Kukeri & Surva

Schon von weitem hört man das Scheppern vieler Glocken. Männer in traditionellen Kukeri-Kostümen springen auf der Stelle, damit die vielen Glocken, die sie um die Hüfte gebunden haben, laute Töne von sich geben. In der Hand halten sie Fackeln. Das Licht des Feuers lässt die Masken noch Furcht einflößender aussehen.

Dieses Wochenende findet in Pernik das Surva Festival statt. Das »International Festival of the Masquerade Games« zeigt traditionelle Masken, Kostüme und Bräuche der Kukeri und Survakari. Die Maskeraden-Rituale werden in der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern von unverheirateten bulgarischen Männern vollzogen. Um Neujahr herum werden sie als Survakari bezeichnet. Teilnehmer vor Ostern als Kukeri. Die Rituale präsentieren den Wunsch nach einer guten Ernte, Gesundheit und Fruchtbarkeit. Sie vertreiben böse Geister und bereiten auf einen Neuanfang vor.

Alte Stadtmauern & Mosaike

Letztes Wochenende war ich in dem Museum unter der St. Sophia Basilika. Die Basilika wurde im 4. Jahrhundert nach Chr. gebaut und ist eine der ältesten Kirchen Europas. Nach ihr wurde auch die Stadt benannt. In dem unterirdischen Museum kann man alte Stadtmauern sehen, die aus der Zeit stammen, als die Stadt noch Сердика (Serdika) genannt wurde. Außerdem gibt es alte Mosaike zu betrachten.

Ich finde es immer sehr beeindruckend, faszinierend und auch ein bisschen unvorstellbar, über wie viele Jahre sich solche Gemäuer gehalten haben. Besonders gut haben mir die Mosaike gefallen.

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Gedanken zum neuen Jahr

Die ersten Arbeitstage des neuen Jahres liegen hinter mir und ich muss sagen, dass ich ganz froh darüber bin, wieder eine geregelte Tagesstruktur zu haben. Ich fühle mich wieder produktiver und lebendiger.

Die elf Tage Weihnachtsschließung kamen mir vor wie eine nicht endende Ewigkeit. Überall habe ich von all jenen gelesen, die über Weihnachten zu ihren Familien geflogen sind und was für eine schöne Zeit sie haben. Da habe ich mich schon oft gefragt, ob ich es nicht bereue, hier geblieben zu sein, doch über diese Frage nachzudenken führte auch zu keinem Ergebnis. Nachdenken war während der Zeit eh mein größtes Problem. Zu viele Gedanken über die Zukunft und das Leben.

Es wird immer gesagt: Wenn es dir nicht gut geht, dann tu dir etwas Gutes, höre deine Lieblingsmusik, iss dein Lieblingsessen, mach etwas, was dir Freude bereitet. Das ist für mich aber gar nicht so einfach – erst recht nicht, wenn es mir nicht gut geht. Wenigstens an Silvester hat das aber ganz gut geklappt. Während andere mit ihren Freunden oder der Familie gefeiert haben, habe ich mich mit meinem Lieblingsessen und einem Buch in mein Bett verschanzt und versucht, nicht bei jedem Böller vor Schreck einen Herzstillstand zu bekommen.

Wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke, dann würde ich sagen, dass es bisher – abgesehen von den ersten Monaten – mein Lieblingsjahr war. Das lag vor allem an den vielen Tanzprojekten, an denen ich teilgenommen habe und den vielen schönen Momenten auf der Bühne, die mir immer viel Kraft geben. Das neue Jahr wird anders. Ein Jahr ohne Auftritte. Ein Jahr, in dem ich mir andere Dinge suchen muss, die mich erfüllen. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich die nicht finden werde – weit entfernt von zuhause und den Menschen, die mir lieb sind.

Was ich im vergangenem Jahr aber auf jeden Fall gelernt habe ist, dass man schöne Erlebnisse nicht planen kann; dass sich immer wieder Möglichkeiten ergeben, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte. Somit ist mein einziger Vorsatz für das neue Jahr, mich mehr von meinem Herzen treiben zu lassen. Denn das führt mich (hoffentlich) zu dem ein oder anderen schönen Moment.

In dem Sinne: Frohes neues Jahr! ?

