Letzte Reisen in Shqipëria

Hallöchen ihr Lieben,

wie ihr wisst bin ich mittlerweile zurück in Deutschland, sogar das fünftägige Nachbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin ist bereits rum. Trotzdem habe ich noch nicht alles erzählt, was ich so in meinem letzten Monat erlebt habe, das hole ich nun aber schleunigst nach!

Ein Tagesausflug nach Kruja – 30. Januar

Ein weiteres Reiterstandbild des albanischen Nationalhelden in der „Skënderbeg“-Stadt KRUJA

Wie ich gerade bemerkt habe, liegt der Trip nach Kruja tatsächlich schon länger als ein Monat her – Wahnsinn wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist und wie viel ich schon wieder seitdem erlebt habe! Ich versuche es aber trotzdem, mir so viele Erinnerungen wie möglich wieder ins Gedächtnis zu rufen und meinen letzten Reisen auch die Möglichkeit zu geben, ausführlich und trotzdem interessant beschrieben zu werden! 😀

An einem Samstag sind wir erst um 11 Uhr morgens losgefahren, da wir zuerst am Sheshi Shqiponja waren (von wo sehr viele Busse abfahren) und dann aber mitbekommen haben, dass der Abfahrtsort dort ist, wo auch die Busse nach Shkodra abfahren und wir wieder zurück mussten. Die einstündige Fahrt war wirklich spannend, da wir zum ersten Mal in den Nordosten des Landes gefahren sind und neue Straßen und neue Umgebung gesehen. In Kruja selbst gibt es nicht sooooo viel zu sehen, sodass wir recht schnell mit unserem Programm fertig waren.

Kalaja e Krujës – das ehemalige Schloss Skënderbegs

Fize und ich am Ende des Museums – wir sollten uns zwar beeilen, aber am Ende wollte der Museumsangestellte dann noch unbedingt ein Foto machen! 😀

Kruja ist die „Skënderbeg“-Stadt, zum einen weil es hier eine weitere Statue des Nationalhelden gibt und zum anderen, weil hier das ehemalige Schloss Skënderbegs Kalaja e Krujës steht, welches nun das nationale Skënderbeg-Museum ist. Dieses Museum ist sehr interessant und spannend, nur leider waren wir erst 15 Minuten bevor das Museum geschlossen wurde in der Ausstellung und mussten schnell durch das Gebäude rennen. Man merkte deutlich, dass man nicht in Tirana ist, weil wir 1 ½ Stunden auf den nächsten Bus in die Hauptstadt warten mussten und somit erst gegen 17 Uhr zuhause waren.

 

Blick über das nicht so spektakuläre Kruja vom Schloss

Alte Wehrmauer des Schlosses in Kruja und typisch für Albanien: Berge soweit das Auge reicht!

Zwischendurch

Natürlich lief mein Leben auch zwischen meinen Reisen in Albanien normal weiter, zusammen mit dem Schülerzeitungsteam brachten wir die zweite Ausgabe der Schülerzeitung „Ach sooo…!“ raus (wer Interesse hat, kann sich gern die beiden Ausgaben auf der Homepage meiner Schule anschauen: http://spezi-al.de/zweite-ausgabe-01-2015/), Fize hatte Geburtstag und zur Feier des Tages machten wir was? Wir gingen natürlich ins Kino und schauten uns den Film an, für den Leonardo DiCaprio eeeendlich seinen ersten Oscar bekam – „The Revenant“ ist wirklich zu empfehlen! Außerdem gab es noch zwei „kulturweit“-Treffen, einmal mit den drei Freiwilligen Elisa, Sandra und Serra (alle aus Bulgarien), die für zwei Nächte in Tirana waren und mit denen ich mich für einen Kaffee (natürlich bei Mon Chéri 😀 ) verabredete und zufällig einen Tag später mit der lieben Eva, einer damals Freiwilligen (jetzt, so wie ich, Alumna) aus Belgrad, die ich bereits vom Zwischenseminar in Serbien kenne und wir den späten Nachmittag und Abend gemeinsam verbrachten.

