Ich war noch niemals in Bariloche

7 03 2010

… sagten jedenfalls meine Eltern, bevor sie mich besuchen kamen. Vorgestern sind sie wieder abgeflogen. Es war schön mit euch und ihr habt definitiv das beste Wetter des Jahres erwischt, es ist nämlich schon etwas kühler geworden. Dafür kommt ihr jetzt auch mit einem Sonnenbrand heim, um den euch jeder beneiden wird!

Absolut und komplett willkürlich und auf keinen Fall chronologische Schlaglichter auf die letzten zwei Wochen:

Meine Eltern kommen an. Das bedeutet natürlich viel Wiedersehensfreude und lange Unterhaltungen, aber auch dass ich endlich mal all die Restaurants ausprobieren kann, die ich mir bisher nicht leisten konnte. Außerdem verbessere ich zusehends meine Fähigkeiten als Fremdenführer und Dolmetscher. Wenn das mal nichts ist. Wir beschließen, übers Wochenende nach Valdivia in Chile zu fahren. In der Nacht vor unserer Abfahrt wacht Mama auf, weil sie im dritten Stock die Auswirkungen des Erdbebens deutlich heftiger spürt als ich, der im Keller einfach alles verschläft. Da ich keine Zeitung habe und meine Angewohnheit nie Fernsehen zu gucken auch hier beibehalten habe, sind wir schon eine ganze Zeit lang unterwegs als Lotte uns die SMS mit der Nachricht von Chiles großem Beben schickt. An der Grenze angekommen, werden wir direkt wieder abgewiesen; es gebe auf der anderen Seite weder Strom, Wasser, Benzin noch sonstigen Nachschub und alle, die keine dringenden Geschäfte in Chile zu erledigen hätten (wie z.B. Verwandte besuchen) mögen sich wieder trollen.

Tatsächlich lässt es sich am Strand ganz gut aushalten.

Mama und ich beim Ausgucken

Die neuen Chaos²-Praktikanten kommen an. Marc und Niklas aus Ludwigsburg sind erstaunlicherweise ein halbe Stunde zu früh am Busbahnhof und warten damit schon etwas länger, als wir sie dort abholen und in die von uns (bzw. Lotte) gemakelte Wohnung verfrachten. Dem zuvor gegangen war ein regelrechter Marathon an Preisauskünften und Wohnungsbesichtigungen, bis schließlich Lotte den entscheidenden Tip von unserer eigenen Vermieterin erhielt. Nun haben die beiden jedenfalls eine schöne große Wohnung in bester Lage mit Seeblick für einen wirklich erschwinglichen Preis. Außerdem haben wir unserer Mentorin Regi einiges an Arbeit abge- indem wir ihre Einweisung in die Stadt übernommen haben. Inzwischen stehen sie trotz ihres Spanischkenntnismangels ziemlich sicher auf eigenen Beinen und erfreuen sich bester Gesundheit (noch). Wer wissen will, was die beiden die Tage über so treiben, dem sei ein Besuch ihres Blogs ans Herz gelegt (aus pekuniären Gründen beim Blog von Marcs Band abgelegt).

Schnee! Schnee!!! WOAH! KRANKER SCHEISS!

Papa und ich beschließen, eine Wanderung hoch bis zum refugio Frey zu unternehmen, einer Art Berghütte. Leider ist der Weg, den wir uns anhand der Karte ausgesucht haben, nicht existent und deshalb wandern wir drei Stunden lang entweder über Schotter oder kniehohes Gras in einem Winkel von 45°. Berg is a bitch. Dafür ist die Aussicht nachher bestechend und außerdem seh ich endlich mal wieder ein bisschen Schnee! Was gehtn? Schnee!!!

Die Ohrenkneiferplage bei mir weitet sich aus – jetzt seh ich sie auch schon im Supermarkt, an Hauswänden, in meinem Bett, in meinem Mate schwimmen sie rum, sie folgen mir aufs Klo und in die Dusche und nisten sich an den unpraktischsten Stellen ein (zum Beispiel Pullover oder Unterhosen). Gnaaaa. Wenn das so weiter geht, kauf ich mir einen Frosch *croak*.

Alles was klein und schwarz ist kneift Ohren.

Langsam kommt Bewegung in die Visumsangelegenheiten, was sehr erfreulich ist. Die deutsche Botschaft hat uns mittlerweile via Lukas ihre Unterstützung zugesichert und die Kopfstelle rotiert auch schon. Dumm nur, dass unser Visum nur bis zum dreizehnten gilt. Also entweder wir sind am Freitag in Buenos Aires um unser Visum verlängern zu lassen (eher unwahrscheinlich) oder die örtliche Ausländerbehörde beschließt plötzlich dass sie doch für unser Visum zuständig ist (ziemlich unwahrscheinlich).

