Eigentlich müsste ich…

… jeden Tag einen Artikel schreiben, damit ich das alles hier halbwegs festhalten kann. Stattdessen ist hier ein bisschen der Schludrian reingekommen. Naja, aber ich bin weiterhin am Lernen, Schauen, Gucken, Beobachten, Staunen, mich Wundern – aber ich gelobe Besserung und will mal versuchen, ein bisschen regelmäßiger zu schreiben.

Heute gibt´s mal wieder einen kleinen Einblick in den Schulalltag, und zwar in all die Dinge, die es bei uns – meines Wissens nach – nicht so gibt:

  • porteras: Das sind die Frauen, die Pförtner, Putz- und Aufräumdienst, Aufsicht und Schlüsselservice in Einem sind. Sie haben ihr Büro am Schuleingang. Jeden Morgen sind sie ganz am Anfang da und lassen die Schüler rein. Das Tor muss nämlich immer geschlossen sein. Man kann nicht einfach ein- und ausgehen. Morgens stehen die porteras also an der Türe und warten geduldig, bis alle Schüler gekommen sind. Dann machen sie das Tor zu. Wer dann ein und aus will, muss klingeln. Mittags bzw. abends, wenn der Unterricht vorbei ist, dann wieder dasselbe Spiel.
  • preceptores haben auch Aufsichtspflicht. Sie sind dafür da, dass die Schüler in der Pause auf den Hof gehen und nicht im Klassenzimmer bleiben, sie kontrollieren die Anwesenheit am Anfang jeder Stunde und sie haben die libretas der Schüler. Libretas sind Bücher, über die die Schule mit den Eltern kommuniziert. Wenn es also irgendetwas gibt, was die Eltern wissen müssen, dann wird das in der libreta vermerkt und die preceptores sind dafür zuständig, dass der Schüler seine libreta auch mit heim nimmt. Wenn die Schüler eine Freistunde haben, dann kommt ein preceptor zu ihnen ins Klassenzimmer und sie schauen z. B. einen Film mit ihm an.
  • Schuluniformen: In ganz Argentinien haben die Schüler Uniformen an. An den staatlichen Schulen sind das schlichte weiße Schürzen. Die Escuela Técnica Alemana de Moreno, kurz ETAM, allerdings ist eine private Schule. Unsere Farben für die Uniformen sind grün-gelb für T-shirts und Pullis und grün-rot für Röcke. Hier sind ein paar Fotos, auf denen man die Uniformen sieht: http://deutscheschulemoreno2011.blogspot.com.ar/
  • Stundenpläne sind in unserer Secundaria, also siebte bis zwölfte Klasse, ganz individuell. Das heißt, die Stunden gehen nicht wie bei uns immer gleich lang, sondern können irgendwas zwischen 50 Minuten und zwei Stunden dauern. Ich weiß nicht, woran das liegt… Aber dementsprechend sehen die Stundenpläne halt auch kunterbunt aus. Ein Lehrer fängt z. B. um 13.05 Uhr an, der Andere um 13.10Uhr und der Nächste um 13.20 Uhr. Beim Einen dauert der Unterricht eine Stunde, beim Anderen 70 Minuten, beim Dritten 110. Und in Deutsch zum Beispiel sind auch nicht alle Schüler, die eigentlich in der gleichen Klasse wären, in der gleichen Gruppe, weil sie verschiedene Niveaus haben… was das Ganze dann auch nochmal komplizierter macht. Ich kann mir das auch bis heute noch nicht merken, wann was losgeht, sprich  ich muss immer wieder nachschauen.
  • Sehr viele Lehrer arbeiten außerdem an mindestens zwei Schulen. Das heißt, sie kommen zum Beispiel Dienstag und Donnerstag an die ETAM und sind an den anderen Tagen an einer anderen Schule.

Ja, so isch des. Scho mea was glernt!

Zum Schluss noch was völlig ausm Kontext Gerissenes: ICH VERMISS MEIN FAHRRAD! Und dementsprechend hab ich schon seit ner Woche oder so nen Ohrwurm =)

Voll der Müll!

Es ist mal wieder Monatsanfang, aber die Story vom Anstehen am Geldautomat usw. wiederholt sich langsam, also fass ich mich kurz: Same Precedure as every year, oder so! =)
Daran hab ich mich schon gewöhnt. Aber es gibt andere Neuigkeiten. Und zwar habe ich am Wochenende mal wieder meinen Foto in Buenos Aires dabei gehabt und ein bisschen rumfotografiert. Am Samstag hab ich ja immer an der UBA (Universidad de Buenos Aires) meinen Portugiesisch-Kurs (Daumen hoch!!! Nur Samba tanzen kann ich noch nicht ;))…Hier eine kleine Kostprobe, was wir so in Portugiesisch machen bzw. wie wir lernen: http://www.youtube.com/watch?v=czDA0EH0Q4A&feature=youtu.be

Und nachmittags spazier ich dann immer durch die Gegend und schau mir was an. Dieses Mal war ich am Überlegen, ob ich mir an der Reserva Ecólogica am Río de la Plata (von der hatte ich am Anfang schon mal geschrieben, als wir nen Sonntagsausflug dahin gemacht haben) ein Radl ausleihen soll und bissl rumfahr. Hab ich dann aber nicht gemacht. Hatte mehr Lust, einfach ein bisschen zu fotografieren… und zwar die tausend Gegensätze, die diese Stadt ausmachen: alt-neu, jung-alt, schön-hässlich, toll-traurig, groß-klein,…

Hier also einfach ein paar Fotos.