Reise nach Prishtina, Kosovo (6. und 7. Februar)

Wie ihr wahrscheinlich/hoffentlich noch aus früheren Beiträgen von mir wisst, war ich während meines Freiwilligendienstes nicht nur in Albanien unterwegs, sondern auch in einigen umliegenden Staaten, besser bekannt als die Länder des Westbalkans (Die Westbalkan-Staaten von Nord nach Süd:  Kroatien,  Serbien,  Bosnien und Herzegowina,  Montenegro,  Kosovo,  Albanien,  Mazedonien; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Westbalkan). Außer im Kosovo war ich tatsächlich schon in allen Ländern und der/das (beides ist möglich) Kosovo reizte mich schon allein dadurch, dass, im Gegensatz zu den anderen ehemaligen Ländern, die zu Jugoslawien gehörten, die Mehrheit der Bevölkerung Albanisch spricht. Wie vielleicht einige von euch wissen, ist der Status des Kosovo nicht wirklich geklärt, jedoch erkennen 110 von 193 Mitgliedern der UN das Land als eigene Republik und nicht als Teil Serbiens an, sodass man zum Beispiel auch ganz normale Grenzkontrollen zwischen Albanien und dem Kosovo hat, wie das bei der serbischen Grenze aussieht, weiß ich aber nicht. Jedenfalls ist der Kosovo immer noch recht umstritten und ich kann wirklich keine genauen politischen Aussagen machen, mein Wissen stammt auch nur aus dem Internet und ich habe vor Ort nicht mehr dazu mitbekommen.

Die Kosovo-Gang (v.l.n.r. Niklas, Fize, ich und Meike)

So entschieden wir (meine Reisepartnerin Fize und ich) uns recht kurzfristig unter der Woche, am Wochenende in den Kosovo zufahren und besorgten uns Tickets für die Hinfahrt am Samstag und die Rücktour am Sonntag. Ganz so wie geplant lief unsere Hinfahrt leider nicht ab, sodass wir erst am Samstagabend in Prishtina am Busbahnhof waren. Nach alter Gewohnheit liefen wir erst mal los – jedoch vergasen wir, dass wir ja nun im Ausland waren und unsere Internetflatrate hier leider nicht funktionierte. Also orientierten wir uns (mal wieder) so halbwegs mit Google Maps, welches tatsächlich auch ohne Internet und nur mit GPS funktioniert und kamen dann nach einem ein wenig abenteuerlichen Weg mitten in der Innenstadt an und fanden dann auch unser Hostel (allerdings mit einem besorgniserregenden Akkustand von 11 %). Dort gab es dann das nächste kulturweit-Wiedersehen, und zwar mit Meike und Niklas – beide Freiwillige aus Serbien. Die beiden wollten am Montag danach zu mir kommen und machten das Wochenende vorher einen Zwischenstopp im Kosovo, durch Zufall suchten wir das gleiche Hostel wie die beiden aus. Das war ziemlich cool für Fize und mich, da wir am nächsten Tag von Niklas und Meike ziemlich viel gezeigt bekommen hatten, wie zum Beispiel das Newborn-Monument.

Das Newborn-Monument in Prishtina

Dieses Monument wurde am 17. Februar 2008, am Tag der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung, enthüllt und symbolisiert so die „Geburt“ eines neuen Staates, dem Kosovo. Wir verabschiedeten uns für einen Tag von den beiden, da sie noch in einen Nationalpark wollten und wir die kurze Zeit bis zur Abfahrt unseres Busses nutzten, um noch ein wunderschönes Gebäude zu besichtigen und zwar die Nationalbibliothek des Kosovo…

Es tut mir leid, aber ich habe bisher wirklich noch kein „hässlicheres“ Gebäude gesehen als dieses – sorry Prishtina!

Auch in Prishtina gibt es eine Statue des Nationalhelden Albaniens, Skënderbeg, was auch mal wieder deutlich macht, dass sich Albanien und der Kosovo wirklich „nahe“ stehen.

Der gute Skënderbeg ist also auch hier vertreten! 😀

Ehrlich gesagt habe ich auch gedacht, dass die beiden Länder sehr ähnlich sind, jedoch gab es auch wirklich Unterschiede in der Atmosphäre für mich, die ich nicht alle so benennen kann. Das hat mich wirklich erstaunt, da ich weiß, dass sich viele wünschen, Albanien und der Kosovo würden ein Land bilden (es gab in einem Souvenirshop in Prishtina zum Beispiel einen Magneten mit der albanischen Flagge und der Aufschrift „Kosovo“ und allgemein wehten neben der kosovarischen auch viele albanische Fahnen). Was ich auch sehr interessant fand, dass ich es deutlich spürte, dass es im Kosovo generell teurer ist, liegt vielleicht auch einfach daran, dass die genutzte Währung der Euro ist (wusste ich davor auch nicht!). So ging es dann nach ein bisschen mehr als 24 Stunden wieder zurück in mein Gastland und ich hatte noch ein wenig Zeit zuhause, um ein bisschen was für meinen Besuch am nächsten Tag vorzubereiten.