Lotte und ich haben gemeinsam den argentinischen Anwärter auf den Auslandsoscar geguckt und befanden ihn trotz einiger Sprachschwierigkeiten für unterhaltsam und nachdenklich. „El secreto de sus ojos“ nach dem fast

Wir kommen von rechts. Es war eher anstrengend.

gleichnamigen Buch ist auf jeden Fall das Geld wert gewesen, schon allein für die schönen Schimpfworte, die ich dabei gelernt habe – anders als andere bemüh ich mich darum jetzt nicht so sehr 😀 Mein Lieblingscharakter ist auf jeden Fall der Trinker, allein schon wegen der kreativen Art und Weise wie er sich am Telefon meldet; ich war da leider nie so derart krass drauf.

Papa in voller Montur

Und natürlich vieles mehr. Aber das sind Geschichten fürs Lagerfeuer.





Kinder wie die Zeit vergeht

19 02 2010

Jaja ich weiß, Überschrift ist bei Thomas geklaut und so. Na und? Wo der Mann Recht hat, wächst schließlich auch kein Gras mehr.
Es kommt mir manchmal wie gestern vor, als ich noch im Hotel wohnte (weil Wohnung noch nicht frei) und an der Rezeption verzweifelt in gebrochenem Spanisch nach dem Passwort für mein Zimmer fragte (merke: clave ≠ llave). Das gebrochene Spanisch ist zwar inzwischen noch längst nichts geworden, mit dem man Leute beeindrucken könnte, aber ich stottere zumindest seltener vor mich hin und bin zu meiner eigenen Überraschung auch recht problemlos dazu in der Lage, dem Arzt zu schildern, wo es piekst/drückt/juckt – siehe unten. In den vergangenen Monaten ist derart viel passiert, dass ich es kaum glauben kann. Aber zumindest in kulturweitler-kreisen bin ich mit dem Gefühl ja nicht ganz alleine.

Also, ich hiermit erkläre ich meinen Sommerschlaf ganz offiziell und unspektakulär für beendet. Da bin ich wieder. Hallo.

Im Moment ist hier alles ziemlich tranqui, wir räumen die Bücherei auf, finden merkwürdige Sachen (Helmut Lottis „Greatest Hits“ auf VHS neben den Kinderbüchern? Ein schlechter Scherz!) und freuen uns auf die neuen Praktikanten, die am 25. kommen. Ich mach mich jetzt erstmal auf die Suche nach einem Fussballverein, der eine hat nämlich danach gefragt. Und wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich mich selbst dafür interessiere. Außerdem kommen meine Eltern hoffentlich noch heute hier an; Papa hat vor einigen Stunden aus Buenos Aires angerufen und erzählt, dass keiner wüsste, wann und ob der Flieger nach Bariloche startet. Bueno. Bienvenido a Argentina, wie man hier so schön sagt. Ne, Ernst beiseite: Für Buenos Aires ist zumindest im Clarín eine Unwetterwarnung angekündigt. Man darf also gespannt bleiben. Update: Es stürmt wohl tatsächlich wie bescheuert. Nichts genaues weiß man nicht, aber immerhin haben meine Eltern von LAN Argentina jetzt erstmal zwei Pizzagutscheine als Entschädigung für die Wartezeit gekriegt.

Ansonsten hab ich hier zur Zeit mit einem Kleintierzoo zu kämpfen: Aufgrund des wechselhaften Wetters scheinen sich insbesondere die Ohrenkneifer Argentiniens gedacht zu haben, mein Domizil böte Schutz vor der Witterung. Aber nachdem einer von ihnen in die Muschel meines Kopfhörers geklettert war und ich mich während des Musikhörens gewundert hab, warum mich der Bass auf einmal so im Ohr kitzelt, ist Schluss mit lustig. Zum Glück sind die Flöhe, die ich mir während der Reise eingefangen hatte, alle wieder weg und auch die Bisse heilen langsam ab. Also juckts mich nicht mehr die ganze Zeit; das ist ein Fortschritt. Ein Rückschritt dagegen ist allerdings die Kleintierpopulation in mir – Onkel Doktor hat mir heute morgen erst einmal eine strenge Diät verschrieben, um die Magenbeschwerden loszuwerden. Bueno. Was uns nicht umbringt macht uns nur härter.

Multimedia gibts beim nächsten Mal wieder, dazu bin ich grad zu faul.








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