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Tag 91 – Blau machen

Nemam volje! Immerhin etwas Kroatisch habe ich heute gelernt… Wenn auch lange nicht das, was ich hätte lernen sollen. Denn morgen steht meine erste Kroatisch-Prüfung an, eine Präsentation. Und ich fauler Hund konnte mich einfach nicht aufraffen irgendetwas dafür zu tun. Ok, die Präsi steht. Aber die Vokabeln und die Grammatik? Fehlanzeige.

Allerdings hat sich der Tag heute gerade dazu angeboten „blau“ zu machen! Die Sonne strahlte und es war auch nur ein bisschen kalt. Ok, ein bisschen sehr. Aber dafür ja die Sonne (ist die Argumentation schlüssig oder dreht sie sich im Kreis – wer weiß, wer weiß 😉 ). Auf jeden Fall machte ich mich gegen Mittag auf, ein wenig mehr von der Stadt zu sehen. Für das gute Gewissen packte ich natürlich auch meine Lernsachen ein. Nur blöd, dass man beim Laufen so schlecht draufschauen kann. Und an dem Lernort meiner Wahl, der Torpedo-Rampe, war es dann leider leider ein wenig zu windig.

Allerdings auch zu windig, um lange in der Sonne sitzen zu bleiben. So ging es also weiter: Erst hoch zur Werft „3. Mai“ (dem Tag der Befreiung Rijekas von der nationalsozialistischen Besetzung im 2. Weltkrieg) wo mir ein Schwung an Arbeitern entgegenkam (und das um 15 Uhr! Ob die wohl extra früh anfangen um extra früh Feierabend zu haben?), dann am Kantrida-Stadion runter Richtung Strand. Und obwohl Fußball meiner Meinung nach die am meisten überbewertete Sportart unserer Zeit ist – das Stadion ist ein echter Hingucker! Wie es sich in die Felswand schmiegt – der helle Wahnsinn! Da würde sogar ich mir ein Fußballspiel anschauen (bzw. das Meer im Hintergrund) nur wird dort seit 2015 nicht mehr gespielt. Stattdessen soll an der gleichen Stelle ein neues, größeres Stadion für den Heimatverein gebaut werden. Halt mit Betonung auf „soll“…

In der Zwischenzeit kann man sich das Meer allerdings auch ganz gut vom gleichnamigen Strand anschauen. Plus: Im Sommer lässt es sich hier super baden (sagt zumindest Branka). Die Rutsche fand ich auf jeden Fall schonmal der Hit. Hoffentlich ist es im März wieder warm genug, um ins Wasser zu gehen… oder zumindest, um länger draußen zu sein, ohne dass einem sämtliche Finger und Zehen abfrieren! Um genau das zu verhindern (und um doch noch ein klitzekleines bisschen Kroatisch zu lernen) ging es für mich schließlich zurück ins Warme. Nicht, dass es morgen so endet:

PS: Für alle, die wehmütig nach Kroatien schauen – auch hier wurden die Corona-Maßnahmen bis zum 31. Januar verlängert. Wie ich die Cafés vermisse!

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Tag 87 – Hafeneinfahrt

Endspurt. Und das in jedem Sinne. Heute Morgen beim Frühstück, als wir den restlichen Kühlschrankinhalt vernichteten. Und den ganzen Weg zurück in meinen persönlichen Heimathafen Rijeka. Zwei Zwischenstopps haben wir uns allerdings nicht nehmen lassen:

Der erste davon war in Knin – dem Städtchen, das sich während des „Heimatkriegs“ als serbische Bastion von Kroatien abspalten wollte. Und deshalb ziemlich gelitten hat. Abgesehen vom Kastell oben auf dem Berg gab es deswegen auch nicht allzu viel zu sehen. Die Fahrt dorthin war allerdings schon spannend genug. Diese Straßen! Drei Kreuze, wenn das Auto wieder sicher in Pula steht. Zumindest waren wir uns einig, dass das Kastell das größte und schönste des ganzen Trips war. Und ein bisschen Geschichte gab es obendrauf, denn hier wurden früher die Könige gekrönt (sagt zumindest Arnes Reiseführer). In einer Ausstellung zum „Heimatkrieg“ entdeckte ich außerdem noch eine schöne Krawatte – auch etwas typisch Kroatisches (da hier erfunden).