 

Der letzte Besuch

Der Blick vom berühmt berüchtigten SkyTower

So holte ich die beiden dann schon am nächsten Tag gleich nach der Schule ab und ich zeigte ihnen im Lauf der Woche Tirana. Wir waren auf dem SkyTower, aßen richtig leckeres (und günstiges) Sushi, quatschten viel, schauten Filme und an einem Tag war Niklas auch bei mir mit in der Schule (Meike war zwei Tage lang noch außerhalb Tiranas in Albanien reisen) – ich glaube er war doch ein bisschen beeindruckt (so wie ich am Anfang auch) vom hohen Sprachlevel unserer Schüler. 😉 Wir hatten eine wirklich schöne Zeit gemeinsam, die durch einen (und meinen vorerst letzten) Besuch auf dem Dajti abgerundet wurde. Perfekt getimed standen wir zu dritt oben und blickten beim Sonnenuntergang nicht nur über mein wunderschönes Tirana, sondern sogar auch bis zur Adria, die ausnahmsweise einmal zu sehen war.

 

Zu Fuße des Dajti liegt Tirana und im Hintergrund sieht man die in die Adria untergehende Sonne – ein wirklich schöner Abschluss! :*

Die MSN-Alberbien-Crew auf dem Dajti

Die Hauptverkehrsstraße Rruga e Durrësit autofrei und überall die albanische und US-amerikanische Flagge anlässlich des Besuchs von John Kerry

Am nächsten Tag gingen wir dann zu dritt morgens los und trafen uns mit Fize, die uns schon mit schlechten Nachrichten begrüßte: Es fuhren weder Busse noch Taxis oder sonst irgendwelche normalen Transportmittel auf der Rruga e Durrësit, Grund war wohl der Besuch irgendeines Sekretärs oder so. Am Tag zuvor waren mir schon die ganzen zusätzlichen albanischen und US-amerikanischen Flaggen im Stadtbild aufgefallen, nun gab es auch eine Erklärung dazu; irgendjemand Wichtiges aus den USA war wohl zu Besuch, wie sich später rausstellte der Außenminister John Kerry höchstpersönlich (auf Englisch heißt sein Amt „Secretary of State“, was das „irgendein Sekretär ist hier“ erklärt 😀 ). So liefen wir also gut eine Stunde zu viert zum Sheshi Shqiponja, wo sich aber dann leider nach einer super tollen und wunderschönen Woche unsere Wege trennten, Niklas und Meike nahmen den Bus nach Shkodra, um nach Bar in Montenegro weiterzureisen und von dort den Zug nach Belgrad zu nehmen und Fize und ich stiegen in den Bus nach Gjirokastra.

 

Die vorerst letzte Reise nach Gjirokastra (14. und 15. Februar)

Der Personenkult ist teilweise auch noch in Albanien zu spüren, hier ein Graffiti, welches tatsächlich aus Gjirokastra stammt

Innerhalb von vier Stunden waren wir dann sogar in dieser wunderschönen Stadt angekommen, nur leider wurden wir vom Regen begrüßt und so konnten wir tatsächlich am Sonntag nur wenig besichtigen und verbrachten den Großteil des Sonntags leider auf dem Zimmer unserer Unterkunft. Die Stadt hat zwei bekannte Söhne Albaniens hervorgebracht, zum einen den ehemaligen Diktator Albaniens Enver Hoxha und zum anderen den tollen albanischen Schriftsteller Ismail Kadare, dessen Bücher ich voll und ganz empfehlen kann, vor allem für Leute, die albanische Geschichte schön verpackt in einem Roman erfahren wollen. Man kann also sagen, dass Gjirokastra wirklich albanienweit bekannt ist – sowohl negativ als auch positiv. Architektonisch ist die Stadt ein absoluter Traum und ist definitiv einen Besuch wert, wie Fize und ich auch am nächsten Tag feststellten.

