Wille, es doch zu schaffen, aber auch so groß. Doch mit meinem Gewissen kann ich es nicht vereinbaren – es ist besser eine selbstbewusstere und kompetentere Person zu nehmen. Das schreibe ich auch der zuständigen Kollegin und habe große Angst vor ihrer Reaktion.

Ein paar Tage später: Meine Angst in Bezug auf die Reaktion der Kollegin waren völlig umsonst. Sie ist sehr lieb und verständnisvoll und ermutigt mich sehr, mich für meinen Willen und gegen die Ängste zu entscheiden. Sie nimmt sich sogar die Zeit, um die Situation einmal mit mir zu üben, damit ich ein bisschen mehr Sicherheit habe.

Gestern: Das Landeshalbfinale findet heute statt und meine Aufgabe ist es zum Glück nur ein paar Fotos zu machen. Während ich in dem Veranstaltungsraum mit den vielen Menschen stehe, merke ich, wie sich allein dadurch schon starke Angstgefühle in mir ausbreiten. Mein Gedanke am Ende: »Oh je, wie soll ich das morgen bloß überleben?! Wie konnte ich bloß denken, dass mein Wille stärker sein kann als die Angst?!«

Heute: Ein so starkes Gefühl von Aufregung gemischt mit Angst habe ich schon lange nicht mehr gespürt. Meine Beine sind wacklig, ich habe Bauchweh, mir ist mal heiß, mal kalt, ich schwitze, vergesse regelmäßig zu atmen und habe das Gefühl, dass ich den Tag nicht überleben werde, weil mein Herz sicherlich vor Angst irgendwann einfach aufhört zu schlagen. Vor Ort wird es ein wenig besser. Der Smalltalk mit einem anderen Juror lenkt mich etwas ab und mein Körper entspannt sich wieder ein bisschen. Erst während der Juryberatung werde ich nach und nach wieder nervöser. Die Zeit rennt und die Zeit, um die Rückmeldungen vorzubereiten wird immer weniger. Als wir uns vorne an die Mikrofone stellen, ist die Angst mit all ihren Kräften wieder da. Ich habe das Gefühl, jeden Moment umzukippen, was meine Ängste noch mehr verstärkt. Als viertes bekomme ich das Mikrofon in die Hand. Meine Beine zittern, meine Stimme zittert und ich bin froh, als ich das Mikrofon weitergeben kann. (Und noch mehr, als wir von dort vorne wieder verschwinden dürfen.)

Meine Gedanken jetzt am Ende: Ich hätte niemals gedacht, dass ich das schaffen werde. Ich versuche, nicht auf die Gedanken zu hören, die mir sagen „Jeder konnte mir die Angst ansehen. Jeder denkt jetzt schlecht über mich“, sondern mich zu freuen, dass ich auf beiden Beinen stehen geblieben bin, meine Sätze gesagt habe und mich meiner riesig großen Angst gestellt habe.

Wandern im Grünen

Was ich besonders an Bulgarien mag: dass man von überall die Berge sehen kann. Außer an grauen Tagen, wenn die Wolken auf den Häuserdächern liegen und alles eine große graue Fläche ist. Umso schöner ist es dann, wenn sich der graue Nebel wieder verzieht und und sich die grünen Berge am Stadtrand abzeichnen.

Nachdem ich bereits seit neun Monate hier bin und mir schon so oft vorgenommen habe, mal einen Tag lang dort wandern zu gehen, habe ich es nun letztes Wochenende auch endlich mal geschafft. Es tat so gut, einen Tag in der Natur zu verbringen.

