Rätsel & Kopf schütteln

Am 26. September war der Europäische Sprachentag. Ich habe in einem vorherigen Post schon mal ein Foto von meinen gemalten Fahrzeugen gezeigt. Jetzt kam das vollständig entworfene Rätsel auch endlich zum Einsatz.

Rätsel Sprachentag

Ich war überrascht, wie viele (auch ältere) Menschen das Rätsel ausgefüllt haben – was man für ein Tütchen Gummibärchen, ein Armband oder einen Button nicht alles tut – aber gleichzeitig hat es mich auch irgendwie gefreut zu sehen, wie vor allem die Kinder fleißig mein Rätsel gelöst haben.

Sprachentag

Ansonsten fand ich es sehr merkwürdig an unserem Stand zu stehen und mit kaum einem Besucher kommunizieren zu können, da viele (logischerweise) nur Bulgarisch gesprochen haben. Deshalb war ich ganz froh, die Kamera in der Hand gehabt zu haben und fürs Fotografieren zuständig zu sein, denn immer wieder angesprochen zu werden und nur antworten zu können „Ich spreche kein Bulgarisch“ oder nur mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf zu schütteln, fühlt sich doch irgendwie doof an. Zumal das mit dem Kopf schütteln hier auch zu Missverständnissen führen kann, da die Bulgaren für Ja den Kopf schütteln und für Nein nicken. Verwirrend. Und im Gespräch auch bis zu dem Punkt, an dem man sich wieder an diese Tatsache erinnert, etwas irritierend.

Wandern: 7 Seen & Rila-Kloster

Wunderschönes Bulgarien. Ich glaube, das war der Gedanke, der mir letztes Wochenende am häufigsten im Kopf rumschwebte. Zumindest war es die am häufigsten von mir versendete Nachricht.

Da wir am Montag feiertagsbedingt frei hatten, haben vier andere Freiwillige und ich das Wochenende genutzt und sind von Samstag auf Sonntag zum Wandern gefahren. Den Montag konnte man dann nutzen, um sich zu erholen.

Der Samstag fing damit an, dass es in dem von uns geplanten Bus keine freien Plätze mehr gab, so dass wir uns die Zeit bis zum nächsten damit vertreiben mussten, erstmal noch eine Banitsa zu essen – ich denke da gibt es schlimmeres. Nach einigem Hin und Her im Bus – wir wussten leider nicht, dass es feste Sitzplätze gibt und es war auch keiner in der Lage uns das in Ruhe zu sagen – sind wir dann Stunden später doch noch an dem Lift zum Rila-Gebirge hinauf angekommen. Ich bin zuvor noch nie in meinem Leben mit einem Skilift gefahren und hatte auch eigentlich nicht vor, es jemals zu tun. Aber: Ich habe es überlebt. Und es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Rila Lift

Portrait Foto

Pferde vor Bergen

Gruppenfoto

Die nächsten vier Stunden ging es dann die Berge hoch, an den sieben Rila-Seen vorbei und ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn so eine schöne Landschaft habe ich noch nie gesehen. Unser Ziel war eine Berghütte, in der wir die Nacht verbringen wollten. Dort angekommen teilte man uns mit, dass es keine freien Betten mehr für uns gab, aber dass sie sich eine Lösung überlegen würden. So ließen sie uns schließlich in ihrem Gebetsraum schlafen, den sie mit reichlich Decken ausgelegt hatten.

Berghütte

Am nächsten Morgen ging es dann um sieben Uhr für uns weiter. Zuerst wieder einige Berge hinauf auf etwas über 2600 Höhenmeter, bevor es dann bergab ins Tal ging. Das war ganz schön anstrengend und hat mich nicht nur viel Kraft gekostet, weil man so achtsam sein musste, dass man nicht ausrutscht, sondern auch weil ein starkes Gefühl von Höhenangst in mir breit wurde.

Berge

Auf der Spitze des Bergs

Blick ins Tal

Deshalb war ich auch sehr froh, als wir nach sechs Stunden im Tal bei dem Rila-Kloster angekommen waren. Das Kloster ist UNESCO-Weltkulturerbe und sieht auch wirklich wunderschön aus. Ich finde es immer sehr beeindruckend wie so etwas gebaut wurde. Besonders auch die Malereien, die innen bis zur Decke reichen.

Rila-Kloster

Rila-Kloster

Rila-Kloster

Abschließend muss ich noch einmal sagen: Wunderschönes Bulgarien!

Erste Aufgaben & Bulgarisches Essen

Nun ist die erste ganze Arbeitswoche geschafft und es sind gemischte Gefühle in mir. Zuerst das Negative: Dass acht Stunden Arbeit anstrengend sind, konnte ich mir denken. Die letzten Monate habe ich mit Praktika verbracht, in denen ich auch jeden Tag so lange dort war. Aber irgendwie war es nicht so anstrengend, wenn man morgens schon um 7:30 Uhr anfangen kann und dann um 16 Uhr wieder nach Hause gehen kann. Dann ist es noch hell draußen und man hat noch den Nachmittag und Abend Zeit, etwas zu unternehmen oder sich in Ruhe mit einem Buch und einer Tasse Tee in den Garten zu setzen oder ins Bett zu legen. Hier fangen wir erst um 9 Uhr an – und auch das ist im Vergleich zu den Kollegen noch früh – und müssen also bis um 17.30 Uhr da bleiben. Bis man dann Zuhause ist, ist es schon Zeit fürs Abendessen und irgendwie ist der Tag vorbei. Das fühlt sich momentan sehr anstrengend an – aber vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit auch daran.

