Ferien in Armenien!

In den Ferien Anfang März hatten Vera, Paulina, Helly, Laeti und ich uns überlegt, nach Armenien zu fahren.

Also setzten wir uns am Montag in die Marschrukta nach Yerevan- so lange braucht man nämlich gar nicht: nur 5 bis 6 Stunden. Leider hatten wir uns aber nicht vorher um eine Unterkunft gekümmert und nahmen das erst dann in Angriff- dafür mussten wir uns nach dem Grenzübergang Internet bei den mitfahrenden Armenier*innen abzapfen. Wir sahen schnell, dass es in Yerevan nicht allzu viele Übernachtungsoptionen für uns gab- die Frauenschlafsäle der Hostels waren voll, Ferienwohnungen gab es nicht. Da wir erstmal nur eine Nacht in der Stadt bleiben wollten, entschieden wir dann gezwungener Maßen in einem gemischten Schlafsaal zu übernachten. Auf der Fahrt erfuhren wir auch, dass Laeti am Mittwoch doch an ihrer Schule bei der schriftlichen DSD- Prüfung helfen sollte- und deshalb schon am nächsten Tag zurückfahren müsste. Ich habe auf dem Weg vom Marschrukta Bahnhof zum Hostel meine Bauchtasche mit ALLEN wichtigen Dokumenten im Taxi liegen lassen. Zum Glück hatten wir das Taxi mit einer App bestellt, konnten den Fahrer anrufen und ich hatte all meine Sachen schnell wieder. War kein Ferienstart, wie man sich ihn vorstellt. Deshalb gingen wir dann in eine Bar- um uns den Abend noch schön zu machen und etwas zu essen. Das war eigentlich auch ganz nett, wir unterhielten uns mit ein paar Leuten- und dann war Mitternacht und damit Frauenkampftag, feministischer Kampftag oder Frauentag (wie auch immer man es nennen möchte). Helly hatte sich mit jemandem unterhalten, der ihr dann einen frohen Frauentag wünschte und noch etwas dummes sagte- ich weiß nicht mehr was, aber ich sah in Hellys Gesicht, drehte mich dann zu Laeti und meinte: „Oh man, da geht’s gleich richtig los!“. Dem Typen mit dem wir uns unterhalten hatten, gefiel es nicht, dass ich auf Deutsch mit ihr sprach und wollte, dass ich übersetze. Ich meinte daraufhin nur, dass ich nicht glaubte, dass es ihn interessierte- immerhin ginge es um Feminismus. Und so führten Helly und ich in den ersten 3 Stunden des Frauenkampftags gleich 2 feministische Diskussionen mit uneinsichtigen Männern. Lieben wir!

Dann gingen wir wieder ins Hostel zurück und schliefen dort die eine Nacht. Laeti musste den nächsten Tag relativ früh los, um die Marschrukta zu nehmen, wir anderen machten uns nach einem Frühstück in der Innenstadt auf den Weg zum Marschrukta- Bahnhof, von dem die Busse nach Sewan fahren sollten. Das war nämlich unser nächstes Ziel- der Sewansee, der größte See des Kaukasus. Dort angekommen wäre die nächste Marschrukta erst viel später gefahren. Ein Taxifahrer nutzte die Gunst der Stunde und machte uns ein ziemlich gutes Angebot- also fuhren wir Taxi. Nach etwa anderthalb Stunden waren wir in der richtigen Ortschaft- er fuhr aber an unserer Unterkunft vorbei. Deshalb liefen wir dann erstmal wieder ein Stück zurück. In dem kleinen Bungalow, in dem wir schlafen würden, aßen wir dann erstmal etwas. Dann liefen wir mal runter zum See. Ganz schön kalt! Vom Ufer aus konnte man die Halbinsel sehen, auf der ein Kloster steht und das sogenannte Writers House, in dem Schriftsteller der Sowjetunion einquartiert wurden- auch um zu schreiben.

Dort wollten wir hin. Also stellten wir uns vorne an die Hauptstraße und kurze Zeit später hielt jemand an und nahm uns mit. Ein Rechtsanwalt, der in Frankfurt am Main studiert hatte und deshalb sehr gut Deutsch sprach. Er fuhr uns bis zum Kloster. Dort gingen wir ein bisschen spazieren, wir sind in die Kirche hineingegangen, irgendwann fing es an, zu schneien (es war so kalt!), wir liefen zum Writers House. Dann liefen wir die Straße wieder zurück- leider nahm uns diesmal niemand mit. Dafür waren wir jetzt ganz schön im Schneegestöber. Als wir an die größere Hauptstraße zurückkamen, war es dort noch windiger und kälter, also probierten wir unser Glück nochmal und wurden wieder relativ schnell mitgenommen und direkt bei unserem Hotel abgesetzt. In dem Restaurant dort aßen wir nicht nur gut, sondern wurden dann auch zu dem Betriebsessen des Hotels eingeladen (da waren wir dann schon seeeehr satt) und von den Frauen mit zum Tanzen gebracht.

