Neuntes Türchen – Der Weg ist das Ziel

685 Kilometer – liegen zwischen Hanoi und Hue
199.000 Vietnam Dong – sind für die Fahrt zu bezahlen, was ungefähr 8 Euro entspricht
13 Stunden – dauert die Fahrt vom nördlich gelegenen Hanoi nach Zentralvietnam, voraussichtlich
14 Packungen Kekse – sind zum Verzehr bereit
1 Sophie – macht sich auf die Reise nach Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams.

Nun sitze ich endlich im Schlafbus und bin bereit für die Fahrt. Wie es dazu kam? Der Entschluss zu verreisen rührt daher, dass an der Viet Dũc Oberschule nächste Woche Zwischenprüfungen geschrieben werden. Und das in jeder Klasse in jeder Jahrgangsstufe. Die Konsequenz: Kein Deutschunterricht für mich.
Während mir die Schüler mehr oder weniger leid tun, weil die Prüfungen wichtig sind und viel Lernen bedürfen, mache ich mich auf den Weg Richtung Hue.

17:44 Endlich beim Reisebüro. Ich frage mich, warum ich nicht früher daran gedacht habe, dass eine Uber-Fahrt um kurz vor sechs abends in der Rushhour etwas länger dauern kann. Offiziell im Büro sein sollen hätte ich schon 14 Minuten früher. Während ich mir Panik gemacht habe, hat die Frau hinterm Schreibtisch mir nur gelangweilt das Ticket in die Hand gedrückt und mich gebeten, neben den anderen Gästen zu warten.

17:51 Noch mal schnell auf Toilette. Obwohl die Fahrt 13 Stunden dauern soll, sind nur zwei Stopps eingeplant. Keine Frage, nochmal die Blase entleeren ist da bestimmt keine schlechte Idee.

18:21 Mit lautem Hupen und einiger Verspätung – jetzt ärgere ich mich noch mehr, weshalb ich mir Stress gemacht habe – fährt der Bus endlich ein. Das Gepäck ist verladen, die Schuhe müssen am Eingang zum Bus in eine Plasitktüte gepackt werden. Mithilfe des Tickets ist das richtige „Bett“ beziehungsweise die richtige Liege schnell gefunden. Der Platz hält sich in Grenzen. Aber trotzdem ist mehr als erwartet.

Mein Schlafplatz für 13 Stunden. Was für ein schönes Bett! Oder so ähnlich…

18:36 Endlich setzt sich der Bus in Bewegung. Wenig später hält er wieder an. Fahrgäste werden von einem anderen Reisebüro abgeholt.

Zu Beginn der Fahrt – relativ frisch, aber bereit für einen ausführlichen Schlaf. Ob das so klappen wird.

18:53 Der Bus stoppt längere Zeit. Ist alles okay? Ja, nur eine Tankpause. Bestimmt noch keine 2 Kilometer gefahren, aber schon tanken!? Vermutlich ist das aber immer noch besser, als wenn wir auf offener Strecke liegen bleiben.

21:02 Nach wenig entspanntem Dösen wache ich wieder auf und prüfe, ob Geldbeutel und Handy noch da sind. Ich hätte im Internet zuvor wohl keine Gruselgeschichten (beziehungsweise Rezensionen) über Nachtbusse lesen sollen.

21:14 Wir biegen auf einem Rasthof ein. Der Busbegleiter weckt alle mit einem lauten „Bus Stop 30 Minutes“ aus dem Schlaf. Mein Abendessen ist Pho. Obwohl ich Pho wirklich liebe (was ich dir ja schon ausführlich erklärt habe), muss ich ernüchtert feststellen, dass diese hier einfach nicht wirklich schmeckt. Nett dafür war das Gespräch mit zwei Reisenden von den Malediven.

Sieht zwar lecker aus. Diese Pho schmeckt leider aber nicht so toll wie gehofft. Aber besser als nichts!

