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Über das Goethe Institut

Körper-, Stimm- und Sprechtraining

Letzte Woche gab es für die Lehrer*innen eine Fortbildung zum Thema „Körper-, Stimm- und Sprechtraining“, an der auch ich teilnehmen durfte. Für mich und meine sozialen Ängste war das eine riesige Herausforderung, sodass ich auch noch auf dem Weg zum Institut mit dem Gedanken spielte, besser wieder umzukehren. Ich bin dann aber doch die Stufen zum Veranstaltungssaal hochgegangen und habe versucht, mich auf den Workshop einzulassen.

Wir saßen in einem Stuhlkreis. 18 Personen, für die es kein Problem ist, vor anderen Menschen zu sprechen. Und dann ich dazwischen, die schon Fluchtimpulse bekommt, wenn sie vor der ganzen Gruppe ihren Namen sagen muss. Das erste Thema des Nachmittags war der Körper. Wir sollten durch den Raum gehen, uns selbst und die Begegnungen mit den anderen wahrnehmen. Eine Übung, die ich schon etliche Male bei Tanz- und  Theaterproben gemacht habe.

Die meiste Zeit ging es dann aber um die Stimme. Es war sehr interessant, weil es viele neue Informationen waren und ich mir vorher noch nicht so viele Gedanken über dieses Thema gemacht habe. Es war für mich aber auch sehr schwierig, weil es natürlich auch mehrere Übungen gab, bei denen jeder einzeln nacheinander etwas sagen musste. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, mir wurde warm, meine Knie zitterten.

Am Ende hat jede*r eine Karte mit einem Spruch drauf bekommen. In beliebiger Reihenfolge sollten wir uns nacheinander vor das „Publikum“ stellen und den Spruch vortragen. Von selbst wäre ich sicherlich nicht nach vorne gegangen, aber den anderen blieb es (leider) nicht unbemerkt, dass ich noch nicht dran war, also ging auch ich nach vorne, sagte meinen Satz „Alles ist gut wenn es aus Schokolade ist“ und war froh, als ich mich danach schnell wieder auf meinen Platz setzen konnte.

Im Nachhinein frage ich mich jetzt: War es gut an dem Training teilzunehmen? Eine Antwort habe ich noch nicht. Es war mir sehr unangenehm, dass alle meine Angst und Unsicherheit mitbekommen haben. Zu Anfang sagte der Trainingsleiter, dass uns Menschen die unbekleideten Körperteile interessieren. Deshalb schauen wir auf die Hände und in das Gesicht unseres Gegenübers. Uns würde interessieren, ob der andere schwitze, rot werde, etc. Eine Aussage, die meinen Ängsten zustimmt und sie bestärkt. Gleichzeitig fand ich das Training inhaltlich wirklich interessant und kann jetzt sagen, dass ich mich wenigstens nicht von den Ängsten hab abhalten lassen und es irgendwie hinbekommen habe vor so vielen Menschen zu sprechen.

Ein Schritt ins zweite halbe Jahr

»Die sechs Monate sind ganz schön schnell vergangen«, denke ich, während ich meinen Koffer packe. Es geht nach Hause, aber nur für ein paar Tage. Denn während der Freiwilligendienst für viele nun bereits geendet hat und ein neues Buch auf sie wartet, darf ich noch weitere Kapitel füllen, hier in Bulgarien.

Bin ich froh darüber oder wäre ich auch lieber jetzt schon mit all meinen Sachen zurück nach Hause geflogen? Mit dieser Frage werde ich momentan ständig konfrontiert. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nur 12 Monate machen möchte, keine 6. Doch in letzter Zeit habe ich doch häufig darüber nachgedacht, ob es die richtige Entscheidung war. Ende Dezember kam es mir so vor, als würde die Zeit überhaupt nicht vergehen. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich mich zu dem Zeitpunkt besonders einsam gefühlt habe, weil alle anderen bei ihren Familien in der Heimat waren. Auch in meinem Zimmer habe ich mich zuletzt nicht mehr wirklich wohl gefühlt. Es kommt mir zu groß und leer und trostlos vor.

