Letzte Reisen in Shqipëria

Hallöchen ihr Lieben,

wie ihr wisst bin ich mittlerweile zurück in Deutschland, sogar das fünftägige Nachbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin ist bereits rum. Trotzdem habe ich noch nicht alles erzählt, was ich so in meinem letzten Monat erlebt habe, das hole ich nun aber schleunigst nach!

Ein Tagesausflug nach Kruja – 30. Januar

Ein weiteres Reiterstandbild des albanischen Nationalhelden in der „Skënderbeg“-Stadt KRUJA

Wie ich gerade bemerkt habe, liegt der Trip nach Kruja tatsächlich schon länger als ein Monat her – Wahnsinn wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist und wie viel ich schon wieder seitdem erlebt habe! Ich versuche es aber trotzdem, mir so viele Erinnerungen wie möglich wieder ins Gedächtnis zu rufen und meinen letzten Reisen auch die Möglichkeit zu geben, ausführlich und trotzdem interessant beschrieben zu werden! 😀

An einem Samstag sind wir erst um 11 Uhr morgens losgefahren, da wir zuerst am Sheshi Shqiponja waren (von wo sehr viele Busse abfahren) und dann aber mitbekommen haben, dass der Abfahrtsort dort ist, wo auch die Busse nach Shkodra abfahren und wir wieder zurück mussten. Die einstündige Fahrt war wirklich spannend, da wir zum ersten Mal in den Nordosten des Landes gefahren sind und neue Straßen und neue Umgebung gesehen. In Kruja selbst gibt es nicht sooooo viel zu sehen, sodass wir recht schnell mit unserem Programm fertig waren.

Kalaja e Krujës – das ehemalige Schloss Skënderbegs

Fize und ich am Ende des Museums – wir sollten uns zwar beeilen, aber am Ende wollte der Museumsangestellte dann noch unbedingt ein Foto machen! 😀

Kruja ist die „Skënderbeg“-Stadt, zum einen weil es hier eine weitere Statue des Nationalhelden gibt und zum anderen, weil hier das ehemalige Schloss Skënderbegs Kalaja e Krujës steht, welches nun das nationale Skënderbeg-Museum ist. Dieses Museum ist sehr interessant und spannend, nur leider waren wir erst 15 Minuten bevor das Museum geschlossen wurde in der Ausstellung und mussten schnell durch das Gebäude rennen. Man merkte deutlich, dass man nicht in Tirana ist, weil wir 1 ½ Stunden auf den nächsten Bus in die Hauptstadt warten mussten und somit erst gegen 17 Uhr zuhause waren.

 

Blick über das nicht so spektakuläre Kruja vom Schloss

Alte Wehrmauer des Schlosses in Kruja und typisch für Albanien: Berge soweit das Auge reicht!

Zwischendurch

Natürlich lief mein Leben auch zwischen meinen Reisen in Albanien normal weiter, zusammen mit dem Schülerzeitungsteam brachten wir die zweite Ausgabe der Schülerzeitung „Ach sooo…!“ raus (wer Interesse hat, kann sich gern die beiden Ausgaben auf der Homepage meiner Schule anschauen: http://spezi-al.de/zweite-ausgabe-01-2015/), Fize hatte Geburtstag und zur Feier des Tages machten wir was? Wir gingen natürlich ins Kino und schauten uns den Film an, für den Leonardo DiCaprio eeeendlich seinen ersten Oscar bekam – „The Revenant“ ist wirklich zu empfehlen! Außerdem gab es noch zwei „kulturweit“-Treffen, einmal mit den drei Freiwilligen Elisa, Sandra und Serra (alle aus Bulgarien), die für zwei Nächte in Tirana waren und mit denen ich mich für einen Kaffee (natürlich bei Mon Chéri 😀 ) verabredete und zufällig einen Tag später mit der lieben Eva, einer damals Freiwilligen (jetzt, so wie ich, Alumna) aus Belgrad, die ich bereits vom Zwischenseminar in Serbien kenne und wir den späten Nachmittag und Abend gemeinsam verbrachten.

Reise nach Prishtina, Kosovo (6. und 7. Februar)

Wie ihr wahrscheinlich/hoffentlich noch aus früheren Beiträgen von mir wisst, war ich während meines Freiwilligendienstes nicht nur in Albanien unterwegs, sondern auch in einigen umliegenden Staaten, besser bekannt als die Länder des Westbalkans (Die Westbalkan-Staaten von Nord nach Süd:  Kroatien,  Serbien,  Bosnien und Herzegowina,  Montenegro,  Kosovo,  Albanien,  Mazedonien; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Westbalkan). Außer im Kosovo war ich tatsächlich schon in allen Ländern und der/das (beides ist möglich) Kosovo reizte mich schon allein dadurch, dass, im Gegensatz zu den anderen ehemaligen Ländern, die zu Jugoslawien gehörten, die Mehrheit der Bevölkerung Albanisch spricht. Wie vielleicht einige von euch wissen, ist der Status des Kosovo nicht wirklich geklärt, jedoch erkennen 110 von 193 Mitgliedern der UN das Land als eigene Republik und nicht als Teil Serbiens an, sodass man zum Beispiel auch ganz normale Grenzkontrollen zwischen Albanien und dem Kosovo hat, wie das bei der serbischen Grenze aussieht, weiß ich aber nicht. Jedenfalls ist der Kosovo immer noch recht umstritten und ich kann wirklich keine genauen politischen Aussagen machen, mein Wissen stammt auch nur aus dem Internet und ich habe vor Ort nicht mehr dazu mitbekommen.

Die Kosovo-Gang (v.l.n.r. Niklas, Fize, ich und Meike)

So entschieden wir (meine Reisepartnerin Fize und ich) uns recht kurzfristig unter der Woche, am Wochenende in den Kosovo zufahren und besorgten uns Tickets für die Hinfahrt am Samstag und die Rücktour am Sonntag. Ganz so wie geplant lief unsere Hinfahrt leider nicht ab, sodass wir erst am Samstagabend in Prishtina am Busbahnhof waren. Nach alter Gewohnheit liefen wir erst mal los – jedoch vergasen wir, dass wir ja nun im Ausland waren und unsere Internetflatrate hier leider nicht funktionierte. Also orientierten wir uns (mal wieder) so halbwegs mit Google Maps, welches tatsächlich auch ohne Internet und nur mit GPS funktioniert und kamen dann nach einem ein wenig abenteuerlichen Weg mitten in der Innenstadt an und fanden dann auch unser Hostel (allerdings mit einem besorgniserregenden Akkustand von 11 %). Dort gab es dann das nächste kulturweit-Wiedersehen, und zwar mit Meike und Niklas – beide Freiwillige aus Serbien. Die beiden wollten am Montag danach zu mir kommen und machten das Wochenende vorher einen Zwischenstopp im Kosovo, durch Zufall suchten wir das gleiche Hostel wie die beiden aus. Das war ziemlich cool für Fize und mich, da wir am nächsten Tag von Niklas und Meike ziemlich viel gezeigt bekommen hatten, wie zum Beispiel das Newborn-Monument.

Das Newborn-Monument in Prishtina

Dieses Monument wurde am 17. Februar 2008, am Tag der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung, enthüllt und symbolisiert so die „Geburt“ eines neuen Staates, dem Kosovo. Wir verabschiedeten uns für einen Tag von den beiden, da sie noch in einen Nationalpark wollten und wir die kurze Zeit bis zur Abfahrt unseres Busses nutzten, um noch ein wunderschönes Gebäude zu besichtigen und zwar die Nationalbibliothek des Kosovo…

Es tut mir leid, aber ich habe bisher wirklich noch kein „hässlicheres“ Gebäude gesehen als dieses – sorry Prishtina!

Auch in Prishtina gibt es eine Statue des Nationalhelden Albaniens, Skënderbeg, was auch mal wieder deutlich macht, dass sich Albanien und der Kosovo wirklich „nahe“ stehen.

Der gute Skënderbeg ist also auch hier vertreten! 😀

Ehrlich gesagt habe ich auch gedacht, dass die beiden Länder sehr ähnlich sind, jedoch gab es auch wirklich Unterschiede in der Atmosphäre für mich, die ich nicht alle so benennen kann. Das hat mich wirklich erstaunt, da ich weiß, dass sich viele wünschen, Albanien und der Kosovo würden ein Land bilden (es gab in einem Souvenirshop in Prishtina zum Beispiel einen Magneten mit der albanischen Flagge und der Aufschrift „Kosovo“ und allgemein wehten neben der kosovarischen auch viele albanische Fahnen). Was ich auch sehr interessant fand, dass ich es deutlich spürte, dass es im Kosovo generell teurer ist, liegt vielleicht auch einfach daran, dass die genutzte Währung der Euro ist (wusste ich davor auch nicht!). So ging es dann nach ein bisschen mehr als 24 Stunden wieder zurück in mein Gastland und ich hatte noch ein wenig Zeit zuhause, um ein bisschen was für meinen Besuch am nächsten Tag vorzubereiten.

