Quarantäne!

Ziemlich viel Zeit ist seit meinem letzten Text vergangen. Schon mal vorweg: das liegt vor allem daran, dass ich zwischendurch Corona hatte und es deshalb wenig zu berichten gab. Danach ist dann wiederum wieder so viel passiert, dass ich noch keine Zeit dazu hatte, es aufzuschreiben. (Im großen und ganzen alles Ausreden, ich weiß!)

Im Februar habe ich mit den Lesefüchsen angefangen. An meiner Schule machen nur zwei Schüler*innen mit. Die Beiden sind total lieb und machen das echt gut, obwohl es erstmal nur online stattfindet.
Insgesamt war in der ersten Februarwoche sehr wenig in der Schule los, weshalb ich Mittwochnachmittag nach Kutaissi gefahren bin.

Viel von Kutaissi selbst hab ich aber nicht gesehen- wir sind am Donnerstag nämlich nicht dort geblieben, sondern sind nach Tskaltubo gefahren. Das ist ein ehemaliger Kurort der Sowjetunion, an den sogar Stalin gefahren ist. Viele der Sanatorien stehen leer und verfallen langsam, man kann sie sich als ‚lost places‘ anschauen. Manche werden allerdings immer noch von abchrasischen Flüchtlingen bewohnt. Diese Menschen wurden dort erst provisorisch untergebracht, inzwischen wurden sie jedoch mehr oder weniger von der georgischen Regierung „vergessen“. Diese Gebäude haben wir gemieden. Es war ein echt schöner Ausflug, auch wenn wir wieder viel tierische Begleitung hatten.

Am Freitag ging es mit dem Zug schon wieder zurück nach Tbilisi. Von dort haben Helly und ich mit einem Kumpel von ihr einen Ausflug in die Felsenstadt Uplisziche, die Teil der Seidenstraße war, gemacht. Es war sehr kalt und windig, aber trotzdem ein schöner Ausflug.

Am Wochenende waren wir noch von unserer Georgisch- Lehrerin zum Essen eingeladen worden. Sie kommt eigentlich aus Samegrelo, einer Region im Westen Georgiens (fast am Schwarzen Meer) mit einer besonderen Küche. Wir haben sehr gut gegessen (und auch getrunken, wie es sich bei georgischen „Festmählern“ so gehört) und wurden sogar zum Khinkali selbst machen eingeladen.

Die kommende Woche war nicht besonders aufregend, das Einzige, dass uns umtrieb, war, dass es Johannes‘ letzte Woche mit uns war – sein Freiwilligendienst ging nur ein halbes Jahr- und dass Helly in der folgenden Woche Geburtstag feiern würde. So stand uns allerlei Geschenk- Vorbereitung bevor.

An Johannes‘ letztem Wochenende sind wir alle bei strahlendem Sonnenschein den Mtatsminda bis zum Schildkrötensee entlang gewandert, am Sonntag waren wir (in ein bisschen dezimierter Gruppengröße) in Mtsketha wandern. Nach dieser zweiten Wanderung, bei der es sehr windig und so kalt war, dass es auf einmal auch angefangen hatte, zu schneien, wunderte ich mich überhaupt nicht darüber, dass ich am Sonntagabend sehr erschöpft war, und es mir nicht so gut ging. Als ich nach Hause kam, ging ich also ziemlich schnell ins Bett. Die Nachbarn unter meinem Zimmer hatten in den letzten Wochen immer wieder irgendwelche Arbeiten durchgeführt, deshalb wunderte ich mich gar nicht groß, als mein Bett zu vibrieren begann. Als Laeti dann in mein Zimmer kam und mich anschaute (ich kann den Blick nicht richtig beschreiben), war mir klar, dass nicht nur ich diese Vibration spürte- als ich hoch an die Decke blickte, schwang meine Lampe stark hin und her. Ein Erdbeben! In diesem Moment kam mir das alles relativ lustig vor- Laeti und ich liefen zu Vera, um ihr auch Bescheid zu sagen, als wir da waren war es schon vorbei und Vera hatte wohl nichts gemerkt. Erst später, als wir einen Sicherheitsleitfaden für Erdbeben von der deutschen Botschaft bekommen hatten und mich viele Lehrer*innen darauf angesprochen hatten, wurde mir klar, dass ein Erdbeben im 13. Stock eigentlich gar nicht sooo lustig ist.

