καλή χρόνια in Athen

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr (καλή χρόνια)!

Dieses Jahr bin ich Weihnachten in Athen geblieben und habe zum ersten mal ohne meine Familie gefeiert. Dafür ist aber mein Freund zu mir gekommen. Zwischen den Jahren sind wir zusammen nach Nafplio, eine der schönsten Städten in Griechenland, gefahren.

Am Heiligabend ist es in Griechenland üblich feiern zu gehen und Weihnachten wird zusammen mit der Familie und Freunden nur am 25. und 26. gefeiert. Wir sind trotzdem am 24. in die deutsch evangelische Kirche gegangen, die ganz in der Nähe von uns ist und mit deren Freiwilligen wir uns schon ein paar mal getroffen haben. Der Gottesdienst war wirklich sehr schön und auch eine Abwechslung zu der katholischen Christmette in die ich sonst gehe. Anschließend haben wir zusammen gekocht und Geschenke unter dem provisorischen Weihnachtsbaum, der eigentlich ein geschmückter Weihnachtsstern ist, ausgepackt.

An Silvester werden in Griechenland traditionell die Geschenke ausgetauscht und es wird eher mit der Familie gefeiert. Außerdem sind private Feuerwerke und Böller verboten. Selbst Wunderkerzen haben wir nirgendwo gefunden. Allerdings finde ich das gar nicht mal so verkehrt. Natürlich ist ein Feuerwerk schön und Böllern macht Spaß, aber einerseits gibt man nicht unnötig viel Geld aus und anderseits hat Athen schon so ein Problem mit Feinstaub. Allerdings gab es ein Feuerwerk über der Akropolis. Dazu sind wir auf den Areopag, meinen Lieblingsplatz, gestiegen und konnten von dort über die ganze Stadt blicken. Allerdings war es sehr windig und regnerisch, weshalb wir danach direkt wieder klitschnass nach Hause gegangen sind.

Jetzt ist 2018 zu Ende und 2019 beginnt. Dieses Jahr habe ich mir keine Vorsätze ausgedacht, die sowieso wieder in den Wind geschlagen werden. Stattdessen habe ich ein bisschen über 2018 nachgedacht. Für mich ist in diesem Jahr viel passiert. Um ein Jahr Revue passieren zu lassen finde ich es hilfreich Bildergalerien zu durchblättern, Storys aus verschiedenen sozialen Netzwerken zu durchblättern oder alte Playlist sich anzuhören.

Mein 2018 hat mit einer Silvesterparty bei einer Kompanie meines Schützenvereins begonnen. Wenn ich an den Abend denke, muss ich unwillkürlich lächeln. Dann habe ich im Januar meine Brille ausgesucht, die ich momentan aber so gut wie gar nicht mehr trage. Ich blättere durch meine Galerie und finde Bilder von Partys und Abende, wo ich erst überlegen muss, wo das war, aber plötzlich schießen mir 1000de kleine Geschichten dazu durch den Kopf. Ob es ein Geburtstag, ein Ball, ein Spaziergang mit unseren Kaninchen oder der Katze, eine Kritzelei in einem Schulheft oder ein verkrüppeltes Selfie ist, es ist wert sich daran zu erinnern. Ich vergesse zu schnell die kleinen Augenblicke, obwohl gerade sie so schön sind. 2018 hatten wir unsere Abiparty und ich war mit Freunden auf einem Kraftklubkonzert und habe dadurch eine neue Lieblingsband dazugewonnen. Im März war unsere Mottowoche und damit auch mein letzter richtiger Schultag. Kaum zu glauben, dass ich seit einem 3/4 Jahr nicht mehr im Unterricht war und trotzdem hab ich gestern noch geträumt, ich wäre in den Geschichtsunterricht ohne Lateinhausaufgaben gegangen.

