Wort zum Sonntag IV

13 12 2009

Heute mal ganz ohne Musik, dafür aber wieder ganz ernst. Ich sollte echt mal etwas mehr Leichtigkeit in diese Sonntagsworte bringen damit ich nicht den Eindruck erwecke, als sei ich jetzt gar erwachsen geworden 😀 Die übertriebene Verwendung von Smileys ist da schon mal ganz gut 😛

Was ich sagen wollte und eigentlich auch schon in meinen vorangegangenen Sonntagsworten angeschnitten hatte:

Wer dieses (und auch andere) Blog(s) liest, könnte recht schnell auf den Gedanken verfallen, dass hier immer alles supersonnig und toll und wahnsinnig geil und so ist. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Alltag, also die Arbeit, ist in den meisten Fällen eben genau das. Routine, wenig aufregend, nichts besonders berichtenswertes eben. Stattdessen schreibe ich (und auch Andere) natürlich viel über das, was außer der Reihe so passiert – Ausflüge, Reisen, Urlaub, Partys, generelle Euphorie halt. Das ist ja an und für sich erst einmal nicht verkehrt, denn schließlich ist es ganz einfach ziemlich abgefahren, hier so in Argentinien (oder wo auch immer) ein Jahr zu verbringen und natürlich wird dabei die Umgebung aufs Genaueste erkundet; genauer vielleicht, als so mancher sich jemals seine Heimatstadt angeguckt hat. Dabei gibt es selbstverständlich viel zu entdecken und dementsprechend viel zu berichten. Wer entdeckt, der ist auch öfters als nicht begeistert oder zumindest interessiert an dem, was er/sie entdeckt.

Warum reite ich da so drauf herum?

Weil es wichtig ist für euch, liebe Leser. Vielen von euch dürften meine vorhergehenden Erläuterungen keine große Erleuchtung mehr gewesen sein. Klar, der Alltag verblasst halt berichterstattungstechnisch hinter den Aktivitäten des Wochenendes und anderen Festivitäten.

Nur sollte man sich jetzt nicht der Illusion hingeben, in so einem FSJ laufe immer alles reibungslos, nur weil wir als Kollektiv so total begeistert von unseren Erlebnissen durch die Gegend bloggen. Denn über schlechte Erfahrungen wird einfach nicht so viel berichtet wie über die positiven – was logischerweise nicht automatisch bedeutet, dass sie kaum oder gar nicht vorkommen.

Ich will hier gar nicht den Untergangspropheten markieren oder meinen Kollegen und Kolleginnen das gigantische Abenteuer eines FSJs schlecht reden, ganz im Gegenteil! Ich bin selber sehr begeisterungsfähig für Argentinien, Argentinier, argentinisches Essen, die Landschaft, meine Rolle hier – kurzum: so ziemlich alles 😉

Nein, was ich vor allem zukünftigen Generationen mit auf den Weg geben will ist, dass trotz der weitestgehend positiven Berichterstattung (auch bei mir!) beleibe nicht immer alles rund läuft und man darauf gefasst sein sollte. Wer mit der Erwartung weggeht, die beste Zeit seines Lebens zu haben, kann bitterlich enttäuscht werden. Das vielfach nicht über negative Erlebnisse berichtet wird, hängt mit mehreren Sachen zusammen:

  • Oft hängt so ein Stimmungstief mit anderen Personen zusammen. Mal nervt das Kollegium, mal die anderen FSJler, mal die Kinder, aber ich für meinen Teil werde mich hüten, der Weltöffentlichkeit mitzuteilen, dass Kollege XY im Moment ein totales Arschloch ist. Das wäre einfach schlechter Stil.
  • Wenn es mir beschissen geht, heul ich mich bei meinen Freunden aus und nicht im Blog.
  • Oft ist es auch zu persönlich, um es groß rauszuposaunen – ob Oma gestorben ist oder mein(e) Parter_in mich in meiner Abwesenheit betrügt; explizit werde ich dazu nun einmal nichts ins Blog schreiben.

FAZIT:

Wie im normalen Leben halten sich „gute“ und „schlechte“ Erlebnisse oft die Wagschale. Über die wenigen schönen Sachen wird nur deutlich seltener berichtet, was nicht bedeutet, dass es sie nicht geben würde. Darüber sollte man sich bewusst sein, denn wer in einem FSJ die bedingungslos schönste Zeit seines Lebens vermutet, wird häufig enttäuscht.








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