Den nächsten Morgen quälte ich mich aus dem Bett und ging ganz normal zur Schule. Abends trafen wir uns zu einem Abschlussessen in einem Restaurant. Dorthin war ich gelaufen, weil ich mich etwas bewegen wollte und frische Luft brauchte, weil ich Kopfschmerzen hatte. In diesem Restaurant ging es mir auf einmal nicht mehr so gut: meine Beine und Arme schmerzten (ich dachte es sei Muskelkater vom Wandern) und ich konnte kaum essen. Von dort fuhren wir zu uns nach Hause, feierten Johannes‘ Abschied und Hellys Geburtstag rein.

Am Dienstag wurden die Kopfschmerzen noch schlimmer, ich begann zu husten und hatte Fieber. Mein Corona- Schnelltest war aber eindeutig negativ… dachte ich. Denn Mittwoch hatte auch Helly meine Symptome und ihr Schnelltest war mit einer ganz feinen Linie positiv. Also fischte ich meinen Test aus dem Müll und tatsächlich- eine quasi unsichtbare zweite Linie, die ich wohl übersehen hatte. Also gingen wir einen PCR- Test machen und das Ergebnis am nächsten Tag war, wie zu erwarten, positiv. Darauf folgten ungefähr 10 Tage Quarantäne, in denen nicht viel passierte- es war aber ein bisschen gemein, dass wir drin bleiben mussten, denn genau in dieser Zeit war in Tbilisi natürlich strahlender Sonnenschein und es fühlte sich sehr frühlingshaft an.

Der Tag, an dem unsere Quarantäne endlich vorbei war, war total merkwürdig. Ich wachte mit den Neuigkeiten des Krieges in der Ukraine auf- ein schrecklicher Weg, in seinen Tag zu starten. Dazu muss man sagen: hier in Georgien ist die Bedrohung durch Russland durchaus real, greifbar und nah.

Etwa 20 Prozent Georgiens stehen übrigens seit dem Georgien- Krieg 2008 unter russischer Kontrolle. Wohl auch deshalb solidarisieren sich viele Georgier*innen auch nach wie vor mit der Ukraine und kritisieren die Entscheidung der Regierung scharf, sich nicht den Sanktionen gegen Russland anzuschließen.

( Zum Nachlesen / Hören: https://www.deutschlandfunk.de/schleichende-okkupation-was-georgien-mit-der-ukraine-gemein-hat-dlf-a0729c5b-100.html

https://www.br.de/kultur/gesellschaft/georgien-blick-sorge-angst-ukraine-data-tavadze-interview-putin-100.html

https://jungle.world/artikel/2022/13/die-sorge-der-naechste-zu-sein )

Gleichzeitig war  an diesem schlecht gestarteten Tag wunderschönes Wetter. Erst trafen wir uns zum gemeinsamen Kafeetrinken, dann fuhren Helly und ich in eine Ausstellung in einer kleinen Kunstgallerie. Abends waren wir dann noch ein bisschen feiern- für mich fühlte sich das etwas komisch an.

Freitag ging ich Abends mit den anderen ins Kino, wir schauten uns die Neu- Verfilmung von „Mord auf dem Nil“ an.

Am Samstag hatte ich beschlossen, mit Paulina und Vera in Gudauri, einem der Skiorte Georgiens, der auf etwa 2200 Metern über dem Meeresspiegel liegt, Ski fahren zu gehen. Ich hatte ja schließlich extra meine Schneeausrüstung von Zuhause mitgebracht! Da wir nur für einen Tag hinfahren wollten, standen wir früh auf und nahmen um 9 Uhr morgens die Marschrukta (die frühere haben wir trotz unseres frühen Aufstehens nicht geschafft). Am Busbahnhof trafen wir zufällig noch andere deutsche Freiwillige, die wir teilweise schon kannten. Sehr deutsche Marschrukta also! Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Gudauri an. Da die anderen beiden schonmal dort waren, kannten sie sich gut aus und die Skiausrüstung war schnell ausgeliehen. Das Wetter war besser, als wir erwartet hatten und wir hatten einen schönen Tag (obwohl ich, wie zu erwarten, natürlich hingefallen bin und mir so wehgetan habe, dass ich dann erstmal aufgehört habe, zu fahren).