Am 06. April habe ich von Kulturweit meine Zusage zum Freiwilligendienst bekommen und erfahren, dass ich nach Athen komme. Darüber habe ich mich extrem gefreut, weil ich ja schon im Herbst zuvor in Athen war. Auch das „Italien ist aber auch ein schönes Land“ meiner Oma konnte meine Vorfreunde nicht dämpfen. Ein paar Tage später bin ich volljährig geworden und habe am nächsten Tag meine Physik LK Abiturklausur geschrieben. Was bedeutet es volljährig zu sein? Man muss sich keine Gedanken mehr machen, wann man zu Hause sein muss oder ob man irgendwo kontrolliert wird, aber anderseits hat man auch die volle Verantwortung. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das bis jetzt ganz verstanden hab, was das für mich bedeutet. Ich denke daran zurück, wie es war zum ersten Mal ganz alleine Auto zu fahren. Bekomme ich das überhaupt hin, wenn ich wieder komme? Dann habe ich meinen Führerschein ein gutes Jahr und bin davon fast 6 Monate nicht selber gefahren.

Ich finde weiter Bilder von Essen, Partys, meinen Haustieren, Pferdchenkarusselln und dem Zeltlager, Schützenfesten. Ende Juni hatte ich dann endlich meine Abientlassung und meinen Abiball. Damit bin ich offiziell aus der Schule raus und habe mein Abitur. Habe ich nicht darauf 12 Jahre lang hingearbeitet? Trotzdem merkt man jetzt erst, wie viel ein Schulabschluss einem im Alltag bringt. Was bringt mir irgendwelche Quantentheorie, wenn ich mich einfach verlaufen habe 0der wenn ich eine Reise plane? Nicht viel. Außerdem merke ich, wie ich immer mehr vergesse. Nach unserem Schützenfest bin ich mit zwei meiner besten Freundinnen nach Irland geflogen. Diesen Urlaub haben wir zum Abi geschenkt bekommen. Wir waren in Dublin, Doolin und Galway und hatten wir eine wirklich tolle Zeit. Außerdem war das überhaupt mein erster Urlaub ohne meine Familie.

Im September bin ich dann zum Vorbereitungsseminar an den Werbelinsee gefahren. Davon habe ich ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben, also lest den gerne durch, wenn ihr den noch nicht kennt. Zuvor habe ich mit den anderen, die nach Athen und die ans DAI gehen sollten, mich in Kontakt gesetzt und mir eine WG organisiert. Vom Abschiednehmen und Ankommen muss ich jetzt nicht viel schreiben, weil ich ja darüber diesen Blog führe. Trotzdem habe ich hier unglaublich viel gelernt. Ich kenne jetzt nicht nur den Unterschied zwischen einer Diskus- und einer Zeltlampe oder von Psi-, Phi- und Tau- Figurieren, sondern ich weiß jetzt auch, wie ich am besten meine Wäsche wasche, wie ich ohne Bügeleisen oder Wasserkocher auskomme. Ich musste lernen, dass wenn man nichts einkauft, der Kühlschrank leer bleibt. Ich habe überhaupt mein selbstverdientes Geld bekommen und habe halbwegs gelernt damit umzugehen. Ich habe eine fast fremde Stadt kennen und lieben gelernt. Ich weiß, was ich studieren möchte und wie mein zukünftiges Leben vielleicht verlaufen wird. Ich weiß, wie es ist mit Kakerlaken zu leben und Angst zu haben im Dunkeln einen Fuß auf den Boden zu setzen, aber ich habe auch gelernt, wie man sie halbwegs los wird und damit lernen kann. Ich habe gelernt, dass nicht jede Situation einfach ist, aber dass ich damit umgehen muss. Und nicht zu letzt habe ich Griechisch besser gelernt. Es ist noch lange nicht gut, aber immerhin verstehe ich einiges, wenn sich Leute auf der Straße unterhalten, ich angesprochen werde oder etwas kaufen möchte. Außerdem habe ich mein eigentlich verhasstes Altgriechisch wieder ein bisschen lieb gewonnen. Mir kommt es oft ein bisschen vor, wie nach Hause zu kommen. Etwas zu begegnen, wovon viele Leute weniger verstehen als man selber, etwas womit man Klugscheißen kann und was mir das Neugriechisch erleichtert. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und Freundschaften geschlossen, aber ich verliere auch den Kontakt zu manchen Freunden, was ich sehr traurig finde.