 

Der letzte Besuch

Der Blick vom berühmt berüchtigten SkyTower

So holte ich die beiden dann schon am nächsten Tag gleich nach der Schule ab und ich zeigte ihnen im Lauf der Woche Tirana. Wir waren auf dem SkyTower, aßen richtig leckeres (und günstiges) Sushi, quatschten viel, schauten Filme und an einem Tag war Niklas auch bei mir mit in der Schule (Meike war zwei Tage lang noch außerhalb Tiranas in Albanien reisen) – ich glaube er war doch ein bisschen beeindruckt (so wie ich am Anfang auch) vom hohen Sprachlevel unserer Schüler. 😉 Wir hatten eine wirklich schöne Zeit gemeinsam, die durch einen (und meinen vorerst letzten) Besuch auf dem Dajti abgerundet wurde. Perfekt getimed standen wir zu dritt oben und blickten beim Sonnenuntergang nicht nur über mein wunderschönes Tirana, sondern sogar auch bis zur Adria, die ausnahmsweise einmal zu sehen war.

 

Zu Fuße des Dajti liegt Tirana und im Hintergrund sieht man die in die Adria untergehende Sonne – ein wirklich schöner Abschluss! :*

Die MSN-Alberbien-Crew auf dem Dajti

Die Hauptverkehrsstraße Rruga e Durrësit autofrei und überall die albanische und US-amerikanische Flagge anlässlich des Besuchs von John Kerry

Am nächsten Tag gingen wir dann zu dritt morgens los und trafen uns mit Fize, die uns schon mit schlechten Nachrichten begrüßte: Es fuhren weder Busse noch Taxis oder sonst irgendwelche normalen Transportmittel auf der Rruga e Durrësit, Grund war wohl der Besuch irgendeines Sekretärs oder so. Am Tag zuvor waren mir schon die ganzen zusätzlichen albanischen und US-amerikanischen Flaggen im Stadtbild aufgefallen, nun gab es auch eine Erklärung dazu; irgendjemand Wichtiges aus den USA war wohl zu Besuch, wie sich später rausstellte der Außenminister John Kerry höchstpersönlich (auf Englisch heißt sein Amt „Secretary of State“, was das „irgendein Sekretär ist hier“ erklärt 😀 ). So liefen wir also gut eine Stunde zu viert zum Sheshi Shqiponja, wo sich aber dann leider nach einer super tollen und wunderschönen Woche unsere Wege trennten, Niklas und Meike nahmen den Bus nach Shkodra, um nach Bar in Montenegro weiterzureisen und von dort den Zug nach Belgrad zu nehmen und Fize und ich stiegen in den Bus nach Gjirokastra.

 

Die vorerst letzte Reise nach Gjirokastra (14. und 15. Februar)

Der Personenkult ist teilweise auch noch in Albanien zu spüren, hier ein Graffiti, welches tatsächlich aus Gjirokastra stammt

Innerhalb von vier Stunden waren wir dann sogar in dieser wunderschönen Stadt angekommen, nur leider wurden wir vom Regen begrüßt und so konnten wir tatsächlich am Sonntag nur wenig besichtigen und verbrachten den Großteil des Sonntags leider auf dem Zimmer unserer Unterkunft. Die Stadt hat zwei bekannte Söhne Albaniens hervorgebracht, zum einen den ehemaligen Diktator Albaniens Enver Hoxha und zum anderen den tollen albanischen Schriftsteller Ismail Kadare, dessen Bücher ich voll und ganz empfehlen kann, vor allem für Leute, die albanische Geschichte schön verpackt in einem Roman erfahren wollen. Man kann also sagen, dass Gjirokastra wirklich albanienweit bekannt ist – sowohl negativ als auch positiv. Architektonisch ist die Stadt ein absoluter Traum und ist definitiv einen Besuch wert, wie Fize und ich auch am nächsten Tag feststellten.

Nur ein Ausschnitt aus dem wunderschönen Stadtbild der uralten Stadt Gjirokastra

Wieder einmal besuchten wir eine Burg, welche mir von allen Burgen bzw. Schlössern, die ich in Albanien gesehen habe, mit Abstand am besten gefallen hat – vielleicht, weil Gjirokastra Teil des UNESCO-Welterbes ist und somit viel Geld für die Instandhaltung in der Stadt ankommt.

Hier Impressionen aus der tollen Stadt:

Einer der Wege hoch zum Schloss in Gjirokastra

Beeindruckender Gang innerhalb des Schlosses in Gjirokastra

Teile der Burganlage

Für mich persönlich eine total verwunschene Tür innerhalb der Schlossanlage Gjirokastras

Glockenturm auf dem Schloss in Gjirokastra

Abends, als ich wieder zurück in Tirana war, wurde mir bewusst, dass wirklich die letzte Woche meines Aufenthaltes angebrochen war und ich schon bald nach Hause fliegen würde. Ich muss sagen, dass ich gemischte Gefühle hatte, zum einen freute ich mich auf meine Familie und Freunde, andererseits wäre ich auch wirklich gern noch länger in Albanien geblieben, einem Land, das zeitweise meine Heimat geworden war und das ich sehr lieb gewonnen hatte. Der Gedanke daran, mein „neues Leben“ nun wieder aufzugeben, stimmte  mich wirklich wehmütig und ich versuchte, meine letzten Tage noch voll zu genießen. Ich schloss meinen Albanisch Sprachkurs mit „Ausgezeichnet“ ab (was aber eher daran lag, dass mich meine Lehrerin Mirela ziemlich mochte als dass ich wirklich sooooo gut sprechen würde) und verabschiedete mich von den Schülern, meinen Kollegen und Freunden. Von meinen Schülern aus der Schülerzeitung und von meinen Kollegen habe ich noch gaaaanz tolle und total süße Abschiedsgeschenke bekommen, ich bin mir sicher, dass sie mich immer an meine unglaublich schöne und sehr abwechslungsreiche Zeit in Albanien erinnern werden!

Gefühlt nach einem Wimpernschlag waren die fünf Monate Tirana vorbei und ich fand mich am Samstag, den 20. Februar am Gate wieder, den vorerst letzten albanischen Macchiato genießend und wartete darauf, dass das Boarding für meinen Flug nach München begann, von wo ich mit meinen Eltern zurück in mein deutsches Zuhause fuhr.

Tirana aus der Vogelperspektive aus meinem Flugzeug fotografiert

Abschied

Zum Abschied hat sich Albanien noch einmal von seiner schönsten Seite gezeigt: Berge und Meer auf einem Foto!

Wirklich viel Zeit zum „Ankommen“ hatte ich nicht, da mich meine Mädels zuhause überraschten – ich hatte wirklich null Komma null damit gerechnet!

VIELEN LIEBEN DANK MÄDELS! ♥

Früh am Donnerstagmorgen ging es dann noch zum Nachbereitungsseminar am Werbellinsee, wo ich auch endlich sehr viele Mitfreiwillige, die auch ein halbes Jahr das FSJ mit kulturweit gemacht haben, wieder sah und wir nochmal einen richtig schönen Abschluss hatten!

Nun heißt es für mich erstmal ankommen und mich wieder in Deutschland „einfinden“, es gibt schon einiges, was deutlich anders ist als in Albanien und was mir einfach auffällt, aber darüber werde ich wohl berichten, wenn ich ein wenig „Abstand“ bekommen habe und mein Erlebtes und Gesehenes ein bisschen besser einschätzen kann…

 

Bis dahin alles Liebe und wie immer: shihemi së shpejti! 🙂

 

Sarah

14 Grenzkontrollen in 9 Tagen

Gëzuar Vitin e Ri 2016 bzw. für diejenigen, die Albanisch nicht so fließend sprechen wie ich ( 😀 ) – ein frohes, gesundes, erfolgreiches und sehr schönes Jahr 2016 wünsche ich euch!

Ich hoffe, ihr habt wunderschöne Feiertage rund um Weihnachten verbracht und seid gut in das neue Jahr gekommen!

Man könnte meinen, wenn man dem Titel meines Eintrags Glauben schenken mag, dass bei mir die letzten Tage nicht wirklich entspannt waren – 14 Grenzkontrollen sind doch nicht allzu wenig. Aber ganz im Gegenteil, ich hatte wunderschöne Weihnachten und einen tollen Start in das Jahr 2016 und zwar „vor Ort“, auf dem Balkan.

Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war am Dienstag, den 22. Dezember. Nach Schulschluss kaufte ich erstmal ordentlich ein und machte einen kleinen Wohnungsputz, da meine Eltern irgendwann im Laufe des Abends mit dem Auto ankommen sollten. Wie jeden Dienstagabend ging ich zum Sprachkurs, da ich ja nicht genau wusste, wann meine Eltern ankommen würden und ich die letzte Stunde im alten Jahr nicht verpassen wollte. Gegen 20 Uhr kam dann eine Nachricht meiner Mama, dass sie nun vor meiner Wohnung seien und in dem Café, welches praktischerweise direkt unter meiner Wohnung liegt, auf mich warten würden. Das ist irgendwie ein total surreales Gefühl, seine Eltern sozusagen vor der eigenen Haustür abzuholen, aber natürlich habe ich mich riesig gefreut!

Pazar i Ri

Am nächsten Tag haben wir auf dem Pazar i Ri (neuer Markt) einige Dinge für Heiligabend eingekauft und sind noch ein wenig in der Stadt rumgeschlendert. Abends sind wir durch das weihnachtlich beleuchtete Tirana zum Weihnachtsmarkt gelaufen und sind durch „Christmas Wine“ bzw. „Hot Wine“ (also Glühwein) und einigen albanischen Leckereien schön in eine weihnachtliche Stimmung gekommen.

Leider gab es dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum bei uns, obwohl es hier in Albanien „Neujahrsbäume“ gibt, welche auch geschmückt sind, da Neujahr hier ungefähr so wichtig ist wie für uns Weihnachten, am 31. Dezember gibt es in Albanien die Geschenke! Jedoch sind diese Neujahresbäume aus Plastik, da lohnt sich die Investition für einen Tag nicht so wirklich. Glücklicherweise hat meine Mama aber ein paar grüne Zweige mitgebracht und mein Papa und ich sind nochmal losgezogen, um eine 10 Meter lange und wunderbar bunte Lichterkette zu kaufen (wer unsere Weihnachtsbäume kennt, wird sich darüber nicht wirklich wundern 😀 ).

Nach einer Weihnachts-Skype-Konferenz mit Taipei und Erfurt ging es dann weiter mit unserem traditionellem Weihnachtsessen: Kartoffelsalat und Würstchen! → Kleiner funfact: Kartoffelsalat und Würste sind das beliebteste Essen an Heiligabend in deutschen Haushalten, anscheinend gibt es das in jeder dritten Familie!

Ein etwas anderes, aber sehr besonderes Essen am 24. Dezember 2015 in meiner Wohnung

Zusätzlich zum obligatorischen thüringischen Kartoffelsalat gab es dieses Jahr auch, auf meinen Wunsch, schwäbischen Kartoffelsalat. Da musste ja natürlich auch die Kartoffelsorte die richtige sein, weswegen meine Eltern einen Sack „Sieglinde“ über den ganzen Balkan nach Tirana schafften (laut Wikipedia war die Sieglinde sogar die Kartoffelsorte des Jahres 2010!) Aber nicht nur die Kartoffeln wurden aus Deutschland „eingeflogen“, sondern auch eingefrorene Weißwürste und Thüringer Rostbratwürste, sowie Rote und Parikaknacker – wie immer gab es also eine grooooße Auswahl an Würstchen. 😀 An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meine Eltern und die netten Leute in den Hotels in Wien und Belgrad, die die Gefrierkette nicht unterbrochen haben lassen und wir deswegen, wie jedes Jahr, unser traditionelles Weihnachtsessen genießen konnten.

Gegen 23 Uhr, nach der Bescherung und dem obligatorischen Weihnachtsfilm („Kevin allein in New York“), machten wir uns auf den Weg zur Katholischen Kirche Katedralja Katolike „Shën Pali“, wo um Mitternacht eine Weihnachtsmesse begann. Wir hatten „Glück“ und konnten noch einen Stehplatz im hinteren Teil der Kirche ergattern, andere waren nicht so früh dran und mussten die Messe per Lautsprecher draußen verfolgen – so eine volle Kirche habe ich noch nie erlebt!

Truthähne am Straßenrand auf dem Weg von Tirana zur montenegrinischen Grenze

Am nächsten Morgen begann dann unsere kleine Tour in Richtung Norden, erstes Ziel der Reise war Dubrovnik in Kroatien. Auf der Fahrt dorthin sahen wir in Albanien sehr viele Truthahnherden am Straßenrand, wie es scheint werden hier in Albanien an Silvester traditionell Truthähne gegessen – und zuvor lebendig gekauft.

Straßenszene in Tirana

Deswegen ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass ich in Tirana einige Menschen gesehen habe, die mit toten Truthähnen in der Hand durch die Stadt gelaufen sind. 😀

 

Nach den ersten beiden Grenzkontrollen an der albanisch-montenegrinischen Grenze, machten wir einen kurzen Kaffeestopp in dem niedlichen Ulcinj bei strahlendem Sonnenschein, gegen 18 Uhr und nach den Grenzkontrollen drei und vier (Montenegro – Kroatien) kamen wir in Dubrovnik an. Da es aber schon dunkel war, beschlossen wir, bis zum nächsten Tag mit unserer Stadterkundung zu warten.


Backgroundinformationen über Kroatien (HR):

Einwohnerzahl: um die 4.250.000 Einwohner

Größe: 56.594 km² (etwa doppelt so groß wie Brandenburg)

Hauptstadt: Zagreb

Währung: Kuna (Verhältnis zum Euro 7,6:1)

Unabhängigkeit: seit 1991

Status: seit 2013 EU-Mitglied

Strecke Tirana – Dubrovnik


Blick auf die Altstadt Dubrovniks

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit wunderschönem Blick auf die Adria machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt und suchten gleich den „Anfangspunkt“ für die Stadtmauer, die die Altstadt Dubrovniks umgibt. Zum Glück hatten wir ein wenig Zeit mitgebracht und konnten fast die ganze Zeit gemütlich über die Dächer dieser tollen Stadt und das Meer blicken, bei 17 °C sogar ohne eine Jacke anziehen zu müssen! 😉 So stellt man sich doch einen gelungenen 2. Weihnachtsfeiertag vor. Nur zu Ende, gegen 15.30 Uhr, kam ein Mann um uns und andere Touris von der Stadtmauer zu „werfen“.

Blick von der Stadtmauer auf die Altstadt

Schon nach Sonnenuntergang fuhren wir, bzw. eher mein Papa fuhr, eine sehr abenteuerliche und nicht ganz so gut ausgeleuchtete Straße zum Srd hoch, einem Berg, zu dem normalerweise eine Seilbahn hochfährt – zu unserem Pech ist diese aber bis März „under construction“. Nach dieser nervenaufreibenden Fahrt (später auf der Reise sollten die Nerven noch mal kurz zum Reißen gespannt sein) gingen wir anlässlich des 26. Dezembers/Stephanstag (wie er in Kroatien heißt) noch sehr, sehr lecker Essen und genossen abends im Hotelzimmer den dritten Teil von Home Alone.

Ihr seht, ich liiiiiiebe diese Weihnachtsfilme und muss sie schauen, auch wenn wir im mediterranen Südeuropa sind! 🙂

Blick vom Hotel auf Dubrovnik

Malerische Gassen in Dubrovniks Altstadt

Den nächsten Tag begannen wir dann sehr entspannt, gingen ein bisschen im Pool schwimmen und genossen daraufhin bei einem atemberaubenden Ausblick den Sonnenschein. Später fuhren wir dann wieder den altbekannten Weg zu unserem Parkplatz nahe der Innenstadt, um auf den Weihnachtsmarkt auf dem Stradun (schnurrgerade Flaniermeile inmitten der Altstadt) etwas zu essen und einfach die Atmosphäre zu genießen. Wir erkundeten auch die kleinen und abgelegeneren Gassen, die glücklicherweise nicht zu überlaufen waren. Allgemein muss ich auch sagen, dass eine angenehme Menge an Leuten in der Stadt unterwegs war – wenn man Geschichten über Dubrovnik im Sommer hört, bekommt man ja schon nur vom Zuhören Angstzustände! So haben wir aber einen tollen Eindruck von der Stadt bekommen und das auch noch bei absolutem Traumwetter Ende Dezember!

Mein Papa und ich auf dem Weihnachtsmarkt entlang des Stradun

Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Bosnien und Herzegowina – da die Region um Dubrovnik eine Exklave ist, die durch 20 km Küstengebiet Bosnien und Herzegowinas vom Rest Kroatiens getrennt ist, wir aber noch ein bisschen entlang der Küste fuhren mussten, folgten am 28. Dezember die Grenzkontrollen fünf und sechs (Kroatien – Bosnien und Herzegowina), sieben und acht (Bosnien und Herzegowina – Kroatien) und neun und zehn (Kroatien – Bosnien und Herzegowina).


