Einfach abgedrückt…

… in Moreno.

Inzwischen hat mein Handy nun den Kampf gegen den Wackelkontakt endgültig verloren: Ich kann den Akku nicht mehr aufladen, denn, wenn ich das Netzteil anschließe, passiert gar nix. Das heißt ich bin ohne subtile Fotografier-Möglichkeit (übrigens auch ohne Wecker). Ich wollte aber gerne noch ein paar mehr Alltagsfotos machen, denn bisher gab´s ja größtenteils Fotos von anderen Orten/ Ausflügen.

Also hab ich letzte Woche doch (gewagt?!) meinen normalen Foto mit in die Arbeit genommen und auf meinem Weg zur Schule einfach mal hier und da abgedrückt. Mit dem Handy ging das immer Ruck-Zuck: Zack, Handy gezückt, abgedrückt und Handy zurück in die Jackentasche. Hier in Moreno gibt es nicht so viele Touris wie in Bs As, die ständig alles fotografieren. Dementsprechend bin ich mit meinem Foto in der Hand dann auch aufgefallen =)

Auf dem Weg zu meiner Bushaltestelle

Autowerkstatt nebenan

An der Kreuzung vorne rechts: Meine Bushalte

Moreno in der Früh

Asphalt-Deko "Zebrastreifen"

Baustelle

Nachschub! ALFAJOOOORES!

noch alles dicht

Links in der Panchería gibt´s Hot Dogs

Einer der Gründe, warum ich zum Teilzeit-Vegetarier mutiert bin...

Im Land der "galletitas": Kekse en masse

In die Apotheke rein fotografiert

Schaut überall gleich aus

(Bus-)Bahnhof

Sportläden gibt´s total viele

Und Alle so: "Was bitte fotografiert die?"

Zu den Gleisen (Bahnhof)

Hinten (Mitte), wo der Bus steht: Meine Bushalte im Zentrum, um wieder heim zu kommen

Hab ich schon erwähnt, dass ich ein bisschen aufgefallen bin? =)

Bahnschranken

O´gmauld

Diferente

Ni el mejor, ni el peor. Sólo diferente.

Nicht der Beste, nicht der Schlechteste. Einfach nur anders.

 Ja, anders ist hier tatsächlich vieles:

Busfahren gehört hier – anders als in Deutschland – zu den Dingen, die ich täglich mehrmals tue. Busfahren ist hier Alltag. Heute also eine Geschichte aus dem Alltag =)

Die meisten Menschen fahren im colectivo, um von A nach B zu kommen. Eine Busfahrt ist vergleichsweise billig: Pro Fahrt zahle ich 1,10 Pesos. Mittlerweile bin ich routinierter Busfahrer. Am Anfang hab ich festhalten zum Beispiel nicht sooo für nötig gehalten. Nachdem ich ein paar Mal nach Ausweich- oder Bremsmanövern, im vollen Bus auf die Menschen neben mir geflogen bin, mache ich das jetzt immer schön mit zwei Händen.

Und zwar nicht nur, wenn ich stehen muss, sondern auch schön brav, wenn ich sitze: Manche Busfahrer fahren nämlich sehr rasant. Dass es hier immer wieder so Hügel gibt, damit man langsamer fährt, hab – glaube ich – noch nicht erzählt. Jedenfalls haben manche Busfahrer manchmal keine Lust, da so richtig abzubremsen, was dazu führt, dass man, besonders wenn man hinten sitzt, so lustige Hüpfer auf dem Sitz macht. Wenn man vorbereitet ist, echt witzig. Hat was von Volksfest… Wenn man nicht vorbereitet ist… =)

Jetzt bin ich ja echt kein Fliegengewicht, aber mich lupft´s da manchmal ausm Sitz raus… Meine Herr´n! Und je nachdem, wenn dann zum Beispiel auf der hintersten Bank, mit den fünf Plätzen, Mütter mit ihren Kindern sitzen… Man stelle sich vor, wie die den Busfahrer verfluchen 🙂

Ansonsten, kann man beim Busfahren auch ein bisschen Gesellschaftskunde betreiben:

– Man stellt sich immer schön, wie in England, in Reih und Glied an und steigt gesittet nacheinander in den Bus.

– Wenn nicht gerade zwanzig Menschen an der Haltestelle einsteigen, dann lässt ein Mann einer Frau den Vortritt. Das gehört sich.

– Wenn alte Menschen, jemand mit Kind oder ganz vielen Einkäufen einsteigt, dann steht immer jemand auf und macht den Sitzplatz frei.