In diesem Jahr habe ich erst für die Schule gelernt, habe den Stoff dann wieder vergessen und lerne jetzt für mein Leben. Aber es gibt trotzdem noch so unendlich viel zu lernen. Am liebsten würde ich so viel mehr wissen. Ich möchte durch ein Museum gehen und alles begreifen, einordnen und behalten können. Ich möchte die Stadt richtig kennen lernen. Ich möchte richtig Griechisch sprechen können. Ich möchte alles archäologische begreifen. Ich möchte wissen, wie ich mich in Situationen richtig verhalte.

Werde ich das alles in 2019 lernen? Nein, sicher nicht. Aber ich kann weiter dazu lernen.

Wie stelle ich mir mein 2019 vor? Es wird sicher nicht so spektakulär wie das letzte Jahr. Ende Februar werde ich leider wieder nach Deutschland zurückkehren und dann im Herbst anfangen zu studieren. Aber wie schon gesagt: Die kleinen Augenblicke sind das, für was es sich zu Leben lohnt und die kann man nicht voraussehen. Aber ich bin mir sicher, dass sie schön werden!

Zwischenseminar

Ich sitze in meinem Büro und warte darauf, dass ich sich die Fotos von DNG zu JPGs umwandeln, damit ich mit meiner Fotoliste zur Inventarisierung weiter machen kann. Mein Block schweift zum Fenster. Der Himmel ist eintönig weiß und eine Taube sitzt auf dem Hausdach gegenüber. Meine Gedanken schweifen ab und breiten wie der Vogel vor dem Fenster ihre Flügel aus und schweben los. Zwei Wochen zurück zum Zwischenseminar.

Mit gemischten Gefühlen habe ich an das Zwischenseminar erwartet. Einerseits habe ich mich gefreut, die anderen Freiwilligen wieder zu treffen, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennen gelernt habe und ein bisschen mehr in Griechenland herumzukommen. Anderseits hatte ich aber keine Lust auf langweilige und anstrengende Workshops. Am Wochenende vorher kamen die anderen Freiwilligen aus Spanienen, Rom und Rhodos zu uns nach Athen. Zusammen oder in kleineren Gruppen sind wir durch die Stadt gezogen. Sonntag sind wir zusammen auf die Akropolis und anschließend ins Akropolismuseum gegangen. Damit war ich dieses Jahr schon 5 mal auf der Akropolis. Abends sind wir zusammen essen gegangen und haben die Tage bei einem Glas Wein ausklingen gelassen.

Am Montag haben wir uns am Syntagmaplatz, wo auch das Paralmentsgebäude steht, getroffen. Von dort sind wir zusammen mit unserem Trainer und einer Kulturweit Mitarbeiterin nach Selianitika gefahren. Das ist ein kleiner Ort am Golf von Korinth also im Norden des Peloponnes. Dort waren wir in einem Gelände mit einem großen Garten und vielen Katzen untergebracht. Am Ende trennt nur eine schmale Straße das Ende des Geländes vom Meer. Leider war es deutlich zu kalt, um schwimmen zu gehen.

Das Seminar war in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingeteilt. In der ersten Einheit haben wir über unsere Erlebnisse geredet und uns gegenseitig unsere Einsatzstellen vorgestellt. Am Mittwoch sind wir nach Delphie gefahren. Leider machen hier die meisten archäologischen Stätten im Winter schon um 15 Uhr Schluss und deshalb hatten wir ein bisschen Zeitdruck. Letzten Herbst war ich zwar auch schonmal in Delphie, aber es war trotzdem interessant alles wieder zuerkennen und mit einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Dadurch, dass ich viele Museen und archäologische Stätten mit Leuten besichtigt habe, die „wirklich Ahnung haben“, bin ich viel kritischer mit der Ausstellungsweise geworden. Man muss nicht immer alles gut heißen wie es dargestellt wird, denn es ist wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass es sich fast immer nur um Theorien handelt. Für die Zukunft haben wir über Projekte geredet, die wir machen sollen und Ideen gesammelt. Ich habe gemerkt, dass ich schon mit meinem begonnen habe. Ich stelle mir nämlich einen persönlichen Reiseführer über Athen zusammen. Zum Schluss haben wir noch Themen, die wir uns zuvor gewünscht hatten, besprochen.