Den nächsten Morgen fuhren wir mit einem Taxi nach Sewan und wollten von dort die Marschrukta nach Yerevan nehmen. Die kam natürlich erst viel viel später. Dewegen holten wir uns erst etwas zu essen und bestellten dann ein Taxi an die Autobahn. Wir teilten uns in Pärchen auf und kurze Zeit später hielten Autos an, die uns mitnahmen. Paulina und ich fuhren bei einem Vater, seiner Tochter und ihrem Mann mit- zumindest soweit wir verstanden hatten. Denn Armenisch ist nochmal ganz anders als Georgisch (mit noch einem Alphabet), Englisch sprachen sie nicht und Russisch wir nicht. Wir wurden bis Yerevan mitgenommen und mussten nur noch ein Stück laufen, um die anderen in einem Café zu treffen.

In Sewan hatte ich eine Ferienwohnung im Yerevan gebucht, während Vera sich darum gekümmert hatte, ein Auto zu mieten. Helly und ich gingen also zur Wohnung und die Schlüssel holen, Paulina und Vera das Auto.

Wir fuhren dann zum Kloster Chor Wirap, in dem quasi die Christianisierung Armeniens begann und von dem man normalerweise einen tollen Blick auf den Ararat hat. Bei uns war es eher Nieselregen und so wolkenverhangener Himmel, dass man den Berg nicht mal erahnen konnte, aber es war trotzdem schön. Zurück in Yerevan gingen wir ins Anteb- Restaurant, von dem die anderen in höchsten Tönen sprachen und es war wirklich unfassbar lecker.

Den nächsten Tag fuhren wir zur größten Kirche Armeniens, kamen an einem Kriegsdenkmal vorbei und endeten unseren Tag an einem See, der gut in eine Star- Wars- Landschaft gepasst hätte…. und dann am Abend nochmal zu Anteb (Ich werde leider nicht gesponsert- es ist einfach verdammt gut).

Den nächsten Tag fuhren wir zu einem ehemaligen Observatorium, von dem man auch einem tollen Blick hatte- es sah insgesamt ziemlich cool aus. Wir dachten erst, dass wir nicht richtig sind (das Gelände ist von Zäunen umgeben und es gibt Wachmänner an einer Schranke am Eingang), aber wir waren es dann doch. Wir hatten sogar das Glück, dass wir von jemandem in die Gebäude dort hineingelassen wurden. War super interessant- dort stehen noch die ganzen Schaltpulte und so herum. Zurück in Yerevan gaben wir das Auto wieder ab und aßen Zaatar bei Lahmajun Gaidz (wo wir natürlich mal wieder einen Deutschen trafen). Nach einem Päuschen waren wir an diesem Abend dann tatsächlich auch noch mal woanders essen! Wir trafen abends noch Andrea, eine Kanadierin, deren Familie ursprünglich mal aus Armenien kam und gingen noch mit ihr in eine Bar.

Den nächsten Tag verbrachten wir vollständig in Yerevan, die anderen führten mich ein bisschen herum, sie waren ja beim Zwischenseminar schon in Yerevan gewesen. Wir waren beim Cascade- Complex und gingen zu einem Garagensale, bei dem Leute waren, die sie letztes Mal kennengelernt hatten.

Zuhause entspannten wir uns dann erstmal- wir wollten später noch in den Club Poligraf gehen. Wir machten uns Nudeln mit Pesto, schauten dabei die Kardashians und hatten eigentlich gar nicht mehr so richtig große Lust, motivierten uns dann aber doch noch. Zum Glück! Hat mir ehrlich richtig gut gefallen. Wir waren irgendwann um 5 oder 6 Uhr wieder zuhause, um 9.30 Uhr sollte der Mann kommen, dem die Wohnung gehörte und uns die Schlüssel wieder abnehmen, um 10 sollten wir in der Marschrukta zurücksitzen. Hat alles funktioniert- aber man, waren wir fertig.

Viele Grüße und bis bald,
Clara

 

Quarantäne!

Ziemlich viel Zeit ist seit meinem letzten Text vergangen. Schon mal vorweg: das liegt vor allem daran, dass ich zwischendurch Corona hatte und es deshalb wenig zu berichten gab. Danach ist dann wiederum wieder so viel passiert, dass ich noch keine Zeit dazu hatte, es aufzuschreiben. (Im großen und ganzen alles Ausreden, ich weiß!)

Im Februar habe ich mit den Lesefüchsen angefangen. An meiner Schule machen nur zwei Schüler*innen mit. Die Beiden sind total lieb und machen das echt gut, obwohl es erstmal nur online stattfindet.
Insgesamt war in der ersten Februarwoche sehr wenig in der Schule los, weshalb ich Mittwochnachmittag nach Kutaissi gefahren bin.

Viel von Kutaissi selbst hab ich aber nicht gesehen- wir sind am Donnerstag nämlich nicht dort geblieben, sondern sind nach Tskaltubo gefahren. Das ist ein ehemaliger Kurort der Sowjetunion, an den sogar Stalin gefahren ist. Viele der Sanatorien stehen leer und verfallen langsam, man kann sie sich als ‚lost places‘ anschauen. Manche werden allerdings immer noch von abchrasischen Flüchtlingen bewohnt. Diese Menschen wurden dort erst provisorisch untergebracht, inzwischen wurden sie jedoch mehr oder weniger von der georgischen Regierung „vergessen“. Diese Gebäude haben wir gemieden. Es war ein echt schöner Ausflug, auch wenn wir wieder viel tierische Begleitung hatten.

