La Pampa Liiiinda

14 10 2009

So siehts aus, wenns nicht gephotoshoppt ist (s.u.)

So siehts aus, wenns nicht gephotoshoppt ist (s.u.)

Schnee im Auge... was soll ich nur tun?

Schnee im Auge... was soll ich nur tun?

Hilft auch gut gegen Schnee in die Augen: Sonnenbrille.

Hilft auch gut gegen Schnee in die Augen: Sonnenbrille.

Aufgrund der knapp bemessenen Zeit lasse ich heute mal die Fotos Bände sprechen. Am Wochenende sind Anja, Lotte und ich als letzte große Aktion vor Anjas Abreise am Montag in den Nationalpark gefahren. Dabei kamen wir uns vor wie bei einer Safari, denn die Touristen (den Alters- (40-50) sowie den Herkunftsdurchschnitt (Buenos Aires) haben wir dabei kräftig verändert) werden im Bus herumgekarrt und wenn der Fahrer entscheidet, dass hier ausgestiegen wird, wird die Umgebung betrachtet. Dass dabei natürlich ausgerechnet die schönsten Landschaften ausschließlich vom fahrenden Bus aus zu betrachten sind, wird geflissentlich übersehen. Somit dienen die Fotos hier auch nur als Anhaltspunkt. Die wahren Schätze existieren also momentan nur in der Realität sowie in unseren Köpfen – deswegen werden Lotte und ich die nächsten Touren auch im angemieteten Auto unternehmen, was uns die Freiheit gibt, nach eigenem Gusto Stops einzulegen.  Ausgerechnet Sonntag war übrigens noch einmal Winter, sodass über weite Teile der Fahrt hinweg Schnee und eine monumentale Kälte den Ausflug zu einem Erlebnis werden ließen. Lese den Rest dieses Eintrags »





Asleep at the Wheel

14 10 2009

Eigentlich hatte ich ja vor, heute mal wieder einen gewaltigen Schwall von mir zu geben. Stattdessen ging ich nach der Schule mit Lotte einkaufen, durch die Stadt und dann schließlich kochen. Jetzt bin ich stolzer Besitzer mehrerer Paar Socken (sehr angenehm!) sowie eines Strickpullis, der mir viel zu groß ist und somit richtig schön kuschelig. Außerdem hat Lotte sich einen Kuschelpulli zugelegt sowie ein paar Schuhe, die auch mehr als nur asphaltierte Straßen aushalten. Dann sahen wir noch eine quesería, die wir natürlich umgehend besuchten.

Zur Info: Alles, wirklich alles, was man in Deutschland im Supermarkt einkaufen würde, kann man hier natürlich auch im Supermarkt einkaufen. Das hat dann aber oftmals eine „interessante“ Qualität. Grünzeug und Obst beispielsweise würde ich niemals im Supermarkt kaufen. Dafür gibt es extra sogenannte verdulerías. Auch Aufschnitt kann man natürlich im Supermarkt kaufen, manchmal sogar beim dafür vorgesehenen eingebauten Metzger; besser ist aber natürlich, man geht zum Experten: besagte quesería oder eben eine carnicería. Die Liste ließe sich übrigens beliebig fortführen; es gibt hier panaderías, chocolaterías, cafes, pastarías usw usf.

Unsere quesería jedenfalls hat nicht nur Käse im Angebot (wie der Name vermuten ließe), sondern ebenfalls eine erlesene Auswahl an Wurst, Schinken, Wein und Oliven sowie Eingelegtem. Die Oliven kosten übrigens -.50 Euro pro 100g. Ein Paradies. So verließen wir den Laden um einige Pesos ärmer, dafür aber ausgestattet mit lecker lecker Käse, Wurst und Oliven. Der Mann, der uns bediente, muss sich gedacht haben „Gringos locos!“, weil uns immer neue Leckereien ins Auge fielen, aber das konnten wir dann auch nicht mehr ändern. War eh zu spät für.

