Betriebsausflug nach Serbien

Ein Betriebsausflug ins Nachbarland? Warum auch nicht. Für uns ging es am Freitag auf jeden Fall mit dem Bus nach Pirot in Serbien. Nachdem mir niemand so wirklich sagen konnte, ob mein Perso reicht, um in das Land einzureisen und mir vorher noch ein bisschen Angst gemacht wurde, dass es nicht klappen könnte, war ich sehr erleichtert, als ich erst die bulgarische und vor allem danach die serbische Passkontrolle passieren konnte.

Die Landschaft in Serbien war wunderschön. Wälder in Herbstfarben, hohe Berge aus Stein, ein Fluss, viel Grün. Wir haben uns zwei Klöster angeschaut. Die Malereien im Inneren von den Wänden bis zur Decke hoch sind immer sehr beeindruckend. Aber auch von außen waren sie sehr schön gebaut.

Nach der Besichtigung des zweiten Klosters sind wir noch in die Stadt Pirot reingefahren und hatten eine dreiviertel Stunde Zeit, dort rumzulaufen. Erst hatte ich nicht wirklich Lust darauf, denn was soll man sich in so einer kurzen Zeit schon anschauen. Aber dann war es doch sehr schön. Wir sind zu einem Markt gegangen und haben uns dort ein bisschen umgeschaut.

Danach ging es dann noch gemeinsam essen. Ein 3-Gänge-Menu bzw. eigentlich noch mehr. Zur Vorspeise gab einen Teller mit verschiedenem Käse und Salat. (Für die Mehrheit, der Nicht-Vegetarier, war auch noch Wurst mit auf dem Teller.) Zum Spaß sagte meine Sitznachbarin »Bestimmt bekommen wir Vegetarier als vegetarisches Gericht Fisch« und als das Hauptgericht gebracht wurde und uns ein toter Fisch vom Teller aus ins Gesicht schaute, war es leider nicht mehr nur ein Spaß. Etwas später wurde uns dann aber noch ein Teller mit Pilzen und gebackenem Käse gebracht, während für den Rest die dritte Runde Fleisch serviert wurde. Irgendwie hat mich das ganze an »Tribute von Panem« erinnert, an das Kapitol und den Überfluss, und irgendwie hat mich das schockiert. Zum Nachtisch gab es ein traditionelles Balkangebäck – Tulumba (frittierter Teig in Zuckersirup getränkt) – und damit war das Mahl dann (zum Glück) auch beendet. Wir konnten wieder in unseren Bus einsteigen und uns auf den Weg zurück nach Sofia machen.

Der Herbst ist da

Gestern habe ich mir meine Kamera geschnappt und bin durch die Stadt gelaufen, um den Herbst ein bisschen einzufangen. Ich mag den Herbst so gerne.
Die roten Blätter. Die goldenen.
Das Rascheln des Laubs.
Den Wind, der durch die Straßen pfeift.
Die Esskastanien, die man an kleinen Ständen am Straßenrand kaufen kann (und die ich sogar auf Bulgarisch bestellen konnte).

Yoga, Essen & Arbeit

Ich schaue auf meinen Kalender und stelle fest, dass dieser schon den 14. Oktober zeigt. Das heißt, ich bin nun schon seit einem Monat und zwei Tagen hier in Sofia. Wie schnell die Zeit vergeht! Irgendwie hat sich auch schon ein kleiner Alltag eingestellt, deshalb erzähle ich einfach mal von meiner Woche.

Nachdem ich bereits beim Contemporary war, bin ich am Sonntag auch zum Ballett-Training gegangen. Es hat sich gut angefühlt, wieder zu tanzen, Pirouetten zu drehen und jeden Muskel zu spüren. Aber wirklich wohl gefühlt habe ich mich dort (noch) nicht. Vielleicht ist es aber auch normal in einer Gruppe, in der man mit keinem ein Wort sprechen kann, sich nicht direkt wohl zu fühlen. Ein Glück, dass die ganzen Begriffe im Ballett auf Französisch sind. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die bulgarische Sprache in meinen Ohren eher unfreundlich, laut und hart klingt. Ich habe schon mehrfach gemerkt, dass die Menschen doch freundlich und hilfsbereit sind, auch wenn es der Klang ihrer Stimme nicht deutlich macht.

