Gjimnazi Sami Frashëri

Mittwoch Morgen, 7:25 Uhr.
Ich verlasse meine Wohnung und mache mich auf den Weg zur Schule. Bei dem Regenwetter der letzten Tage heißt es jeden Morgen aufs Neue: Bloß nicht auf lockere Pflastersteine treten, wer nasse Füße vermeiden möchte. Die Anzahl der Tage, an denen ich das geschafft habe, kann ich leider an einer Hand abzählen.

An der Schule angekommen – 8 Uhr – der Unterricht beginnt.

In der ersten Woche auch für mich. Ich habe hospitiert und den SchülerInnen alle möglichen Fragen beantwortet, die aufkamen. Mittlerweile kenne ich alle Klassen gut und habe meine eigenen Aufgabenbereiche bekommen. Ich kümmere mich um die Bibliothek der deutschen Abteilung, arbeite mit den SchülerInnen zusammen an einer neuen Ausgabe der Schülerzeitung und übernehme ab und an mit einer anderen Praktikantin eine Vertretungsstunde.

Was für mich sehr fremd war, ist der Unterricht in Schichten. Ich bin zwar nicht davon betroffen, aber ich musste mich erstmal daran gewöhnen, dass mir SchülerInnen entgegenkommen, wenn ich die Schule verlasse.
Im anderen Teil der Schule gibt es teilweise so viele SchülerInnen, dass die eine Hälfte Vormittags unterrichtet wird und die andere am Nachmittag. Eine weitere Besonderheit des Schulsystems hier ist, dass die Grundschule bis  zur 9. Klasse geht. Erst danach wechseln die SchülerInnen z.B. zu uns auf das Sami-Frasheri-Gymnasium.
Hier können sie, nach bestandener DSD1 Prüfung, im deutschen Zweig Deutsch im Abitur belegen. Zusätzlich haben die SchülerInnen auch Erdkunde und Mathe auf Deutsch. Die anderen Fächer werden auf Albanisch unterrichtet.

Ansonsten läuft vieles so ähnlich ab, wie ich es aus meiner Schulzeit kenne. Es gibt 12 Jahrgangsstufen, die jeweils aus 2 Klassen bestehen. Zumindest in der Deutschen Abteilung, in der ich tätig bin.

13:10 Uhr, die 6. Stunde ist vorbei und für die meisten LehrerInnen so auch der Unterricht.
Kaffee-Zeit. Mittags, und oftmals auch in Pausen oder Freistunden, gehen wir in das Café gegenüber und trinken einen Kaffee.

Wir haben weder eine Kaffeemaschine im Lehrerzimmer, noch ist Coffee to go so verbreitet wie bei uns.
Das führt dazu, dass sogar eine 15-Minütige Pause zwischen 2 Prüfungen mal eben entspannt im Café verbracht wird.
Mich macht das nervös, aber es lohnt sich. Der Kaffee ist ausgezeichnet.

Stay tuned!

 

Abschied und Ankommen

Ich hatte mich gerade an mein neues Umfeld gewöhnt und Freunde gefunden, da waren die 10 Tage am Werbellinsee auch schon vorbei. Erst am letzten Tag fingen wir an zu realisieren, dass unser Abenteuer erst jetzt richtig los geht. Die vielen Menschen und das straffe Programm wurden zwar auf Dauer sehr anstrengend, aber ich hätte mich auf jeden Fall damit anfreunden können noch länger zu bleiben.
Aber nein, jeder von uns hatte noch eine große Reise vor sich und der Abschied bestand somit aus Trauer und Freude gleichzeitig. Zumindest bei mir setzte eine gewisse Nervosität ein, denn schließlich ging es jetzt wirklich los.

Zuhause angekommen hatte ich nur noch wenig Zeit und einiges vor. Koffer auf das richtige Gewicht bringen, Geburtstage nachfeiern, mich von Freunden verabschieden und letzte organisatorische Kleinigkeiten. Das führte dazu, dass – wie auch schon in den Tagen davor – der Schlaf auf der Strecke blieb und ich am Montag morgen um 5 Uhr nur mit Müh und Not aus dem Bett kam.
Am Bahnhof angekommen, hatte ich dann aber ganz andere Sorgen. Der Abschied stand bevor, mein Koffer war eigentlich zu schwer für mich und wird auch wirklich alles klappen?

Meine Nerven lagen blank und ich war sehr froh, als das Flugzeug endlich den Landeanflug nach Wien begann. Doch zu früh gefreut. Wir landeten mit einiger Verspätung und so fand ich mich nach einem erfolglosen Sprint durch den Flughafen kurz danach am Umbuchungsschalter wieder…

Abends in Tirana – 6 Stunden nach meiner geplanten Ankunft – wurde ich glücklicherweise von dem Mathelehrer vom Flughafen abgeholt.
Ich konnte meine Augen kaum noch offen halten, aber an was ich mich noch erinnern kann sind die zahlreichen Tankstellen, Autohäuser und Bars, die ich im Vorbeifahren gesehen habe.

Dieser erste Eindruck hat sich auf dem Fußweg zur Schule am nächsten Morgen weiter bestätigt. Autohäuser habe ich kaum gesehen, die liegen wohl eher am Rande der Stadt, aber Tankstellen und Bars konnte ich nach wie vor an jeder Ecke entdecken. Was mir außerdem positiv aufgefallen ist, sind die schönen Plätze und Gebäude, die sich links und rechts auftaten.