Am Freitag ging es mit dem Zug schon wieder zurück nach Tbilisi. Von dort haben Helly und ich mit einem Kumpel von ihr einen Ausflug in die Felsenstadt Uplisziche, die Teil der Seidenstraße war, gemacht. Es war sehr kalt und windig, aber trotzdem ein schöner Ausflug.

Am Wochenende waren wir noch von unserer Georgisch- Lehrerin zum Essen eingeladen worden. Sie kommt eigentlich aus Samegrelo, einer Region im Westen Georgiens (fast am Schwarzen Meer) mit einer besonderen Küche. Wir haben sehr gut gegessen (und auch getrunken, wie es sich bei georgischen „Festmählern“ so gehört) und wurden sogar zum Khinkali selbst machen eingeladen.

Die kommende Woche war nicht besonders aufregend, das Einzige, dass uns umtrieb, war, dass es Johannes‘ letzte Woche mit uns war – sein Freiwilligendienst ging nur ein halbes Jahr- und dass Helly in der folgenden Woche Geburtstag feiern würde. So stand uns allerlei Geschenk- Vorbereitung bevor.

An Johannes‘ letztem Wochenende sind wir alle bei strahlendem Sonnenschein den Mtatsminda bis zum Schildkrötensee entlang gewandert, am Sonntag waren wir (in ein bisschen dezimierter Gruppengröße) in Mtsketha wandern. Nach dieser zweiten Wanderung, bei der es sehr windig und so kalt war, dass es auf einmal auch angefangen hatte, zu schneien, wunderte ich mich überhaupt nicht darüber, dass ich am Sonntagabend sehr erschöpft war, und es mir nicht so gut ging. Als ich nach Hause kam, ging ich also ziemlich schnell ins Bett. Die Nachbarn unter meinem Zimmer hatten in den letzten Wochen immer wieder irgendwelche Arbeiten durchgeführt, deshalb wunderte ich mich gar nicht groß, als mein Bett zu vibrieren begann. Als Laeti dann in mein Zimmer kam und mich anschaute (ich kann den Blick nicht richtig beschreiben), war mir klar, dass nicht nur ich diese Vibration spürte- als ich hoch an die Decke blickte, schwang meine Lampe stark hin und her. Ein Erdbeben! In diesem Moment kam mir das alles relativ lustig vor- Laeti und ich liefen zu Vera, um ihr auch Bescheid zu sagen, als wir da waren war es schon vorbei und Vera hatte wohl nichts gemerkt. Erst später, als wir einen Sicherheitsleitfaden für Erdbeben von der deutschen Botschaft bekommen hatten und mich viele Lehrer*innen darauf angesprochen hatten, wurde mir klar, dass ein Erdbeben im 13. Stock eigentlich gar nicht sooo lustig ist.

Den nächsten Morgen quälte ich mich aus dem Bett und ging ganz normal zur Schule. Abends trafen wir uns zu einem Abschlussessen in einem Restaurant. Dorthin war ich gelaufen, weil ich mich etwas bewegen wollte und frische Luft brauchte, weil ich Kopfschmerzen hatte. In diesem Restaurant ging es mir auf einmal nicht mehr so gut: meine Beine und Arme schmerzten (ich dachte es sei Muskelkater vom Wandern) und ich konnte kaum essen. Von dort fuhren wir zu uns nach Hause, feierten Johannes‘ Abschied und Hellys Geburtstag rein.

Am Dienstag wurden die Kopfschmerzen noch schlimmer, ich begann zu husten und hatte Fieber. Mein Corona- Schnelltest war aber eindeutig negativ… dachte ich. Denn Mittwoch hatte auch Helly meine Symptome und ihr Schnelltest war mit einer ganz feinen Linie positiv. Also fischte ich meinen Test aus dem Müll und tatsächlich- eine quasi unsichtbare zweite Linie, die ich wohl übersehen hatte. Also gingen wir einen PCR- Test machen und das Ergebnis am nächsten Tag war, wie zu erwarten, positiv. Darauf folgten ungefähr 10 Tage Quarantäne, in denen nicht viel passierte- es war aber ein bisschen gemein, dass wir drin bleiben mussten, denn genau in dieser Zeit war in Tbilisi natürlich strahlender Sonnenschein und es fühlte sich sehr frühlingshaft an.

Der Tag, an dem unsere Quarantäne endlich vorbei war, war total merkwürdig. Ich wachte mit den Neuigkeiten des Krieges in der Ukraine auf- ein schrecklicher Weg, in seinen Tag zu starten. Dazu muss man sagen: hier in Georgien ist die Bedrohung durch Russland durchaus real, greifbar und nah.

Etwa 20 Prozent Georgiens stehen übrigens seit dem Georgien- Krieg 2008 unter russischer Kontrolle. Wohl auch deshalb solidarisieren sich viele Georgier*innen auch nach wie vor mit der Ukraine und kritisieren die Entscheidung der Regierung scharf, sich nicht den Sanktionen gegen Russland anzuschließen.

( Zum Nachlesen / Hören: https://www.deutschlandfunk.de/schleichende-okkupation-was-georgien-mit-der-ukraine-gemein-hat-dlf-a0729c5b-100.html

https://www.br.de/kultur/gesellschaft/georgien-blick-sorge-angst-ukraine-data-tavadze-interview-putin-100.html

https://jungle.world/artikel/2022/13/die-sorge-der-naechste-zu-sein )

Gleichzeitig war  an diesem schlecht gestarteten Tag wunderschönes Wetter. Erst trafen wir uns zum gemeinsamen Kafeetrinken, dann fuhren Helly und ich in eine Ausstellung in einer kleinen Kunstgallerie. Abends waren wir dann noch ein bisschen feiern- für mich fühlte sich das etwas komisch an.

