Letzte Schultage

In großen Schritten geht es auf die Sommerferien zu.

Am Montag wollten wir in den 9. Klassen die Schülerzeitung verkaufen – kein einziger Schüler war da.

Die 12. Klassen kommen nur noch zu den „Matura“-Prüfungen (Abitur) in die Schule, die 11. kommen eher, um ihre Freunde zu treffen, als um etwas zu lernen.

Alle Lehrer sind im Korrekturstress, müssen Noten eintragen und Zeugnisse schreiben. Per Hand.
Und dazwischen sitze ich. Mit der Fertigstellung der Schülerzeitung habe ich ein großes Aufgabenfeld abgeschlossen, es lohnt nicht, vor den Sommerferien eine neue Ausgabe anzufangen. Lediglich verkauft werden muss die Zeitung noch.

Auch die deutsche Bibliothek, die sowieso nur von einigen wenigen SchülerInnen genutzt wurde, ist kaum noch von Interesse. Die SchülerInnen können nur noch an ihre Ferien am Meer denken – und das macht sich deutlich bemerkbar.

In meiner Schulzeit war ich vor den Ferien auch nicht mehr zu Höchstleistungen bereit, jedoch sind wir (fast) alle noch regelmäßig zu den Stunden gekommen, die zum Glück auch kaum noch richtiger Unterricht waren. Dadurch, dass wir unsere Zeugnisse am letzten Schultag bekommen haben, herrschte noch eine gewisse Spannung und es kam nicht in Frage, schon eine Woche vor den Ferien einfach nicht mehr zu erscheinen.
Die albanischen Schülerinnen und Schüler werden ihr Zeugnis in den Ferien bekommen. So wird jetzt noch richtig Unterricht gemacht und Stoff vermittelt, worauf die meisten sehr wenig Lust haben.

Mein Aufgabenfeld um einiges verschoben, denn bis zu meinen Sommerferien dauert es noch. Die neuen 10. Klassen müssen zusammengestellt, die Ergebnisse der DSD 1 Prüfungen abgeglichen und die Wahlbögen der 11. Klassen ausgewertet werden.
Ich verbringe meine Zeit in der Schule jetzt hauptsächlich mit dem Anlegen von Excel-Tabellen und dem Entgegennehmen von Anmeldungen.

Diesen Einblick hinter die Kulissen finde ich sehr spannend und es macht mir Spaß, so viel zu dem Organisatorischen beitragen zu können und dürfen.

Stay tuned!

„Willkommen im Land von Nikola Tesla“

Dieser Satz begrüßte mich auf einem großen Banner, als ich in Belgrad mit dem Flughafenshuttle auf die Autobahn abbog.

Vor nicht mal 10 Stunden habe ich mit meiner Familie in Tirana zu Abend gegessen, habe sie ein letztes Mal in ihre Wohnung begleitet und musste mich nach 2 wunderschönen Tagen auch schon wieder verabschieden.
Es war ein komisches Gefühl, alleine nach Hause zu gehen, nachdem ich in den letzten Nächten mein Bett mit meinen Schwestern geteilt habe.

Weil mein Flug aber mitten in der Nacht ging, hatte ich nicht viel Zeit nachzudenken und befand mich schon bald im Bus von Belgrad nach Mali Idjos, wo das Zwischenseminar stattfinden sollte. Wider Erwarten kam ich auch ohne Serbisch Kenntnisse und mit einer fremden Währung gut zurecht und kam gegen 10 Uhr am Seminarhaus an, wo die anderen schon auf mich warteten.
Es war super schön, mal aus dem – doch sehr lauten – Tirana rauszukommen, Zeit zur Reflexion zu haben und sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen.
Einige kannte ich schon, andere noch nicht, aber trotzdem waren wir eine sehr gute Gruppe, in der die Arbeit viel Spaß gemacht hat und mit der ich mich auch gut unterhalten konnte.

Wir wohnten in einem Haus in einem sehr kleinen Ort im Norden Serbiens und wurden Morgens, Mittags und Abends von einem serbischen Pärchen bekocht. Sie beschwerten sich zwar darüber, dass vegetarisches Kochen nicht so viel Spaß mache wie mit Fleisch, verwöhnten uns aber trotzdem mit sehr leckerem serbischen Essen, Kuchen und Kaffee.