Ja, und auch ansonsten ist teilweise was für´s Leben dabei. Wie der Spruch auf einer Mittelkonsole, den ich letzten Samstag in einem colectivo fotografiert habe…

Die kleinen feinen Unterschiede I

Erster Mai.

Was war da gleich noch?

Frühstück für die fleißigen Maibaum-Aufsteller herrichten?

Wandertag zum Eglinger Keller?

Ähm, ja,… noch irgendwas?

Hab festgestellt, dass ich zwar weiß, was wir daheim so machen, am ersten Mai, aber, dass ich keine Ahnung habe, wieso man das macht und wieso man überhaupt Zeit hat, das zu machen…

Ich hab den Dienstag mal zum Anlass genommen, nachzudenken, wieso eigentlich Feiertag ist. Wie ich zu sowas komm?
Da muss ich ein bisschen ausholen:

Am Montag wollte ich mal wieder in meinem Lieblingssupermarkt meine Ration (10 Liter) Wasser holen. An der Kasse war aber so eine Schlange, wie ich sie noch nie gesehen habe, seit ich hier bin. Super! Anstehen und den halben Tag in dem Laden verbringen? Nein, danke! (Sorry, Slogan geklaut.) Dann hab ich mir ein Luxuswässerchen vom Kiosk gegönnt und bin wieder heim. Den restlichen Tag hab ich halt kalten Pfefferminztee getrunken.

Am nächsten Tag, 1.Mai, bin ich dann extra bei Zeit wieder hin. Meistens, wenn man ganz früh dort ist (am besten schon am Eingang Schlange stehen, bevor die Pforten in die Shoppinghölle aufgehen :)), ist wenig los und man muss nicht ewig an der Kasse anstehen. Um neun macht der Laden auch an Sonn- und Feiertagen auf. Ich hab gar nicht darüber nachgedacht, dass zu sein könnte: Da war doch selbst am Ostersonntag ein heiteres Treiben. Was soll da also am 1. Mai Großes sein?

Aber ja, aufmerksamer Leser, richtig vermutet: Es war zu. Wie kann am Ostersonntag, dem Tag der Osternacht, des Osterfrühstücks, des Ostereiersuchens und des den-ganzen-Tag-ESSEN-und-nachmittags-mal-spazieren-gehens, offen und an einem popeligen 1. Mai geschlossen sein???

Da hab ich mal google gefragt, wieso der erste Mai eigentlich so prominent ist.

Und, da hab ich rausgefunden, dass 1986 der amerikanische Präsident Andrew Johnson in dem Gesetz Ingersoll den Acht-Stunden-Tag festlegen wollte. Weil die Arbeitgeber sich nicht daran gehalten haben, haben die Gewerkschaften zu Streiks aufgerufen und so die Produktion im ganzen Land lahm gelegt.
Dann wird´s etwas undurchsichtig: Im Mai 1986, starben bei einer Demo auf dem Haymarket Square in Chicago mehrere Polizisten, sagt die eine Quelle. Die Demo wurde brutal niedergeschlagen, vier Arbeiter wurden nach einem ungerechten Prozess 1987 hingerichtet/gehängt, sagt eine andere. Die nächste spricht von mehreren ermordeten Polizisten und Arbeitern.
Im Juli 1889 jedenfalls wurde durch einen Beschluss des Internationalen Arbeiterkongresses von Paris der „Internationale Tag der Arbeit/des Arbeiters“ eingeführt, um den Vorkommnissen von Chicago, das heißt denjenigen, die im Kampf um den Acht-Stunden-Tag gestorben sind, zu gedenken.

Dass es wohl etwas anderes ist, den „Tag der Arbeit“ in Deutschland zu begehen wie den „Tag des Arbeiters“ in Argentinien, wurde mir spätestens klar, als ich dann ein paar Internetseiten überflogen hatte. Wieso hört sich die deutsche Bezeichnung so arbeitgeberfreundlich an („Lasst uns alle arbeiten! Ganz viel! Und hört nie auf!“ Ich musste, ehrlich gesagt, direkt an den Spruch von Dachau denken: „Arbeit macht frei.“) und wieso wirkt die argentinische Bezeichnung (“Día del Trabajador“ = „Tag des Arbeiters“) so uns-entgegen-kommend????

