Letzte Reisen in Shqipëria

Hallöchen ihr Lieben,

wie ihr wisst bin ich mittlerweile zurück in Deutschland, sogar das fünftägige Nachbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin ist bereits rum. Trotzdem habe ich noch nicht alles erzählt, was ich so in meinem letzten Monat erlebt habe, das hole ich nun aber schleunigst nach!

Ein Tagesausflug nach Kruja – 30. Januar

Ein weiteres Reiterstandbild des albanischen Nationalhelden in der „Skënderbeg“-Stadt KRUJA

Wie ich gerade bemerkt habe, liegt der Trip nach Kruja tatsächlich schon länger als ein Monat her – Wahnsinn wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist und wie viel ich schon wieder seitdem erlebt habe! Ich versuche es aber trotzdem, mir so viele Erinnerungen wie möglich wieder ins Gedächtnis zu rufen und meinen letzten Reisen auch die Möglichkeit zu geben, ausführlich und trotzdem interessant beschrieben zu werden! 😀

An einem Samstag sind wir erst um 11 Uhr morgens losgefahren, da wir zuerst am Sheshi Shqiponja waren (von wo sehr viele Busse abfahren) und dann aber mitbekommen haben, dass der Abfahrtsort dort ist, wo auch die Busse nach Shkodra abfahren und wir wieder zurück mussten. Die einstündige Fahrt war wirklich spannend, da wir zum ersten Mal in den Nordosten des Landes gefahren sind und neue Straßen und neue Umgebung gesehen. In Kruja selbst gibt es nicht sooooo viel zu sehen, sodass wir recht schnell mit unserem Programm fertig waren.

Kalaja e Krujës – das ehemalige Schloss Skënderbegs

Fize und ich am Ende des Museums – wir sollten uns zwar beeilen, aber am Ende wollte der Museumsangestellte dann noch unbedingt ein Foto machen! 😀

Kruja ist die „Skënderbeg“-Stadt, zum einen weil es hier eine weitere Statue des Nationalhelden gibt und zum anderen, weil hier das ehemalige Schloss Skënderbegs Kalaja e Krujës steht, welches nun das nationale Skënderbeg-Museum ist. Dieses Museum ist sehr interessant und spannend, nur leider waren wir erst 15 Minuten bevor das Museum geschlossen wurde in der Ausstellung und mussten schnell durch das Gebäude rennen. Man merkte deutlich, dass man nicht in Tirana ist, weil wir 1 ½ Stunden auf den nächsten Bus in die Hauptstadt warten mussten und somit erst gegen 17 Uhr zuhause waren.

 

Blick über das nicht so spektakuläre Kruja vom Schloss

Alte Wehrmauer des Schlosses in Kruja und typisch für Albanien: Berge soweit das Auge reicht!

Zwischendurch

Natürlich lief mein Leben auch zwischen meinen Reisen in Albanien normal weiter, zusammen mit dem Schülerzeitungsteam brachten wir die zweite Ausgabe der Schülerzeitung „Ach sooo…!“ raus (wer Interesse hat, kann sich gern die beiden Ausgaben auf der Homepage meiner Schule anschauen: http://spezi-al.de/zweite-ausgabe-01-2015/), Fize hatte Geburtstag und zur Feier des Tages machten wir was? Wir gingen natürlich ins Kino und schauten uns den Film an, für den Leonardo DiCaprio eeeendlich seinen ersten Oscar bekam – „The Revenant“ ist wirklich zu empfehlen! Außerdem gab es noch zwei „kulturweit“-Treffen, einmal mit den drei Freiwilligen Elisa, Sandra und Serra (alle aus Bulgarien), die für zwei Nächte in Tirana waren und mit denen ich mich für einen Kaffee (natürlich bei Mon Chéri 😀 ) verabredete und zufällig einen Tag später mit der lieben Eva, einer damals Freiwilligen (jetzt, so wie ich, Alumna) aus Belgrad, die ich bereits vom Zwischenseminar in Serbien kenne und wir den späten Nachmittag und Abend gemeinsam verbrachten.

Reise nach Prishtina, Kosovo (6. und 7. Februar)

Wie ihr wahrscheinlich/hoffentlich noch aus früheren Beiträgen von mir wisst, war ich während meines Freiwilligendienstes nicht nur in Albanien unterwegs, sondern auch in einigen umliegenden Staaten, besser bekannt als die Länder des Westbalkans (Die Westbalkan-Staaten von Nord nach Süd:  Kroatien,  Serbien,  Bosnien und Herzegowina,  Montenegro,  Kosovo,  Albanien,  Mazedonien; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Westbalkan). Außer im Kosovo war ich tatsächlich schon in allen Ländern und der/das (beides ist möglich) Kosovo reizte mich schon allein dadurch, dass, im Gegensatz zu den anderen ehemaligen Ländern, die zu Jugoslawien gehörten, die Mehrheit der Bevölkerung Albanisch spricht. Wie vielleicht einige von euch wissen, ist der Status des Kosovo nicht wirklich geklärt, jedoch erkennen 110 von 193 Mitgliedern der UN das Land als eigene Republik und nicht als Teil Serbiens an, sodass man zum Beispiel auch ganz normale Grenzkontrollen zwischen Albanien und dem Kosovo hat, wie das bei der serbischen Grenze aussieht, weiß ich aber nicht. Jedenfalls ist der Kosovo immer noch recht umstritten und ich kann wirklich keine genauen politischen Aussagen machen, mein Wissen stammt auch nur aus dem Internet und ich habe vor Ort nicht mehr dazu mitbekommen.

Die Kosovo-Gang (v.l.n.r. Niklas, Fize, ich und Meike)

So entschieden wir (meine Reisepartnerin Fize und ich) uns recht kurzfristig unter der Woche, am Wochenende in den Kosovo zufahren und besorgten uns Tickets für die Hinfahrt am Samstag und die Rücktour am Sonntag. Ganz so wie geplant lief unsere Hinfahrt leider nicht ab, sodass wir erst am Samstagabend in Prishtina am Busbahnhof waren. Nach alter Gewohnheit liefen wir erst mal los – jedoch vergasen wir, dass wir ja nun im Ausland waren und unsere Internetflatrate hier leider nicht funktionierte. Also orientierten wir uns (mal wieder) so halbwegs mit Google Maps, welches tatsächlich auch ohne Internet und nur mit GPS funktioniert und kamen dann nach einem ein wenig abenteuerlichen Weg mitten in der Innenstadt an und fanden dann auch unser Hostel (allerdings mit einem besorgniserregenden Akkustand von 11 %). Dort gab es dann das nächste kulturweit-Wiedersehen, und zwar mit Meike und Niklas – beide Freiwillige aus Serbien. Die beiden wollten am Montag danach zu mir kommen und machten das Wochenende vorher einen Zwischenstopp im Kosovo, durch Zufall suchten wir das gleiche Hostel wie die beiden aus. Das war ziemlich cool für Fize und mich, da wir am nächsten Tag von Niklas und Meike ziemlich viel gezeigt bekommen hatten, wie zum Beispiel das Newborn-Monument.

Das Newborn-Monument in Prishtina

Dieses Monument wurde am 17. Februar 2008, am Tag der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung, enthüllt und symbolisiert so die „Geburt“ eines neuen Staates, dem Kosovo. Wir verabschiedeten uns für einen Tag von den beiden, da sie noch in einen Nationalpark wollten und wir die kurze Zeit bis zur Abfahrt unseres Busses nutzten, um noch ein wunderschönes Gebäude zu besichtigen und zwar die Nationalbibliothek des Kosovo…

Es tut mir leid, aber ich habe bisher wirklich noch kein „hässlicheres“ Gebäude gesehen als dieses – sorry Prishtina!

Auch in Prishtina gibt es eine Statue des Nationalhelden Albaniens, Skënderbeg, was auch mal wieder deutlich macht, dass sich Albanien und der Kosovo wirklich „nahe“ stehen.

Der gute Skënderbeg ist also auch hier vertreten! 😀

Ehrlich gesagt habe ich auch gedacht, dass die beiden Länder sehr ähnlich sind, jedoch gab es auch wirklich Unterschiede in der Atmosphäre für mich, die ich nicht alle so benennen kann. Das hat mich wirklich erstaunt, da ich weiß, dass sich viele wünschen, Albanien und der Kosovo würden ein Land bilden (es gab in einem Souvenirshop in Prishtina zum Beispiel einen Magneten mit der albanischen Flagge und der Aufschrift „Kosovo“ und allgemein wehten neben der kosovarischen auch viele albanische Fahnen). Was ich auch sehr interessant fand, dass ich es deutlich spürte, dass es im Kosovo generell teurer ist, liegt vielleicht auch einfach daran, dass die genutzte Währung der Euro ist (wusste ich davor auch nicht!). So ging es dann nach ein bisschen mehr als 24 Stunden wieder zurück in mein Gastland und ich hatte noch ein wenig Zeit zuhause, um ein bisschen was für meinen Besuch am nächsten Tag vorzubereiten.

 

Der letzte Besuch

Der Blick vom berühmt berüchtigten SkyTower

So holte ich die beiden dann schon am nächsten Tag gleich nach der Schule ab und ich zeigte ihnen im Lauf der Woche Tirana. Wir waren auf dem SkyTower, aßen richtig leckeres (und günstiges) Sushi, quatschten viel, schauten Filme und an einem Tag war Niklas auch bei mir mit in der Schule (Meike war zwei Tage lang noch außerhalb Tiranas in Albanien reisen) – ich glaube er war doch ein bisschen beeindruckt (so wie ich am Anfang auch) vom hohen Sprachlevel unserer Schüler. 😉 Wir hatten eine wirklich schöne Zeit gemeinsam, die durch einen (und meinen vorerst letzten) Besuch auf dem Dajti abgerundet wurde. Perfekt getimed standen wir zu dritt oben und blickten beim Sonnenuntergang nicht nur über mein wunderschönes Tirana, sondern sogar auch bis zur Adria, die ausnahmsweise einmal zu sehen war.

 

Zu Fuße des Dajti liegt Tirana und im Hintergrund sieht man die in die Adria untergehende Sonne – ein wirklich schöner Abschluss! :*

Die MSN-Alberbien-Crew auf dem Dajti

Die Hauptverkehrsstraße Rruga e Durrësit autofrei und überall die albanische und US-amerikanische Flagge anlässlich des Besuchs von John Kerry

Am nächsten Tag gingen wir dann zu dritt morgens los und trafen uns mit Fize, die uns schon mit schlechten Nachrichten begrüßte: Es fuhren weder Busse noch Taxis oder sonst irgendwelche normalen Transportmittel auf der Rruga e Durrësit, Grund war wohl der Besuch irgendeines Sekretärs oder so. Am Tag zuvor waren mir schon die ganzen zusätzlichen albanischen und US-amerikanischen Flaggen im Stadtbild aufgefallen, nun gab es auch eine Erklärung dazu; irgendjemand Wichtiges aus den USA war wohl zu Besuch, wie sich später rausstellte der Außenminister John Kerry höchstpersönlich (auf Englisch heißt sein Amt „Secretary of State“, was das „irgendein Sekretär ist hier“ erklärt 😀 ). So liefen wir also gut eine Stunde zu viert zum Sheshi Shqiponja, wo sich aber dann leider nach einer super tollen und wunderschönen Woche unsere Wege trennten, Niklas und Meike nahmen den Bus nach Shkodra, um nach Bar in Montenegro weiterzureisen und von dort den Zug nach Belgrad zu nehmen und Fize und ich stiegen in den Bus nach Gjirokastra.

 

Die vorerst letzte Reise nach Gjirokastra (14. und 15. Februar)

Der Personenkult ist teilweise auch noch in Albanien zu spüren, hier ein Graffiti, welches tatsächlich aus Gjirokastra stammt

Innerhalb von vier Stunden waren wir dann sogar in dieser wunderschönen Stadt angekommen, nur leider wurden wir vom Regen begrüßt und so konnten wir tatsächlich am Sonntag nur wenig besichtigen und verbrachten den Großteil des Sonntags leider auf dem Zimmer unserer Unterkunft. Die Stadt hat zwei bekannte Söhne Albaniens hervorgebracht, zum einen den ehemaligen Diktator Albaniens Enver Hoxha und zum anderen den tollen albanischen Schriftsteller Ismail Kadare, dessen Bücher ich voll und ganz empfehlen kann, vor allem für Leute, die albanische Geschichte schön verpackt in einem Roman erfahren wollen. Man kann also sagen, dass Gjirokastra wirklich albanienweit bekannt ist – sowohl negativ als auch positiv. Architektonisch ist die Stadt ein absoluter Traum und ist definitiv einen Besuch wert, wie Fize und ich auch am nächsten Tag feststellten.

Nur ein Ausschnitt aus dem wunderschönen Stadtbild der uralten Stadt Gjirokastra

Wieder einmal besuchten wir eine Burg, welche mir von allen Burgen bzw. Schlössern, die ich in Albanien gesehen habe, mit Abstand am besten gefallen hat – vielleicht, weil Gjirokastra Teil des UNESCO-Welterbes ist und somit viel Geld für die Instandhaltung in der Stadt ankommt.

Hier Impressionen aus der tollen Stadt:

Einer der Wege hoch zum Schloss in Gjirokastra

Beeindruckender Gang innerhalb des Schlosses in Gjirokastra

Teile der Burganlage

Für mich persönlich eine total verwunschene Tür innerhalb der Schlossanlage Gjirokastras

Glockenturm auf dem Schloss in Gjirokastra

Abends, als ich wieder zurück in Tirana war, wurde mir bewusst, dass wirklich die letzte Woche meines Aufenthaltes angebrochen war und ich schon bald nach Hause fliegen würde. Ich muss sagen, dass ich gemischte Gefühle hatte, zum einen freute ich mich auf meine Familie und Freunde, andererseits wäre ich auch wirklich gern noch länger in Albanien geblieben, einem Land, das zeitweise meine Heimat geworden war und das ich sehr lieb gewonnen hatte. Der Gedanke daran, mein „neues Leben“ nun wieder aufzugeben, stimmte  mich wirklich wehmütig und ich versuchte, meine letzten Tage noch voll zu genießen. Ich schloss meinen Albanisch Sprachkurs mit „Ausgezeichnet“ ab (was aber eher daran lag, dass mich meine Lehrerin Mirela ziemlich mochte als dass ich wirklich sooooo gut sprechen würde) und verabschiedete mich von den Schülern, meinen Kollegen und Freunden. Von meinen Schülern aus der Schülerzeitung und von meinen Kollegen habe ich noch gaaaanz tolle und total süße Abschiedsgeschenke bekommen, ich bin mir sicher, dass sie mich immer an meine unglaublich schöne und sehr abwechslungsreiche Zeit in Albanien erinnern werden!

Gefühlt nach einem Wimpernschlag waren die fünf Monate Tirana vorbei und ich fand mich am Samstag, den 20. Februar am Gate wieder, den vorerst letzten albanischen Macchiato genießend und wartete darauf, dass das Boarding für meinen Flug nach München begann, von wo ich mit meinen Eltern zurück in mein deutsches Zuhause fuhr.

Tirana aus der Vogelperspektive aus meinem Flugzeug fotografiert

Abschied

Zum Abschied hat sich Albanien noch einmal von seiner schönsten Seite gezeigt: Berge und Meer auf einem Foto!

Wirklich viel Zeit zum „Ankommen“ hatte ich nicht, da mich meine Mädels zuhause überraschten – ich hatte wirklich null Komma null damit gerechnet!