Zurück in Tbilisi waren wir noch mehr oder weniger zufällig das erste Mal auf einer der Friedensdemonstrationen. Auch den nächsten Tag waren wir dort nochmal.

Dann ging die Schule wieder los, in der ich ja wegen meiner Infektion für mehrere Tage nicht mehr gewesen war.

Am georgischen Muttertag, dem 3. März, fand noch eine Demo statt, auf die ich gern gehen wollte, aber quasi keiner der anderen kulturweit- Freiwilligen war mehr in der Stadt: Vera, Gabriel und seine Schwester (die ihn mit einer Freundin besuchen war) waren bei Helly und Paulina in Kutaissi, Laeti war in Batumi, Luis war in Deutschland. Friedrich, der da war, hatte wichtige Telefonate zu führen (man munkelt auch, dass er keine Lust hatte). Deshalb habe ich beschlossen, alleine zur Demo zu gehen. An diesem Tag wurden dort Kleiderspenden gesammelt und gepackt. Es gab sichtbar viel zu tun und ich wollte gern helfen, also fragte ich junge Frauen, die etwas taten, wir ich helfen könnte. Richtig weitergeholfen haben sie mir nicht. (Ohrwurm auf dieser Demo: Der letzte Song/ Alles wird gut von KUMMER)

Da entdeckte ich die Freiwilligen, die ich vor wenigen Tagen am Busbahnhof gesehen hatte. Sie halfen offensichtlich! Also sprach ich sie an: „Ihr wisst zwar nicht, wer ich bin, aber ich kenne euch…“. Dafür musste ich mich ein bisschen überwinden, eigentlich mache ich so etwas nicht gern. Aber es hat sehr gut funktioniert: ich half und blieb bis 23 Uhr, als es anfing zu regnen und wir viele der Kartons in einen eigens angefahrenen LKW eingeladen hatten (so richtig mit Menschenketten!!) Danach ging ich mit Samuel und Swea (die anderen Freiwilligen) in eine Weinbar. Dort jobbt Samuel, deshalb waren wir ganz allein und die Bar hatte eigentlich schon zu. Zum Inventar der Bar gehörte auch eine hochschwangere Katze. Sie setzte sich immer abwechselnd auf Sweas und meinen Schoß, wir sangen alle zusammen. Irgendwann meinte Swea: „Also ich glaube der Katze geht es gerade gar nicht gut…“. Ungefähr zehn Minuten später kam das erste Katzenbaby auf die Welt. Und ich verstand plötzlich, wieso meine Hose nass geworden war, nachdem die Katze dort saß: ihre Fruchtblase war einfach auf mir geplatzt!

Nach dieser Katzengeburt (gerade noch so am georgischen Muttertag) fuhr ich nach Hause, um Laeti, die inzwischen aus Batumi zurückgekehrt war, reinzulassen.

Am Tag darauf kamen alle wieder nach Tbilisi zurück und an diesem Freitag sind wir dann noch ins Bassiani feiern gegangen. Wir waren bis halb 9 in dem Club und da wir dann alle Hunger hatten, waren wir noch frühstücken und erst um 12 Uhr wieder zuhause. Daraufhin war erstmal ausschlafen angesagt!

Am 6. März waren wir dann alle zusammen in der Oper von Tbilisi und sahen uns das Ballett Schwanensee an. Dieses Ballett hatte ich, als ich in der 10. Klasse an einem Schüleraustausch mit Russland teilnahm, schon einmal in Sankt Petersburg gesehen und auch hier war es echt schön. Nach dem Ballett war ich von Nino und Nata zu ihnen nach Hause eingeladen worden, also fuhr ich zu ihnen nach Hause. Sie hatten georgisch für mich gekocht- es war sehr lecker und total schön mit den beiden.

Den nächsten Tag musste ich nicht in die Schule, weil Ferien waren… und die würden entsprechend genutzt werden!

Bis ganz bald,

Clara

(diesmal wirklich bald, ich muss ja noch ziemlich genau einen Monat nacherzählen!)

Und schon ist Advent!

In den letzten vier Wochen, war doch ganz schön viel los.

In der ersten Woche war ich an einem Tag nach der Schule mit Badri am Schildkrötensee. In Begleitung eines Hundes liefen wir den Weg entlang, der überhalb des kleinen Sees liegt und von dem man einen sehr schönen Blick hat. Der kleine Hund wich uns dabei nicht von der Seite und zeigte uns sogar den Weg zum Svan Tower.

