„Räume zu vermieten“

Im Bus nach Gjirokastër. Der vorerst letzte Stop auf unserer Reise durch Albanien.
Wir lassen Saranda, das Meer und die Touristen hinter uns und fahren durch die albanische Berglandschaft.

Vor einer Woche machten wir uns in Tirana auf den Weg, fuhren an der wunderschönen Küste entlang und durch den Llogara Pass nach Himarë.
Ein kleiner Ort am Strand, wo uns klar blaues Wasser, ein sehr gemütliches Hostel und einige albanische Strandurlauber erwarteten. Schon um 8 Uhr morgens waren die ersten Liegen am Strand belegt und spätestens um 11 Uhr waren fast alle gefüllt. Zu unserem Glück haben wir aber einen kleineren, weniger gefüllten Strand gefunden und konnten so im aller Ruhe das Wasser und die Sonne genießen.

Das wurde, je weiter wir in den Süden fuhren, immer schwieriger. Zu den albanischen Touristen kamen mehr internationale und auch deutsche Urlauber dazu und die Strände waren voll. Kein Wunder bei den Temperaturen und diesem Wasser.

Saranda, früher eigentlich mal eine kleine Küstenstadt, ist heute voller Hotels und Restaurants und die Bewohner der Stadt leben hauptsächlich vom Tourismus. Das ist gut möglich, weil die Stadt nicht nur schöne Strände zu bieten hat. In nicht mehr als 20 km Entfernung liegen sowohl Korfu, als auch ein Naturschutzgebiet mit einer ganz besonderen Wasserquelle und Butrint, ein UNESCO Weltkulturerbe.

Auch Ksamil, unser nächstes Ziel, ist nur 30 Minuten Busfahrt von Saranda entfernt. Es ist ein kleines Dorf und der Tourismus somit deutlich stärker spürbar. Auch hier ist der Tourismus eine große Einnahmequelle. Anders als in den anderen Städten haben wir hier aber stark gemerkt, wie wichtig wir für die Einheimischen sind. Die Straßen sind gesäumt mit älteren albanischen Menschen, die mit Pappschildern Apartments zur Miete anbieten. Jeden Tag, den ganzen Tag. Während wir unsere Tage am Strand verbringen, im klaren Wasser Fische beobachten und mit einem kleinen Ruderboot die Inseln vor Ksamil erkunden.

Stay tuned!

Die Stadt der 1000 Fenster

Eigentlich war eine Übernachtung geplant. Nach 15 Minuten im Hostel wurden es dann zwei.

Schon auf den ersten Blick hat mir Berat unglaublich gut gefallen. Es ist ruhig, ein breiter Fluss fließt durch die kleine Stadt und egal wohin ich schaue sehe ich Berge. Und dazu die schönen kleinen Häuser mit ihren vielen Fenstern, die sehr typisch für Berat sind.

Genau in einem dieser Häuser liegt auch das Hostel.
Mir öffnet ein ca. 80 Jahre alter albanischer Mann die Tür und begrüßt mich mit einem zahnlosen Lachen. Es gibt weder einen Empfangsbereich, noch eine Rezeption und ich stehe direkt in einem Innenhof, der mit Wein berankt ist und einen schönen Blick auf den Fluss offenbart.

Mir wird alles gezeigt, der Mann freut sich tierisch, dass ich ein bisschen Albanisch spreche, da er kein Englisch kann und noch mehr, als er erfährt, dass ich aus Deutschland komme. Von nun an bringt er immer mal wieder Deutsche Worte, an die er sich noch erinnern kann, in seinen Sätzen unter. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er mal als Deutschlehrer gearbeitet.
Und er freut sich wie ein Kind, als er mir am Abend, beim Verlassen des Hostels, auf Deutsch eine gute Nacht wünschen kann.

Morgens bereitet seine Frau für alle Gäste ein typisch albanisches Frühstück vor, während der Sohn, der das Hostel leitet und als einziger Englisch spricht, mir eine sehr ausführliche Auskunft über Aktivitäten in und um Berat gibt.
Als ich mich entscheide aus der Stadt raus nach Bogova zu fahren, um eine Wanderung zu einem Wasserfall zu unternehmen, bringt er mich sogar zur Bushaltestelle.
Die Freundlichkeit der Menschen überrascht mich immer wieder.

Gut gefallen hat mir auch der Blick von der Burg hinab in die Stadt und den Sonnenuntergang hinter den Bergen. Während die Sonne langsam unterging füllte sich die breite Fußgängerzone Berats mit Albanern, die ihren traditionellen Abendspaziergang gemacht haben. Viele haben sich zurecht gemacht und spazieren Hand in Hand über die Straße, essen Eis, Popcorn oder gegrillte Maiskolben von einem der Straßenverkäufer und genießen die angenehmen Temperaturen.
Ich habe das Gefühl die ganze Stadt sei auf den Beinen. Am Ende der Straße gibt es sogar einige Fahrgeschäfte und eine aufblasbare Rutsche für die Kinder.