Heute abend gab es dann leckere Pfannenpizza mit Oliven, die ich gemacht habe. Lotte hat währenddessen das morgige Essen zubereitet: Es wird ein polnisches Gericht geben, Bigos, das Eintopf-ähnlich ist. Deswegen muss es auch so lange durchziehen. Eintopf eben. Denn dafür notwendigen Kasseler konnten wir übrigens zusammen mit dem Käse erwerben. Hoffentlich ist es tatsächlich Kasseler. Die wirklich wichtigen Dinge lernt man eben nicht in der Schule.

Auf dem Rückweg fanden wir übrigens etwas heraus, das den Titel dieses Eintrags rechtfertigt. Und zwar… man ist in Argentinien ja erst mit 21 volljährig und kann dementsprechend auch erst dann Auto fahren und mieten. Seit unserem Erlebnis am Wochenende (die Bilder hab ich schon fertig, nur fehlt es mir an Zeit, dieses Erlebnis angemessen schildern zu können) jedoch brennt es uns unter den Fingernägeln, einmal auf eigene Faust hier herumzugurken. Kurz entschlossen sind wir daher heute in einen Autoverleih reinspaziert, um uns mal zu informieren. Und siehe da: MAN KANN MIT IRGENDEINEM GÜLTIGEN FÜHRERSCHEIN AUTOS MIETEN! Wie geil ist das denn? Hallo? Wie abgefahren! Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kosten sind dafür sogar überschaubar. Wir werden uns die nächsten Tage noch näher informieren, aber allein dass uns die Möglichkeit offensteht, ist ja dermaßen derb. Vielleicht kann man meinen Enthusiasmus nachvollhziehen, wenn der nächste Eintrag kommt.

Einziges Problem wird jedoch der Stadtverkehr sein, denn wir uns zwar eigentlich nicht antun wollen (dafür ist das Geld nun auch wieder zu schade), um den wir allerdings nicht herumkommen werden. Folgende Fakten spielen dabei in meinen Überlegungen nach eine Rolle:

  • a) Lotte scheint nach eigenen Schilderungen beim Fahren immer die Hand an der Hupe zu haben, fügt sich also perfekt ein:
  • b) Argentinische Autofahrer fahren IMMER mit der Hand an der Hupe, alle anderen sind Ausländer, denn
  • c) Es wird nicht gebremst. Wer bremst, verliert. Mein behütetes Leben in Deutschland hat mich kaum darauf vorbereitet; ich hätte mich schon mehrmals selbst umgebracht, hätte Lotte mich nicht in letzter Sekunde an der Kapuze zurück auf den Bürgersteig gerissen. Gut, dass alle meine Pullover Kapuzen haben. Man fährt hier nicht so einen Bleifuß wie in Deutschland, aber wenn man fährt, dann fährt man. Das Fußgänger Vorfahrt haben, scheint eine deutsche Spezialität zu sein. Ich werd jedenfalls immer bös angehupt. Das nehm ich allerdings nicht persönlich, es wird auch angehupt, wer mitten auf der Straße parkt. Klingt komisch, ist aber so. Und zwar häufig 😉

Mehr dazu demnächst. Jetzt muss ich wirklich allerdringendst ins Bett. Ich verspreche schon gar nichts mehr, aber die Chancen stehen gut, dass wir morgen recht früh nach Hause gelangen. Dann räume ich erstmal auf. Danach versuche ich dann, meine laaaange Liste von „Things to do aufm Blog“ abzuarbeiten.

Technorati : , ,
Del.icio.us : , ,
Zooomr : , ,
Flickr : , ,





Preisfrage #3

11 10 2009

Was in aller Welt…?

Fragwürdiges Objekt

Fragwürdiges Objekt

 

  • a) Ich habe Dünnschiss Diarrhöe
  • b) Der Versuch, meine Boxershorts auf der Gasheizung zu trocknen, muss als kläglich gescheitert betrachtet werden




Momentaufnahmen #4

10 10 2009

Ich sitz grad auf dem Parkplatz hier bei meinem Hotel weil der W-Lan-Empfang dort einfach besser ist (bzw überhaupt ist) und alles ist mucksmäuschenstill, die Blätter rascheln, nichts bewegt sich.