Am neunten November war Friedrichs 20. Geburtstag, deshalb feierten wir erst rein und abends buk ich mit Sveta eine Oreo- Torte, die leider erst kurz vor Mitternacht bei uns zuhause ankam- da waren alle schon im Bett! Der Kuchen wurde dann später geschlachtet.

Im Laufe der Woche kaufte ich mir auch einen Kapodaster für die Gitarre hier- und wurde dann von Badri und Omar zu ihrer Two- Man- Band Probe mitgenommen.

Am Donnerstag war ja in Deutschland St. Martins- Tag, deshalb hatte ich für den Unterricht der vierten Klasse vorbereitet, mit ihnen „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ zu singen. Sie haben sich sehr darüber gefreut und begeistert mitgemacht. Das war total niedlich und ihre Begeisterung hat wiederum mich gefreut…

Am Wochenende war ich mir dann eine Winterjacke kaufen, weil es kalt werden sollte. In meiner Essenpause verfolgte ich gespannt den Livestream (aus Berlin!!)des Schwimmwettkampfes meines Bruders.

Dann ging es wieder in die Schule: mit der achten Klasse sollte ich ein Buch lesen, was mir früher nicht gefallen hat- also habe ich nach Alternativen gesucht und bin dabei auf ganz interessante Artikel gestoßen. Nach der Schule habe ich dann auch bei bestem Wetter einen Ausflug in die Altstadt, die im Gegensatz zum Stadtteil Saburtalo, in dem auch meine Schule steht, nicht von sowjetischen Plattenbauten geprägt ist, gemacht und war bei den Schwefelbädern und der Nariqala- Festung richtig schön spazieren. Da war mir mit der neuen Winterjacke auf einmal viel zu warm!

Außerdem gingen in dieser Woche die IDSS (Internationalen Deutsch- Sprechstunden) los, weshalb ich abends zweimal Zoomkonferenzen mit Deutschlernenden aus China, Litauen, Indien, der Slowakei und anderen hatte. Das war ziemlich interessant!

Am Mittwoch dieser Woche entdeckte ich den Kommentar einer anderen Clara (aber aus Österreich!) unter meinem Blog- nicht viel später trafen wir uns dann in einem Café. Damit hatte ich wirklich gar nicht gerechnet, aber es war total nett.

Am Donnerstag brachte mir eine vierte Klasse etwas georgisch bei- übrigens ist das Verhältnis zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen hier ganz anders. Es ist nicht unüblich die Lehrer*innen zu umarmen (nur wegen Corona fällt das jetzt ein bisschen weg) und sie werden mit ihren Vornamen angesprochen, wobei die meisten Kinder doch „მას“ (Maz = Abkürzung für Lehrer*in) ruf Weiterlesen

Ansteckungsgefahr!

Die letzten 2 Wochen waren leider ganz schön davon geprägt, dass es uns allen nicht so richtig gut ging.

Mir ging es in der ersten Woche gar nicht so schlecht und so war ich im Botanischen Garten von Tbilisi (der übrigens der größte Botanische Garten der Sowjetunion war) und auch Billiard spielen.

Am Donnerstag war dann Richard aus Telawi zu uns gekommen und Freitag schauten wir uns den Film „Transit“ im Mziuri- Park an. (Dorthin waren wir von der Deutschen Botschaft eingeladen worden, es handelte sich um eine Veranstaltung im Rahmen des „Monats der deutschen Sprache“.)

Ab Samstag ging es mir dann gar nicht mehr gut: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen…. Fieber! Nach einem Corona- Schnelltest, der zum Glück negativ war, verbrachte ich die nächsten Tage im Bett.

Nach noch einem Test ging ich dann wieder in die Schule- viele Klassen hier sind jetzt wieder zuhause, auch die Inzidenz hier in Tbilisi ist sehr hoch.

Freitag war ich dann im Zoo von Tbilisi.

Am Wochenende war wirklich schönes Wetter, deshalb bin ich viel spazieren gegangen und habe so eine Kunstausstellung gefunden, die mir sehr gefallen hat. Außerdem war ich mit Laeti, Vera und Sveta in einem wirklich coolem Café, wir hatten einen schönen Abend!

