Voll der Müll!

Es ist mal wieder Monatsanfang, aber die Story vom Anstehen am Geldautomat usw. wiederholt sich langsam, also fass ich mich kurz: Same Precedure as every year, oder so! =)
Daran hab ich mich schon gewöhnt. Aber es gibt andere Neuigkeiten. Und zwar habe ich am Wochenende mal wieder meinen Foto in Buenos Aires dabei gehabt und ein bisschen rumfotografiert. Am Samstag hab ich ja immer an der UBA (Universidad de Buenos Aires) meinen Portugiesisch-Kurs (Daumen hoch!!! Nur Samba tanzen kann ich noch nicht ;))…Hier eine kleine Kostprobe, was wir so in Portugiesisch machen bzw. wie wir lernen: http://www.youtube.com/watch?v=czDA0EH0Q4A&feature=youtu.be

Und nachmittags spazier ich dann immer durch die Gegend und schau mir was an. Dieses Mal war ich am Überlegen, ob ich mir an der Reserva Ecólogica am Río de la Plata (von der hatte ich am Anfang schon mal geschrieben, als wir nen Sonntagsausflug dahin gemacht haben) ein Radl ausleihen soll und bissl rumfahr. Hab ich dann aber nicht gemacht. Hatte mehr Lust, einfach ein bisschen zu fotografieren… und zwar die tausend Gegensätze, die diese Stadt ausmachen: alt-neu, jung-alt, schön-hässlich, toll-traurig, groß-klein,…

Hier also einfach ein paar Fotos.

Blick auf die Reserva

A Vogerl

Da hinten liegt La Boca

Der schiefe Blick

Imbiss-Buden gibt´s wie Sand am Meer

Hoch hinaus...

A anders Vogerl

An der Promenade sitzen und irgendwas mit FLEISCH essen =)

A schattigs Platzerl

achja, einkaufen...

Die Orangen angefahren?

Autos I

Schnell noch was essen...

Autos II

wie gesagt: Sand/Meer und sooo

Der is doch noch grün hinter den Ohren

Wenn der Benz bremst, brennt das Benz-Bremslicht.

Und mit Fotos mach ich auch weiter. Nämlich mit einem Nachtrag zu den Fotos aus Moreno, von denen es ja letzte Woche schon mal ein paar gab. Das soll dann gleichzeitig Überleitung zum eigentlichen Grund sein, warum ich schreibe: Moreno und meine Schule…

Auf meinem Weg zur Schule

Beide brummen...

Noch ein Haus

Hier ist der Gehweg befestigt. Da, wo ich wohne, nicht.

Bunter Herbst

Wenn er noch ein bisschen zunimmt...

Ich hatte ja neulich einen ziemlichen Durchhänger. Da hab ich ja von der Müllsituation hier geschrieben und meine Gedanken dazu geäußert.
Da will ich jetzt was anfügen, denn die letzten Tage sind wir mit unserem Müllprojekt in der Schule doch ein bisschen vorangekommen und ich hab vieles gelernt, was ich hier nicht verschweigen will… So muss man das, was ich in dem Artikel meines Tiefs geschrieben habe, vielleicht nochmal in einem andern Licht sehen.

Mit einer Lehrerin, der das Thema Müll und Umwelterziehung auch am Herzen liegt, habe ich ein Interview mit den Putzfrauen („porteras„) der Schule geführt. Hintergrund: Wir hatten mit den verschiedenen Parteien an der Schule (Schüler, Lehrer, Rektoren, Eltern und Reinigungspersonal) eine Umfrage gemacht und sie zu ihrer Meinung und ihrem Wissen zum Thema Müll befragt, um mehr oder weniger eine Ahnung zu haben, was der aktuelle Stand ist und wo wir ansetzen können.

Die Putzfrauen hatten die Fragen so beantwortet, dass sie uns nicht weiterhalfen, weil sie alle voneinander abgeschrieben hatten und wir so im Endeffekt eine einzige Meinung hatten. Daher haben wir beschlossen, direkt mit ihnen zu reden. Sie sind immerhin diejenigen, die am meisten vom Müll, der in der Schule produziert wird, wissen.
In diesem Gespräch ist herausgekommen, dass das wichtigste Problem, das wir lösen müssen, gar nicht direkt in der Schule ist, sondern draußen. Und deswegen schreibe ich hier auch drüber: Die Putzfrauen bringen abends, wenn die Schule rum ist, die Müllsäcke raus, weil die Müllabfuhr – wenn sie kommt – nachts kommt.

