Das doppelte Blogchen

18 12 2009
Das Seminar auf einem Haufen

Das Seminar auf einem Haufen

Es berichten Thomas und Timon aus Bariloche:

Wir sind wieder hier und haben das Zwischenseminar erfolgreich überstanden. Trotz anfänglicher Skepsis (Achtung Euphemismus) seitens einiger Teilnehmer stellte sich das Seminar sowie die Teamer als sehr hilfreich und gewinnbringend heraus. Viele von uns Teilnehmern

Mit vollem Einsatz dabei: Irgendwer muss uns ja mal für den Rest des Jahres die Daumen drücken.

Mit vollem Einsatz dabei: Irgendwer muss uns ja mal für den Rest des Jahres die Daumen drücken.

brachten aus den unterschiedlichsten Gründen (und wir wollen uns da nicht ganz ausnehmen!) eine sehr geringe Erwartungshaltung mit zum Seminar und wurden von Kathi, Sandra und Anna V. herself kräftig überrumpelt – kurz gesagt ein geniales Zwischenseminar. Die Themen waren gut, die Atmosphäre auch, es gab genug Zeit zum Schwatzen und massig Anregungen zum Nachdenken. Vielen Dank für ein derart gelungenes Zwischenseminar an alle die da waren. Cariños an Wolle, gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass er sich jemals hierhin verirren sollte. „Genau dieselben Lieder haben wir auch vor 40 Jahren gesungen!“ wird uns ewig in Erinnerung bleiben, genau wie deine Ausführungen zur Geschichte Lateinamerikas.

Ständiger Seminarbegleiter: Mate

Ständiger Seminarbegleiter: Mate

Nach dem Zwischenseminar verschlug es Thomas und mich mitsamt einigen anderen zunächst nach Córdoba Downtown, wo wir bei einem netten jungen Studenten namens Marcos Asyl suchten. Mit Marcos und seinen Freunden gestalteten wir dann den restlichen Abend – durch die Stadt laufen, Jazzkonzerte anhören, mit dem Tourmanager von Manu Chao reden, Pizza essen und Bier trinken. Sehr gut. Danach quartierte uns Marcos bei einer befreundeten WG ein, die eine superbequeme Wohnung im siebten Stock ihr Eigen nannte. Fantastische Aussicht.

Thomas, Kilian, Marcos und Timon kurz nachm Aufstehen

Thomas, Kilian, Marcos und Timon kurz nachm Aufstehen

Kurz nach dem Aufstehen hieß es dann für Thomas und mich auch schon Abschied nehmen (natürlich nicht ohne Marcos das Versprechen zu geben, ihn mal auf der Obstfarm seiner Eltern besuchen zu kommen), da wir an den Strand fahren wollten. Las Grutas hieß das Ziel unserer Reise und verehrte Besucher, ich sage euch, es gibt tatsächlich Sommer in Argentinien. Las Grutas liegt fast exakt auf derselben Höhe wie Bariloche, ist zur Zeit aber ungefähr 30°C heißer. Außerdem hat die Saison noch nicht angefangen, so dass wir uns den riesigen

So kann Argentinien auch aussehen.

So kann Argentinien auch aussehen.

Strand mit einer halben Handvoll Leute teilen durften. Fast zwei Drittel des kleinen Städtchens stehen allerdings noch leer – Haupt-, aber auch einzige Saison ist nämlich vom 20. Dezember bis Ende Februar. In diesem Zeitraum muss die Stadt so voll sein wie Buenos Aires, als wir da waren war es allerdings eine Geisterstadt. Nichtsdestotrotz – der Urlaub am Strand tat gut.

Schon am nächsten Morgen brachen wir wieder nach Puerto Madryn auf, von wo aus wir am nächsten Tag den Anschluss nach Puerto Pirámides auf der Península Valdés nahmen (näheres dazu bei Thomas).

Ursprünglich hatten wir befürchtet, dass drei Tage in Puerto Pirámides zu viel sein und uns langweilig werden könnten. Weit gefehlt – die Halbinsel, auf der das Dorf liegt, ist halt nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe. Die UNESCO beweist halt Geschmack – bei ihren Freiwilligen genauso wie bei ihren Denkmälern…

Irgendwas zu lachen gibt es immer.

