Syri i kaltër – Blaues Auge

Glasklares Wasser, mindestens 50m Tiefe und 12°C Wassertemperatur.

In einem Naturschutzgebiet in den Bergen nahe Saranda liegt diese Karstquelle. Wasser wird aus den Bergen nach oben gedrückt und sammelt sich erst in einem kleinen Becken, um dann als Fluss weiter zu fließen. An der Stelle, wo das Wasser nach oben kommt, ist eine starke Strömung zu spüren und der Wasserdruck von unten sorgt dafür, dass jeder, der reinspringt, innerhalb von Sekunden wieder nach oben gedrückt wird.

An dieser Stelle scheint das Wasser tiefblau und ist daher der Namensgeber der Quelle.

Dieses wunderschöne Naturphänomen hat sich aber schon weit rumgesprochen und so waren wir lange nicht die einzigen vor Ort. Auto für Auto überholte uns auf dem Weg durch die Berge.
Zum Glück hat sich aber kaum jemand ins Wasser gewagt, sodass wir das weitgehend genießen konnten. So weit das bei 12°C eben geht… Wirklich lange hat es niemand im Wasser ausgehalten.

Einige besonders abenteuerlustige sind auch von einer kleinen Aussichtsplattform etwa zwei Meter über dem blauen Auge direkt hinein gesprungen – um dann nach kurzer Zeit wieder nach oben gedrückt zu werden.

Faszinierend und zwischendurch auch beängstigend war für mich die Tatsache, dass noch nicht sicher ist wie tief es wirklich nach unten geht und wie das Höhlensystem aussieht. Aufgrund des hohen Wasserdrucks haben es die Taucher nicht tiefer als 50m nach unten geschafft.

Ein Video über den Tauchgang mit Einblicken in die Unterwasserwelt des blauen Auges findet ihr hier.

Stay tuned!

Mach das nie wieder…

…du kannst doch nicht alleine an den Strand fahren!

Zum ersten Mal seit einer Woche scheint wieder die Sonne, es ist richtig warm und ich habe einfach Lust auf Meer und Strand. Weil keiner meiner Freunde Zeit hatte, habe ich mich dann alleine auf den Weg gemacht – für mich kein Problem.

Für die Albaner, die ich im Bus getroffen habe, war das aber unvorstellbar. Sie waren auch sehr verwundert darüber, dass meine Eltern mich ganz alleine für 6 Monate in ein anderes Land gehen lassen. In ihren und vielen anderen albanischen Familien scheint das nicht vorstellbar zu sein.

Also haben sie mir ihre Gesellschaft angeboten und wir haben den Tag zusammen verbracht.

Im Endeffekt war das mein Glück, denn der Bus fuhr nicht direkt zum Strand wie ich das eigentlich gedacht hatte und ich konnte einfach nicht verstehen, was mir der Busfahrer mitteilen wollte.
Außerdem kannten sie Leute, die da arbeiten und so mussten wir weder für unsere Liegen am Strand, noch unsere Pizza etwas bezahlen. Besser hätte es eigentlich nicht kommen können.

Wir haben Karten gespielt und uns nett unterhalten – trotz nur mäßigen Englisch Kenntnissen waren sie sehr interessiert an mir und Deutschland.

Sie haben mir auch viel über das Leben in Albanien und die Probleme, die es gibt, erzählt. Beide hatten den Wunsch auszuwandern – nicht unbedingt nach Deutschland (zu teuer) aber irgendwo in die EU.
Trotz Universitätsabschluss haben sie in Tirana keinen Job finden können, der ihrer Qualifikation entspricht, da fast alle Arbeitgeber Arbeitserfahrung voraussetzen. So arbeiten viele junge und qualifizierte Albaner als Kellner oder in Callcentern und verdienen zu wenig Geld, um für sich und ihre Familie sorgen zu können.

Stay tuned!

Matura – Abiball auf Albanisch

Ein großes weißes Festzelt außerhalb der Stadt, ca. 350 SchülerInnen, elegante Anzüge und pompöse Kleider, Fotos mit der Direktorin – alles Dinge, die den diesjährigen Abiball der Schule auszeichnen.