Von den Aussichtsterrassen wanderte unser Blick über die schneebedeckten Gipfel in der Ferne. Bosnien ist von hier aus nicht weit. Außerdem spottete Arne einen schönen Wasserfall und ich unseren nächsten Parkplatz unten am Bahnhof. Arne wollte sich nämlich auch die geschichtsträchtige Stadt einmal anschauen. Letzteres hatte sich allerdings schnell erledigt, von den Spuren des Krieges war nichts mehr zu sehen: Keine Einschusslöcher oder auch nur abgesplitterter Putz, nur ein etwas trostloses Örtchen. Der Wasserfall war hingegen beeindruckend. Vor allem von unserer Haltebucht an der Straße.

Arne verschwand kurz „hinter der Felswand“, ich in den Büschen mit einem prächtigen Blick ins Tal, dann reichte ich die Schlüssel an Christian weiter und ab ging die Post. Die Straße führte uns durch die Hügel des Velebit, in manchen hing noch der Nebel. Gegen später lag auch Schnee knietief am Wegesrand. Eine richtige Sonntagsfahrt und das an einem Donnerstag.

Runter nach Senj konnten wir ein letztes Mal echte kroatische Serpentinen genießen, d.h. Linkskurve, Rechtskurve, nach hinten, nach vorne und Hopsa! Etwas müde aber sicher kamen wir schließlich in Senj an, gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Ein kurzer Spaziergang an der eiskalten Luft, ein letztes Kastell und dann die finalen Kilometer nach Rijeka. Am Horizont konnten wir die Stadt schon sehen. Mit Ballermann-Musik hielten wir uns wach und das war auch nötig, denn Đosis Haus zu finden erwieß sich als schwieriger als gedacht. Am Ende holte uns die gute Seele extra am Lidl ab, um uns den Weg zu weisen. Und natürlich hatte sie wieder in der Küche für uns gezaubert. Was für ein schönes Ende unserer Reise.

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Tag 86 – Über die Planke gehen

One last time! Denn heute ist unser letzter Tag „on the road“, ab morgen geht es wieder Richtung Heimat. Als unseren letzten Spot haben wir uns dabei den Krka Nationalpark herausgesucht. Und wie um uns das Ganze noch zu versüßen, gab es dafür überraschend schönes Wetter!

Keine 15 Minuten mit dem Auto, dann waren wir auch schon am Haupteingang des Parks angekommen. Und auch wenn wir saisonbedingt sogar in den Nationalpark hätten hineinfahren können, waren wir doch zum Wandern da. Also rein in die Wanderschuhe (bis auf Christian, der Unbelehrbare) und rein in die Natur!

Wegen der Regenfälle der vergangenen Tage (und Nächte) rauschte das Wasser nur so um die Bretterwege – und an einigen Stellen auch darüber. Wirklich faszinierend, welche Kraft der Strom hatte! Nach kurzer Zeit hatten wir Arne verloren, doch als er wieder auftauchte brachte er ein Kätzchen mit, dass uns dann auch brav folgte. Unten am großen Wasserfall angekommen wurden wir von dem Dunst unzähliger winziger Tröpfchen eingenebelt. Der Blick auf die sprudelnden Wassermassen war trotzdem beeindruckend. Unglaublich, wie hier im Sommer Menschen baden können!

Beim Aufstieg entdeckten wir einen prächtigen Regenbogen – und wurden von weiteren Katzen umschwärmt. So hatten wir nicht nur was zum Gucken, sondern gleichzeit auch was zum Kuscheln. Klassische Win-win-Situation würde ich sagen. Vom Wasser inspiriert bauten die Jungs einen kleinen Staudamm während ich den Kaiserblick genoß. Wir kauften ein paar Postkarten und als wir fünf Minuten später die Tür des kleinen Ladens wieder öffneten hagelte es. Verrückt. Die Zeit bis der Schauer vorbeigezogen war, nutzen wir, um die alten Wassermühlen anzuschauen. Und schwupps war das Pflichtprogramm auch schon zu Ende.