Backgroundinformationen über Bosnien und Herzegowina (BiH):

Einwohnerzahl: um die 3.830.000 Einwohner

Größe: 51.197 km² (etwa so groß wie Niedersachsen)

Hauptstadt: Sarajevo

Währung: Konvertible Mark (Verhältnis zum Euro 1,96:1 → im Prinzip, wie die gute alte D-Mark)

Unabhängigkeit: seit 1992

Status: Potenzieller EU-Beitrittskandidat

Strecke Dubrovnik – Sarajevo


Einschusslöcher an einem ganz normalen Haus, mitten in Mostar

Altstadt Mostars auf der östlichen, bosniakischen Seite

Gegen 13 Uhr erreichten wir unser Zwischenziel in Bosnien und Herzegowina, die geschichtsträchtige Stadt Mostar, die dem einen oder anderen unter euch wohl ein Begriff sein wird. Nach dem Geldwechseln und einem Zwischenstopp bei McDonald’s – der erste Besuch seit drei Monaten, den ich wahrscheinlich gar nicht erwähnt hätte, hätte ich nicht in einem früheren Eintrag über den albanischen Ableger Kolonat geschrieben 😀 – machten wir uns auf den Weg ins Zentrum der Stadt. Auf unserem Weg zum Wahrzeichen Mostars Stari most („Alte Brücke“), sahen wir Überbleibsel aus der Zeit, seitdem Mostar ziemlich bekannt ist: Einschusslöcher in Häusern. Nicht nur an zwei, drei Häusern, sondern in ganzen Straßenzügen – wirklich sehr, sehr bedrückend!

Gedenkstein auf der „Alten Brücke“, die an den Einsturz der Brücke erinnert

Diese deutlichen Zeichen des Krieges entstanden während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995, wobei es auch zu Kämpfen in Mostar kam, zunächst zwischen kroatisch-bosniakischen und serbischen Einheiten, später jedoch auch zwischen Kroaten und Bosniaken. (Kurze Anmerkung: Bosniaken werden Bosnier mit muslimischem Glauben genannt, diese Bezeichnung ist korrekt und nicht abwertend.)

Auch die „Alte Brücke“ ist eine Erinnerung an den Krieg, der vor ca. 20 Jahren in Europa stattfand, da sie während des Kriegs im Jahr 1993 gezielt beschossen und zerstört wurde. Heute ist sie jedoch wieder aufgebaut wurden und verbindet wieder den eher kroatischen westlichen Teil mit dem eher bosniakischen östlichen Teil der Stadt.

Mostar, 1993 (http://www.ponzaracconta.it/wp-content/uploads/2013/08/Mostar-senza-il-ponte.-Distrutto-nel-93-.jpg)

Mostar, 2015

SARA(H)jevo

Gegen 16 Uhr setzten wir unsere Reise dann weiter fort in die Hauptstadt Bosnien und Herzegowinas, Sarajevo. Es ist immer wieder komisch, wenn ich beginne meinen eigenen Namen zu schreiben (Sara-) und dann aber nicht mit einem „h“ beende, sondern noch ein „-jevo“ dran hänge! 😀

Fast nichts zusehen wegen des Smogs/Nebels

Bis hierhin hatten wir wirklich keine Probleme, weder mit dem Wetter, noch bei den Grenzübergängen. Doch kurz vor Sarajevo begann auf einmal ein sehr, sehr dichter Nebel – die Sichtweite war wahrscheinlich wirklich nur um die 10 oder 20 m weit. Dieser Nebel ist durch den Smog entstanden, der anscheinend schon einige Tage in der Stadt hing. Durch die Kälte drehen die Menschen natürlich ihre Heizungen auf, Autos werden vermehrt genutzt und da Sarajevo in einer Art Kessel liegt, sammelt sich das Ganze an und übrig bleibt der Smog in ganz Sarajevo. Das führte dazu, dass wir einige Zeit in der Stadt rumgeisterten und unser Hotel nicht finden konnten, das wirklich ziemlich versteckt lag. Zu Abend aßen wir dann in einem Grill-Restaurant (ähnlich, wie die Zgara Korçare in Albanien), natürlich gab es auch einige Ćevapi , wie sie im Serbokroatischen heißen (vielleicht besser bekannt als Ćevapčići).

Auch das Haus, in dem der Tunnel in Butmir endete, stand unter starkem Beschuss

Ganz kleines Stück des ehemals 800 m langen Tunnels

Am Folgetag gab es immer noch Smog, laut Hotelbesitzer war das der 20. „Smogtag“ in Folge – die armen Leute! Wir fuhren etwas außerhalb der Innenstadt in die Nähe des Flughafens nach Butmir, um das Museum des Tunel Spasa (Sarajevo-Tunnel) zu besichtigen. Dieser Tunnel war während der Belagerung Sarajevos im Bosnienkrieg ein Flucht- und Versorgungstunnel, der unter der Landebahn des Flughafens Sarajevo entlang lief. Auch hier war die Atmosphäre sehr bedrückend, es ist einfach unvorstellbar für mich, dass dieser Krieg nur wenige Jahre, bevor ich geboren wurde, her ist. Durch die Kälte (-4 °C!) lag überall eine Frostschicht, was der ganzen Anlage einen noch „gespenstischeren“ und unangenehmeren Touch gab.

Kalt und bedrückend

Smogsicht über Sarajevo

Danach suchten wir die ehemalige Bobanlage der Olympischen Spiele, die 1984 in Sarajevo stattfanden, jedoch führte uns das Navi sehr kleine und immer abenteuerlicherer werdende Straßen entlang, die ziemlich steil anstiegen. An einer sehr glatten, engen und steilen Stelle hoch über Sarajevo war der zweite Zeitpunkt während unserer Reise, bei dem ich ziemlich angespannt war. Doch auch diese Situation hat mein Papa super gelöst, ich als Fahranfängerin kann ihn dafür nur ehrfürchtig bewundern, ehrlich! Ein Positives hatte diese Suche jedoch, wir waren so hoch über der Stadt, dass wir sogar die Sonne und den blauen Himmel über der Smogschicht sahen. 😀

Unter dem „U“ bei „Muzej“ soll der Attentäter gestanden und Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen haben

Bosnischer Kaffee

Danach gingen wir dann endlich in die Innenstadt und begannen mit einer weiteren geschichtlichen Stelle, dieses Ereignis kennt wahrscheinlich so ziemlich jeder: das Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Österreich-Ungarns Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914, was die Julikrise und später den Ausbruch des Ersten Weltkriegs auslöste. Später machten wir noch ein Päuschen in einem bosnischen Kaffeehaus mit leckerem Kuchen und Cappuccino mit bosna kafa, also der bosnischen Art und Weise der Kaffeezubereitung (ähnlich wie der türkische Kaffee).

Blick in eine touristische Gasse

Unter den touristischen Andenken ist auch der ehemalige diktatorische Staatschef Josip Broz Tito vertreten

Leider konnten wir Sarajevo nicht in seiner ganzen Schönheit sehen, aber immerhin erahnen!

Auf dem Rückweg zum Hotel fuhren wir noch entlang der sogenannten „Sniper Alley“ (offizieller Name ist Ulica Zmaja od Bosne, Hauptboulevard in Sarajevo), eine große und breite Straße, die von einigen hohen Gebäuden umgeben ist und wo sich Scharfschützen (engl. sniper) während des Bosnienkriegs positionierten und so ziemlich alles und jeden auf dieser Straße töteten.

Die Sonne scheint durch den Smog – oder gab es eine Erleuchtung?

Da es absolut keinen Sinn machte, bei dieser schlechten Sicht und auch dem ziemlich unangenehmen Geruch über Silvester in Sarajevo zu bleiben, reisten wir dann am 30. Dezember weiter nach Montenegro, jedoch nicht ohne einige Zwischenstopps. Den ersten machten wir beim ehemaligen Olympiaabfahrtsberg Jahorina, ca. 30 Minuten von Sarajevo entfernt, wo jedoch vergleichsweise ziemlich wenig Schnee lag. Eigentlich wollten mein Papa und ich dort einen Tag Skifahren (wir hatten auch bis auf die Skier und Stöcke alles im Auto dabei), haben uns dann aber wegen der schlechten Prognosen (zum Glück!) dagegen entschieden. Nun hatten wir auch den Beweis, dass sich das nicht wirklich gelohnt hätte.

Die Bobbahn ist schon lang nicht mehr im Originalzustand

Danach machten wir uns erneut auf die Suche nach der Bobbahn, die wir dieses Mal fanden und noch einen kleinen Winterspaziergang bei -3 °C machten. Das Besondere an dieser Bahn ist, dass sie während des Kriegs auch als Schützengraben diente, da es auch Kämpfe in den umliegenden Bergen gab – sehr spannend das heutzutage selbst zusehen!

Nach einer ca. sechsstündigen Fahrt durch die Bergschluchten Bosnien und Herzegowinas und den Grenzkontrollen elf und zwölf kamen wir dann gegen 19 Uhr in der Küstenstadt Kotor in Montenegro an.