Nachts konnten wir die Frösche aus dem Teich nebenan quarken hören und tagsüber arbeiteten wir unter einem Pavillion im Garten, haben einen Ausflug nach Belgrad gemacht und konnten in einem Bäckereimuseum im Ort ein klassisches Gebäck selbst über der Glut backen.

Ich habe die Zeit sehr genossen, brauchte danach aber doch 2 Tage, um mich wieder an mein Leben in Tirana zu gewöhnen. Ohne meine Familie, ohne dauerhafte Gesellschaft und ohne jemanden, der für mich kocht.
Zum Ersten Mal ist mir so richtig bewusst geworden, dass Tirana mein Zuhause ist und, dass mir einige Dinge und Personen doch sehr fehlen.

Stay tuned!

Wiedersehen und Stadtführungen

Endlich war es so weit. Ich saß im Bus zum Flughafen und konnte es kaum erwarten „mein“ Tirana endlich mit meiner Familie teilen zu können.

Kaum angekommen, blickte ich schon in die strahlenden Gesichter meiner Eltern und Schwestern – die Wiedersehensfreude war groß. Schon auf der Busfahrt in die Stadt wollte ich so viel wie möglich zeigen und erzählen.

Die nächsten 2 Tage, die wir zusammen hatten, haben wir mit Spaziergängen durch die Stadt, gutem Essen und einem Kurztrip zum Meer verbracht.

Für mich war dabei neu, direkt als Tourist erkannt zu werden. Als Deutsch sprechende Gruppe mit mindestens einer Kamera um den Hals wird man von den Leuten doch ganz anders wahrgenommen, als wenn man alleine durch die Stadt läuft. Ich wurde bisher selten direkt auf Englisch begrüßt – mit meiner Familie zusammen wurde ich selten auf Albanisch begrüßt.

Positiv aufgefallen ist mir aber die Freundlichkeit der Menschen, vor allem von denen, die mich ein bisschen kennen.
Die Verkäuferin in der Bäckerei in der Nähe kann kaum Englisch, wusste aber immer sofort, was meine Familie kaufen wollte. Der Kellner in meinem Lieblingsrestaurant, der als Kind durchs Fernsehen Deutsch gelernt hat, hat meiner Familie nach dem 3. Besuch einen Obstteller ausgegeben. Oder auch einfach nur das freudige Lachen meines Gemüsehändlers, als ich ihm meine kleine Schwester vorgestellt habe.

Zum Glück ist Tirana nicht so groß, sodass ich genug Zeit hatte meine Lieblingsplätze mit meiner Familie anzuschauen und mitzuerleben, wie gut es ihnen gefällt. Außerdem war es sehr spannend für mich, Tirana auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Als Urlaubsort, aus den Augen einer 11-Jährigen und als mein Zuhause.

Stay tuned!

Ein schneller, stummer Frisörbesuch

Seit 2 Monaten wollte ich schon zum Frisör, aber ich wollte damit warten, bis ich in Albanien bin. Ein Frisörbesuch auf Albanisch gehört ja wohl dazu, wenn man das Land kennenlernen möchte. Außerdem hatte ich gehofft, vielleicht sogar ein kleines Gespräch führen zu können.

Weil meine Albanisch Kenntnisse aber zu wünschen übrig ließen habe ich es immer weiter vor mir her geschoben, einen Termin zu machen.

Und als ich dann endlich – über Instagram, weil hier alles über Instagram läuft – einen Termin machen wollte, bin ich kläglich gescheitert. Der Frisör spricht kein Englisch, ich kann kaum Albanisch und er schrieb nur sehr
umgangssprachlich, sodass ich aufgeben musste.
Dementsprechend war ich sehr dankbar darüber, dass mir eine albanische Bekannte ausgeholfen hat. Jetzt hatte ich also einen Termin.

Ich habe mir ein Foto herausgesucht, die wichtigsten Vokabeln aufgeschrieben und mich im Glauben, gut vorbereitet zu sein, auf den Weg gemacht.
Im Laden angekommen, verstand ich direkt die erste Frage nicht. Na toll.
Lauter albanische Frauen um mich herum, die mich fragend anschauen. Ich wurde auf ein Sofa verfrachtet und mein Albanisch reichte so gerade aus, um zu hören, dass sich alle über mich unterhielten.

