Vierzehntes Türchen – Der Preis ist heiß

„Puh, 80.000 VND für dieses Essen ist echt zu viel!“

„Sollen wir einfach bei einem anderen Restaurant schauen?“

„Auf jeden Fall! So gut kann das Essen gar nicht sein…“

Ein typisches Gespräch bei der Suche nach einer guten Straßenküche oder einem Restaurant in meiner Zeit in Vietnam.
Nun magst du dich vermutlich fragen – vorausgesetzt du hast das letzte Türchen (aufmerksam) gelesen, wenn nicht, solltest du das zuerst machen – ob das ein Scherz sein soll. Umgerechnet sind 80.000 Dong nicht mal 3€ und das für eine vollwertige Mahlzeit. Und doch ist es kein Witz, sondern ganz ernst gemeint. Die Preise in Vietnam sind nämlich besonders und darum soll es heute gehen.

Fangen wir doch gleich mal mit Essen an. Generell hängen die Kosten für das leibliche Wohl natürlich immer davon ab, wo man isst. Am günstigen und meiner Meinung nach meist am besten speist man in einer der unzähligen Straßen- oder Garküchen. Ab 20.000 VND kann man mit einer leckeren und meist recht großen Mahlzeit rechnen. Eine ordentliche Schüssel Pho gibt es oft für 30.000 VND, was gerade mal 1,20€ entspricht und geschmacklich viel, viel mehr wert ist. Aber auch Gerichte wie Bun Cha oder einen Teller Reis mit verschiedenen Beilagen bekommt man ab 25.000 VND.

Für 30.000 VND pappsatt

Das Bia Ha Noi, also das Hanoier Bier, welches viel besser schmecken soll als das Bia in Saigon, gibt es pro Glas oft schon für 5.000 VND, was circa 20 Cent entspricht. Ausprobiert habe ich nämlich nur das Hanoier Bier, das hat mir als Nicht-Biertrinkerin dann aber schon gereicht. Oft gibt es ganze Läden, die sich „Bia Hoi Ha Noi“ nennen. In diesen sieht man meist männliche Vietnamesen mit ihren Plastikgläsern voll mit Bier auf kleinen Stühlchen sitzen und dabei Erdnüsse knabbern, lachen und lautstark über irgendwas sprechen. Ach ja, Essen gibt es dort auch. Besonders schön war es einmal, als Nour und ich uns in eins dieser Geschäfte gewagt haben und ein älterer Vietnamese mit etwas Englischkenntnissen uns, da wir ja das erste Mal in Vietnam sind, mit einem Bier auf ihn und „Welcome in Vietnam“ freudig in seinem Land willkommen geheißen hat. Das war wirklich ein schönes Erlebnis, wenngleich es 12 Uhr mittags vielleicht nicht die richtige Zeit für Bier war.

Mit Bia und „Welcome in Vietnam“

Besonders schätze ich die Preise für Smoothies. Gegenüber des Literaturtempels, nur 10 Minuten von „meiner“ Wohnung entfernt gibt es frische Smoothies für gerade mal 25.000 VND, also einen Euro und man kann sich drei Obstsorten aussuchen und bei der Zubereitung zusehen. Dir das zu verschweigen, nachdem ich diese Smoothies liebe, wäre eine Schande gewesen.

Der Preis der Getränke ist wie beim Essen aber natürlich davon abhängig, wo man verkehrt. In den ersten Tagen in Hanoi habe ich beispielsweise immer im touristischen Old Quarter gegessen, da die Preise dort auf Plakaten groß präsentiert werden. Der Touri-Zuschlag ist dann natürlich gleich mit inbegriffen. Mit wachsender Erfahrung und wachsendem Vietnamesisch-Wortschatz traue ich mich jedoch inzwischen auch in Straßenküchen, die keine Preise angeschrieben haben.

Obwohl Essen und Trinken meine Haupt-Lebensinhalte in Vietnam sind, ganz ehrlich, gibt es auch andere Dinge, die Geld bedürfen.

