… ist es zwar nicht, aber schließlich will ich euch auch auf dem Laufenden halten, was meine nebenschulischen Tätigkeiten angeht. Hannes, der kleine Bruder vom verstorbenen Erwin, hat mir mein erstes eigenes richtiges Sauerteigbrot beschert. War gar nicht so einfach, denn das Backen mit Sauerteig stellt sich als etwas schwieriger heraus als das mit Hefe. Ich finde dennoch, dass sich das Ergebnis für einen ersten Versuch sehen lassen kann. Leider war ich ein wenig großzügig mit der Zugabe von Sauerteig, sodass das Brot an sich jetzt wirklich sehr kräftich geworden ist. Naja, macht nichts, ich hab ja noch ne ganze Weile hier in Argentinien vor mir, um Ketex‚ Rezepte durchzuprobieren und zu perfektionieren. Wenn Hannah mir nächste Woche ein oder zwei leckere Köstritzer mitbringt (weil hier nicht geben tut), gibt es als nächstes das Schwarzbierbrot.
Und damit jetzt hier keiner denkt, ich würde meine Tage ausschließlich mit dem Backen von Brot verbringen: Ich muss gleich unbedingt noch einmal Hausputz machen, denn hier sieht es wieder aus wie Sau (weil ich soviel mit Backen beschäftigt war :D). Abgesehen davon sammeln Lotte und ich unsere ersten Erfahrungen darin, was es bedeutet vor einer Klasse zu stehen. Manche Klassen sind trotz ihrer Größe sehr angenehm und man kann dann problemlos mit den Kindern arbeiten, andere Klassen sind halb so groß und doch hat man das Gefühl, jeder zweite sei ein Rabauke. So lernen wir beständig dazu. Auch hat unser Sprachkurs angefangen, sodass wir langsam aber sicher auch erklären können, was wir grade auf Deutsch von uns gegeben haben. Das Geilste überhaupt ist nämlich diese merkwürdig Kopfnick-Dynamik, die in zumindest im Deutschunterricht zu herrschen scheint:
„… also zuerst werden wir diese Geschichte hier lesen, jeder liest dabei einen Satz. Dann basteln wir noch etwas und wenn dann noch Zeit ist, spielen wir ein Spiel. Habt ihr das alles verstanden?“
Allgemeines Kopfnicken zeigt Bestätigung an.
Auf einmal brüllt einer derjenigen, die sehr gut Deutsch können, die komplette Übersetzung dessen, was ich grade erzählt habe, in einem atemberaubenden Tempo durch den Klassenraum und als er bei „… vamos a jugar!“ ankommt, erhellen sich die Mienen und Jubelrufe brechen aus. Manchmal frag ich mich ja schon, ob das Absicht ist 😀
In other news: Die Regenzeit hat (scheinbar) aufgehört! Seit unserem Aufbruch nach Chile vor 8 acht Tagen hat es unaufhörlich „Elefanten geregnet“, wie der lokale Euphemismus ist. Mir hat das nicht sooo arg viel ausgemacht, ich habs viel den Pflanzen nachgetan und mich dran gefreut. Dass heute morgen dann doch mal wieder die Sonne schien, war aber auch schön. Die Temperaturen für die nächsten Tage bewegen sich zwar immer noch in äußerst überschaubaren Grenzen, aber was solls. Hauptsache, ich kann meine Sonnenbrille wieder auspacken 😀
So. Am Sonntag findet das Jubiläum zu 10 Jahren gotitas de esfuerzo statt, also der KiTa-Einrichtung im Armenviertel. Dort werden wir natürlich erscheinen und möglichst eine Spende hinterlassen. Nächstes Wochenende dann kommt Hannah, wir gehen zusammen aufs Hosen-Konzert (wobei mir einfällt, dass ich mir noch dringend sowas wie ne Best-Of besorgen muss, damit ich auch standesgemäß mitgrölen kann) und dann am Sonntag wieder mal reiten (wenn alles nach Plan läuft).
MOIN! Schön, dass du dich hier auch rumtreibst! Ich nehm das mal als besonders großes Kompliment, da das US-Fernsehen deutlich interessanter ist als das deutsche. Wie dem auch sei, ich vermute mal, du beziehst dich auf das Lied „Me llaman calle“ von Manu Chao, welches als Teil des Soundtracks zum Film „Princesas“ entstanden und auf dem 2007er Album „La Radiolina“ erschienen ist.
Zum Glück hat sich jemand anders schon die Mühe gemacht und eine sehr gute deutsche Übersetzung des gesamten Textes online gestellt, sonst hätte ich das jetzt machen müssen 😉
Sie nennen mich Straße.
Hallo Timon,
Wayfaring Strangers ist weitaus interessanter als das US-Fernsehen, jedenfalls für mich und nach einem langen Tag in der Genetik. Ich finde es super, dass du deine Erfahrungen in Wort und Bild so anschaulich schilderst. Ich war noch nie in Argentinien und nur einmal in Brasilien, wegen Konferenzbesuch. Was bedeutet „Me llama calle?“ – Beate