Backgroundinformationen über Montenegro (MNE):

Einwohnerzahl: um die 620.000 Einwohner

Größe: 13.812 km² (etwa so groß wie Schleswig-Holstein)

Hauptstadt: Podgorica

Währung: Euro

Unabhängigkeit: seit 2006

Status: EU-Beitrittskandidat

Strecke Sarajevo – Kotor


Altstadt Kotors

Blick vom St Ivan auf Kotor und die Bucht

Kotors Innenstadt

Kotor

  Am Silvestertag machten wir zunächst einen Rundgang durch die tolle Altstadt Kotors (sie wird nicht umsonst „Kleines Dubrovnik“ genannt!) und erklommen den Berg „St Ivan“ und hatten von der oben errichteten Festung einen super Blick über die Bucht Kotors.

Blick über die Bucht von Kotor

Später schauten wir, natürlich obligatorisch für den Silvesterabend, „Dinner for One“ via Youtube. Danach schlürften wir auf dem Hauptplatz Glühwein und hörten ein wenig der Beatles-Coverband zu (Twist and Shout!), die auf der Bühne spielte. Nach einem echt leckeren Essen warteten wir wieder auf dem Hauptplatz auf den Countdown und feierten schön in das neue Jahr rein!

Die Stadt Kotor wünscht frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 2016

 

Den ersten Tag im Jahr 2016 gingen wir dann ganz entspannt an, nach einem leckeren und späten Frühstück fuhren wir nach Budva, eine weitere schöne Stadt an der montenegrinischen Küste (jedoch kann sie, meiner Meinung nach, Kotor nicht das Wasser reichen!). Was aber sehr cool war, war das öffentliche und kostenlose Klassikkonzert mitten in der City – zum Beispiel wurde „Brindisi“ aus „La traviata“ von Giuseppe Verdi sehr gut dargeboten. Abends aßen wir in der Bucht von Kotor in dem niedlichen Städtchen Perast eeeeextrem leckere Muscheln und Meeresfrüchte – sollte sich jemand mal dorthin verirren (empfiehlt sich!), der- oder diejenige sollte dem Hotel & Restaurant Conte auf jeden Fall einen Besuch abstatten. 🙂

Weihnachtsmarktüberdachung in Shkodra

Verschlossene Tür vor Skënderbeus „Grab“ in Lezha

Am Samstag, den 2. Januar 2016 fuhren wir schon relativ zeitig los, da wir erfahrungsgemäß am längsten auf der ganzen Tour an der albanisch-montenegrinischen Grenze gewartet haben. Und tatsächlich, nach einer Stunde und 10 Minuten und nicht wirklich vielen Autos vor uns kamen die Grenzkontrollen 13 und 14, auch hier sind wir aber problemlos weiter gekommen. Nach einem kurzen Abstecher für einen Blick auf die Innenstadt Shkodras und einen Cappuccino machten wir ca. eine Stunde später noch mal kurz Pause in Lezha. Lezha liegt genau auf der Strecke zwischen Tirana und Shkodra und gilt als Stadt, in der der Nationalheld Skënderbeu begraben ist. Dieses „Grab“ wollten wir uns mal anschauen, es ist aber nicht wirklich spektakulär, da man nicht das Innere der Anlage betreten konnte und nur durch einen Spalt einen kleinen Ausschnitt sehen konnte.

Was man erkennen konnte…

Die komplette Strecke

So kamen wir gegen Nachmittag wieder in Tirana an und ich erlebte eine Premiere: die Läden waren fast alle geschlossen! Das habe ich wirklich noch nie erlebt, nicht mal an Feiertagen. Die Erklärung hierfür ist, dass, wie gesagt, der 31. Dezember bzw. der 1. Januar extrem wichtig in Albanien ist und sich deswegen auch mal ein Tag länger eine Auszeit genommen wird. Sei ihnen ja gegönnt, da hier fast alles wirklich sieben Tage die Woche von morgens bis abends geöffnet ist. 🙂

Am Sonntag setzte dann der Regen ein, der bis jetzt immer noch nicht aufgehört hat und wohl noch eine Weile anhalten wird…

Meine Eltern haben sich am Montag am frühen Morgen wieder auf den Rückweg Richtung Deutschland begeben und für mich sind die Ferien vorbei und ich bin wieder im Schulalltag angekommen.

Nächste Woche sind dann noch die mündlichen Prüfungen des DSD II, mal schauen wie das so ablaufen wird – ich bin gespannt!

 

Bis bald und gëzuar!

 

Sarah

Gëzuar 2016! (Bus in Tirana)

Reisen (Part II)

Damit ihr nicht das Gefühl habt, so viel auf einmal lesen zu müssen, habe ich im vorherigen Eintrag mal einen Cut gemacht, um mit neuem Elan den zweiten Teil meiner Schilderung weiterzuführen.

Weiter geht’s mit dem Beginn des Zwischenseminars am Montag (23.11.15):

Kirche in Sremski Karlovci

Gegen Mittag kamen wir (Freiwillige aus Slowenien, Montenegro und mit mir, Albanien) zu sechst also in Sremski Karlovci in Serbien an, einer sehr kleinen Stadt mit einem Haufen an alten Gebäuden und Kirchen. Den Weg zum Hostel „Ekološki centar “Radulovački”“ (den Namen und die korrekte Schreibweise habe ich mir natürlich gemerkt 😀 ) zeigten uns zwei freundliche Bauarbeiter, die wir eigentlich nur nach dem Weg fragen wollten, die uns aber einfach gleich bis zur Haustür führten – auch hier sind die Menschen sehr hilfsbereit! Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, folgte die „Reunion“ mit den anderen Freiwilligen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien, die ich größtenteils aber leider noch nicht kannte.

Zur Erklärung, weil ich über das Vorbereitungsseminar im September am Werbellinsee fast nichts geschrieben habe: dieses Jahr im September sind um die 240 Leute (die genaue Zahl habe ich leider nicht mehr im Kopf) über kulturweit in die ganze Welt entsandt worden. Demzufolge ist es so gut wie unmöglich, alle aktuellen Freiwilligen zu kennen!

Um dem Nicht-Kennen der Namen entgegen zu wirken, begannen wir mit einem Wurfspiel – das war gar nicht mal so easy, wie sich das womöglich anhört! 😀 Auch verteilten wir uns nach Einsatzstelle und –land im Raum und erzählten kurz, wie lang wir denn für die Anreise gebraucht haben. Guess what? Mit meinen 17 Stunden Busfahrt war ich doch diejenige, die die weiteste Anfahrt hatte (an dieser Stelle: Neid an Eva, Meike und Niklas, die, glaub ich, gerade mal eine Stunde gebraucht haben…). Später gab es noch so eine Art Ralley durch die City (okay, bis jetzt hören sich meine Schilderungen eher nach Schullandheim in der sechsten Klasse an – es war aber wirklich um Einiges lustiger!) um die Stadt ein wenig besser kennen zu lernen – blöderweise war es aber schon dunkel und wir sahen nicht wirklich viel.

Die Gang im „Social Center“ in Novi Sad

In den Tagen spielten wir jedoch nicht nur Spielchen, sondern reflektierten auch unsere bereits vergangene Zeit in unseren Einsatzstellen und Ländern, tauschten uns über unsere Erlebnisse aus und bekamen eine Menge Input für unsere restliche Zeit als Freiwillige. So setzten wir uns kritisch mit unserem Freiwilligendienst auseinander und hatten extrem spannende Workshops zu den Themen „Antiziganismus“ (also Diskriminierung von Sinti und Roma) und „Flucht“ – dort haben mich die Zahlen der Flüchtlinge echt aus den Socken gehauen! Auch hier habe ich leider keine Zahlen und Statistiken mehr im Kopf, sorry. Wir saßen aber nicht nur im Hostel und nahmen Informationen auf, sondern machten auch einen Ausflug nach Novi Sad, einer Stadt, die vielleicht 15 Minuten entfernt von Sremski Karlovci liegt. Wir bekamen von dem Aktivisten Miloš eine Stadtführung durch die Stadt und danach beantwortete er Fragen von den politisch aktiveren Mit-Freiwilligen in dem ziemlich außerhalb liegendem „Social Center“, einem ehemals besetztem Haus, welches leider nicht ganz durchgehend isoliert und dementsprechend nur schwer zu heizen war. Danach gönnten wir uns mal eine Abwechslung zu dem schweren und viel zu vielem Essen, das wir dreimal täglich in einem Restaurant in Sremski Karlovci bekamen, und aßen Pizza und andere gesunde Köstlichkeiten. 😀