Auf einmal schallt es aus allen Apartments (außer meinem):

„Goooooooooooooool!!!!! Goooool!! Yeaaaaaah!“

Das Vorurteil, das Argentinier samt und sonders fußballverrückt sind, scheint sich zu bestätigen. Sogar die kleinen Kinder kreischen mit.





The Fox, The Crow and the Cookie

9 10 2009

Che ihr Lieben,

eigentlich wollte ich das ganze ja pompöser aufziehen, so wie der Bobby, dessen vorzügliche Inspiration uns heute zum Abendessen gedient hat.

Macht nichts, denn wer Brot will, soll trotzdem welches kriegen:
Man braucht:

  • 500ml lauwarmes Wasser
  • 300g Roggenmehl (centeno, gibts bei uns im Reformhaus od. eventuell beim Bäcker)
  • 200g integral (Vollkornmehl, bloß nicht das harina tipo #0000 kaufen, das taugt net. Gibts bei uns im gut sortierten Supermarkt)
  • 50g Hefe (bei uns reichen 10g trockenhefe, auf der allerdings auch draufsteht: uselo como 50g de levadura)
  • Apfelessig
  • Zucker
  • Salz
  • Körner nach Belieben

Das ganze ist so simpel, dass ich zuerst dachte, es könnte nie funktionieren, aber das Ergebnis belehrte mich eines besseren.

  1. Wasser, Hefe, jeweils 2 EL Zucker und Apfelessig sowie 2TL Salz miteinander verrühren – für die Interessierten: lauwarmes Wasser, Zucker und Hefe sind die idealen Partner, die Hefe kann im Warmen besser arbeiten und der Zucker liefert Energie. Das Salz ist für den Geschmack und das Roggenmehl braucht den Essig, damit es eine angenehme Kruste bilden kann. Roggenmehl hat ein Enzym names Phytin, welches die Krustenbildung normalerweise verhindert. Durch die Essigsäure wird dies unterbunden)
  2. Mehl abmessen und nach Belieben mit Sonnenblumkernen, Sesam, Haferflocken etc garnieren.
  3. Alles zusammen rühren (gibt einen ziemlichen eklig klebrigen Teig)
  4. Ab damit in die gefettete Backform#
  5. Eine Stunde in den Ofen (Temperaturangaben entfallen, da Gas=heiß)

Essen. Ohne Witz, das wars. Wer will, kann den Teig ruhig auch noch etwas stehen lassen, um zu gehen, das bringt nicht viel, aber etwas. Guten Hungä, ich geh jetzt ins Bett weil wegen morgen Cerro Tronador und so. Da begucken wir uns einen Gletscher. Wenn die Energie noch reichen sollte, gibt es morgen auch ein Wochenupdate.





Preisfrage #2 / Momentaufnahme #3

9 10 2009

Okay, der ist jetzt aufgrund vorangegangener Einträge recht leicht zu erraten:

Was da wohl geschieht?

Was da wohl geschieht?

Ganz einfach:

  1. a) Ich kotze grade und höre dabei Musik
  2. b) Ich tu so als würd ich kotzen und fotografiere mich dabei
  3. c) Ich habe grade eine tote Ratte entdeckt, während ich auf dem Klo saß und Mate schlürfte.

Richtig ist natürlich ʇǝpıq ɯı ǝqnʇ ɹǝp uı ıǝɹ ʇıɯ ǝɥɔsǝɐʍzʇnɯɥɔs ǝuıǝɯ ǝpɐɹƃ ǝɥɔsɐʍ ɥɔı





Die perfekte Welle

5 10 2009

In diesem Beitrag sollen drei momentane Phänome unbarmherzigst aufeinander treffen:

  1. 1) „Die perfekte Welle“ von Juli, die derzeit kreativ von den Schülern hier im Unterricht bearbeitet wird.
  2. 2) Die oftmals genialen Schöpfer der Sendung mit dem Klaus (extra3 kann auch noch mehr)
  3. 3) Der Spitzenkandidat der FDP

Und was kriegen wir dann, wenn wir fertig sind?