Außer den SchülerInnen waren nur wir LehrerInnen da, die an einem langen Tisch mit Blick auf die Tanzfläche saßen. Auf gläsernen Tellern wurde uns das Essen serviert und die Gläser immer wieder aufgefüllt.
Das ganze Zelt war schön dekoriert und sah sehr festlich und elegant aus. Ich war sehr überrascht darüber, wie groß diese Feier hier aufgezogen wurde und wie viel Geld wohl in diesen Abend geflossen sein muss.

Hauptsächlich wurde getanzt und es wurden sehr viele Fotos gemacht. Auf den meisten Tellern blieb das Essen unberührt, während die SchülerInnen – auch mit einigen Lehrerinnen – getanzt haben. Das Verhältnis zwischen SchülerInnen und Lehrerinnen wirkte an diesem Abend fast freundschaftlich. Es wurden sich Kusshände zugeworfen, Selfies gemacht und selbst die Direktorin wurde von Schülern zum Tanzen aufgefordert.

Es war laut, die Stimmung war ausgelassen und man konnte in den Gesichtern die Freude und die Erleichterung über den Schulabschluss sehr deutlich sehen.

Das alles hat mich an meinen Abiball erinnert. Auch wenn da niemand ein Kleid mit Reifröcken oder etwas derart pompöses getragen hat – die Kleider hier waren wirklich sehr eindrucksvoll und wären bei uns mit Sicherheit nicht alle als angemessen empfunden worden.
In den Grundzügen war die Veranstaltung aber doch sehr ähnlich und ich freue mich sehr darüber, die Chance gehabt zu haben das hier mitzuerleben.

Auch wenn es durchaus ein merkwürdiges Gefühl war, die SchülerInnen vom Lehrertisch aus zu beobachten. Schließlich ist das alles bei mir selbst noch nicht so lange her und in etwa sind wir alle im selben Alter.

Stay tuned!

Alltägliches

Nach dem Frühstück, bei dem ich gerne die ersten Sonnenstrahlen auf meinem Balkon genieße, mache ich mich auf den Weg zur Schule. Mittlerweile laufe ich die Stecke sehr automatisiert, schaue nicht mehr so viel nach links und rechts und rege mich immer weniger über die Autofahrer auf. Das kenne ich jetzt ja alles schon.

Der Tag meiner Ankunft kommt mir ewig her vor. Gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, dass am Ende dieses Monats schon das Zwischenseminar und damit die Halbzeit meines Freiwilligendienstes ist.

Das Wetter wird immer besser, diese Woche waren es durchgängig 26°C oder mehr, und ich weiß noch nicht, wie ich die Sommermonate in den Klassenzimmern ohne Klimaanlage überleben werde. Das braucht sicherlich einiges an Gewöhnung.

Je wärmer es wird, desto mehr Menschen sind auch auf den Straßen und in den Parks. Alle Schattenplätze in den Cafés sind belegt und die Schlangen an den Eisständen lang. Das hält mich aber nicht davon ab mir auch eins zu holen. Für knapp einen Euro bekommt man hier 2 Kugeln wirklich gutes Eis.

Die meisten meiner freien Tage verbringe ich deshalb lesend im Park mit einem Eis in der Hand oder mit einem Spaziergang durch die Stadt, der oft in einem Café endet.

Leider laufen jetzt, wo das Wetter besser wird, auch immer mehr Straßenkinder umher und betteln. An die Bettler auf den Straßen habe ich mich mittlerweile gewöhnt, aber in diese traurigen, leeren Kinderaugen zu blicken und gleichzeitig zu wissen, dass ich ihnen nicht helfen kann, bricht mir das Herz.

Eigentlich müssten diese Kinder in der Schule sein, denn bis zum 16. Lebensjahr gibt es auch hier eine Schulpflicht. Stattdessen verbringen sie ihre Tage auf der Straße und erfahren nichts als Ablehnung.
Jede größere Stadt hat wohl Schattenseiten wie diese, aber der direkte Kontrast zwischen den Leuten in den Cafés und Restaurants zu den Kindern auf der Straße schockiert mich jedes Mal.
Zum Glück beobachte ich regelmäßig, wie sie Wasser oder etwas zu essen geschenkt bekommen.

Stay tuned!