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Was ich als Freiwilliger so mache

Schule mit vielen Projekten

 Letztes Jahr im November hatte ich die Möglichkeit einen Artikel über die Cangallo Schule für das „Argentinische Tagesblatt“ zu schreiben. Der Artikel sollte vor allem als Werbung für die Schule dienen. Nun wurde eben dieser Artikel letzten Monat in der Zeitung veröffentlicht und ich möchte ihn nun hier ebenfalls veröffentlichen. – Ein großes Dankeschön geht dabei an meine Großeltern, die mir, wie schon so häufig, durch ihr Korrekturlesen wahnsinnig geholfen haben!

Mein Name ist Katharina Faber. Seit September 2017 arbeite ich als Freiwillige an der Cangallo Schule. Ich komme aus Dresden in Deutschland und nehme an einem Programm der deutschen Partnerschulen teil. Dadurch habe ich die Möglichkeit, ein Jahr an dieser Schule in Buenos Aires zu verbringen und den Alltag dort hautnah mitzuerleben.

Als ich zum ersten Mal die Cangallo Schule betrat, fielen mir gleich die beiden großen Vitrinen mit den vielen Pokalen darin auf. Jeder Pokal steht für Schüler, die erfolgreich etwas an der und natürlich auch etwas für die Cangallo Schule geleistet haben.

Wenn ich gefragt werde, was mir an der Schule am besten gefällt, dann erzähle ich von den engagierten Schülern und von den vielfältigen Möglichkeiten, die ihnen die Schule bietet. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr sich die Schule um Projekte für ihre Schüler bemüht. Alle Schüler haben zu jeder Zeit die Möglichkeit, der Schulleitung eine neue Idee oder ein neues Projekt vorzuschlagen. Frau Lentini, welche die meisten Projekte an der Schule koordiniert, sagte mir, dass man sich stets um neue, innovative Themen bemüht. Diesen Eindruck habe ich in meiner kurzen Zeit an der Cangallo Schule definitiv gewonnen. So gibt es unter anderem Simulationsprojekte, in denen die Schüler zum Beispiel die UNO und ihre Verhandlungen simulieren. Gruppenweise werden den Schülern Länder zugeteilt, über die sie sich anschließend intensiv informieren. Das fördert nicht nur das politische, sondern auch das kulturelle Verständnis.

Außerdem besuchen die Schüler argentinische Städte. Die Klassen fahren nach Mendoza, Mar de Plata oder auch Verónica. Dabei geht es der Schule vor allem um „intelligenten Tourismus“. Die Schüler sollen dort nicht einfach nur Urlaub machen, sondern so viel wie möglich lernen. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, sich auch außerhalb der Schule weiterzubilden – eine wichtige Kompetenz für das spätere Leben.

Natürlich geht nicht jeder Ausflug in die Ferne. Häufig besuchen die Schüler mit ihren Lehrern Museen, Kinos, Krankenhäuser, Naturschutzgebiete, Theater, usw. in Buenos Aires und Umgebung. Des Weiteren kooperiert die Schule mit der Universität Buenos Aires, sodass die Schüler auch Veranstaltungen der Universität wahrnehmen und dadurch einen Eindruck in das Uni- und Studentenleben gewinnen können.

Das Projekt, auf das ich besonders hinweisen möchte, ist aber die Reise nach Deutschland, welche die Schüler der elften Klasse unternehmen. Sie leben einige Tage in Stuttgart und erhalten dort Deutschunterricht, danach werden sie für drei Wochen bei Gastfamilien aufgenommen und besuche zum Abschluss München. Auf diese Reise werden sie an der Schule vorher intensiv vorbereitet. Sie lernen vieles über die deutsche Kultur und ihre Eigenheiten. Ich konnte persönlich miterleben, wie die Schüler sich freuten, neue Dinge über Deutschland zu lernen und dann selbst dorthin fahren zu können. Dieser kulturelle Austausch ist nicht nur für die Schüler eine schöne Erfahrung, sondern auch für mich. Durch die Möglichkeit, in diesem Unterricht mitzuwirken, habe ich auch gemerkt, wie wichtig solche Projekte für die Schule sind.

Die erste Woche in Buenos Aires

Die erste Schulwoche ist um und es wird Zeit einmal Bilanz zu ziehen. Aber fangen wir lieber erst ganz von vorne an.

Am Montag kam ich natürlich ganz pünktlich um halb zehn in die Schule und fand niemanden im Deutschlehrerzimmer vor. Nach ein paar Minuten kam dann eine Lehrerin rein und erklärte mir, dass es eine Veranstaltung in der Turnhalle gibt und dort alle versammelt sind. Also folgte ich ihr in die Turnhalle und fand dort circa 200 Schüler auf dem Boden sitzend, während die Lehrer auf Stühlen daneben saßen. Alle blickten nach vorne, wo drei Flaggen aufgestellt waren, die Argentinische, die von Buenos Aires und die der Schule. Auf einmal erhoben sich alle und begannen die argentinische Nationalhymne zu singen. Auf irritierten Gesichtsausdruck hin, wurde mir versichert, dass so etwas nicht jeden Montag stattfindet. Die Veranstaltung hatte den Anlass, dass am Sonntag „Tag des Lehrers“ gewesen ist. Anschließend sangen ein paar Kinder etwas vor und andere trugen selbstgeschriebene Gedichte vor. Nach der Veranstaltung stellte sich dann heraus, dass meine Ansprechpartnerin heute gar nicht an der Schule sein würde. Deshalb konnte ich danach nach Hause gehen und mein erster „Arbeitstag“ endete um halb zwölf.