VIELEN LIEBEN DANK MÄDELS! ♥

Früh am Donnerstagmorgen ging es dann noch zum Nachbereitungsseminar am Werbellinsee, wo ich auch endlich sehr viele Mitfreiwillige, die auch ein halbes Jahr das FSJ mit kulturweit gemacht haben, wieder sah und wir nochmal einen richtig schönen Abschluss hatten!

Nun heißt es für mich erstmal ankommen und mich wieder in Deutschland „einfinden“, es gibt schon einiges, was deutlich anders ist als in Albanien und was mir einfach auffällt, aber darüber werde ich wohl berichten, wenn ich ein wenig „Abstand“ bekommen habe und mein Erlebtes und Gesehenes ein bisschen besser einschätzen kann…

 

Bis dahin alles Liebe und wie immer: shihemi së shpejti! 🙂

 

Sarah

Anekdoten aus dem Land des Doppeladlers

Nun ist es nicht mehr lang (um genau zu sein drei Tage…) bis ich wieder zurück nach Deutschland fliege und mich nicht nur von meinen Kollegen, Schülern und Freunden verabschieden werde, sondern auch von meiner Wohnung und dem Leben in Tirana.

Es ist momentan wirklich schwer für mich, meine Empfindungen und Gedanken in Worte zu fassen. Aber eins kann ich sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein „Gefühlschaos“ durchleben werde, dass ich mich zwar wirklich sehr auf meine Familie und Freunde freuen würde, aber mich nur schwer von meinem jetzigen Leben in Albanien trennen könnte. Nun ja, genau in diesem Schlamassel stecke ich momentan.

Aber es ist noch nicht an der Zeit, meine Erlebnisse der letzten Monate Revue passieren zu lassen (dieser Eintrag wird dann wohl aus Deutschland kommen), sondern ein paar kleine Anekdoten aus Shqipëria – dem Land des Doppeladlers – zu erzählen.

Um ein Land besser zu verstehen, ist es natürlich auch eine der ersten Voraussetzungen, die Sprache wenigstens so ein bisschen zu kennen. Wie ihr vielleicht schon in einigen früheren Beiträgen von mir mitbekommen habt, gehe ich seit Oktober zweimal pro Woche zum albanischen Sprachkurs und kann ein wenig Smalltalk auf Albanisch betreiben.

Die Sprache ist wirklich nicht so einfach, viele Wörter machen für mich keinen Sinn, da sie ganz anders sind als zum Beispiel im Deutschen, Englischen oder Spanischen – das ist einfach eine komplett andere Sprachfamilie.

Aber damit ihr einen kleinen Eindruck von dieser Sprache bekommt, habe ich hier meine „fjalet shqip im të preferuar“, also meine zehn albanischen Lieblingswörter:

  1. papfingo – der Dachboden: als wir das Wort im Sprachkurs gelernt haben, musste einfach jeder drüber lachen
  2. lule – Blume: in der ersten Stunde des Sprachkurses gelernt
  3. nderkombëtar – international: man müsste ja denken, dass das Wort „international“ eigentlich international gleich ist… nun ja, im Albanischen leider nicht! 😀
  4. lulestrydhe – Erdbeere: ein echter Zungenbrecher, wenn man schnell auf dem Markt Erdbeeren kaufen möchte (vgl. „luleschtrüthe“, wobei das „th“ wie das englische „th“ ausgesprochen wird)
  5. qumësht – Milch: das gehört wohl zu einem von Alex‘ albanischen Lieblingswörtern (und zu meinen selbstverständlich auch!)
  6. gëzuar – Prost; alles Gute;…: tatsächlich mein allererstes albanisches Wort, welches ich in Deutschland schon gelernt habe; sehr vielseitig einsetzbar
  7. përshëndetje – Hallo: es hat einige sessions mit meinem albanischen Kollegen gebraucht, bis ich das mal richtig ausgesprochen habe
  8. bubullima – der Donner: hört sich einfach schön an!
  9. mirë – gut: wenn man gefragt wird, wie es einem geht, ist es immer „mirë“, wenn nicht sogar „shumë mirë“ (sehr gut!) oder „shumë shumë mirë!“
  10. goca – Mädchen (eigentlich heißt „Mädchen“ auf Albanisch „vajza“, jedoch gibt es je nach Dialekt noch andere Wörter): so werde ich ständig genannt in Tirana, egal ob ich einkaufe oder mich albanische Lehrer ansprechen; ist nicht böse gemeint (fand ich anfangs sehr komisch, weil sich das auf Deutsch nicht wirklich nett anhört, jemandem zusagen „Auf Wiedersehen, Mädchen“.)

Aber neben einigen sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten, die sich in den letzten Monaten natürlich trotz super tollen Albanisch-Kenntnissen nicht verhindern ließen, gibt es noch weitere Dinge, die es einem Gast in dem Land anfangs nicht immer allzu leicht machen, erstes Stichwort: Mündliche Preisangaben

Wenn man z.B. auf dem Markt den Preis gesagt bekommt, muss man eigentlich mental im Kopf immer schon eine Null wegstreichen, da gefühlt die Mehrheit der Bevölkerung die Preise immer noch in „alten Lekë“ angeben. Seit der Währungsreform (die schon einige Jahre zurückliegt…) wurde zwar eine Null gestrichen, und der wirkliche Preis stimmt auch (z.B. 80 Lekë für ein Brot) und steht auch so auf der Quittung, jedoch sagt einem die Verkäuferin „800 Lekë“ – am Anfang war das sehr irritierend für mich! Das ist ein bisschen so, wie wenn man die Europreise in D-Mark umrechnet, nur, dass man das eben nicht mal „privat“ zum Vergleich macht. Stellt euch einfach vor, ihr würdet einkaufen und euch würde der Preis „10 D-Mark“ gesagt und ihr würdet dafür 5 Euro zahlen – da kann man doch schon ein bisschen durcheinander kommen! 😀

Albanische Leke_01 Albanische Leke_02

So sieht übrigens albanisches Geld (Lekë, ausgesprochen aber einfach „Lek“) aus – momentan liegt der Wechselkurs bei 1 € : 138,2 Lekë. Es ist also leider nicht mehr ein ganz so erhabenes Gefühl für mich, mit einem Tausender zu zahlen…

Wie erwartet, funktioniert der Verkehr in Albanien auch nicht ganz so wie in Deutschland… Deswegen hier nun ein Abschnitt, über den Verkehr in Tirana:

Nach dem ich nun länger hier lebe muss ich sagen, dass ich mich echt an den Verkehr gewöhnt habe und es gar nicht sooooo schlimm ist, wie man vielleicht nach meinen nachfolgenden Schilderungen denken mag (ein bisschen muss ich Albanien doch verteidigen! 🙂 ).

Den ersten Eindruck, den ich gleich auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt am Tag meiner Ankunft hatte, war: Hier fährt und läuft jeder, wie er/sie will – wer bremst oder anhält, verliert. Die Autos fahren auch bei Zebrastreifen oder wenn sie als Linksabbieger eigentlich bei einer grünen Fußgängerampel halten müssten. Dementsprechend laufen die Leute (jetzt sogar inklusive mir…) einfach, wenn es gerade eine große Lücke gibt, auch wenn man als Fußgänger rot hat – wenn es grün ist, kommt man ja auch nicht immer drüber! 😀

Solche Fahrzeuge sind keine Seltenheit in Tirana

Man muss aber sagen, dass die Autos (wirklich größtenteils) anhalten, wenn ihre Ampel rot ist – für Mopeds und Fahrrads scheint diese Regel jedoch nicht zu gelten, da diese eigentlich fast immer einfach über die rote Ampel fahren. Diese beiden Verkehrsteilnehmer halten sich übrigens an so manches nicht, z.B. treffe ich fast immer auf meinem täglichen Nachhauseweg in einer Einbahnstraße Fahrradfahrer oder Mopeds (oder ein bisschen modifizierten Räder/Mopeds), die entgegen der Fahrtrichtung fahren. Bisher habe ich es auch nur ein einziges Mal erlebt, dass ein Mann auf einem Moped von zwei Polizisten, die zufällig durch die Straße liefen, angehalten wurde. Nach ein bisschen reden durfte er aber unbeirrt weiterfahren…

Es ist außerdem recht schwer in Tirana, Parkplätze zu finden, weswegen es auch keine Seltenheit ist, dass man Autos in zweiter Reihe auf der Straße parkend sieht. Oft passiert es auch, dass die Autos „kurz“ für 5 Minuten in engen Straßen abgestellt werden, dann müssen die anderen Autos eben schnell mal warten, bis sie vorbei fahren können.

Aber wie ist das sonst so, außerhalb Tiranas? Wie ist, es unterwegs zu sein in Albanien?

Das, meine lieben Leute, ist ein Furgon

Da es nicht wirklich einen zentralen Busbahnhof oder ähnliches in Tirana gibt, von wo aus wirklich alle Busse abfahren, muss man ziemlich viel rum fragen, bis man den Abfahrtsort und wenn man Glück hat, sogar die Abfahrtszeit rausgefunden hat. Wie bereits erwähnt, gibt es seit Neuem so eine Art Parkplatz, von wo aus viele Busse und Furgone fahren, aber eben auch nicht alle. Meistens gilt für die Abfahrtszeit die Regel zur ganzen Stunde oder eben „wenn er voll ist“.

Unterwegs werden dann auch noch Leute mitgenommen oder rausgelassen, zum Teil an ganz abenteuerlichen Stellen und Orten, unter anderem auch mitten auf der „Autobahn“.

Allgemein fahren sehr viele Kleinbusse, die Furgone, in Albanien (ca. 14 Sitzplätze). Man bekommt keine Tickets für die Fahrt, man bezahlt entweder beim Aussteigen direkt beim Fahrer oder jemand läuft während der Fahrt durch und sammelt das Geld ein.

Einmal hatte ich ein erstaunliches Erlebnis als eigentlich alle Sitzplätze besetzt waren: Trotzdem wurden auf der Strecke zwei ältere Männer noch mitgenommen, die dann im Gang standen. Daraufhin wurden einfach zwei Klapphöckerchen aus irgendeiner Nische gezaubert und die Männer setzten sich damit in den Gang und schwatzten munter weiter. Wenn das in Deutschland die Polizei sehen würde, ohje…!

Aber nicht nur Furgone sind beliebte Verkehrsteilnehmer, sondern auch Pferde oder Esel habe ich nicht nur einmal am Straßenrand vorbeilaufen sehen.

Ein Esel als Transportmittel, gesehen in Berat

Ansonsten gibt es aber noch die Möglichkeit, mit Reiseagenturen (die gibt es in Tirana wie Sand am Meer!) zu verreisen, dort kann man nämlich auch ein Ticket schon im Vorfeld kaufen und einem wird so ungefähr gesagt, wann man wo sein soll. Das ist natürlich für jemanden, der die Sprache nicht so super toll spricht viel angenehmer, aber auch um einiges teurer!

Wenn man von Tirana aus reisen möchte, fällt leider auch die Option Bahn aus, da es seit ca. 2 oder 3 Jahren keinen Zugverkehr mehr hier gibt. Der Grund hierfür ist, dass die alte Regierung wohl den Umbau bzw. die Renovierung plante, die neue Regierung (damals die Opposition) jedoch nun kein Geld dafür hat. In Durrës jedoch fahren ab und zu ein paar Züge, ich habe tatsächlich mal einen gesehen! Diese fahren aber sehr langsam – es wird behauptet, die Züge seien so langsam, dass man während der Fahrt nebenher laufen und Blümchen pflücken könne…

So nun habe ich von Dingen wie Sprache und Verkehr gesprochen, aber eine ganz entscheidende Sache fehlt doch noch, um die Kultur eines Landes kennen zu lernen? Ganz genau, das Essen:

Wer damals den Blog meines Bruders Alex verfolgt hat (zur Auffrischung hier nochmal der Link: https://kulturweit.blog/yalishanda/), dem wird vielleicht auffallen, dass ich leider nicht ganz so viel kulinarische Highlights vorgestellt habe, wie er, obwohl der Drang zum Kennenlernen neuer Speisen eindeutig in der Familie liegt! 😀 Außerdem ist das Essen hier auch nicht gaaaaanz so exotisch und anders wie das chinesische, es gibt schon viele Dinge, die man in Deutschland eigentlich auch isst.

Aber natürlich gibt es auch einige Leckereien, die ich auf jeden Fall vermissen werde:

Byrek me gjizë, mish, qepë, domate ose spinaq:

Byrek

Byrek sind gefüllte Teigtaschen, die man für ca. 30 Lekë pro Stück an vielen Ecken kaufen kann und die einfach super lecker sind! Am liebsten esse ich byrek me gjizë, die Füllung besteht aus einer Art Käse-Joghurt-Mischung und schmeckt frisch aus dem Ofen einfach göttlich!

Sufflaqe

Sufflaqe

Vielleicht kennt das der ein oder andere von euch unter dem griechischen Namen “Pita”. So wie wir in Deutschland Döner essen (unter dieser Bezeichnung kann man hier in Albanien zwar auch etwas bestellen, das ist aber auf gar keinen Fall Döner…), so wird hier Sufflaqe gegessen.

Djathë kaçkavall

Extrem leckerer Hartkäse, der ziemlich würzig ist und der warm, aus der Pfanne, vom Grill oder (wenn man zu faul ist wie ich)  aus der Mikrowelle oberlecker ist!

Tre Leche

Typischer albanischer Kuchen, den ich tatsächlich schon in Deutschland kannte, weil meine Mädels Lena und Kata mir dieses Dessert zu meinem Abschied zubereitet haben! Tre Leche ist ein Kuchen, der gefühlt in Milch getränkt ist und meiner Meinung nach auch wirklich gut schmeckt!

Und natürlich den weltbesten Macchiato der Welt…

Macchiato „marr me vete“ – Macchiato to go! Steht leider viel zu oft auf meinem Arbeitsplatz in der Schule

…und die Kaffeeketten wie „Mon Cheri“ oder „Mulliri Vjeter“, die einfach soooo viel besser und günstiger sind, als Starbucks jemals sein könnte!

Mon Cheri_02 Mon Cheri_01

Das ist jetzt zwar ein bisschen „product placement“, aber Mon Cheri ist einfach nur zu empfehlen!

Ansonsten gibt es auch immer sehr leckeres Obst und Gemüse, gerade noch im September hat man wirklich geschmeckt, dass diese Nahrungsmittel frisch aus der Umgebung kommen! Generell wird auch fast überall Obst und Gemüse verkauft, auf meinem Weg in die Schule komme ich mindestens an fünf Verkaufsstellen vorbei.

Ein Bild aus dem September 2015 – komplett frisches und unglaublich leckeres Gemüse!

Pazar i ri_01 Pazar i ri_03

Unglaubliche Marktstände

 

In den letzten Tagen und Wochen habe ich auch noch Einiges erlebt, das würde jetzt aber einfach den Rahmen sprengen und zu lang werden, d.h. über die Erlebnisse der letzten Wochen wird auch bald ein Eintrag folgen!

Shihemi se shpejti nga Gjermania!

 

Sarah

Albanischer Winter – wärmer als in Deutschland, aber trotzdem kälter

Mirëmëngjes, mirëdita oder mirëmbrëma ihr Lieben (je nach dem, zu welcher Uhrzeit ihr das lest)!

