Dreiundzwanzigstes Türchen – Special Food

Theresa, meine Liebe Mit-Freiwillige hat sich nochmal für einen Gastbeitrag entschieden. Heute soll es um spezielles Essen in Vietnam gehen. Was sie alles erlebt hat, könnt ihr im Folgenden lesen!

Hier übrigens nochmalnder Link zu ihrem lesenswerten Blog:

Und wer berichtet das Ganze?

Nachdem Sophie nun schon in einigen Türchen von den bekanntesten vietnamesischen Speisen berichtet hat, ist ‚Bun Cha‘ oder ‚Che‘ den meisten Lesern kein unbekannter Begriff mehr. Aber was ist mit den anderen Gerichten, die man vorurteilsmäßig mit asiatischen Ländern verbindet? Unsere Mitfreiwillige Nour bekam vor ihrer Abreise oft die Frage zu hören, wieso sie denn nach Vietnam wolle, dort werden doch Hunde und Spatzen am Spieß und alles was auf drei nicht im nächsten Loch verschwunden ist gegessen. Wie viel ist an diesem Klischee dran?

Wie die meisten Geschichten und Vorurteile, hat auch dieses einen wahren Kern: Es gibt hier ‚Thit Cho‘, Hundefleisch und auch einige andere, für mich als Europäerin sehr ungewohnte Gerichte. Sie sind aber lange nicht so omnipräsent, wie manche denken. Man sollte auch bedenken, dass diese Speisen ihre Begründung in der vietnamesischen, beziehungsweise asiatischen Kultur haben, die sich stark von unsrer europäischen unterscheidet. Hund und Katze gelten zum Beispiel in der traditionellen chinesischen Medizin als sehr gesund und da die Chinesen Vietnam sehr lange kolonialisiert haben, haben einige ihrer Sitten und Gebräuche auf das Land abgefärbt.

Ich selbst habe trotzdem nicht das Bedürfnis, Hund oder Katze zu essen, auch wenn Hund laut einer Bekannten einigen Westlern sehr gut geschmeckt hat. In den Genuss anderer exotischen Speisen bin ich hier aber schon gekommen. Nachdem ich vor meinem FSJ drei Jahre lang Vegetarierin war, habe ich beschlossen, für das Essen in Vietnam offen zu sein und viel zu probieren. Ich habe schon an einigen Straßenküchen ‚Bun Oc‘ gesehen, Schnecken mit Nudeln, aber hatte noch nie die Gelegenheit, sie zu probieren – bis mich einmal ein paar Lehrerinnen aus meinem Konversationskurs fragten, ob ich denn schonmal ‚Oc‘ gegessen hätte und da meine Antwort „Nein“ lautete, ob ich es denn probieren wolle. Ja klar, das interessiert mich natürlich. Jetzt gleich? Okay, warum nicht?
So kam ich in den Genuss von kleinen, gekochten Schnecken, die man mit einem Spieß aus ihrem Häuschen zog und in eine leckere Chili-Zitronengras-Soße dippte. Sie ähneln in Konsistenz und Geschmack Muscheln sehr. Durchaus essbar.
Ein anderes Mal wurde ich beim Dimsum essen von einer Freundin dazu animiert, die hier so beliebten Hühnerfüße zu probieren und mehr aus Höflichkeit nagte ich dann an einem dieser handähnlichen Knochen. Die Haut mit leckerer Marinade schmeckt ganz gut, aber ansonsten ist nicht sehr viel dran an so einem Hühnerfuß als Sehnen und Knochen, wovon ich kein großer Fan bin.

Schweinefüße, Hühnerfüße, Käsefüße… nein, das war was anderes 😉

Auch ‚Bun Dau Mam Tom‘ gilt als spezielle Speise, die nicht jedem schmeckt. Das Besondere ist hier ‚Mam Tom‘, eine graulila Soße aus fermentierten Shrimps, die sehr fischig schmeckt und streng riecht. Man sollte dieses Gericht also lieber nicht vor einem Date essen, aber ansonsten kann ich diese besondere Soße weiterempfehlen. Natürlich nur, wenn man Fisch und Krabben einigermaßen mag.

Nicht für alle kulinarischen Abenteuer habe ich mich bewusst entschieden, in manche schlittert man teils aufgrund von mangelnden Sprachkenntnissen, teils aufgrund von mangelnden Kenntnissen der vietnamesischen Küche. So habe ich schon ein paar mal geröstete Schweinehaut, die Röstzwiebeln als Topping halt sehr ähnelt, gegessen. In einem leckeren Glasnudelsalat waren auch geschredderte Schweinsohren zu finden – die hatten auch eine etwas seltsame Konsistenz.
In Ho Chi Minh Stadt probierten wir eine Nudelsuppe nach Hueer Art, ‚Bun Bo Hue‘, im besten Bun Bo Hue Restaurant der Stadt. Es gab sehr viel verschiedenes Fleisch darin und auch nicht ganz definierbare Stücke. Nach dem Genuss dieser Suppe, erfuhren wir, dass wir gestocktes Blut gegessen hatten. Schon bevor ich das wusste, entsprach diese Suppe nicht ganz meinem Geschmack.

All I Need is … meat!?
Das ist wohl das Motto von Bun Bo Hue.

Nicht ganz meinem Geschmack entspricht auch eine Delikatesse in Südvietnam, die ich trotz wärmster Empfehlung nicht probiert habe. Besonders gesund für Schwangere gelten ungeborene, gekochte Entenküken. Ein Überraschungsei also. Das ist mir ein bisschen zu makaber und außerdem bin ich nicht schwanger.
Auf manchen Speisekarten findet sich auch ‚Ech‘, Frosch, ein Genuss, in den ich noch nicht gekommen bin. Hier halte ich es aber wie bei den Schnecken: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, bin ich nicht abgeneigt, etwas Neues zu probieren.

Das sind bei weitem nicht alle kulinarischen Abenteuer, auf die man sich einlassen kann, sondern nur die, denen ich bis jetzt begegnet bin.
Beim Gang über den Markt begegnet mir auch viel Fleisch, das später im Topf landet, in seiner ursprünglichen Form. Als totes Huhn auf einer Theke oder aufgehängter Ochsenschwanz. Für Westler ein sehr ungewohnter Anblick, aber eigentlich sollte er für einen „Fleischesser“ normal sein: Der Hänchenschlegel zum Mittagessen wächst halt nicht appetitlich am Baum. Ich finde, man sollte bevor man über Essgewohnheiten anderer Länder und Weltregionen urteilt, erstmal bedenken, wie weit weg wir in Europa (und auch in den USA) von der Fleischproduktion sind. Hier wird eben (fast) alles vom Tier verwendet und das nicht im Unsichtbaren.
Andere Länder – andere Sitten. Als Tourist, ‚Traveler‘ oder Stadtbewohner auf Zeit, lohnt es sich auf jeden Fall, viel von dem Essen in der Fremde zu probieren, denn „du bist, was du isst.“ – Wie könnte man eine andere Kultur besser Kennenlernen?

(Für nicht ganz so abenteuerlustige Urlauber gibt es in Hanoi aber auch westlichere Restaurants und seit Kurzem sogar einen McDonalds in der Altstadt.)

Viele Grüße von einer nicht immer, aber meistens abenteuerlustigen Theresa

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