Ein Sprachkurs geht zuende…

Ich mag es sehr gerne, neue Sprachen zu lernen. Ich finde es immer wieder interessant, wie unterschiedlich verschiedene Sprachen sind und immer wieder spannend, was für Gemeinsamkeiten man entdecken kann. Gleichzeitig birgt aber auch schon das Wort an sich die große Herausforderung für mich in sich: Sprechen. Sprachen werden gesprochen. Und gerade beim Lernen einer neuen Sprache macht man Fehler. Total normal. Für mich aber ein Grund mehr, mich im Sprachkurs niemals freiwillig zu melden. In unserem Bulgarischkurs mussten wir so gut wie nie frei sprechen. Immer nur der Reihe nach die Sätze eines Textes oder der Grammatikaufgaben vorlesen. Für mich gut, zum Sprache lernen allerdings überhaupt nicht. Trotzdem bin ich irgendwie froh darüber, denn wenn ich mich an meinen Sprachkurs in Litauen erinnere, in dem man jederzeit drangenommen werden konnte und spontane Dialoge vortragen musste, dann kann ich aus Erfahrung sagen, dass ich es sonst sicherlich nicht geschafft hätte, so viele Monate lang zu dem Kurs zu gehen.

Nachdem die ersten Freiwilligen nach sechs Monaten wieder den Heimweg antraten, entschieden eine andere Freiwillige und ich uns dazu, den Sprachkurs noch weiterhin zu besuchen. Wir wurden dann mit noch zwei anderen zu einer Vierergruppe zusammengepackt, die laut unserer Lehrerin wohl schon weiter seien als wir – kann ich im Nachhinein nicht unbedingt bestätigen. Seit der neuen Gruppenzusammensetzung muss ich ehrlich gesagt sagen, dass ich von Woche zu Woche weniger Lust hatte zu dem Kurs zu gehen und dass nach und nach auch meine Ängste stärker wurden, sodass ich manchmal ganz froh war, wenn ich arbeitsbedingt nicht zu dem Kurs gehen konnte.

Zwischendurch hatten wir das Gefühl, einfach nicht voranzukommen. Nicht, dass ich unbedingt besser wäre und mehr kann als M., aber nach einigen Wochen Sprachkurs sollte man sich schon daran erinnern, dass ein Verb in der wir-Form eine andere Endung hat als in der ich-Form. Noch dazu stellte er ständig irgendwelche unnötigen Fragen wie „Wer geht denn erst duschen und macht dann Sport?“ zu einer Aufgabe, in es einfach nur darum ging, einen Lückentext auszufüllen und die Verben in der Vergangenheit zu üben. Als ich meiner Mitbewohnerin davon erzählt habe, meinte sie nur „Und dann wird immer gesagt, es gibt keine dummen Fragen. Aber doch, es gibt sie.“ Recht hat sie. Manchmal hat er anstatt einem auch gleich zwei, drei, vier Sätze oder einen ganzen Absatz vorgelesen. Das hat das Reihum-Vorlesen für mich und meine Ängste sehr erschwert, weil ich normalerweise immer abzähle, bei welchen Sätzen ich dran bin, um mich gedanklich schon mal ein bisschen darauf vorzubereiten und mich wenigstens ein kleines bisschen sicherer zu fühlen. Dank ihm war meine Rechnung immer dahin. Aber genug gemeckert, solche Leute gibt es ja immer und es hätte mich wahrscheinlich auch nicht so stark gestört, wenn sein ständiges Wiederholen dessen, was ich zuvor gesagt habe, wenn ich dran war, mich nicht immer mehr und mehr verunsichert hätte…

Fazit: Ich bin froh, dass der Kurs vorbei ist. Trotzdem fand ich es interessant die Sprache ein wenig zu lernen und für mich gehört es auch einfach dazu, wenn man in einem fremden Land wohnt. Egal, ob man die Sprache dann im Alltag auch anwenden muss oder nicht.

Körper-, Stimm- und Sprechtraining

Letzte Woche gab es für die Lehrer*innen eine Fortbildung zum Thema „Körper-, Stimm- und Sprechtraining“, an der auch ich teilnehmen durfte. Für mich und meine sozialen Ängste war das eine riesige Herausforderung, sodass ich auch noch auf dem Weg zum Institut mit dem Gedanken spielte, besser wieder umzukehren. Ich bin dann aber doch die Stufen zum Veranstaltungssaal hochgegangen und habe versucht, mich auf den Workshop einzulassen.