Vor meiner Ausreise war mir klar, dass es für mich und meine Ängste sicherlich irgendwie schwieriger wird als für manch andere. Dass es größere und mehr Herausforderungen geben wird. Dass es schwieriger sein wird, mich wohl zu fühlen und dass ich dafür mehr Zeit brauche. Ein bis maximal zwei Monate wollte ich mir Zeit geben, bis die Ängste weniger werden. »Das bereitet mir etwas Bauchschmerzen«, hatte meine Therapeutin daraufhin gesagt, »Sie sollten sich schon drei Monate geben.« Oh je, habe ich gedacht, drei Monate wären ja eine schrecklich lange Zeit. Aber es hat wirklich so lange gedauert, noch länger sogar. Mittlerweile, nach sechs Monaten, kann ich sagen, dass die Tage, an denen mich auf dem Weg zur Arbeit Angstgedanken überfallen, zur Seltenheit geworden sind. Das ist doch eine gute Voraussetzung für ein gutes weiteres halbes Jahr.

Außerdem steht in den nächsten Monaten noch einiges an! Auch in meiner Freizeit habe ich einige Pläne: Die bulgarische Sprache wird fleißig(er) weitergelernt. Ich möchte ein bisschen reisen und mehr von Bulgarien kennenlernen. Und weil es ohne weitere Herausforderungen auch irgendwie langweilig werden würde, war ich am Montag das erste Mal bei einem Kurs für bulgarische Volkstänze. »Das braucht schon ein Jahr, bis du ein paar Tänze kannst«, erzählte mir eine Bulgarin aus dem Kurs. Mal schauen, wie viel ich in den sechs Monaten noch lernen kann.

Meine Antwort auf die Anfangsfrage ist also: Ich bin auf jeden Fall froh darüber, noch zu bleiben bzw. am Mittwoch wieder zurück nach Sofia zu reisen und in die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes zu starten.

Die Sache mit der Angst

„Du kannst dann ja die Rallye mit den iPads durchführen. Es werden 9 Lehrer kommen“, lese ich in meinen E-Mails. Ich merke, wie sich das Gefühl von Aufregung schon ein bisschen in mir ausbreitet. „Ich muss nur höchstens zwei Minuten lang sagen, was sie machen sollen. Es sind nur neun Personen“, versuche ich mich zu beruhigen und die Aufregung beiseite zu schieben. Das klappte sogar erstaunlich gut und sie kam erst am Abend vorher wieder. Dieses mal stärker, obwohl ich mittlerweile sogar wusste, dass nur vier Personen kommen würden.

Am Nachmittag war es dann soweit. Auf wackligen Beinen stand ich neben meiner Kollegin vor den vier Lehrer*innen und konnte mich nicht entscheiden, ob ich mir lieber wünschen sollte, dass diese nur kurz etwas sagt und ich meinen Part schnell hinter mich bringen kann oder dass sie möglichst lange redet, um meinen Teil noch etwas hinauszuzögern. Zu Beginn gab es eine kurze Vorstellungsrunde, bei der auch ich mich vorstellen sollte. Man sollte meinen, da sei nichts schwieriges bei. Kurz meinen Namen sagen, woher ich komme und wie lange ich hier sein werde. Aber irgendwie fällt mir das doch immer sehr schwer. Mein Kopf schaltet sich aus, ich spüre, wie mir viel zu warm wird, wie mein Herz schnell und laut gegen meine Brust hämmert und mir die Luft zum Atmen nimmt. Das einzige was ich in solchen Momenten denken kann ist: „Ich muss hier weg, sonst macht mein Körper das nicht mit. Man merkt mir meine Angst so stark an und alle denken schlecht über mich.“

Ich habe es dann wohl doch irgendwie geschafft, meinen Namen und ein paar Sätze zu stammeln, kurz danach die Tablets zu verteilen und die Aufgabenstellung zu erklären. Es hat noch einige Zeit gedauert, bis die Angstsymptome wieder abgeklungen waren, aber ganz langsam konnte ich mich wieder entspannen.