Von da an bestand die Kommunikation, so weit wie möglich, nur noch aus Zeichensprache. Ein bisschen schade, ich wollte doch auch mein Albanisch trainieren, aber so ist wenigstens nichts schief gegangen.
Was mich im Endeffekt sehr gewundert hat, denn der Frisör fing nach einem extrem kurzen Blick auf das Foto direkt an sehr selbstbewusst und sehr schnell meine Haare abzuschneiden. Etwas kürzer, als ich es eigentlich haben wollte, ist es geworden, aber das wächst zum Glück ja nach.

15 Minuten später waren meine Haare auch schon fertig und ich war ziemlich perplex. In meinem Kopf ging einiges vor. Wieso dauert das zu Hause immer so viel länger? Was muss ich jetzt nochmal sagen? Was wird das wohl kosten?
Ich war mir nicht sicher, was so ein Haarschnitt hier so kostet und wäre also bereit gewesen zu bezahlen, was ich zuhause auch immer zahle. Zum Glück hab ich aber erst nachgefragt. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe und habe ihm sicherheitshalber mal einen 5.000 Lek (ca. 40€) Schein in die Hand gedrückt. Und war ziemlich verdutzt, als ich 4.000 Lek wieder zurück bekam.

Umgerechnet habe ich jetzt also 8€ gezahlt. Etwas durch den Wind und sehr verwirrt ging ich also nach einer halben Stunde beim Frisör mit einer neuen Frisur wieder nach Hause.

Stay tuned!

Colourday und ein Kaffee am Strand

Wenn ich eins gelernt habe in Albanien, dann ist es spontan zu sein.
Es war schwer für mich sich daran zu gewöhnen, aber zu planen ist hier kaum möglich und so ist es deutlich einfacher und entspannter die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie kommen.

Letztes Wochenende habe ich meine neu gewonnene Spontanität zusammengenommen und mir am Freitag noch ein Festival Ticket für Samstag gekauft, habe mich vor Ort mit einer Gruppe von Leuten getroffen, die ich vorher noch nicht kannte, wir sind dann doch noch einen Kaffee trinken gegangen und ich habe einfach mal jegliche Planung ignoriert.
Wir wussten alle nicht genau, wann welcher Auftritt ist, aber das war mir sowieso ziemlich egal, da hauptsächlich albanische und griechische Künstler aufgetreten sind, von denen ich nur wenige Lieder kannte.

Wir haben viel getanzt, uns mit Farbpulver beworfen, Fotos gemacht und die Stimmung genossen. Ich hatte einen tollen Tag und bin sehr dankbar für den guten Einfluss, den meine Kontakte hier bisher auf mich hatten.

Todmüde und sehr glücklich bin ich abends ins Bett gefallen und habe mir vorgenommen, den ganzen nächsten Tag dieses nicht zu verlassen.

Daraus wurde aber nichts und ich habe regelrecht gespürt, wie meine Spontanität das nächste Level erreicht hat.
“ Kim wir fahren in 20 Minuten an den Strand einen Kaffee trinken, kommst du mit?“ – Ähhm. Klar.

Also Frühstück runter schlingen, fertig machen, anziehen und los. Zum Glück werden hier die Zeitangaben nicht immer so eng genommen und eine knappe Stunde später saß ich im Auto in Richtung Norden. Wir waren ca. eine Stunde unterwegs und als wir ankamen begrüßte uns – entgegen unserer Erwartung – strahlender Sonnenschein. So wurde aus dem Kaffee am Strand ein ganzer Tag am und im Meer bei strahlendem Sonnenschein, mit guter Gesellschaft und leckerem Essen und Trinken.

Das Gefühl, sich morgens ins Auto zu setzen, an den Strand zu fahren und baden zu gehen war unglaublich. Besser wurde es noch dadurch, dass es erst Mai ist und ich hoffentlich noch viele weitere Trips dieser Art vor mir habe.
Diese Spontanität hat doch ihre Vorteile.

Stay tuned!