Durch die Sonne und meine neue Umgebung fröhlich gestimmt kam ich in der Schule an, und wurde sofort sehr freundlich begrüßt und aufgenommen. Sowohl die LehrerInnen als auch die Schülerinnen und Schüler waren sehr offen und neugierig, sodass schnell ein nettes Gespräch entstanden ist.
In einer Vertretungsstunde hatte ich die Möglichkeit einige SchülerInnen näher kennen zu lernen und etwas über deren Pläne nach dem Abitur erfahren. Allesamt sprechen sie sehr gut Deutsch und die Meisten würden gerne in Deutschland studieren.

Nach der Schule wurde ich von einigen LehrerInnen noch auf einen Kaffee in das Café gegenüber der Schule eingeladen. Ich wurde sofort in Planungen einbezogen und konnte mich einbringen. Ich habe mich sehr gut aufgenommen gefühlt und, da die Kommunikation auf Deutsch stattfand, hatte ich keinerlei Probleme.

Das hat sich am Nachmittag leider geändert, als ich Gemüse einkaufen wollte. Während ich bei der jüngeren Generation mit Englisch sehr gut durchkam, musste ich mich hier mit Händen und Füßen verständigen. Es hat geklappt und ich bin mit einer Tasche voller Einkäufe nach Hause gekommen, jedoch habe ich keine Ahnung, was ich eigentlich bezahlt habe.
Wird Zeit, dass ich Albanisch lerne.

Stay tuned!

Woher kommst du? Wohin gehst du?

Gerade noch bin ich in Münster in den Zug gestiegen und jetzt ist schon mehr als die Hälfte des Vorbereitungsseminares um.

Die ersten Tage waren geprägt von „Wer bist du? Wo kommst du her? Wo gehst du hin?“ und vielen neuen Kontakten. Mittlerweile kenne ich einige, aber noch lange nicht alle, die, wie ich, nächste Woche ihr Abenteuer beginnen.

Insgesamt habe ich viel gelernt. Nicht nur in den Treffen mit der Homezone, verschiedenen Vorträgen und Workshops, sondern auch im Austausch mit den anderen Freiwilligen. Wir haben Themen von Selbstfindung bis zu Rassismus und Intersektionalität behandelt, die Abende mit „Werwolf“ verbracht und in Gesprächen untereinander vieles kritisch hinterfragt. Dazu gehört auch Kulturweit an sich.
Ich finde es sehr wichtig sich darüber bewusst zu sein, dass unser Freiwilligendienst auch negativ gesehen werden kann. Ein „Aufdrücken der deutschen Kultur“ und eine Verbreitung von Stereotypen sollte vermieden werden.

Auch ein Ausflug nach Berlin inklusive Stadtführung stand auf dem Programm. Meine Gruppe wurde von einem Geflüchteten durch Neukölln geführt und dabei einiges über seine Flucht und seinen Leben in Berlin erfahren.
Genau wie die anderen Programmpunkte hat auch das mir ein Stück weit die Augen geöffnet und verändert, wie ich in der nächsten Woche meinen Freiwilligendienst antreten werde.

Ich fühle mich gut vorbereitet und freue mich jetzt um so mehr darauf, in Tirana anzukommen.

Stay tuned!

Der Countdown läuft

Ich habe alle nötigen Dokumente besorgt, eine Wohnung gefunden und mein Koffer ist fast fertig gepackt. Trotzdem ist es für mich noch unvorstellbar, dass ich die nächsten 6 Monate nicht zu Hause in Münster, sondern in einem anderen, noch fremden, Land verbringen werde.

Und das, obwohl mein Freiwilligendienst schon morgen beginnt. Ich freue mich darauf, auf dem Vorbereitungsseminar in Berlin die anderen „Balkanfreiwilligen“ kennenzulernen und das Abenteuer Albanien zu beginnen.

Doch in Vorfreude und Aufregung mischen sich auch immer wieder Zweifel und Bedenken. Die meisten sind unberechtigt und ich bin mir sicher, dass diese 6 Monate eine einzigartige Zeit sein werden.

Aber ob ich es wohl schaffen werde, Albanisch zu lernen? Werde ich Freunde finden? Wie wird mein neuer Lebensalltag aussehen? Am liebsten würde ich all diese Fragen jetzt schon beantworten können.

Meine erste Lektion ist es also zu lernen, über die Ungewissheit hinweg zu sehen und mich auf das Jetzt zu konzentrieren. Ich möchte nicht die vorerst letzten Momente mit meinen Liebsten durch Gedanken an die Zukunft versäumen, sondern die Dinge genießen, wenn sie an der Reihe sind.

Und das ist jetzt erstmal das Vorbereitungsseminar.

Ich freue mich darauf, neue Kontakte zu knüpfen, auf die Möglichkeit sich mit anderen auszutauschen und darauf, voneinander zu lernen.
Außerdem bin ich sehr gespannt, wie wir auf unseren Freiwilligendienst vorbereitet werden und was für Tipps und Anregungen wir bekommen werden.

 

Stay tuned!