Da die Bötchen im Winter leider nicht fahren, entschieden wir uns noch ein bisschen zu Fuß den Park zu erkunden. Und so machten wir uns über die nun noch rutschigeren Planken auf den Weg: Erst flussaufwärts zu einem seelenruhig daliegenden See, dann flussabwärts. Nach einiger Zeit zog es Christian zurück nach Hause. Und während er schon einmal zurückfuhr, folgten Arne und ich dem Strom bis zum zweiten Ausgang kurz vor Skradin (wo wir von Christian im Auto überholt wurden) und weiter bis zu unserem Apartment.

Da wir auf dem Weg an mehreren prädestinierten Badestellen vorbeikamen, entschieden wir uns, das von langer Hand geplante Anbaden endlich einmal in Angriff zu nehmen. Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und nichts wie… Das Wasser war arschkalt! Aber einmal drin, war es wunderbar. Zumindest für mich: Ich war anbaden, Arne war kurz drin. Dafür kribbelte meine Haut auch den ganzen Weg nach Hause. Ich glaub, noch nie hab ich eine heiße Dusche so genossen!

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Tag 84 – Rote Flagge

Das Motto für heute: Rot! Rot wie der Kommunismus, rot wie die Liebe.

Los ging es mit dem Kommunismus, genauer gesagt dem „Red History Museum“ unten am Hafen. Nachdem wir gestern via Nachricht einen Privat-Termin klar gemacht hatten, stand uns die Türe heute offen. Herzlich wurden wir von Krešo begrüßt und in die Museums-eigene App eingewiesen. Als einzige Besucher durften wir unsere Taschen abgeben und sogar die Masken abnehmen – ein komisches Gefühl! Tja und dann gehörte das Museum ganz uns. Wir liefen durch die wohnlich eingerichteten Räume, steckten unsere neugierigen Nasen in Schubladen und Schränke und entdeckten das Schachspiel für uns. Natürlich nicht irgendein Schachspiel, sondern das Set, das von Dubrovnik inspiriert wurde (sieht man am Turm). Genützt hat mir das allerdings nichts – ich verlor krachend. Sauer war ich deswegen aber nicht (wie Arne es fälschlicherweise auf der Schreibmaschine tippte).

Im nächsten Raum, dem Schlafzimmer, legten wir Zivil ab, schnupperten den Duft längst vergangener Zeiten und hörten ein wenig in die kroatische Musik rein. Danach wurde es dunkel – denn obwohl das „Red History Musuem“ ein privates Museum ist, war es das erste, das auch die dunklen Flecken in der kroatischen Geschichte thematisiert. Abgerundet wurde die Ausstellung schließlich durch ganz individuelle Einblicke – und für Arne und mich durch ganz wundervolle Souvernirs. Spannend war auch das abschließende Geplänkel mit Krešo, der wie sich herausstellte der Museums-Inhaber ist. Als er unser Interesse für die Thematik und sein Baby (das Museum) spürte, gewährte er uns kurzerhand einen Blick hinter die Kulissen – und zwar wortwörtlich: Er zeigte uns den Hinterhof des Fabrikgebäudes in dem er eine weitere Ausstellung und ein Café mit Leseecke einrichten möchte. Bleibt also nur zu hoffen, dass dieses super Museum die Corona-Flaute überlebt!

