Archiv für den Monat: September 2017

Die erste Woche in Buenos Aires

Die erste Schulwoche ist um und es wird Zeit einmal Bilanz zu ziehen. Aber fangen wir lieber erst ganz von vorne an.

Am Montag kam ich natürlich ganz pünktlich um halb zehn in die Schule und fand niemanden im Deutschlehrerzimmer vor. Nach ein paar Minuten kam dann eine Lehrerin rein und erklärte mir, dass es eine Veranstaltung in der Turnhalle gibt und dort alle versammelt sind. Also folgte ich ihr in die Turnhalle und fand dort circa 200 Schüler auf dem Boden sitzend, während die Lehrer auf Stühlen daneben saßen. Alle blickten nach vorne, wo drei Flaggen aufgestellt waren, die Argentinische, die von Buenos Aires und die der Schule. Auf einmal erhoben sich alle und begannen die argentinische Nationalhymne zu singen. Auf irritierten Gesichtsausdruck hin, wurde mir versichert, dass so etwas nicht jeden Montag stattfindet. Die Veranstaltung hatte den Anlass, dass am Sonntag „Tag des Lehrers“ gewesen ist. Anschließend sangen ein paar Kinder etwas vor und andere trugen selbstgeschriebene Gedichte vor. Nach der Veranstaltung stellte sich dann heraus, dass meine Ansprechpartnerin heute gar nicht an der Schule sein würde. Deshalb konnte ich danach nach Hause gehen und mein erster „Arbeitstag“ endete um halb zwölf.

Am Dienstag begann dann mein Tag an der Schule sogar erst um halb elf. Diesmal nahm mich eine Lehrerin in den Deutschunterricht ihrer elften Klasse mit. Die Klasse bestand aus sechs/ sieben Schülern (die Kurse werden an der Schule nochmal nach Deutschniveau aufgeteilt, sodass es insgesamt sechs verschiedene Deutschklassen in jeder Stufe gibt). Die Schüler waren alle sehr interessiert und stellten mir viele unterschiedliche Fragen über mich und Deutschland. Gegen Mittag waren dann ein paar Verwaltungsaufgaben dran. Am Nachmittag jedoch sollte ich zusammen mit einer anderen Lehrerin ein paar Schüler auf das Deutsche Sprachdiplom (kurz DSD) vorbereiten. Dies wird nun jeden Nachmittag nach der Schule stattfinden, wurde mir gesagt. An diesem Nachmittag saß ich jedoch mehr daneben und verfolgte aufmerksam wie die Lehrerin ein paar grammatikalische Sachen erklärte, von denen ich persönlich noch nie etwas gehört hatte. Am Abend hatte ich mich dann für eine Hypnoseshow im internationalen Studentenhaus eingetragen. Tatsächlich schaffte der Mann es sechs Leute gleichzeitig zu hypnotisieren und ließ sie verschiedene Dinge tun. Beispielsweise einen Hamburger essen, Zeichensprache sprechen, einen lustigen Film ansehen, etc. Es war wirklich wahnsinnig witzig sich dies anzusehen!

Am nächsten Tag schlenderte ich ganz unschuldig zum Deutschlehrerzimmer, als mir meine Ansprechpartnerin entgegenkam und ganz aufgeregt meinte: „Es fehlen drei Deutschlehrer! Könntest du, die achte Klasse schnell mal für anderthalb Stunden übernehmen?“ Natürlich stimmte ich zu und wurde so gleich von der Deutschlehrerin zum Klassenzimmer der Achten geführt. „Also ich bin hier gleich gegenüber. Wenn etwas sein sollte, dann kommst du einfach vorbei.“ meinte sie und verschwand in ihre eigene Klasse. Nun stand ich da vor zwanzig vierzehnjährigen Schülern, die mich mit großen Augen ansahen. Nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte (auf Spanisch natürlich, da das Deutschniveau der Schüler sehr niedrig war), erklärte ich den Schülern, dass wir nun Galgenmännchen auf Deutsch spielen werden. In diesen anderthalb Stunden kramte ich mein komplettes Unterrichtsspiele Repertoire heraus. Man muss allerdings sagen, dass argentinische Schüler um einiges lauter sind. Doch meistens konnten sie sich selbst wieder beruhigen. Am Ende der Stunde hatten die Schüler dann noch einige Fragen über das deutsche Schulsystem, welches sich doch stark von dem argentinischen unterscheidet. Am Nachmittag hatte ich dann noch Hospitanz bei einer zwölften Klasse (ah … Wie ruhig die doch sind!). Danach ging nach Hause um mich noch am selben Tag bei einem Ruderverein vorstellen zu können. Tatsächlich fand ich einen und mir wurde gesagt, ich könnte gleich am nächsten Tag wieder kommen, um mitzutrainieren.