Jetzt gibt es aber Leute, die mit Müll ihr Geld verdienen. Das heißt, diese Menschen kommen dann und leeren die Säcke aus, um im Müll nach Plastikflaschen, nach weißem Papier (ist viel mehr wert als Zeitungspapier) oder was auch immer, zu suchen. Manche haben auch schlicht Hunger. In einer Schulkantine landet halt schon mal ein halbes Sandwich oder eine halbe Flasche Cola im Müll. Andere wiederum wollen einfach nur die großen schwarzen Müllsäcke haben… Diese Menschen warten abends – so die Putzfrauen – teils schon darauf, dass die Müllsäcke auf die Straße gelegt werden, damit sie sie durchsuchen können.

Und am nächsten Morgen schaut es dann vor Schule aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Das heißt: Alles nochmal zusammenkehren, in Säcke packen, damit der Eingang wieder sauber ist. Das ist sehr undankbar. Aber was sollen die Putzfrauen machen? Sie können die Müllsäcke ja nicht in der Schule stapeln…

Und jetzt kommt das, was ich eigentlich sagen will: Bei uns an der Schule gibt es jemanden, der den Müll, der über Nacht in der Gegend verteilt wurde, wieder einsammelt. Aber an den meisten anderen Orten, wo der Müll auch durchsucht wird, macht das keiner. Und genau deswegen liegt so viel rum…

Wie wir das Ganze an der Schule lösen? Das kommt auf. Wir wollen ja die Mülltrennung einführen und bemühen uns gerade darum, Unternehmen zu finden, die den Müll getrennt abholen können. Momentan landet alles in einem Sack, alles gemischt. Wie auch immer, es wird nicht einfach. Am Donnerstag haben wir jetzt mal Termin bei so einer Firma hier in der Nähe. Mal schauen, welche Art Müll die uns abnehmen würden. Hoffentlich können die morgens kommen, so dass man den Müll vom Vortag direkt rausbringen kann und die porteras nicht immer doppelte Arbeit haben. Allerdings ist das Ganze ein höchst komplexes Thema, denn man muss ja auch bedenken, dass manche Menschen (die sog. „cartoneros“, die oft mit einem Pferd und einem kleinen Anhänger unterwegs sind) auf den Müll angewiesen sind. All das sollte man auch nicht vergessen.

Am Donnerstag kann ich leider nicht dabei sein, denn mein kulturweit-Zwischenseminar geht ja schon am kommenden Mittwoch an. Aber ich bleib am Ball. Zum Zwischenseminar muss ich übrigens nach Villa General Belgrano, sowas wie Little Germany/Austria/Switzerland. Aber dazu dann ein anderes Mal!

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tage wie dieser sind nicht für Blogeinträge gemacht. Warum ich trotzdem einen schreibe?
Ich hab ein dringendes Mitteilungsbedürfnis, kein Mensch ist in Skype und mit der Wand reden ist irgendwie auch komisch. Außerdem soll das hier ja auch kein Blog voller aufgehübschter Erzählungen und Reiseberichte werden. Ein möglichst authentisches Bild von meiner Zeit hier entsteht erst aus der Summe einer Vielzahl unterschiedlicher Erlebnisse und Eindrücke. Dazu gehören auch die weniger tollen.

Heute also der Durchhänger.

An Tagen wie diesem sieht man die Dinge in anderem Licht. Was an guten Tagen, wenn ich selbst glücklich und zufrieden bin, wie die Leichtigkeit und die Unbekümmertheit des Lebens wirkt, kann mir an anderen Tagen, an denen ich mich irgendwie neutral fühle, wie Machtlosigkeit und Bescheidenheit vorkommen. An miesen Tagen, an denen mich alles einfach nur nervt, kommt es mir wie pure Gleichgültigkeit und noch irgendetwas anderes, das ich nicht definieren kann, vor.