Die gute Nachricht ist: der Regen hat gottseidank aufgehört. Die schlechte Nachricht ist jedoch: es ist kalt geworden, auch im mediterranen Teil Europas. An Temperaturen wie -15 °C wie zum Beispiel bei meinen Großeltern in Deutschland kommen wir hier in Albanien „leider“ nicht ran, aber – 2 °C fühlen sich doch noch mal kälter an, wenn man nur mit Klimaanlagen heizt (ja, diese Teile haben auch einen „heating mode“, mit dem man warme Luft in die Welt pusten kann), die zwar das Wohnzimmer wärmen, aber leider nicht Küche, Bad und Schlafzimmer. Ganz zu schweigen von den super isolierten Fenstern, durch die (K)EIN bisschen kalte Luft von draußen reinziehen kann.

Auch wenn ich immer sehr positiv von meiner Zeit berichte (was ich schreibe stimmt auch voll und ganz und wird von mir so wahrgenommen!), es gibt hier auch Dinge, die ich nicht so toll finde. Natürlich gibt es viele Aspekte, die die Menschen im Land nicht gut finden – die Zahlen der Auswanderer sprechen ja mehr als für sich – aber ich kann nun mal nur aus meiner Perspektive schreiben und weiß nicht, was die Menschen hier erlebt haben und was sie zum Weggang animiert hat. Ich habe auch nicht den Anspruch, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen zu analysieren und auszuwerten. Ich nehme einfach nur wahr, reflektiere, denke darüber nach, wie ich das sehe und schreibe es auf.

So war es zum Beispiel vergangenen Dienstag extrem kalt in der Schule, da wir die gesamte Zeit Stromausfall hatten. Auch wenn die Schulstunden verkürzt waren (eine Stunde dauerte nun 30 Minuten), war es doch nicht nur für mich sehr unangenehm, trotz dicker Socken und Stiefel kalte Füße zu haben, sondern sicherlich auch für die Schüler, die zum Teil sogar mit Mütze und Handschuhen in den Klassen saßen – ich konnte immerhin mal ins Café, um mir etwas Heißes zu trinken zu holen!

Aber auch an dieser Situation kann man wieder sehen, wie spontan und originell Menschen in Albanien sein können. Da es ja gar keinen Strom gab (unglaublich, was alles an den Strom gebunden ist: Licht, Klimaanlage, Heizgeräte, Ladegeräte der Laptops, WLAN,…), gab es natürlich auch keine Schulglocke. Was wurde also gemacht? Irgendjemand der Lehrkräfte ist mit einer Art Kuhglocke durch alle vier Stockwerke gelaufen und zeigte durch das Klingeln den Anfang und Beginn der Stunde. Einfach zu komisch, wenn man null Komma null damit rechnet! 😀

Wenn man also weiß, dass es nicht so warm sein wird und man sich drauf vorbereiten kann (durch das Anziehen warmer Kleidung), ist das alles nicht so wild. Aber unvorbereitet kann das schon ziemlich nerven. Aber wieso wäre ich denn hier, wenn alles so geleckt und perfekt wie in Deutschland wäre?

Das ist auch eine der Erkenntnisse, zu der ich in meiner Zeit außerhalb von Deutschland gekommen bin: es geht uns so verdammt gut in Deutschland! All diese Nichtigkeiten, die zum Teil in unserer Gesellschaft diskutiert werden – Luxusprobleme, wenn ich hier die Lage der Dinge anschaue. Auch hier zur Beschwichtigung: ich weiß, dass es durchaus ernste Probleme in Deutschland gibt, die nicht kleingeredet werden können, aber diese Probleme meine ich nicht. Ich spreche von ganz alltäglichen Sachen, Dingen wie funktionierende Infrastrukturen, durchgehend gute sanitäre Anlagen, die beinahe Nichtexistenz von Stromausfällen und so weiter. Wirklich Kleinigkeiten, bei denen man beim Fehlen erst merkt, wie entspannt und angenehm sie den Alltag machen.

Ich bin wirklich gespannt, wie ich Deutschland wahrnehmen werde, wenn ich wieder da bin. Und das ist gar nicht mal so lang hin! Von den 161 Tagen meines „Einsatzes“ sind nur noch unglaubliche 25 Tage (!!!) übrig – Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht!

 

Bevor ich hier noch weiter herum philosophiere, schreibe ich lieber mal etwas über die letzten Tage und was ich seit meinem letzten Blogeintrag erlebt habe:

 

Wie bereits angekündigt, hat der zweite Teil des DSD-II stattgefunden, die mündliche Prüfung. Zur Erinnerung: das ist eine Sprachprüfung, die den Schülern, bei Bestehen, ein Sprachniveau von B2 oder C1 bestätigt – das Muttersprachenniveau ist übrigens C2.

Die Prüfungen gingen vier Tage lang von 8.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr, also volles Programm für meine Kollegen, die in der Prüfungskommission saßen. Auch ich war von den Prüfungen nicht „unberührt“, da ich während der gesamten Zeit als Springerin eingesetzt war. D.h. ich habe mal die Aufsicht im Vorbereitungsraum für eine gewisse Zeit übernommen oder Blätter mit der Aufschrift „QETËSI JU LUTEM! PROVIM“ („Ruhe bitte! Prüfung!“) im Haus aufgehängt. An einem Tag war ich sogar auch als Aufsicht eingesetzt – ich hätte das vor einem Jahr wahrscheinlich nicht geglaubt, dass ich in einer ähnlichen Prüfung wie bei meiner Kommunikationsprüfung in Englisch Aufsicht führen werden würde. Aber so spektakulär und „schwer“, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es gar nicht. 🙂 Was sehr cool war, war, dass ich auch einige Prüfungen mit anschauen durfte, es waren wirklich gute Präsentationen dabei! Insgesamt sind die Prüfungen sehr zufriedenstellend ausgefallen und wer weiß – vielleicht werde ich ja den einen oder anderen der Schüler im Oktober beim Studium in Deutschland wieder treffen?

Für das Ende der Prüfungswoche hatte sich hoher Besuch aus Bosnien und Herzegowina und Montenegro bei mir angekündigt! Meine beiden Mit-Kulturweitlerinnen Christina (Sarajevo) und Jana (Ulcinj/Ulqin) wollten ihre (beneidenswert langen) Winterferien nutzen, um mich im Süden zu besuchen. Da ich ja schon mal von Jana aus nach Hause (sprich Tirana 🙂 ) gefahren bin, versicherte ich den beiden, dass die Reise von Ulcinj nach Tirana kein Problem sei, ich abschätzen könnte, wie lang das ungefähr ab Shkodra in die Hauptstadt dauerte und ich wüsste, wo sie ankommen würden.

Glücklicherweise habe ich Jana per SMS geschrieben, wo sie ungefähr ankommen sollten, da der Furgon (keine Ahnung weshalb!) nicht von der normalen Straße, sondern von einer anderen Seite kam. Naja, wir haben uns trotz alledem gefunden, und das ist ja das Wichtigste! 😀

Star Wars

Star Wars VII – natürlich in 3D! 😀

Leider war das Wetter nicht ganz so toll für Sightseeing (okay, so viel gibt es nun nicht zu sehen 😀 ), aber wir hatten seeeehr viel Spaß zusammen. Neben langen Aufenthalten in Cafés und in einem chinesischen Restaurant (ich war so begeistert, dass wir das gefunden haben – wir haben Frühlingsrollen unter dem amüsanten Namen „byrek kineze“ bestellt) und vielen Gesangseinlagen („Nur nicht aus Liebe weinen…“, „Sorry“, „Atemlos“ und andere Klassiker) haben wir uns an verschiedenen Desserts probiert und uns im Cineplexx im TEG Star Wars: Episode VII – Eine neue Hoffnung im Original angeschaut (guter Film!!!).

Am Montagnachmittag habe ich die beiden noch auf den Dajti geführt, wo es bei -6 °C (die kälteste Temperatur, die ich bisher „gespürt“ habe) Schnee gab!

In der Gondel auf der „Hinfahrt“

 

Einer der vielen Ein-Mann-Bunker, die Hoxha in ganz Albanien bauen lies (gleich hinter diesem Exemplar folgen noch einige)

Check, ich habe Schnee in Albanien gesehen und gefühlt! Am nächsten Morgen haben sich die zwei leider schon wieder auf den Weg Richtung Norden gemacht, es war aber trotzdem echt schön, die beiden nochmal zu sehen, da sie ein Jahr in ihren Einsatzstellen bleiben und ich sie nicht auf dem Nachbereitungsseminar treffen werde.

Christina, Jana und ich

DANKE FÜR DIE SCHÖNE ZEIT MÄDELS! ♥

 

Jetzt am Wochenende war ich mit Fize endlich „im Süden“ unterwegs, nämlich in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Berat, auch bekannt als „die Stadt der tausend Fenster„.

Schnee, Palmen, UNESCO: Berat…

… die Stadt der tausend Fenster!

Damit war ich nun nördlich, östlich, südlich und westlich von Tirana und kann behaupten, Albanien schon ein bisschen besser zu kennen. 🙂

Kartenmaterial zur Unterstützung der geographischen Vorstellung

Schild des „Busbahnhofs“ (ich kann es immer noch nicht glauben)

Am Samstagmorgen machten wir uns auf den Weg von einem – haltet euch fest!!! – „Busbahnhof“ in Tirana, welcher scheinbar relativ neu eingerichtet wurde. Eigentlich kann man auch nicht von einem geregelten Busbahnhof sprechen, sondern von einem Parkplatz, auf dem Busse und Furgone in den unterschiedlichsten Größen standen und man nur anhand der Schilder in den Windschutzscheiben erkennen kann, wohin sie fahren. Das Geld für die Fahrt zahlt man später im Bus und die Abfahrt ist gefühlt, wenn fast alle Plätze besetzt sind. Aber immerhin – es gibt einen Ort, an dem es viele Busse in verschiedene albanische Städte gibt.

Gegen 12.30 Uhr erreichten wir Berat und wollten uns erstmal auf die Suche unseres „Guesthouse“ machen und unsere Rucksäcke abstellen. Blöderweise stand auf der Internetseite nur eine Straße, die es auf Google Maps aber nicht gab, von Straßennummern ganz zu schweigen… Nach einigem Hin und Her fanden wir dann auf der Karte, wo sich unser Zimmer so ungefähr befinden sollte. Also stapften wir blind drauf los und stiegen unzählige Treppen, bis wir unsere Unterkunft fanden. Von dort bot uns ein super schöner Blick auf Teile Berats und die dahinterliegenden Gebirge.

Blick von unserer Unterkunft über ein Teil Berats

Falls jemand Fragen hat, in welchem Land diese Kirche steht: Ich denke, die Antwort gibt der vergoldete Doppeladler 😀

Nach einem kleinen Päuschen erkundeten wir dann noch die Altstadt, die orthodoxe Kirche „Katedralja Fjetja e Shën Mërisë und die Moschee „Xhamia e Plumbit“. Dort habe ich übrigens zum ersten Mal live gesehen, wie ein Muezzin zum Gebet ruft, zwar via Mikrofon, aber immerhin nicht vom Tonband – sehr cool, das selbst mal zu erleben, ich hatte (positive) Gänsehaut! Wie auch in Tirana war es abends aber ziemlich frisch und im Zimmer funktionierte die Klimaanlage nur mäßig gut, weswegen wir beide den Rest des Abends dick eingekuschelt in unseren Betten verbrachten.

Teil der Burgruine

Am nächsten Tag brachen wir gegen 10.30 Uhr auf und machten uns auf den Weg zu einem weiteren Stadtteil Berats, zum hochgelegen Kala, begleitet von vielen Gesprächen von Einheimischen, die fragten, was zwei Mädchen in Berat machten, die sich nicht auf Albanisch unterhalten. Dank Fize weiß ich ziemlich detailiert, was die Leute uns so fragten. Neben den Standardfragen wie „Woher kommt ihr?“, „Was macht ihr hier (in der Stadt)?“, „Was macht ihr allgemein in Albanien?“ (diese Fragen verstehe ich auch noch) wurden aber auch schon ziemlich private Fragen und Ratschläge gegeben wie „Seid ihr eigentlich gebunden?“ und „Lasst euch ja nicht mit den bösen Jungs hier ein!“. Das scheint hier wohl ein anderes „Nähe-Gefühl“ zu sein, ich finde es aber eher amüsant als störend. Nach einem ca. 20-minütigen, ziemlich steilen Aufstieg, erreichten wir das „Viertel“, denn neben den Burgruinen gibt es auch noch schöne Wohnhäuser, die tatsächlich noch bewohnt sind.

Wäsche der Einheimischen im Touri-Bereich: ich find’s cool!

Nicht nur Menschen leben hier

Die Dreifaltigkeitskirche (Teil der Burganlage)

Außerdem konnte man von dort oben eine weitere „Sehenswürdigkeit“ Albaniens sehen, von der ich schon einige Male gelesen, aber gar nicht mit Berat in Verbindung gebracht habe: während der Zeit der Diktatur wurde in einen Gebirgszug der Vorname des Diktators „E N V E R“ Hoxha geschrieben. Dieser Schriftzug wurde nach dieser Zeit in „N E V E R“ (also engl. für „niemals“) umgestaltet:

Nun steht „N E V E R“ auf dem Gebirgszug

Danach machten wir uns dann auf den Heimweg, gegen 17.30 Uhr war ich dann wieder in meiner Wohnung in Tirana und lies beim Tatort das Wochenende ausklingen.

Ich, zufrieden nach einem schönen und erlebnisreichen Wochenende in Berat 😉

Zum Abschluss eine kleine Anekdote des heutigen Tages:

Ich bin heute in der Schule kurz als Vertretung in einer der beiden 12. Klasse eingesprungen, wo zurzeit das Buch „Homo faber“ von Max Frisch behandelt wird. Das Thema war „Walter Faber und die Frauen“ und die Schüler sollten passende Textstellen raussuchen – irgendwie kommt mir das doch ziemlich bekannt vor! 😀 Vor gut einem Jahr musste ich selbst fast genau die gleiche Aufgabe machen, da „Homo faber“ einer der drei Pflichtlektüren in meinem Abitur war – witzig, dass ausgerechnet dieses Buch auch hier in Tirana von meinen Kollegen behandelt wird. Tatsächlich war mein Deutschunterricht ziemlich gut (ohne schleimen zu wollen!), da ich mich wirklich noch an einige Textstellen erinnern konnte.

 

In diesem Sinne:

 

Shihemi se spejti dhe kalofsh mirë!

 

Sarah

 

PS: Seit heute ist es übrigens wieder ein bisschen wärmer hier, vielleicht erlebe ich ja noch einen frühen Frühling? 🙂

14 Grenzkontrollen in 9 Tagen

Gëzuar Vitin e Ri 2016 bzw. für diejenigen, die Albanisch nicht so fließend sprechen wie ich ( 😀 ) – ein frohes, gesundes, erfolgreiches und sehr schönes Jahr 2016 wünsche ich euch!

Ich hoffe, ihr habt wunderschöne Feiertage rund um Weihnachten verbracht und seid gut in das neue Jahr gekommen!

Man könnte meinen, wenn man dem Titel meines Eintrags Glauben schenken mag, dass bei mir die letzten Tage nicht wirklich entspannt waren – 14 Grenzkontrollen sind doch nicht allzu wenig. Aber ganz im Gegenteil, ich hatte wunderschöne Weihnachten und einen tollen Start in das Jahr 2016 und zwar „vor Ort“, auf dem Balkan.

Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war am Dienstag, den 22. Dezember. Nach Schulschluss kaufte ich erstmal ordentlich ein und machte einen kleinen Wohnungsputz, da meine Eltern irgendwann im Laufe des Abends mit dem Auto ankommen sollten. Wie jeden Dienstagabend ging ich zum Sprachkurs, da ich ja nicht genau wusste, wann meine Eltern ankommen würden und ich die letzte Stunde im alten Jahr nicht verpassen wollte. Gegen 20 Uhr kam dann eine Nachricht meiner Mama, dass sie nun vor meiner Wohnung seien und in dem Café, welches praktischerweise direkt unter meiner Wohnung liegt, auf mich warten würden. Das ist irgendwie ein total surreales Gefühl, seine Eltern sozusagen vor der eigenen Haustür abzuholen, aber natürlich habe ich mich riesig gefreut!

Pazar i Ri

Am nächsten Tag haben wir auf dem Pazar i Ri (neuer Markt) einige Dinge für Heiligabend eingekauft und sind noch ein wenig in der Stadt rumgeschlendert. Abends sind wir durch das weihnachtlich beleuchtete Tirana zum Weihnachtsmarkt gelaufen und sind durch „Christmas Wine“ bzw. „Hot Wine“ (also Glühwein) und einigen albanischen Leckereien schön in eine weihnachtliche Stimmung gekommen.

Leider gab es dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum bei uns, obwohl es hier in Albanien „Neujahrsbäume“ gibt, welche auch geschmückt sind, da Neujahr hier ungefähr so wichtig ist wie für uns Weihnachten, am 31. Dezember gibt es in Albanien die Geschenke! Jedoch sind diese Neujahresbäume aus Plastik, da lohnt sich die Investition für einen Tag nicht so wirklich. Glücklicherweise hat meine Mama aber ein paar grüne Zweige mitgebracht und mein Papa und ich sind nochmal losgezogen, um eine 10 Meter lange und wunderbar bunte Lichterkette zu kaufen (wer unsere Weihnachtsbäume kennt, wird sich darüber nicht wirklich wundern 😀 ).

Nach einer Weihnachts-Skype-Konferenz mit Taipei und Erfurt ging es dann weiter mit unserem traditionellem Weihnachtsessen: Kartoffelsalat und Würstchen! → Kleiner funfact: Kartoffelsalat und Würste sind das beliebteste Essen an Heiligabend in deutschen Haushalten, anscheinend gibt es das in jeder dritten Familie!

Ein etwas anderes, aber sehr besonderes Essen am 24. Dezember 2015 in meiner Wohnung

Zusätzlich zum obligatorischen thüringischen Kartoffelsalat gab es dieses Jahr auch, auf meinen Wunsch, schwäbischen Kartoffelsalat. Da musste ja natürlich auch die Kartoffelsorte die richtige sein, weswegen meine Eltern einen Sack „Sieglinde“ über den ganzen Balkan nach Tirana schafften (laut Wikipedia war die Sieglinde sogar die Kartoffelsorte des Jahres 2010!) Aber nicht nur die Kartoffeln wurden aus Deutschland „eingeflogen“, sondern auch eingefrorene Weißwürste und Thüringer Rostbratwürste, sowie Rote und Parikaknacker – wie immer gab es also eine grooooße Auswahl an Würstchen. 😀 An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meine Eltern und die netten Leute in den Hotels in Wien und Belgrad, die die Gefrierkette nicht unterbrochen haben lassen und wir deswegen, wie jedes Jahr, unser traditionelles Weihnachtsessen genießen konnten.

Gegen 23 Uhr, nach der Bescherung und dem obligatorischen Weihnachtsfilm („Kevin allein in New York“), machten wir uns auf den Weg zur Katholischen Kirche Katedralja Katolike „Shën Pali“, wo um Mitternacht eine Weihnachtsmesse begann. Wir hatten „Glück“ und konnten noch einen Stehplatz im hinteren Teil der Kirche ergattern, andere waren nicht so früh dran und mussten die Messe per Lautsprecher draußen verfolgen – so eine volle Kirche habe ich noch nie erlebt!

Truthähne am Straßenrand auf dem Weg von Tirana zur montenegrinischen Grenze

Am nächsten Morgen begann dann unsere kleine Tour in Richtung Norden, erstes Ziel der Reise war Dubrovnik in Kroatien. Auf der Fahrt dorthin sahen wir in Albanien sehr viele Truthahnherden am Straßenrand, wie es scheint werden hier in Albanien an Silvester traditionell Truthähne gegessen – und zuvor lebendig gekauft.

Straßenszene in Tirana

Deswegen ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass ich in Tirana einige Menschen gesehen habe, die mit toten Truthähnen in der Hand durch die Stadt gelaufen sind. 😀

 

Nach den ersten beiden Grenzkontrollen an der albanisch-montenegrinischen Grenze, machten wir einen kurzen Kaffeestopp in dem niedlichen Ulcinj bei strahlendem Sonnenschein, gegen 18 Uhr und nach den Grenzkontrollen drei und vier (Montenegro – Kroatien) kamen wir in Dubrovnik an. Da es aber schon dunkel war, beschlossen wir, bis zum nächsten Tag mit unserer Stadterkundung zu warten.


Backgroundinformationen über Kroatien (HR):

Einwohnerzahl: um die 4.250.000 Einwohner

Größe: 56.594 km² (etwa doppelt so groß wie Brandenburg)

Hauptstadt: Zagreb

Währung: Kuna (Verhältnis zum Euro 7,6:1)

Unabhängigkeit: seit 1991

Status: seit 2013 EU-Mitglied

Strecke Tirana – Dubrovnik


Blick auf die Altstadt Dubrovniks

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit wunderschönem Blick auf die Adria machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt und suchten gleich den „Anfangspunkt“ für die Stadtmauer, die die Altstadt Dubrovniks umgibt. Zum Glück hatten wir ein wenig Zeit mitgebracht und konnten fast die ganze Zeit gemütlich über die Dächer dieser tollen Stadt und das Meer blicken, bei 17 °C sogar ohne eine Jacke anziehen zu müssen! 😉 So stellt man sich doch einen gelungenen 2. Weihnachtsfeiertag vor. Nur zu Ende, gegen 15.30 Uhr, kam ein Mann um uns und andere Touris von der Stadtmauer zu „werfen“.

Blick von der Stadtmauer auf die Altstadt

Schon nach Sonnenuntergang fuhren wir, bzw. eher mein Papa fuhr, eine sehr abenteuerliche und nicht ganz so gut ausgeleuchtete Straße zum Srd hoch, einem Berg, zu dem normalerweise eine Seilbahn hochfährt – zu unserem Pech ist diese aber bis März „under construction“. Nach dieser nervenaufreibenden Fahrt (später auf der Reise sollten die Nerven noch mal kurz zum Reißen gespannt sein) gingen wir anlässlich des 26. Dezembers/Stephanstag (wie er in Kroatien heißt) noch sehr, sehr lecker Essen und genossen abends im Hotelzimmer den dritten Teil von Home Alone.

Ihr seht, ich liiiiiiebe diese Weihnachtsfilme und muss sie schauen, auch wenn wir im mediterranen Südeuropa sind! 🙂

Blick vom Hotel auf Dubrovnik

Malerische Gassen in Dubrovniks Altstadt

Den nächsten Tag begannen wir dann sehr entspannt, gingen ein bisschen im Pool schwimmen und genossen daraufhin bei einem atemberaubenden Ausblick den Sonnenschein. Später fuhren wir dann wieder den altbekannten Weg zu unserem Parkplatz nahe der Innenstadt, um auf den Weihnachtsmarkt auf dem Stradun (schnurrgerade Flaniermeile inmitten der Altstadt) etwas zu essen und einfach die Atmosphäre zu genießen. Wir erkundeten auch die kleinen und abgelegeneren Gassen, die glücklicherweise nicht zu überlaufen waren. Allgemein muss ich auch sagen, dass eine angenehme Menge an Leuten in der Stadt unterwegs war – wenn man Geschichten über Dubrovnik im Sommer hört, bekommt man ja schon nur vom Zuhören Angstzustände! So haben wir aber einen tollen Eindruck von der Stadt bekommen und das auch noch bei absolutem Traumwetter Ende Dezember!

Mein Papa und ich auf dem Weihnachtsmarkt entlang des Stradun

Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Bosnien und Herzegowina – da die Region um Dubrovnik eine Exklave ist, die durch 20 km Küstengebiet Bosnien und Herzegowinas vom Rest Kroatiens getrennt ist, wir aber noch ein bisschen entlang der Küste fuhren mussten, folgten am 28. Dezember die Grenzkontrollen fünf und sechs (Kroatien – Bosnien und Herzegowina), sieben und acht (Bosnien und Herzegowina – Kroatien) und neun und zehn (Kroatien – Bosnien und Herzegowina).


Backgroundinformationen über Bosnien und Herzegowina (BiH):

Einwohnerzahl: um die 3.830.000 Einwohner

Größe: 51.197 km² (etwa so groß wie Niedersachsen)

Hauptstadt: Sarajevo

Währung: Konvertible Mark (Verhältnis zum Euro 1,96:1 → im Prinzip, wie die gute alte D-Mark)

Unabhängigkeit: seit 1992

Status: Potenzieller EU-Beitrittskandidat

Strecke Dubrovnik – Sarajevo


Einschusslöcher an einem ganz normalen Haus, mitten in Mostar

Altstadt Mostars auf der östlichen, bosniakischen Seite

Gegen 13 Uhr erreichten wir unser Zwischenziel in Bosnien und Herzegowina, die geschichtsträchtige Stadt Mostar, die dem einen oder anderen unter euch wohl ein Begriff sein wird. Nach dem Geldwechseln und einem Zwischenstopp bei McDonald’s – der erste Besuch seit drei Monaten, den ich wahrscheinlich gar nicht erwähnt hätte, hätte ich nicht in einem früheren Eintrag über den albanischen Ableger Kolonat geschrieben 😀 – machten wir uns auf den Weg ins Zentrum der Stadt. Auf unserem Weg zum Wahrzeichen Mostars Stari most („Alte Brücke“), sahen wir Überbleibsel aus der Zeit, seitdem Mostar ziemlich bekannt ist: Einschusslöcher in Häusern. Nicht nur an zwei, drei Häusern, sondern in ganzen Straßenzügen – wirklich sehr, sehr bedrückend!

Gedenkstein auf der „Alten Brücke“, die an den Einsturz der Brücke erinnert

Diese deutlichen Zeichen des Krieges entstanden während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995, wobei es auch zu Kämpfen in Mostar kam, zunächst zwischen kroatisch-bosniakischen und serbischen Einheiten, später jedoch auch zwischen Kroaten und Bosniaken. (Kurze Anmerkung: Bosniaken werden Bosnier mit muslimischem Glauben genannt, diese Bezeichnung ist korrekt und nicht abwertend.)

Auch die „Alte Brücke“ ist eine Erinnerung an den Krieg, der vor ca. 20 Jahren in Europa stattfand, da sie während des Kriegs im Jahr 1993 gezielt beschossen und zerstört wurde. Heute ist sie jedoch wieder aufgebaut wurden und verbindet wieder den eher kroatischen westlichen Teil mit dem eher bosniakischen östlichen Teil der Stadt.

Mostar, 1993 (http://www.ponzaracconta.it/wp-content/uploads/2013/08/Mostar-senza-il-ponte.-Distrutto-nel-93-.jpg)

Mostar, 2015

SARA(H)jevo

Gegen 16 Uhr setzten wir unsere Reise dann weiter fort in die Hauptstadt Bosnien und Herzegowinas, Sarajevo. Es ist immer wieder komisch, wenn ich beginne meinen eigenen Namen zu schreiben (Sara-) und dann aber nicht mit einem „h“ beende, sondern noch ein „-jevo“ dran hänge! 😀

Fast nichts zusehen wegen des Smogs/Nebels

Bis hierhin hatten wir wirklich keine Probleme, weder mit dem Wetter, noch bei den Grenzübergängen. Doch kurz vor Sarajevo begann auf einmal ein sehr, sehr dichter Nebel – die Sichtweite war wahrscheinlich wirklich nur um die 10 oder 20 m weit. Dieser Nebel ist durch den Smog entstanden, der anscheinend schon einige Tage in der Stadt hing. Durch die Kälte drehen die Menschen natürlich ihre Heizungen auf, Autos werden vermehrt genutzt und da Sarajevo in einer Art Kessel liegt, sammelt sich das Ganze an und übrig bleibt der Smog in ganz Sarajevo. Das führte dazu, dass wir einige Zeit in der Stadt rumgeisterten und unser Hotel nicht finden konnten, das wirklich ziemlich versteckt lag. Zu Abend aßen wir dann in einem Grill-Restaurant (ähnlich, wie die Zgara Korçare in Albanien), natürlich gab es auch einige Ćevapi , wie sie im Serbokroatischen heißen (vielleicht besser bekannt als Ćevapčići).

Auch das Haus, in dem der Tunnel in Butmir endete, stand unter starkem Beschuss

Ganz kleines Stück des ehemals 800 m langen Tunnels

Am Folgetag gab es immer noch Smog, laut Hotelbesitzer war das der 20. „Smogtag“ in Folge – die armen Leute! Wir fuhren etwas außerhalb der Innenstadt in die Nähe des Flughafens nach Butmir, um das Museum des Tunel Spasa (Sarajevo-Tunnel) zu besichtigen. Dieser Tunnel war während der Belagerung Sarajevos im Bosnienkrieg ein Flucht- und Versorgungstunnel, der unter der Landebahn des Flughafens Sarajevo entlang lief. Auch hier war die Atmosphäre sehr bedrückend, es ist einfach unvorstellbar für mich, dass dieser Krieg nur wenige Jahre, bevor ich geboren wurde, her ist. Durch die Kälte (-4 °C!) lag überall eine Frostschicht, was der ganzen Anlage einen noch „gespenstischeren“ und unangenehmeren Touch gab.

Kalt und bedrückend

Smogsicht über Sarajevo

Danach suchten wir die ehemalige Bobanlage der Olympischen Spiele, die 1984 in Sarajevo stattfanden, jedoch führte uns das Navi sehr kleine und immer abenteuerlicherer werdende Straßen entlang, die ziemlich steil anstiegen. An einer sehr glatten, engen und steilen Stelle hoch über Sarajevo war der zweite Zeitpunkt während unserer Reise, bei dem ich ziemlich angespannt war. Doch auch diese Situation hat mein Papa super gelöst, ich als Fahranfängerin kann ihn dafür nur ehrfürchtig bewundern, ehrlich! Ein Positives hatte diese Suche jedoch, wir waren so hoch über der Stadt, dass wir sogar die Sonne und den blauen Himmel über der Smogschicht sahen. 😀

Unter dem „U“ bei „Muzej“ soll der Attentäter gestanden und Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen haben

Bosnischer Kaffee

Danach gingen wir dann endlich in die Innenstadt und begannen mit einer weiteren geschichtlichen Stelle, dieses Ereignis kennt wahrscheinlich so ziemlich jeder: das Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Österreich-Ungarns Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914, was die Julikrise und später den Ausbruch des Ersten Weltkriegs auslöste. Später machten wir noch ein Päuschen in einem bosnischen Kaffeehaus mit leckerem Kuchen und Cappuccino mit bosna kafa, also der bosnischen Art und Weise der Kaffeezubereitung (ähnlich wie der türkische Kaffee).

Blick in eine touristische Gasse

Unter den touristischen Andenken ist auch der ehemalige diktatorische Staatschef Josip Broz Tito vertreten

Leider konnten wir Sarajevo nicht in seiner ganzen Schönheit sehen, aber immerhin erahnen!

