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Arbeit mit Kindern

Ein kurzes Update

Nachdem ich nun endlich wieder für längere Zeit mich in Buenos Aires aufhalten würde, gab es einiges zu tun. Zunächst einmal hatte ich natürlich Wäsche zu waschen, zu staubsaugen und die Miete zu zahlen.

Doch ich konnte mich nun auch seit langem mal wieder mit Freunden treffen. So kam es, dass ich mich mit Lurdes, einer ehemaligen Schülerin, im Shoppingcenter traf. Und was macht man so im Shoppingcenter? Richtig! Man besucht den eingebauten Freizeitpark mit Schiffsschaukel, Karussell und Achterbahn. Okay, zugegebener Maßen waren wir so ziemlich die einzigen Erwachsenen an diesem Ort, aber wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß!

In der Woche darauf begann „leider“ wieder der Alltag an der Schule. Zu Schulbeginn war natürlich alles noch lauter und chaotischer als sonst (Ich bewundere die Lehrer dafür wie sie bei all, dem noch den Überblick behalten können). So kam es auch, dass ich ein paar Mal sehr kurzfristig (bedeutet ich kam Morgens in das Lehrerzimmer und mir wurde vermittelt, ich solle doch bitte direkt in das Klassenzimmer gehen) als Vertretungslehrerin einspringen musste und die Kinder anderthalb Stunden beschäftigen durfte. Glaubt mir: nach einer solchen Erfahrung schafft man alles andere im Leben mit links.

Nach einer wirklich anstrengenden und aufregenden Schulwoche bekam ich überraschend Besuch von einer Freiwilligen aus den Norden des Landes. Am Freitag tranken wir gemeinsam Kaffee und am Samstag verabredeten wir uns zu Ofengemüse und Apfelstrudel. Wir versuchten beides selbst in meiner Küche zu produzieren und erlangten ein erstaunlich gutes Ergebnis!

Karrusell im Shoppingcenter

Schule mal etwas anders…

Deutsche und argentinische Flaggen findet man viel an der Schule

Ein Klassenzimmer

Der Mate Tee ist natürlich immer und überall dabei

Die Grundschüler auf dem Pausenhof

Einer der zwei Schulkiosk

Alle Klassenzimmer sind von den Schülern kreativ dekoriert worden.

Wie die meisten von euch ja bereits wissen arbeite ich hier in Buenos Aires an einer Schule.
In den letzten drei Wochen konnte ich so einen guten Einblick in die Klassenzimmer bekommen. Dabei sind mir einige Dinge aufgefallen, die aus deutscher Sicht ziemlich merkwürdig sind. Deshalb möchte ich euch nun mal einen kleinen Eindruck vom Schulleben an meiner Schule vermitteln.

Zunächst aber etwas Allgemeines über die Cangallo Schule. Sie ist eine Privatschule, dies ist in Buenos Aires aber nichts Besonderes, da circa die Hälfte aller Schulen privatisiert sind. Die Schule enthält einen Kindergarten, die „Primaria“ (1 bis 7 Klasse) und die „Secundaria“ (8 bis 12 Klasse). In der Secundaria wählen die Kinder einen Zweig (Geisteswissenschaften, Technik, etc.). Deutsch kann hier von den Schülern als zweite Fremdsprache gelernt werden. Nach dem Beenden der 12. Klasse !sollten! sie das Niveau B1 in Deutsch haben. Die Schüler können außerdem das deutsche Sprachdiplom ablegen (kurz DSD). In diesem Fall das DSD 1 auf dem besagten Niveau B1. Dies ist möglich da die Cangallo Schule eine PASCH – Schule ist (bedeutet soviel wie Partnerschule) und deshalb von der deutschen Bundesregierung gefördert wird.

Nach dieser kurzen Einführung nun aber zum praktischen Schulleben:
Der Tag beginnt für die Schüler bereits um 7:20. Viele Schüler wohnen in der Nähe, da Buenos Aires aber so riesig ist, gibt es auch einige Schüler die über eine Stunde in die Schule brauchen.
Wie in vielen deutschen Schulen geht auch hier eine Schulstunde anderthalb Stunden. Theoretisch. Praktisch ist es jedoch so, dass die Lehrer beim Klingeln zu Unterrichtsbeginn noch ganz entspannt ihren Kaffee zu Ende trinken und sich dann erst langsam auf den Weg zum Klassenzimmer machen. Eine Lehrerin meinte mal zu mir: „Eigentlich beginnt der Unterricht zwanzig nach, aber ich komme immer erst halb. Die Schüler sind ja eh immer zu spät.“
Befindet sich der Lehrer dann endlich im Klassenzimmer wartet dort schon etwas, was man in deutschen Schulen eher seltener vorfindet. Hier wird geduzt. Die Schüler sprechen alle ihre Lehrer mit Vornamen an. Außerdem kommt es häufig vor, dass Lehrer und Schüler sich mit einem Küsschen auf die Wange begrüßen. Ich muss zugeben, dass dies eine angenehme freundschaftliche Atmosphäre schafft. Nun könnte man sich fragen, ob die Schüler dann überhaupt noch Respekt vor den Lehrern haben? Ich würde sagen, dass viele Schüler temperamentvoller sind als ich es gewohnt bin aus deutschen Klassenzimmern. Man redet lauter und häufiger. Aber ich kann nicht behaupten, dass die Schüler hier respektlos gegenüber ihren Lehrern sind. Oder zumindest nicht häufiger als deutsche Schüler…
Es gibt noch etwas, was man aus deutschen Klassenzimmern nicht kennt: Mate. Fast immer packt im Unterricht ein Schüler seinen Mate Tee aus und trinkt ihn aus einem „Calabaza“ (Mategefäß, traditionell aus Kürbis hergestellt) mit einem „Bombilla“ (eine Art Strohhalm, meistens aus Metall). Der Mate Tee wird dann herumgereicht und jeder, der möchte, kann davon trinken. Natürlich wird auch dem Lehrer etwas angeboten. Mate ist eben ein sehr geselliges Getränk.
Der Unterricht endet täglich zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Einmal in der Woche haben die Schüler um 14:00 Schluss, die anderen Tage häufig erst um 17:00 Uhr (die Secundaria). Zehn Stunden in der Schule würde ich zugegebener Maßen auch nur mit ganz viel Ruhe und Gelassenheit überstehen.