Auch die Abende waren sehr lustig, vor allem durch diverse Spiele von Meike, geniale Fragen von Amelie und unserer Aufopferungsbereitschaft, mal „dem Balkan“ gerecht zu werden und ein bisschen was zu trinken. Keine Sorge, von dem berühmtberüchtigten Sliwowitz, vor dem ich vor meiner Ausreise mehrfach gewarnt wurde, ist nichts geflossen! 🙂 Meine Billardskills konnte ich auch eeeendlich mal wieder verbessern (tatsächlich habe ich ein Spiel gewonnen, lag aber nicht an meinen überragenden Fähigkeiten) und gewann zusammen mit einem der Hostelbesitzer, Vlada, das Tischkickertunier. 😀

Am Freitag war das Zwischenseminar dann auch schon rum, jedoch hatten fast alle sich in weiser Voraussicht für das Wochenende in einem Hostel in Novi Sad „angemeldet“ – nur von den beiden Teamern Amelie und Nenad, die ihre Sache wirklich gut gemacht haben, und von Lena, die leider schon eher zurückreisen musste, verabschiedeten wir uns am Freitagnachmittag. Die restliche Gang zog dann weiter nach Novi Sad, wo wir aber erstmal chillten und einfach in den Betten lagen und quatschten. Abends verschlug es uns aber dann doch raus um zu essen, zu sechst zogen wir danach noch weiter in einen Pub mit serbischer live Rockmusik mit stilechten Bandmitgliedern. Am Samstag dauerte es doch eine Weile, bis alle 14 Leute, die im Hostel übernachteten, in die Gänge kamen, so dass es schon 12 Uhr war, als wir uns auf den Weg machten, um die Festung Novi Sads zu erklimmen.

Blick auf Novi Sad von der Festung

Leider war das Wetter und dementsprechend die Sicht nicht so spitze – überhaupt war es doch um einiges kälter als bei mir in Albanien, ich lief die ganze Zeit mit Winterjacke, Mütze und Schal rum. Abends sind wir dann noch mal alle zusammen losgezogen in eine ziemlich gut besuchte Bar und verbrachten den letzten Abend gemeinsam. Am nächsten Tag ging es dann schon um kurz nach fünf (ja, morgens!) für Amelie, Jana und mich als erste der Truppe los. So verabschiedeten wir uns von der ganzen Rasselbande (Ann-Kathrin, Christina, Elias, Heidi, Johanna, Julia, Laura, Miriam, Niklas, Philipp und Svenja) und fuhren um 5.50 Uhr mit dem Bus zurück in die serbische Hauptstadt. Dort angekommen, verabschiedeten wir uns auch von Amelie, die eine Stunde früher als wir ihren Bus Richtung Slowenien nahm. Wir kauften dann erst unser Zugticket, was ich doch ein wenig riskant fand, sich in diesem Fall aber gelohnt hat: Plötzlich kosteten unsere zwei Tickets nicht mal mehr so viel, wie ein Einzelticket, als wir die Damen am Montag zuvor am Schalter gefragt hatten. Nun bestand nur noch das Problem: Wo fährt denn der Zug ab? Auf englische Fragen haben wir leider keine Auskunft erhalten (eigentlich sollte man doch erwarten, dass man am Bahnhof einer europäischen Hauptstadt an dem allgemeinen Infoschalter Englisch spricht, oder?) und so ließen wir unsere Frage einfach auf Serbisch aufschreiben und bekamen dann letztendlich doch unsere Antwort. 🙂

Besagter Zettel

Allgemein lässt sich sagen, dass die Zugfahrt doch um einiges angenehmer und bequemer war als die Hinfahrt im Bus. Die wunderbare Aussicht auf die verschneiten Landschaften Serbiens und Montenegros machten auch die zwischendurch seeehr langsamen Geschwindigkeiten wett!

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Die Bilder sind durch das (nicht wirklich saubere) Fenster des Zuges entstanden, habt also bitte Nachsicht, was die schlechte Qualität der Fotos angeht! 😀

So kann UIcinj übrigens bei schönem Wetter aussehen!

Trotzdem waren wir dann froh, als wir abends gegen 22.30 Uhr endlich bei Jana ankamen, uns schnell was zu essen machten und nach einer sehr kalten Dusche bald schliefen. Am nächsten Tag ging es dann jedoch stressig weiter, da wir auf dem Weg zum Busbahnhof irgendwie ein wenig die Zeit vertrödelt hatten und wir schließlich mit meinem Gepäck zum Busbahnhof rannten, um noch rechtzeitig ein Ticket für den Bus nach Shkodra um 10.50 Uhr zu bekommen und in ebendiesen Bus zu steigen. Aber Pustekuchen. Obwohl ich eigentlich noch rechtzeitig da war (ich habe extra auf die Uhr geschaut), bekam ich ein Ticket für den Bus danach, zwei Stunden später. Keine Ahnung weshalb. Aber im Vergleich zu einem englischsprechenden Mitreisenden nahm ich die ganze Reiseprozedur inklusive erneutem Grenzübertritt und Umsteigen in Shkodra in einen anderen Furgon nach Tirana dann doch schon sehr professionell und entspannt. Endlich war ich wieder auf vertrautem Gebiet: Albanien. 🙂 Ich hatte es ja schon irgendwie vermisst! Auf einmal konnte ich wieder die Schriftzüge am Straßenrand in meinem Kopf „richtig“ aussprechen – und nicht einfach auf scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Konsonantengebilde, die sich Serbisch nennen, blicken.

Die Fußgängerzone Shkodras nach dem Feiertags-Wochenende

Ich entdeckte auch Anzeichen darauf, dass am Wochenende (28. und 29. November) die Nationalfeiertage stattgefunden hatten, rot und schwarz waren noch ziemlich präsent im Straßenbild. 😀 Zuhause angekommen wechselte ich (zum Glück!) Winter- gegen Lederjacke und Stiefel gegen Vans und machte einen kleinen Rundgang durch mein Tirana, um zu checken, ob sich was in meiner Abwesenheit verändert hatte.

Und tatsächlich, die Hauptstadt ist, zu meiner großen Freude, weihnachtlicher geworden, am Skënderbej Platz und in meiner Straße wurden an den Bäumen Lichterketten angebracht – it’s beginning to look a lot like Christmas!

Sheshi Skënderbej – Weihnachtsedition

Xhamia e Et’hem Beut und der „Clocktower“

Improvisierter Adventskranz (Foto natürlich von heute, dem 2. Advent)

Passend dazu konnte ich dann auch endlich mein sehr leckeres Weihnachtspäckchen von meiner family auspacken und zündete die erste Kerze an meinem improvisierten Advents“kranz“ – bestehend aus vier Kerzen auf einem weißen Teller – an. Die Weihnachtszeit ist nach dem Sommer meine Lieblingszeit und ich versuche sie mir so schön wie möglich zu machen, jetzt, wo ich sie zum ersten Mal allein erlebe. Bei mir läuft zum Beispiel mindestens ein Weihnachtslied am Tag, meine Türchen am Adventskalender mache ich auch stets pünktlich auf und den obligatorischen Film „Home alone 1“ (also Kevin allein zu Haus) habe ich jetzt am Wochenende auch schon geschaut. 🙂

Weihnachtspäckchen aus Deutschland

Noch kurz zur vergangenen Schulwoche:

Am Mittwoch fand der erste Teil der DSD II-Prüfung statt, bei dem die Schüler entweder ein Deutschniveau von B2 oder C1 – bei Bestehen – erhalten können. Dieser erste Teil bestand aus den drei Kompetenzen Lesen, Hören und Schreiben, die mündliche Prüfung wird im Januar stattfinden. In dieser Prüfung muss es natürlich auch Aufsichten geben, sowohl in den Räumen als auch auf den Gängen – und als einer der Gangaufsichten war ICH eingeteilt. Strange irgendwie, vor gut einem Jahr war ich selbst einer dieser aufgeregten Schüler, die nicht wissen, was auf einen zukommt und jetzt stehe ich selbst ganz cool da, hab den ganzen Stress hinter mir und muss „nur“ aufpassen, dass niemand Unbefugtes in das Prüfungsgebiet kommt und dass es ruhig ist. Letzteres war gar nicht so leicht umzusetzen, da sich die albanisch-deutsche Abteilung im obersten Stock befindet und gefühlt jedes Geräusch im Treppenhaus widerhallt. 🙂 Trotzdem lief die Prüfung für die Schüler anscheinend doch ungestört ab und sie können sich nun auf ihre mündlichen Prüfungen vorbereiten.

Der erste Teil meines Projektes ist übrigens auch erfolgreich abgeschlossen: die erste Ausgabe meines Schülerzeitungsprojektes ist nun im Verkauf, ich plane mit den Schülern sogar schon die zweite! 🙂

Überschrift der ersten Ausgabe meines Schülerzeitungsprojektes

Bis bald und eine schöne Vorweihnachtszeit euch!