Irgendwas zu lachen gibt es immer.

Wie dem auch sei: In Puerto Pirámides, wie fast überall sonst auf der Insel, gibt es kein Trinkwasser. Die Gegend

Siesta - es ist draußen tatsächlich zu heiß.

Siesta - es ist draußen tatsächlich zu heiß.

gilt als Wüstengebiet (in unserer ultrarelaxten Herberge war das Duschen nur von 19-22 Uhr erlaubt), sodass es eigentlich kaum überraschend kam, als wir bei einer querfeldein-Wanderung zuerst fast über eine Kakteenfamilie und dann eine Klapperschlange gestolpert sind. Puerto Pirámides ist außerdem über die Landesgrenzen hinaus bekannt für sämtlichen Arten an Meeressäugern, die auf ihren Wegen durch die Welt unweigerlich hier Rast machen, sowie die stetige Seehund- und Seelöwenpopulation. Die Wale waren natürlich schon längst weg, geblieben waren allerdings die fetten, schwerfälligen Robben. Lukas hat bei seinem Besuch dort übrigens noch Wale gesehen. An dieser Stelle übrigens ein heißer Tip an die Ladies dieser Welt: Lukas kann alles, weiß alles, sieht heiß aus, hat einen genialen Musikgeschmack (und wenn Timon das sagt, ist das so) und allem Anschein nach noch solo. Warum weiß ich auch nicht.

Pieksiger Zeitgenosse

Pieksiger Zeitgenosse

Sehenswert sind allerdings nicht nur die lebendigen Tiere dort, sondern auch die (seit längerer Zeit) toten. Bei einer unserer total ungeplanten Wanderungen entdeckten Thomas und ich eine sagenhafte Landschaft, die zu

Muscheln. Und noch ein paar.

Muscheln. Und noch ein paar.

ca. 80% aus Fossilien besteht. Man läuft auf Millionen Jahre alten Muscheln herum, kratzt sich die Beine an versteinerten Korallen auf und wandelt durch einen irrsinnigen Muschelfriedhof. Wenn man durch das Tal dort wandelt, steht man vor 30 Meter hohen Bergen aus versteinerten Muscheln. Meine ursprüngliche Theorie zur Entstehung dieses unheimlichen Ortes war, dass sich vor etwa fünf Millionen Jahren sämtliche Muscheln des Planeten verabredeten, eine gigantische Orgie an genau jenem Ort zu feiern, so mit Muschelrave, Drogen und Rock’n’Korall. Am verabredeten Datum befanden sich die Muscheln in solch einer Ekstase, dass sie sich einfach wahllos aufeinander warfen und dadurch immense Muschelberge schufen, die natürlich dann von der Sonne ausgetrocknet wurden. Die Wahrheit ist viel langweiliger (aber auch viel einleuchtender): Der Meeresboden, auf den die gestorbenen Muscheln nun einmal unweigerlich hinabsinken, hat sich aufgrund irgendwelcher Plattenverschiebungen aus der Tiefe in die Höhe gehoben. So einfach kanns sein. Nichtsdestotrotz ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis.

Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang.

Golf von Thomasien

Golf von Thomasien

Man beachte besonders die vielgestaltigen Blautöne des Meers.

Man beachte besonders die vielgestaltigen Blautöne des Meers.

Weiterhin kann man unglaublich gut einfach nur chillen in Puerto Pirámides – finanzielle Reserven immer vorausgesetzt. Aufgrund der Abgeschiedenheit und der Notwendigkeit, Trinkwasser per Tanklaster aus anderthalb Stunden Entfernung heranzukarren, ist der Ort recht teuer. Dennoch kann man am Strand hervorragend bräunen, lesen und Mate trinken sowie in der urst gemütlichen Bar „La estacion“ leckere Milchshakes schlürfen.