Blick auf die Reserva

A Vogerl

Da hinten liegt La Boca

Der schiefe Blick

Imbiss-Buden gibt´s wie Sand am Meer

Hoch hinaus...

A anders Vogerl

An der Promenade sitzen und irgendwas mit FLEISCH essen =)

A schattigs Platzerl

achja, einkaufen...

Die Orangen angefahren?

Autos I

Schnell noch was essen...

Autos II

wie gesagt: Sand/Meer und sooo

Der is doch noch grün hinter den Ohren

Wenn der Benz bremst, brennt das Benz-Bremslicht.

Und mit Fotos mach ich auch weiter. Nämlich mit einem Nachtrag zu den Fotos aus Moreno, von denen es ja letzte Woche schon mal ein paar gab. Das soll dann gleichzeitig Überleitung zum eigentlichen Grund sein, warum ich schreibe: Moreno und meine Schule…

Auf meinem Weg zur Schule

Beide brummen...

Noch ein Haus

Hier ist der Gehweg befestigt. Da, wo ich wohne, nicht.

Bunter Herbst

Wenn er noch ein bisschen zunimmt...

Ich hatte ja neulich einen ziemlichen Durchhänger. Da hab ich ja von der Müllsituation hier geschrieben und meine Gedanken dazu geäußert.
Da will ich jetzt was anfügen, denn die letzten Tage sind wir mit unserem Müllprojekt in der Schule doch ein bisschen vorangekommen und ich hab vieles gelernt, was ich hier nicht verschweigen will… So muss man das, was ich in dem Artikel meines Tiefs geschrieben habe, vielleicht nochmal in einem andern Licht sehen.

Mit einer Lehrerin, der das Thema Müll und Umwelterziehung auch am Herzen liegt, habe ich ein Interview mit den Putzfrauen („porteras„) der Schule geführt. Hintergrund: Wir hatten mit den verschiedenen Parteien an der Schule (Schüler, Lehrer, Rektoren, Eltern und Reinigungspersonal) eine Umfrage gemacht und sie zu ihrer Meinung und ihrem Wissen zum Thema Müll befragt, um mehr oder weniger eine Ahnung zu haben, was der aktuelle Stand ist und wo wir ansetzen können.

Die Putzfrauen hatten die Fragen so beantwortet, dass sie uns nicht weiterhalfen, weil sie alle voneinander abgeschrieben hatten und wir so im Endeffekt eine einzige Meinung hatten. Daher haben wir beschlossen, direkt mit ihnen zu reden. Sie sind immerhin diejenigen, die am meisten vom Müll, der in der Schule produziert wird, wissen.
In diesem Gespräch ist herausgekommen, dass das wichtigste Problem, das wir lösen müssen, gar nicht direkt in der Schule ist, sondern draußen. Und deswegen schreibe ich hier auch drüber: Die Putzfrauen bringen abends, wenn die Schule rum ist, die Müllsäcke raus, weil die Müllabfuhr – wenn sie kommt – nachts kommt.

Jetzt gibt es aber Leute, die mit Müll ihr Geld verdienen. Das heißt, diese Menschen kommen dann und leeren die Säcke aus, um im Müll nach Plastikflaschen, nach weißem Papier (ist viel mehr wert als Zeitungspapier) oder was auch immer, zu suchen. Manche haben auch schlicht Hunger. In einer Schulkantine landet halt schon mal ein halbes Sandwich oder eine halbe Flasche Cola im Müll. Andere wiederum wollen einfach nur die großen schwarzen Müllsäcke haben… Diese Menschen warten abends – so die Putzfrauen – teils schon darauf, dass die Müllsäcke auf die Straße gelegt werden, damit sie sie durchsuchen können.

Und am nächsten Morgen schaut es dann vor Schule aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Das heißt: Alles nochmal zusammenkehren, in Säcke packen, damit der Eingang wieder sauber ist. Das ist sehr undankbar. Aber was sollen die Putzfrauen machen? Sie können die Müllsäcke ja nicht in der Schule stapeln…

Und jetzt kommt das, was ich eigentlich sagen will: Bei uns an der Schule gibt es jemanden, der den Müll, der über Nacht in der Gegend verteilt wurde, wieder einsammelt. Aber an den meisten anderen Orten, wo der Müll auch durchsucht wird, macht das keiner. Und genau deswegen liegt so viel rum…

Wie wir das Ganze an der Schule lösen? Das kommt auf. Wir wollen ja die Mülltrennung einführen und bemühen uns gerade darum, Unternehmen zu finden, die den Müll getrennt abholen können. Momentan landet alles in einem Sack, alles gemischt. Wie auch immer, es wird nicht einfach. Am Donnerstag haben wir jetzt mal Termin bei so einer Firma hier in der Nähe. Mal schauen, welche Art Müll die uns abnehmen würden. Hoffentlich können die morgens kommen, so dass man den Müll vom Vortag direkt rausbringen kann und die porteras nicht immer doppelte Arbeit haben. Allerdings ist das Ganze ein höchst komplexes Thema, denn man muss ja auch bedenken, dass manche Menschen (die sog. „cartoneros“, die oft mit einem Pferd und einem kleinen Anhänger unterwegs sind) auf den Müll angewiesen sind. All das sollte man auch nicht vergessen.

Am Donnerstag kann ich leider nicht dabei sein, denn mein kulturweit-Zwischenseminar geht ja schon am kommenden Mittwoch an. Aber ich bleib am Ball. Zum Zwischenseminar muss ich übrigens nach Villa General Belgrano, sowas wie Little Germany/Austria/Switzerland. Aber dazu dann ein anderes Mal!