Matura – Abiball auf Albanisch

Ein großes weißes Festzelt außerhalb der Stadt, ca. 350 SchülerInnen, elegante Anzüge und pompöse Kleider, Fotos mit der Direktorin – alles Dinge, die den diesjährigen Abiball der Schule auszeichnen.

Außer den SchülerInnen waren nur wir LehrerInnen da, die an einem langen Tisch mit Blick auf die Tanzfläche saßen. Auf gläsernen Tellern wurde uns das Essen serviert und die Gläser immer wieder aufgefüllt.
Das ganze Zelt war schön dekoriert und sah sehr festlich und elegant aus. Ich war sehr überrascht darüber, wie groß diese Feier hier aufgezogen wurde und wie viel Geld wohl in diesen Abend geflossen sein muss.

Hauptsächlich wurde getanzt und es wurden sehr viele Fotos gemacht. Auf den meisten Tellern blieb das Essen unberührt, während die SchülerInnen – auch mit einigen Lehrerinnen – getanzt haben. Das Verhältnis zwischen SchülerInnen und Lehrerinnen wirkte an diesem Abend fast freundschaftlich. Es wurden sich Kusshände zugeworfen, Selfies gemacht und selbst die Direktorin wurde von Schülern zum Tanzen aufgefordert.

Es war laut, die Stimmung war ausgelassen und man konnte in den Gesichtern die Freude und die Erleichterung über den Schulabschluss sehr deutlich sehen.

Das alles hat mich an meinen Abiball erinnert. Auch wenn da niemand ein Kleid mit Reifröcken oder etwas derart pompöses getragen hat – die Kleider hier waren wirklich sehr eindrucksvoll und wären bei uns mit Sicherheit nicht alle als angemessen empfunden worden.
In den Grundzügen war die Veranstaltung aber doch sehr ähnlich und ich freue mich sehr darüber, die Chance gehabt zu haben das hier mitzuerleben.

Auch wenn es durchaus ein merkwürdiges Gefühl war, die SchülerInnen vom Lehrertisch aus zu beobachten. Schließlich ist das alles bei mir selbst noch nicht so lange her und in etwa sind wir alle im selben Alter.

Stay tuned!

Von Kühen auf der Ladefläche

10 Minuten Fahrt mit dem Fahrrad später und ich bin mitten in der Natur. Vom Stadtleben keine Spur, stattdessen Blick auf die Berge, den blauen Himmel und ab und zu eine Kuh an einer Leine oder auf der Ladefläche eines kleinen Transporters.

Ich habe es vermisst Fahrrad zu fahren und trotz der Hitze konnte ich es sehr genießen. Das ein oder andere Mal hatte ich zwar kurz Panik, als mich ein schnelles Auto überholt hat, aber ich bin heile angekommen und wurde mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Die Mes-Brücke bei Shkodra wurde im 18. Jahrhundert gebaut und ist mittlerweile eine „große“ Touristenattraktion. Kein Wunder, bei der Aussicht.

Das hatte ich wirklich nicht erwartet, als ich mich dazu entschieden habe, das lange Wochenende in Shkodra zu verbringen.

Die Stadt hat mich in vielen Aspekten überrascht und wirkte auf mich deutlich intensiver und „albanischer“ als Tirana.
Die Armut und der Kontrast zur Fußgängerzone und zum Tourismus war viel ausgeprägter, als es mir hier aufgefallen ist.
Aber auch so wirkte die Stadt organisierter und touristischer als Tirana. Was wahrscheinlich auch der Größe geschuldet ist. Shkodra ist wirklich nicht groß und ich hatte 3 Tage Zeit, um die Stadt und seine Umgebung kennen zulernen.

So hatte ich die Möglichkeit zur „Rozafa“ Burg und zur Mes-Brücke in die Vororte zu fahren.
Außerdem habe ich einen Ausflug nach Montenegro gemacht. Von Shkodra fährt man, wenn an der Grenze alles klappt, ca. 1 1/2 Stunden mit dem Bus nach Ulqin.
Überall wurde ich mit wunderschönen Ausblicken und tollen Erfahrungen überrascht. Die Natur im Norden Albaniens ist wirklich schön und sehr erfrischend, wenn man aus der Stadt kommt.
Zwei Mal wurde ich von Lokalen interessiert angesprochen, in ein Gespräch verwickelt und zum Essen eingeladen. Und auch alle anderen Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr freundlich. Freundlich sind die Menschen in Tirana auch, allerdings wirkten meine Bekannten in Shkodra auf eine andere Art freundlich und offener.

Gut gefallen hat mir auch das friedliche Zusammenleben der Religionen. In Tirana fallen die verschiedenen Religionen kaum auf, im Norden gibt es aber mehr Muslime und so auch mehr Moscheen, die aktiv besucht werden.
Trotzdem stehen auch in Shkodra eine Moschee, eine orthodoxe und eine katholische Kirche dicht beieinander und es gab keine – für mich ersichtlichen – Probleme.

Stay tuned!

