Zimt, Halloween, Herbst!

Letzte Woche Mittwoch kamen Helly und Paulina in Tbilisi an. Nach unserem Sprachkurs wurde dann erstmal gegessen! Die beiden waren extra fürs Halloween- Wochenende hergekommen und planten auch länger zu bleiben, weil ihre Schule in Kutaissi aufgrund von Corona- Fällen unter den Lehrer*innen geschlossen hatte.

Donnerstag war Svetas 19. Geburtstag, deshalb hatte ich mir überlegt Zimtschnecken für sie zu backen. Da wir in der WG aber keinen Ofen haben, habe ich den Plan in Badris Küche verlegt. Erfolgreich haben wir etwa 20 Zimtschnecken gebacken, die sehr gut ankamen und haben dann noch ein bisschen gefeiert.

Am Halloween- Samstag gingen Laeti, Helly und ich aber erstmal zum Kickboxen in die Mall von Saburtalo und waren nach dem Training noch etwas shoppen. Die meisten anderen Kultis waren am Vormittag auf eine Wanderung gegangen, deshalb waren wir nachmittags alle relativ k.o. und erholten uns ein bisschen, bevor es abends dann so richtig losgehen sollte. Unser Ziel: die success- Bar! Laeti, Helly, Sveta und ich gingen irgendwann gegen 21 Uhr bei uns los, die anderen kamen später dazu. Nach dem Feiern in der Bar wurde bei uns weitergemacht. Es war ein echt cooler Abend!

Den Tag darauf wurde erstmal ausgeschlafen, abends war ich mit Paulina und Lara beim Halloween- Yoga, so ließen wir total relaxed das Wochenende ausklingen (das hört sich von der Formulierung so an als wäre ich 40 lol).

Den nächsten Tag ging es wieder in die Schule, nachmittags war ich mit Vera und Paulina noch im Mziuri- Park etwas essen.

Am Dienstag hatte ich nach der Schule beschlossen, mich piercen zu lassen: gesagt getan, am Abend war mein Ohr mit einem neuen Schmuckstück verziert. Vom Piercingstudio ging es für much direkt zur Fabrika, wo nochmal eine Yoga- Stunde stattfinden sollte. Danach wurde in einer größeren Gruppe dort gegessen.

 

Mittwoch traf ich mich nachmittags mit Nathalie und einem Freund von ihr, wir waren erst zusammen georgisch essen und danach Tischtennis spielen (ich habe sogar gewonnen!!!). Dann sind wir noch ein bisschen durch Tbilisi gefahren und in einigen Parks rumgelaufen: es war ein schöner Tag!

Ein ganz normaler Arbeitstag, wobei ich in der Schule jetzt einen kleinen Fanclub von Viertklässlerinnen habe, die mich am liebsten gar nicht mehr gehen lassen würden. Die Viertklässler*innen haben sich auch besonders darüber gefreut, als ich ihnen meine georgisch Vokabeln vor dem Sprachkurs am Abend gezeigt habe, die dem sehr ähneln, was sie gerade in ihrem Deutschunterricht lernen. Wir aßen gemeinsam Abendbrot, dann war ich noch mit Badri und seinen Freunden Omar und Luka unterwegs.

Freitag ging ich dann in die Schule, um dort nach ungefähr fünf Minuten festzustellen, dass keiner der Schüler der Klasse, in der ich Unterricht gehabt hätte, aufgetaucht war, also ging es sehr schnell wieder nach Hause. Im Moment ist es hier nämlich so, dass die Schüler*innen beziehungsweise ihre Eltern entscheiden können, ob sie Online- oder Präsenzunterricht haben: am Mittwochmorgen hatte ich so zum Beispiel mit nur einem einzigen  Schüler Unterricht. Auf dem Heimweg traf ich Sveta und wir verabredeten uns dazu, später einen Kaffee trinken zu gehen. Dieser Plan wurde erfolgreich in die Tat umgesetzt. Zurück zuhause angekommen, schnitt ich Paulina die Haare- und nachdem wir vom Essen zurück waren, kamen meine Haare ab. Fairer Handel!

Gestern schlief ich aus und stieß dann zu Paulina, Helly und Laeti hinzu. Wir waren erst in einem Buchladen, trafen uns dann aber mit Vera in einem Café. Von dort ging es nach Samgori, einem Markt, auf dem man sowohl Lebensmittel, als auch Second- Hand- Kleidung findet. Abends telefonierte ich mal wieder mit zuhause und ließ mich auf den neuesten Stand bringen.