Sarah

PS: Es gibt eine wirklich gute 45-minütige Dokumentation auf YouTube über Albanien (hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=z7uFI7m2aTI), die, wie ich finde, wunderbar diesen Kontrast zwischen Arm und Reich, westlich und traditionell, Meer und Berge und so weiter zeigt. Von dem Gezeigten habe ich tatsächlich schon sehr viel gesehen, manches hat sich seitdem ziemlich verändert (zum Beispiel in Tirana), Einiges habe ich aber auch genauso erlebt und gesehen. Kann ich also nur empfehlen! 🙂

Reisen (Part I)

Wie bereits angekündigt, war ich in den vergangenen Wochen unterwegs, erst in Albanien und dann auf dem Balkan.

Vorletztes Wochenende waren Fize und ich in Shkodra, einer Stadt im Norden Albaniens. Dorthin brachen wir am Samstagmorgen auf und fuhren sehr komfortabel mit einem alten Mercedesbus (habe ich schon erwähnt, dass ein Mercedes hier DAS Statussymbol ist?) für gerade mal 300 Lek ca. zwei Stunden nach Shkodra. Dort angekommen, machten wir uns erstmal auf die Suche nach unserem Hotel, Google Maps sei Dank haben wir dieses dann doch relativ schnell gefunden.

Lustig ist, dass ich bemerkt habe, dass die Hotelchefin einen anderen Dialekt sprach und ich sie deshalb fast gar nicht verstanden habe. Klingt paradox, aber daran habe ich gemerkt, dass meine Sprachkenntnisse schon besser geworden sind. 😀 Fize hat mir dann erklärt, dass im Norden Albaniens der gleiche Dialekt wie beispielsweise im Kosovo gesprochen wird. Konkret heißt das, dass z.B. aus dem „a“ in einem Wort ein gesprochenes „o“ wird – aus Sarah wird „Sora“ und aus „mirupafshim“ (=auf Wiedersehen) wird „mirupofshim“. An dieser Stelle Grüße an meine Albanischlehrer in Deutschland, Jeton und Dardan, die leider nicht den Tirana-Dialekt sprechen. 😀

Nachdem wir also unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg, um die Innenstadt zu entdecken. Und ich muss sagen, Shkodra kann sich wirklich zeigen lassen! Neben der niedlichen und schönen Fußgängerzone mit tollen Cafés – von denen wir natürlich verständlicherweise einige austesteten – begeisterten uns die Große Moschee („Xhamia e Madhe“) und die Orthodoxe Kirche („Kisha Ortodokse“). Als Außenstehender hat man wirklich das Gefühl, dass die Religionen hier ganz friedlich und ohne Probleme nebeneinander existieren.

Kisha Ortodokse në Shkodër (Die Orthodoxe Kirche in Shkodra)

Blick auf die Fußgängerzone von einem netten Café, im Hintergrund die Xhamia e Madhe (Große Moschee)

Komischerweise war die Stadt für einen Samstagnachmittag aber ziemlich ausgestorben, nur die Cafés und einige kleine Läden waren geöffnet. Als wir uns dann durch die malerischen Gassen Shkodras bewegten, kamen wir an einer großen Menge schwarzgekleideten Männer vorbei, die in zwei Reihen aneinander vorbei gingen. Ich weiß, das ist jetzt nicht so super beschrieben, aber ich hoffe, ihr könnt es euch doch irgendwie vorstellen. Meine Vermutung ist, dass an diesem Tag das Begräbnis einer wichtigen orthodoxen Persönlichkeit der Stadt stattfand. Selbst wenn diese These nicht korrekt sein sollte, so war es doch echt ziemlich spannend, das zu sehen! Einige Kaffees und „Süße Stückle“ und leckeren Nudeln später, war der Tag dann auch rum und wir gingen reeeelativ früh ins Bett, da wir uns für den nächsten Tag eine Burgbesichtigung vornahmen.

Blick aus unserem Hotelfenster: So stellt man sich Albanien schon eher vor, oder?

Das soll der einzige Weg sein?

Das hieß für uns, dass der Hahn, der früh am Morgen krähte unser Wecker war (unser Hotel war ein wenig abseits und lag in einer Nachbarschaft, die man wahrscheinlich als typisch albanisch klassifizieren könnte) und wir schnell nach einem reichhaltigen Frühstück und einem großen Espresso (oh je, soweit ist es also mit dem Kaffeekonsum schon gekommen! 😀 ) aufbrachen und den Bus Richtung Burg suchten. Eigentlich gar nicht schwer, wenn man verstanden hat, dass es nur einen Bus pro Richtung gibt… Als wir dann am Fuße des Berges der Burg Rozafa angekommen waren, stand gleich die nächste Frage im Raum: „Wo ist der Weg hoch?“. Ein älterer Mann zeigte uns dann einen – hmmmm – sehr abenteuerlichen Weg, den wir natürlich, ohne das zu hinterfragen, nahmen. In Deutschland hätte ich bei diesem „Weg“ nur laut gelacht und gefragt, wo denn der richtige ist. In Albanien aber nicht. Wer weiß denn schon wie touristisch erschlossen das Gebiet um die Burg Rozafa ist? 😀 Wie sich dann kurze Zeit später rausstellte, gab es tatsächlich einen normalen und befestigten Weg, der gute Mann wollte uns nur eine Abkürzung hochschicken (auf dem Rückweg nahmen wir den Pfad vom Hinweg trotzdem nicht mehr…). Oben mussten wir dann nur die Hälfte des Eintritts zahlen, vielleicht weil der Ticketmann uns so nett fand oder weil wir nur zu zweit unterwegs waren? Auf jeden Fall hat sich der Aufstieg mehr als gelohnt, da wir von der Burg aus ein super Panorama über Shkodra und den Skutarisee (größter See der Balkanhalbinsel) hatten. Zu dem See haben wir dann auch noch eine kleine Wanderungen unternommen.

Hier ein paar Impressionen:

Nicht nur wir genossen die Aussicht…

Fize und ich auf der Kalaja e Rozafes (Burg Rozafa)

Die Aussicht von der Burg runter

Löcherreiche, nicht sehr stabil wirkende Brücke mit einheimischen Anglern

Der größte See der Balkanhalbinsel: der Skutarisee

Vergesst langweilige Haustiere wie Hund und Hase! Kauft euch doch zur Abwechslung mal einen Bären

Nachdem wir in der Innenstadt einen Mann gesehen haben, der einen ausgewachsenen Braunbären an einer Leine spazieren führte (waaaas?!), machten wir uns dann mit einem Furgon wieder auf den Rückweg nach Tirana, wo wir dann gegen späten Nachmittag endlich wohlbehalten wieder eintrafen.

Ich kann jetzt übrigens schon behaupten, dass ich (von Tirana aus gesehen) im Westen, Norden und Osten Albaniens war – der Süden wird also als nächstes in Angriff genommen.

In dieser Woche stellten wir dann auch endlich die erste Ausgabe unseres Schülerzeitungsprojektes „Ach sooo…!“ fertig und gaben die PDF-Datei in den Druck – es geht doch voran! 😀 Der Verkauf der fertigen Zeitung soll übrigens morgen schon beginnen.

Letzten Samstag ging es dann erneut auf Reisen, dieses Mal nach Mali i Zi. Sagt euch nichts? Vielleicht Crna Gora? Auch nicht? 😀 Na gut, dann ja aber bestimmt Montenegro! Von dort ging es dann am Sonntag weiter nach Serbien zum Zwischenseminar mit 16 weiteren Mit-Freiwilligen aus der Balkanregion, von wo ich erst diesen Montag wieder zurückkehrte.

Aber alles zu seiner Zeit…

Samstag, 4 Stunden Busfahrt: Tirana – Ulcinj (albanisch geschrieben Ulqin)

Morgens um 8.00 Uhr ging mein Bus von Tirana nach Ulcinj. So saß ich also da und war gespannt, was wohl die nächsten Tage bringen würden, ob die Grenzübergänge (ich hatte ja insgesamt vier vor mir) auch reibungslos klappen würden (vielleicht stimmt ja was nicht mit meiner Aufenthaltsgenehmigung?) und machte mir so meine Gedanken, als ich mitbekam, dass sich die Männer neben mir im Bus zunächst über Gjermania unterhielten und dann über Shtutgard (trauriger Weise wird Stuttgart tatsächlich so auf Albanisch geschrieben). Da muss man doch schon grinsen, wenn man irgendwo in Albanien sitzt und man seine (Fast-)Heimatstadt hört. Sooo abwegig war das dann aber doch nicht, denn wenig später erfuhr ich, dass mein Bus das Reiseziel Deutschland hatte und in Ulcinj nur einen Zwischenstopp machen sollte.