21:49 Der Bus setzt sich wieder in Bewegung. Zeit, die vielen ungelesenen Nachrichten auf WhatsApp zu beantworten (es tut mir nach wie vor wirklich leid, dass mein Antwortverhalten noch seltener als in Deutschland ist. Es fehlt die Zeit…). Aus meinen Ohrstöpseln kommt ein wilder Mix aus modernem Pop, Klassik, Jazz und undefinierbarem Zeug. Meine Hanoi-Playlist ist aber genau richtig für meine Stimmung, mit den Gedanken ständig woanders.

23:30 Zeit zu schlafen, hoffentlich klappt das auch.

23:34 Plötzlich ertönt Helene Fischer in meinen Ohren. Wie hat sich die denn in meine Playlist geschlichen? Und noch viel wichtiger: Wie soll ich jetzt noch – ohne Albträume – schlafen können? Schrecklich!

1:52 Das Licht des Busses wird angemacht und er bleibt stehen. Warum? Dieses Mal wird nicht mal laut geschrien, dass jetzt Klopause angesagt ist. Nachdem aber jeder geht, packe ich meine Schuhe aus der Tüte und vertrete mir die Beine.

Nochmal eine Pause – zum Glück gibt es doch mehr als zwei Stopps

2:01 Während der Bus weiter vor sich hin zuckelt, gönne ich mir eine Packung Kekse. Und werde immer müder.

7:19 Ich konnte tatsächlich bis gerade eben schlafen. Hätte ich nicht gedacht. Leider wurde es im Bus richtig kalt und auch das Wetter außen hat sich verschlechtert. Durch die mit Regentropfen benetzen Scheiben sehe ich den grauen Himmel und die nasse Welt, nasse Bäume, nasse Straßen, nasse Häuser und leider viel Nass von oben.

7:21 Ähnlich müde wie ich mich fühle – und auch aussehe, aber darauf will ich nicht näher eingehen – sehen auch die anderen Reisenden bei der Klopause aus. 11 Stunden effektiv im Bus sind geschafft. Ich hoffe, dass wir bald ankommen…

8:19 Der Bus kommt in Hue an. Nachdem ich meine sieben Sachen gepackt habe, steige ich aus dem Bus und werde von vielen Taxifahrern empfangen. Obwohl noch so nette dabei sind, entscheide ich mich für Laufen. 6 Minuten sind ja wirklich nicht lang.

8:34 Im Hostel angekommen, werde ich freundlich empfangen und plane meinen Aufenthalt in Hue genauer. Bei dem großen Angebot an Touren und Aktivitäten fällt die Entscheidung schwer.

Somit endet meine Busfahrt. Im Internet „angepriesen“ als „Trip as Hell“. Mit der Empfehlung „Don‘t do that!“ hat sich meine Fahrt also doch ganz angenehm herausgestellt. Wider Erwarten konnte ich gut schlafen. Geld und Handy sind noch da.

685 km – sind gut geschafft und es hat sich nach weitaus weniger angefühlt
199.000 Vietnam Dong – waren ihren Preis total wert.
13 Stunden – es sind doch etwas mehr als diese gewesen. Angefühlt hat es sich jedoch wirklich nicht danach. Ein Glück!
14 Packungen Kekse – sind es jetzt nicht mehr. Einige wurden geöffnet und verspeist. Lecker waren sie definitiv.
1 Sophie – ist froh, die Busfahrt so gut überstanden zu haben. Nun kann Hue besichtigt werden. Mit leichten Rückenschmerzen, aber dafür sogar erstaunlich ausgeruht.

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3 responses to “Neuntes Türchen – Der Weg ist das Ziel

  1. Red Crimson

    Du hattest ja schon zu den Kreuzfahrten Sitzfleisch entwickelt??

  2. Ernst Pehl

    Weshalb müssen die Schuhe eingepackt werden?

  3. Linde Strass

    Liebe Sophie,
    eine gute Zeit in Hue und „pass auf Dich auf“.

    Zum Trost – auch Bahnfahren kann etwas anstrengend sein 😉

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