Auf dem Rückweg zum Hotel fuhren wir noch entlang der sogenannten „Sniper Alley“ (offizieller Name ist Ulica Zmaja od Bosne, Hauptboulevard in Sarajevo), eine große und breite Straße, die von einigen hohen Gebäuden umgeben ist und wo sich Scharfschützen (engl. sniper) während des Bosnienkriegs positionierten und so ziemlich alles und jeden auf dieser Straße töteten.

Die Sonne scheint durch den Smog – oder gab es eine Erleuchtung?

Da es absolut keinen Sinn machte, bei dieser schlechten Sicht und auch dem ziemlich unangenehmen Geruch über Silvester in Sarajevo zu bleiben, reisten wir dann am 30. Dezember weiter nach Montenegro, jedoch nicht ohne einige Zwischenstopps. Den ersten machten wir beim ehemaligen Olympiaabfahrtsberg Jahorina, ca. 30 Minuten von Sarajevo entfernt, wo jedoch vergleichsweise ziemlich wenig Schnee lag. Eigentlich wollten mein Papa und ich dort einen Tag Skifahren (wir hatten auch bis auf die Skier und Stöcke alles im Auto dabei), haben uns dann aber wegen der schlechten Prognosen (zum Glück!) dagegen entschieden. Nun hatten wir auch den Beweis, dass sich das nicht wirklich gelohnt hätte.

Die Bobbahn ist schon lang nicht mehr im Originalzustand

Danach machten wir uns erneut auf die Suche nach der Bobbahn, die wir dieses Mal fanden und noch einen kleinen Winterspaziergang bei -3 °C machten. Das Besondere an dieser Bahn ist, dass sie während des Kriegs auch als Schützengraben diente, da es auch Kämpfe in den umliegenden Bergen gab – sehr spannend das heutzutage selbst zusehen!

Nach einer ca. sechsstündigen Fahrt durch die Bergschluchten Bosnien und Herzegowinas und den Grenzkontrollen elf und zwölf kamen wir dann gegen 19 Uhr in der Küstenstadt Kotor in Montenegro an.


Backgroundinformationen über Montenegro (MNE):

Einwohnerzahl: um die 620.000 Einwohner

Größe: 13.812 km² (etwa so groß wie Schleswig-Holstein)

Hauptstadt: Podgorica

Währung: Euro

Unabhängigkeit: seit 2006

Status: EU-Beitrittskandidat

Strecke Sarajevo – Kotor


Altstadt Kotors

Blick vom St Ivan auf Kotor und die Bucht

Kotors Innenstadt

Kotor

  Am Silvestertag machten wir zunächst einen Rundgang durch die tolle Altstadt Kotors (sie wird nicht umsonst „Kleines Dubrovnik“ genannt!) und erklommen den Berg „St Ivan“ und hatten von der oben errichteten Festung einen super Blick über die Bucht Kotors.

Blick über die Bucht von Kotor

Später schauten wir, natürlich obligatorisch für den Silvesterabend, „Dinner for One“ via Youtube. Danach schlürften wir auf dem Hauptplatz Glühwein und hörten ein wenig der Beatles-Coverband zu (Twist and Shout!), die auf der Bühne spielte. Nach einem echt leckeren Essen warteten wir wieder auf dem Hauptplatz auf den Countdown und feierten schön in das neue Jahr rein!

Die Stadt Kotor wünscht frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 2016

 

Den ersten Tag im Jahr 2016 gingen wir dann ganz entspannt an, nach einem leckeren und späten Frühstück fuhren wir nach Budva, eine weitere schöne Stadt an der montenegrinischen Küste (jedoch kann sie, meiner Meinung nach, Kotor nicht das Wasser reichen!). Was aber sehr cool war, war das öffentliche und kostenlose Klassikkonzert mitten in der City – zum Beispiel wurde „Brindisi“ aus „La traviata“ von Giuseppe Verdi sehr gut dargeboten. Abends aßen wir in der Bucht von Kotor in dem niedlichen Städtchen Perast eeeeextrem leckere Muscheln und Meeresfrüchte – sollte sich jemand mal dorthin verirren (empfiehlt sich!), der- oder diejenige sollte dem Hotel & Restaurant Conte auf jeden Fall einen Besuch abstatten. 🙂

Weihnachtsmarktüberdachung in Shkodra

Verschlossene Tür vor Skënderbeus „Grab“ in Lezha

Am Samstag, den 2. Januar 2016 fuhren wir schon relativ zeitig los, da wir erfahrungsgemäß am längsten auf der ganzen Tour an der albanisch-montenegrinischen Grenze gewartet haben. Und tatsächlich, nach einer Stunde und 10 Minuten und nicht wirklich vielen Autos vor uns kamen die Grenzkontrollen 13 und 14, auch hier sind wir aber problemlos weiter gekommen. Nach einem kurzen Abstecher für einen Blick auf die Innenstadt Shkodras und einen Cappuccino machten wir ca. eine Stunde später noch mal kurz Pause in Lezha. Lezha liegt genau auf der Strecke zwischen Tirana und Shkodra und gilt als Stadt, in der der Nationalheld Skënderbeu begraben ist. Dieses „Grab“ wollten wir uns mal anschauen, es ist aber nicht wirklich spektakulär, da man nicht das Innere der Anlage betreten konnte und nur durch einen Spalt einen kleinen Ausschnitt sehen konnte.

Was man erkennen konnte…

Die komplette Strecke

So kamen wir gegen Nachmittag wieder in Tirana an und ich erlebte eine Premiere: die Läden waren fast alle geschlossen! Das habe ich wirklich noch nie erlebt, nicht mal an Feiertagen. Die Erklärung hierfür ist, dass, wie gesagt, der 31. Dezember bzw. der 1. Januar extrem wichtig in Albanien ist und sich deswegen auch mal ein Tag länger eine Auszeit genommen wird. Sei ihnen ja gegönnt, da hier fast alles wirklich sieben Tage die Woche von morgens bis abends geöffnet ist. 🙂

Am Sonntag setzte dann der Regen ein, der bis jetzt immer noch nicht aufgehört hat und wohl noch eine Weile anhalten wird…

Meine Eltern haben sich am Montag am frühen Morgen wieder auf den Rückweg Richtung Deutschland begeben und für mich sind die Ferien vorbei und ich bin wieder im Schulalltag angekommen.

Nächste Woche sind dann noch die mündlichen Prüfungen des DSD II, mal schauen wie das so ablaufen wird – ich bin gespannt!

 

Bis bald und gëzuar!

 

Sarah

Gëzuar 2016! (Bus in Tirana)

Impressionen einer Hauptstadt: TIRANA

Die ganze Zeit spreche ich über Tirana, wie wohl ich mich hier fühle, wie sehr mir der Kaffee in der albanischen Hauptstadt schmeckt und dass es immer weihnachtlicher wird mit den ganzen Lichterketten und -dekorationen. Aber wie sieht Tirana eigentlich aus, könnt ihr euch die Stadt wirklich vorstellen?

Da ich leider keine Antwort auf diese Frage finde, dachte ich mir, ich zeige euch mal, was sich so in den letzten Wochen und Monaten an Fotomaterial bei mir angesammelt hat. Zum Teil sind Fotos von den „Wahrzeichen“ dabei, die ich wahrscheinlich schon mal in meinem Blog untergebracht habe, zum Teil habe ich aber auch ganz belanglose Alltagsdinge fotografiert, die ich einfach witzig/spannend/ungewöhnlich/schön fand.

Hier nun also meine Impressionen von Tirana, der Hauptstadt Albaniens, die mir in den letzten Monaten ans Herz gewachsen ist:

Sheshi Shqiponja

Doppelkopfadler

Wenn man von der Autobahn aus Durrës bzw. vom Flughafen kommt, kommt man auch an dem großen Monument des Doppeladlers vorbei, der inmitten eines Kreisverkehrs steht. Ab hier beginnt so ungefähr Tirana, der Adler (alb. shqiponja) zeigt einem, dass man nun die Hauptstadt der Shqiptaren erreicht hat.

 

Die Lana

Die Lana

Nein, in diesem Fall ist „Lana“ nicht der Name einer berühmten albanischen Frau, sondern tatsächlich der „Fluss“ der durch Tirana fließt. Eigentlich kann man dieses kleine Rinnsal nicht wirklich als einen Fluss bezeichnen, wenn man an andere Städte an Flüssen denkt (z.B. die Elbe in Hamburg), aber man muss ja nicht immer der Spielverderber sein. 😀

 

Geschmückte Palmen am Taiwan

Tirana Weihnachten_10

Du weißt, dass du in Tirana bist, wenn die Palmen sogar mit Lichterketten versehen sind. Das Gebäude am linken Rand ist übrigens der „Kompleksi Taiwan“ oder einfach nur Taiwan genannt – hier muss ich meine Grüße mal direkt nach Taiwan zu Alex schicken! 🙂 Das Gebäude wird Taiwan genannt, weil hier früher anscheinend chinesische Händler ihre Waren verkauft haben, und so ist wohl der Name entstanden. In Tirana kennt jeder den Taiwan, weswegen er sich so gut als Treffpunkt eignet! 😉

Die „Piramida“ im Hintergrund, davor die Friedensglocke

Impressions of Tirana_30

Das Gebäude war ehemals ein Museum zu Ehren des Diktators Enver Hoxha, später wurde es als Kulturzentrum genutzt. Zurzeit steht das Gebäude jedoch leer, die Zukunft der allgemein bekannten Pyramide ist ungewiss. Die Friedensglocke wurde aus Patronenhülsen aus Albanien gegossen.

 

Überdimensionierte Kabeltrommel mitten auf der Straße

Impressions of Tirana_10

 

Kuvendi i Shqipërisë – das albanische Parlament

Albanisches Parlament

 

Ura e Tabakëve – die Gerberbrücke

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Ursprünglich führte die Steinbrücke aus Zeiten des Osmanischen Reiches über die Lana. Mittlerweile wurde der Fluss jedoch kanalisiert und umgeleitet, sodass die Brücke einige Meter entfernt der Lana steht.

 

Typische Balkonszenerie eines Wohnhauses in Tirana

Impressions of Tirana_013

 

Skënderbej-Statue im Muzeu Historik Kombëtar

Impressions of Tirana_29

Die schätzungsweise drei Meter große Statue des albanischen Nationalhelden zeigt, wie wichtig der mit bürgerlichem Namen heißende Gjergj Kastrioti war. Gefeiert wird er für die Verteidigung Albaniens gegen das Osmanische Reich im 15. Jahrhundert.

 

Wildwachsender Wein inmitten der turbulenten Hauptstadt

Impressions of Tirana_23

 

Na dann mal viel Spaß beim Hinsetzten 😀

Impressions of Tirana_22

 

Moderne (Mercedes-Benz) trifft Tradition: das Grab Kaplan Pashas, einem Herrscher Tiranas

Impressions of Tirana_1(

 

Ästhetischer „Wasserfall“ an der Banka e Shqipërisë

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Flaniermeile auf dem Boulevardi Zogu I

Impressions of Tirana_16

 

Kunterbuntes Albanien

Impressions of Tirana_01

Dieses Foto habe ich auf meiner ersten Erkundungstour in Tirana gemacht, ich war unglaublich fasziniert von dem verrosteten Tor und der interessanten Farbwahl. 🙂

Teekannen-Wasserspender

Impressions of Tirana_04

Diese Teekanne ist nur einer von vielen Wasserspendern, die seit diesem Jahr in der Innenstadt Tiranas verteilt sind. Sie sind Geschenke der Botschaft von Kuwait, die scheinbar eine enge Verbindung mit Albanien aufbauen/pflegen will.

 

Postbllok-Denkmal

Impressions of Tirana_27

Im Vordergrund sieht man ein Modell eines Bunkers, die Enver Hoxha während der Diktatur in ganz Albanien als „Verteidigungsmaßnahme“ bauen ließ. Auch ein Stück der Berliner Mauer hat es als Symbol des Widerstands nach Tirana geschafft.

 

Eines der „Colorful Building“ Tiranas

Impressions of Tirana_09

Unter der Initiative des Premierminister Edi Rama, der damals Bürgermeister der Hauptstadt war, wurden einige Gebäude bunter gestaltet, um die Tristesse gegen ein positiveres Stadtbild auszutauschen.

 

Ehemalige Vila Enver Hoxhas, zurzeit ungenutzt

Haus von Enver Hoxha

 

Die „Tirona Fanatics“ sind die Unterstützer des KF Tirana („Klubi i Futbollit Tirana“)

Impressions of Tirana_14

 

Abseits der Hauptstraßen lassen sich immer wieder kleine Schätze finden

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Die Berge rund um Tirana (Foto vom Dajti gemacht)

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Amphitheater am Liqeni Artificial i Tiranës, heutzutage jedoch ungenutzt

Impressions of Tirana_26

 

Ruhige Minuten am Liqeni Artificial i Tiranës

Artifical Lake_04

 

Es gibt unglaublich viele „Parkplätze“ in Tirana, die meistens aber nur aus unbefestigten Plätzen bestehen

Impressions of Tirana_15

 

 

Das war es mit den allgemeinen Eindrücken, nun noch einige „Weihnachtsfotos“ aus Tirana:

 

Dieses Jahr findet zum ersten Mal ein Weihnachtsmarkt in Tirana statt! Ort des Geschehens: der Sheshi „Nënë Tereza“ (der Mutter-Teresa-Platz)

Tirana Weihnachten_04

 

Die Prachtstraße Tiranas, der Bulevardi Dëshmorët e Kombit, erstrahlt unter tausenden von kleinen Lichtern

Tirana Weihnachten_03

 

Christentum und Islam ganz nah beieinander

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Blick auf den Sheshi Skënderbej (Skënderbej-Platz)

Tirana Weihnachten_07

 

Anderer Blickwinkel auf den Sheshi Skënderbej, diesmal mit dem Muzeu Historik Kombëtar rechts im Hintergrund zu sehen

Tirana Weihnachten_09

 

Die Straße neben dem Taiwan winterlich dekoriert

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Die beleuchteten Bäume in der Rruga Myslym Shyri

Tirana Weihnachten_01

 

Ich hoffe, ihr habt nun einen kleinen Eindruck von „meinem“ Tirana bekommen. Vielleicht hat ja sogar der ein oder andere Lust bekommen, sich die Stadt bzw. Albanien mal anzuschauen.

 

Shumë faleminderit dhe shihemi së shpejti! (Ich hoffe, dass kann man so sagen 😀 )

Sarah

Reisen (Part I)

Wie bereits angekündigt, war ich in den vergangenen Wochen unterwegs, erst in Albanien und dann auf dem Balkan.

Vorletztes Wochenende waren Fize und ich in Shkodra, einer Stadt im Norden Albaniens. Dorthin brachen wir am Samstagmorgen auf und fuhren sehr komfortabel mit einem alten Mercedesbus (habe ich schon erwähnt, dass ein Mercedes hier DAS Statussymbol ist?) für gerade mal 300 Lek ca. zwei Stunden nach Shkodra. Dort angekommen, machten wir uns erstmal auf die Suche nach unserem Hotel, Google Maps sei Dank haben wir dieses dann doch relativ schnell gefunden.