Vorfreude und Zukunftsplanung

Die Zeit verfliegt und am Ende dieses Monats wird auch schon das Zwischenseminar vorbei sein.
Es erscheint mir immernoch unglaublich, wie schnell die Zeit bis jetzt umgegangen ist.

Und gerade ist hier auch richtig was los, sodass die nächsten Wochen sicherlich genau so schnell vergehen werden.
Am Montag sind SchülerInnen aus Sulz gelandet, die jetzt 2 Wochen zu Besuch bei unseren 11. KlässlerInnen sind. Dem entsprechend ist in der Schule einiges zu tun.
Sobald die eine Gruppe Deutscher abgereist ist, wird auch schon die nächste landen: meine Familie. Ich kann es kaum erwarten.
Und dann bin ich auch schon zum Zwischenseminar in Mali Idos (Serbien).

Der dann kommende Sommer ist auch gut gefüllt mit Programm. Es stehen nicht nur die Abiturklausuren und somit viel Arbeit an, sondern auch zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt. Die Stadtverwaltung gibt sich große Mühe die Stadt lebendig und attraktiv zu gestalten, sodass es im Juni z.B. ein öffentliches Konzert von Rita Ora, die albanische Eltern hat, geben wird.

Und dann bekomme ich noch mehr Besuch.

Schon jetzt merke mir bei jedem Spaziergang durch die Stadt gemütliche Ecken, Restaurants oder Läden, die ich unbedingt mit allen teilen möchte.
Leute, ich freue mich auf euch!

Ich genieße meine Zeit hier aus vollen Zügen und ich liebe Tirana und mein Leben hier. Gerade deshalb freue ich mich so sehr darüber, meine Erlebnisse hier und bald auch mit meinem Besuch in Tirana teilen zu können.
Jetzt sind erstmal die SchülerInnen aus Sulz an der Reihe, denen ich in einer Unterrichtsstunde die Stadt und auch Albanien im Allgemeinen näher bringen darf.

Stay tuned!

Alltägliches

Nach dem Frühstück, bei dem ich gerne die ersten Sonnenstrahlen auf meinem Balkon genieße, mache ich mich auf den Weg zur Schule. Mittlerweile laufe ich die Stecke sehr automatisiert, schaue nicht mehr so viel nach links und rechts und rege mich immer weniger über die Autofahrer auf. Das kenne ich jetzt ja alles schon.

Der Tag meiner Ankunft kommt mir ewig her vor. Gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, dass am Ende dieses Monats schon das Zwischenseminar und damit die Halbzeit meines Freiwilligendienstes ist.

Das Wetter wird immer besser, diese Woche waren es durchgängig 26°C oder mehr, und ich weiß noch nicht, wie ich die Sommermonate in den Klassenzimmern ohne Klimaanlage überleben werde. Das braucht sicherlich einiges an Gewöhnung.

Je wärmer es wird, desto mehr Menschen sind auch auf den Straßen und in den Parks. Alle Schattenplätze in den Cafés sind belegt und die Schlangen an den Eisständen lang. Das hält mich aber nicht davon ab mir auch eins zu holen. Für knapp einen Euro bekommt man hier 2 Kugeln wirklich gutes Eis.

Die meisten meiner freien Tage verbringe ich deshalb lesend im Park mit einem Eis in der Hand oder mit einem Spaziergang durch die Stadt, der oft in einem Café endet.

Leider laufen jetzt, wo das Wetter besser wird, auch immer mehr Straßenkinder umher und betteln. An die Bettler auf den Straßen habe ich mich mittlerweile gewöhnt, aber in diese traurigen, leeren Kinderaugen zu blicken und gleichzeitig zu wissen, dass ich ihnen nicht helfen kann, bricht mir das Herz.

Eigentlich müssten diese Kinder in der Schule sein, denn bis zum 16. Lebensjahr gibt es auch hier eine Schulpflicht. Stattdessen verbringen sie ihre Tage auf der Straße und erfahren nichts als Ablehnung.
Jede größere Stadt hat wohl Schattenseiten wie diese, aber der direkte Kontrast zwischen den Leuten in den Cafés und Restaurants zu den Kindern auf der Straße schockiert mich jedes Mal.
Zum Glück beobachte ich regelmäßig, wie sie Wasser oder etwas zu essen geschenkt bekommen.