Freitag ging ich Abends mit den anderen ins Kino, wir schauten uns die Neu- Verfilmung von „Mord auf dem Nil“ an.

Am Samstag hatte ich beschlossen, mit Paulina und Vera in Gudauri, einem der Skiorte Georgiens, der auf etwa 2200 Metern über dem Meeresspiegel liegt, Ski fahren zu gehen. Ich hatte ja schließlich extra meine Schneeausrüstung von Zuhause mitgebracht! Da wir nur für einen Tag hinfahren wollten, standen wir früh auf und nahmen um 9 Uhr morgens die Marschrukta (die frühere haben wir trotz unseres frühen Aufstehens nicht geschafft). Am Busbahnhof trafen wir zufällig noch andere deutsche Freiwillige, die wir teilweise schon kannten. Sehr deutsche Marschrukta also! Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Gudauri an. Da die anderen beiden schonmal dort waren, kannten sie sich gut aus und die Skiausrüstung war schnell ausgeliehen. Das Wetter war besser, als wir erwartet hatten und wir hatten einen schönen Tag (obwohl ich, wie zu erwarten, natürlich hingefallen bin und mir so wehgetan habe, dass ich dann erstmal aufgehört habe, zu fahren).

Zurück in Tbilisi waren wir noch mehr oder weniger zufällig das erste Mal auf einer der Friedensdemonstrationen. Auch den nächsten Tag waren wir dort nochmal.

Dann ging die Schule wieder los, in der ich ja wegen meiner Infektion für mehrere Tage nicht mehr gewesen war.

Am georgischen Muttertag, dem 3. März, fand noch eine Demo statt, auf die ich gern gehen wollte, aber quasi keiner der anderen kulturweit- Freiwilligen war mehr in der Stadt: Vera, Gabriel und seine Schwester (die ihn mit einer Freundin besuchen war) waren bei Helly und Paulina in Kutaissi, Laeti war in Batumi, Luis war in Deutschland. Friedrich, der da war, hatte wichtige Telefonate zu führen (man munkelt auch, dass er keine Lust hatte). Deshalb habe ich beschlossen, alleine zur Demo zu gehen. An diesem Tag wurden dort Kleiderspenden gesammelt und gepackt. Es gab sichtbar viel zu tun und ich wollte gern helfen, also fragte ich junge Frauen, die etwas taten, wir ich helfen könnte. Richtig weitergeholfen haben sie mir nicht. (Ohrwurm auf dieser Demo: Der letzte Song/ Alles wird gut von KUMMER)

Da entdeckte ich die Freiwilligen, die ich vor wenigen Tagen am Busbahnhof gesehen hatte. Sie halfen offensichtlich! Also sprach ich sie an: „Ihr wisst zwar nicht, wer ich bin, aber ich kenne euch…“. Dafür musste ich mich ein bisschen überwinden, eigentlich mache ich so etwas nicht gern. Aber es hat sehr gut funktioniert: ich half und blieb bis 23 Uhr, als es anfing zu regnen und wir viele der Kartons in einen eigens angefahrenen LKW eingeladen hatten (so richtig mit Menschenketten!!) Danach ging ich mit Samuel und Swea (die anderen Freiwilligen) in eine Weinbar. Dort jobbt Samuel, deshalb waren wir ganz allein und die Bar hatte eigentlich schon zu. Zum Inventar der Bar gehörte auch eine hochschwangere Katze. Sie setzte sich immer abwechselnd auf Sweas und meinen Schoß, wir sangen alle zusammen. Irgendwann meinte Swea: „Also ich glaube der Katze geht es gerade gar nicht gut…“. Ungefähr zehn Minuten später kam das erste Katzenbaby auf die Welt. Und ich verstand plötzlich, wieso meine Hose nass geworden war, nachdem die Katze dort saß: ihre Fruchtblase war einfach auf mir geplatzt!

Nach dieser Katzengeburt (gerade noch so am georgischen Muttertag) fuhr ich nach Hause, um Laeti, die inzwischen aus Batumi zurückgekehrt war, reinzulassen.

Am Tag darauf kamen alle wieder nach Tbilisi zurück und an diesem Freitag sind wir dann noch ins Bassiani feiern gegangen. Wir waren bis halb 9 in dem Club und da wir dann alle Hunger hatten, waren wir noch frühstücken und erst um 12 Uhr wieder zuhause. Daraufhin war erstmal ausschlafen angesagt!

Am 6. März waren wir dann alle zusammen in der Oper von Tbilisi und sahen uns das Ballett Schwanensee an. Dieses Ballett hatte ich, als ich in der 10. Klasse an einem Schüleraustausch mit Russland teilnahm, schon einmal in Sankt Petersburg gesehen und auch hier war es echt schön. Nach dem Ballett war ich von Nino und Nata zu ihnen nach Hause eingeladen worden, also fuhr ich zu ihnen nach Hause. Sie hatten georgisch für mich gekocht- es war sehr lecker und total schön mit den beiden.

Den nächsten Tag musste ich nicht in die Schule, weil Ferien waren… und die würden entsprechend genutzt werden!