Lustig ist, dass ich bemerkt habe, dass die Hotelchefin einen anderen Dialekt sprach und ich sie deshalb fast gar nicht verstanden habe. Klingt paradox, aber daran habe ich gemerkt, dass meine Sprachkenntnisse schon besser geworden sind. 😀 Fize hat mir dann erklärt, dass im Norden Albaniens der gleiche Dialekt wie beispielsweise im Kosovo gesprochen wird. Konkret heißt das, dass z.B. aus dem „a“ in einem Wort ein gesprochenes „o“ wird – aus Sarah wird „Sora“ und aus „mirupafshim“ (=auf Wiedersehen) wird „mirupofshim“. An dieser Stelle Grüße an meine Albanischlehrer in Deutschland, Jeton und Dardan, die leider nicht den Tirana-Dialekt sprechen. 😀

Nachdem wir also unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg, um die Innenstadt zu entdecken. Und ich muss sagen, Shkodra kann sich wirklich zeigen lassen! Neben der niedlichen und schönen Fußgängerzone mit tollen Cafés – von denen wir natürlich verständlicherweise einige austesteten – begeisterten uns die Große Moschee („Xhamia e Madhe“) und die Orthodoxe Kirche („Kisha Ortodokse“). Als Außenstehender hat man wirklich das Gefühl, dass die Religionen hier ganz friedlich und ohne Probleme nebeneinander existieren.

Kisha Ortodokse në Shkodër (Die Orthodoxe Kirche in Shkodra)

Blick auf die Fußgängerzone von einem netten Café, im Hintergrund die Xhamia e Madhe (Große Moschee)

Komischerweise war die Stadt für einen Samstagnachmittag aber ziemlich ausgestorben, nur die Cafés und einige kleine Läden waren geöffnet. Als wir uns dann durch die malerischen Gassen Shkodras bewegten, kamen wir an einer großen Menge schwarzgekleideten Männer vorbei, die in zwei Reihen aneinander vorbei gingen. Ich weiß, das ist jetzt nicht so super beschrieben, aber ich hoffe, ihr könnt es euch doch irgendwie vorstellen. Meine Vermutung ist, dass an diesem Tag das Begräbnis einer wichtigen orthodoxen Persönlichkeit der Stadt stattfand. Selbst wenn diese These nicht korrekt sein sollte, so war es doch echt ziemlich spannend, das zu sehen! Einige Kaffees und „Süße Stückle“ und leckeren Nudeln später, war der Tag dann auch rum und wir gingen reeeelativ früh ins Bett, da wir uns für den nächsten Tag eine Burgbesichtigung vornahmen.

Blick aus unserem Hotelfenster: So stellt man sich Albanien schon eher vor, oder?

Das soll der einzige Weg sein?

Das hieß für uns, dass der Hahn, der früh am Morgen krähte unser Wecker war (unser Hotel war ein wenig abseits und lag in einer Nachbarschaft, die man wahrscheinlich als typisch albanisch klassifizieren könnte) und wir schnell nach einem reichhaltigen Frühstück und einem großen Espresso (oh je, soweit ist es also mit dem Kaffeekonsum schon gekommen! 😀 ) aufbrachen und den Bus Richtung Burg suchten. Eigentlich gar nicht schwer, wenn man verstanden hat, dass es nur einen Bus pro Richtung gibt… Als wir dann am Fuße des Berges der Burg Rozafa angekommen waren, stand gleich die nächste Frage im Raum: „Wo ist der Weg hoch?“. Ein älterer Mann zeigte uns dann einen – hmmmm – sehr abenteuerlichen Weg, den wir natürlich, ohne das zu hinterfragen, nahmen. In Deutschland hätte ich bei diesem „Weg“ nur laut gelacht und gefragt, wo denn der richtige ist. In Albanien aber nicht. Wer weiß denn schon wie touristisch erschlossen das Gebiet um die Burg Rozafa ist? 😀 Wie sich dann kurze Zeit später rausstellte, gab es tatsächlich einen normalen und befestigten Weg, der gute Mann wollte uns nur eine Abkürzung hochschicken (auf dem Rückweg nahmen wir den Pfad vom Hinweg trotzdem nicht mehr…). Oben mussten wir dann nur die Hälfte des Eintritts zahlen, vielleicht weil der Ticketmann uns so nett fand oder weil wir nur zu zweit unterwegs waren? Auf jeden Fall hat sich der Aufstieg mehr als gelohnt, da wir von der Burg aus ein super Panorama über Shkodra und den Skutarisee (größter See der Balkanhalbinsel) hatten. Zu dem See haben wir dann auch noch eine kleine Wanderungen unternommen.

Hier ein paar Impressionen:

Nicht nur wir genossen die Aussicht…

Fize und ich auf der Kalaja e Rozafes (Burg Rozafa)

Die Aussicht von der Burg runter

Löcherreiche, nicht sehr stabil wirkende Brücke mit einheimischen Anglern

Der größte See der Balkanhalbinsel: der Skutarisee

Vergesst langweilige Haustiere wie Hund und Hase! Kauft euch doch zur Abwechslung mal einen Bären

Nachdem wir in der Innenstadt einen Mann gesehen haben, der einen ausgewachsenen Braunbären an einer Leine spazieren führte (waaaas?!), machten wir uns dann mit einem Furgon wieder auf den Rückweg nach Tirana, wo wir dann gegen späten Nachmittag endlich wohlbehalten wieder eintrafen.

Ich kann jetzt übrigens schon behaupten, dass ich (von Tirana aus gesehen) im Westen, Norden und Osten Albaniens war – der Süden wird also als nächstes in Angriff genommen.

In dieser Woche stellten wir dann auch endlich die erste Ausgabe unseres Schülerzeitungsprojektes „Ach sooo…!“ fertig und gaben die PDF-Datei in den Druck – es geht doch voran! 😀 Der Verkauf der fertigen Zeitung soll übrigens morgen schon beginnen.

Letzten Samstag ging es dann erneut auf Reisen, dieses Mal nach Mali i Zi. Sagt euch nichts? Vielleicht Crna Gora? Auch nicht? 😀 Na gut, dann ja aber bestimmt Montenegro! Von dort ging es dann am Sonntag weiter nach Serbien zum Zwischenseminar mit 16 weiteren Mit-Freiwilligen aus der Balkanregion, von wo ich erst diesen Montag wieder zurückkehrte.

Aber alles zu seiner Zeit…

Samstag, 4 Stunden Busfahrt: Tirana – Ulcinj (albanisch geschrieben Ulqin)

Morgens um 8.00 Uhr ging mein Bus von Tirana nach Ulcinj. So saß ich also da und war gespannt, was wohl die nächsten Tage bringen würden, ob die Grenzübergänge (ich hatte ja insgesamt vier vor mir) auch reibungslos klappen würden (vielleicht stimmt ja was nicht mit meiner Aufenthaltsgenehmigung?) und machte mir so meine Gedanken, als ich mitbekam, dass sich die Männer neben mir im Bus zunächst über Gjermania unterhielten und dann über Shtutgard (trauriger Weise wird Stuttgart tatsächlich so auf Albanisch geschrieben). Da muss man doch schon grinsen, wenn man irgendwo in Albanien sitzt und man seine (Fast-)Heimatstadt hört. Sooo abwegig war das dann aber doch nicht, denn wenig später erfuhr ich, dass mein Bus das Reiseziel Deutschland hatte und in Ulcinj nur einen Zwischenstopp machen sollte.

Kurz vor der albanisch-montenegrinischen Grenze sollten wir dann auf einmal den Bus mit all unserem Gepäck (bei mir ein prall gefüllter Rucksack und eine Reisetasche) verlassen und in einen anderen wechseln. Na gut, dann machen wir das halt. Als ich dann dem Busfahrer meine Tasche mit dem Hinweis geben wollte, dass ich ja gleich wieder nach der Grenze in Ulcinj aussteigen würde, hatte ich irgendwie eine Lawine losgetreten. Der Busfahrer gestikulierte nur und sagte mir irgendetwas auf Albanisch (leider reichten meine 53 Punkte im Shqip 1-Test nicht, um das zu verstehen…). Irgendwie ging es darum, dass der Bus eigentlich erst nach der Grenze in Ulcinj hätte gewechselt werden sollen oder so, und der Mann sah es nicht ein, für mich noch mal zu halten. Mit Englisch kam ich leider auch nicht so weit und ich begann schon fieberhaft zu überlegen, ob ich mir ein Taxi an die Grenze bestellen sollte, um auf eigene Faust nach Ulcinj zu fahren. Glücklicherweise fragte mich ein Mann dann, ob ich Deutsch sprechen würde (upps, natürlich, der Bus hatte ja das Ziel Deutschland…) und regelte dann die Angelegenheit für mich. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, nicht mit Englisch sondern mit Deutsch weiter zu kommen! 🙂 So konnte dann die Reise mehr oder minder entspannt weiter gehen, mit einer Stunde warten an der Grenze. Dort wurde mein Ticket eingesammelt, welches mir die Fahrt von Tirana nach Ulcinj bestätigte, und „neu“ geschrieben: Ich bin nun im Besitz eines Tickets von Prizren im Kosovo nach Minhen (soll München bedeuten), Kosten 900 €. Sehr nebulös das Ganze…

Wunderschöne Natur in Ulcinj

Wie gesagt, der Bus sollte jetzt nun eigentlich gar nicht mehr in Ulcinj halten und ich wurde einfach am Ortsausgang rausgelassen und nicht am Busbahnhof, wo ich mit Jana, der kulturweit-Freiwilligen, die in Ulcinj eingesetzt ist, verabredet war. Also versuchte ich sie erstmal vergeblich mit meiner albanischen Nummer zu erreichen, dann mit der deutschen. Irgendwas hat da nicht geklappt. Immerhin konnte ich ihr eine SMS schicken und ihr mitteilen, dass ich mich auf den Weg ins Zentrum machen würde (erneut: Google Maps sei Dank!!!). Glücklicherweise konnte sie mich aber anrufen und nach ein wenig hin- und herrennen und –telefonieren trafen wir uns dann auch eine Stunde später mitten in Ulcinj. Zusammen bestiegen wir dann einen der Berge Ulcinjs, um zu Janas Wohnung/Ferienappartement/Haus zu gelangen, wobei ich erstmals die wunderbare Aussicht auf das Meer auf Janas täglichem Schulweg bewundern konnte. Hab ich eigentlich erwähnt, dass es die ganze Zeit regnete und windete? So kamen wir also verschwitzt und durchnässt bei Jana an und ruhten uns erstmal aus. Später hörte der Regen glücklicherweise auf und ich bekam eine exklusive Ulcinj-Führung, angefangen bei einer wunderschönen Kirche in einem Olivenbaumhain über einen kleinen Strandabschnitt der mit „wilder Natur“ beschrieben werden kann bis hin zur befestigten Piratenaltstadt. Mittlerweise war der Wind so stark geworden, dass es mich einmal fast von einem Stein geweht hätte, auf den ich geklettert bin. 😀

Der kleine Strand in Ulcinj

Die alte Innenstadt Ulcinjs

Abends machten wir uns dann (sehr originell) Nudeln mit Tomatensoße und Pfefferminztee. Danach kam dann ein Stromausfall, die kenne ich ja aber auch schon aus Tirana. So schlief ich dann doch ziemlich schnell und lang am Sonntagmorgen. Gegen 13 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Busbahnhof (warum gibt es sowas eigentlich in einer 20.000 Einwohner-Stadt und nicht in Tirana?!) und nahmen den Bus in die Hauptstadt Montenegros, Podgorica.

Sonntag, 2 Stunden Busfahrt: Ulcinj – Podgorica

Gegen 16 Uhr kamen wir dann auch in Podgorica an und wurden von Dragana, einer Bekannten von Jana und Französischlehrerin in Podgorica, empfangen. Wie ihr Beruf schon zeigt, spricht sie seeehr gut Französisch – leider habe ich das nach der zehnten Klasse zugunsten von Spanisch abgewählt. Erstaunlicherweise konnte ich trotzdem fast alles verstehen, was sie uns beiden auf einer kleinen Sightseeing-Tour per Auto durch die Hauptstadt erzählte (bestimmt hat sie auch leichte Wörter benutzt und langsam gesprochen 😀 ) und nach ein bisschen Eingewöhnungszeit konnte ich sogar das Ein oder Andere auf Französisch ins Gespräch reingeben. Neben wirklich beeindruckenden Kirchen hat Podgorica jetzt nicht wirklich sooooo unglaublich viel zu bieten, trotzdem kann ich jetzt eine weitere Hauptstadt von meiner imaginären Liste abhaken. Und Dragana hat uns ihre Stadt auf eine wirklich schöne und herzliche Weise gezeigt, in den paar Stunden habe ich sie wirklich ins Herz geschlossen. 🙂


Die Kathedrale der Auferstehung von außen…

… und die Kathedrale von innen. Hier ist kein Fleckchen Wand weiß geblieben!

Neben der Kathedrale das Wahrzeichen Podgoricas: die Millennium-Brücke

Sonntag auf Montag, 10 Stunden Busfahrt: Podgorica – Belgrad

Um 20.45 Uhr ging es dann wieder zurück in den Bus, diesmal nach Serbien. Der Bus war krachvoll und wir hatten Glück, noch zwei Sitzplätze nebeneinander ergattern zu können. Zu unserem Pech saß ein Pärchen vor uns, das leider nicht ganz so die Anstandsvorstellungen von Jana und mir teilten und sich mit ihren Sitzlehnen gaaaaanz weit nach hinten lehnten. Irgendwie waren die Sitze in dem Bus falsch konzipiert, sodass es scheinbar kein Limit gab, wie weit die Lehnen nach hinten geschoben werden konnten. Auch nachdem ich den Mann darauf hingewiesen habe, dass ich „space to breathe“ brauche und er seinen Sitz einen halben Zentimeter nach vorne stellte, war nicht wirklich viel Platz für uns beide. Auch, weil hinter mir ein alter Mann saß und selbst viel Platz benötigte. Meine Güte, waren wir da solidarisch! Jedenfalls waren wir bei jeder Rast froh, dass wir raus gehen und uns die Beine vertreten konnten, auch wenn es extrem kalt war. Am Montagmorgen erreichten wir dann nach höchstens 1 ½ Stunden Schlaf Belgrad gegen 7 Uhr. Schnell wechselten wir unsere Euros (in Montenegro ist das übrigens auch die normale Währung?) in serbische Dinar und tranken zur Stärkung erst mal einen Cappuccino. Um neun Uhr waren wir mit den vier Freiwilligen aus Slowenien am Busbahnhof verabredet, so machten wir uns noch „kurz“ auf den Weg, um einen kleinen Eindruck von Belgrad zu bekommen. Diese Mission ist leider ein wenig schief gelaufen, trotzdem haben wir es noch on time zurück geschafft. Blöderweise gibt es in Belgrad zwei Busbahnhöfe, an dem einen standen wir, an dem anderen waren Amelie, Johanna, Lena und Miriam. Nach kurzer Absprache via Handy machten wir einen neuen Treffpunkt aus und frühstückten dann gemeinsam, nachdem wir uns gefunden hatten.

Bahnhof Београд (Belgrad)

Montag, 1 Stunde Busfahrt: Belgrad – Sremski Karlovci

Zu sechst brachen wir dann zur letzten Etappe unserer Hinreise auf und fuhren mit einem Reisebus ca. eine Stunde bis zum kleinen Örtchen Sremski Karlovci, wo unser Zwischenseminar stattfand. Auf der Fahrt konnten wir uns über viele lustige Dinge, die uns in den letzten Monaten passiert sind, austauschen und wurden schon mal auf das Seminar eingestimmt.


Nach insgesamt 17 (!) Stunden Busfahrt (verteilt auf drei Tage) war ich dann also endlich in unserem Hostel angekommen, die Woche konnte beginnen!

Im zweiten Teil werde ich dann ausführlicher auf unser super cooles Zwischenseminar eingehen. Aber ich denke, jetzt ist erstmal Pause angesagt. 😀

 

Dies war der erste Streich. Der Zweite folgt sogleich.