Das Gleiche gilt natürlich auch für das zweite Museum, das wir heute besucht haben: Das „Love Story Museum“ vor den Toren der Altstadt. Auch hier wurden wir sehr herzlich begrüßt und wieder gab es eine private Einführung plus eine Flasche Wasser auf’s Hause. Ganz ehrlich: An den Service könnte ich mich gewöhnen! Im ersten Raum des Museums ging es um Love Stories in und um Dubrovnik. Und der gute Mann (der Arne und mich wohl für ein Pärchen hielt) erzählte uns von den romantischen Ecken der Stadt: Da ist zum einen die Hafenpromenade, wo jedes Pärchen aus Dubrovnik das etwas auf sich hält, seinen ersten Kuss haben möchte. Außerdem gibt es einen Wasserspeier, der einem, wenn man es auf ihm stehend schafft sein Hemd auszuziehen, die große Liebe verspricht.

In der zweiten Etage des kleinen Häuschens geht es dann um die Liebe in Film und Musik (selbstverständlich ebenfalls am Beispiel der Stadt), und die ganz persönlichen Love Stories der Menschen, die Dubrovnik (bzw. das Museum) bisher besuchten. Alles in allem also eine sehr liebevolle Ausstellung, die – obwohl in den Kommentaren auf Google stand „Nice for couples but don’t go there if you’re single“ – auch uns mehr oder weniger beschwingt den Weg nach Hause antreten ließ.

Während wir ein letztes Mal die scheinbar endlosen Treppen hinaufstiegen, diskutierten wir über Vanille- vs. Schoko-Pudding (keine Frage: Schoko) bis sich Arne absolut göttlich vor einer friedlich dasitzenden Katze erschreckte. Noch ein dramatischer Sonnenuntergang und dann war’s das – morgen geht es zurück Richtung Norden!

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Tag 83 – Die Ruhe nach dem Sturm

„Warnung vor starkem Niederschlag“ prangte es heute auf meinem Display. Dass damit auch Murmel-große Hagelkörner gemeint sein könnten hatten wir allerdings nicht auf dem Schirm! Glücklicherweise standen wir als es losging gerade unter einem Dächlein. Genauer gesagt dem Eingang des ersten Museums, das wir heute besichtigen wollten. Nur rein konnten wir leider nicht. Denn obwohl wir extra die Öffnungszeiten gecheckt hatten, begrüßte uns nur ein handgeschriebener Zettel mit einer Mailadresse, einer Nummer und der Bitte, doch mindestens einen Tag vorher anzurufen. Jetzt haben wir für morgen also einen Exklusivtermin – auch nicht schlecht!

Mit dem letzten Hagelkorn, das mit vernehmlichen „Plong“ von der Motorhaube des Autos gegenüber hüpfte, war auch der Sturm vorüber. Die dunklen Wolken und der Donner verzogen sich gen Norden und wir verzogen uns Richtung Punkt zwei auf der heutigen To-Do-Liste: Den zwei grünen Hügeln hinterm Hafen. Zuerst erklommen wir den ersten (höheren) Gipfel und dann den zweiten. Ein kleiner Wanderweg eröffnete uns die perfekte Aussicht auf das Meer und die Inseln. Wie leicht man hier doch vergisst, dass man sich mitten in einer Stadt befindet!

Wieder daran erinnert wurden wir auf dem Weg zum dritten Ziel des Tages: Dem „Love Stories-Museum“. Denn ganze 30 Minuten sahen wir nichts als Straßen und Häuser, oder anders gesagt: Das echte Dubrovnik jenseits der Altstadtidylle. Die meiste Zeit gingen wir schweigend nebeneinander her. Nach zwei Wochen haben wir uns nicht mehr ganz so viel zu sagen.

Am Museum Nr. 2 angekommen blickte uns erneut ein Zettel entgegen. So langsam hatten wir Routine. Doch ganz aufgeben wollten wir nicht. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, war das Ethnografische Museum tatsächlich noch geöffnet – zumindest für 20 Minuten. Die nette Dame am Ticketschalter versuchte uns damit zu trösten, dass das Ticket für alle Museen der Stadt gültig sei und das sogar für sieben Tage. Als wäre das nicht genug, stempelte sie es sogar erst für den morgigen Tag ab. Und wir? Wir brachten es einfach nicht übers Herz ihr zu sagen, dass wir übermorgen schon abreisen würden und uns (da morgen alle Museen zuhaben) das von ihr so liebevoll ausgestellte Ticket absolut gar nichts bringt. Bereut haben wir es trotzdem nicht. Denn selbst in den 20 Minuten hatten wir genug Zeit, die kleine aber feine Ausstellung anzuschauen.