Kurz vor der albanisch-montenegrinischen Grenze sollten wir dann auf einmal den Bus mit all unserem Gepäck (bei mir ein prall gefüllter Rucksack und eine Reisetasche) verlassen und in einen anderen wechseln. Na gut, dann machen wir das halt. Als ich dann dem Busfahrer meine Tasche mit dem Hinweis geben wollte, dass ich ja gleich wieder nach der Grenze in Ulcinj aussteigen würde, hatte ich irgendwie eine Lawine losgetreten. Der Busfahrer gestikulierte nur und sagte mir irgendetwas auf Albanisch (leider reichten meine 53 Punkte im Shqip 1-Test nicht, um das zu verstehen…). Irgendwie ging es darum, dass der Bus eigentlich erst nach der Grenze in Ulcinj hätte gewechselt werden sollen oder so, und der Mann sah es nicht ein, für mich noch mal zu halten. Mit Englisch kam ich leider auch nicht so weit und ich begann schon fieberhaft zu überlegen, ob ich mir ein Taxi an die Grenze bestellen sollte, um auf eigene Faust nach Ulcinj zu fahren. Glücklicherweise fragte mich ein Mann dann, ob ich Deutsch sprechen würde (upps, natürlich, der Bus hatte ja das Ziel Deutschland…) und regelte dann die Angelegenheit für mich. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, nicht mit Englisch sondern mit Deutsch weiter zu kommen! 🙂 So konnte dann die Reise mehr oder minder entspannt weiter gehen, mit einer Stunde warten an der Grenze. Dort wurde mein Ticket eingesammelt, welches mir die Fahrt von Tirana nach Ulcinj bestätigte, und „neu“ geschrieben: Ich bin nun im Besitz eines Tickets von Prizren im Kosovo nach Minhen (soll München bedeuten), Kosten 900 €. Sehr nebulös das Ganze…

Wunderschöne Natur in Ulcinj

Wie gesagt, der Bus sollte jetzt nun eigentlich gar nicht mehr in Ulcinj halten und ich wurde einfach am Ortsausgang rausgelassen und nicht am Busbahnhof, wo ich mit Jana, der kulturweit-Freiwilligen, die in Ulcinj eingesetzt ist, verabredet war. Also versuchte ich sie erstmal vergeblich mit meiner albanischen Nummer zu erreichen, dann mit der deutschen. Irgendwas hat da nicht geklappt. Immerhin konnte ich ihr eine SMS schicken und ihr mitteilen, dass ich mich auf den Weg ins Zentrum machen würde (erneut: Google Maps sei Dank!!!). Glücklicherweise konnte sie mich aber anrufen und nach ein wenig hin- und herrennen und –telefonieren trafen wir uns dann auch eine Stunde später mitten in Ulcinj. Zusammen bestiegen wir dann einen der Berge Ulcinjs, um zu Janas Wohnung/Ferienappartement/Haus zu gelangen, wobei ich erstmals die wunderbare Aussicht auf das Meer auf Janas täglichem Schulweg bewundern konnte. Hab ich eigentlich erwähnt, dass es die ganze Zeit regnete und windete? So kamen wir also verschwitzt und durchnässt bei Jana an und ruhten uns erstmal aus. Später hörte der Regen glücklicherweise auf und ich bekam eine exklusive Ulcinj-Führung, angefangen bei einer wunderschönen Kirche in einem Olivenbaumhain über einen kleinen Strandabschnitt der mit „wilder Natur“ beschrieben werden kann bis hin zur befestigten Piratenaltstadt. Mittlerweise war der Wind so stark geworden, dass es mich einmal fast von einem Stein geweht hätte, auf den ich geklettert bin. 😀

Der kleine Strand in Ulcinj

Die alte Innenstadt Ulcinjs

Abends machten wir uns dann (sehr originell) Nudeln mit Tomatensoße und Pfefferminztee. Danach kam dann ein Stromausfall, die kenne ich ja aber auch schon aus Tirana. So schlief ich dann doch ziemlich schnell und lang am Sonntagmorgen. Gegen 13 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Busbahnhof (warum gibt es sowas eigentlich in einer 20.000 Einwohner-Stadt und nicht in Tirana?!) und nahmen den Bus in die Hauptstadt Montenegros, Podgorica.

Sonntag, 2 Stunden Busfahrt: Ulcinj – Podgorica

Gegen 16 Uhr kamen wir dann auch in Podgorica an und wurden von Dragana, einer Bekannten von Jana und Französischlehrerin in Podgorica, empfangen. Wie ihr Beruf schon zeigt, spricht sie seeehr gut Französisch – leider habe ich das nach der zehnten Klasse zugunsten von Spanisch abgewählt. Erstaunlicherweise konnte ich trotzdem fast alles verstehen, was sie uns beiden auf einer kleinen Sightseeing-Tour per Auto durch die Hauptstadt erzählte (bestimmt hat sie auch leichte Wörter benutzt und langsam gesprochen 😀 ) und nach ein bisschen Eingewöhnungszeit konnte ich sogar das Ein oder Andere auf Französisch ins Gespräch reingeben. Neben wirklich beeindruckenden Kirchen hat Podgorica jetzt nicht wirklich sooooo unglaublich viel zu bieten, trotzdem kann ich jetzt eine weitere Hauptstadt von meiner imaginären Liste abhaken. Und Dragana hat uns ihre Stadt auf eine wirklich schöne und herzliche Weise gezeigt, in den paar Stunden habe ich sie wirklich ins Herz geschlossen. 🙂


Die Kathedrale der Auferstehung von außen…

… und die Kathedrale von innen. Hier ist kein Fleckchen Wand weiß geblieben!

Neben der Kathedrale das Wahrzeichen Podgoricas: die Millennium-Brücke

Sonntag auf Montag, 10 Stunden Busfahrt: Podgorica – Belgrad

Um 20.45 Uhr ging es dann wieder zurück in den Bus, diesmal nach Serbien. Der Bus war krachvoll und wir hatten Glück, noch zwei Sitzplätze nebeneinander ergattern zu können. Zu unserem Pech saß ein Pärchen vor uns, das leider nicht ganz so die Anstandsvorstellungen von Jana und mir teilten und sich mit ihren Sitzlehnen gaaaaanz weit nach hinten lehnten. Irgendwie waren die Sitze in dem Bus falsch konzipiert, sodass es scheinbar kein Limit gab, wie weit die Lehnen nach hinten geschoben werden konnten. Auch nachdem ich den Mann darauf hingewiesen habe, dass ich „space to breathe“ brauche und er seinen Sitz einen halben Zentimeter nach vorne stellte, war nicht wirklich viel Platz für uns beide. Auch, weil hinter mir ein alter Mann saß und selbst viel Platz benötigte. Meine Güte, waren wir da solidarisch! Jedenfalls waren wir bei jeder Rast froh, dass wir raus gehen und uns die Beine vertreten konnten, auch wenn es extrem kalt war. Am Montagmorgen erreichten wir dann nach höchstens 1 ½ Stunden Schlaf Belgrad gegen 7 Uhr. Schnell wechselten wir unsere Euros (in Montenegro ist das übrigens auch die normale Währung?) in serbische Dinar und tranken zur Stärkung erst mal einen Cappuccino. Um neun Uhr waren wir mit den vier Freiwilligen aus Slowenien am Busbahnhof verabredet, so machten wir uns noch „kurz“ auf den Weg, um einen kleinen Eindruck von Belgrad zu bekommen. Diese Mission ist leider ein wenig schief gelaufen, trotzdem haben wir es noch on time zurück geschafft. Blöderweise gibt es in Belgrad zwei Busbahnhöfe, an dem einen standen wir, an dem anderen waren Amelie, Johanna, Lena und Miriam. Nach kurzer Absprache via Handy machten wir einen neuen Treffpunkt aus und frühstückten dann gemeinsam, nachdem wir uns gefunden hatten.

Bahnhof Београд (Belgrad)

Montag, 1 Stunde Busfahrt: Belgrad – Sremski Karlovci

Zu sechst brachen wir dann zur letzten Etappe unserer Hinreise auf und fuhren mit einem Reisebus ca. eine Stunde bis zum kleinen Örtchen Sremski Karlovci, wo unser Zwischenseminar stattfand. Auf der Fahrt konnten wir uns über viele lustige Dinge, die uns in den letzten Monaten passiert sind, austauschen und wurden schon mal auf das Seminar eingestimmt.


Nach insgesamt 17 (!) Stunden Busfahrt (verteilt auf drei Tage) war ich dann also endlich in unserem Hostel angekommen, die Woche konnte beginnen!

Im zweiten Teil werde ich dann ausführlicher auf unser super cooles Zwischenseminar eingehen. Aber ich denke, jetzt ist erstmal Pause angesagt. 😀

 

Dies war der erste Streich. Der Zweite folgt sogleich.

Oder eben hoffentlich sehr bald…!

 

Mirupofshim

Sora ( 😀 )