Gestern war ich nach der Schule ein bisschen spazieren, abends war ich mit Badri und seinem Freund Luka Tischtennis spielen.

Sonst schleift sich hier langsam ein Rhythmus ein, ist ja auch irgendwie klar- nicht mehr alles ist so neu und aufregend. Außerdem machen wir langsam Fortschritte in unserem Sprachkurs!

Ich werde versuchen, mich wenigstens in einem Zwei- Wochen- Rhythmus zu melden… wenn ichs öfter schaffe ist das natürlich super!

Bis ganz bald,
Clara

(Ich war jetzt etwas zu faul, Bildunterschriften zu schreiben… und besonders viel zu erzählen hatte ich auch nicht! Ich versuche nächste Woche wieder zu berichten!)

Ein Monat in der Fremde!

Erst einen Monat bin ich hier in Tbilisi- dabei fühlt es sich schon viel länger an.

Letzte Woche Sonntag bin ich mit den anderen Freiwilligen noch einmal zum Mtatsminda- Park hochgelaufen… diesmal aber einen anderen Weg. Leider hatten wir nicht besonders schönes Wetter, weshalb eigentlich alle Fahrgeschäfte zu waren als wir oben ankamen und uns auch zunehmend kälter wurde. Und Hunger hatten wir auch!! Nachdem wir uns nicht dazu durchringen konnten, oben etwas zu essen, liefen wir wieder herunter und ich zeigte den Mädchen noch das Pantheon (an dem ich ja vor zwei Tagen oder so schon gewesen war). Dort wurde uns zu viert von einem Ortskundigen etwas über eine heilige Höhle dort erzählt und dann gerieten wir in eine Messe hinein (deshalb blieben wir erstmal in der Kirche, der Ausgang war nämlich ein bisschen blockiert). Die Jungs warteten draußen ungeduldig auf uns. Sobald wir wieder unten waren, setzten wir uns in ein Restaurant, um dort etwas zu Essen. Für die meisten von uns gab es Ajapsandali- wirklich sehr lecker! Danach machten wir einen kurzen Abstecher in einen nahen Second- Hand- Laden und liefen dann nach Hause- am nächsten Morgen sollte ja die Schule losgehen!

Das Riesenrad auf dem Mtatsminda

Achterbahn im Mtatsminda- Park

Das Restaurant, in dem wir gegessen haben

Montag- früh aufstehen. So früh, dass die Straßen und die Straßenunterführungen noch ganz leer waren. An meinem ersten Tag bin ich natürlich besonders früh losgegangen, um nicht zu spät zu kommen. Mit Erfolg! Ich war ungefähr 20 Minuten vor Schulbeginn dort- aber am ersten Tag hatte ich das Gefühl, vor allem im Weg herumzustehen. So richtig zu wissen, in welchen Unterricht ich jetzt mitgehen sollte, schien aber auch niemand anderes. In der dritten Stunde war ich dann mit bei Tamuna in der vierten Klasse. Die Kinder dort lernen erst seit einem Jahr Deutsch. Ich habe mich vorgestellt und dann mit Ihnen „Wer bist Du?“, „Wie alt bist Du?“ und „Wie heißt du?“ geübt. Die kleinen Mädchen haben mich mit ganz großen Kulleraugen angeschaut- total niedlich! Später war ich dann mit Inga in einer sechsten und achten Klasse, auch das war süß und witzig. (Ich muss aber dringendst georgisch lernen- so richtig kommunizieren kann ich mit den Kindern nämlich nur über dir Lehrerinnen!) Weil dann noch ganz schönes Wetter war, war ich noch spazieren und habe mich dann abends mit den anderen Freiwilligen zum „Muhudo Monday“ getroffen- am Falafelstand unseres Vertrauens.

