Wenn Erwartungen übertroffen werden, so ist das eigentlich immer etwas gutes. Diese Woche hat das Zwischenseminar von kulturweit stattgefunden, aufgrund altbekannter Umstände in digitaler Form. Gemeinsam mit meinen Mitbewohnern bin ich für die eine Woche nach Pyrgos gezogen, um von dort aus am Seminar teilzunehmen. Und trotz dem Regen, der reichlich fiel, war es eine sehr schöne Zeit.
Sobald ich in Athen wieder mit Wanderrucksack und Reisegepäck unterwegs war, kam die Erinnerung an die Zeit wieder, in der ich vollgepackt und ohne alltagstauglichem Wissen über die Stadt hier angekommen bin. Ganz kurz erst scheint es her zu sein, und doch liegt es eine Ewigkeit zurück.
Zu dritt sind wir am Samstagmorgen nach Pyrgos aufgebrochen. Die kleine Stadt liegt im Westen der Peleponnes, etwa 20 km von Archea Olymbia entfernt. Wir wollten einmal etwas Zeit außerhalb Athens verbringen und vor allem das antike Olympia besichtigen. Deshalb hatten wir uns für neun Tage ein Apartment in der Stadt gemietet.
Die Fahrkarte für den Bus ließ sich unkompliziert am Busbahnhof in Athen lösen, die Fahrt dauerte knapp fünf Stunden und führte fast die ganze Zeit am Meer entlang. Wir kamen gerade während der Zeit des Sonnenunterganges in Pyrgos an. Laut Google Maps war es eine halbe Stunde Fußweg zu unserer Unterkunft, und so stiefelten wir frohgemut drauf los. Allerdings tauchte dann bald ein Hindernis auf, mit dem wir nicht gerechnet hatten: Die Hausnummer, die wir suchten, war nirgendwo in der von Maps angezeigten Gegend zu finden. Zwischen kleinen Reihenhäusern auf der einen und einem leerstehenden Krankenhaus auf der anderen Straßenseite standen wir da, mitten im Dunkeln. Schließlich riefen wir unseren Vermieter an, der uns dann freundlicherweise mit dem Auto abholte. Denn anders als gedacht, befand sich das Apartment ziemlich weit außerhalb des Stadtzentrums an einer Landstraße.
Olympia
Am nächsten Morgen standen wir um sechs Uhr auf, weil wir den frühen Bus nach Olympia nehmen wollten. Da wir nicht auf Anhieb die Busstation wiederfanden, war am Ende ein kurzer Sprint nötig, um den Bus um halb acht rechtzeitig zu erwischen. Die Tickets hatten wir zum Glück schon am Abend vorher besorgt. Wir waren die einzigen Fahrgäste, und als wir um kurz nach acht in dem modernen Teil des Ortes Olympia ankamen, waren wir neben zwei streunenden Hunden, die uns zur archäologischen Stätte begleiteten, auch fast die einzigen Besucher, die dort unterwegs waren.
Palaestra, Leonidaion, Buleuterion, Heraion… Der Tau glänzte noch auf dem Gras, während wir uns die Ruinen dieser so bedeutenden Anlage ansahen. Olympia wurde schon in frühester Zeit zur Verehrung des Gottes Zeus genutzt und ab 776 v. Chr. fanden dort alle vier die olympischen Spiele der Antike statt.
Im Innenbereichen der Anlage, der Altis, standen neben dem Zeustempel auch weitere, anderen Göttern geweihte Tempel und Altäre. Außerhalb der antiken Begrenzung lagen weitere Gebäude, die der Verwaltung, des Handwerks (Werkstatt des Phidias) und vor allem der Unterbringung und zum Training der Sportler dienten.
Ich muss zugeben, dass ich mir die Stätte etwas größer vorgestellt hatte, als sie mir dann tatsächlich erschien. Aber sie ist trotzdem groß genug, um dort Stunden verbringen zu können und ist einer der schönsten Orte, die ich bisher in Griechenland gesehen habe.
Das Seminar
Unser Zwischenseminar begann am Montagmorgen. In den ersten beiden Tagen hatten wir viel Zeit, uns mit den anderen Griechenlandfreiwilligen auszutauschen und von unserer Arbeit, unseren Projekten und unseren Erlebnissen zu erzählen. Währenddessen kam mir auch endlich eine Idee für mein eigenes Projekt, von der ihr genaueres bald hier auf meinem Blog erfahren werdet.
Außerdem bekamen wir Besuch, unter anderem von der Kulturzuständigen der Deutschen Botschaft in Athen und von Parwana Amiri und Marily Stroux. Beide sind zwei sehr kluge, starke und beeindruckende Frauen, die Geflüchteten durch den Fokus auf deren persönlichen Geschichten mehr Gehör verschaffen wollen. Sie erzählten von „The old woman and the olive tree“, einer Geschichte, die Parwana über das Geflüchtetenlager Moria geschrieben und Marily illustriert hatte, sowie von weiteren Projekten, die sie schon umgesetzt haben oder die noch in Planung sind. Es war ein unglaublich interessantes Gespräch, welches in mir (und ich glaube auch in einigen anderen) den Wunsch wachrief, sich mehr zu informieren und zu engagieren.
Die ganze Seminarwoche war sehr gut gestaltet und es hat wirklich Freude gemacht, sich jeden Morgen in das Zoom-Meeting einzuklinken. Und was ich auch sagen kann: Pyrgos hat sehr schöne Sonnenauf und -untergänge…