Letzte Schultage

In großen Schritten geht es auf die Sommerferien zu.

Am Montag wollten wir in den 9. Klassen die Schülerzeitung verkaufen – kein einziger Schüler war da.

Die 12. Klassen kommen nur noch zu den „Matura“-Prüfungen (Abitur) in die Schule, die 11. kommen eher, um ihre Freunde zu treffen, als um etwas zu lernen.

Alle Lehrer sind im Korrekturstress, müssen Noten eintragen und Zeugnisse schreiben. Per Hand.
Und dazwischen sitze ich. Mit der Fertigstellung der Schülerzeitung habe ich ein großes Aufgabenfeld abgeschlossen, es lohnt nicht, vor den Sommerferien eine neue Ausgabe anzufangen. Lediglich verkauft werden muss die Zeitung noch.

Auch die deutsche Bibliothek, die sowieso nur von einigen wenigen SchülerInnen genutzt wurde, ist kaum noch von Interesse. Die SchülerInnen können nur noch an ihre Ferien am Meer denken – und das macht sich deutlich bemerkbar.

In meiner Schulzeit war ich vor den Ferien auch nicht mehr zu Höchstleistungen bereit, jedoch sind wir (fast) alle noch regelmäßig zu den Stunden gekommen, die zum Glück auch kaum noch richtiger Unterricht waren. Dadurch, dass wir unsere Zeugnisse am letzten Schultag bekommen haben, herrschte noch eine gewisse Spannung und es kam nicht in Frage, schon eine Woche vor den Ferien einfach nicht mehr zu erscheinen.
Die albanischen Schülerinnen und Schüler werden ihr Zeugnis in den Ferien bekommen. So wird jetzt noch richtig Unterricht gemacht und Stoff vermittelt, worauf die meisten sehr wenig Lust haben.

Mein Aufgabenfeld um einiges verschoben, denn bis zu meinen Sommerferien dauert es noch. Die neuen 10. Klassen müssen zusammengestellt, die Ergebnisse der DSD 1 Prüfungen abgeglichen und die Wahlbögen der 11. Klassen ausgewertet werden.
Ich verbringe meine Zeit in der Schule jetzt hauptsächlich mit dem Anlegen von Excel-Tabellen und dem Entgegennehmen von Anmeldungen.

Diesen Einblick hinter die Kulissen finde ich sehr spannend und es macht mir Spaß, so viel zu dem Organisatorischen beitragen zu können und dürfen.

Stay tuned!

„Willkommen im Land von Nikola Tesla“

Dieser Satz begrüßte mich auf einem großen Banner, als ich in Belgrad mit dem Flughafenshuttle auf die Autobahn abbog.

Vor nicht mal 10 Stunden habe ich mit meiner Familie in Tirana zu Abend gegessen, habe sie ein letztes Mal in ihre Wohnung begleitet und musste mich nach 2 wunderschönen Tagen auch schon wieder verabschieden.
Es war ein komisches Gefühl, alleine nach Hause zu gehen, nachdem ich in den letzten Nächten mein Bett mit meinen Schwestern geteilt habe.

Weil mein Flug aber mitten in der Nacht ging, hatte ich nicht viel Zeit nachzudenken und befand mich schon bald im Bus von Belgrad nach Mali Idjos, wo das Zwischenseminar stattfinden sollte. Wider Erwarten kam ich auch ohne Serbisch Kenntnisse und mit einer fremden Währung gut zurecht und kam gegen 10 Uhr am Seminarhaus an, wo die anderen schon auf mich warteten.
Es war super schön, mal aus dem – doch sehr lauten – Tirana rauszukommen, Zeit zur Reflexion zu haben und sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen.
Einige kannte ich schon, andere noch nicht, aber trotzdem waren wir eine sehr gute Gruppe, in der die Arbeit viel Spaß gemacht hat und mit der ich mich auch gut unterhalten konnte.

Wir wohnten in einem Haus in einem sehr kleinen Ort im Norden Serbiens und wurden Morgens, Mittags und Abends von einem serbischen Pärchen bekocht. Sie beschwerten sich zwar darüber, dass vegetarisches Kochen nicht so viel Spaß mache wie mit Fleisch, verwöhnten uns aber trotzdem mit sehr leckerem serbischen Essen, Kuchen und Kaffee.

Nachts konnten wir die Frösche aus dem Teich nebenan quarken hören und tagsüber arbeiteten wir unter einem Pavillion im Garten, haben einen Ausflug nach Belgrad gemacht und konnten in einem Bäckereimuseum im Ort ein klassisches Gebäck selbst über der Glut backen.

Ich habe die Zeit sehr genossen, brauchte danach aber doch 2 Tage, um mich wieder an mein Leben in Tirana zu gewöhnen. Ohne meine Familie, ohne dauerhafte Gesellschaft und ohne jemanden, der für mich kocht.
Zum Ersten Mal ist mir so richtig bewusst geworden, dass Tirana mein Zuhause ist und, dass mir einige Dinge und Personen doch sehr fehlen.

Stay tuned!