Abends haben wir uns auch mit unserem Trainer zusammen gesetzt und uns gegenseitig Fotos unserer Einsatzstellen gezeigt, gewichtelt, gemeinsam musiziert und gesungen oder einfach nur geredet. Donnerstag war es so stürmisch, dass man auf dem Weg zum Essen, wenn man nicht aufgepasst hat, völlig nass von den Wellen, die sich ander Straße gebrochen haben, geworden ist. Ich habe sehr viel mit den Katzen im Gelände gespielt und war auch froh nocheinmal aus dem Stadttrubel rauszukommen.

Am Freitag sind wir dann zurück gefahren und waren alle zusammen auch mit unserem Trainer nochmal Essen und sind danach in ein paar Bars gegangen. Am folgenden Tag bin ich mit den beiden anderen, die beim DAI sind, in den Kerameikos und in das Nationalmuseum gegangen. Anschließend haben wir uns für einen gemeinsamen Abschied nochmal mit allen in einer Bar getroffen. Nach einer durchfeierten Nacht und nur 2 Stunden Schlaf, habe ich am Sonntag noch beim Jubeläum der PASCH Schulen in Griechenland mitgeholfen. Beim anschließend letzten Essen mit den Freiwilligen, die noch in Athen waren, war ich deshalb nervlich ein bisschen am Ende.

Zusammenfassend fand ich die Woche zusammen mit den beiden Wochenenden echt sehr toll! Es war schön alle wieder zu treffen. Obwohl wir die Freiwilligen, die nicht in Athen sind, ja kaum kennen, ist eine Vertrautheit da, als wäre man schon länger befreundet. Der Austausch von Erfahrungen fand ich persönlich auchs sehr wichtig und spannend. Man hat auf die eigene Situation verschiedene Blickrichtungen kennengelernt. Allein schon anderen meine Stadt zu zeigen macht einem bewusst, was es doch für ein Luxus ist in so einer tollen Stadt leben zu dürfen.

Von Wellen, Mülltonnen voller Katzen und Kouroi

Es ist dunkel und leichter Nieselregen benetzt mein Gesicht. Trotz der Musik, die aus meinen Kopfhörern dröhnt, höre ich das Meer neben mir rauschen. In der Ferne erkenne ich vereinzelte Häuser, Laternen und den kleinen Hafen von Skala. Seine Lichter werden von den Wellen reflektiert und weggetragen. Auf der anderen Seite ist ein Feld und dahinter eine atemberaubende Bergkulisse. Auf dieser Straße ist niemand – nur ich. Langsam beginne ich mich zu drehen und breite die Arme aus. Die Welt um mich herum verschwimmt, wie die Lichtspiegelungen im Meer. Ich lasse die vergangenen Wochen Revue passieren.

Diese und die nächste Woche werde ich in Atalanti arbeiten. Das liegt in  Mittelgriechenland. Währenddessen wohne ich in Skala, einem winzigen Dorf am Meer. Wenn man jetzt im Herbst durch die wenigen Straßen läuft, trifft man auf deutlich mehr streunende Hunde und scheue Katzen auf Menschen. Der Strand an dem sich im Sommer die Touristen tummeln ist verlassen und voller Algen und Müll. Es gibt einige Hunde, die wie blöd hinter jedem Auto her rennen und alles und jeden anbellen. Aber es gibt auch liebe Hunde, die gestreichelt werden möchten. Werde ich beim Heimweg wieder den Hund von gestern treffen? Möchte ich das überhaupt? Ich bin nämlich kein großer Fan von nassen Hunden. Aber ich komme sicher an der „Katzenmülltonne“ vorbei. Das ist ein Container in dem immer Katzen sitzen und nach Essen suchen.