Bildung darf natürlich auch nicht zu kurz kommen: Mit einer Touritour fuhren wir hinaus zu den Magellanpinguinen (putzige kleine Dinger), den Seelöwen und Seehunden und den anderen Touristen. Sehr erhellend war außerdem der Kommentar unseres Reiseleiters zu den Fossilien, die auch dort aus dem Boden guckten: „Diese Fossilien sind viele Millionen Jahre alt. Nicht drauftreten. Wären wir in Europa, wäre das hier ein geschützter Bereich“, sprach er und malte ein Rechteck in den Sand um die Fossilien. Und ICH frag mich die ganze Zeit, ob sich denn keiner dafür interessiert, wenn ich mir die Füße an den versteinerten Dingern aufschlitz.

Totenstarre oder nur ein Trick?

Totenstarre oder nur ein Trick?

Nun denn, nach vielen Gefahren, Abenteuern und Stunden in der heißen Sonne sind wir heil in Bariloche angekommen. Hier weht gleich ein ganz anderer (kalter) Wind, obwohl es auch tatsächlich endlich unglaublich aber wahr Sommer wird. Beweisfotos folgen. Die nächsten Tage werde ich als Thomas Fremdenführer fungieren und mich für den kommenden Winter im Winterschlussverkauf mal mit Skiklamotten eindecken. Herzliche Grüße an alle die im Kalten sitzen,

Thomas und Timon

Noch ein paar lose Fotos:

Was auch immer hier zu sehen ist, ich kann grad nicht genug erkennen um mir eine gewitzte Bildunterschrift einfallen zu lassen.

Was auch immer hier zu sehen ist, ich kann grad nicht genug erkennen um mir eine gewitzte Bildunterschrift einfallen zu lassen.

Seminarteilnehmer beim Verdauungsspaziergang

Seminarteilnehmer beim Verdauungsspaziergang

Essensschlacht

Essensschlacht

Scheiß auf Konformität, ich bin individuell!

Scheiß auf Konformität, ich bin individuell!

Boris erklärt die Welt

Boris erklärt die Welt

Vogel.

Vogel.

Zu sehen ist hier die Wiedergeburt des Phönix.

Zu sehen ist hier die Wiedergeburt des Phönix.

Karge Bepflanzung

Karge Bepflanzung

Thomas is King of the Hill

Thomas is King of the Hill

Geheimnisvolles, verwunschenes Muscheltal

Geheimnisvolles, verwunschenes Muscheltal

Ufolandestelle

Ufolandestelle

Seminarzentrum

Seminarzentrum

Ergebnis des Workshops: Einen Haushalt führen für Männer

Ergebnis des Workshops: Einen Haushalt führen für Männer





In Exile

14 09 2009

Eines  vorweg: Ich bin sicher, wohlbehalten und komplett ausgestattet in Bariloche angekommen. Jetzt, wo sich eure Nerven wieder zu entspannen beginnen, kann ich ja noch eine kleine Geschichte erzählen 😀

Angefangen hat meine Reise am 12.9.09 wohl so um 18:15 in Leverkusen, als mich meine Freunde abholten und zum Kölner Bahnhof fuhren. Dort ging um 19:00 Uhr der ICE nach FFM, von wo aus ich erst nach São Paulo, dann nach Buenos Aires und von dort nach Bariloche fliegen sollte. Angekommen bin ich dann um Mitternacht (Ortszeit) des folgenden Tages, sodass sich eine Reisedauer von 34:45 Stunden ergibt – dieses Ergebnis könnte natürlich auch durch meinen ziemlich zermatschten Kopf verfälscht worden sein.

Ich bin selber ziemlich baff, wie schnell ich mich an das argentinische Spanisch gewöhne – verstand ich ganz am Anfang nur Bahnhof, bin ich jetzt immerhin in der Lage, jedes zehnte Wort richtig ein zu sortieren 😀

Sonnenaufgang in Brasilien

Sonnenaufgang in Brasilien

Aber der Reihe nach: Wer jemals vorhat, den südamerikanischen Kontinent zu bereisen, sollte sich an TAM Linhas Aereas halten. Ich mach jetzt hier noch mal ein wenig Werbung, aber die von Rio de Janeiro aus operierende Fluggesellschaft ist Luxus pur. Ähem. Jedenfalls bin ich dann nach etwa 11 1/2 Stunden Flug (die ich mit X-Men gucken, essen und v.a. Schlafen rumgekriegt habe) völlig erledigt in Brasilien angekommen.