Tja, liebes Geschichtsbuch…

In Deutschland hatten die Nazionalsozialisten den 1. Mai vom „ArbeiterInnenkampftag“ zum „Tag der Arbeit“ gemacht, nachdem sie alle Arbeiterbewegungen so ziemlich zerschlagen hatten. Danach wurde der erste Mai fortwährend missbraucht, um Klassenidylle und Arbeiterglück zu inszenieren.

Dass man bei uns daheim heutzutage Maibäume aufstellt, was irgendwas mit Fruchtbarkeit für die Äcker zu tun hat, dass man den Maibaum stehlen darf, dass die Leute am 1. Mai spazieren gehen, radeln und/oder ihren Rausch ausschlafen, das brauch ich hier ja keinem erzählen. Da ich schon seeeeehr müde bin, hab ich gerade auch keinen Nerv mehr, da noch mehr nachzulesen, wie das jetzt in Deutschland geschichtlich alles genau abgelaufen ist. Das lass ich mal für einen anderen Tag. Oder, wenn mich jemand aufklären will, nachdem ich mich ja jetzt als Geschichtsbanause geoutet habe…

Aber wie war das noch mit Argentinien? Ein Gespräch mit meiner Vermieterin schafft hoffentlich Klarheit, vor ich echt ins Bett muss. Moment!

Ok, I´m back:

Puh, da hab ich schon Schiss gehabt, dass ich irgendein wichtiges geschichtliches Ereignis verpasst hab, aber nein: Es ist tatsächlich (nur) der „Día del Trabajador“. Carrefour ist halt ein komischer Laden: Der hat nur am 25.12., am 1.1. und am 1.5. geschlossen. Naja, mir soll´s recht sein: Gestern war´s hier so ruhig wie noch nie, weil viel weniger Verkehr auf der Straße vor meinem Haus war… Auch wenn ich immer noch nicht ganz versteh, wieso der erste Mai wichtiger ist als der Ostersonntag (Er hat bei Carrefour immerhin einen von drei geschäftsfreien Tagen im Jahr gewidmet bekommen, das soll was heißen.). Aber vielleicht liegt das einfach an meiner kleinbürgerlichen, bayrisch-katholischen Prägung =)

In diesem Sinne, eine angenehme Nachtruhe!

Ich hab das alles nicht erfunden, hab aber ehrlich gesagt auch keine wissenschaftliche Recherche betrieben und jede Quelle auf ihre Tauglichkeit überprüft.

Handy-Fotos

Endlich konnte ich die Fotos, die sich mit der Zeit auf meinem sehr in Mitleidenschaft gezogenen hochmodernen Handy angesammelt haben, auf den Computer ziehen. Ich habe den Kampf gegen den Wackelkontakt endlich gewonnen. Schon lange wollte ich auch mal ein paar Fotos von Moreno und dem Alltag hier reinstellen. Hier also ungeschönt und ungeordnet.

Warten auf den Bus 57 (Once,Bs As, nach Moreno)

Aus dem Bus fotografiert

Eine weitere beliebige Straßenecke

So offen sind die Fenster in der U-Bahn in Buenos Aires

Aufräumarbeiten nach dem Sturm

Viele Kabel wurden von herabfallenden Ästen in Mitleidenschaft gezogen

Sie hängen seither einfach so rum...

... auch auf Augenhöhe (Paso del Rey, 14.04.12)

In Paso del Rey ist mehr passiert

Anstehen, warten und Tasche festhalten

Eine Schlange vor einem Geldautomat

Immer schön in Reih und Glied

Nochmal warten

Eine weitere Schlange an derselben Kreuzung

Rechts: An dieser Kreuzung gibt es an jeder Ecke die Möglichkeit sich anzustellen

Es fährt, solange es fährt

Eine von vielen Bushaltestellen

Immer schön die Hand rausstrecken, wenn man will, dass der Bus anhält und einen mitnimmt. Macht man das nicht, fährt er einfach vorbei. Hier gibt es so viele colectivos (Busse) und jeder hat seine Route. Sehr viele Menschen fahren jeden Tag Bus. Wenn jeder Bus jeder Linie immer an jeder Bushaltestelle anhalten würde, auch wenn keiner der Wartenden Zeichen gibt, dann Mahlzeit =)

Der Pausenhof in der Primaria

Eine meiner Lieblingsphrasen: Fuera de servicio

Und schon wieder Pech mit den Geldautomaten

(K)ein Tornado

Das Thema bleibt der Sturm. Heute war ich in der Schule und es war wieder Unterricht. Zwar nicht normal, aber es waren – wenn auch nicht alle – Schüler und Lehrer da. Alle hatten enormen Redebedarf. Vielen geht es gut, viele sind sehr müde, weil sie am Wochenende aufgeräumt haben, viele haben kein Licht, Wasser, Internet, Telefon, Fernsehen und bekommen daher nichts von außen mit.