Als wir unser one and only Museum für heute verließen, war es draußen dunkel geworden und die weihnachtliche Beleuchtung der Stadt erstrahlte in vollem Glanz. Noch ein kleiner Abstecher zum Supermarkt unseres Vertrauens und – gerade rechtzeitig bevor das nächste Gewitter einsetzte – erreichten wir unser Apartment. Viel Zeit zum Ausruhen gab es allerdings nicht, schließlich hatten wir uns für heute etwas besonderes vorgenommen: Wir wollten Pelmeni selbermachen. Also so richtig – mit Nudelteig und allem. Und auch wenn uns der am Ende ein wenig dick geriet, geschmeckt hat’s trotzdem.

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Tag 81 – Im Trockendock

Die ganze Nacht hatte der Wind um unser Haus geheult. Sogar ein kleines Gewitter gab es. Doch uns kann es nur recht sein, denn immerhin hat der Sturm die Regenwolken erst einmal vertrieben. Ja, als heute die Jalousie unseres Fensters aufsurrte, blinzelte uns sogar die Sonne entgegen!

Kaum hatten wir uns mit lecker Milchreis gestärkt, machten wir uns daher an den Aufstieg. Diesmal bei Tag erklommen wir die Serpentinen. Ein paar obligatorische Selfies am Gipfelkreuz, dann ein wenig Geschichtsunterricht im „Heimatkrieg“-Museum. War es dabei draußen ausnahmsweise einmal trocken geblieben, so tropfte uns nun im alten Gemäuer des Forts das Wasser auf den Kopf. Kapuze auf im Museum – muss man wohl auch einmal erlebt haben. Die Ausstellung selbst spiegelte in etwa die Haltung vieler Kroaten zum Jugoslawienkrieg wieder. Für eine Pazifistin wie mich ziemlich harter Tobak. Aber als Außenstehende bin ich da vielleicht auch nicht die Richtige, um das kroatische Kriegsnarrativ zu beurteilen.

Etwas verfroren machten wir uns wieder an den Abstieg: Für Christian ging es zurück zur Wohnung, für Arne und mich weiter treppab zum Fort der „Blackwater Bay“. Ein kurzer Stopp beim Maroni-Verkäufer, dann setzten wir uns erst einmal auf ein umgekipptes Boot, pulten die Schale von den Esskastanien und beobachteten die schäumende Brandung. Überraschend trocken schafften wir es hinüber zur Treppe und hoch ins Fort. Dort angekommen, wurden wir vom gleichen Torwärter wie gestern begrüßt. „Noch zehn Minuten“, sagte er, während er unsere Tickets einscannte. Sportlich, aber machbar. Also fix rauf auf die Aussichtsplattformen. Der Wind hatte noch zugelegt und um ein Haar wäre mein Schal davongeweht. Wieder unten zeigte die Uhr noch drei Minuten. Und da sahen wir sie: Eine Toilette! In Abwesenheit der Touristenströme eine wahre Seltenheit. Und in diesem Moment: Einfach perfektes Timing.

Für den Rückweg entschieden wir uns für Park und Straße an der Küste entlang. Zuhause hatte Christian schon eingekauft und die Wohnung war wohlig warm. Nur unsere Klamotten vom Vortag waren immer noch nicht ganz trocken. Aber man kann eben auch nicht alles haben 😉

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Tag 80 – Meeresfeste

Wie beginnt man am besten ein neues Jahr? Indem man sich eine weltberühmte Altstadt anschaut! Und da hat man in Dubrovnik so einiges zu tun. Gott sei Dank haben wir weder Zeitdruck noch müssen wir uns durch die sonst so üblichen Menschenmassen drücken. Dubrovnik gehört an diesem ersten Januar vor allem den Katzen – weiße mit schwarzen Flecken, flauschige Dr. No Exemplare und dunkel-gescheckte. Abwartend blicken sie uns aus ihren grünen Augen entgegen, streichen um unsere Beine und fordern maunzend ihre Streicheleinheiten ein.

