Weihnachten ist für uns so selbstverständlich geworden, dass es einem manchmal seltsam erscheint, dass man in Europa früher im Winter ganz andere und anders Ereignisse feierte. Um mehr über die athenischen Feste in der Antike zu erfahren, habe ich mich in die Bibliothek des DAI gesetzt und ein bisschen recherchiert.
Zuallererst muss man vielleicht sagen, dass die einzelnen griechischen Stadtstaaten je nach Region und nach ihrer Schutzgottheit teilweise recht unterschiedliche Feste zu verschiedenen Zeiten feierten. Alle, über die ich im folgenden berichte, wurden im 6. – 4. Jh. v. Chr. in der Region rund um Athen und in der Stadt selbst begangen.
Die Athener kannten wie wir heute zwölf Monate, die jedoch etwas anders verteilt waren. Das Jahr begann für sie im Sommermonat Hekatombaion, der in etwa Juli/August entspricht. Die ersten acht Tage eines jeden Monats waren per se verschiedenen Göttern heilig, die eigentlichen Feste wurden meist in der zweiten Hälfte des Monats gefeiert. Von Frühjahr bis Herbst war außerdem die Hochzeit für Feierlichkeiten.
Pompaia
Die Pompaia wurden im Monat Maimakterion gefeiert (November/Dezember). Zu Ehren des Zeus Melichios (der Beiname bedeutet in etwa „der zu besänftigende“) fand eine großer Festzug statt, bei dem ein „magisches“ Fell von einem zuvor geopferten Tier herumgetragen wurde. Vermutlich diente diese Zeremonie dem Schutz der im Herbst gesäten Saat.
Maimakteria
Das für den Monat namensgebenden Fest wurde in frühester Zeit zu Ehren des Zeus Maimaktis, des Stürmischen, begangen. Vielleicht um winterliche Stürme abzuwehren, vielleicht aus ganz anderen Gründen – viel genaueres weiß man heute leider nicht mehr.
Haloa
Am 26. Posideion (Dezember/Januar) feierte man in Eleusis und Athen die Haloa. Das war ein Fest der Fruchtbarkeit, bei welchem man vor allem Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, und ihre Tochter Persephone/Kore ehrte. Es wurden Opfer dargebracht und Fruchtbarkeitszauber zum Schutz der Saat durchgeführt (s. ein Gefäß im British Museum).
Ländliche Dionysia
Zu Ehren des Dionysos wurden die Dionysien in den ländlichen Regionen rund um Athen ebenfalls im Monat Posideion zelebriert, je nach Deme (Bezirk) an unterschiedlichen Tagen. Es fand eine Prozession statt, bei welcher Wein, Weintrauben und ein Ziegenbock herumgeführt und (ähnlich wie bei den Haloa) große Phalli herumgetragen wurden. In Piräus wie in Salamis wurden zu diesem Anlass Tragödien vorgetragen.
Ich hoffe dieser kleine Ausflug in die Welt der Antike hat euch gefallen. Meine Informationen habe ich hauptsächlich aus Ludwig Deubner, Attische Feste, 1932 und Charlotte Trümpy, Feste zur Vollmondzeit. Die religiösen Feiern Attikas im Monatslauf und der vorgeschichtliche attische Kultkalender, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 121, 1998.