Jeder hat seine Geschichte und DIE Frage heute war: „Und bei dir daheim?“ Ja, heute wurde hauptsächlich geredet, denn alle wollen sich austauschen, sind verunsichert, verärgert, verzweifelt, traurig – manche auch lustig und unbeschwert, weil sie nach Bariloche auf Abschlussfahrt gehen.
Es ist schwer, alles zu beschreiben. Ich will aber auf jeden Fall ein bisschen von meinem Tag erzählen, die Fotos vom Ostertrip müssen warten!

Heute Morgen schien alles mehr oder weniger normal. Es waren weniger Schüler gekommen, aber es fand Unterricht statt. Alle Prüfungen für diese Woche waren abgesagt und die Lehrer haben auch mit den Schülern gesprochen, wenn Redebedarf war. Manche Kinder kamen ganz besorgt in den Unterricht: „Ich hab meine Hausaufgaben nicht machen können, unser Dach fehlt und ich schlafe gerade bei meinem Opa.“ So oder so ähnlich. Dafür hatte heute jeder Verständnis. Von den Lehrern sind ja auch manche recht betroffen.
Nicht alle, die hier arbeiten und zur Schule gehen, wohnen auch in Moreno. Manche kommen aus Ituzaingó, Merlo… Dort war es teils auch wirklich schlimm. Wie schon beschrieben, gab es einzelne Straßen, in denen nicht passiert  ist, außer ein paar umgeknickten Zweigen. Aber in anderen Teilen muss es wie im Film gewesen sein. Teilweise haben die Leute anscheinend ihre Stühle und andere Dinge, wie Waschmaschinen, auf den Bäumen wieder gefunden.
Viele Häuser hier haben Dächer aus einer Art Wellblech, das sich der Wind geholt hat. In Ituzaingó waren davon viele betroffen. Die Menschen sind dann losgezogen und haben ihr (rotes oder grünes oder wie auch immer) Dach gesucht. Teilweise haben sie es wieder gefunden, teils nicht.

Ob es nun ein Tornado war oder irgendein anderes komisches und seltenes Wetterphänomen, sei dahingestellt. Ich bin kein Metereologe und ich hab das alles hier auch nicht selber erlebt. Es war auf jeden Fall wild für das, wie die Häuser gebaut sind.
Zu den meist gehörten Sätzen heute gehörte auch: „Dieses Land ist auf so etwas nicht vorbereitet.“ Die Menschen wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen und befürchten, dass es Jahre dauern wird, bis sie sich wieder davon erholt haben, vor allem aus finanzieller Sicht, denn es ist sehr teuer, alles zu reparieren.

Das mit den Preisen ist eine andere Geschichte: Alle horten Wasser und Kerzen, es gibt dann kein Wasser und keine Kerzen, warum auch immer. Die Preise sind verrückt. Die Leute brauchen die Dinge und bezahlen welchen Preis auch immer. Bei uns hier ist das Wasser auch etwas teurer als vorher, aber manche sagen, dass die sechs Liter Wasser, die normal zwischen 10 und 12 Pesos kosten, bei ihnen 50 Pesos kosten. Genauso mit den Kerzen (20 statt 2 Pesos) und den Generatoren (3000 oder mehr Pesos statt 1500).

Ich erzähle hier Ausschnitte von dem, was ich heute gehört habe. Ich bezweifle nicht, dass das ein oder andere Detail im Laufe wiederholter Erzählungen oder aufgrund des Schocks dazu erfunden wurde. Ich selbst habe es nicht erlebt, finde es aber wichtig, dass darüber gesprochen wird. Die Leute hier fühlen sich nämlich auch im Stich gelassen. Eine Frau hat zum Beispiel einen Kameramann vom Fernsehen bei ihr in der Nähe gesehen, der irgendwas Unbedeutendes gefilmt hat, während nebenan Chaos pur herrschte. Auf die Frage, wieso er nicht da drüben filmt, meinte er, er habe die Anweisung, den kleinsten Schaden zu zeigen. Die Leute denken, dass man die Nachrichten am Anfang zurückhalten wollte, damit man nicht sieht, wie groß das Ausmaß ist.