Wir laufen kreuz und queer durch die Gassen, entdecken den Hafen und einige Badeterrassen direkt vor den Stadtmauern und finden schließlich sogar die Treppe aus Game of Thrones (Shame!). Immer wieder schauen wir in eine der zahlreichen Kirchen hinein. In dem künstlichen See einer Weihnachtskrippe schwimmen Quietscheentchen, die orthodoxe Kirche wird mit Zweigen geschmückt.

Dann geht es eine Ebene höher: Hinauf auf die Stadtmauer. 200 Kuna pro Nase – ganz schön teuer. Aber dafür können wir innerhalb der nächsten drei Tage noch ins Fort. Und der Blick auf die „Blackwater Bay“ und das Häusermeer ist tatsächlich mit nichts zu bezahlen! Es regnet, wenig aber beständig, und die Jungs gehen nach Hause. Mich hingegen zieht es hinunter in die Bucht und von dort hinauf zum Fort. Noch auf den Stufen kommt mir der Torwärter mit dem großen eisernen Schlüssel entgegen. Aber hinein wollte ich heute eh nicht – mir reicht die Aussicht auf den Regenbogen. Kurz darauf reißt die Wolkendecke endgültig auf und die Sonne setzt zu einem dramatischen Finale an.

Kurzentschlossen laufe ich noch einmal durch die Stadt und wage mich dann raschen Schrittes an den Aufstieg des Berges. Einen solchen Sonnenuntergang darf man einfach nicht verschenken! Serpentine um Serpentine geht es nach oben, die Bäume bleiben unter mir zurück. Der Himmel wird blau und schließlich schwarz, die Lichter gehen an und ich bleibe stehen. Ganz hoch zum Gipfel schaffe ich es heute nicht (obwohl mich das hell beleuchtete Gipfelkreuz wie eine Fliege anzuziehen scheint). Aber auch so muss ich beim Abstieg meine Handy-Taschenlampe anmachen, um nicht schneller unten zu sein, als gewollt. Trotzdem, für den ersten Tag gar nicht mal so schlecht!

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Tag 79 – Seemeilen

Neuer Tag – neue Stadt! Heute ging es die Küste runter zum südlichsten Ziel unseres Trips: Dubrovnik! Doch bevor wir unser Silvester-Domizil erreichten, gab es noch zwei Dinge zu erledigen: Erstens – Omiš, oder besser gesagt das Kastell von Omiš. Hoch oben thront es über dem Städtchen. So hoch, dass wir nach ein paar unglaublich engen, kurvigen Sträßchen kapitulierten und unser Auto lieber sicher auf einem Parkplatz abstellten. Den Rest ging es zu Fuß. Und das war zwar anstregend aber doch jede Anstrengung wert. Denn erst einmal oben angelagt, hatten wir die wunderschöne Aussicht ganz für uns alleine.

Runter den Berg, runter die grausamen Sträßchen und weiter im Programm: Erst via (mindestens genauso halsbrecherischer) Landstraße, dann mein Debut auf kroatischen Autobahnen. Schön 130 km/h bei freier Fahrt – der Bleifuß lässt grüßen! Und auch hier die felsige Landschaft; atemberaubend. Etwa eine Stunde, dann hatten wir die Bosnische Grenze erreicht. Und da gab es einiges zum Lachen: Denn – wie könnte es anders sein – wir wurden herausgezogen. Brav parkte ich unser Auto auf dem Seitenstreifen. Doch anstatt die Scheibenwischer auszumachen schaltete ich sie erstmal in den Turbo. Dann aussteigen und Taschen filzen lassen. Als Christian dabei erstmal sein ganzes Kleingeld geräuschvoll auf den Boden fallen lässt ist es um mich geschehen: Lachflash. Wir werden gefragt woher wir kommen und wie lange wir in Kroatien sind. Unsere Geschichte (Rijeka, Bjelovar und Pula – sechs, neun und elf Monate) verwirrt die zwei Grenzbeamtinnen vollends. Etwas genervt werden noch ein paar Türen geöffnet, dann dürfen wir weiterfahren. Die ganze Fahrt durch Bosnien schüttet es wie aus Kübeln. Dann sind wir wieder in Kroatien und ohne zweite Kontrolle dürfen wir passieren.