Ich drehe mich immer noch und muss aufpassen, dass ich nicht mit meinem Schwung in den Grasstreifen taumle, obwohl meine Schuhe sowieso schon durchnässt sind. In Atalanti gibt es ein archäologisches Museum in dem ich arbeite. Dort werden einige Funde aus der Grabung vom Heiligtum bei Kalapodi bearbeitet und aufbewahrt. Mit der wissenschaftlichen Hilfskraft inventarisiere ich gerade Funde von 2018 indem wir sie sortieren, in digitalen Dateien vervollständigen und fotografieren. Dabei gibt es wirklich sehr viele interessante Stücke. Mir wurde auch das kleine Museum und die Ausgrabungsstätte ausführlich gezeigt.

Wie man in zahlreichen Medien lesen konnte:

https://www.deutschlandfunk.de/griechenland-bauer-findet-antike-steinstatuen.2850.de.html?drn:news_id=942507
https://rp-online.de/panorama/ausland/atalanti-archaeologen-finden-auf-feld-in-griechenland-weitere-antike-statuen_aid-34269365
https://weather.com/de-DE/wissen/mensch/news/2018-11-04-archaologen-finden-auf-feld-in-griechenland-weitere-antike-statuen

wurden in der Nähe von Atalanti 4 Kouroi (ein Kouros ist eine meist nackte Männerstatue) aus Kalkstein und Gräber gefunden. Ein Olivenbauer wollte ältere Bäume entfernen und ist dabei auf die Statuen gestoßen. Die örtliche griechische Archäologie hat sie weiter ausgegraben. Wir sind zu der Grabung gefahren und haben sie uns angeschaut. Es gab 2 große „Löcher“, die ich auf 4 Meter tief schätzen würde. In dem einen wurden die 4 Kouroi und eine Mauer gefunden. In dem anderen gab es drei große Kalkstein und Ton Sarkophage und mehrere kleine Gräber in Keramikgefäßen. Die Statuen sind doch kleiner, als wir erwartet hatten und liegen einfach vor dem Museum, wo wir sie gut anscheuen konnten. Wir haben auch den prächtigen Schmuck aus den Gräbern bewundern können. In einem Ring steckte noch ein Fingerknochen, was ich sehr gruselig fand. Donnerstag war ich dabei, als einer der Sarkophage ausgeräumt wurde. Die Steinplatte darüber war zerbrochen und auf die darunter begrabene Person gefallen, sodass ihr Kiefer weit aufgebrochen war. In dem Grab waren viele sehr schöne Grabbeilagen, wie Gefäße mit Blumenverzierungen und vielleicht sogar einen Spiegel. Zuerst wird alles so weit frei gelegt, wie es nur geht (auch ganz klischeehaft mit Pinseln), dann muss alles dokumentiert werden, indem die genauen „Standorte“ der Funde im Sarkophag vermessen, fotografiert und gezeichnet werden. Dann werden die Gestände vorsichtig nach und nach ganz befreit und in Tüten mit entsprechenden Kärtchen gepackt. Ohne Frage ist das sehr spannend und wichtig, um alles richtig zu erforschen. Allerdings wurde dieser Mensch dort begraben, um seine Ruhestätte zu haben. Jetzt landen ihre Knochen wahrscheinlich in irgendeinem Depot und bleiben da wahrscheinlich bis sie zerfallen. Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, wenn man die Gebeine nicht wieder rückbestatten würde und dem Toten wieder seinen zugedachten Platz gibt. Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Vorstellung gefällt, meine Knochen werden in 2500 Jahren wieder ausgegraben und ich lande in irgendwelchen Plastiktüten, in denen mein Körper und mein Kopf auch noch getrennt werden. Oder mein Ring wird mitsamt meinem Fingerknochen ausgestellt…

Ich höre auf mich zu drehen, weil mir völlig schwindelig ist und ich zurück zum Abendessen muss. Außerdem ist es ziemlich kalt geworden. Über die Sachen, die ich noch erlebt habe, werde ich wann anders nachdenken müssen.

 

 

Vielen Dank, dass du bis zum Schluss gelesen hast. Ich würde mich über einen Kommentar freuen, damit ich weiß, ob das hier überhaupt gelesen wird! Bis bald

Richtig angekommen

Jetzt bin ich seit einer Woche in Athen und bin so langsam richtig angekommen. Mittler Weile habe ich mir mein Zimmer so eingerichtet, dass ich mir vorstellen kann, hier ein halbes Jahr zu bleiben.

