Ein Tag in Athen

Dieser Samstag war ein wunderschöner Tag, der morgens auf der Akropolis begann und abends in einer Taverne in Psyri endete. Gemeinsam mit Freunden unterwegs sein, antike Stätten besuchen und leckeres Essen essen – was wünscht man sich mehr?

Trotz Wochenende klingelte morgens um sieben der Wecker von meinem Mitbewohner Malte und mir. Aufstehen, gemeinsam Müsli essen und aus dem Haus – Die Routinen, die sich unter der Woche schon gebildet haben, funktionieren auch am Wochenende. Unser Ziel war die Akropolis, die wir bis jetzt noch nicht besucht hatten. Errichtet nach der Zerstörung durch die Perserkriege, thront sie schon seit über 2400 Jahren oberhalb der Stadt auf einem Hügel.

Durch das noch schlafende Pangkrati und das Innenstadtviertel Plaka liefen wir in etwa einer Stunde zur Akropolis. Der Eintritt war an diesem Tag frei, warum genau, haben wir nicht erfahren. Der Weg führte durch das zunächst nur langsam ansteigende Gelände, an Tempeln des Dionysos und des Asklepios, am Theater des Dionysos und des des Herodes Attikus vorbei. Die Morgensonne warf ein zartes Licht über Säulenfragmente, Stufen und ehemals prächtige Bauwerke, die heute nur noch aus weißen Marmorresten bestehen.

Nach kurzer Zeit wurde der Weg ziemlich steil und wir erreichten von der Seite her die Propyläen, das Eingangstor zum ehemals heiligen Bezirk. Ohne Zweifel erfüllen sie noch immer ihre ursprüngliche Bestimmung: Jeden Besucher durch ihre Größe zu beeindrucken und die Macht der damaligen Stadt zu verdeutlichen. Der sich leicht schlängelnde Weg wurde bald zu Treppen, die uns unter dem Eingangstor hindurch führten. Und dann standen wir auf der Akropolis.

Zweimal geblendet standen wir inzwischen den herumfotografierenden Touristen. Einmal von der Sonne, und dann von der Schönheit der Anlage. Zur rechten Seite erhebt sich das Parthenon, etwas weiter entfernt steht zur linken das Erechtheion mit der Korenhalle. Stellt man sich vor die Front des Parthenontempels, kann man etwas versteckt hinter dem Eingang den noch ziemlich vollständig erhaltenen Tempel der Nike erkennen.
Ich glaube, jede Beschreibung würde meinem Staunen und der Freude angesichts dieser monumentalen und wunderbaren Bauwerke nicht gerecht werden, von daher lasst mich weiter erzählen.

Um neun Uhr waren wir oben gewesen, während zwischen den ganzen französischen und amerikanischen Reisegruppen sowie den unabhängigen Touristen noch viel Raum war. Aber im Laufe der nächsten Stunde wurde es nach und nach immer voller, weshalb wir bald den Rückzug antraten. Wir wandten uns in Richtung der antike Agora, kletterten den unteren Teil des Berges hinunter (nicht übertrieben) und standen schließlich wieder unten.

Anschließend schlenderten Malte und ich durch die kleinen Gassen von Plaka und landeten schließlich in der Ermou, der Einkaufsmeile von Athen. Nach einer Essenspause trat er den Weg nach Hause an, während ich auf Mathilde, meine Mitbewohnerin, wartete. Denn dadurch, dass ich im Zug nur wenig Gepäck mitgenommen hatte, war es für mich notwendig geworden, ein paar zusätzliche Kleidungsstücke zu besorgen. Aber die Suche erwies sich als überaus schwierig und frustrierend. Ich habe keine Ahnung, woher die Griechen auf den Straßen ihre schönen Kleider herhatten, wir haben in dieser Straße jedenfalls keine gefunden. H&M und Zara, Mango, Bershka und Stradivari – alle möglichen Modeketten waren in schönen Häusern mit teilweise recht edel erscheinender Innenausstattung untergebracht, was einem Suchenden letztlich allerdings nicht viel weiterhilft.

Irgendwann holten wir uns ein gefülltes Pitabrot und setzten uns neben den Überbleibseln der Bibliothek des Hadrian hin. Die Anlage lag so verlockend im Sonnenlicht da, dass wir uns entschlossen, sie auch von unten zu besichtigen. Es stehen zwar leider nur noch einzelne Säulen und Fundamente von der in der Spätantike gebauten Kirche und der Bibliothek, die einst 16.800 Büchern Platz geboten hatte. Aber nichtsdestotrotz lohnt sich ein Besuch dort!

 

Am späten Abend fuhren Mathilde und ich gemeinsam zu den anderen Kulturweit-Freiwilligen, welche nach einem kurzen Treffen in der Wohnung einen Club besuchen wollten. Während die anderen sich in die Schlange des schon sehr voll aussehenden Clubs stellten, spazierte ich gemeinsam mit zwei anderen Freiwilligen durch die Gegend. Zwar war ich schon tagsüber in Psyri gewesen, aber scheinbar lebt dieses Viertel erst um Mitternacht auf. Bars und kleinere Restaurants schließen sich aneinander an, laute Musik dröhnt aus jeder zweiten Bar und fast jeder Tisch ist voll besetzt. Wir fanden eine Taverne, deren Tische sich in eine kleine Seitenstraße hineinzogen. Das Essen war recht gut, aber das schönste war die griechische Musik, die dort live gespielt wurde. Einige standen von ihren Tischen auf und tanzten zu der Musik, so zum Beispiel auch eine Gruppe von Mädchen, die zwei griechische Volkstänze aufführte. Die Stimmung war unglaublich schön, fröhlich und gelöst. Erst um halb drei kam ich nach Hause und bin mit dem Gedanken ins Bett gefallen, dass ich erst jetzt, morgens auf der Akropolis und abends in der Taverne, tatsächlich begriffen habe, in Athen angekommen zu sein.