Bis ganz bald,

Clara

(diesmal wirklich bald, ich muss ja noch ziemlich genau einen Monat nacherzählen!)

Warten auf das neue Jahr…

Bald ist 2021 vorbei!

Ein Jahr, was für mich sehr viele Veränderungen brachte: dass ich jetzt hier in Georgien bin war mit ziemlicher Sicherheit die größte.

Am vierten Dezember bin ich mit dem Taxi nach Tsinandali, einem Ort neben Telawi, der Hauptstadt von Kachetien, Georgiens größter Weinregion, gefahren. Der Weg dorthin war unfassbar schön, man fährt erst durch kleinere Berge und dann über den Gombori Pass, von dem man dann den gesamten Weg ins Tal schon den Großen Kaukasus sieht. Extrem beeindruckend. Die untergehende Sonne färbte die Bergwand auf der anderen Seite des Tales rosa. Leider ging es den nächsten Tag durch ein Meer aus Schafen schon wieder zurück nach Tbilisi.

Dort fand in der Woche vom fünften bis zwölften Dezember das Tbilisi International Film Festival statt. Wir schafften es, uns den Film „what do we see when we look at the sky“ anzusehen. Entgegen unserer ursprünglichen Erwartungen, hat uns dieser sehr gut gefallen.

Vor ungefähr drei Wochen habe ich dann Besuch von meiner russischen Austauschschülerin bekommen. Wir hatten uns das letzte Mal vor zweieinhalb Jahren in Berlin gesehen. In wenigen Tagen schauten wir uns (für mich nach der Schule) Tbilisi an: die Chronicles of Georgia, die Altstadt (jetzt auch mit der Weihnachtsbeleuchtung!)… und leider auch eine Polizeistation von Innen. Am voletzten Tag ihres Aufenthaltes, einem Freitag, wurde mir in einer sehr vollen Bar mein Handy abgenommen. Mit ihrer russischen SIM- Karte hatten wir dann erstmal kein Internet, bis wir eine Gruppe Georgierinnen trafen, deren Handy auch abhanden gekommen war. Zusammen fuhren wir dann in die Polizeistation, um Anzeige zu erstatten. Bis drei Uhr morgens waren wir auf dem Revier- von meinem Handy bis heute keine Spur. Bis auf diese unschöne Episode, hatten wir eine tolle Zeit zusammen und es war echt schön, sie mal wieder zu sehen.

Am besagten Freitag, an dem ich mein Handy verlor (weshalb meine Bilder von Anfang Dezember und dem ganzen November leider weg sind), half ich tagsüber in der Schule bei der mündlichen DSD II- Prüfung aus. Ich beaufsichtigte die Schüler in ihrer 20- minütigen Vorbereitungszeit. Für mich war das total merkwürdig: ziemlich genau sieben Monate davor war ich in genau derselben Situation- im Rahmen meiner Abitur- Prüfung. Die Schüler haben sich jedenfalls alle sehr gut geschlagen- ich durfte zwar leider keiner Prüfung beisitzen, aber ich weiß, dass alle Schüler die Prüfung erfolgreich abgeschlossen haben. Beeindruckend!

An dem Tag, an dem Karina abgereist ist, war ich abends noch mit Luka und Badri im Kino und wir haben uns „Late autumn“, einen Film, in dem es auch um georgische Geschichte ging, angesehen. Erst nach dem Film und mit Erklärungen der beiden, konnte ich es dann halbwegs einordnen.

In den nächsten Wochen war ich dann wieder ganz normal in der Schule und habe mir zwischendurch noch meine dritte Impfung in einem Krankenhaus hier geholt.

Am Montag vor Weihnachten zogen Laeti, Vera und ich nach dem Muhudo- Monday mit den anderen Freiwilligen in eine Wohnung neben meiner Schule ein- und diesmal für länger! Am Dienstag testete sich einer von uns dann positiv auf Corona- wir machten auch Tests, waren aber vorerst negativ. Trotzdem war schon dann klar, dass Weihnachten nicht so stattfinden würde, wie wir es uns ursprünglich überlegt hatten. In dezimierter Zahl machten wir uns aber doch noch einen schönen Abend.

In den letzten Tagen vor Weihnachten bastelte ich ein bisschen mit den Kindern, die anderen Lehrer*innen machten mir total liebe Weihnachtsgeschenke. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Dann fingen für mich auch die Ferien an- ab Montag würden die Schüler wohl sowieso nicht mehr in die Schule kommen.

Helly und Paulina sind uns auch aus Kutaissi besuchen gekommen und in der letzten Woche haben wir viel zusammen gemacht. So waren wir zum Beispiel beim Expo- Gelände, auf dem sowjetische Pavillions zu sehen sind, auf dem Weihnachtsmarkt oder bei der Saburtalo Skybridge.

Heute haben wir bei der Free Walking Tour „Hidden Tbilisi“ mitgemacht. Das war total interessant, von diesen Free Walking Tours gibt es übrigens verschiedene- alle sicherlich lohnenswert, solltet ihr Mal nach Tbilisi kommen.

