Colourday und ein Kaffee am Strand

Wenn ich eins gelernt habe in Albanien, dann ist es spontan zu sein.
Es war schwer für mich sich daran zu gewöhnen, aber zu planen ist hier kaum möglich und so ist es deutlich einfacher und entspannter die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie kommen.

Letztes Wochenende habe ich meine neu gewonnene Spontanität zusammengenommen und mir am Freitag noch ein Festival Ticket für Samstag gekauft, habe mich vor Ort mit einer Gruppe von Leuten getroffen, die ich vorher noch nicht kannte, wir sind dann doch noch einen Kaffee trinken gegangen und ich habe einfach mal jegliche Planung ignoriert.
Wir wussten alle nicht genau, wann welcher Auftritt ist, aber das war mir sowieso ziemlich egal, da hauptsächlich albanische und griechische Künstler aufgetreten sind, von denen ich nur wenige Lieder kannte.

Wir haben viel getanzt, uns mit Farbpulver beworfen, Fotos gemacht und die Stimmung genossen. Ich hatte einen tollen Tag und bin sehr dankbar für den guten Einfluss, den meine Kontakte hier bisher auf mich hatten.

Todmüde und sehr glücklich bin ich abends ins Bett gefallen und habe mir vorgenommen, den ganzen nächsten Tag dieses nicht zu verlassen.

Daraus wurde aber nichts und ich habe regelrecht gespürt, wie meine Spontanität das nächste Level erreicht hat.
“ Kim wir fahren in 20 Minuten an den Strand einen Kaffee trinken, kommst du mit?“ – Ähhm. Klar.

Also Frühstück runter schlingen, fertig machen, anziehen und los. Zum Glück werden hier die Zeitangaben nicht immer so eng genommen und eine knappe Stunde später saß ich im Auto in Richtung Norden. Wir waren ca. eine Stunde unterwegs und als wir ankamen begrüßte uns – entgegen unserer Erwartung – strahlender Sonnenschein. So wurde aus dem Kaffee am Strand ein ganzer Tag am und im Meer bei strahlendem Sonnenschein, mit guter Gesellschaft und leckerem Essen und Trinken.

Das Gefühl, sich morgens ins Auto zu setzen, an den Strand zu fahren und baden zu gehen war unglaublich. Besser wurde es noch dadurch, dass es erst Mai ist und ich hoffentlich noch viele weitere Trips dieser Art vor mir habe.
Diese Spontanität hat doch ihre Vorteile.

Stay tuned!

Meerblick – Kepi i Rodonit & Plazhi i Gjeneralit

Müde sitze ich in meinem Bett und denke an das vergangene Wochenende zurück, ich kann noch nicht glauben, dass ich es wirklich am Meer verbracht habe. Es ist Mitte April und ich habe den ganzen Samstag im Bikini am Strand gelegen.

Am Freitag nach der Schule habe ich mich mit 2 Freundinnen ins Auto gesetzt und wir haben uns auf den Weg gemacht in Richtung Küste, Natur und Stille. Der Weg dahin war nicht ganz ohne, aber es hat sich definitiv gelohnt. Eindrucksvoll war der Kontrast zwischen Tirana und der Autobahn, die aus der Stadt führt, und den kleinen Dörfern, mit nur teilweise asphaltierten Straßen, über die wir fuhren.
Da haben wir uns – mit unserem weiß-glänzenden Mietwagen – einige interessierte Blicke von verschiedenen Leuten eingefangen. Die meisten waren zu Fuß unterwegs, einige sah man aber auch auf einem Eselkarren oder zumindest mit einem Esel an der Hand.
Ansonsten haben wir lange niemanden getroffen.
Bis auf eine Schafherde, die vor unserem Auto die Straße gekreuzt hat. Das sind Bilder, die ich – hoffentlich – nie wieder vergessen werde. Ich habe mich richtig fehl am Platz gefühlt, als wäre ich in einer anderen Welt gelandet.

Das Gefühl in einer anderen Welt zu sein hatte ich auch, als wir nach längerer Fahrt endlich das Meer sehen konnten. Wir sind ausgestiegen und waren plötzlich von kompletter Stille umgeben. Nichtmal das Rauschen des Meeres war zu hören, dafür waren wir noch zu weit oben. Ein wunderschönes Gefühl, wenn man ansonsten seine Tage im lauten Tirana verbringt. Und auch die Aussicht war atemberaubend. Wir standen weit oben an einer Klippe und um uns herum war nur das blaue Meer. Wir konnten es nicht mehr erwarten, am Kap selbst anzukommen.

Sowohl am Kap, als auch am Strand, an dem wir am Samstag waren, begeisterte uns die Natur. Genau wie es im Reiseführer stand, wirkte alles unberührt und wunderschön. Wenn man genau hinschaute, konnte man einige Bunker entdecken, die in den Berg gebaut sind.

Erschreckend war aber der Müll, der uns erwartete. Jede Menge Müll, der vom Meer angeschwemmt wurde, aber auch mindestens genau so viel Müll, den Leute bewusst liegen gelassen hatten. Wir konnten die netten Grillabende und das Picknick noch genau erkennen, der Müll war definitiv neu. Der Kontrast zwischen der „unberührten“ Natur und dem Müll war ernüchternd.