So langsam brauche ich auch meistens kein Google Maps mehr, um meinen Weg zur Arbeit oder „nach Hause“ zu kommen. Allerdings ist die App schon sehr hilfreich! Gerade, wenn man versucht ohne auszukommen und sich deshalb total verläuft. Aber auch, wenn ich einige Wege jetzt schon zig mal gelaufen bin, entdeckt man immer etwas neues.

Ich arbeite momentan im Kerameikos. Dort haben wir eine Kampagne in der wir die Funde aus verschiedenen Abhüben eines Brunnens bearbeiten. Ich arbeite momentan zum ersten Mal richtig im Leben und deshalb sind die acht Stunden Arbeit jeden Tag schon sehr anstrengend. Mit daran ist jedoch die Sonne schuld, da wir fast immer draußen bei 30° C sind. Es helfen auch zwei Archäologiestudentinnen als Praktikantinnen, die mir netter Weise viel über ihr Studium erzählen. Das Arbeitsklima ist übrigens auch insgesamt sehr freundlich.

Ich unternehme jeden Tag einen kleinen Ausflug. Heute bin ich nach dem Ausschlafen auf den Wochenmarkt hier in Exarchia gegangen, wo man günstig sehr frische Lebensmittel kaufen konnte. Danach bin ich in die Plaka gelaufen und habe mich auf den Areopag gesetzt und von dort die Stadt bestaunt. Im Anschluss war ich mit den beiden Studentinnen bei einer Aufführung der Tragödie Ion von Euripides unter den drei Höhlen an der Akropolis. Sie war auf Griechisch, deshalb habe ich leider nicht alles verstanden und konnte zwischendurch dem Theaterstück nicht folgen. Dennoch war das Stück sehr beeindruckend und spannend. Danach sind wir noch für eine knappe Stunde die Akropolis hoch gestiegen. Ich war zwar letzten Herbst schon dort oben, aber es ist immer wieder atemberaubend. Gerade im warmen Abendlicht sehen die alten Tempel, aber auch das Häusermeer darum herum wunderschön aus.

  • Nächste Woche beginnen wir mit unserem Sprachkurs. Oft verstehe ich schon einige Brocken des Gesprächs, wenn ich es höre, aber leider kann ich kaum etwas selber sagen. Mir hilft mein Graecum aber vor allem beim Lesen viel weiter. Ich habe mir ein paar Comics auf Griechisch gekauft, mit denen ich hoffentlich auch ein bisschen lernen kann. Mir passiert es auch immer öfter, dass ich auf Griechisch angesprochen werde. Das zeigt mir, dass ich nicht immer für eine Touristin gehalten werde. Das freut mich sehr, weil ich dadurch versuche, mich der Kultur richtig anzupassen.

Mit meiner Mitbewohnerin habe ich mich jetzt sogar in einem Fitnessstudio angemeldet, was ich von mir selber echt nicht erwartet hätte. Jetzt heißt es nur: Durchhalten!

Momentan tritt das West-Nil-Fieber in Griechenland auf, was von Mücken übertragen werden kann. Obwohl ich versuche mich vernünftig zu schützen, habe ich unzählige Mückenstiche. Deshalb mache ich mir ein paar Sorgen.

Heute möchte ich auf den Monastiraki-Flohmarkt gehen und danach wollen wir ans Meer fahren.

Vorbereitung

Übermorgen ist es soweit:

Mein Freiwilligendienst beginnt mit einem Vorbereitungsseminar.

Dafür werden alle Freiwillige, die durch Kulturweit entsendet werden, zum Werbelinsee fahren. Dieser liegt 60 km von Berlin entfernt. Ich habe mir schon mal Bilder von unserer Unterkunft im Internet angeschaut, weil ich neugierig war, was da auf mich und die anderen zukommt. Das Seminar wird 10 Tage dauern und ehrlich gesagt kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen, was wir die ganze Zeit dort machen werden. Ich habe ein bisschen Angst davor, dass es für mich anstrengend wird. Dennoch freue ich mich auch meine Mit-Freiwilligen kennen zu lernen.