Nun zum Positiven: Anfang der Woche habe ich eine Übersicht mit meinen Tätigkeiten bekommen und das hat auf jeden Fall Vorfreude auf das Jahr in mir geweckt. Meine erste Aufgabe war es nun ein Rätsel zu erstellen, das an unserem Stand beim Europäischen Sprachentag nächste Woche gelöst werden kann. Dafür konnte ich ein paar Bilder malen.

Gemalte Transportmittel
Wie man unschwer erkennen kann wird es in dem Rätsel um Transportmittel gehen.

Im Laufe der ersten Woche habe ich auch schon einige bulgarische Spezialitäten probieren können.

Banitsa
баница – ich könnte mich das ganze Jahr nur davon ernähren.
Shopska-Salat
Шопска салата – der Salat besteht aus Tomaten, darüber kommen Gurken und oben drauf noch weißer Käse. Das ergibt dann farblich die bulgarische Flagge. (Bei dem Salat, den ich gegessen habe, war es leider nicht in der richtigen Reihenfolge.)

Insgesamt kann ich sagen, dass die positiven Eindrücke auf jeden Fall überwiegen.

33.000 Schritte & Graffiti-Tour

Die ersten zwei Arbeitstage liegen hinter mir und ich bin ganz froh darüber, die schon mal geschafft zu haben. Denn die ersten Tage sind ja immer sehr aufregend und ich könnte auch gut darauf verzichten.

Mit meiner WG habe ich wirklich Glück – ich hatte noch nie so ein großes Zimmer und es ist sehr entspannend, abends in dem großen Bett zu liegen und draußen den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich glaube, hier kann ich mich für ein Jahr wohl fühlen.

Den Tag gestern habe ich genutzt, um mir ein bisschen die Stadt anzuschauen. Ich bin sehr beeindruckt von den vielen schönen und alten Gebäuden und besonders von den Bergen, die man stets im Hintergrund sehen kann. Abends habe ich mit den anderen Freiwilligen an einer Graffiti-Tour teilgenommen.

Graffiti1
Das Chupa-Chups-Logo wurde von dem Surrealisten Salvadore Dalí entworfen.

Graffiti2

Graffiti3

Graffiti4

Graffiti5

Graffiti6
Es sieht aus, als würde die Kerze wirklich scheinen.
Graffiti7
Ein kunterbunter Gartenzaun.
Graffiti8
Don’t be a slave to art – The system is not a crime. Don’t be a slave to the system – Art ist not a crime.

Graffiti9

Graffiti10
Mein Lieblingsgraffiti. Es sieht einfach so wunderschön aus.

Zurück in meinem Zimmer angekommen, zeigte mir mein Handy für den gesamten Tag 33.000 Schritte an und meine Beine konnten es auch spüren, sodass ich den Tag heute entspannt in meinem Zimmer verbringe.

Aber eins kann ich noch sagen: Ich habe das Gefühl, dass es ein sehr spannendes und schönes Jahr wird.

Die Tage am See

Gerade liege ich in meinem Bett, höre meiner Schwester beim Klavier spielen zu und schiebe es schon seit Stunden vor mir her, mit dem Koffer packen zu beginnen.

Morgen um diese Zeit werde ich wahrscheinlich gerade mein Zimmer betreten, das für die kommenden 12 Monate mein Zuhause sein wird. Irgendwie kann ich mir das jetzt gerade noch nicht so ganz vorstellen. Es wirkt noch so unwirklich, morgen ins Flugzeug zu steigen und dann in einem fremden Land zu leben. Vielleicht wäre es einfacher, wenn der Tag einfach so kommen würde, ganz plötzlich, ohne sich schon in den letzten zehn Tagen mit dem Freiwilligendienst beschäftigt zu haben.

Das Vorbereitungsseminar war interessant und ich nehme bestimmt einige neue und kritische Denkweisen mit auf meinen Weg. Doch für mich persönlich war es auch eine ziemlich anstrengende Zeit – die Konfrontation mit vielen Ängsten und die Zeit, sich immer weiter in die Sorgen reinzusteigern. Da tat es mir oft gut, einen Spaziergang im Wald und am See zu machen und in der Freizeit die Ruhe dort zu genießen.

Was ich abgesehen vom inhaltlichen aus den zehn Tagen mitgenommen habe ist vor allem, wie Kraft gebend es sein kann, mit anderen über seine Sorgen und Ängste zu sprechen. Und dass es ein schönes Gefühl ist, all seinen Mut zusammenzunehmen und z.B. vor all den anderen 300 Freiwilligen am letzten Abend ein kurzes Solo zu tanzen.