Nach diesem Abend in der Stadt ist am nächsten Tag der Kontrast zu Bogova, einem Dorf in den Bergen sehr stark. Es sind kaum Menschen auf den Straßen, geschweige denn Touristen. Während der ganzen Wanderung zum Wasserfall treffe ich kaum Menschen und genieße mal richtig die Ruhe. Am Wasserfall angekommen ist es dann nicht mehr ganz so still, jedoch bin ich immer noch die einzige Person und kann den schönen Ausblick ganz in Ruhe genießen.

Meinen Aufenthalt in Berat lasse ich mir einem albanischen Bier und gefüllter Paprika nach traditioneller albanischer Art ausklingen.

Stay tuned!

Auf den Straßen Tiranas – WM

Ganz Tirana ist im Fußball-Fieber.
Gerade jetzt, wo Halbfinale und Finale anstehen, wirbt jedes Café oder Restaurant mit einem Livestream. Viele sind mit Girlanden geschmückt und die Bürgersteige vor den Cafés sind von der ein oder anderen Leinwand zugestellt.

Auch auf dem Skanderbergplatz, dem zentralen Platz in Tirana, gibt es zu jedem Spiel einen Livestream. Und nicht nur das. Drum herum ist eine große „Tirana Fan Zone“ aufgebaut worden, die zum Public Viewing einläd. Vor einer großen Leinwand stehen Bierbänke und -tische, Essenstände und Aktivitäten von Karusellfahrten bis zu Basketballplätzen.

Beworben wird das ganze mit dem Hashtag Fußball für Alle (#futbollpertegjithe) und ich war zunächst sehr begeistert von der Idee.
Denn natürlich hat nicht jeder einen Fernseher und somit die Möglichkeit die Spiele zu verfolgen zu Hause.

Jedoch habe ich schnell festgestellt, das man auch auf dem Platz für seinen Sitzplatz mit einem Getränk o.ä. aus den umliegenden Ständen bezahlen muss. So ist es dann doch nicht für alle so einfach und leistbar, die Spiele dort zu schauen und man kann genau so gut in ein Café gehen und dabei die lokalen Gastronomen unterstützen.

Aber egal ob auf dem Platz oder in einem Café – es gefällt mir gut, dass überall in der Stadt Leute die Spiele verfolgen und egal wo hin man geht ein kleines Public Viewing stattfindet. Ohne das Albanien selbst bei der WM mitspielt und mittlerweile auch ohne die meisten anderen Favoriten der Albaner kommt so eine sehr gute Stimmung auf und bei spannenden Spielen hallt der Jubel durch die Straßen.

Stay tuned!

Mach das nie wieder…

…du kannst doch nicht alleine an den Strand fahren!

Zum ersten Mal seit einer Woche scheint wieder die Sonne, es ist richtig warm und ich habe einfach Lust auf Meer und Strand. Weil keiner meiner Freunde Zeit hatte, habe ich mich dann alleine auf den Weg gemacht – für mich kein Problem.

Für die Albaner, die ich im Bus getroffen habe, war das aber unvorstellbar. Sie waren auch sehr verwundert darüber, dass meine Eltern mich ganz alleine für 6 Monate in ein anderes Land gehen lassen. In ihren und vielen anderen albanischen Familien scheint das nicht vorstellbar zu sein.

Also haben sie mir ihre Gesellschaft angeboten und wir haben den Tag zusammen verbracht.

Im Endeffekt war das mein Glück, denn der Bus fuhr nicht direkt zum Strand wie ich das eigentlich gedacht hatte und ich konnte einfach nicht verstehen, was mir der Busfahrer mitteilen wollte.
Außerdem kannten sie Leute, die da arbeiten und so mussten wir weder für unsere Liegen am Strand, noch unsere Pizza etwas bezahlen. Besser hätte es eigentlich nicht kommen können.

Wir haben Karten gespielt und uns nett unterhalten – trotz nur mäßigen Englisch Kenntnissen waren sie sehr interessiert an mir und Deutschland.

Sie haben mir auch viel über das Leben in Albanien und die Probleme, die es gibt, erzählt. Beide hatten den Wunsch auszuwandern – nicht unbedingt nach Deutschland (zu teuer) aber irgendwo in die EU.
Trotz Universitätsabschluss haben sie in Tirana keinen Job finden können, der ihrer Qualifikation entspricht, da fast alle Arbeitgeber Arbeitserfahrung voraussetzen. So arbeiten viele junge und qualifizierte Albaner als Kellner oder in Callcentern und verdienen zu wenig Geld, um für sich und ihre Familie sorgen zu können.

Stay tuned!