Nur ein Ausschnitt aus dem wunderschönen Stadtbild der uralten Stadt Gjirokastra

Wieder einmal besuchten wir eine Burg, welche mir von allen Burgen bzw. Schlössern, die ich in Albanien gesehen habe, mit Abstand am besten gefallen hat – vielleicht, weil Gjirokastra Teil des UNESCO-Welterbes ist und somit viel Geld für die Instandhaltung in der Stadt ankommt.

Hier Impressionen aus der tollen Stadt:

Einer der Wege hoch zum Schloss in Gjirokastra

Beeindruckender Gang innerhalb des Schlosses in Gjirokastra

Teile der Burganlage

Für mich persönlich eine total verwunschene Tür innerhalb der Schlossanlage Gjirokastras

Glockenturm auf dem Schloss in Gjirokastra

Abends, als ich wieder zurück in Tirana war, wurde mir bewusst, dass wirklich die letzte Woche meines Aufenthaltes angebrochen war und ich schon bald nach Hause fliegen würde. Ich muss sagen, dass ich gemischte Gefühle hatte, zum einen freute ich mich auf meine Familie und Freunde, andererseits wäre ich auch wirklich gern noch länger in Albanien geblieben, einem Land, das zeitweise meine Heimat geworden war und das ich sehr lieb gewonnen hatte. Der Gedanke daran, mein „neues Leben“ nun wieder aufzugeben, stimmte  mich wirklich wehmütig und ich versuchte, meine letzten Tage noch voll zu genießen. Ich schloss meinen Albanisch Sprachkurs mit „Ausgezeichnet“ ab (was aber eher daran lag, dass mich meine Lehrerin Mirela ziemlich mochte als dass ich wirklich sooooo gut sprechen würde) und verabschiedete mich von den Schülern, meinen Kollegen und Freunden. Von meinen Schülern aus der Schülerzeitung und von meinen Kollegen habe ich noch gaaaanz tolle und total süße Abschiedsgeschenke bekommen, ich bin mir sicher, dass sie mich immer an meine unglaublich schöne und sehr abwechslungsreiche Zeit in Albanien erinnern werden!

Gefühlt nach einem Wimpernschlag waren die fünf Monate Tirana vorbei und ich fand mich am Samstag, den 20. Februar am Gate wieder, den vorerst letzten albanischen Macchiato genießend und wartete darauf, dass das Boarding für meinen Flug nach München begann, von wo ich mit meinen Eltern zurück in mein deutsches Zuhause fuhr.

Tirana aus der Vogelperspektive aus meinem Flugzeug fotografiert

Abschied

Zum Abschied hat sich Albanien noch einmal von seiner schönsten Seite gezeigt: Berge und Meer auf einem Foto!

Wirklich viel Zeit zum „Ankommen“ hatte ich nicht, da mich meine Mädels zuhause überraschten – ich hatte wirklich null Komma null damit gerechnet!

VIELEN LIEBEN DANK MÄDELS! ♥

Früh am Donnerstagmorgen ging es dann noch zum Nachbereitungsseminar am Werbellinsee, wo ich auch endlich sehr viele Mitfreiwillige, die auch ein halbes Jahr das FSJ mit kulturweit gemacht haben, wieder sah und wir nochmal einen richtig schönen Abschluss hatten!

Nun heißt es für mich erstmal ankommen und mich wieder in Deutschland „einfinden“, es gibt schon einiges, was deutlich anders ist als in Albanien und was mir einfach auffällt, aber darüber werde ich wohl berichten, wenn ich ein wenig „Abstand“ bekommen habe und mein Erlebtes und Gesehenes ein bisschen besser einschätzen kann…

 

Bis dahin alles Liebe und wie immer: shihemi së shpejti! 🙂

 

Sarah

Reisen (Part II)

Damit ihr nicht das Gefühl habt, so viel auf einmal lesen zu müssen, habe ich im vorherigen Eintrag mal einen Cut gemacht, um mit neuem Elan den zweiten Teil meiner Schilderung weiterzuführen.