Wir saßen in einem Stuhlkreis. 18 Personen, für die es kein Problem ist, vor anderen Menschen zu sprechen. Und dann ich dazwischen, die schon Fluchtimpulse bekommt, wenn sie vor der ganzen Gruppe ihren Namen sagen muss. Das erste Thema des Nachmittags war der Körper. Wir sollten durch den Raum gehen, uns selbst und die Begegnungen mit den anderen wahrnehmen. Eine Übung, die ich schon etliche Male bei Tanz- und  Theaterproben gemacht habe.

Die meiste Zeit ging es dann aber um die Stimme. Es war sehr interessant, weil es viele neue Informationen waren und ich mir vorher noch nicht so viele Gedanken über dieses Thema gemacht habe. Es war für mich aber auch sehr schwierig, weil es natürlich auch mehrere Übungen gab, bei denen jeder einzeln nacheinander etwas sagen musste. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, mir wurde warm, meine Knie zitterten.

Am Ende hat jede*r eine Karte mit einem Spruch drauf bekommen. In beliebiger Reihenfolge sollten wir uns nacheinander vor das „Publikum“ stellen und den Spruch vortragen. Von selbst wäre ich sicherlich nicht nach vorne gegangen, aber den anderen blieb es (leider) nicht unbemerkt, dass ich noch nicht dran war, also ging auch ich nach vorne, sagte meinen Satz „Alles ist gut wenn es aus Schokolade ist“ und war froh, als ich mich danach schnell wieder auf meinen Platz setzen konnte.

Im Nachhinein frage ich mich jetzt: War es gut an dem Training teilzunehmen? Eine Antwort habe ich noch nicht. Es war mir sehr unangenehm, dass alle meine Angst und Unsicherheit mitbekommen haben. Zu Anfang sagte der Trainingsleiter, dass uns Menschen die unbekleideten Körperteile interessieren. Deshalb schauen wir auf die Hände und in das Gesicht unseres Gegenübers. Uns würde interessieren, ob der andere schwitze, rot werde, etc. Eine Aussage, die meinen Ängsten zustimmt und sie bestärkt. Gleichzeitig fand ich das Training inhaltlich wirklich interessant und kann jetzt sagen, dass ich mich wenigstens nicht von den Ängsten hab abhalten lassen und es irgendwie hinbekommen habe vor so vielen Menschen zu sprechen.

Schultheater: Grün denken und handeln

Die letzten drei Tage fand in Pazardzhik das Schultheater-Festival „Vorhang auf für Deutsch“ statt, bei dem zwölf deutschsprachige Theatergruppen aus Bulgarien ihre Stücke zum Thema „Grün denken und handeln“ gezeigt haben. Ich hatte das Glück, ein Teil der Jury sein zu dürfen.

Schon im Vorfeld mussten wir als Jury tätig werden, um auszuwählen, welche Gruppen wir zu dem Festival nach Pazardzhik einladen. Dazu musste uns jede Gruppe ein kurzes Video ihres Stückes zuschicken. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht erwartet, dass wir so gute Stücke sehen werden.

Am Donnerstag Nachmittag war dann die Eröffnung des Festivals. Ich hatte glücklicherweise zuvor vergessen, dass es meiner Angsterkrankung in letzter Zeit oft große Schwierigkeiten bereitet hat, in einem Saal mit vielen Menschen zu sitzen – erst recht, wenn man ganz vorne sitzt. Das ist mir erst wieder eingefallen, als ich die Ängste körperlich spüren konnte.  Zum Glück wurden sie mit der Zeit weniger und sobald das erste Stück begonnen hatte, konnte ich mich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. Am zweiten Tag hat sich die Angst dann nicht mal mehr in meine Gedanken geschlichen.

Die zwölf Theaterstücke zu dem Thema „Grün denken und handeln“ waren alle sehr verschieden und es war interessant sie anzuschauen. Theater fasziniert mich doch immer wieder! Wir haben nach fünf Kriterien bewertet: thematische Angemessenheit, Dramaturgie, Sprachkompetenz, szenisches Spiel und theatrale Gestaltungsmittel. Ich fand es irgendwie schwierig Punkte zu vergeben – vielleicht auch, weil ich so etwas noch nicht so häufig gemacht habe – und war ganz froh, dass beim Zusammenrechnen meiner vergebenen Punkte auch das Ergebnis rauskam, das meine empfundene Rangfolge widergespiegelt hat.