Dort angekommen, machten sich Hunger, Durst und allgemeines Erledigtsein bemerkbar, sodass ich zu völlig überzogenen Preisen etwas zu essen und trinken kaufte und dann meine Schlafstätte in der Nähe des Gates errichtete. Diese Angewohnheit sollte mir später noch zum Verhängnis werden. Der Flughafen jedenfalls war nett zu mir und so schlief ich erstmal recht lange. Als dann das Boarding begann war ich einer der ersten im Flugzeug und schlief fast direkt ein. Etwa zwei Stunden später erwachte ich dann im Anflug auf Buenos Aires Ezeiza – so nennt sich der internationale Flughafen der Stadt.

Wandmalerei Einheimischer in Brasilien

Wandmalerei Einheimischer in Brasilien

Ich hab mein Gepäck abgeholt, bin durch den Zoll und die Immigration (was übrigens sehr viel entspannter abläuft als beispielsweise in den Staaten) und stand dann auf einmal im Empfangsbereich. Eine nette Dame vom Personal erläuterte mir sogleich, dass ich lieber hier ein Taxi buchen sollte statt draußen eines zu nehmen. Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich davon halten soll, aber mir war zu dem Zeitpunkt alles egal, deshalb buchte ich halt ein Taxi. Außerdem habe ich noch zu einem miserablen Kurs 20€ in Pesos getauscht (der offizielle Kurs ist ca. 1:5,6, ich hab 1:4,3 gemacht). Naja, was solls. Die Fahrt durch die Stadt hin zum anderen Flughafen war sehr angenehm und lehrreich – Buenos Aires ist groß, Beschilderungen sind zum Ignoriertwerden da und Fahrbahnmarkierungen sind befahrbare Kunstobjekte, aber doch keine Verkehrsregeln. Wie dem auch sei – mir ist nichts passiert, mein Fahrer kannte sich bestens aus und so kamen wir zügig ans Ziel. Am Flughafen Buenos Aires Aeroparque erfuhr ich dann auch, das sich mein Flug verspäten würde, und zwar von inzwischen 18:00 auf 19:00. Mit massig Zeit zu verdödeln lief ich ein wenig durch die Gegend, machte ein paar Fotos und kam dann auf die Idee, mir etwas zu essen zu holen. Wunderbar, denk ich, stellste dir den Wecker auf 9 und kriegst nochmal anderthalb Stunden Schlaf. Zehn Minuten bevor der Wecker klingelte bin ich dann aufgewacht, weil eine Durchsage in dringendem Tonfall nach einem gewissen „..imón Raúb“ forderte. Schlagartig hellwach sammelte ich mein Zeug zusammen, lugte auf den Monitor und fand heraus, dass während meines Nickerchens der Flug erneut verschoben worden war – und zwar auf kurz vor 9 und von Gate 6 (wo ich lag) zu Gate 8. Wie der Blitz bin ich dann also los und unter den bösen Blicken anderer Passagiere als Letzter an Bord eingetrudelt.

Direkt außerhalb des Aeroparque

Nach weiteren zweieinhalb Stunden landeten wir dann endlich in Bariloche, wo ich von einem netten Taxifahrer aufgehalten wurde, den wohl meine Mentorin dort für mich abgestellt hatte. Zum Glück wusste er, wo wir hinfuhren, und so kamen wir nach einer rasanten Fahrt an einer Art Hotelkomplex an, wo ich ein für einen Monat gemietetes Apartment bezog. Jetzt gibts für alle die wollen noch ein paar Bilder von meiner Studentenbude und danach muss ich mich echt mal auf die Suche nach jemandem machen, der weiß, was heute so anliegt.

Direkt außerhalb des Aeroparque
Zimmer von der Treppe aus gesehen

Zimmer von der Treppe aus gesehen

Willkommenspräsent... mjam!

Willkommenspräsent... mjam!

Außenansicht

Außenansicht

Blick aus dem Fenster

Blick aus dem Fenster








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