[youtube ViYs1S6wbko]





Of Dust And Nations

4 10 2009

Weißte Bescheid. Kommt aber erst später im Text dran.

Weißte Bescheid. Kommt aber erst später im Text dran.

Heute ist einer dieser Tage zum Im-Bett-bleiben. Zum ersten Mal, seit wir hier sind, regnet es. Man kann das ganze positiv betrachten – immerhin ist es nicht mehr so kalt, dass es schneit – ich allerdings habe nach stundenlangem Dauerregen die Nase voll, aber das hat auch noch andere Gründe:

Grasgeflüster

Grasgeflüster

Heute morgen nach dem Aufstehen (ganz der Hausmann, der ich bin) hab ich erstmal von Hand Wäsche gewaschen. Und zwar im Bidet. Zu irgendwas muss das doch gut sein. Erstes Malheur an diesem Tage war dann übrigens das Wasser ins Becken zu lassen. Den Abfluss hatte ich schön sorgfältig mit einem kleinen Döschen Lip Balm (Werbegeschenk von meiner Fluggesellschaft) verstopft und musste nun noch herausfinden, wie man Wasser in dieses Bidet bekam. Es gab einen Hahn für Kalt und einen für Warum (deren Anschlüsse übrigens vertauscht sind…) und einen in der Mitte. Ich drehte also mal auf Verdacht beide Wasserhähne ein wenig auf, was zur Folge hatte, dass mir eine nasskalte Fontäne ins Gesicht explodierte. Wer sein Hinterteil freiwillig solchem Druck aussetzt, frisst wahrscheinlich auch kleine Kinder. Jedenfalls schaffte ich es mithilfe des dritten Hahns in der Mitte das Wasser in geregeltere Bahnen zu lenken, sodass es jetzt wie bei manchen Klos vom Rand herabfloss. Bemüht nicht daran zu denken, was wohl andere Leute denken könnten, wenn sie mich so sähen: wusch ich dann also meine stinkigen Socken und die weißen T-Shirts, die ich nicht zu den bunten Sachen in die Maschine bei Lotte dazugeben wollte.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Mit meinem tollen Erfindergeist habe ich die schön saubere Wäsche dann draußen an allerhand kreativen Aufhängungen zum Trocknen gelassen. Sah aus, als hätte irgendein durchgeknallter Aktionskünstler beschlossen, dass Bäume von heute an statt Blättern Kleider tragen sollten. Dann allerdings fielen mir meine frisch gewaschenen und gut riechenden Socken in den Staub, sodass ich mich erneut über die Kloschüssel das Bidet beugte. Nachdem endlich alles aufgehängt war, fing es wie aufs Stichwort an zu nieseln. Na gut, dachte ich, trinkste erstmal nen Tee. Als der Tee dann fertig war und ich erneut rausschaute, regnete es bereits stärker, sodass ich mich gezwungen sah, meine (immer noch/schon wieder?) nassen Sachen hereinzuholen. Leider musste ich innen noch kreativer werden, was die Aufhängung der Klamotten anging und hielt es für eine gute Idee, wenigstens die Socken zwecks schnellerer Trocknung auf den Lüftungsschacht der Gasheizung zu legen…. Ja. Spätestens als ich aufgrund der unangenehmen Geruchsentwicklung mal nachschaute, was denn meine Socken so für Partys mit der Heizung feierten, stellte sich heraus, dass ich wieder mal eine meiner nicht ganz so nobelpreistauglichen Ideen gehabt hatte. Was solls. Andere Leute bezahlen für braun-schwarz gepunktete Strümpfe.

Schau mir doch endlich mal ins Auge, Baby!