Stay tuned!

„Wir können auch Deutsch sprechen“

Leuchtende Augen, wildes Aufzeigen und Chaos. All das begegnete uns beiden Deutschen beim Besuch des Deutsch Unterrichts in einer 3. Klasse.

Die Kinder hörten nicht mehr auf, uns (auf Deutsch) Fragen zu stellen. Ich fühlte mich schon fast wie ein Star, als ich in die begeisterten und neugierigen Kinderaugen geschaut habe. Für die Kinder war es natürlich sehr spannend eine Muttersprachlerin kennenzulernen und sich mit ihr zu unterhalten, jetzt wo sie gerade ein paar Sätze sprechen und Fragen stellen können.

Viele Albaner, die ich bisher kennengelernt habe, haben ein großes Interesse an Deutschland.
Sei es, weil sie die Sprache in der Schule gelernt haben, in Deutschland studieren wollen oder Freunde/ Verwandte in Deutschland haben. Oder aber auch, weil sie darauf hoffen in Deutschland Asyl gewährt zu bekommen.

Einige Kinder fangen dem entsprechend schon in der 3. Klasse an, Deutsch zu lernen. Somit ist Deutsch ihre erste Fremdsprache. Der Wunsch, im Ausland zu studieren entsteht schon früh. Nicht wenige Grundschulen haben eine deutsche Abteilung, die die SchülerInnen auf die DSD 1 Prüfungen vorbereitet. Wurde diese bestanden, dürfen die Kinder die deutsche Abteilung eines der Gymnasien besuchen.

In einer Studienberatung mit den SchülerInnen der 12. Klassen ist mir aufgefallen, dass bei einigen die Studienfachwahl hauptsächlich von 2 Faktoren abhängt. Nur wenige entscheiden nach ihrem Interesse. Die Kriterien sind in der Regel, dass das Studium in Deutschland stattfindet, mit dem Beruf möglichst gut verdient werden kann und auch, dass der Beruf in Albanien angesehen ist. Als PsychologIn stehen die Berufschancen hier zum Beispiel nicht gut.

Dieses Interesse an Deutschland hat mich sehr verwundert. Vielleicht beschränkt sich das auch nur auf den Kreis der Leute, den ich bisher kennengelernt habe, aber wenigstens Deutsch sprechen kann die Verkäuferin in einer Bäckerei um die Ecke auch. Laut einer Deutsch-Studentin aus Tirana ist Deutsch hier mindestens so populär wie Englisch. Auch damit hätte ich nicht gerechnet.

Stay tuned!

Meerblick – Kepi i Rodonit & Plazhi i Gjeneralit

Müde sitze ich in meinem Bett und denke an das vergangene Wochenende zurück, ich kann noch nicht glauben, dass ich es wirklich am Meer verbracht habe. Es ist Mitte April und ich habe den ganzen Samstag im Bikini am Strand gelegen.

Am Freitag nach der Schule habe ich mich mit 2 Freundinnen ins Auto gesetzt und wir haben uns auf den Weg gemacht in Richtung Küste, Natur und Stille. Der Weg dahin war nicht ganz ohne, aber es hat sich definitiv gelohnt. Eindrucksvoll war der Kontrast zwischen Tirana und der Autobahn, die aus der Stadt führt, und den kleinen Dörfern, mit nur teilweise asphaltierten Straßen, über die wir fuhren.
Da haben wir uns – mit unserem weiß-glänzenden Mietwagen – einige interessierte Blicke von verschiedenen Leuten eingefangen. Die meisten waren zu Fuß unterwegs, einige sah man aber auch auf einem Eselkarren oder zumindest mit einem Esel an der Hand.
Ansonsten haben wir lange niemanden getroffen.
Bis auf eine Schafherde, die vor unserem Auto die Straße gekreuzt hat. Das sind Bilder, die ich – hoffentlich – nie wieder vergessen werde. Ich habe mich richtig fehl am Platz gefühlt, als wäre ich in einer anderen Welt gelandet.