Heute wurde wieder ausgeschlafen (Wochenende halt), dann ging ich nachmittags zur Yoga- Stunde. Diesmal konnte die Yoga- Lehrerin aber nur Russisch- im Gegensatz zum Großteil des Kurses. Wir waren drei Amerikanerinnen, ein Iraner, ich und eine Frau, die Russisch konnte- und deshalb auch gleich als Übersetzerin herhalten musste. Es war auf jedenfall ein Erlebnis!
Danach traf ich mich mit Vera, Laeti und Sveta (Helly und Paulina waren früher wieder abgereist) in einem Restaurant und wir aßen gemeinsam, entwarfen später aber auch ganz nebenbei ein fantastisches Kleidungsstück.

Morgen geht die Schule wieder los und ich stelle den Klassen das Lesefüchse- Projekt, für dass sie drei deutsche Bücher lesen müssen, vor. Ich habe schon zwei der drei Bücher gelesen, am Besten hat mir „Side Effect“ von Lukas Erler gefallen.

Bis ganz bald,
Clara

PS: ich kann jetzt tatsächlich schon georgisch lesen (auch wenn’s ein bisschen dauert) und verstehe teilweise schon, worum es geht- dann freue ich mich immer wie ein kleines Kind!

Die Qual der Wahl!

uuund wieder ist eine Woche herum!

Am Wahlsonntag hatten wir uns abends darauf geeinigt, ins „Rainers“ zu gehen, weil dort die Wahlergebnisse übertragen werden sollten. Dafür ist Richard extra aus Telawi zu uns nach Tbilisi gekommen. Bevor es jedoch so weit war, schlief ich aus um später im Museum of Modern Arts zu Laetitia und Vera hinzuzustoßen. Dort gab es die Ausstellung „Charlie Chaplin in Tiflis“ von Zurab Tsereteli, einem ziemlich bekannten georgischen Künstler (dessen Name keiner von uns etwas sagte), und die Ausstellung „nullity is the only revolt“ von Iv Toshain zu sehen.
Abends gingen wir dann tatsächlich ins „Rainers“ und trafen dort auch Lara und Gabriel und verfolgten gespannt die ersten Wahlergebnisse. Später gingen wir noch zu uns und hatten weiter ein Auge auf die Zahlen und verglichen die Ergebnisse auch mit unseren vorherigen Wahlwetten… ganz falsch getippt!

Ausstellung „Charlie Chaplin in Tiflis“

Montag ging es dann bei strahlendem Sonnenschein in die Altstadt von Tbilisi. Nachdem wir einen Kaffee getrunken und eine Kleinigkeit gegessen hatten, sahen wir uns den Uhrenturm Tbilisis und die Friedensbrücke mit dem dazugehörigen Park an. Von dort liefen wir dann, immer in Begleitung von einigen Straßenhunden (davon gibt es hier wirklich wirklich viele!!) bergauf zur Sameba- Kathedrale, die zu dieser Zeit in goldenem Licht angestrahlt wurde. Diese orthodoxe Kathedrale ist die größte im ganzen Kaukasus- und ließ uns alle ehrfürchtig innehalten. Von dort hatte man auch einen echt schönen Blick über die Stadt. Zurück sind wir mit der Metro gefahren- nur eine Station! Dabei waren wir ganz schön lange gelaufen…. Gegessen haben wir an diesem Abend gleich zweimal: erst Falafel Wraps (nur waren wir zu neunt und es gab nur noch 6 Wraps) und danach Khinkali (wir sind richtige Fans!).

Uhrenturm

Friedensbrücke

Sameba- Kathedrale

Der nächste Morgen startete für mich wieder ganz entspannt, denn im Gegensatz zu einigen meiner Mitbewohner, sollte ich nicht am Onlineunterricht meiner Schule teilnehmen. Auch Richard reiste an diesem Vormittag wieder nach Telawi ab. Nachmittags immernoch etwas träge, entschied ich mich dazu doch noch zum Mtatsminda- Park, einem Attraktionspark hier, hochzulaufen. Dieser liegt auf einem der Berge die Tiflis umgeben, deshalb hatte man auch von dort einen schönen Blick über die Stadt. Von noch weiter oben als von der Kathedrale vom Vortag. Nachdem Spaziergang durch den zugegebenermaßen sehr ausgestorben wirkenden Attraktionsparkes, schaute ich mir auch das Pantheon an. Dort sind viele wichtige georgische Persönlichkeiten (vor allem Dichter), aber auch Stalins Mutter, begraben. Um 18 Uhr traf ich mich mit Nathalie vor der Metrostation Rustaveli und zusammen fuhren wir zum Schildkrötensee, an dem es tatsächlich keine Schildkröten gibt (oder ich hab einfach keine gesehen- war ja dann schon dunkel). Wir liefen ein paar Runden um den See, unterhielten uns dabei, setzten uns dann in ein Restaurant und machten später auch noch Bilder. Als ich wieder zuhause war, war ich ganz schön erschöpft.