Schau mir doch endlich mal ins Auge, Baby!

Nach diesem Fiasko hatte ich allerdings nicht mehr so den nötigen Elan um mich noch um viele andere Dinge zu kümmern und beschloss, heute mal komplett freizunehmen. So lief ich also im Regen zur Hotellobby, wo ich warm und trocken im Netz surfen kann und sehe hier seit Stunden dem Regen beim regnen zu. Es tut eigentlich ganz gut, zur Abwechslung mal an nichts zu denken. Ich weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal getan habe. Dann und wann meldet sich mein viel zu pflichtbewusstes Gehirn mit einer dringenden Aufgabe („Schreib doch mal einen Brief an deine Familie und Freunde! Ruf doch die Band an um noch eine Probe zu organisieren!“ etc) die ich dann ganz gekonnt ignoriere. Heute ist offiziell Wäsche-Blog-und-sonst-nichts-Tag. Den Deal musste ich dann doch mit dem kleinen Mann in meinem Kopf eingehen.

Ansonsten liefere ich heute die versprochenen Pferdefotos nach (deswegen passen die Fotos heute nun wirklich überhaupt nicht zum Text) und erzähle kurz noch etwas zum Schulleben.

Durch die Täler reiten wir...

Durch die Täler reiten wir...

Ich bin nicht Deutschland. Aber bei diesem Baum könnte ich schwach werden.

Ich bin nicht Deutschland. Aber bei diesem Baum könnte ich schwach werden.

Zum einen wäre da der grade vergangene Samstag zu nennen, am dem wir den Tag der deutschen Einheit gefeiert haben als gäbe es tatsächlich etwas zu feiern… jedenfalls war es eine ganz nette Veranstaltung. Den ersten Teil, der ausserhalb der Schule stattfand, nämlich das gemeinsame Singen des Deutschlandlieds, habe ich absichtlich verpasst. Bei aller Liebe, dabei käme ich mir einfach nur ganz merkwürdig vor. Wie ich eigentlich generell ganz merkwürdig dabei vorkam, den Tag der deutschen Einheit zu feiern (und zwar ganz unabhängig davon, dass ich lieber den Geburtstag des Florian K. gefeiert hätte, der gestern wieder einmal ein Jahr älter geworden ist). Während meiner Schulzeit war es einfach ein Feiertag, an dem eventuell im Fernsehen merkwürdige Dokus und Filme liefen und denn man dann feierte, wenn er auf einen Werktag fiel. Klar ist es ein historisch bedeutsamer Tag, aber deswegen wie die Amerikaner am 4th of July in einen kollektiven Freudentaumel (inkl. Megafeuerwerk) verfallen? Mmmmh ne.

Im Sommer macht der Yeti hier Urlaub auf dem Bauernhof

Im Sommer macht der Yeti hier Urlaub auf dem Bauernhof

Der Autopilot steuert auf das nächstgelegene Pferd zu, während ich vor mich hin knipse

Der Autopilot steuert auf das nächstgelegene Pferd zu, während ich vor mich hin knipse

Ungeachtet dieser Betrachtungen beschloss ich, einfach mal mitzufeiern und guckte mir die von Schülern erstellten Exponate über die Verhüllung des Reichstags sowie die uns von der Deutschen Botschaft in Buenos Aires zugesandten Poster über die Wiedervereinigung an. Zu deren Inhalt kann ich nicht so arg viel sagen (da auf castellano), aber die Fotos waren toll. Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Es gab Büffett! Weiß- und Rotwein sowie Cola und Wasser nebst Appetithäppchen und einer gebratenen halben Kuh am Spieß (Susana sagt, es wäre ein Schwein; Lotte glaubt, es wäre ein Lamm), die unter Zuhilfenahme eines Dönerspießes fachgerecht in die bereitgelegten Brote verteilt wurde. Mit ein bisschen mentaler Anstrengung konnte ich mir tatsächlich vorstellen es handelte sich um Lamm und wähnte mich in einer Dönerbude. Diese Gelegenheit zur heimatlichen Gefühlsduselei wollte nicht ungenutzt verstreichen und so stellte ich mich an, um meinen Döner zu erhalten. War sehr lecker.