Das sind alles Spekulationen, aber wenn man das hört, dann fragt man sich schon Sachen… Genauso auch, dass viel gestohlen und eingebrochen wird. Ich selbst habe nichts mitbekommen, aber alle sind verunsichert und vorsichtig. Deswegen war der Unterricht heute Nachmittag auch schon nicht mehr ganz so normal. Nach und nach kamen immer mehr besorgte Eltern und haben ihre Kinder direkt aus dem Unterricht geholt, um sie mit nachhause zu nehmen. Im Zentrum von Moreno, so hieß es, haben sie nämlich die Straßen abgesperrt und protestiert, damit ihnen Wasser gebracht wird und ihr Licht gerichtet wird. Ich habe nichts gesehen. Normalerweise nehme ich den Bus in der Nähe vom Bahnhof. Aber mir wurde empfohlen, lieber nicht allein heim zu gehen… und nicht den Bus zu nehmen, weil er bestimmt nicht ankommt, weil die Straße gesperrt wurde. Ich hab mich dann umgehört und eine Frau, die auch in der Schule arbeitet, hat uns mit dem Auto mitgenommen und ganz Nähe von unserem Haus abgesetzt.

Mittlerweile ist es ganz ruhig auf der Straße. Irgendwie sind alle daheim. Auch wenn es teils Panikmache ist, will doch keiner einfach so sorglos durch die Gegend laufen… Und die Sirenen der Feuerwehr und Polizei gehen auch die ganze Zeit. Tja, ansonsten ist bei mir eigtl. alles wie immer, aber auch doch nicht: Heute Abend sind wir hier daheim – nur, dass drei von fünf Leuten um halb neun immer noch nicht heimgekommen sind, obwohl sie normal schon um sechs daheim sind. Naja, sie werden wohl irgendwo steckengeblieben sein. Ich halt euch auf dem Laufenden.

Nur, damit das mal klar ist…

… Die schnellste Art und Weise, Müll loszuwerden, ist, ihn einfach zu verbrennen. Leider stinkt das ein bisschen sehr. Zarte Lüngchen wie meine reagieren sofort auf den unverkennbaren, manchmal tagelang anhaltenden, beißenden und leicht süßlichen Gestank, der durch jede Ritze dringt (ich tippe schwer auf Plastik): Sicherheitshalber hat mein Immunsystem wohl beschlossen, die Luken (alias Riechorgan) dicht zu machen. Werde dann wohl chronisch verschnupft sein, denn Müll gibt es allerhand…

Keine sengende Hitze: Rauch kriecht durch´s Viertel

… Es gibt wichtigere Dinge als gutes Essen: Frische, saubere Luft zum Beispiel!

… Nein, ich möchte keine Banane kaufen, mit der gerade Siebenundzwanzig-Meter-Wurf-in-den-Einkaufswagen geübt wurde. Die ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens mittelschwer angedellt und innerhalb von zweieinhalb Stunden am Gären und schwarz wie Teer. Ich möchte sie auch nicht für spottbillige acht Pesos das Kilo kaufen.

… Die Busfahrpreise für alle immer-noch-bar-Bezahler sind immer noch nicht gestiegen. Hätte mir also gar keinen Stress machen brauchen, damit ich die Sube-Karte schnellstmöglich bekomme. Einen Vorteil der Karte erkennt man aber sehr deutlich, wenn man schon eine Weile Bus und Bahn fährt: Die Abwicklung beschleunigt sich mit der Karte ungemein. Wenn jeder Fahrgast erst mal den Eingang des Busses blockiert, weil er seine sieben Münzen rauszählen muss und dann die Maschine damit füttert, dann kann das schon mal dauern – vor allem, wenn der Bus an jeder cuadra (= Häuserblock; also an jeder Straßenecke) anhält. Mit der Sube-Karte geht das ruckizucki.

… Eine Beschwerde über die Sube-Karte, die ich zu anfangs hier wiedergegeben habe, muss ich nun als mittlerweile erfahrener Busfahrgast einmal deutlich widerlegen: Man kann sehr wohl zweimal (auch dreimal) direkt nacheinander mit derselben Karte bezahlen. Keine Ahnung, wer da wieder wem irgendwann eine Story vom Pferd erzählt hat. Eine Mama kann sehr wohl für ihre zwei Kinder mit ein und derselben Karte bezahlen.

… Ich hab seit gestern ein neues Lieblingsgemüse: Zapallito.

So schaut´s aus!