Meine Schule

Am nächsten Morgen stand ich wieder früh auf- laut dem am Vortag zusammengestellten Stundenplan sollte ich heute in einer dritten und einer achten Klasse beim Unterricht dabei sein. Von dort, wo ich morgens den Bus nehme, fahren eigentlich die meisten in Richtung meiner Schule. Nur guckte ich an diesem Morgen nicht nach- und nahm prompt den falschen Bus. Auf einmal war ich auf der anderen Seite der Kura- ganz falsche Richtung! Ich dachte, dass ich zu spät kommen würde- aber ich war so früh losgegangen, dass ich es trotz des Umwegs noch rechtzeitig schaffte. Dann war ich in der dritten Klasse. Die Schüler*innen dort waren einfach 10 Jahre jünger als ich- irgendwie verrückt. Danach sollte ich eigentlich mit in eine achte Klasse gehen, aber leider habe ich den Raum und Inga einfach nicht gefunden, weshalb ich dann schon frei hatte. Badri holte mich von der Schule ab und nach ’nem kleinen Spaziergang wollten wir bei Sveta eine Gitarre holen, die eigentlich ihm gehört (darüber hab ich mich total gefreut!!!). Dort angekommen spielten wir mit Sveta und ihrem Bruder noch eine Runde Poker. Die anderen Freiwilligen waren zu der Zeit in der Prinz- Bar und spielten dort Tischtennis- nachdem unsere Pokerrunde beendet war stießen wir zu ihnen dazu und spielten auch noch etwas mit.

Am Mittwoch hatte ich Unterricht in einer siebten, sechsten, achten und dritten Klasse. Ein großer Unterschied zum deutschen Schulsystem ist mir dann aufgefallen: für den Deutschunterricht schreiben die Schüler*innen jedes Jahr eine Vergleichsarbeit, nach der sie dann in A-, B- und C- Gruppen unterteilt werden. In A sind die leistungsstärksten, in C die eher leistungsschwachen Schüler. So war die siebste Klasse, in der ich war, eine leistungsschwache, die achte Klasse dagegen eine leistungsstarke Gruppe. In der achten Klasse hatte ich deshalb auch die Möglichkeit, konstruktive Kritik an den wirklich sehr guten Hausaufgabens- Texten der Schüler*innen zu üben und mit ihnen am paraphrasieren und Synonyme finden zu arbeiten. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht!
Nachmittags war ich dann in einem Park, in dem wie in der Netflix- Serie „Das Damengambit“ die ganzen georgischen Opas Schach spielen. Total cool, nur fehlen da irgendwie die Frauen…Um 18 Uhr hatten wir zu acht, für die meisten das erste Mal einen Sprachkurs. Gleich für zwei Stunden! Es hat mir ziemlich viel Spaß gemacht, auch wenn man sich zurück in die erste Klasse versetzt fühlt. Abends gab es dann bei uns zuhause eine Khinkali Großbestellung. Lecker!

Donnerstagabend waren wir abends zu Lara und Gabriel eingeladen worden. Nach meinem Schultag in einer siebten, vierten und fünften Klasse, fragten mich die Zwölftklässerinnen meiner Schule, ob ich am Freitag zu ihnen in den Unterricht kommen würde. Dem habe ich natürlich zugestimmt! Bevor wir zu Lara und Gabriel fuhren, schauten wir uns noch im Goethe Institut die Eröffnung der Fotoausstellung „…auf dem Dach ein Wald“ an, in der es um die aus Abchasien geflüchteten Georgier*innen ging. Diese Ausstellung stimmte mich doch ziemlich nachdenklich. Bei Lara und Gabriel aßen wir dann gutes Selbstgekochtes und ließen so den Abend ausklingen.

Blick von Lara und Gabriels Balkon

Vormittags fuhr ich wieder in die Schule, um dort am Unterricht der zwölften Klasse teilzunehmen. Danach traf ich mich mit Badri und einem Freund von ihm im Park und wir gingen noch etwas essen. Abends kamen Helly und Paulina aus Kutaissi wieder in Tbilisi an. Nachdem wir uns, noch zu sechst, Pizzen bestellt hatten, kamen die anderen Freiwilligen zu uns. Das Ziel: der Club Khidi. Um 2 Uhr morgens hatten wir es durch die Einlasskontrollen geschafft und waren endlich drinnen. Eine ganz schöne Lichtshow konnte man dort mehr oder weniger bewundern (war doch auch ganz schön anstrengend für die Augen) und zu Techno tanzen. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung fand ich es tatsächlich ziemlich cool. Wir waren erst spät wieder zuhause, der Samstag wurde ein ziemlich verschlafener Tag. Nur abends war ich nochmal Billiard spielen- und habe sogar mal gewonnen.

Im Khidi- Club

4 Uhr morgens vorm Club

Auch heute war ich sehr träge, die Pläne, die ich hatte, habe ich wegen Bauchschmerzen (schon wieder!!) streichen müssen.