Weiter geht’s mit dem Beginn des Zwischenseminars am Montag (23.11.15):

Kirche in Sremski Karlovci

Gegen Mittag kamen wir (Freiwillige aus Slowenien, Montenegro und mit mir, Albanien) zu sechst also in Sremski Karlovci in Serbien an, einer sehr kleinen Stadt mit einem Haufen an alten Gebäuden und Kirchen. Den Weg zum Hostel „Ekološki centar “Radulovački”“ (den Namen und die korrekte Schreibweise habe ich mir natürlich gemerkt 😀 ) zeigten uns zwei freundliche Bauarbeiter, die wir eigentlich nur nach dem Weg fragen wollten, die uns aber einfach gleich bis zur Haustür führten – auch hier sind die Menschen sehr hilfsbereit! Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, folgte die „Reunion“ mit den anderen Freiwilligen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien, die ich größtenteils aber leider noch nicht kannte.

Zur Erklärung, weil ich über das Vorbereitungsseminar im September am Werbellinsee fast nichts geschrieben habe: dieses Jahr im September sind um die 240 Leute (die genaue Zahl habe ich leider nicht mehr im Kopf) über kulturweit in die ganze Welt entsandt worden. Demzufolge ist es so gut wie unmöglich, alle aktuellen Freiwilligen zu kennen!

Um dem Nicht-Kennen der Namen entgegen zu wirken, begannen wir mit einem Wurfspiel – das war gar nicht mal so easy, wie sich das womöglich anhört! 😀 Auch verteilten wir uns nach Einsatzstelle und –land im Raum und erzählten kurz, wie lang wir denn für die Anreise gebraucht haben. Guess what? Mit meinen 17 Stunden Busfahrt war ich doch diejenige, die die weiteste Anfahrt hatte (an dieser Stelle: Neid an Eva, Meike und Niklas, die, glaub ich, gerade mal eine Stunde gebraucht haben…). Später gab es noch so eine Art Ralley durch die City (okay, bis jetzt hören sich meine Schilderungen eher nach Schullandheim in der sechsten Klasse an – es war aber wirklich um Einiges lustiger!) um die Stadt ein wenig besser kennen zu lernen – blöderweise war es aber schon dunkel und wir sahen nicht wirklich viel.

Die Gang im „Social Center“ in Novi Sad

In den Tagen spielten wir jedoch nicht nur Spielchen, sondern reflektierten auch unsere bereits vergangene Zeit in unseren Einsatzstellen und Ländern, tauschten uns über unsere Erlebnisse aus und bekamen eine Menge Input für unsere restliche Zeit als Freiwillige. So setzten wir uns kritisch mit unserem Freiwilligendienst auseinander und hatten extrem spannende Workshops zu den Themen „Antiziganismus“ (also Diskriminierung von Sinti und Roma) und „Flucht“ – dort haben mich die Zahlen der Flüchtlinge echt aus den Socken gehauen! Auch hier habe ich leider keine Zahlen und Statistiken mehr im Kopf, sorry. Wir saßen aber nicht nur im Hostel und nahmen Informationen auf, sondern machten auch einen Ausflug nach Novi Sad, einer Stadt, die vielleicht 15 Minuten entfernt von Sremski Karlovci liegt. Wir bekamen von dem Aktivisten Miloš eine Stadtführung durch die Stadt und danach beantwortete er Fragen von den politisch aktiveren Mit-Freiwilligen in dem ziemlich außerhalb liegendem „Social Center“, einem ehemals besetztem Haus, welches leider nicht ganz durchgehend isoliert und dementsprechend nur schwer zu heizen war. Danach gönnten wir uns mal eine Abwechslung zu dem schweren und viel zu vielem Essen, das wir dreimal täglich in einem Restaurant in Sremski Karlovci bekamen, und aßen Pizza und andere gesunde Köstlichkeiten. 😀

Auch die Abende waren sehr lustig, vor allem durch diverse Spiele von Meike, geniale Fragen von Amelie und unserer Aufopferungsbereitschaft, mal „dem Balkan“ gerecht zu werden und ein bisschen was zu trinken. Keine Sorge, von dem berühmtberüchtigten Sliwowitz, vor dem ich vor meiner Ausreise mehrfach gewarnt wurde, ist nichts geflossen! 🙂 Meine Billardskills konnte ich auch eeeendlich mal wieder verbessern (tatsächlich habe ich ein Spiel gewonnen, lag aber nicht an meinen überragenden Fähigkeiten) und gewann zusammen mit einem der Hostelbesitzer, Vlada, das Tischkickertunier. 😀