Übrigens wird unser Weihnachten hier wirklich nicht gefeiert- Geschenke gibts aber auch nicht am siebten Januar, wo das georgische Weihnachtsfest ist, sondern zum Neujahr! Neujahr ist hier im Gegensatz zu Deutschland ein sehr familiäres Fest. Es gibt bestimmte Neujahrsessen (zum Beispiel Tschurtschela (ჩურჩხელა),  das sind Walnüsse, die von einer Traubensaft- Kuvertüre überzogen sind oder Gosinaki (გოზინაყი), eine Süßigkeit aus Honig und Walnüssen) und bestimmte Traditionen. So kommt zu jeder Familie um Mitternacht ein Mekvle, der die erste Person ist, der den Familienmitgliedern zum neuen Jahr gratuliert und Ihnen viel Glück, Erfolg und Gesundheit wünscht. Er muss die Wohnung mit dem rechten Fuß zuerst betreten und braucht einen festen Schritt, anscheinend gibt es auch verschiedene Qualitäten verschiedener Mekvles, oft macht es auch ein Freund/ eine Freundin der Familie. Auch Feuerwerk (poierwerki – ფოიერვერკი) gehört hier zum Neujahrsfest dazu. Übrigens ist am 14. Januar das Neujahr nach dem alten Kalender- ein weiterer Grund zum Feiern…

In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, dass ihr ein besinnliches Weihnachtsfest hattet.

Wir machen schon die ersten Pläne fürs neue Jahr und fahren ziemlich sicher noch nach Borjomi- Schneeeee!

Bis ganz bald,

Clara

In etwa zehn Tagen bin ich nochmal zuhause… irgendwie eine komische Vorstellung!

Ein Monat in der Fremde!

Erst einen Monat bin ich hier in Tbilisi- dabei fühlt es sich schon viel länger an.

Letzte Woche Sonntag bin ich mit den anderen Freiwilligen noch einmal zum Mtatsminda- Park hochgelaufen… diesmal aber einen anderen Weg. Leider hatten wir nicht besonders schönes Wetter, weshalb eigentlich alle Fahrgeschäfte zu waren als wir oben ankamen und uns auch zunehmend kälter wurde. Und Hunger hatten wir auch!! Nachdem wir uns nicht dazu durchringen konnten, oben etwas zu essen, liefen wir wieder herunter und ich zeigte den Mädchen noch das Pantheon (an dem ich ja vor zwei Tagen oder so schon gewesen war). Dort wurde uns zu viert von einem Ortskundigen etwas über eine heilige Höhle dort erzählt und dann gerieten wir in eine Messe hinein (deshalb blieben wir erstmal in der Kirche, der Ausgang war nämlich ein bisschen blockiert). Die Jungs warteten draußen ungeduldig auf uns. Sobald wir wieder unten waren, setzten wir uns in ein Restaurant, um dort etwas zu Essen. Für die meisten von uns gab es Ajapsandali- wirklich sehr lecker! Danach machten wir einen kurzen Abstecher in einen nahen Second- Hand- Laden und liefen dann nach Hause- am nächsten Morgen sollte ja die Schule losgehen!

Das Riesenrad auf dem Mtatsminda

Achterbahn im Mtatsminda- Park

Das Restaurant, in dem wir gegessen haben

Montag- früh aufstehen. So früh, dass die Straßen und die Straßenunterführungen noch ganz leer waren. An meinem ersten Tag bin ich natürlich besonders früh losgegangen, um nicht zu spät zu kommen. Mit Erfolg! Ich war ungefähr 20 Minuten vor Schulbeginn dort- aber am ersten Tag hatte ich das Gefühl, vor allem im Weg herumzustehen. So richtig zu wissen, in welchen Unterricht ich jetzt mitgehen sollte, schien aber auch niemand anderes. In der dritten Stunde war ich dann mit bei Tamuna in der vierten Klasse. Die Kinder dort lernen erst seit einem Jahr Deutsch. Ich habe mich vorgestellt und dann mit Ihnen „Wer bist Du?“, „Wie alt bist Du?“ und „Wie heißt du?“ geübt. Die kleinen Mädchen haben mich mit ganz großen Kulleraugen angeschaut- total niedlich! Später war ich dann mit Inga in einer sechsten und achten Klasse, auch das war süß und witzig. (Ich muss aber dringendst georgisch lernen- so richtig kommunizieren kann ich mit den Kindern nämlich nur über dir Lehrerinnen!) Weil dann noch ganz schönes Wetter war, war ich noch spazieren und habe mich dann abends mit den anderen Freiwilligen zum „Muhudo Monday“ getroffen- am Falafelstand unseres Vertrauens.

Meine Schule

Am nächsten Morgen stand ich wieder früh auf- laut dem am Vortag zusammengestellten Stundenplan sollte ich heute in einer dritten und einer achten Klasse beim Unterricht dabei sein. Von dort, wo ich morgens den Bus nehme, fahren eigentlich die meisten in Richtung meiner Schule. Nur guckte ich an diesem Morgen nicht nach- und nahm prompt den falschen Bus. Auf einmal war ich auf der anderen Seite der Kura- ganz falsche Richtung! Ich dachte, dass ich zu spät kommen würde- aber ich war so früh losgegangen, dass ich es trotz des Umwegs noch rechtzeitig schaffte. Dann war ich in der dritten Klasse. Die Schüler*innen dort waren einfach 10 Jahre jünger als ich- irgendwie verrückt. Danach sollte ich eigentlich mit in eine achte Klasse gehen, aber leider habe ich den Raum und Inga einfach nicht gefunden, weshalb ich dann schon frei hatte. Badri holte mich von der Schule ab und nach ’nem kleinen Spaziergang wollten wir bei Sveta eine Gitarre holen, die eigentlich ihm gehört (darüber hab ich mich total gefreut!!!). Dort angekommen spielten wir mit Sveta und ihrem Bruder noch eine Runde Poker. Die anderen Freiwilligen waren zu der Zeit in der Prinz- Bar und spielten dort Tischtennis- nachdem unsere Pokerrunde beendet war stießen wir zu ihnen dazu und spielten auch noch etwas mit.