Blick vom Mtatsminda

Mittwoch holten Laetitia und ich zusammen die anderen wieder ein, die sich zum Essen in einem türkischen Restaurant eingefunden hatten. Nachdem auch wir etwas gegessen hatten, trennten sich unsere Wege wieder. Vera, Laeti und ich gingen erst in eine kleine moderne Kunstgallerie, in der die beiden vor ein paar Tagen schon gewesen waren, und zogen dann zu einem Second- Hand- Laden weiter. Nach dem ersten Laden, der wirklich sehr versteckt war, gingen wir in eine Halle, in der an einzelnen Ständen auch Second- Hand- Ware verkauft wurde. Für manche der Himmel auf Erden, für mich erst einmal vollständige Überforderung: viel zu viel Auswahl! Aus der Halle wieder raus kauften wir auf dem umliegenden Markt noch Gewürze- bei einem Händler, der nur Georgisch und Russisch konnte. Verhandlung mit Händen und Füßen! Zurück zuhause hatten wir einen der Georgier, Badri, und seine Freunde zum Pokern eingeladen. Es war wieder einmal ein schöner Abend mit gutem Essen (bedurfte besonderer Hervorhebung, weil wir jetzt Kochtage eingeführt haben: an dem Tag war Friedrich mit einem Curry dran!).

Für den Donnerstag war ich mit Inga und den anderen Lehrer*innen in der Schule verabredet. Nachdem ich den richtigen Bus genommen hatte (was gar nicht so einfach war) und an der richtigen Haltestelle ausgestiegen war (noch schwieriger, schließlich alles auf Georgisch), lief ich das erste Mal zu meiner Schule. Dort angekommen war ich überrascht: ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte! Die Flure waren mindestens doppelt so breit, wie das, was ich aus meinen Schulen gewohnt war…. In der Schule bekam ich dann die Bücher für den Lesefüchse- Wettbewerb (bei dem meine Schule in diesem Jahr übrigens bis ins internationale Finale gekommen ist!!!) und wurde per Schnelltest getestet. Außerdem begrüßte mich der Schulleiter in der Schule. Von dort lief ich dann bis in den Mziuri- Park, in dem ich mich mit Badri traf und wir noch spazieren gingen, bis mir so kalt war, dass ich nach Hause wollte. Am Nachmittag waren Paulina und Heléne aus Kutaissi bei uns angekommen. Auch an diesem Abend gab es sehr leckeres Essen (Couscous mit Ratatouille, Köchin: Vera!).

unweit von dort, wo meine Schule liegt

Paulina, Heléne, Lara, Laeti und ich gingen den nächsten Tag erst Schminke kaufen und dann noch einmal in den Second- Hand- Laden in dem wir schon vor zwei Tagen gewesen waren. Wieder sehr erfolgreich! Von dort liefen wir dann zur Fabrika, um dort einen Kaffee zu trinken. Als wir wieder zuhause ankamen, waren Luis, Johannes, Friedrich und Gabriel schon versammelt. Laeti machte sich ans Abendessen, diesmal gab es Nudeln (für 10 Leute!!!) mit Feta- Tomatensauce.

Innenhof der Fabrika

Heute war dann hier in Tbilisi Wahltag: Kommunalwahlen. Diese sind vor allem deshalb wichtig, weil sie darüber entscheiden sollen, ob es nächstes Jahr vorgezogene Parlamentswahlen gibt. Mit Protesten vor dem Parlament sollten wir rechnen. Als wir heute früh nach dem Brunch zum Parlament liefen, war dort alles ruhig. Es war vermutlich einfach noch zu früh, die Wahlergebnisse noch nicht da. Nach diesem Spaziergang und einem kurzen Ausflug in die Mall am Freiheitsplatz, liefen wir zurück nach Hause und verabschiedeten uns dann auch schon von Paulina und Helly. Die Jungs gingen Fußball spielen, wir machten erstmal Pause: erst abends gingen Vera und ich los, um einkaufen zu gehen. Da wir immernoch Nudeln übrig hatten, sollte es eine vegetarische Bolognese geben. In der Zwischenzeit hatte Laeti die Heizung angemacht. Endlich nicht mehr frieren!! Als wir alle wieder zuhause waren, wurde wie immer mit Musik gekocht und im Anschluss gut gegessen.

Abzuwarten bleibt jetzt, was die politische Situation in den nächsten Tagen so bringt… Von Unruhen ist auszugehen (immerhin wurde der ehemalige Präsident und Oppositionsführer verhaftet und wir haben den ARD gesehen, der berichtet!)

Bis ganz bald,
Clara
(Montag geht die Schule hier endlich in Präsenz los! Ich bin schon aufgeregt!!)