Am Dienstag begann dann mein Tag an der Schule sogar erst um halb elf. Diesmal nahm mich eine Lehrerin in den Deutschunterricht ihrer elften Klasse mit. Die Klasse bestand aus sechs/ sieben Schülern (die Kurse werden an der Schule nochmal nach Deutschniveau aufgeteilt, sodass es insgesamt sechs verschiedene Deutschklassen in jeder Stufe gibt). Die Schüler waren alle sehr interessiert und stellten mir viele unterschiedliche Fragen über mich und Deutschland. Gegen Mittag waren dann ein paar Verwaltungsaufgaben dran. Am Nachmittag jedoch sollte ich zusammen mit einer anderen Lehrerin ein paar Schüler auf das Deutsche Sprachdiplom (kurz DSD) vorbereiten. Dies wird nun jeden Nachmittag nach der Schule stattfinden, wurde mir gesagt. An diesem Nachmittag saß ich jedoch mehr daneben und verfolgte aufmerksam wie die Lehrerin ein paar grammatikalische Sachen erklärte, von denen ich persönlich noch nie etwas gehört hatte. Am Abend hatte ich mich dann für eine Hypnoseshow im internationalen Studentenhaus eingetragen. Tatsächlich schaffte der Mann es sechs Leute gleichzeitig zu hypnotisieren und ließ sie verschiedene Dinge tun. Beispielsweise einen Hamburger essen, Zeichensprache sprechen, einen lustigen Film ansehen, etc. Es war wirklich wahnsinnig witzig sich dies anzusehen!

Am nächsten Tag schlenderte ich ganz unschuldig zum Deutschlehrerzimmer, als mir meine Ansprechpartnerin entgegenkam und ganz aufgeregt meinte: „Es fehlen drei Deutschlehrer! Könntest du, die achte Klasse schnell mal für anderthalb Stunden übernehmen?“ Natürlich stimmte ich zu und wurde so gleich von der Deutschlehrerin zum Klassenzimmer der Achten geführt. „Also ich bin hier gleich gegenüber. Wenn etwas sein sollte, dann kommst du einfach vorbei.“ meinte sie und verschwand in ihre eigene Klasse. Nun stand ich da vor zwanzig vierzehnjährigen Schülern, die mich mit großen Augen ansahen. Nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte (auf Spanisch natürlich, da das Deutschniveau der Schüler sehr niedrig war), erklärte ich den Schülern, dass wir nun Galgenmännchen auf Deutsch spielen werden. In diesen anderthalb Stunden kramte ich mein komplettes Unterrichtsspiele Repertoire heraus. Man muss allerdings sagen, dass argentinische Schüler um einiges lauter sind. Doch meistens konnten sie sich selbst wieder beruhigen. Am Ende der Stunde hatten die Schüler dann noch einige Fragen über das deutsche Schulsystem, welches sich doch stark von dem argentinischen unterscheidet. Am Nachmittag hatte ich dann noch Hospitanz bei einer zwölften Klasse (ah … Wie ruhig die doch sind!). Danach ging nach Hause um mich noch am selben Tag bei einem Ruderverein vorstellen zu können. Tatsächlich fand ich einen und mir wurde gesagt, ich könnte gleich am nächsten Tag wieder kommen, um mitzutrainieren.

Der Donnerstag war dann ein sehr entspannter Tag, da die Schule aufgrund des „Tags des Schülers“ geschlossen hatte. Also fuhr ich nur zum Ruderverein und traf dort auf wirklich sehr nette Trainer und Sportkollegen. (Deshalb freue ich mich schon sehr darauf am Sonntag dort wieder zu trainieren und hoffe sehr, dass dies regelmäßig klappt.)

Auch Freitag war ein eher ruhiger Tag, da die Schüler bereits um elf nach Hause gehen konnten. Sie hatten eine Veranstaltung in der Turnhalle (da der Tag davor ja der „Tag des Schülers“ war) und hatten danach keinen Unterricht mehr. Ja, die Logik am Tag nach dem unterrichtsfreien Tag Unterrichtsausfall aufgrund des unterrichtsfreien Tages zu haben leuchtet mir absolut ein …

Dennoch war es alles in allem eine sehr ereignisreiche Woche und freue mich schon sehr darauf nächste Woche wieder in die Schule zu gehen. Die Lehrerkollegen sind alle wahnsinnig nett und die Schüler (eigentlich) auch ganz lieb.

 

Das Logo der Schule

Ein kleiner Ausschnitt des Schulgebäudes