... getrieben von der Aussicht auf kühles Bier - aber Wasser tuts auch.

... getrieben von der Aussicht auf kühles Bier - aber Wasser tuts auch.

Und so verstrich der Tag der deutschen Einheit 😉

In den vorangegangenen Werktagen habe ich v.a. Lotte nach Kräften unterstützt, was bedeutete, diejenigen Sechstklässler, die demnächst ihre Deutschprüfung auf A2-Niveau ablegen werden, auf diese Prüfung vorzubereiten. Je nach Thema, das vorbereitet werden muss, holen wir eine unterschiedliche Anzahl Schüler_innen aus dem Unterricht und teilen diese dann noch einmal zwischen uns auf. In der Unterrichtssituation habe ich dabei dann natürlich die angenehmste Position, die man überhaupt in einer Schule haben kann (es sei denn, man ist einer der beiden Enriques, aber dazu irgendwann einmal mehr): Ich bin jung und männlich und damit eine Abwechslung vom Schulalltag – die Schule hat nach meinem Wissensstand zwei männliche Lehrkräfte. Und trotz allen Engagements und aller Liebenswürdigkeit, die die wirklich guten Deutschlehrerinnen hier an den Tag legen: Mit grade eben 20 bin ich doch ein paar Jahre näher an den Schülern dran. Aufgrund dieser beiden Unterschiede bin ich per se schon einmal interessant. Dazu kommt, dass ich natürlich auch nicht derjenige bin, der Noten verteilt und mir somit die Arschloch-Rolle, jemandem eine schlechte Note geben zu müssen, erspart bleibt.

Blick ins Tal

Blick ins Tal

Zwei neugierige Ohren winden sich in Richtung Freiheit.

Zwei neugierige Ohren winden sich in Richtung Freiheit.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Man könnt meinen, man wär in Neuseeland.

Dennoch war die erste Stunde eher ernüchternd: Ich blickte in eine Runde aus skeptisch dreinschauenden Kindsköpfen und musste manche Fragen fünfmal wiederholen, bis sich jemand vorsichtig zu melden begann… und das lag nicht an Verständnisproblemen. Klar, ich bin auch irgendwo eine große Unbekannte und man muss sich dann doch ein wenig beschnuppern. Die Stunde war dann doch ganz erfolgreich, ich bildete (soweit es ging) mit den Schülern zusammen Beispielsätze, die sie dann abschrieben und erklärte noch einmal die umgekehrte Satzstellung bei Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktionen… und das aus dem Kopf!

Grade eben war die Pfütze noch da?!

Grade eben war die Pfütze noch da?!

Die nächste Stunde (mit anderen Schülern) war dann wirklich richtig schön: Es begann zwar sehr schleppend und ich musste bei den ersten Fragen, die ich stellte („Hast du ein Hobby? Machst du Sport? Was machst du, wenn es regnet?“ etc) immer jemanden „zwingen“ zu antworten. Allerdings setzte ich meine Geheimwaffe ein: Lob.

Mal Ernst beiseite: es gibt nichts besseres, um diese Kids zu motivieren. Ich bin mir nicht genau sicher, woran das liegt, aber Fakt ist doch: Mit dem Wissensstand eines Sechstklässlers freie Sätze zu bilden und diese dann vor Mitschülern und einem original Deutschen zum besten zu geben – da wäre ich auch eingeschüchtert.

Eine etwas kahlere Stelle der Steppe.

Eine etwas kahlere Stelle der Steppe.