Einsame Weihnachten

Für mich war es das zweite mal, dass ich an Weihnachten nicht bei meiner Familie war. Als ich vor zwei Jahren ein Auslandssemester in Litauen gemacht habe, bin ich auch dort in Vilnius geblieben. Es war irgendwie traurig und ich habe mich sehr einsam gefühlt, deshalb habe ich versucht mich in diesem Jahr auf die schweren Gefühle vorzubereiten und mir schöne Kleinigkeiten vorzunehmen für die ich mir sonst vielleicht nicht die Zeit nehme.

So habe ich den Vormittag also damit verbracht Plätzchen zu backen und im Laufe des Tages die meisten davon schon aufzuessen. Mittags habe ich dann mit meiner Familie geskyped und den restlichen Tag damit verbracht „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zu schauen und über meine Zukunftspläne nachzudenken, was leider meistens keine so gute Idee ist, weil es nie zu einem Ergebnis führt und die Zweifel und Ängste nur verstärkt.

Als es draußen dunkel wurde, fing es so doll an zu stürmen und zu schütten als würde die Welt gleich untergehen. Ich habe mich dann in mein Bett gelegt und eins der zehn Bücher gelesen, die ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen habe. Zehn waren vielleicht etwas übertrieben, aber es ist ganz schön eine Auswahl zu haben und immerhin habe ich gestern früh das dritte Buch angefangen.

Am Abend habe ich mich dann noch mit dem deutschen Praktikanten vom Institut getroffen, der über die Feiertage auch hier geblieben ist. Es war irgendwie beruhigend, draußen durch die leeren Straßen zu spazieren. Kein Mensch unterwegs. Keine Autos. Kein Lärm. Nur Stille.

Basteln & Weihnachtsfeier

Die letzte Arbeitswoche für dieses Jahr war sehr ruhig und hat mir geholfen, wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. ? Am Mittwoch gab es einen Bastelnachmittag für Flüchtlingskinder. Ich habe einen Engel gebastelt und eine der Institutsweihnachtskarten verschönert. Das beides schmückt jetzt die Fensterbank in meinem Zimmer.

Am Donnerstag war dann die Weihnachtsfeier bei uns im Institut. Wir Freiwilligen waren für das Wichteln zuständig. Für das Buffet habe ich einen Tannenbaum aus Blätterteig und Schokolade gebacken. Die Weihnachtsfeier war sehr nett und als Überraschung gab es zu Beginn ein kurzes Konzert eines bulgarischen Streich-Duos. ?

Ich wünsche allen wunderschöne Weihnachtstage! ?✨

Buchmesse & Literaturfestival

Als ich Anfang des Jahres mein Vorstellungsgespräch mit dem Goethe-Institut hier in Bulgarien hatte, wurde mir von der Sofioter Buchmesse als das größte Freiwilligenprojekt für diese Stelle erzählt, bei dem die Frankfurter Buchmesse mit einem Stand kommen wird. Ich war sehr begeistert und dadurch auch etwas enttäuscht, als ich dann einige Monate später die E-Mail bekommen habe, dass ich doch nicht in die Bibliothek komme, sondern in die Sprachabteilung/BKD. Im Endeffekt hatte ich jetzt aber das Glück im Social-Media-Team zu sein und habe die letzten sechs Tage auch vor allem hier auf der Buchmesse bzw. dem Literaturfestival verbracht. Das Literaturfestival stand in diesem Jahr unter dem Motto „Vier Länder, eine Sprache“. Es waren Gäste aus allen vier deutschsprachigen Ländern eingeladen, die Gespräche mit bulgarischen Autoren geführt haben. Die deutschsprachigen Autoren waren Sabine Bockmühl, Sherko Fatah, Iliya Trojanov, Marion Poschmann, Jonas Lüscher, Robert Menasse, Christoph Hein und Ferdinand Schmatz.

Der bulgarische Autor Georgi Gospodinov im Gespräch mit Iliya Trojanov.

Außerdem waren die Kinderbuchautorinnen Dagmar Geißler und Katja Alves da. Bei dem Gespräch mit Katja Alves sind etwa 150 Schulkinder gekommen, die der Autorin ganz viele Fragen gestellt haben. Danach habe ich Katja Alves noch mit zu einer Schule begleitet, wo sie für eine dritte Klasse eine Lesung gegeben hat.

Wie meine Aufgaben während der letzten Tage aussahen: Morgens haben wir uns in dem schönen Literaturcafé zur Social-Media-Besprechung getroffen. Manchmal war ich echt überrascht, wie viel Zeit es in Anspruch nimmt, um alle Posts für den aktuellen Tag zu planen. Ich war vor allem für Instagram zuständig und für Live-Fotos für Facebook und Twitter.

