Laternenfest, Botschaftsempfang, Familienfeier und Lenin zu verkaufen

 

Die Woche ist noch nicht ganz zu Ende und doch ist schon eine ganze Menge passiert.

Noch am letzten Wochenende fand das 10 jährige Jubiläum der Goethe-Schule statt. Vor 10 Jahren wurde sie gegründet und das wurde nun zu erst mit mehreren kulturellen Beiträgen in der eigens dafür gemieteten Philharmonie gefeiert. Anschließend gab es einen Tag der offenen Tür mit Buffet, Reden und der Verleihung von Auszeichnungen auf dem Schulhof. Durch Nico hatten wir immer mal wieder von dem Stand der Vorbereitungen für dieses Event gehört und waren am Ende dann etwas überrascht, dass doch eigentlich alles gut funktioniert hat. Aber so ist das eben hier, alles auf den letzten Drücker, Hauptsache es klappt.

Als ich nach Hause kam und eigentlich eine leere Wohnung erwartet hatte, da meine Familie für irgendein schamanisches Ritual aufs Land gefahren war, traf ich auf drei fremde Leute, die in meinem Zimmer einen Schrank aufbauten. Bis heute weiß ich nicht so genau, wer sie waren und wie sie in die Wohnung gekommen sind, aber sie waren nett.

Der Montag war eher unspektakulär, bis auf meinen ersten Zusammenstoß mit einer Demonstration, als ich gerade auf dem Weg zur Sprachschule war.

Circa 500 Leute zogen mit Plakaten und einem Lautsprecherwagen um das Parlament. Ein deutscher Student, der an mir vorbeilief erklärte mir, dass es um das Projekt Oyu Tolgoi ginge. Dank Nicos Abiturprüfung wusste ich, dass das ein riesiges Kupferabbauprojekt in der Mongolei ist. Die Demonstranten forderten eine höhere Beteiligung der mongolischen Bevölkerung an den Gewinnen dieses Projekts. Momentan ist der mongolische Staat nämlich nur zu einem Drittel mit im Geschäft, der Rest wird unter ausländischen Investoren aufgeteilt.

Als ich am Dienstag von der Schule nach Hause kam und mich eigentlich aufs Kochen eingestellt hatte (ja, Svenja lernt kochen…), wurde ich wieder einmal überrascht. In unserem Wohnzimmer wurde nämlich ein riesiges Buffet aufgebaut, mit allerlei Salaten, Fleisch, Brot, Süßigkeiten und natürlich Wodka und Stutenmilch. Sukhbat, mein Gastbruder, erklärte mir, dass dies eine Vorfeier für die Hochzeit seines Cousins sei. Auch der lustige Großvater war wieder da und versuchte mit mir zu kommunizieren, und viele andere Verwandte, die Brüder von Müttern von irgendwem waren.

Und dann ging natürlich wieder die Schüssel mit Milch und Wodka in der Runde rum, dieses mal aber etwas festlicher. Denn jeder, der die Schüssel bekam, musste vor demTrinken sein Lieblingslied singen. Für mich war das sehr schön, obwohl ich mir nicht sicher war ob das Singen nur dafür gut war um zu testen, wer noch nüchtern genug war, um die Töne zu treffen.

Das zweite Highlight dieses Tages war jedoch das Laternenfest im Nationalstadion. In Deutschland sind die Laternen aus Papier, die man unten anzündet und die dann in dem Himmel fliegen verboten, hier aber nicht und da am 02.10. die Sterne günstig stehen, ist dieser Tag ein buddhistischer Feiertag. Also pilgern alle ins Stadion, oder jedenfalls die, die sich die 10.000₮ (5€) Eintritt leisten können. Um in das Stadion zu kommen, muss man jedoch erst einmal das Gedränge vor dem Eingangstor überleben. Als wir langsam die ersten Parallelen zur Loveparade in Düsseldorf zogen, wurden wir allmählich näher an das Tor gedrückt.

Auf der Tribüne saßen die Lamas und beteten, dann gab es ein kleines Konzert mit der Pferdekopfgeige und alle begannen die Butterkerzen anzuzünden, die vor ihnen standen. Dort merkten wir auch zum ersten Mal, wie kalt es eigentlich wird, wenn man eine Weile draußen ist. Aber aller Schmerz war beim Anblick der vielen tausend aufsteigenden Laternen vergessen. Dies war wirklich ein ganz besonderer Moment, den wir auch unseren Nachfolgern hier in der Mongolei empfehlen würden vor Ort mitzuerleben.

Der Mittwoch begann wieder mal in der Schule mit der 11. Klasse. Da sie gerade das Thema „Freiwilliges Soziales Jahr“ behandeln, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, den Unterricht zu machen und sie mal zu befragen, was sie eigentlich davon halten. Einige finden es wirklich eine coole Sache, andere hätten keine Lust darauf, oder einfach nur keine Lust auf Unterricht allgemein, das habe ich noch nicht ganz herausgefunden.

Danach musste ich aber auch schon wieder nach Hause um mich umzuziehen, denn zum Tag der deutschen Einheit waren wir in die deutsche Botschaft eingeladen. Dort gab es ein wirklich sehr schmackhaftes Buffet, die Rede des Botschafters hat leider niemand gehört, da die Technik nicht so funktionierte, wie sie sollte. Auch viele andere Deutsche waren eingeladen, hauptsächlich Ältere und Leute aus der oberen Schicht der Gesellschaft was für mich auf jeden Fall ein Grund war, warum ich mich leicht Fehl am Platz fühlte.

Der Plan, danach am Bahnhof unsere Zugtickets zu kaufen, ging auch nicht auf, weil der Mittwoch wohl nicht der Tag sei, an dem man das machen könne, also sollte ich am Montag wiederkommen.

Unser Zwischenseminar findet nämlich in Sankt Petersburg statt und damit die Anreise auch ja nicht zu langweilig wird, wollen wir zu erst mit der Transsibirischen Eisenbahn bis Irkutsk fahren und von dort aus dann fliegen. Die Flüge haben wir auch schon, nur bisher fehlt und noch das Zugticket, ohne das wir gar nicht aus der Mongolei rauskommen. Aber wie gesagt, Hauptsache am Ende funktioniert es dann 😉

Genau so sieht es aus mit unserem Vortrag für die deutsche Bildungsmesse aus, den wir morgen halten werden. Wir sollen unser Programm präsentieren, auf deutsch, während unsere Präsentation übersetzt wird.

Einmal die Woche erscheint auch eine englische Wochenzeitung, die ich mir gestern besorgt habe. Ich weiß jetzt, dass es ab dem 1. Oktober Kindergeld gibt in der Mongolei, dass die Mongolei das höchste Wirtschaftswachstum der Welt hat (17% im letzten Jahr!) und dass die Lenin-Statue, die hier vor einem Hotel bzw der Parteizentrale der Mongolischen Volkspartei auf einer Auktion verscherbelt werden soll. Also, wer Interesse hat…

 

 

 

 

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