Am Dienstag wurde für mich eine Überraschungs-Abschiedsparty organisiert. Unter einem Vorwand hat mich eine gute Freundin zu unserem Schießstand „gelockt“, wo viele Freunde auf mich gewartet haben. Die Überraschung war sehr gelungen und wir hatten einen tollen Abend! Es ist schon echt traurig, sich von so vielen Freunden verabschieden zu müssen. Heute war ich mit drei guten Freundinnen noch ein letztes mal Eis essen, was sich bei uns in der Schulzeit zur Tradition entwickelt hat. Zwei von ihnen gehen auch für ein oder ein halbes Jahr weg, weshalb es ein Abschied für uns alle war.

Noch bin ich gar nicht so stark aufgeregt, was vielleicht daran liegt, dass ich nach dem Vorbereitungsseminar noch ein paar Tage nach Hause komme, bevor es dann richtig nach Athen losgeht. Trotzdem stellt sich die Frage, wie ich alle meine Sachen, die ich mitnehmen will, in meinen Koffer bekommen soll. Außerdem weiß ich nie so genau, ob ich nicht doch etwas zu organisieren vergessen habe.

Während ich eigentlich noch für mein Abitur hätte lernen sollen, habe ich schon angefangen mein Neugriechisch aufzufrischen. In der Schule hatte ich 4 Jahre lang Altgriechisch und habe mein Graecum dadurch. Vor unserer Studienfahrt nach Griechenland im letzten Herbst habe ich ein 3/4 Jahr an einer Neugriechisch AG teilgenommen und dabei ein bisschen was gelernt. Allerdings habe ich es nicht so ganz richtig anwenden können. In Athen muss ich auch einen Sprachkurs besuchen, allerdings dachte ich, es wäre nicht schlecht jetzt schon mal ein bisschen zu lernen. Mein absolutes Lieblingswort bzw. Phrase ist „ετσι κι ετσι“ (etsi ki etsi), was soviel wie „so lala“ bedeutet. Das Lesen und Schreiben fällt mir eigentlich relativ leicht, weil es zum Altgriechischen fast gleich ist, aber die Aussprache und das Textverständnis ist noch sehr ausbaufähig.

Also: Γεια σας und bis bald!

 

Herzlich Willkommen

Schön, dass du meinen Blog ließt! Ehrlich gesagt, habe ich keine richtige Ahnung, wie man einen Blog schreibt, aber ich werde es einfach versuchen.

Der Titel dieses Blog „Die Geschichte endet nicht mit uns“ ist ein Zitat, das Sokrates zugeordnet wurde. Ich fand es passend, da die Geschichte Athens nicht mit dem Tod dieses Philosophen endete, sondern immer weiter läuft, sodass ich jetzt auch für ein halbes Jahr diese Stadt erleben darf. Und es werden sicherlich auch in 2400 Jahren andere Menschen nach Athen reisen.

Ich werde im Deutschen Archäologischen Institut Athen arbeiten und freue mich darauf sehr. Seit der 7. Klasse möchte ich Archäologe werden und möchte durch den Freiwilligendienst entscheiden, ob ich Archäologie wirklich studieren soll.

Ich habe letzten Herbst auf einer Studienfahrt Athen kennen und lieben gelernt und habe mich deshalb besonders über meine Zuteilung gefreut.

Einerseits freue ich mich total auf dieses einmalige Erlebnis, darauf eine andere Kultur und Menschen kennen zu lernen, selbstständig zu werden und meine eigenen Entscheidungen zu fällen. Anderseits habe ich auch ein bisschen Angst, auf mich alleine gestellt zu sein. Immer steht die Frage im Raum, wenn ich mich mit Freunden treffe „Sehen wir uns nochmal bevor ich dann so lange weg bin?“. Es ist auch ein ziemlich schade so viele Einladungen und Veranstaltungen zu verpassen. 

Ich hoffe, dass ich diesen Blog regelmäßig führe und von interessanten Dingen berichten kann.