Am Mittwoch hatte ich Unterricht in einer siebten, sechsten, achten und dritten Klasse. Ein großer Unterschied zum deutschen Schulsystem ist mir dann aufgefallen: für den Deutschunterricht schreiben die Schüler*innen jedes Jahr eine Vergleichsarbeit, nach der sie dann in A-, B- und C- Gruppen unterteilt werden. In A sind die leistungsstärksten, in C die eher leistungsschwachen Schüler. So war die siebste Klasse, in der ich war, eine leistungsschwache, die achte Klasse dagegen eine leistungsstarke Gruppe. In der achten Klasse hatte ich deshalb auch die Möglichkeit, konstruktive Kritik an den wirklich sehr guten Hausaufgabens- Texten der Schüler*innen zu üben und mit ihnen am paraphrasieren und Synonyme finden zu arbeiten. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht!
Nachmittags war ich dann in einem Park, in dem wie in der Netflix- Serie „Das Damengambit“ die ganzen georgischen Opas Schach spielen. Total cool, nur fehlen da irgendwie die Frauen…Um 18 Uhr hatten wir zu acht, für die meisten das erste Mal einen Sprachkurs. Gleich für zwei Stunden! Es hat mir ziemlich viel Spaß gemacht, auch wenn man sich zurück in die erste Klasse versetzt fühlt. Abends gab es dann bei uns zuhause eine Khinkali Großbestellung. Lecker!

Donnerstagabend waren wir abends zu Lara und Gabriel eingeladen worden. Nach meinem Schultag in einer siebten, vierten und fünften Klasse, fragten mich die Zwölftklässerinnen meiner Schule, ob ich am Freitag zu ihnen in den Unterricht kommen würde. Dem habe ich natürlich zugestimmt! Bevor wir zu Lara und Gabriel fuhren, schauten wir uns noch im Goethe Institut die Eröffnung der Fotoausstellung „…auf dem Dach ein Wald“ an, in der es um die aus Abchasien geflüchteten Georgier*innen ging. Diese Ausstellung stimmte mich doch ziemlich nachdenklich. Bei Lara und Gabriel aßen wir dann gutes Selbstgekochtes und ließen so den Abend ausklingen.

Blick von Lara und Gabriels Balkon

Vormittags fuhr ich wieder in die Schule, um dort am Unterricht der zwölften Klasse teilzunehmen. Danach traf ich mich mit Badri und einem Freund von ihm im Park und wir gingen noch etwas essen. Abends kamen Helly und Paulina aus Kutaissi wieder in Tbilisi an. Nachdem wir uns, noch zu sechst, Pizzen bestellt hatten, kamen die anderen Freiwilligen zu uns. Das Ziel: der Club Khidi. Um 2 Uhr morgens hatten wir es durch die Einlasskontrollen geschafft und waren endlich drinnen. Eine ganz schöne Lichtshow konnte man dort mehr oder weniger bewundern (war doch auch ganz schön anstrengend für die Augen) und zu Techno tanzen. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung fand ich es tatsächlich ziemlich cool. Wir waren erst spät wieder zuhause, der Samstag wurde ein ziemlich verschlafener Tag. Nur abends war ich nochmal Billiard spielen- und habe sogar mal gewonnen.

Im Khidi- Club

4 Uhr morgens vorm Club

Auch heute war ich sehr träge, die Pläne, die ich hatte, habe ich wegen Bauchschmerzen (schon wieder!!) streichen müssen.

Und ja: ich hab den Samstag nicht zum Blog schreiben nutzen können… aber heute geht ja auch noch! Solange sich das jetzt nicht so ganz einschleift…

Bis ganz bald, ნახვამდის
Clara

Goodbye Deutschland!

Songs der Woche (ja gleich zwei, war ja auch ein bisschen länger als ’ne Woche):
nie ankommen von JEREMIAS und Ozean von AnnenMayKantereit, einfach weil die meine Gefühlslage bis zur Ankunft in Tbilisi am besten zusammengefasst haben!

Die letzten zwei Wochen in Berlin gingen unfassbar schnell herum. Es ist komisch zu wissen, dass du deine Stadt und alles, was du kennst und liebst, verlässt- selbst wenn du weißt, dass du wiederkommst.

Meine Freunde haben mich ungefähr anderthalb Wochen vor meiner Abreise mit einer Abschiedsfeier überrascht. Auf einmal standen alle in meinem Garten! Ich war ganz schön perplex, aber es war ein sehr schöner Abend. Ungefähr die Hälfte von ihnen habe ich aber tatsächlich noch im Verlauf der letzten Woche gesehen- sei es zum Boot fahren auf der Spree, zum Essen gehen oder zum Film gucken.