Was nehme ich aus der Situation mit? Vor allem, dass die Angst doch wieder abklingt, auch wenn ich das in der Situation selbst meistens nicht glauben kann, und auch, dass ich solche Situationen trotz Angst überstehen kann und nicht die Flucht ergreife. Aber trotzdem hat es mich sehr verunsichert und die Selbstzweifel sehr verstärkt, weil ich gehofft hatte, dass die Ängste nicht mehr so stark sind, dass ich nicht mehr so stark von den körperlichen Angstsymptomen erschlagen werde und ich große Sorgen habe, dass mir das für immer im Weg stehen wird.

Basteln & Weihnachtsfeier

Die letzte Arbeitswoche für dieses Jahr war sehr ruhig und hat mir geholfen, wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. ? Am Mittwoch gab es einen Bastelnachmittag für Flüchtlingskinder. Ich habe einen Engel gebastelt und eine der Institutsweihnachtskarten verschönert. Das beides schmückt jetzt die Fensterbank in meinem Zimmer.

Am Donnerstag war dann die Weihnachtsfeier bei uns im Institut. Wir Freiwilligen waren für das Wichteln zuständig. Für das Buffet habe ich einen Tannenbaum aus Blätterteig und Schokolade gebacken. Die Weihnachtsfeier war sehr nett und als Überraschung gab es zu Beginn ein kurzes Konzert eines bulgarischen Streich-Duos. ?

Ich wünsche allen wunderschöne Weihnachtstage! ?✨

Buchmesse & Literaturfestival

Als ich Anfang des Jahres mein Vorstellungsgespräch mit dem Goethe-Institut hier in Bulgarien hatte, wurde mir von der Sofioter Buchmesse als das größte Freiwilligenprojekt für diese Stelle erzählt, bei dem die Frankfurter Buchmesse mit einem Stand kommen wird. Ich war sehr begeistert und dadurch auch etwas enttäuscht, als ich dann einige Monate später die E-Mail bekommen habe, dass ich doch nicht in die Bibliothek komme, sondern in die Sprachabteilung/BKD. Im Endeffekt hatte ich jetzt aber das Glück im Social-Media-Team zu sein und habe die letzten sechs Tage auch vor allem hier auf der Buchmesse bzw. dem Literaturfestival verbracht. Das Literaturfestival stand in diesem Jahr unter dem Motto „Vier Länder, eine Sprache“. Es waren Gäste aus allen vier deutschsprachigen Ländern eingeladen, die Gespräche mit bulgarischen Autoren geführt haben. Die deutschsprachigen Autoren waren Sabine Bockmühl, Sherko Fatah, Iliya Trojanov, Marion Poschmann, Jonas Lüscher, Robert Menasse, Christoph Hein und Ferdinand Schmatz.

Der bulgarische Autor Georgi Gospodinov im Gespräch mit Iliya Trojanov.

Außerdem waren die Kinderbuchautorinnen Dagmar Geißler und Katja Alves da. Bei dem Gespräch mit Katja Alves sind etwa 150 Schulkinder gekommen, die der Autorin ganz viele Fragen gestellt haben. Danach habe ich Katja Alves noch mit zu einer Schule begleitet, wo sie für eine dritte Klasse eine Lesung gegeben hat.

Wie meine Aufgaben während der letzten Tage aussahen: Morgens haben wir uns in dem schönen Literaturcafé zur Social-Media-Besprechung getroffen. Manchmal war ich echt überrascht, wie viel Zeit es in Anspruch nimmt, um alle Posts für den aktuellen Tag zu planen. Ich war vor allem für Instagram zuständig und für Live-Fotos für Facebook und Twitter.

Außerdem war ich zwei mal als Standhilfe eingeteilt, doch dabei konnte man nicht so wirklich hilfreich sein. Als richtige Standhilfen waren bulgarische Germanistik-Studenten eingeteilt und wir waren nur zusätzlich noch dort. Ohne Bulgarisch sprechen zu können, konnte man nur sehr wenigen Menschen ihre Fragen beantworten.

Am Samstag Abend hatte ich das Glück und durfte mit zum gemeinsamen Abendessen gehen. Die Autoren, die dabei waren, waren Christoph Hein, Ferdinand Schmatz und Katja Alves mit ihrem Ehemann. Es war sehr interessant, deren Gesprächen zu lauschen. Als sie anfingen, über den Beruf des Bildhauers zu sprechen, habe ich mich in der Zeit zurück versetzt gefühlt und ich hatte den Gedanken:  So muss es gewesen sein als die Schriftsteller sich früher getroffen, Wein getrunken und über politische und geschichtliche Themen gesprochen haben.