Manchmal denke ich, es ist so schön und bewundernswert, so unbekümmert zu sein, das Leben leicht zu nehmen, sich nicht so viele Sorgen um Kleinigkeiten zu machen und vor allem im Hier und Jetzt zu leben. Manchmal denke ich, dass viele Menschen sich wohl teilweise machtlos fühlen und daher mit dem zufrieden sind, was sie haben. Manchmal aber kommt es mir so vor, wie wenn sich alle einfach nur in einem Sud aus Gleichgültigkeit, Abgeschlagenheit, Faulheit und Desinteresse an allem und der Welt treiben lassen. Ich weiß, das klingt böse, aber ich verstehe Manches einfach nicht.

Der "Gehweg" auf meinem täglichen Weg zur Bushaltestelle

Auf dem gleichen "Gehweg", 100 Meter von meinem Haus entfernt. Hier gehen täglich zig Menschen vorbei. Nebenan spielen kleine Kinder. Mein bisher grausigster Anblick: Eine stinkende Hunde-Leiche, die von anderen Straßenhunden gefressen wird. Aber auch dieser Anblick gehört zur Realität.

Wieso werfen die Menschen ihren Müll weg, wo sie stehen und gehen?

Wieso scheint es so vielen schlicht EGAL zu sein, dass es rund um sie herum dreckig ist und stinkt?

Da kommt keiner und räumt auf! Das Naherholungsgebiet hier in der Nähe heißt Grünstreifen an der Autobahn. Da herrscht vor allem am Sonntagnachmittag reges Treiben: Picknick, Fußball spielen, Radfahren, Drachen steigen lassen, was man halt am Sonntagnachmittag so macht – und alles inmitten vom Müll. Wenn ich an einem Ort sein möchte, wieso passe ich dann nicht auf ihn auf? Wieso lerne ich meinem Kind nicht, dass man Müll nicht einfach wegschmeißt, sondern lache es an und gebe ihm auch noch meinen Müll, damit es ihn aus dem Fenster werfen kann?

Weil ich es selbst nie gelernt habe?

Ist das wirklich ein Argument? Wenn der Mensch nie mehr gelernt hätte als die jeweilige Elterngeneration von ihren Eltern vermittelt bekommen hat, wären wir dann da, wo wir heute sind?

Oder wären wir noch in der Steinzeit?

Die Konstruktion der hiesigen "Mülltonnen", der Wind und die hungrigen Straßenhunde, die immer auf der Suche nach etwas Essbarem sind und deswegen die Müllsäcke aufreißen, tun ihr Übriges, dass überall Müll verstreut liegt.

Das Ergebnis sieht dann so aus.

Das Thema Müll beschäftigt mich. Deswegen mache ich an meiner Schule bei dem Projekt Usá la Basura, das wir zusammen mit der Stiftung Manos Verdes aus Buenos Aires aufziehen wollen, mit. Ziel ist es, den Müll in unserer Schule zu trennen und die Umwelterziehung als festen Bestandteil in die Lehrpläne zu integrieren. Wir stehen noch ganz am Anfang, haben erst im März angefangen, aber es liegt mir echt am Herzen. Dazu habe ich auch im kulturweit-Newsletter einen kleinen Beitrag geschrieben… Hoffentlich geht da was!

PS: Ich habe doch länger überlegt, ob ich diesen Artikel veröffentlichen kann. Am Ende habe ich mich dafür entschieden. Da dieser Beitrag ja doch recht persönlich und emotionsgeladen ist, zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Es geht um MEINE Erlebnisse, in Moreno (ARG), die ICH gerade (April/Mai 2012) in MEINER Gastfamilie und in MEINEM Alltag mache. Es geht nicht um Verallgemeinerungen a là die Argentnier-die Deutschen. Es geht lediglich darum, dass manche Sachen, die ich erlebe und beobachte, nicht mit meinem Grundverständnis übereinstimmen. Ich will hier niemanden angreifen. Ich schildere aus MEINER Perspektive – auch ein Stück weit, um das Ganze ein bisschen zu verdauen.