Am Freitag war das Zwischenseminar dann auch schon rum, jedoch hatten fast alle sich in weiser Voraussicht für das Wochenende in einem Hostel in Novi Sad „angemeldet“ – nur von den beiden Teamern Amelie und Nenad, die ihre Sache wirklich gut gemacht haben, und von Lena, die leider schon eher zurückreisen musste, verabschiedeten wir uns am Freitagnachmittag. Die restliche Gang zog dann weiter nach Novi Sad, wo wir aber erstmal chillten und einfach in den Betten lagen und quatschten. Abends verschlug es uns aber dann doch raus um zu essen, zu sechst zogen wir danach noch weiter in einen Pub mit serbischer live Rockmusik mit stilechten Bandmitgliedern. Am Samstag dauerte es doch eine Weile, bis alle 14 Leute, die im Hostel übernachteten, in die Gänge kamen, so dass es schon 12 Uhr war, als wir uns auf den Weg machten, um die Festung Novi Sads zu erklimmen.

Blick auf Novi Sad von der Festung

Leider war das Wetter und dementsprechend die Sicht nicht so spitze – überhaupt war es doch um einiges kälter als bei mir in Albanien, ich lief die ganze Zeit mit Winterjacke, Mütze und Schal rum. Abends sind wir dann noch mal alle zusammen losgezogen in eine ziemlich gut besuchte Bar und verbrachten den letzten Abend gemeinsam. Am nächsten Tag ging es dann schon um kurz nach fünf (ja, morgens!) für Amelie, Jana und mich als erste der Truppe los. So verabschiedeten wir uns von der ganzen Rasselbande (Ann-Kathrin, Christina, Elias, Heidi, Johanna, Julia, Laura, Miriam, Niklas, Philipp und Svenja) und fuhren um 5.50 Uhr mit dem Bus zurück in die serbische Hauptstadt. Dort angekommen, verabschiedeten wir uns auch von Amelie, die eine Stunde früher als wir ihren Bus Richtung Slowenien nahm. Wir kauften dann erst unser Zugticket, was ich doch ein wenig riskant fand, sich in diesem Fall aber gelohnt hat: Plötzlich kosteten unsere zwei Tickets nicht mal mehr so viel, wie ein Einzelticket, als wir die Damen am Montag zuvor am Schalter gefragt hatten. Nun bestand nur noch das Problem: Wo fährt denn der Zug ab? Auf englische Fragen haben wir leider keine Auskunft erhalten (eigentlich sollte man doch erwarten, dass man am Bahnhof einer europäischen Hauptstadt an dem allgemeinen Infoschalter Englisch spricht, oder?) und so ließen wir unsere Frage einfach auf Serbisch aufschreiben und bekamen dann letztendlich doch unsere Antwort. 🙂

Besagter Zettel

Allgemein lässt sich sagen, dass die Zugfahrt doch um einiges angenehmer und bequemer war als die Hinfahrt im Bus. Die wunderbare Aussicht auf die verschneiten Landschaften Serbiens und Montenegros machten auch die zwischendurch seeehr langsamen Geschwindigkeiten wett!

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Die Bilder sind durch das (nicht wirklich saubere) Fenster des Zuges entstanden, habt also bitte Nachsicht, was die schlechte Qualität der Fotos angeht! 😀

So kann UIcinj übrigens bei schönem Wetter aussehen!

Trotzdem waren wir dann froh, als wir abends gegen 22.30 Uhr endlich bei Jana ankamen, uns schnell was zu essen machten und nach einer sehr kalten Dusche bald schliefen. Am nächsten Tag ging es dann jedoch stressig weiter, da wir auf dem Weg zum Busbahnhof irgendwie ein wenig die Zeit vertrödelt hatten und wir schließlich mit meinem Gepäck zum Busbahnhof rannten, um noch rechtzeitig ein Ticket für den Bus nach Shkodra um 10.50 Uhr zu bekommen und in ebendiesen Bus zu steigen. Aber Pustekuchen. Obwohl ich eigentlich noch rechtzeitig da war (ich habe extra auf die Uhr geschaut), bekam ich ein Ticket für den Bus danach, zwei Stunden später. Keine Ahnung weshalb. Aber im Vergleich zu einem englischsprechenden Mitreisenden nahm ich die ganze Reiseprozedur inklusive erneutem Grenzübertritt und Umsteigen in Shkodra in einen anderen Furgon nach Tirana dann doch schon sehr professionell und entspannt. Endlich war ich wieder auf vertrautem Gebiet: Albanien. 🙂 Ich hatte es ja schon irgendwie vermisst! Auf einmal konnte ich wieder die Schriftzüge am Straßenrand in meinem Kopf „richtig“ aussprechen – und nicht einfach auf scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Konsonantengebilde, die sich Serbisch nennen, blicken.