Allgemein hat mir die Woche sehr gut gefallen – auch wenn ich merke, dass mir zum Ende hin ein bisschen die Energie ausgegangen ist, denn jeden Tag mindestens zehn Stunden irgendwie präsent zu sein ist doch sehr anstrengend. Was ich ein bisschen schade fand war, dass die eine Frau von der Frankfurter Buchmesse mich hat spüren lassen, dass ich (vor allem bei dem Abendessen) ihrer Meinung nach nichts zu suchen hatte. Deshalb war ich ganz froh, dass sie schon heute früh abgereist ist, sodass es ein netter letzter Tag war.

Mappen packen & Nett lächeln

Es war eine sehr aufregende Woche – am Mittwoch und Donnerstag fand eine Bildungskonferenz vom Goethe-Institut statt, bei der ich ein bisschen mitgeholfen habe. Im Vorfeld habe ich Dolmetscherinnen und Fotografen angefragt und für die Referent*innen und Gäste aus Deutschland, Griechenland, Rumänien und der Türkei Gästeinfos erstellt und Flüge gebucht.

Am Montag habe ich dann gefühlt tausend Seiten Handouts ausgedruckt und angefangen für all die knapp 100 Gäste personalisierte Programme sowohl auf Deutsch als auch auf Bulgarisch auszudrucken und die Konferenzmappen zu befüllen.

Nachdem ich am Dienstag Abend freudig die letzte Mappe gepackt hatte, hieß es dann am Mittwoch – wie sollte es auch anders sein – dass die Teilnahmebestätigung auch noch mit in die Mappen rein soll. Also musste ich vor Ort noch mal jede Mappe in die Hand nehmen und wurde zum Glück noch rechtzeitig kurz vor Beginn der Registrierung fertig. Während der Registrierung stand ich neben dem Registrierungstisch für Fragen bereit und konnte die Gäste, mit denen ich zuvor per E-Mail Kontakt hatte, persönlich kennenlernen. Davor hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst, weil Smalltalk und soziale Situationen ja nicht gerade meine Stärken sind, aber vor Ort in der Situation war es dann doch viel einfacher als zuvor gedacht.

Der Raum, in dem der erste Konferenztag seinen Ausklang fand, hat mir sehr gut gefallen. All die alten Geräte. Ein Globus. Alte Singer-Nähmaschinentische. Das mag ich sehr.

Für den zweiten Konferenztag ging es für uns dann in den Stadtteil Студентски град. In die elfte Etage eines Hotels – mit einem wundervollen Ausblick. An dem konnte ich mich den ganzen Tag lang erfreuen!

Bevor die Workshops anfingen haben wir die Räume mit den gewünschten Materialien ausgestattet, einen Stapel Kopien getackert und die letzten Konferenzmappen verteilt. In der Mittagspause haben wir uns schnell noch einen Nachtischteller gesichert, bevor wir die Poster für die Workshopauswertung vorbereitet und aufgehängt haben.

Ich bin mit einem guten Gefühl aus dem Projekt Konferenz gegangen. Das hatte drei Gründe:
1. Die Albträume, die mich im voraus heimgesucht haben (z.B. dass die Referenten alle nicht kommen können, weil ich die Flugdaten verwechselt habe), haben sich nicht bestätigt. Und auch die Ängste in Bezug auf Smalltalk haben sich nicht bestätigt.
2. Die Menschen, mit denen ich Kontakt hatte, waren alle sehr nett und es war ein schönes Gefühl, dankende Worte für die gute Betreuung zu erhalten.
3. Die Zusammenarbeit mit unserer Projektmitarbeiterin Boyana war einfach wundervoll (lustig). So viel wie in der letzten Woche, habe ich schon lange nicht mehr gelacht.

