Von Bonn nach Ulaanbaatar

Wenn ich ganz am Anfang meiner Reise anfangen soll, dann beginne ich am besten mit der Mitfahrgelegenheit vom Berliner Hauptbahnhof nach Bonn, wo mein Bewerbungsgespräch am Valentinstag statt fand. Mitten in der Nacht kam ich an, tapte durch die Dunkelheit in mein Bett, um meine noch fremden Mitbewohner in dem 4-Bett-Zimmer der Jugendherberge nicht zu wecken. Am nächsten morgen stellten wir lustigerweise fest, dass wir alle das gleiche Reiseziel hatten. Und so konnten wir uns schon morgens um 8 gegenseitig vollkommen verrückt machen und gemeinsam alle Fragen durchgehen, die wir erwarteten. Natürlich kam am Ende alles anders als gedacht und die Nervosität ließ sich auch nicht so richtig vertreiben. Im Gegenteil, sie sollte sogar noch eine ganze Weile anhalten. Eine direkte Zusage bekam ich nämlich nicht, sondern wurde ersteinmal auf die Nachrückerliste gesetzt, aber als dann die Mail mit einer Einladung der Alexander von Humboldt Schule in der Mongolei ankam, war alle Aufregung verflogen und wurde durch riesige (Vor-)Freude auf mein großes Abenteuer ersetzt!

Und dann gings auch schon in sämtliche Etappen der Vorbereitung, die mit der Anschaffung zahlreicher Zeitschriften, Reise- und Sprachführer anfing, fortgesetzt mit viiiiel Papierkram, einem Berg von Terminen bei  Ämtern und Ärzten, der Buchung des Fluges und der Beantragung der Visa. Denn ich brauche nicht nur für mein Gastland ein Visum, sondern auch eines für meinen Aufenthalt in St.Petersburg, wo unser Zwischenseminar stattfinden wird. Zuerst ging es also in die russische Botschaft. Wer in Berlin schon einmal am S-Bahnhof Brandenburger Tor ausgestiegen ist, und sich das Botschaftsgebäude angesehen hat, wird wahrscheinlich den gleichen imposanten Eindruck gehabt haben wie ich. Der tatsächliche Eingang der Konsularabteilung liegt jedoch auf der Rückseite und bereitet beim Eintreten Kompfschmerzen, wenn man größer als 1,80m ist und vergisst den Kopf einzuziehen. Hinter der kleinen Holztür gelangt man durch die Sicherheitskontrolle (deren tatsächliche Effektivität sehr fragwürdig ist) in einen großen Raum, wo man sich entweder der ukrainischen Dauerwerbesendung für Gemüseschneidemaschinen widmen kann, oder sein Visum beantragt. Jedoch sollte man weder Freundlichkeit noch Anzeigetafeln der Wartenummern erwarten. Diese wird nämlich nicht aufge“rufen“ sondern vom dem Mann hinter der Glasscheibe irgendwann mal erwähnt, Glück hat man, wenn man das mitbekommt. Aber immerhin konnte ich mein Visum nach 4 Tagen abholen und mit meinem Pass auch dann endlich das mongolische Visum beantragen. Zufälligerweise wohne ich nur 2 Straßen hinter der Botschaft.

Aber der nötigste Teil der Vorbereitung lief immer nebenher: der Kampf gegen die bevorstehende Kälte! Da Ulaanbaatar die kälteste Hauptstadt der Welt ist und man im Winter auch mal locker bei -50° raus muss, hieß es im Juli: Winterklamotten kaufen! Hoffnungslos verloren war ich natürlich in normalen Geschäften, die nur Sandalen und Miniröcke im Angebot haben, also mussten meine Mutter und ich das Internet unsicher machen. Nachteil: Die Werbung für Winterstiefel verfolgt mich bis heute.
Daunenjacke und mit Schafwolle gefütterte Boots stehen bereit, also kanns doch jetzt los gehen oder?

Nicht ganz, denn was noch bevorsteht, und worauf ich mich auch schon sehr freue, ist das Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, dass am nächsten Montag beginnt. Alle 250 Teilnehmer und Teilnehmerinnen treffen sich dann, um eingewiesen zu werden in ihre Aufgaben, um über Sorgen und Ängste zu sprechen, aber vorallem um sich mental auf ein wahnsinnig spannendes Abenteuer vorzubereiten: Ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem fremden Land!

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