Oder eben hoffentlich sehr bald…!

 

Mirupofshim

Sora ( 😀 )

Freitag der Dreizehnte

Ja, heute ist Freitag der Dreizehnte. Wie ich neulich in einem Referat in der 10. Klasse mitbekommen habe, ist das auch hierzulande ein „Pechtag“. Dieses Referat war hochinteressant für mich, denn in Albanien glaubt man zum Teil an ähnliche Dinge wie in Deutschland, beispielsweise dass es Pech bringt, wenn eine schwarze Katze die Straße von rechts nach links überquert (oder war es von links nach rechts?). Anderes war aber völlig neu für mich, wie zum Beispiel der „Böse Blick“, durch den eine Person (mit magischen Kräften, soweit ich das verstanden habe) allein durch seinen Blick einer anderen Person Unheil bringen kann. Diesen bösen Blick kann man jedoch durch ein sogenanntes „Nazar Amulett“ abwenden.

Bis ich das gegoogelt habe, sagte mir der Name gar nichts. Aber siehe da, natürlich kenne ich dieses blaue, augenförmige Amulett – ihr habt das bestimmt auch schon mal gesehen. 🙂

Hier ein Beispiel für diverse Ausführungen des Nazar Amuletts:

Nazar Amulett

Quelle: http://images.fotocommunity.de/bilder/turkey/istanbul/nazar-amulett-6fb06d36-4e93-46e4-a0e9-3b476c25688f.jpg

Aber wieder zurück zu Freitag dem Dreizehnten: Ich bin eigentlich überhaupt nicht abergläubisch, trotzdem erwähne ich diesen Tag sogar in meinem Blog. Warum? Weil ich nun genau zwei Monate in Albanien bin! Am 13. September 2015 habe ich nämlich in aller Hergottsfrühe mein Zuhause in Baden-Württemberg verlassen und mich in das Abenteuer Albanien begeben.

Nun bin ich also schon zwei Monate hier in Tirana. Das ist einerseits sehr lang – ich selbst war zum Beispiel noch nie acht Wochen am Stück im Urlaub, ich bin hier also kein Tourist mehr. Andererseits sind zwei Monate im Vergleich zu meinem vorherigen Leben wirklich nicht viel. Es ist schwer, mein bisher Erlebtes „richtig“ einzuordnen und vielleicht sogar zu reflektieren. Wahrscheinlich werde ich meine Zeit hier sowieso erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland wirklich einordnen können.

Jedenfalls fühle ich mich hier ganz und gar nicht fremd! Ich entdecke zwar immer wieder Neues im Alltag, aber trotzdem ist hier sehr viel schon unglaublich vertraut und normal.

Zum Beispiel, dass ich meinen Hausmüll in einen der großen orangefarbenen Container werfen muss, die hier an fast jeder Ecke rumstehen. Meine Plastikflaschen und Dosen sortiere ich gesondert in eine Tüte und stelle sie gutsichtbar in der Nähe der Container ab, damit die Leute, die Plastikgegenstände aus dem Müll ziehen, nicht extra suchen müssen. Soweit ich das beurteilen kann – aber das kann ich ja nicht wirklich genau – sind das meistens Männer und Frauen, manchmal sogar Kinder, der ethnischen Minderheitengruppe der Roma, die auch hier anscheinend noch ziemlich diskriminiert werden. Es gibt übrigens kein Pfandsystem wie in Deutschland, aber irgendwie recyceln die Leute die Plastikflaschen und co – ich habe aber keine Ahnung wie.

Ein paar Mal habe ich schon mitbekommen, dass die Müllabfuhr die Container leerten, das war doch eine ziemlich unangenehm riechende Erfahrung, zumal der Müll (erstaunlicherweise 😀 ) nicht getrennt wird und sich alles Mögliche dort im Müll befindet.

Ein anderes Alltagsbeispiel: man befindet sich auf der Straße, ein Mann kommt einem entgegen und „rotzt“ so richtig schön in den eigenen Laufweg. Die angewiderten Blicke meinerseits lassen die Männer (‘tschuldigung, aber bis jetzt habe ich das noch von keiner Frau gesehen) vollkommen kalt. Ich kannte das ja schon aus Besuchen in China und anderen Ländern, aber so ein Verhalten dann tatsächlich im eigenen Alltag zu haben ist zunächst auch gewöhnungsbedürftig. Klar finde ich das immer noch ziemlich eklig, wenn jemand dorthin spuckt, wo ich zwei Sekunden später eigentlich lang laufen wollte, aber naja, so ist das hier eben. Und natürlich machen die „Spucker“ nur einen ganz kleinen, nicht-repräsentativen Teil der albanischen Bevölkerung aus – lasst euch also nicht davon abschrecken, nach Albanien zu reisen!

Denn: ALBANIEN IST SEHR SCHÖN!

Wirklich, was ich bis jetzt gesehen und erlebt habe, gefällt mir sehr gut. Das Land ist mit seiner Küste an der Adria und dem Ionischen Meer und seinen unzähligen Bergen extrem abwechslungsreich und landschaftlich echt toll! Die Menschen sind auch sehr herzlich und gastfreundlich und freuen sich über jedes kleine bisschen Albanisch, das man spricht.

Neulich habe ich das Wochenende beispielsweise in Durrës am Meer verbracht, gemeinsam mit Fize habe ich in einem Hotelzimmer mit direktem Meerblick sehr günstig geschlafen. Wir hatten super Wetter und das Meer sah toll aus – ich bin sogar noch ein bisschen braun im Gesicht geworden! 🙂 Durrës‘ Innenstadt kannte ich zwar schon durch meinen Besuch mit Alex, jedoch sieht eine Stadt bei schönem Wetter doch noch mal ein wenig anders und positiver aus. Wir hatten eine schöne Zeit und konnten die warmen Temperaturen gut genießen und tranken viel Kaffee. 😀

Fize und ich in Durres_07  In DurresFize und ich in Durres_06

Ein schönes und sonniges Wochenende in Durrës

Außerdem hielt ich vor kurzem zum ersten Mal ganz allein zwei Unterrichtsstunden in zwei verschiedenen Klassen. Zum Glück wusste ich schon davor, dass ich die Vertretungsstunden halten und was ich machen sollte. So konnte ich mich gut vorbereiten und war nicht mehr ganz so aufgeregt. Tatsächlich verliefen die beiden Stunden sogar ganz gut, in einer Klasse konnte ich sogar eine Diskussion anregen. 🙂

Ein weiteres – zugegeben ein wenig surreales – Event war das Oktoberfest in Tirana vor gut drei Wochen. Ja, ihr habt richtig gelesen: OKTOBERFEST!

Und das war nicht einfach ein bisschen Bier ausschenken und Helene Fischer-Songs abspielen, sondern es gab zum Teil richtig traditionelle bayrische Blasmusik, Wettbewerbe wie Jodeln, Maßstemmen und Schuhplattlern. Dies gepaart mit 3-Liter-Biertürmen und einem Würstchenteller machten schon richtig was her! Auch die echt bayrische Band spielte später noch einige Hits, die ich vom Canstatter Wasen in Stuttgart (nach dem Oktoberfest das zweitgrößte Volksfest der Welt) nur zu gut kannte. 😀 Die Veranstaltung kostete 1.000 Lek (~ 7,15 €) und fand etwas außerhalb von Tirana auf dem Brauereigelände „Te Stela“, einer lokalen Bierfirma, statt. Zusammen mit meinen Kollegen hatte ich einen wirklich abwechslungsreichen und lustigen Abend!

Oktoberfest_02 Oktoberfest_01

Auch die (albanische) Kultur kam bei mir in den letzten Wochen nicht zu kurz! So haben Fize und ich es endlich mal ins „Muzeu Historik Kombëtar“ (Nationales Geschichtsmuseum) geschafft, welches mir schon seit meinem ersten Tag von außen durch sein großes Mosaik immer und immer wieder auffällt. Dort wird die Geschichte Albaniens ab der Steinzeit bis zum Ende der Diktatur 1991 gezeigt. Dabei wurde mir einmal mehr klar, welch tragische Geschichte dieses Land durch diese vielen Besetzungen hatte. Dies erklärt die Abgeschiedenheit der vergangenen Jahre und vielleicht auch, warum Albanien immer noch so (nicht wirklich positiv) wahrgenommen wird.

Mosaik des National Museums

Und dabei ist Albanien ein ganz normales Land, und Tirana eine ganz normale Hauptstadt. Wer das nicht glauben möchte, sollte vielleicht einfach selbst Albanien einen Besuch abstatten und dieses total abwechslungsreiche Land selbst entdecken.

Kata und ich vor der „Pyramide“

Apropos Besuch. Davon hatte ich in der letzten Woche selbst Einigen! 🙂 Am Samstag, den 31. Oktober kam nämlich meine Freundin Kata zu Besuch, die ihren Flug bereits im Juli gebucht hatte und die erste Möglichkeit nutze um mich zu besuchen, nämlich während der Herbstferien in Baden-Württemberg. Es war wirklich schön sie wieder zusehen und wir haben ziemlich viel unternommen. So waren wir (für mich wieder einmal :D) einen Tag in Durrës, noch einmal im Nationalmuseum, in der neuen orthodoxen Kirche und in der Xhamia e Et’hem Beut, der ältesten Moschee Tiranas. Dort wurden wir sogar von einem älteren Herren aufgefordert, Fotos von dem schönen Interieur zu machen, besonders die Malereien in der Kuppel haben mir ausgesprochen gut gefallen! 🙂

Wir waren viel Kaffeetrinken, haben den ein oder anderen extrem leckeren Nachtisch gegessen und uns sogar selbst an einem albanischen Gericht namens Përshesh probiert.

Ab Donnerstag kamen dann noch, zusätzlich zu Kata, meine Eltern zu Besuch. Die drei waren am Freitagmittag bei mir in der Schule und nach dem Unterricht tranken wir zusammen mit meinen Kollegen, ganz nach albanischer Tradition, einen Kaffee zusammen. Ihr seht, der Kaffee ist hier ein wirklich wichtiger Bestandteil des Tages, die Leute treffen sich sogar manchmal mehrmals am Tag zum gemeinsamen Plausch beim Kaffee. Und dieses warme Gebräu schmeckt hier wirklich sehr, sehr lecker! Der gleichen Meinung ist übrigens auch mein Papa, der ein richtiger Kaffeeexperte ist! 😀

Der Nationalpark des Dajti in herbstlicher Farbe

Am Freitagnachmittag fuhren wir dann mit dem „Dajti Ekspres“ auf den Dajti (zur Erinnerung: das ist der „Hausberg“ Tiranas) und hatten bei leckerem albanischem Essen einen tollen Blick über „meine“ Stadt bei einem Sonnenuntergang um 16.44 Uhr. Das es früh dunkel wird, ist doch schon ziemlich gewöhnungsbedürftig, die Zeitumstellung hat nicht nur positive Seiten…

Am Samstag verabschiedete ich mich dann nach einer wirklich schönen gemeinsamen Zeit von Kata. Für mich ging es aber gleich weiter mit der Bescherung. Ja, Bescherung, weil meine lieben Eltern mir Einiges aus good old Germany mitbrachten. Vor allem meine Mama hat sich scheinbar all meine, über die letzten Wochen geäußerten, Wünsche gemerkt und sie gefühlt noch einmal verdoppelt.

Sheshi Skënderbej: Im Vordergrund die Statue des Nationalhelden Skënderbej und im Hintergrund die Et’hem Beut Moschee

Nochmals GANZ LIEBEN DANK für die schönen Mitbringsel, Leckereien und auch für die warmen Klamotten, denn anscheinend kann es auch in Tirana ziemlich kalt werden.

 

So zeigte ich am Samstag meinen Eltern noch einmal die Hauptsehenswürdigkeiten und ich entdeckte selbst auch etwas Neues: alte Statuen von Lenin und Stalin, die mein Papa gleich in der Nähe des Kunstmuseums durch Zufall fand. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen wir übrigens am Liqeni Artificial.

Lenin- und Stalinstatue

Liqeni Artificial

 

Der Sonntag war leider auch schon der letzte gemeinsame Tag, an dem wir nochmal schön durch die Stadt schlenderten und abends nach einem ordentlichen albanischen Essen den Tag wie in „alten Zeiten“ mit dem Tatort auf meinem kleinen Laptopbildschirm ausklingen ließen. Montagfrüh fuhren sie leider schon zum Flughafen und ich war wieder im Schulalltag angekommen.

Mit meinen Eltern auf dem Dajti

Aber auch nicht ganz Alltag, da es am Dienstag und Mittwoch verkürzten Unterricht gab. Das heißt, jede Unterrichtsstunde fand zwar statt, aber nur für 15 Minuten, der Unterricht war an diesen beiden Tagen schon gegen 10 Uhr beendet. Der Grund dafür war, dass es irgendwelche Lehrertrainings bei uns nachmittags an der Schule gab, wofür die Schule natürlich leer sein musste.

Gestern kam übrigens eine achtköpfige Reisegruppe aus Prizren im Kosovo in Tirana an, die „Jugend debattiert“-Gruppe, die ich zusammen mit Herbert abholte. Die sieben Schüler sind allesamt 11. Klässler (lernen auch Deutsch) und wohnen für die drei „Jugend debattiert“-Tage bei sieben Schülerinnen und Schülern unserer Schule. In den Workshop nach dem Unterricht erfuhren die 14 Schüler mehr über das Debattieren und haben durch diese Begegnung die Möglichkeit, viel für sich und ihr zukünftiges Argumentieren zu lernen.

Diese Woche war ich übrigens in dem Film „Xhejms Bond“. Sagt euch nichts? 😀 Das ist die offizielle albanische Übersetzung für den weltweit bekannten „James Bond“. Wie ich bereits erwähnte, sind Kinobesuche hier sehr angenehm und auch lehrreich, weil die Filme praktischerweise in der Originalfassung auf Englisch bleiben und nur albanische Untertitel eingefügt werden. Also wieder ein Punkt, der für die Aktualität und Moderne dieses Landes spricht, hier kann man „sogar“ die gleichen Kinofilme wie in jedem anderen westlichen Land sehen!

Ihr seht, ich fühle mich wirklich wohl hier und möchte an dieser Stelle noch mal jedem ans Herz legen, sein „Albanienbild“ ein wenig zu überdenken. Albanien ist zwar noch längst nicht so weit entwickelt wie Länder in Westeuropa, das Zugnetz muss beispielsweise noch viel mehr ausgebaut werden (momentan fahren von und nach Tirana keine Züge, und wenn Züge fahren, sind diese anscheinend extreeeem langsam) und noch sehr viel mehr Projekte müssen hier in Anspruch genommen werden. Aber es laufen auch viele Leute mit Smartphones rum, kaufen bei Carrefour ein und fahren Autos der Marke Mercedes, BMW oder gar Porsche. Okay, vielleicht ist das nicht ganz der durchschnittliche Einwohner. Aber ihr versteht was ich sagen möchte: man hat hier ein ganz normales Leben, und meins ist nicht wirklich viel anders als in Deutschland.

Klar sehe ich nicht, wie das Leben auf dem Land ist, wie Menschen wahrscheinlich schon am Stadtrand Tiranas mit der Armut zu kämpfen haben oder wie viele Obdachlose es wirklich gibt. Das alles gehört natürlich unumstößlich zu diesem Land dazu. Trotzdem möchte ich zeigen, dass es eine „helle Seite“ gibt, eine Seite des Fortschritts in Albanien. Und es ist ja nicht in Stein gemeißelt, dass Deutschland das Vorbild für dieses Land sein muss, man kann ja auch andere Wege gehen und trotzdem einen weitersteigenden Wohlstand erzeugen.