Shopping zum Beispiel! Spaziert man fröhlich durch die vollen Straßen Hanois, aber auch Saigons und Hoi Ans, sieht man viele tolle Kleidungsstücke. Sie warten nur darauf, anprobiert und gekauft zu werden. Geht man in einen der „Made in Vietnam“ Läden findet man oft Markenkleidung, die im Land überschüssig produziert wurde, für meist viel weniger als die Hälfte des Originalpreises. Aber auch in den touristischen Gegenden wird viel feilgeboten. Überall sieht man die quadratischen „Fjalkraven“Rucksäcke, die man mit Verhandlungsgeschick für 8€ bekommt und ich darf mich stolze Besitzerin eines eben solchen Rucksacks nennen.

Übrigens: Handeln ist in Vietnam Pflicht. Vor allem in touristischen Gegenden sollte man mit der Hälfte des Preises anfangen und sich dann sehr langsam steigern. Auf einem Markt in Saigon haben Theresa und ich es beispielsweise geschafft, von 500.000 VND auf 250.000 VND für einen Pullover zu gehen. Ziemlich gut wie ich finde.

Aber auch bei Obst und anderen Lebensmitteln, die auf der Straße angeboten werden, ist Handeln angesagt. Es geht nicht darum, den Preis stark zu senken, sondern einfach um das Prinzip. Wie gesagt: Handeln ist Pflicht.

Nicht vergessen sollte man jedoch, dass man beim Handeln den richtigen Ton wählt. Undenkbar für Vietnamesen ist es nämlich, sein Gesicht zu verlieren. Aus diesem Grund sollte man ruhig, aber clever verhandeln. Mit einem Lächeln auf den Lippen wird der Preis übrigens meist noch besser.

Toll sind die Preise, wenn man von einem an einen anderen Ort kommen möchte. Mit Uber oder Grab wird man meist zuverlässig – über das Gegenteil könnte ich dir stundenlang Geschichten erzählen – von A nach B transportiert. Und das für kleines Geld. Innerhalb von 13 Minuten legt man beispielsweise 2,29 Kilometer für gerade mal 22.000 VND zurück. Zusätzliches Plus: So gut wie immer gibt es „Special Promos“, mit denen man mal für den halben Preis, mal für 10.000 VND weniger ans Ziel befördert wird. Das Adrenalin beim Mopedfahren inklusive.

Erfreulich finde ich auch die Eintrittspreise für jegliche Art von Kultur. In viele Museen kommt man schon für 30.000 VND. Die Tatsache, dass Vietnamesen für ihre Eintrittskarten wesentlich weniger als Ausländer bezahlen, ist ein toller Weg, den Leuten vor Ort Kultur attraktiver nahebringen zu können.

Ich könnte dir noch viele andere Preise aufzählen, aber merken kannst du dir sie wahrscheinlich doch nicht. Also lass ich das jetzt lieber sein.

Ein Thema möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen: Das Durchschnittseinkommen in Vietnam liegt bei 173 Dollar pro Monat. Mit diesem Geld müssen Wohnung, Strom, Wasser, Essen, Kleidung und alles andere, was man zum Leben braucht bezahlt werden.

Da wir mit einem ganz anderen Verständnis für Geld aufwachsen, sind für mich 30.000 VND nicht so viel Geld. Für einen Vietnamesen oder eine Vietnamesin jedoch schon.

Und selbst wenn man überall liest, dass Vietnam ein so günstiges Reiseland ist, muss man doch bedenken, dass die Menschen hier von genau diesem Geld überleben müssen.

Mich beschäftigt oft dieser Unterschied, was man dagegen machen kann und wie ich mich damit zu fühlen habe. Die Lösung: Keine Ahnung. Gefunden habe ich sie leider noch nicht.

Viele Grüße aus Hoi An sendet dir

die in-einem-sehr-günstigen-Hostel-lebende Sophie

Dreizehntes Türchen – Wer wird Millionär?

Auf die Frage „Wer wird Millionär?“ kann ich nur antworten „Ich nicht, ich bin es nämlich schon!“

Bestimmt fragst du dich gerade, wie das denn so schnell gehen konnte. Hat Sophie eine so heftige Karriere hingelegt? Oder was ist los?