Der Donnerstag war dann ein sehr entspannter Tag, da die Schule aufgrund des „Tags des Schülers“ geschlossen hatte. Also fuhr ich nur zum Ruderverein und traf dort auf wirklich sehr nette Trainer und Sportkollegen. (Deshalb freue ich mich schon sehr darauf am Sonntag dort wieder zu trainieren und hoffe sehr, dass dies regelmäßig klappt.)

Auch Freitag war ein eher ruhiger Tag, da die Schüler bereits um elf nach Hause gehen konnten. Sie hatten eine Veranstaltung in der Turnhalle (da der Tag davor ja der „Tag des Schülers“ war) und hatten danach keinen Unterricht mehr. Ja, die Logik am Tag nach dem unterrichtsfreien Tag Unterrichtsausfall aufgrund des unterrichtsfreien Tages zu haben leuchtet mir absolut ein …

Dennoch war es alles in allem eine sehr ereignisreiche Woche und freue mich schon sehr darauf nächste Woche wieder in die Schule zu gehen. Die Lehrerkollegen sind alle wahnsinnig nett und die Schüler (eigentlich) auch ganz lieb.

 

Das Logo der Schule

Ein kleiner Ausschnitt des Schulgebäudes

Ankunft in Buenos Aires

Als mein Flugzeug Donnerstagmorgen in Buenos Aires landete, war ich vor allem eins: ziemlich müde. Dennoch blieb ich vor der Passkontrolle natürlich nicht verschont. Die kleinen Zettel, die wir dafür ausfüllen mussten, lösten erstmal bei uns Freiwilligen eine menge Verwirrung aus. Doch Gott sei Dank hatten wir eine Stunde Wartezeit, in der wir die Zettelchen entschlüsseln konnten. Als ich dann endlich mit der Passkontrolle dran war wurde ich Routine mäßig gefragt, was ich denn in Buenos Aires so vorhabe und wie lange ich bleiben möchte. Kaum erzählte ich dem Beamten, dass in ein Jahr ein freiwilliges soziales Jahr machen werde, wurde er hellhörig. Er fand es eine richtig gute Sache und stellte mir gleich noch mehr Fragen. Wo genau ich das Jahr mache? Was meine Aufgaben dort sind? etc. …

Eine gute Stunde später und immer noch nicht wirklich wach stand ich vor der nächsten großen Aufgabe: Ein Taxi bestellen. Mit zwei Koffern und einem Rucksack kämpfte ich mich durch die Menschenmengen am Flughafen. Mehrmals musste ich nach dem Weg fragen, um dann endlich eine Bank zu finden, bei der ich mein Geld wechseln konnte (aufgrund des schlechten Kurses des argentinischen Pesos konnte ich in Deutschland kein Geld wechseln). Bis ich dann endlich argentinische Pesos in der Hand hielt verging noch eine Stunde. Doch nun konnte ich mich erleichtert auf zum offiziellen Taxistand am Flughafen machen. Dort gibt man der Frau am Schalter die Adresse, zu der man fahren möchte, dann bezahlt man direkt die entsprechende Summe und wird dann zum Taxi gebracht.
Vom Flughafen aus brauchte das Taxi gut eine Stunde zu der Wohnung. Schon auf der Fahrt fiel mir die Verkehrslage auf… Häufig fuhren die Autos dreispurig wo es nur zwei Spuren gab, rote Ampeln wurde des Öfteren mal übersehen und wirklich absolut jeder hupte bei jeder Kleinigkeit.
Irgendwann kam ich dann endlich an der Wohnung an, wo mich meine Vermieterin (eine freundliche, alte Dame) schon ganz aufgeregt erwartete. Sie führte mich in ihre Wohnung im ersten Stock und zeigte mir mein Zimmer. Es ist sehr gut beleuchtet durch die großen Fenster und man hat den besten Ausblick auf den Tumult auf der Straße. Danach ging es erstmal ans Koffer auspacken, duschen und schlafen.
Später am Nachmittag nahm mich meine Vermieterin dann mit zum Einkaufen. Ich würde sagen, dass man hier im Schnitt so das Dreifache für Lebensmittel ausgibt wie in Deutschland – außer für Milch und Eier, das ist beides verdammt billig.

Am nächsten Tag hieß es dann um acht aufstehen und ab in die Schule, ganz wie in den guten alten Zeiten… Oder auch nicht. Ich lief von der Wohnung gut dreißig Minuten zur Schule und war natürlich ganz pünktlich um halb zehn dort, und natürlich verspätete sich meine Ansprechpartnerin. Als sie dann kam, führte sie mich direkt in das Lehrerzimmer für Deutsch. Wir besprachen einige organisatorische Dinge. Unter anderem meine Arbeitszeiten: „Du musst doch so sechs bis acht Stunden am Tag arbeiten, oder?“ meinte sie. Ich nickte nur. „Okay, dann arbeitest du sechs Stunden am Tag. Acht Stunden in dieser Schule, das ist nicht gesund.“