Meine erste Kontaktaufnahme mit diesem grünen, runden Teil gestaltete sich etwas schwierig, aber gut… =) Wenn man in der Verdulería (Obst- und Gemüseladen), in guter alter spanischer Manier, sowas wie [thapajito] bestellt (sorry, ich kann keine echte Lautschrift), dann wird man einfach nur schief angeschaut…. Nächstes Mal sag ich einfach [sabaschieto] und gut is. Dann muss ich auch nicht mit Fingergefuchtel nachhelfen 🙂 Hoff ich…

… 21.30 Uhr ist eine Topzeit, um bei Carrefour einkaufen zu gehen, ohne cola machen zu müssen. Wegen akuten Wassermangels bin ich zu solch undeutscher Zeit vorhin nochmal raus und hab entdeckt, dass es anscheinend auch in diesem Laden manchmal keine Menschenmassen an der Kasse gibt. TOLL!

… Wasser ist ein teures Gut, wenn es nicht genießbar aus der Leitung kommt und man es stattdessen immer im Supermarkt kaufen muss. Das Heranschleppen der Wasserkanister trägt allerdings durchaus zur körperlichen Ertüchtigung bei.

… Über Mode kann man immer sprechen, auch im Unterricht. Neulich kam ein Mädchen aus der ersten (!!!) Klasse im Unterricht zu mir her: Nachdem sie mir von ihrem heimlichen Schwarm erzählt hat, dem sie aber erst, wenn sie 15 ist, sagen darf, dass sie seine Freundin sein will, weil er sie vorher umbringt, wenn sie was sagt…. Naja, dieses Mädchen meint dann so zu mir: „Die Hose ist dir aber viel zu groß, du hättest sie kleiner nehmen müssen.“

… Auch die Größeren sind sehr modebewusst. Gestern kam im Unterricht spontan die Frage: „Welche Haarschnitte sind denn im Moment in Deutschland in? Wie soll ich mir die Haare schneiden lassen?“

So viel zum neusten Stand aus Moreno. In diesem Sinne: Habe die Ehre und gute Nacht!

Schulalltag?

Was passiert eigentlich in der Schule?

Bisher noch nicht allzu viel, denn ich musste mich erst mal überall vorstellen und einen Überblick über die Kentnisse der Schüler sowie über den Stundenplan bekommen.

An meiner Schule gibt es ja einen Kindergarten für die ganz Kleinen, eine Primaria (Grundschule) und eine Secundaria (für die Älteren). Zur Primaria zählen die Klassen eins bis sechs. Die Secundaria macht weitere sechs Jahre aus.

Es sind, glaube ich, in etwa 1.500 Schüler – dementsprechend viele Klassen zum Kennenlernen. Bisher war ich vor allem in der Primaria dabei und habe mich vorgestellt. Wenn wir dann zur Fragenrunde kamen, musste ich oft schmunzeln – nicht nur, weil die Kleinen meistens einen Heidenlärm machen, aber dann, sobald sie reden dürfen, plötzlich ganz schüchtern und still werden…

Meine Lieblingssituationen waren folgende:

Die Schüler der ersten Klasse sollen durch Raten Infos über mich herausfinden.

Ich frage: „Was glaubt ihr, wie alt ich bin?“

– „Acht Jahre!“ –

„Naja, ein bisschen älter.“

– „Vierzig?“ –

In einer anderen Klasse spielen wir gerade „Wie heißt du?“. Da zieht plötzlich ein Junge an meinem Kleid und guckt zu mir rauf. Ich hab gar nicht gemerkt, wie er sich angeschlichen hat…

Er flüstert: „Wie groß bist´n du?“

– „1,74 m. Wieso?“ –

– „Boooaaahhhh!“ – [Leider hab ich keinen Schnappschuss von seinen aufgerissenen Augen.]

Der Junge geht zurück an seinen Platz.