Außerdem war ich zwei mal als Standhilfe eingeteilt, doch dabei konnte man nicht so wirklich hilfreich sein. Als richtige Standhilfen waren bulgarische Germanistik-Studenten eingeteilt und wir waren nur zusätzlich noch dort. Ohne Bulgarisch sprechen zu können, konnte man nur sehr wenigen Menschen ihre Fragen beantworten.

Am Samstag Abend hatte ich das Glück und durfte mit zum gemeinsamen Abendessen gehen. Die Autoren, die dabei waren, waren Christoph Hein, Ferdinand Schmatz und Katja Alves mit ihrem Ehemann. Es war sehr interessant, deren Gesprächen zu lauschen. Als sie anfingen, über den Beruf des Bildhauers zu sprechen, habe ich mich in der Zeit zurück versetzt gefühlt und ich hatte den Gedanken:  So muss es gewesen sein als die Schriftsteller sich früher getroffen, Wein getrunken und über politische und geschichtliche Themen gesprochen haben.

Allgemein hat mir die Woche sehr gut gefallen – auch wenn ich merke, dass mir zum Ende hin ein bisschen die Energie ausgegangen ist, denn jeden Tag mindestens zehn Stunden irgendwie präsent zu sein ist doch sehr anstrengend. Was ich ein bisschen schade fand war, dass die eine Frau von der Frankfurter Buchmesse mich hat spüren lassen, dass ich (vor allem bei dem Abendessen) ihrer Meinung nach nichts zu suchen hatte. Deshalb war ich ganz froh, dass sie schon heute früh abgereist ist, sodass es ein netter letzter Tag war.

Mappen packen & Nett lächeln

Es war eine sehr aufregende Woche – am Mittwoch und Donnerstag fand eine Bildungskonferenz vom Goethe-Institut statt, bei der ich ein bisschen mitgeholfen habe. Im Vorfeld habe ich Dolmetscherinnen und Fotografen angefragt und für die Referent*innen und Gäste aus Deutschland, Griechenland, Rumänien und der Türkei Gästeinfos erstellt und Flüge gebucht.

Am Montag habe ich dann gefühlt tausend Seiten Handouts ausgedruckt und angefangen für all die knapp 100 Gäste personalisierte Programme sowohl auf Deutsch als auch auf Bulgarisch auszudrucken und die Konferenzmappen zu befüllen.

Nachdem ich am Dienstag Abend freudig die letzte Mappe gepackt hatte, hieß es dann am Mittwoch – wie sollte es auch anders sein – dass die Teilnahmebestätigung auch noch mit in die Mappen rein soll. Also musste ich vor Ort noch mal jede Mappe in die Hand nehmen und wurde zum Glück noch rechtzeitig kurz vor Beginn der Registrierung fertig. Während der Registrierung stand ich neben dem Registrierungstisch für Fragen bereit und konnte die Gäste, mit denen ich zuvor per E-Mail Kontakt hatte, persönlich kennenlernen. Davor hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst, weil Smalltalk und soziale Situationen ja nicht gerade meine Stärken sind, aber vor Ort in der Situation war es dann doch viel einfacher als zuvor gedacht.

Der Raum, in dem der erste Konferenztag seinen Ausklang fand, hat mir sehr gut gefallen. All die alten Geräte. Ein Globus. Alte Singer-Nähmaschinentische. Das mag ich sehr.

Für den zweiten Konferenztag ging es für uns dann in den Stadtteil Студентски град. In die elfte Etage eines Hotels – mit einem wundervollen Ausblick. An dem konnte ich mich den ganzen Tag lang erfreuen!

Bevor die Workshops anfingen haben wir die Räume mit den gewünschten Materialien ausgestattet, einen Stapel Kopien getackert und die letzten Konferenzmappen verteilt. In der Mittagspause haben wir uns schnell noch einen Nachtischteller gesichert, bevor wir die Poster für die Workshopauswertung vorbereitet und aufgehängt haben.