Das Gefühl in einer anderen Welt zu sein hatte ich auch, als wir nach längerer Fahrt endlich das Meer sehen konnten. Wir sind ausgestiegen und waren plötzlich von kompletter Stille umgeben. Nichtmal das Rauschen des Meeres war zu hören, dafür waren wir noch zu weit oben. Ein wunderschönes Gefühl, wenn man ansonsten seine Tage im lauten Tirana verbringt. Und auch die Aussicht war atemberaubend. Wir standen weit oben an einer Klippe und um uns herum war nur das blaue Meer. Wir konnten es nicht mehr erwarten, am Kap selbst anzukommen.

Sowohl am Kap, als auch am Strand, an dem wir am Samstag waren, begeisterte uns die Natur. Genau wie es im Reiseführer stand, wirkte alles unberührt und wunderschön. Wenn man genau hinschaute, konnte man einige Bunker entdecken, die in den Berg gebaut sind.

Erschreckend war aber der Müll, der uns erwartete. Jede Menge Müll, der vom Meer angeschwemmt wurde, aber auch mindestens genau so viel Müll, den Leute bewusst liegen gelassen hatten. Wir konnten die netten Grillabende und das Picknick noch genau erkennen, der Müll war definitiv neu. Der Kontrast zwischen der „unberührten“ Natur und dem Müll war ernüchternd.

Übernachtet haben wir in einem Hotel in Durrës, direkt am Meer. Wir haben uns gefühlt wie im Sommerurlaub und ich kann es kaum erwarten, noch mehr Erinnerungen wie diese zu machen!

Stay tuned!

Ein neuer Blickwinkel

Orthodoxe Ostern und das nächste lange Wochendene. Wie soll ich mich bei so vielen Feiertagen denn jemals an eine normale Woche gewöhnen? Aber worüber beschwere ich mich hier.

Das Wetter war das ganze Wochendene über wunderbar und das wird auch wohl in der Woche so bleiben. Mit 25-28°C ist der Sommer in Tirana angekommen. Und das im April.

In diesen 3 freien Tagen habe ich eine andere Seite von Tirana kennengelernt. Ich möchte das hier nicht bewerten, sondern euch auch an diesem Teil der Stadt teilhaben lassen.

Zum ersten Mal bin ich so richtig dem Tourismus begegnet. Klar, Postkarten kann man hier schon in einigen (wenigen) Läden kaufen und, da Osterferien sind, habe ich auch einige Leute mit Stadtplänen in der Hand gesehen. Aber eine so eindeutige Ausrichtung auf den Tourismus, wie ich sie am Wochenende kennengelernt habe, habe ich noch nicht erlebt.

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns am Samstag auf den Weg gemacht und sind mit einer Seilbahn auf den Dajti, den Hausberg Tiranas, gefahren. Während der Fahrt hatten wir einen schönen Blick auf Tirana in der Ferne und das ländliche Leben unter uns. Am besten gefallen hat mit wohl die Aussicht auf einen Mann, welcher seine Kuh an einer Leine hielt und neben ihr auf der Wiese lag.
Die Aussicht war super, aber oben angekommen fühlte es sich an, als wären wir in einer anderen Welt gelandet.
Im Gegensatz zur ruhigen Gondelfahrt war es hier laut, ich sah kaum Freifläche und alles war irgendwie künstlich hergerichtet. Es gab Hüpfburgen und Ponyreiten für Kinder, ein Hotel und die Wege waren gepflastert.
Ich hatte mir das ganze anders vorgestellt, idyllischer, natürlicher und albanischer.

Wir hätten uns in jeder x-beliebigen Stadt befinden können.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich am Sonntag, den wir in einem Einkaufszentrum am Rande der Stadt verbracht haben. Ich kannte viele Marken, die dort ihre Läden hatten und das Gebäude hätte genau so gut in Deutschland oder jedem anderen Land stehen können. Es passte überhaupt nicht ins Stadtbild.
Hinzu kommt, dass viele Sachen vergleichsweise so teuer waren, dass es sich mit Sicherheit nicht jeder leisten kann, dort einkaufen zu gehen.

Das fand ich sehr erschreckend, denn so hatte ich Tirana bisher nicht gesehen und es genossen, wie wenig touristisch es hier ist. Trotzdem war es spannend, die Stadt auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Stay tuned!