Eine Woche voll PASCH

PASCH, PAD, DSD – alles irgendwelche Buchstabenkombinationen, von denen ich bis zum Vorbereitungsseminar noch nie etwas gehört hatte. Und auch dort konnte niemand so richtig erklären, was genau die Unterschiede sind und wie das alles zusammenhängt. Ist für mich auch nicht so wichtig, das zu verstehen, dachte ich noch beim Vorbereitungsseminar, doch schon an meinem ersten Tag am Goethe-Institut musste ich feststellen, dass ich in dieser Annahme falsch lag. Ich habe mich viel mit der PASCH-Initiative beschäftigt und jetzt das Gefühl, wenigstens ein bisschen einen Überblick zu haben. (Infos zu der PASCH-Initiative findet man hier.)

Meine erste, größere Aufgabe in der Einsatzstelle war es, ein Projekt meiner Vorgängerin zuende zu bringen: Zum 10-jährigen Jubiläum von PASCH hatte sie angefangen, eine Broschüre zu „10 Jahre PASCH in Bulgarien“ zu erstellen. Und wie das immer so ist, muss man manche Menschen gefühlt 100 mal daran erinnern, etwas zu machen, bevor sie es dann wirklich tun. Deshalb war ich sehr überrascht, dass es nach mehreren Erinnerungsmails doch noch einige Schüler_innen gab, die ihre Erfahrungsberichte eingeschickt haben. Nicht so einfach war es, von einer Lehrerin ein paar Sätze über ihre Schule für ein kurzes Schulporträt zu bekommen. Nachdem sie nach vielen Emails meinerseits dann doch endlich mal geantwortet hatte, enthielt ihre Mail leider nicht die Antwort auf meine Fragen. Irgendwann hat sie mir dann endlich Infos über ihre Schule geschickt – 5 Seiten mit tausend (unnötigen) Infos, wie „Wir haben neue Taschenrechner bekommen“. Also habe ich mir den Text dann selbst zusammengeschrieben. Eine weitere Herausforderung war es, ein Foto von ihr in guter, druckbarer Qualität zu bekommen. Im Endeffekt hat sie dann eins beim Fotografen machen lassen, das wir dann endlich zum Druck geben konnten. Das hat aber auch dazu geführt, dass sie verärgert bei meiner Kollegin angerufen hat, um sich darüber zu beschweren, dass die Praktikantin gefälligst mal ihre Mails checken sollte und sagen soll, ob es nun endlich gut genug ist. Dabei hatte ich ihr schon längst eine sehr freundliche, dankende Antwort geschickt.

Überraschend und erfreut darüber, dass ich nun alle Texte und Bilder zusammen hatte, ging es dann an die Kommunikation mit dem Grafiker. Zwischendurch ein wenig davon genervt, dass manche Korrekturen nach dem 3. mal anmerken immer noch nicht umgesetzt wurden, sorgte sein Verständnis von Wortwolken dann erstmal zu einer allgemeinen Erheiterung.

Wortwolke

Aber auch das ließ sich klären und vor zwei Wochen konnten wir die letzte Fahne für den Druck freigeben. Da kein Vorabexemplar gedruckt werden konnte, stieg die Spannung auf das Ergebnis sehr. Auch der Kommentar des Institutsleiter „Da wollen wir mal hoffen, dass nicht zu viele Tippfehler drin sind“ lies meine Nervösität steigern. Als die fertigen gedruckten Broschüren dann eine Woche später geliefert wurden, war ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und habe mich sehr gefreut.  Vom Institutsleiter gab es nur den Kommentar „Bisher habe ich auch noch keine Tippfehler gefunden“ – was hat er bloß immer mit seinen Tippfehlern? – was mich auch sehr erleichtert hat.

Abschließend kann ich sagen, dass es mir viel Spaß gemacht hat, die Broschüre fertig zu stellen und es ein tolles Gefühl ist, den fertigen Druck in der Hand zu halten.