Überraschungsfeier mit meinen Freunden

Den Tag vor meiner Abreise habe ich die letzten Dinge in meinen Koffer gepackt und war abends noch mit meinen Eltern, meinem Opa und meinem Bruder georgisch essen.

Am Montag, den 13. September ging es dann los: ich hatte keinen Direktflug von Berlin nach Tblisi und flog über Frankfurt. Meine Eltern brachten mich zum Flughafen, da wir relativ spät erst angekommen waren, blieb nicht viel Zeit zum verabschieden. Um 11 flog ich nach Frankfurt ab. Komisches Gefühl.
Am Frankfurter Flughafen kam ich bei den Gates mit A an… und wohin musste ich um meinen Anschlussflug zu kriegen? Natürlich zu den Gates Z. Ich betete, dass es weniger weit war als es sich anhört, bis zum Boarding des nächsten Fluges hatte ich nämlich eigentlich nur 20 Minuten Zeit.

Als ich das richtige Gate gefunden hatte, traf ich dort auch schon Laetitia und Vera, die zwei Freiwilligen, mit denen ich auch zusammenziehen wollte. Der Flug nach Tbilisi ging ziemlich schnell vorbei, wir flogen in den Sonnenuntergang hinein. Erst dann kam auf einmal alles bei mir an, was ich die letzten 2 Monate verdrängt hatte. Eine Mischung aus Gefühlen: Angst, Aufregung, Vorfreude, dann wieder Angst und Trauer um das, was ich zuhause zurückgelassen hatte. Das Bonbon, was mein Sitznachbar mir anbot, als er meine Tränen bemerkte, machte mich erst noch trauriger, half dann aber doch mich zu trösten. Diese Geste wusste ich wirklich sehr zu schätzen und sie beruhigte mich: nette Menschen findet man nämlich überall!

Am Flughafen in Tbilisi angekommen, holte uns meine Ansprechpartnerin, eine Deutschlehrerin meiner Schule am Flughafen ab und brachte uns zu dem Haus, was wir uns zu fünft angemietet hatten.
Dort lernten wir dann auch Luis kennen, der fünfte im Bunde, Johannes, würde erst etwas später hinzukommen.

In Tbilisi geht die Zeit 2 Stunden vor. Dass heißt, dass wir erst sehr sehr spät müde wurden. So verbrachten wir den ersten Abend damit, einander kennenzulernen. Erst morgens um halb 4 gings für uns ins Bett.

Den nächsten Tag traf ich mich wieder mit meiner Ansprechpartnerin, wir besorgten mit ihrer kleinen Tochter zusammen eine Metro- Karte und eine SIM- Karte für mich.

Mein Opa väterlicherseits war vor etwa 15 Jahren für drei Monate hier in Tbilisi und hatte über die französische Botschaft eine Übersetzerin, mit der er sich gut verstand. Für mich hat er im Sommer den Kontakt zu ihr wieder hergestellt. Nachmittags traf ich mich mit ihr und ihrer Tochter Nathalie an der Metrostation Rustaveli, die gar nicht weit von hier ist und an der Hauptstraße liegt. Wir waren zusammen Khinkali, georgische gefüllte Teigtaschen, essen. Schwierig zu essen, aber wirklich sehr sehr lecker!

Zufällig traf ich dann die anderen kultis und wir liefen zusammen wieder nach Hause, um uns dort auszuruhen. Später machten wir uns dann auf die Suche nach etwas zu Essen, nachdem wir fündig geworden waren, kehrten wir nach Hause zurück. Und wieder blieben wir lange wach.

Gestern waren wir alle den ganzen Tag über ziemlich träge, schliefen lang aus und waren trotzdem noch so k.o., dass wir nach unserem Einkauf im Supermarkt (in dem es erstaunlich viele aus Deutschland importierte Sachen gab), sogar noch ein wenig geschlafen haben. Als wir alle wieder wach waren und wir jetzt nicht mehr zu fünft, sondern zu sechst waren (Friedrich ist auch noch bei uns eingezogen!), gingen wir typisch georgisch essen. Diesmal aß ich Kubdari, auch wirklich lecker! Nach dem Essen gingen wir etwas spazieren und setzten uns mit zwei kasachischen Touristen in einen Park, in dem wir dann auch von Georgiern angesprochen wurden. Es war wirklich ein lustiger Abend.

Heute war ich dann mit Nathalie und ihrer Freundin in der Altstadt unterwegs. Wir liefen bis zu einer Statue, die mother of Georgia genannt wird. Von dort hatten wir einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. Später waren wir mit zwei weiteren Freundinnen von ihr im Stadtteil Vake und zu viert zeigten sie mir, wie man Adjaruli, noch eine Spezialität von hier, richtig isst. Ich hatte viel Spaß mit den Mädchen!

Blick auf Tbilisi

So viel zu meinen ersten 4 Tagen hier, ich habe wirklich viel zu viel geschrieben, aber was solls. Ist vermutlich auch normal, am Anfang ist ja alles so neu und anders. Georgisch ist wirklich eine krasse Sprache, sie ähnelt nichts und die Schriftzeichen sehen echt verrückt aus. Mal sehen, wie lange ich brauche, um ein bisschen etwas sagen zu können.

Bis ganz bald- oder auf georgisch: შენთან ძალიან მალე (keineeee Ahnung wie man das ausspricht, aber sieht schon krass aus, oder?),

Clara