Leider muss ich diese Frage mit nein beantworten. Das wäre einfach auch zu schön, um wahr zu sein…

Heute soll es um ein ziemlich wichtiges Thema gehen, um Geld, besser gesagt das Geld in Vietnam.

In meinem Geldbeutel finden sich neben verschiedenen Bankkarten, Belegen und unnötigem Zeug viele bunte Papierscheine. Von jedem blickt mir der Landesvater Vietnams, Ho Chi Minh ernst entgegen, auf der Rückseite sind schöne Ansichten von zum Beispiel einer Holzfällerei oder auch einer Konservenfabrik zu sehen.
Von Anfang an unbegreiflich sind die hohen Zahlen, die ich auf den Scheinen lesen darf:
Der niedrigste und seltenste Wert sind 200 Vietnamesische Dong, was umgerechnet weniger als 0,7 Cent sind.
Weiter geht‘s mit 500, 1.000, 2.000, 5.000. Diese Scheine sind meist schon ziemlich alt und instabil. Hält man sie in der Hand, fühlen sie sich wie alte, mehrmals zerknüllte Zeitung an. Wenn man bedenkt, dass sie doch recht oft zum Einsatz kommen, ist das aber auch verständlich.
Mehr wert sind dann aber 10.000, 20.000, 50.000.
Am wertvollsten, aber auch nervenaufreibendsten sind dann aber die 100.000, 200.000 und 500.000. Beim Geldabheben bekommt man nämlich vom Bankautomaten meist diese „großen“ Scheine ausgegeben. Entscheidet man sich nun, mit dem Uber oder Grab zu einem bestimmten Ort gefahren zu werden, kommt es schon mal vor, dass man nichts „kleines“ hat und mit 200.000 oder im schlimmsten Fall sogar 500.000 bezahlen will. Nachdem man für die Fahrten nur kleines Geld bezahlen muss und die Fahrer ein gutes Geschäft wittern (oder es einfach wirklich nicht haben), sagen sie, dass sie so großes Geld nicht wechseln können. Dann hat man den Salat! Entweder man findet jetzt einen Ort, an dem man wechseln kann oder man muss sein gutes Geld dem Fahrer sozusagen spenden. Dann wird die eigentlich günstige Fahrt auf einmal doch etwas teurer. Herzlichen Dank auch.

Ich habe es schon erwähnt, die Währung des vietnamesischen Geldes nennt man „Vietnamesischer Đồng“. Das vietnamesische Wort „Đồng“ bedeutet übersetzt so viel wie „Kupfer“. Bevor die Franzosen nämlich nach Vietnam kamen und eine Kolonie gebildet haben, wurden Münzen aus Kupfer geprägt. Münzen gibt es jetzt aber eigentlich gar keine mehr. Das macht den Geldbeutel leichter, den Überblick jedoch schwerer.

Apropos Überblick: Bei den vielen Nullen, fällt der Überblick oft richtig schwer. Wenn du beispielsweise wie auf dem Bild den 10.000 und den 100.000 Schein ansiehst, merkst du bestimmt schon, dass sie sehr leicht zu verwechseln sind, zumal die Farbe auch ähnlich ist. So verliert man dann gut und gerne mal den Überblick, wie viel Geld sich in seinem Geldbeutel noch befindet. Beim schnellen Blick in den Geldbeutel vor dem Restaurantbesuch sieht man beispielsweise den 100.000er Schein, beim Bezahlen stellt er sich dann als 10.000er heraus. Nicht wünschenswert, aber leider auch nicht ganz selten.

Zurück zur Frage, wer wird Millionär. Aktuell ist der Wechselkurs bei 1:26.700. Für einen Euro bekommt man also knapp 27.000 Vietnamesische Dong. Rechnest du nun weiter, kommst du zu dem Schluss, dass du bereits mit etwas mehr als 37€ zum Millionär wirst. Ziemlich cool!

Zu den Preisen und Kosten in Vietnam jedoch morgen erst mehr.

Viele Grüße von deiner Millionärin Sophie, die sich gerade mit einer Million Dong Luft zufächelt 😉

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