Ich bin mit einem guten Gefühl aus dem Projekt Konferenz gegangen. Das hatte drei Gründe:
1. Die Albträume, die mich im voraus heimgesucht haben (z.B. dass die Referenten alle nicht kommen können, weil ich die Flugdaten verwechselt habe), haben sich nicht bestätigt. Und auch die Ängste in Bezug auf Smalltalk haben sich nicht bestätigt.
2. Die Menschen, mit denen ich Kontakt hatte, waren alle sehr nett und es war ein schönes Gefühl, dankende Worte für die gute Betreuung zu erhalten.
3. Die Zusammenarbeit mit unserer Projektmitarbeiterin Boyana war einfach wundervoll (lustig). So viel wie in der letzten Woche, habe ich schon lange nicht mehr gelacht.

Zwischenseminar in Bankya

Nun ist schon wieder eine Arbeitswoche nach dem Zwischenseminar vergangen und es fühlt sich an, als wäre es schon ewig her. Das Zwischenseminar für die Freiwilligen in Bulgarien und Rumänien fand in Bankya (Bulgarien) statt. Da der Ort nicht weit entfernt von Sofia liegt, hatte ich eine kurze Anreise und konnte den Morgen noch nutzen, um im Schnee spazieren zu gehen. Mittags trafen wir uns dann an einer Metrostation, um gemeinsam mit dem Bus in den Kurort Bankya zu fahren.

Dort angekommen hatten wir noch etwas Freizeit, die wir genutzt haben, um uns ein bisschen im Ort umzuschauen. Ich habe auch einige Fotos gemacht, die man im vorherigen Beitrag findet.

Am Nachmittag hatten wir dann die erste Seminareinheit. Da ging es vor allem ums Kennenlernen, weil wir hier jetzt nicht mit unserer Homezone vom Vorbereitungsseminar zusammen waren. In den anderen Tagen wurden die Themen Einsatzstelle, Privates Wohlbefinden, Projekte und regionsspezifische Themen angeschnitten. Geprägt von den vielen Inputs und dem tiefen Eintauchen in Themen  war man jetzt vielleicht etwas enttäuscht.

An dem Mittwoch ging es dann für einen Tagesausflug nach Sofia. Für uns, die wir eh schon in Sofia wohnen, nicht so spannend. Wir sollten eigentlich noch einen Gründer von einer NGO treffen, aber durch Missverständnisse ist er leider nicht gekommen, was für uns bedeutete, dass wir noch mehr Freizeit hatten, um uns Sofia anzuschauen. Ich kann an einer Hand die Tage abzählen, an denen es hier geregnet hat, seitdem ich da bin, aber natürlich hat es genau an diesem Tag die ganze Zeit wie aus Eimern geschüttet. Ich habe die Freizeit dann damit verbracht mich in ein Café zu setzen und zu lesen. Später haben wir uns noch mit einer Doktorandin getroffen, die uns etwas über das osmanische Sofia erzählt hat. Wetterbedingt war auch das in einem Café und sie hat uns Fotos von den Bauwerken gezeigt, die wir bei besserem Wetter in echt besichtigt hätten. Aber es war sehr nett und interessant und in das Café werde ich sicherlich noch häufiger mal gehen.

Wenn ich mich an das Vorbereitungsseminar zurückerinnere und an all die Ängste, die ich dadurch auch vor dem Zwischenseminar hatte, würde ich sagen, dass ich mich ganz gut geschlagen habe. Wenn es sich nicht vermeiden ließ, habe ich sogar in der großen Runde etwas gesagt – da bin ich jetzt noch überrascht von mir.

Insgesamt bin ich aber mit eher negativen Gefühlen nach dem Seminar nach Hause gekommen. Es war erschreckend, wie lang meine Liste wurde, was mir alles schwer im Magen liegt. Und auch das Gefühl, dass sich meine eigenen Ziele und Erwartungen über die Zeit hier von denen der anderen unterscheiden und vor allem das Gefühl, dass sie deshalb falsch sind und ich hier gar nicht hingehöre. Ganz gut tat da ein persönliches Gespräch mit den beiden Trainerinnen. Ich wusste vorher zwar nicht genau, was ich eigentlich sagen möchte, aber da es wohl für die restlichen 9 Monate die letzte Möglichkeit ist, mit jemandem offen und face-to-face sprechen zu können, wollte ich das auch wahrnehmen. Und es tat gut. Manchmal muss man Dinge, die man eigentlich weiß, noch mal von außen hören, um sie wieder ein bisschen besser annehmen und verinnerlichen zu können. Ich bin also mit vielen hilfreichen Gedanken aus dem Gespräch gegangen, die ich mir danach fleißig aufgeschrieben habe, um mich in den nächsten Monaten auch wieder daran erinnern zu können.