Also bekam jeder, der etwas sagte, von mir zunächst ein „Sehr gut“, gefolgt von einem breiten Grinsen und einer eventuellen Hilfestellung bei Fehlern. Die Leute, die von vornherein richtige Sätze bildeten, wurden zudem noch mit einem „Bäm! Genau so geht’s!“, „Perfekt!“ oder ähnlichem bedacht. Schon bald zeigte sich, dass die Methode sich gelohnt hatte: Die ersten Kinder begannen sich freiwillig auf meine Fragen hin zu melden bis am Ende der Stunde sich fast darum geprügelt wurde, wer denn etwas sagen durfte 😀

Muh?

Muh?

Unsere Gaucha, deren Sohn ich im Unterricht habe.

Unsere Gaucha, deren Sohn ich im Unterricht habe.

Ein Erfolgserlebnis also für mich genauso wie für die Kids: Schließlich hatte ich ein Klima geschaffen, in wir alle Spaß hatten und trotzdem lernen konnten. Die Bestätigung dafür bekam ich gleich zweimal: Erstens, als ich, um für Ruhe zu sorgen, die an die Tafel geschriebenen Sätze abschreiben ließ und während der dann tatsächlich entstandenen Stille ein Schüler erzählte, ich sei sein Lieblingslehrer. Etwas überraschend, aber nichtsdestotrotz musste ich wohl irgendetwas richtig gemacht haben 😉

Des weiteren begab sich kurz vor Ende eine denkwürdige Situation: Ein Junge wollte mir verklickern, dass er in seiner Freizeit Tae Kwon Do betreibt. Das habe ich auch nach vielen Wiederholungen nicht verstanden, da es hierzulande ganz anders betont wird als in Deutschland. Um mir zu verdeutlichen, was er meint, erzählte er mir dann auf recht rapidem Spanisch etwas, dass ich noch weniger verstand. Ich muss wohl ziemlich hilflos ausgesehen haben, denn auf einmal rannte ein anderer kleiner Junge auf mich zu, deutete auf meinen Gürtel und rief: „Cinturón!“ Da machte es „Klick“ und ich wusste, worüber wir redeten. Ich schrieb also „el cinturón = der Gürtel“ an die Tafel und erfuhr auf diese Weise, dass der Junge für den roten Gürtel übt.

Bariloche von gegenüber

Bariloche von gegenüber

Meine Unwissenheit löste natürlich einiges Gekichere aus, das ich eine Zeit lang mitmachte (war aber auch ne knuffige Situation gewesen) und dann mutierte ich wieder zum Lehrer, indem ich sagte: „Schreibt euch das mit dem Gürtel ab!“ So lernen wir also voneinander. Ich jedenfalls werde jetzt noch mit 120 Jahren wissen, was Gürtel auf Spanisch heißt.

Eine andere süße Begebenheit fand statt, als ich gefragt wurde: „Du und Charlotte… sie ist dein Schwester?“  Ich verneinte natürlich breit grinsend und wartete die nächste Frage ab: „Aaaah, dann sie ist dein …“ (an dieser Stelle macht der Fragesteller mit den Händen ein kleines Herz). Wieder einmal muss ich grinsen und beschließe, dem Gerücht hier und jetzt ein Ende zu setzen. Dazu male ich eine behelfsmäßige Deutschlandkarte an die Tafel und zeichne die beiden Punkte Leverkusen und Celle soweit

voneinander entfernt ein, wie mein geographisches Gewissen es tolerieren kann. Außerdem erzähle ich, dass ich Lotte vor dem Vorbereitungsseminar überhaupt nicht kannte. Besonders überzeugt wirken die Kinder nicht, weshalb ich zu drastischeren Maßnahmen greife: „… aber wenn du willst, dann kann ich dir eventuell ein Date mit ihr arrangieren…?“

Daraufhin bricht lautes Kindergelächter begleitet von „Felipe ist verliebt“-Schreien aus und ich stehe im selbstausgelösten Chaos und frage mich, ob ich „Verliebt sein“ auch mal so derart urkomisch fand 🙂

Da hilft auch keine Enthaarungskur mehr. Armes Pferd!

Da hilft auch keine Enthaarungskur mehr. Armes Pferd!








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