Sein Sitznachbar: „Und?“

Er: „1,74m.“

Der andere so: „Ach, ich hätte gedacht, miiieendestens zwei Meter!“

Auch Mädchen haben oft schon in der Gruppe abgesprochen, was sie denn nun fragen wollen. Da wird dann erst getuschelt und gekichert. Irgendwann findet sich dann jemand mutiges, der sich traut, die Frage, die alle brennend interessiert, zu stellen. Eine bei Mädchen sehr beliebte Frage ist:

„Hast du einen Freuhhheund?“ [*Kopf*schief*leg*und*grins*]

Ich dann immer: „Ja, in Deutschland.“

Die Reaktion darauf war bisher immer die gleiche, nämlich:

[*verstohlener*Blick*nach*links**verstohlener*Blick*nach*rechts*]

„Hihihihihihihiieeee!“ [*Kicher*]

Dreimal bin ich auch schon gefragt worden, ob ich Kinder habe – und zwar immer, nachdem ich erzählt habe, dass ich 24 bin. Ja, das waren noch andere Zeiten, als man so jung war… Da hat man gedacht, die Menschen Mitte 20 wären echt groß und alt und erwachsen. 🙂

Da der Deutschunterricht in der Secundaria erst diese Woche (am Dienstag) angefangen hat, war ich bei den Älteren noch kaum dabei. Ich bin aber schon gepannt, was die mir so für Fragen stellen =)

Hacer Cola

Schulstart

Am Donnerstag kam ich hier in meiner Einsatzstelle an. Mein erster Arbeitstag sollte eigentlich der Freitag sein, doch ich war schon am Donnerstag an der Schule. Meine Vermieterin arbeitet auch an der Schule und hat mich direkt mitgenommen, damit ich nicht alleine daheim bleiben muss.
Ja, damit hat keiner gerechnet. Aber ich konnte gleich ein Gespräch mit dem Deutsch-Koordinator führen, habe gefühlt 100 neue Leute geküsst (also, nur begrüßt) und leider 99 Namen davon gleich wieder vergessen. Aber ich werde mir die Namen alle noch merken. Dauert nur ein bisschen. Gut Ding will Weile =)

Einkaufserlebnis

Abends wollte ich mit meiner Vermieterin dann einkaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, der Supermarkt ist quasi nebenan. Zuerst haben wir ganz normal – wie man das eben im Supermarkt so macht – den Wagen gefüllt und uns dabei schon aufs Abendessen gefreut. Dann wollten wir nur noch schnell bezahlen, ab nach Hause und essen. SUCHE DAS ENDE DER WARTESCHLANGE AN DER KASSE…. Wir entfernen uns 100 Meter von der Kasse. Wir laufen gegen den Strom, um uns endlich auch anstellen zu können…. Gehen nochmal 100 Meter weiter, bestaunen die bis zum Überlaufen gefüllten Einkaufswagen der Menschen in der Schlange… Biegen rechts ab… Blicken ans Ende des laaangen Ganges (ja, Carrefour ist groß) und beschließen, dass wir heute fasten.
Am Freitag hab ich einen weiteren Versuch gestartet. Da wieder die Hölle los war, hab ich mich auf das Wesentliche beschränkt und nur 15 Artikel zusammengesucht, so dass ich mich an der schnellen Kasse (für max. 20 Artikel) anstellen konnte. Das ging auch fix, nach eine halben Stunde anstellen konnte ich bezahlen.

Münzmangel und das Projekt Busfahrkarte

Das mit dem Anstellen (hacer cola) ist so eine Sache… Anstellen muss man sich auch, wenn´s um die Busfahrkarte geht. Das Bezahlsystem für öffentliche Verkehrsmittel wird nämlich gerade umgestellt.  Früher konnte man nur mit Münzen in Bus und Zug bezahlen. Das hat dazu geführt, dass alle immer ihr Wechselgeld horten. Die Münzen sind so knapp, dass ich heute Morgen beim Obstladen statt zwei Pesos Rückgeld einfach zwei Pflaumen bekommen habe. Oder gestern habe ich mein Mittagessen für 2,50 Pesos gekauft. Ich wollte es mit zwei 2-Pesos-Scheinen bezahlen. Aber die Frau nahm nur einen und meinte: „Du schuldest mir 50 Cent. Bring sie mir halt vorbei, wenn du mal des Weges bist!“
Ja, so ist das mit dem Kleingeld.

Aber mir ging es eigtl. um die Busfahrkarte (tarjeta SUBE). Die sollte man sich besser heute als morgen besorgen, denn es sollten schon vor ca. zwei Wochen die Preise für Bus und Bahn steigen – für alldiejenigen, die nach wie vor mit Cash zahlen. Solange man die SUBE-Karte hat, ist man fein raus. Die wird subventioniert und man kann weiterhin günstig Bus und Bahn fahren. Mit SUBE-Karte ist man also von der Preissteigerung nicht betroffen. Logische Schlussfolgerung???

GENAU.

Alle wollen die SUBE-Karte. Und zwar

a) erst mal bekommen und dann

b) aufladen.