Und ja: ich hab den Samstag nicht zum Blog schreiben nutzen können… aber heute geht ja auch noch! Solange sich das jetzt nicht so ganz einschleift…

Bis ganz bald, ნახვამდის
Clara

Die Qual der Wahl!

uuund wieder ist eine Woche herum!

Am Wahlsonntag hatten wir uns abends darauf geeinigt, ins „Rainers“ zu gehen, weil dort die Wahlergebnisse übertragen werden sollten. Dafür ist Richard extra aus Telawi zu uns nach Tbilisi gekommen. Bevor es jedoch so weit war, schlief ich aus um später im Museum of Modern Arts zu Laetitia und Vera hinzuzustoßen. Dort gab es die Ausstellung „Charlie Chaplin in Tiflis“ von Zurab Tsereteli, einem ziemlich bekannten georgischen Künstler (dessen Name keiner von uns etwas sagte), und die Ausstellung „nullity is the only revolt“ von Iv Toshain zu sehen.
Abends gingen wir dann tatsächlich ins „Rainers“ und trafen dort auch Lara und Gabriel und verfolgten gespannt die ersten Wahlergebnisse. Später gingen wir noch zu uns und hatten weiter ein Auge auf die Zahlen und verglichen die Ergebnisse auch mit unseren vorherigen Wahlwetten… ganz falsch getippt!

Ausstellung „Charlie Chaplin in Tiflis“

Montag ging es dann bei strahlendem Sonnenschein in die Altstadt von Tbilisi. Nachdem wir einen Kaffee getrunken und eine Kleinigkeit gegessen hatten, sahen wir uns den Uhrenturm Tbilisis und die Friedensbrücke mit dem dazugehörigen Park an. Von dort liefen wir dann, immer in Begleitung von einigen Straßenhunden (davon gibt es hier wirklich wirklich viele!!) bergauf zur Sameba- Kathedrale, die zu dieser Zeit in goldenem Licht angestrahlt wurde. Diese orthodoxe Kathedrale ist die größte im ganzen Kaukasus- und ließ uns alle ehrfürchtig innehalten. Von dort hatte man auch einen echt schönen Blick über die Stadt. Zurück sind wir mit der Metro gefahren- nur eine Station! Dabei waren wir ganz schön lange gelaufen…. Gegessen haben wir an diesem Abend gleich zweimal: erst Falafel Wraps (nur waren wir zu neunt und es gab nur noch 6 Wraps) und danach Khinkali (wir sind richtige Fans!).

Uhrenturm

Friedensbrücke

Sameba- Kathedrale

Der nächste Morgen startete für mich wieder ganz entspannt, denn im Gegensatz zu einigen meiner Mitbewohner, sollte ich nicht am Onlineunterricht meiner Schule teilnehmen. Auch Richard reiste an diesem Vormittag wieder nach Telawi ab. Nachmittags immernoch etwas träge, entschied ich mich dazu doch noch zum Mtatsminda- Park, einem Attraktionspark hier, hochzulaufen. Dieser liegt auf einem der Berge die Tiflis umgeben, deshalb hatte man auch von dort einen schönen Blick über die Stadt. Von noch weiter oben als von der Kathedrale vom Vortag. Nachdem Spaziergang durch den zugegebenermaßen sehr ausgestorben wirkenden Attraktionsparkes, schaute ich mir auch das Pantheon an. Dort sind viele wichtige georgische Persönlichkeiten (vor allem Dichter), aber auch Stalins Mutter, begraben. Um 18 Uhr traf ich mich mit Nathalie vor der Metrostation Rustaveli und zusammen fuhren wir zum Schildkrötensee, an dem es tatsächlich keine Schildkröten gibt (oder ich hab einfach keine gesehen- war ja dann schon dunkel). Wir liefen ein paar Runden um den See, unterhielten uns dabei, setzten uns dann in ein Restaurant und machten später auch noch Bilder. Als ich wieder zuhause war, war ich ganz schön erschöpft.