Am Samstag war dann nur noch die Preisverleihung. Und für mich ein Moment, in dem ich (wieder) in starken Selbstzweifeln versunken bin. „Willst du auch einen Preis übergeben?“, fragte mich eine Mitjurorin. Ich schüttelte nur den Kopf. Nein, möchte ich nicht – obwohl das so nicht ganz stimmt: Wollen würde ich es schon, sehr gerne sogar, aber ich kann es nicht. Und das ärgert mich sehr. Ich versteckte mich also hinter meiner Fotokamera, während in meinem Kopf die Gedanken rum schrien (und es auch immer noch tun): „Jetzt denken die anderen schlecht über mich. Spätestens jetzt denken sie, dass es ein großer Fehler war, mich mit in die Jury zu nehmen. Dass man sich nicht auf mich verlassen kann. Dass ich hier nichts zu suchen habe“ bis hin zu „jede andere Freiwillige hätte das gemacht und locker hinbekommen. Sie bereuen sicherlich, mich überhaupt als kulturweit-Freiwillige an ihr Institut gelassen zu haben.“ Wahrscheinlich werden sie es nicht ganz so dramatisch denken, hoffe ich zumindest. Mein größtes Problem dabei ist also wohl nicht (nur) die Sorge, dass meine Kolleginnen all das über mich denken, sondern vor allem dass ich es selbst tue.

Aber trotz all dieser Gedanken und dem Ärger darüber, dass mir die Ängste immer wieder im Weg stehen und mir so viele schöne Dinge erschweren, freue ich mich, dass ich bei dem Schultheater Festival dabei sein durfte.

Frohe Ostern!

Schöne Feiertage!, wünsche ich meinen Kolleginnen jetzt schon zum zweiten mal. In Bulgarien wird heute das orthodoxe Ostern gefeiert. Für uns heißt das: zwei mal Osterferien und eine sehr kurze Arbeitswoche dazwischen.

Der größte zeitliche Abstand, der zwischen dem christlichen und dem orthodoxen Ostern liegen kann, ist wohl vier Wochen; in diesem Jahr ist es nur eine. Dadurch war am vergangenen Sonntag hier Palmsonntag und viele Menschen kamen mit grünen Weidenzweigen aus der Kirche heraus, die danach an die Wohnungstür gehangen wurden. Der Tag nennt sich auf Bulgarisch »Цветница«, was von dem Wort »Цветя« (Blume) kommt. Deshalb feiern an diesem Tag alle Menschen, die einen blumigen Namen haben, ihren Namenstag.

Den Osterhasen gibt es hier nicht – außer mittlerweile aus Schokolade im Supermarkt. Aber Eier, die werden hier auch gefärbt. Wichtig dabei ist, dass das erste Ei rot gefärbt wird. Das wird dann zur Ostermesse mit in die Kirche gebracht und man bewahrt es bis zum nächsten Jahr auf. (Man sollte also gut drauf achten, dass das erste Ei, das man färbt, heile ist.) Die meisten Eier sind im Jahr danach sehr leicht geworden – hat es noch Gewicht, bringt es Glück. In der Messe in der Nacht zum Ostersonntag erklingen um Mitternacht die Glocken und der Priester singt ein feierliches Lied. Die Menschen zünden in der Kirche ihre Kerzen an und umkreisen dreimal die Kirche.

Eine traditionelle Osterspeise ist Косунак (Kosunak) – ein Hefezopf. Eine weitere Tradition ist der „Eierkampf“, bei dem Eierköpfe gegeneinander geschlagen werden. Die Person, deren Ei heile bleibt, hat Gesundheit und Glück.

[Quelle: eine Kollegin & Bulgarisch-Sprachkurs, bei dem wir gerade das Thema Weihnachten behandeln, aber dann doch auch über Ostern gesprochen haben.]