Gestern habe ich mich also mal ein bisschen umgehört, wie ich denn an eine dieser begehrten Karten komme: Bei der Post ist es besser als übers Internet. Also war ich heute bei der Post. Da hab ich mich erst mal – genau – angestellt. Eine Stunde. Dann war ich dran. Juhu. Hatte alles dabei. Reisepass. Adresse. Alles. Nur der Mann hinterm Fenster hatte keine Karte für mich. Ich musste kurz an Heidi Klum denken („Ich habe heute leider keine SUBE-Karte für dich.“). Um die Karte zu bekommen, müsste ich nach Merlot oder nach Buenos Aires…

Ja, mal sehen, wie ich das mit der Karte noch hinbekomme. Noch sind die Preise für Barbezahler nicht erhöht worden. Aber die Menschen warten jeden Tag darauf.
Die Leute hier sind frustriert, dass einfach mehr oder weniger eine solche Umstellung von Bar auf Karte beschlossen wird und dass die Abwicklung scheinbar nicht funktioniert. Mit dem neuen System gibt es scheinbar allerlei Unannehmlichkeiten. Es sollte schon längst eingeführt sein, aber es verzögert sich immer wieder, weil die Post z. B. gar nicht hinterherkommt mit den Karten, die sie ausstellen soll. Karten, die über das Internet angefordert wurden, dauern eine Ewigkeit bis sie bei ihrem Besitzer ankommen. Die Karten sind personalisiert und es geht anscheinend nicht, dass eine Mutter mit ihrer SUBE-Karte auch für ihre zwei Kinder bezahlt. Sie muss für jedes ihrer Kinder eine eigene Karte dabei haben, denn sie kann ihre Karte nicht mehrmals  für die gleiche Fahrt nutzen.

Soviel wurde mir bisher zur SUBE-Karte erzählt. Da ich das selbst noch nicht abschätzen kann, wie kompliziert es wirklich ist, gebe ich hier einfach mal das wieder, was ich in meinem Umfeld gehört habe. Aber nicht nur da sind die Leute unzufrieden. Auch im Internet habe ich einige Seiten gefunden, auf denen es um die Probleme mit SUBE geht.

Ich hoffe jetzt einfach, dass die Preiseerhöhung immer wieder eine Woche hinausgeschoben wird, weil es nach wie vor Ungereimtheiten bzw. zu viele Menschen ohne SUBE-Karte gibt.

Und sonst noch so?

Da es schon spät ist, will ich mich für den Rest heute nur noch ganz kurz fassen:
Bis jetzt hatte ich nur in der Primaria (erste bis sechste Klasse) Unterricht, weil die Älteren erst ab nächster Woche Deutsch-Unterricht haben. Aber die Kleinen sind echt witzig. Nach 5 Minuten wurde ich mit „un beso, profe“ angesprochen. Ich war also sofort die Lehrerin (Profe). Und die Lehrerin wird hier zur Begrüßung und Verabschiedung schon mal geküsst… oder auch zweimal ;). Der Umgang ist sehr herzlich und alle sind wahnsinnig interessiert. Echt klasse! Bin gespannt, wie das in der Secundaria (ab 7. Klasse) sein wird…

Freizeitmäßig habe ich festgestellt, dass man hier schon Laufen gehen kann, aber halt nur neben der Autobahn. Aber am Samstag habe ich ein Fitnessstudio in meiner Straße gefunden – nur drei Blocks weiter! Bin fast aus den Latschen gekippt, als ich das gefunden habe. War schon zweimal dort und es ist sehr cool =)

Subjektivität des Blog-Inhalts

Nachdem ich mir – seit mittlerweile fast zwei Wochen schon – jeden Tag vornehme, dass ich HEUTE meinen ersten Blog-Eintrag schreibe, sind jetzt also endlich einmal eine funktionierende Internetverbindung sowie die Lust zum Schreiben gleichermaßen vohanden. Doch bevor es wirklich losgeht:
Der Vollständigkeit halber hier gleich der Hinweis, dass ALLE Blogeinträge meine persönlichen Erfahrungen und meine subjektive Meinung widerspiegeln. Die Einträge können keinesfalls verallgemeinert werden. Was auch immer ich in diesem Blog erzählen werde, wird situationsabhängig sein; das heißt, es kann auch von meiner Tagesform, meiner Stimmung und anderen Faktoren abhängen. Sollte ich pauschalisieren, ist das nicht so gemeint. Ich will mich bemühen, fair zu berichten. =)