Blick vom Mtatsminda

Mittwoch holten Laetitia und ich zusammen die anderen wieder ein, die sich zum Essen in einem türkischen Restaurant eingefunden hatten. Nachdem auch wir etwas gegessen hatten, trennten sich unsere Wege wieder. Vera, Laeti und ich gingen erst in eine kleine moderne Kunstgallerie, in der die beiden vor ein paar Tagen schon gewesen waren, und zogen dann zu einem Second- Hand- Laden weiter. Nach dem ersten Laden, der wirklich sehr versteckt war, gingen wir in eine Halle, in der an einzelnen Ständen auch Second- Hand- Ware verkauft wurde. Für manche der Himmel auf Erden, für mich erst einmal vollständige Überforderung: viel zu viel Auswahl! Aus der Halle wieder raus kauften wir auf dem umliegenden Markt noch Gewürze- bei einem Händler, der nur Georgisch und Russisch konnte. Verhandlung mit Händen und Füßen! Zurück zuhause hatten wir einen der Georgier, Badri, und seine Freunde zum Pokern eingeladen. Es war wieder einmal ein schöner Abend mit gutem Essen (bedurfte besonderer Hervorhebung, weil wir jetzt Kochtage eingeführt haben: an dem Tag war Friedrich mit einem Curry dran!).

Für den Donnerstag war ich mit Inga und den anderen Lehrer*innen in der Schule verabredet. Nachdem ich den richtigen Bus genommen hatte (was gar nicht so einfach war) und an der richtigen Haltestelle ausgestiegen war (noch schwieriger, schließlich alles auf Georgisch), lief ich das erste Mal zu meiner Schule. Dort angekommen war ich überrascht: ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte! Die Flure waren mindestens doppelt so breit, wie das, was ich aus meinen Schulen gewohnt war…. In der Schule bekam ich dann die Bücher für den Lesefüchse- Wettbewerb (bei dem meine Schule in diesem Jahr übrigens bis ins internationale Finale gekommen ist!!!) und wurde per Schnelltest getestet. Außerdem begrüßte mich der Schulleiter in der Schule. Von dort lief ich dann bis in den Mziuri- Park, in dem ich mich mit Badri traf und wir noch spazieren gingen, bis mir so kalt war, dass ich nach Hause wollte. Am Nachmittag waren Paulina und Heléne aus Kutaissi bei uns angekommen. Auch an diesem Abend gab es sehr leckeres Essen (Couscous mit Ratatouille, Köchin: Vera!).

unweit von dort, wo meine Schule liegt

Paulina, Heléne, Lara, Laeti und ich gingen den nächsten Tag erst Schminke kaufen und dann noch einmal in den Second- Hand- Laden in dem wir schon vor zwei Tagen gewesen waren. Wieder sehr erfolgreich! Von dort liefen wir dann zur Fabrika, um dort einen Kaffee zu trinken. Als wir wieder zuhause ankamen, waren Luis, Johannes, Friedrich und Gabriel schon versammelt. Laeti machte sich ans Abendessen, diesmal gab es Nudeln (für 10 Leute!!!) mit Feta- Tomatensauce.

Innenhof der Fabrika

Heute war dann hier in Tbilisi Wahltag: Kommunalwahlen. Diese sind vor allem deshalb wichtig, weil sie darüber entscheiden sollen, ob es nächstes Jahr vorgezogene Parlamentswahlen gibt. Mit Protesten vor dem Parlament sollten wir rechnen. Als wir heute früh nach dem Brunch zum Parlament liefen, war dort alles ruhig. Es war vermutlich einfach noch zu früh, die Wahlergebnisse noch nicht da. Nach diesem Spaziergang und einem kurzen Ausflug in die Mall am Freiheitsplatz, liefen wir zurück nach Hause und verabschiedeten uns dann auch schon von Paulina und Helly. Die Jungs gingen Fußball spielen, wir machten erstmal Pause: erst abends gingen Vera und ich los, um einkaufen zu gehen. Da wir immernoch Nudeln übrig hatten, sollte es eine vegetarische Bolognese geben. In der Zwischenzeit hatte Laeti die Heizung angemacht. Endlich nicht mehr frieren!! Als wir alle wieder zuhause waren, wurde wie immer mit Musik gekocht und im Anschluss gut gegessen.

Abzuwarten bleibt jetzt, was die politische Situation in den nächsten Tagen so bringt… Von Unruhen ist auszugehen (immerhin wurde der ehemalige Präsident und Oppositionsführer verhaftet und wir haben den ARD gesehen, der berichtet!)

Bis ganz bald,
Clara
(Montag geht die Schule hier endlich in Präsenz los! Ich bin schon aufgeregt!!)