Nur, damit das mal klar ist…

… Die schnellste Art und Weise, Müll loszuwerden, ist, ihn einfach zu verbrennen. Leider stinkt das ein bisschen sehr. Zarte Lüngchen wie meine reagieren sofort auf den unverkennbaren, manchmal tagelang anhaltenden, beißenden und leicht süßlichen Gestank, der durch jede Ritze dringt (ich tippe schwer auf Plastik): Sicherheitshalber hat mein Immunsystem wohl beschlossen, die Luken (alias Riechorgan) dicht zu machen. Werde dann wohl chronisch verschnupft sein, denn Müll gibt es allerhand…

Keine sengende Hitze: Rauch kriecht durch´s Viertel

… Es gibt wichtigere Dinge als gutes Essen: Frische, saubere Luft zum Beispiel!

… Nein, ich möchte keine Banane kaufen, mit der gerade Siebenundzwanzig-Meter-Wurf-in-den-Einkaufswagen geübt wurde. Die ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens mittelschwer angedellt und innerhalb von zweieinhalb Stunden am Gären und schwarz wie Teer. Ich möchte sie auch nicht für spottbillige acht Pesos das Kilo kaufen.

… Die Busfahrpreise für alle immer-noch-bar-Bezahler sind immer noch nicht gestiegen. Hätte mir also gar keinen Stress machen brauchen, damit ich die Sube-Karte schnellstmöglich bekomme. Einen Vorteil der Karte erkennt man aber sehr deutlich, wenn man schon eine Weile Bus und Bahn fährt: Die Abwicklung beschleunigt sich mit der Karte ungemein. Wenn jeder Fahrgast erst mal den Eingang des Busses blockiert, weil er seine sieben Münzen rauszählen muss und dann die Maschine damit füttert, dann kann das schon mal dauern – vor allem, wenn der Bus an jeder cuadra (= Häuserblock; also an jeder Straßenecke) anhält. Mit der Sube-Karte geht das ruckizucki.

… Eine Beschwerde über die Sube-Karte, die ich zu anfangs hier wiedergegeben habe, muss ich nun als mittlerweile erfahrener Busfahrgast einmal deutlich widerlegen: Man kann sehr wohl zweimal (auch dreimal) direkt nacheinander mit derselben Karte bezahlen. Keine Ahnung, wer da wieder wem irgendwann eine Story vom Pferd erzählt hat. Eine Mama kann sehr wohl für ihre zwei Kinder mit ein und derselben Karte bezahlen.

… Ich hab seit gestern ein neues Lieblingsgemüse: Zapallito.

So schaut´s aus!

Meine erste Kontaktaufnahme mit diesem grünen, runden Teil gestaltete sich etwas schwierig, aber gut… =) Wenn man in der Verdulería (Obst- und Gemüseladen), in guter alter spanischer Manier, sowas wie [thapajito] bestellt (sorry, ich kann keine echte Lautschrift), dann wird man einfach nur schief angeschaut…. Nächstes Mal sag ich einfach [sabaschieto] und gut is. Dann muss ich auch nicht mit Fingergefuchtel nachhelfen 🙂 Hoff ich…

… 21.30 Uhr ist eine Topzeit, um bei Carrefour einkaufen zu gehen, ohne cola machen zu müssen. Wegen akuten Wassermangels bin ich zu solch undeutscher Zeit vorhin nochmal raus und hab entdeckt, dass es anscheinend auch in diesem Laden manchmal keine Menschenmassen an der Kasse gibt. TOLL!

… Wasser ist ein teures Gut, wenn es nicht genießbar aus der Leitung kommt und man es stattdessen immer im Supermarkt kaufen muss. Das Heranschleppen der Wasserkanister trägt allerdings durchaus zur körperlichen Ertüchtigung bei.

… Über Mode kann man immer sprechen, auch im Unterricht. Neulich kam ein Mädchen aus der ersten (!!!) Klasse im Unterricht zu mir her: Nachdem sie mir von ihrem heimlichen Schwarm erzählt hat, dem sie aber erst, wenn sie 15 ist, sagen darf, dass sie seine Freundin sein will, weil er sie vorher umbringt, wenn sie was sagt…. Naja, dieses Mädchen meint dann so zu mir: „Die Hose ist dir aber viel zu groß, du hättest sie kleiner nehmen müssen.“

… Auch die Größeren sind sehr modebewusst. Gestern kam im Unterricht spontan die Frage: „Welche Haarschnitte sind denn im Moment in Deutschland in? Wie soll ich mir die Haare schneiden lassen?“

So viel zum neusten Stand aus Moreno. In diesem Sinne: Habe die Ehre und gute Nacht!