Kurze Zeit später stand schon das Wochenende vor der Tür. Den Samstag verbrachte ich mit einer Sightseeingtour. Zuerst ging es zum Teatro Colon, das mit seiner Architektur wirklich punkten kann. Anschließend lief ich zum Obelisk von Buenos Aires. Über diese Skulptur scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Naja, wirklich schön fand ich den Obelisk jetzt nicht so.. aber die Hecke davor war echt cool! (Seht selbst^^) Danach ging es zum Plaza de Mayo und zum Casa rosada (dem Präsidentenpalast). Den Palast fand ich wiederrum durchaus beeindruckend.
Am Samstagabend nahm ich dann an einem kleinen Tanzkurs der Organisation „Buenos Aires International Students“ teil. Dieser begann natürlich, typisch argentinisch, eine halbe Stunde als geplant. Dennoch hat es sehr viel Spaß gemacht!
Nun freue mich ich schon sehr auf Montag, wenn mein Arbeitsalltag dann endlich beginnt.

P.S.: Ich habe ja beim letzten Mal erwähnt, dass wir auf dem Vorbereitungsseminar von der Taz „interviewt“ wurden. Nun wurde der Artikel dazu veröffentlicht. Das ist der Link: http://www.taz.de/Identitaetssuche-und-Definitionsversuche/!165049/#2

Der Obelisk von Buenos Aires

Plaza de Mayo

Casa Rosada / der Präsidentenpalast

Teatro Colon

Das Vorbereitungsseminar

Ich hievte meinen Koffer mühsam die Stufen hinauf. Oben auf dem Gleis wartete bereits Annie und Karl kam wenig später hinzu. Alle drei hatten wir dasselbe Ziel: von Dresden aus ging es für uns nun zum Werbellinsee, in der Nähe von Berlin. Dort erwartete uns das zehntägige Vorbereitungsseminar von Kulturweit, bevor wir ausreisten.

Die kompletten zwei Stunden der Zugfahrt verbrachten wir damit über unzählige Themen zu reden und uns aufgeregt über alles was uns wohl erwarten könnte auszutauschen. Dementsprechend war die Zugfahrt schnell vorbei und nur kurze Zeit später fand ich mich in einem der Kulturweit Reisebusse zum Werbellinsee wieder. Vor uns lag nun noch eine anderthalbstündige Busfahrt.

Irgendwann kamen wir dann endlich an der europäischen Jugendbegegnungsstätte (EJB) an und es gab Gott sei Dank direkt etwas zu essen. Ich habe noch nie so viele Leute innerhalb einer Stunde kennengelernt. Man kam mit den (wie wir sie nannten) „drei Standardfragen“ direkt ins Gespräch:

  1. Wie heißt du?
  2. Wohin gehst du?
  3. Welche ist deine Partnerorganisation?

Am Nachmittag gab es dann eine offizielle Begrüßung, bei der sich das komplette Team vorstellte und wir in unsere „Homezones“ eingeteilt wurden. Meine „Homezone“ hatte die Nummer 1 und bestand ausschließlich aus Leuten, die nach Argentinien ausreisen werden. Eine „Homezone-Einheit“ dauerte drei Stunden und sie waren über die ganzen zehn Tage verteilt. Wir besprachen dabei unsere Erwartungen an das Auslandsjahr, beschäftigten uns aber auch mit Ängsten und Zweifeln.

Neben den „Homezone-Einheiten“ gab es auch Workshops, bei denen allgemeinere Themen, wie zum Beispiel „Gesellschaftliche Machtstrukturen“ oder „Geschichte, Gesellschaft, Politik“, besprochen wurden.

Am vierten Tag des Seminars ging es für uns nach Berlin, wo ich eine sehr interessante Führung über alternative Projekte in Kreuzberg mitgemacht habe. Am sechsten und siebten Tag waren dann die sogenannten „Partnertage“. Bedeute für mich konkret, dass mein Programm die zwei Tage vom PAD (Pädagogischer Auslandsdienst) und ZfA (Zentralstelle für Auslandsschulwesen) gestaltet wurde. Auch dies war sehr, sehr interessant.

Zwischendurch besuchten uns auch Vertreter der argentinischen Botschaft in Berlin und wir konnten sie mit Fragen löchern. Des Weiteren kamen am letzten Tag TAZ- Reporter zu uns und debattierten mit uns über die Frage „Was ist Deutsch?“.

Nun könnte man sich noch fragen, was ich in meiner Freizeit dort so veranstaltet habe… Es gab Volleyballfelder, man konnte baden gehen, Kekse essen, Kaffee trinken, etc…. aber ehrlich gesagt habe ich die meiste Zeit damit verbracht „Werwolf“ mit einigen anderen zu spielen.

Als Fazit kann ich sagen, dass die zehn Tage dort für mich sehr bereichernd waren. Ich habe ganz viele neue Informationen erhalten und sehr, sehr nette Leute kennengelernt. Trotzdem freue ich mich nun noch zweieinhalb Tage zu Hause bei meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen.

Die Werwolfcrew

Der Werbellinsee