Auf unseren zweiten Stopp in Ston verzichteten wird dankend – der Regen hat kaum nachgelassen und es wird langsam dunkel. Ein Bus kommt uns entgegen, anstelle einer Nummer und eines Fahrziels leuchtet uns „Sretna Nova Godina“ entgegen.

In Dubrovnik angekommen wieder eine halsbrecherische Abfahrt zu unserem Haus und es ist geschafft. Unser Auto und auch wir haben eine traumhafte Aussicht auf die Stadt zu unseren Füßen. Allerdings stellt unser Apartment (ein gemütlich ausgebauter Dachboden) die Jungs vor einige Herausforderungen: Arne hat sich schier ausgeknockt als er sich (wohlgemerkt das erste von vielen Malen) den Kopf angehauen hat. Und ein herausstehender Balken am Fußboden sorgt für unser persönliches „Dinner for One“. Nach einem kurzen Kuchen-Snack (die Gastfreundschaft in Kroatien ist wirklich top!) gehen wir noch schnell einkaufen, dann steht unser Silvester-Festmahl auf dem Tisch. Der Wasserkocher pfeift sein Lied, die Mikrowelle sorgt für eine zweite Stimme und Arne kriegt vor lauter Lachen die scharfe Soße in die Nase. Ein ganz normales Silvester also.

Jetzt wird draußen schon fleißig geböllert und auch wir zählen die Stunden. In dem Sinne: Einen guten Rutsche euch allen! Bis zum nächsten Jahr 😉

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Tag 78 – Schietwetter

Unser dritter Tag in Split und zugleich nicht in Split. Denn heute haben wir einen Ausflug zum Fort von Klis gemacht. Natürlich wurden auch hier ein paar Szenen von Game of Thrones gedreht. Allerdings wohl bei etwas besserem Wetter: Während es am Anfang nur ein bisschen nieselte, wurde der Himmel immer dunkler und am Ende stapften wir wie begossene Pudel durch die Ruinen. Schön war es trotzdem. Und beeindruckend, wie die Festung auf dem schmalen Grat balanciert!

Falls ihr selbst mal einen Blick darauf werfen möchtet (und das auch noch bei strahlendem Sonnenschein): Auf der Website gibt es eine Virtual Tour! Also ich find’s mega!

Zurück in Split ging’s für mich dann noch ins Stadtmuseum ein wenig Geschichtsluft schnuppern. Und noch ein letztes Mal in den Second Shop. Danach haben wir uns ganz dekadent lecker Essen bestellt:

Ich denke, ihr könnt euch denken, was es gab.

Übrigens: 10 Tage sind wir jetzt schon zusammen unterwegs. Und das bedeutet: Halbzeit!

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Tag 77 – Festen Boden unter den Füßen

Während uns hier unten im Süden die Sonne den Tag versüßte, wackelte in Petrinja bei Zagreb die Erde. Es war das zweite Erdbeben innerhalb von zwei Tagen und damit das zweite, von dem wir absolut nichts mitbekommen haben. Erst durch die besorgten Nachrichten unserer Freunde und Verwandten wurden wir darauf aufmerksam.

Wenn man sich das so anhört, war unser Tag angenehm langweilig: Wir sind am Strand entlang spaziert und waren wieder auf dem Markt einkaufen. Anschließend sind Arne und ich nochmal durch den Waldpark Marjan gelaufen, diesmal allerdings um die gesamte Halbinsel.