Letzte Woche ging es dann PASCH-mäßig weiter und zwar wurde die 19. Schule in Sofia in die PASCH-Initiative aufgenommen. Dafür wurde am Mittwoch ein ganztägiger Workshop mit „einigen“ Schüler_innen an der Schule durchgeführt, in dem sie eine kurze Präsentation erarbeitet haben, die sie am nächsten Tag bei der feierlichen PASCH-Eröffnung präsentiert haben. Ich fand es interessant, bei dem Workshop zuzuschauen, weil mich Theater (und Theaterpädagogik) sehr interessiert. Leider war der Vormittag sehr chaotisch. Noch am Freitag zuvor hatte mir der zuständige Lehrer am Telefon versichert, er habe 25 Schüler_innen ausgesucht. Am Mittwoch Morgen saßen dann aber nicht nur 25 Schüler_innen im Stuhlkreis, sondern 48! Einige mussten zwischendurch für eine Stunde weg, andere blieben nur bis zur Mittagspause. Oh man. Ich hatte dann irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich die Kommunikation mit dem Lehrer und den Workshopleitern übernommen hatte, aber eine Kollegin hat mir später zum Glück versichert, dass ich da nichts für konnte und es nicht vorhersehen konnte, dass der Lehrer sich nicht an die Absprachen hält.

Nach dem Mittagessen wurde es dann zum Glück besser und es waren nur noch die Schüler_innen da, die auch am nächsten Tag bei der Präsentation dabei waren. In kleinen Gruppen zum Thema „In meiner Stadt der Zukunft sehe ich …“ erarbeiteten sie kleine Theaterszenen. Ich war positiv überrascht, was sie sich in nur 10 Minuten ausgedacht hatten.

Am nächsten Tag trafen wir uns um 8 Uhr in der Schule und es gab noch eine letzte Probe, bevor um 10 Uhr die Veranstaltung begonnen hat. Ich finde, die Schüler_innen haben es alle sehr gut gemacht und ich fand es sehr mutig, sich nach so einer kurzen Probenzeit und dann auch noch auf einer Fremdsprache auf die Bühne zu stellen.

Für mich war es auch sehr interessant, mal eine bulgarische Schule von innen zu sehen. Direkt am Eingang stand man vor einem Drehkreuz und durfte die Schule nur betreten und verlassen, wenn man reingelassen wurde. Eine weitere Sache, die mir im Vergleich zu den Schulen in Deutschland fremd war, war, dass die Schüler_innen alle mit ihren Handys rumlaufen durften. Wenn ich mich an meine Schule erinnere, dann wurde das Handy schon einkassiert, wenn man es nur in der Hosentasche hat hervorstehen sehen.

Fazit: Die letzten Wochen waren sehr aufregend und interessant.

In die Angst geworfen

Alle diejenigen, die beim Vorbereitungsseminar ein Seminar mit mir hatten – vor allem die Menschen in meiner Homezone – werden gemerkt haben, wie unsicher ich bin. Wie stark mich meine Ängste vor allem in Bezug auf soziale Situationen einschränken. Alle anderen, die mich nur am letzten Abend haben tanzen sehen, werden es vielleicht nicht so stark gemerkt haben.

Bei der Arbeit merke ich immer mehr, dass es mir trotz großer Anstrengung nicht gelingt, meine Unsicherheit und Ängste  zu verstecken. Und irgendwie verunsichert mich das noch mehr, weil ich nicht einschätzen kann, wie die Anderen darüber denken und weil in meinem Kopf natürlich ganz stark die Annahme ist, dass sie direkt schlecht von mir denken.

Aber ich gebe mir wirklich Mühe. Ich gehe zu den Kolleginnen hin und stelle Fragen. Ich telefoniere (wenn es sich nicht per Email umgehen lässt). Es geht zwar immer ein großes Zögern voraus, aber das sieht zum Glück niemand. Häufig überrascht es mich, dass ich es meistens irgendwie hinbekomme.  Und noch mehr überrascht es mich, wie ich manche Situationen überstanden habe, in denen ich plötzlich in eine Angstsituation hineingeworfen wurde. Wenn ich an die letzten Wochen denke, sind mir besonders diese beiden Situationen im Kopf hängen geblieben:

  1. Es gab eine Stehrunde, bei der alle Mitarbeiter*innen im Flur zusammengekommen sind und kurz erzählt haben, was in den nächsten zwei Wochen so ansteht. Als eine Kollegin die Broschüre erwähnte, an deren Erstellung ich mitgewirkt habe, kam sie leider auf die Idee, dass ich etwas dazu sagen könne. Darauf war ich nicht vorbereitet. All die Menschen, die darauf warten, dass ich etwas sage. Da hat sich mein Gehirn direkt in den Panik-Modus geschaltet, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und nur ein schnelles »Die wird hoffentlich bald fertig« stammeln.
  2. Direkt nach dieser Stehrunde ging es damit weiter, dass ich gebeten wurde, zusammen mit dem Praktikanten durch die Sprachkurse zu laufen und eine Veranstaltung zu bewerben. Da ich irgendwie auch schlecht hätte sagen können, dass mir das zu viel Angst bereitet, musste ich da wohl irgendwie durch. Auf wackligen Beinen gingen wir also ins andere Gebäude und noch in der Hoffnung, nicht selbst etwas sagen zu müssen, klopfte ich mit meiner zittrigen Hand an die erste Tür. Ich war ganz froh, Flyer zu haben, die ich in der Hand halten konnte, um nicht ganz verloren zu wirken. Leider wurde aus meinem Plan stumm zu bleiben nichts und auch ich musste in einem der Kurse das Reden übernehmen. Mit leiser, brüchiger Stimme brachte ich einige Sätze hervor und noch Stunden später konnte ich die Angstreaktionen in meinem Körper spüren.

Jetzt im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, was ich denken soll. Ob es gut war, weil ich gesehen habe, dass ich auch solche Situationen irgendwie überlebe. Oder ob es nicht gut war, weil ich auch jetzt noch die Angst spüren kann und viele negative Gedanken auftauchen, wenn ich mich an die Situationen zurück erinnere.

Betriebsausflug nach Serbien

Ein Betriebsausflug ins Nachbarland? Warum auch nicht. Für uns ging es am Freitag auf jeden Fall mit dem Bus nach Pirot in Serbien. Nachdem mir niemand so wirklich sagen konnte, ob mein Perso reicht, um in das Land einzureisen und mir vorher noch ein bisschen Angst gemacht wurde, dass es nicht klappen könnte, war ich sehr erleichtert, als ich erst die bulgarische und vor allem danach die serbische Passkontrolle passieren konnte.

Die Landschaft in Serbien war wunderschön. Wälder in Herbstfarben, hohe Berge aus Stein, ein Fluss, viel Grün. Wir haben uns zwei Klöster angeschaut. Die Malereien im Inneren von den Wänden bis zur Decke hoch sind immer sehr beeindruckend. Aber auch von außen waren sie sehr schön gebaut.

Nach der Besichtigung des zweiten Klosters sind wir noch in die Stadt Pirot reingefahren und hatten eine dreiviertel Stunde Zeit, dort rumzulaufen. Erst hatte ich nicht wirklich Lust darauf, denn was soll man sich in so einer kurzen Zeit schon anschauen. Aber dann war es doch sehr schön. Wir sind zu einem Markt gegangen und haben uns dort ein bisschen umgeschaut.

Danach ging es dann noch gemeinsam essen. Ein 3-Gänge-Menu bzw. eigentlich noch mehr. Zur Vorspeise gab einen Teller mit verschiedenem Käse und Salat. (Für die Mehrheit, der Nicht-Vegetarier, war auch noch Wurst mit auf dem Teller.) Zum Spaß sagte meine Sitznachbarin »Bestimmt bekommen wir Vegetarier als vegetarisches Gericht Fisch« und als das Hauptgericht gebracht wurde und uns ein toter Fisch vom Teller aus ins Gesicht schaute, war es leider nicht mehr nur ein Spaß. Etwas später wurde uns dann aber noch ein Teller mit Pilzen und gebackenem Käse gebracht, während für den Rest die dritte Runde Fleisch serviert wurde. Irgendwie hat mich das ganze an »Tribute von Panem« erinnert, an das Kapitol und den Überfluss, und irgendwie hat mich das schockiert. Zum Nachtisch gab es ein traditionelles Balkangebäck – Tulumba (frittierter Teig in Zuckersirup getränkt) – und damit war das Mahl dann (zum Glück) auch beendet. Wir konnten wieder in unseren Bus einsteigen und uns auf den Weg zurück nach Sofia machen.