Übernachtet haben wir in einem Hotel in Durrës, direkt am Meer. Wir haben uns gefühlt wie im Sommerurlaub und ich kann es kaum erwarten, noch mehr Erinnerungen wie diese zu machen!

Stay tuned!

Ein neuer Blickwinkel

Orthodoxe Ostern und das nächste lange Wochendene. Wie soll ich mich bei so vielen Feiertagen denn jemals an eine normale Woche gewöhnen? Aber worüber beschwere ich mich hier.

Das Wetter war das ganze Wochendene über wunderbar und das wird auch wohl in der Woche so bleiben. Mit 25-28°C ist der Sommer in Tirana angekommen. Und das im April.

In diesen 3 freien Tagen habe ich eine andere Seite von Tirana kennengelernt. Ich möchte das hier nicht bewerten, sondern euch auch an diesem Teil der Stadt teilhaben lassen.

Zum ersten Mal bin ich so richtig dem Tourismus begegnet. Klar, Postkarten kann man hier schon in einigen (wenigen) Läden kaufen und, da Osterferien sind, habe ich auch einige Leute mit Stadtplänen in der Hand gesehen. Aber eine so eindeutige Ausrichtung auf den Tourismus, wie ich sie am Wochenende kennengelernt habe, habe ich noch nicht erlebt.

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns am Samstag auf den Weg gemacht und sind mit einer Seilbahn auf den Dajti, den Hausberg Tiranas, gefahren. Während der Fahrt hatten wir einen schönen Blick auf Tirana in der Ferne und das ländliche Leben unter uns. Am besten gefallen hat mit wohl die Aussicht auf einen Mann, welcher seine Kuh an einer Leine hielt und neben ihr auf der Wiese lag.
Die Aussicht war super, aber oben angekommen fühlte es sich an, als wären wir in einer anderen Welt gelandet.
Im Gegensatz zur ruhigen Gondelfahrt war es hier laut, ich sah kaum Freifläche und alles war irgendwie künstlich hergerichtet. Es gab Hüpfburgen und Ponyreiten für Kinder, ein Hotel und die Wege waren gepflastert.
Ich hatte mir das ganze anders vorgestellt, idyllischer, natürlicher und albanischer.

Wir hätten uns in jeder x-beliebigen Stadt befinden können.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich am Sonntag, den wir in einem Einkaufszentrum am Rande der Stadt verbracht haben. Ich kannte viele Marken, die dort ihre Läden hatten und das Gebäude hätte genau so gut in Deutschland oder jedem anderen Land stehen können. Es passte überhaupt nicht ins Stadtbild.
Hinzu kommt, dass viele Sachen vergleichsweise so teuer waren, dass es sich mit Sicherheit nicht jeder leisten kann, dort einkaufen zu gehen.

Das fand ich sehr erschreckend, denn so hatte ich Tirana bisher nicht gesehen und es genossen, wie wenig touristisch es hier ist. Trotzdem war es spannend, die Stadt auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Stay tuned!

BunkArt – Eine Zeitreise

Ein sonniger Samstag, 25 Grad in der Sonne.
Wie könnte man diesen Tag besser verbringen, als mit dem Besuch eines Bunkers?

Also ab in den Bus, sichergehen, dass es auch wirklich der Richtige ist und los geht es. Anders als in Deutschland wird hier im Bus bezahlt. Eine Person geht rum und sammelt von jedem 40 Lek, umgerechnet ca 30 Cent, ein.

Am Berg angekommen, in den der Atombunker des ehemaligen (1944-1985) Staatsoberhauptes Enver Hoxha hineingebaut ist, war keine Menschenseele mehr zu sehen. Schon von außen sah alles sehr verlassen und ziemlich düster aus. Im Bunker wurde es noch schlimmer. Die engen Gänge mit tiefen Decken, das grau in grau und die Kälte ließen ein Gefühl wie in einer Geisterbahn aufkommen.
Dementsprechend haben wir uns auch erschreckt, als dann plötzlich jemand um die Ecke kam.

Wir gingen durch Enver Hoxhas Büro und Schlafzimmer und andere Räume, die noch original eingerichtet sind. Außerdem gibt es Räume, die sich mit der Geschichte Albaniens zwischen 1939 und 1990 befassen. Dazu gehören das Herrschen des faschistischen Italiens über Albanien, die Stellung im Krieg, das Leben unter der deutschen Invasion und die Situation nach dem Krieg und der Befreiung.

Durch viele originale Ausstellungsstücke, einen Raum, der einen Gelbgasanschlag simuliert und den Bunker selber, der 5 Stockwerke in die Tiefe führt und kaum verändert wurde, wird einem die Geschichte sehr nahe gebracht. Ich kam mit einem sehr beklemmenden Gefühl aus dem kalten Bunker wieder ans Tageslicht.

Im lebendigen Treiben Tiranas habe ich dieses Gefühl schnell wieder vergessen, doch der Eindruck bleibt. Meine Sichtweise auf Albanien hat sich in einigen Dingen geändert und ich empfehle jedem, der die Möglichkeit hat, dieses Museum zu besuchen.
Für alle, denen der Weg nach Tirana zu weit ist, gibt es auch eine virtuelle Führung auf der Website.

Stay tuned!