So oder so, ich fühle mich wohl und appelliere daran, „mein“ Land mal mit eigenen Augen anzuschauen. 🙂

Zum Abschluss noch das neuste Update zu meinen Sprachkenntnissen: Neulich haben wir unseren ersten Albanisch Test geschrieben, und ich habe 53 von 60 Punkten erhalten – es geht voran! 😀 Obwohl das zum Teil wirklich einfache Basisdinge waren, macht es doch ein bisschen Stolz, seinen eigenen Fortschritt in einer völlig fremden Sprache zu sehen. Der Unterricht macht immer noch sehr viel Spaß und ich wende immer mehr kleine albanische Sätze im Alltag an. 🙂

Morgen gehe ich wieder auf Reisen, dieses Mal in den Norden Albaniens, aber davon berichte ich das nächste Mal.

 

Bis dahin: Kalofsh mirë und bis bald

 

Sarah

PS: Hier noch ein Foto eines Ladens in meiner Straße

„Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!“

Von „Brautwst“, McDonald’s-freien Ländern und Herausforderungen im Haushalt

Schon komisch. Nicht mal drei Wochen vor Ort und ich fühle mich, als wäre ich mindestens schon doppelt so lang hier! Auf meinem täglichen Weg in die Schule entdecke ich zwar immer wieder Neues, trotzdem ist mir die Strecke von ca. 25 Minuten schon so vertraut. Wie wird das wohl erst in zwei Monaten sein?

Bevor noch weitere philosophische Gedanken kommen, eine „kurze“ Übersicht, was seit dem letzten Blogeintrag bei mir in der Hauptstadt der Shqiptaren („Shqipëria“ bedeutet „Albanien“ in Landessprache) so passiert ist:

FahrradtagTatsächlich war am Dienstag, dem 22. September 2015, der „Europäische autofreie Tag“, wie ich nach späterer Recherche lernte. Am Tag selbst habe ich erstmal lang geschlafen und mich dann gegen Mittag ins Gewimmel gestürzt. Abschnitte von Hauptverkehrsachsen waren für Autos gesperrt, viele Leute waren auf Fahrrädern anzutreffen, Gutelaune-Musik kam laut von einer Bühne und nicht nur ich verspürte den Drang mitzusingen. Einfach eine generell sehr positive Stimmung!

An einem Stand (extra für den autofreien Tag?) habe ich dann auch zum ersten Mal eine Gruppe von traditionell gekleideten Menschen gesehen – äußerst spannend, Traditionen und Folkloretänze eines fremden Landes hautnah kennenzulernen.

Traditionell gekleidete FrauenTraditionell gekleidete Männer

Bierfest Tirana

Schaut euch doch mal das Menü genauer an (kleiner Tipp: zweite Speise)

Außerdem gab es eine kleine Meile, wo lokales Bier („Birra Tirana“) und unter anderem „Brautwst“ bzw. „Bradwurst“ nach traditioneller deutscher Art verkauft wurden. Neben einem Schmunzeln auf meinen Lippen konnte man bestimmt auch Freude in meinem Gesicht erkennen, als ich dieses schöne „deutsche“ Wort im Alltag der quirligen albanischen Hauptstadt las.

Am Mittwoch erfuhr ich, dass ein Tag später erneut keine Schule sei. Der Grund: es gab einen Feiertag. Um genau zu sein fing am Donnerstag das islamische Opferfest „Kurban Bajrami“ an. Auch nicht schlecht, da konnte ich am Mittwochabend ganz entspannt vom Elternabend der beiden 12. Klassen zurück in meine Wohnung gehen. Ich selbst war zwar in meiner Schulzeit nie bei einem meiner Elternabende dabei, aber ich glaube, die Elternabende in Deutschland laufen so ähnlich ab, wie hier in Albanien.

Rossmann & LalaAm Donnerstag war ich – trotz Feiertag wohlgemerkt – zum Shoppen im TEG (Tirana East Gate) verabredet. Begeistert stellte ich fest, dass die Preise bei Zara günstiger sind und dass es bei Rossmann & Lala Rittersport und jede Menge Kosmetik gibt, die ich zuhause in Deutschland auch benutze! Mama, du brauchst mir doch nicht mein Shampoo von Zuhause mitbringen. 😀 Und ja, ihr habt richtig gelesen. Im Jahr 2008 kooperierten der ehemalige Fußballspieler Altin Lala mit dem Unternehmen Rossmann und gründeten eine Auslandsgesellschaft – seitdem gibt es in Albanien Rossmann & Lala!

Abends war ich dann mit einigen Leuten erst am künstlich angelegten See (der See wird wirklich „artifical lake“ genannt) und danach zum ersten Mal bei Kolonat, dem Ersatz von McDonald’s. Ersatz, weil Albanien wohl eins der wenigen Länder weltweit ist, in dem es kein McDonald’s, Burger King oder andere berühmte Fastfoodketten gibt.

Das Kolonat-Logo lässt doch aber gleich erahnen, wer oder was das große Vorbild ist…

Kolonat

 


Weil ich so fasziniert war, dass es tatsächlich Länder ohne McDonald’s gibt, habe ich ein wenig Internetrecherche betrieben und diese Karte gefunden (die blaumarkierten Flächen sind die Länder, die „McDonalds-frei“ sind) :

No McDo World Map

(Quelle: http://shortbreakblog.blogspot.al/2012/06/karte-die-staaten-der-erde-in-denen-es.html)


Der Freitag war ein wenig chaotisch, da von der Schulleitung scheinbar die Anweisung kam, dem Montags-Stundenplan zu folgen – man  hat sich aber nur teilweise daran gehalten. Mal waren zwei Lehrer bei einer Klasse da, dann wieder keiner. Irgendwie hat es trotzdem geklappt und ich bin – gottseidank – nicht in den Genuss gekommen, spontan aus dem Stehgreif eine Vertretungsstunde halten zu müssen.

Am Nachmittag wurden den Zehntklässler die DSD I Diplome verliehen, welche sie Ende der neunten Klasse erworben hatten. Ich finde es so schön, dass es junge Menschen gibt, die mit Freude und Ehrgeiz unsere Sprache lernen! Und nicht nur ich war begeistert, eine Vertreterin der Deutschen Botschaft Tiranas aus der Kulturabteilung war auch da, ihre Fotos der Verleihung kann man auf der facebook-Seite „Ambasada Gjermane Tiranë“ (Deutsche Botschaft Tirana) ansehen.

Abends lagen meine Nerven jedoch ein wenig blank – der Grund: das erste Waschen in der ersten eigenen Wohnung mit einer komplett unbekannten Waschmaschine. Meine Vermieterin hatte mir schon im Vorfeld die verschiedenen Programme von #1 bis #8 erklärt, sodass ich nicht vollkommen aufgeschmissen war und erstmal mit dem Waschen begann. Alles so weit, so gut. Blöderweise piept die Maschine nicht oder gibt sonst irgendein Anzeichen, wenn das Programm durchgelaufen ist. Deswegen war ich mir nach zwei Stunden Warten nicht sicher, ob die Wäsche denn schon fertig sei, weil es zwar a) seit einiger Zeit keine Schleudergeräusche mehr gab jedoch b) immer noch Wasser in der Waschmaschine war. Ein Blick in die Bedienungsanleitung in spanischer und italienischer Ausführung hat mich leider, trotz vorhandener Spanischkenntnisse, auch nicht viel weiter gebracht.

Also, Telefonat mit Mama und Papa:

„Könnt ihr vielleicht eine Ferndiagnose starten und mir sagen, was ich machen muss, dass das Wasser abgepumpt wird und ich die Wäsche möglichst heute noch zum Trocknen aufhängen kann?“

Sie konnten mir leider keine Anweisungen geben, was ich drücken bzw. einstellen muss (wie denn auch, bei einer unbekannten Waschmaschine? :D), aber es tröstete mich zu wissen, dass es irgendwo eine Art Schleuderfunktion geben muss. Der beste Tipp war: google mal, ob es die Bedienungsanleitung auch auf Englisch gibt.

An dieser Stelle: EIN HOCH AUF DAS INTERNET!

Ich habe tatsächlich eine englische Anleitung gefunden, nicht genau von meinem Modell, erstaunlicherweise hat es aber trotzdem geklappt und das Projekt „First time washing abroad“ hatte glücklicherweise ein positives Ende.

Nach diesem stressigen Abend ließ ich das Wochenende dann erstmal ruhiger angehen und erledigte im Laufe des Samstags einige Hausarbeiten wie bügeln, die Küche ein wenig zu ordnen oder mich (wirklich erfolgreich!) an Essensexperimenten auszuprobieren. Am Sonntag ging ich mal wieder auf Erkundungstour, dieses Mal entfernte ich mich vom Zentrum und lernte eine andere Seite Tiranas kenne, ohne haufenweise Schuhläden, Apotheken oder Sonstigem. Einfach nur Häuserkomplexe. Tat auch mal gut, dem Trubel ein wenig zu entkommen, das alltägliche Leben zu beobachten und Zeit zum Nachdenken zu haben. Später kehrte ich jedoch wieder zurück in die Welt des Konsums und kaufte mir endlich einen Wasserkocher. Jetzt kann ich mir jeden Morgen meinen geliebten Tee machen!

Gestern war dann übrigens der Wurf ins kalte Wasser, denn ich stand das erste Mal ganz allein vor der Klasse. Zwar nur für ca. 10 bis 15 Minuten und sowohl ich als auch die Schüler wussten, was zu tun war, aber trotzdem befindet man sich auf einmal auf der anderen Seite der Unterrichtssituation. Vor nicht mal sechs Monaten saß ich auf einem der Stühle und schaute den Lehrer an und schwupps – stehe ich vorne und werde selbst von den Schülern angeschaut. Total ungewohnt, dieser Perspektivenwechsel. Trotzdem hat meine kurze Vertretung sehr gut geklappt, das lag aber wahrscheinlich größtenteils daran, dass die Schüler sehr diskutierfreudig waren und ich nur ab und zu einhaken musste, damit auch jeder zu Wort kam.

So, die „kurze“ Übersicht ist damit fertig! 🙂

Ihr hört bestimmt bald von mir, denn für den Samstag habe ich eine wichtige Einladung (Stichwort: Tag der Deutschen Einheit…).

 

Grüße aus Shqipëria bei 28° C am 1. Oktober

Sarah

Kaum in Tirana und schon wieder fort…

Ausblick über den Ohridsee vom Hotelzimmer

Nicht mal eine Woche im Land und schon war ich in Albanien unterwegs.

Ich und meine liebe Kollegin in Mazedonien

Am Freitag ging es für mich mit einer sehr lieben deutschsprechenden Kollegin nach den ersten zwei Unterrichtsstunden zur „Deutschlehrer-Tagung 2015“ nach Pogradec, einer Stadt im Osten des Landes am Ohridsee. Da wir aber nicht explizit angemeldet waren, fuhren wir zu zweit privat in einem sogenannten „furgon“, also einem Kleinbus à 12 – 14 Plätze, nach Pogradec. Für die Fahrt zahlten wir 450 Lekë (~ 3,25 €), da nimmt man auch schon mal eine dreistündige Fahrt bei 35° C ohne Klimaanlage hin. Ich muss sagen, ich bin sehr froh, bei meiner ersten Reise eine Reisebegleitung dabei gehabt zu haben, die des Albanischen mächtig ist:
Angefangen mit der Suche nach dem Abfahrtsort des Furgons in Tirana (wie hätte ich den allein gefunden?!) über das Organisieren eines Taxis in Pogradec (eine Privatperson hat uns ihre Handynummer gegeben und erstaunlicherweise hat das alles ganz wunderbar funktioniert) bis hin zum Erklären von besonderen landschaftlichen Merkmalen und Eigenheiten. Allein hätte das alles wohl halb so gut geklappt 🙂  !

Dorfszene in Tushemisht

Sveti Naum

Übernachtet haben wir in einem schönen Hotel mit direktem Seeblick ein wenig außerhalb in dem Dorf Tushemisht. Später habe ich erfahren, dass dieses Dörfchen albanienweit bekannt ist, da eine berühmte Komödie in Tushemisht spielt (ich glaube, der Titel lautet „Teto Ollga„). Dieser Ollga zu Ehren wurde im Dorfzentrum sogar eine Statue errichtet . Auch das Nachbardorf Drilon ist mit seinen Kanälen sehr malerisch und hat mir wirklich gut gefallen.
Mein Highlight unseres Kurztrips war am Samstag der Abstecher nach Mazedonien zum Kloster Sveti Naum (mazedonisch Свети Наум; albanisch Shën Naum), welches Teil des Natur- und Kulturerbes der Region Ohrids ist. Insgesamt haben wir wohl länger an den Grenzen in beide Richtungen gewartet, als dass wir tatsächlich diese wunderschöne Umgebung angeschaut haben, trotzdem hat sich der “extra Weg” von gerade mal sechs Kilometern definitiv gelohnt!
Mit richtigem Timing kamen wir dann auch in Pogradec an, denn es gab einen nahtlosen Übergang von privatem Taxi zum Furgon nach Tirana, welcher glücklicherweise noch genau zwei freie Plätze frei hatte. Dadurch haben wir leider die Innenstadt Pogradec’ nicht besuchen können, jedoch war es wichtiger, einen Sitzplatz im Furgon zu erhalten, da es anscheinend momentan Streiks gibt.
Und ich dachte, das alles funktioniert immer so spontan hier… 😀
Im Gegensatz zur Hinfahrt, wo der Fahrer von gefühlten 120 km/h auf 20 km/h abremste, weil mitten auf der Straße ein Mann auf einem Pferd saß, passierte auf dem Weg zurück in die Hauptstadt nichts Aufregendes.

Einladung zum Tag der Deutschen Einheit

Gestern gab es den ersten Regen seit meiner Ankunft und das hat sich heute bemerkbar gemacht, denn durch den nächtlichen Wolkenbruch haben sich die Temperaturen zum Glück auf angenehme 29° C abgekühlt – gleich viel angenehmer, durch die Straßen zu laufen!
Außerdem gab es heute zwei Überraschungen für mich:
Zum einen habe ich bei meinem Besuch in der Deutschen Botschaft eine offizielle Einladung zu den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit erhalten.
Zum anderen habe ich, als ich im Begriff war nach Schulschluss zu gehen, erfahren, dass aufgrund einer Aktion morgen keine Schule ist (die Kollegen meinen, es hat etwas mit einem autofreien Tag zu tun).

 

Da bin ich ja mal gespannt, ob ich davon etwas mitbekommen werde!

Mirupafshim und bis bald
Sarah

Die Vorbereitungen laufen

Hallo zusammen!

Ich kann es immer noch nicht richtig fassen: eben war es doch erst Dezember, die kulturweit-Bewerbung war gerade abgeschickt, das Abi stand noch vor der Tür… Und schwupps ist es Ende Juli und die Ausreise nach Albanien ist gerade mal anderthalb Monate entfernt.

Der erste Albanienreiseführer ist gekauft und ein paar Wörter (um genau zu sein fünf) Albanisch kenne ich schon – das Abenteuer Tirana kann beginnen!

Doch zunächst kommt erst einmal das Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, ich freue mich schon riesig, meine „Mitfreiwilligen“ kennen zu lernen, die zeitgleich mit mir ausreisen werden!

Aber bis es soweit ist, ist noch einiges zu erledigen!

 

Bis bald

Sarah