Die Fußgängerzone Shkodras nach dem Feiertags-Wochenende

Ich entdeckte auch Anzeichen darauf, dass am Wochenende (28. und 29. November) die Nationalfeiertage stattgefunden hatten, rot und schwarz waren noch ziemlich präsent im Straßenbild. 😀 Zuhause angekommen wechselte ich (zum Glück!) Winter- gegen Lederjacke und Stiefel gegen Vans und machte einen kleinen Rundgang durch mein Tirana, um zu checken, ob sich was in meiner Abwesenheit verändert hatte.

Und tatsächlich, die Hauptstadt ist, zu meiner großen Freude, weihnachtlicher geworden, am Skënderbej Platz und in meiner Straße wurden an den Bäumen Lichterketten angebracht – it’s beginning to look a lot like Christmas!

Sheshi Skënderbej – Weihnachtsedition

Xhamia e Et’hem Beut und der „Clocktower“

Improvisierter Adventskranz (Foto natürlich von heute, dem 2. Advent)

Passend dazu konnte ich dann auch endlich mein sehr leckeres Weihnachtspäckchen von meiner family auspacken und zündete die erste Kerze an meinem improvisierten Advents“kranz“ – bestehend aus vier Kerzen auf einem weißen Teller – an. Die Weihnachtszeit ist nach dem Sommer meine Lieblingszeit und ich versuche sie mir so schön wie möglich zu machen, jetzt, wo ich sie zum ersten Mal allein erlebe. Bei mir läuft zum Beispiel mindestens ein Weihnachtslied am Tag, meine Türchen am Adventskalender mache ich auch stets pünktlich auf und den obligatorischen Film „Home alone 1“ (also Kevin allein zu Haus) habe ich jetzt am Wochenende auch schon geschaut. 🙂

Weihnachtspäckchen aus Deutschland

Noch kurz zur vergangenen Schulwoche:

Am Mittwoch fand der erste Teil der DSD II-Prüfung statt, bei dem die Schüler entweder ein Deutschniveau von B2 oder C1 – bei Bestehen – erhalten können. Dieser erste Teil bestand aus den drei Kompetenzen Lesen, Hören und Schreiben, die mündliche Prüfung wird im Januar stattfinden. In dieser Prüfung muss es natürlich auch Aufsichten geben, sowohl in den Räumen als auch auf den Gängen – und als einer der Gangaufsichten war ICH eingeteilt. Strange irgendwie, vor gut einem Jahr war ich selbst einer dieser aufgeregten Schüler, die nicht wissen, was auf einen zukommt und jetzt stehe ich selbst ganz cool da, hab den ganzen Stress hinter mir und muss „nur“ aufpassen, dass niemand Unbefugtes in das Prüfungsgebiet kommt und dass es ruhig ist. Letzteres war gar nicht so leicht umzusetzen, da sich die albanisch-deutsche Abteilung im obersten Stock befindet und gefühlt jedes Geräusch im Treppenhaus widerhallt. 🙂 Trotzdem lief die Prüfung für die Schüler anscheinend doch ungestört ab und sie können sich nun auf ihre mündlichen Prüfungen vorbereiten.

Der erste Teil meines Projektes ist übrigens auch erfolgreich abgeschlossen: die erste Ausgabe meines Schülerzeitungsprojektes ist nun im Verkauf, ich plane mit den Schülern sogar schon die zweite! 🙂

Überschrift der ersten Ausgabe meines Schülerzeitungsprojektes

Bis bald und eine schöne Vorweihnachtszeit euch!

Sarah

PS: Es gibt eine wirklich gute 45-minütige Dokumentation auf YouTube über Albanien (hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=z7uFI7m2aTI), die, wie ich finde, wunderbar diesen Kontrast zwischen Arm und Reich, westlich und traditionell, Meer und Berge und so weiter zeigt. Von dem Gezeigten habe ich tatsächlich schon sehr viel gesehen, manches hat sich seitdem ziemlich verändert (zum Beispiel in Tirana), Einiges habe ich aber auch genauso erlebt und gesehen. Kann ich also nur empfehlen! 🙂