Am Montag früh um 9 Uhr begann dann die Arbeitswoche. Zwischendurch wurde sie von einer Stunde Yoga unterbrochen, zu der die Mitarbeiter_innen hier jede Woche gehen können. Für mich war es die erste richtige Yoga-Stunde. Ich finde es sehr schwierig, mich auf das Entspannen und die Achtsamkeit dabei einzulassen, aber ich denke, es tut einem ganz gut, es trotzdem zu probieren. Viele Übungen kamen mir vom Tanzen sehr bekannt vor, deshalb hat es sich auch irgendwie vertraut angefühlt. Am Nachmittag war ich in einer Besprechung mit einer Kollegin und einem Grafiker. Die Kommunikation war sehr interessant: Der Grafiker und die Kollegin haben Bulgarisch miteinander gesprochen, die Kollegin und ich Deutsch und der Grafiker mit mir Englisch. Außerdem ist mir in dem Gespräch wieder aufgefallen, wie irritierend das mit dem Kopf schütteln hier ist. Nach der Arbeit ging es dann noch zum Sprachkurs und danach noch Burger essen.

Burger und Pommes

Am Dienstag haben wir drei Freiwilligen hier am Institut Ideen für Veranstaltungen gesammelt, die wir im digitalen November durchführen wollen. Wir haben bereits kleine Konzepte dafür geschrieben und sie mit dem Institutsleiter besprochen.  Passend zum digitalen Thema hatten wir später während einer Besprechung in der Bibliothek die Möglichkeit,  eine VR-Brille aufzusetzen und im Ozean abzutauchen.

BR-Brille testen

VR-Brille

Nach der Arbeit ging es dann (schon wieder) sehr gemütlich Essen. Ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, Käse auf Pommes oder Wedges zu streuen – wie gut, dass die Bulgaren auf die Idee gekommen sind.

Wedges mit Käse

Der Mittwoch bringt mich immer irgendwie aus meiner Routine raus, weil wir um 10.30 Uhr unseren Sprachkurs haben und erst danach zum Institut gehen. Also habe ich am Morgen noch Freizeit, aber überhaupt keine Idee, was ich in der Zeit machen soll. Meistens vertreibe ich mir die Zeit damit zu lesen. (Auch wenn ich die Zeit vielleicht lieber nutzen sollte, um die Bulgarisch-Vokabeln zu lernen.)

Donnerstags möchte ich eigentlich immer zum Contemporary gehen, weil mir der Kurs letzte Woche sehr viel Freude bereitet hat. Diese Woche hat es leider nicht geklappt, hinzugehen. Und auch in Zukunft wird es manchmal zeitlich vielleicht nicht klappen, deshalb werde ich dann versuchen in solchen Wochen am Dienstag Abend zu dem Kurs zu gehen. Da ist es doch praktisch, dass man jeweils pro Stunde bezahlt und ich dann einfach immer hingehen kann, wenn ich die Zeit dafür finde.

An dem Tag habe ich auch eine traditionelle bulgarische Suppe probiert. Tarator – eine kalte Suppe aus Joghurt und Gurken. Ich muss sagen, meins ist es nicht. Das habe ich mir auch schon vorher gedacht, aber schließlich muss man es trotzdem mal probieren.

Tarator

Der Freitag war ziemlich unspektakulär. Abends wollten wir eigentlich ins Kino gehen, aber es gab keine Karten mehr. Also habe ich mir einen entspannten Abend zuhause gemacht und mit meiner Familie geskyped. Das war auch mal wieder schön.

Der Samstag ist irgendwie vergangen, ohne dass ich wirklich etwas sinnvolles gemacht habe. Ich war einkaufen, habe meine Bulgarisch-Hausaufgaben gemacht und gelesen. Irgendwie fällt es mir hier einfacher mir auch mal Zeit zum Lesen zu nehmen, das ist ganz schön und tut mir glaube ich ganz gut. Am Abend ging es dann noch zu einem Barock-Konzert der Akademie für alte Musik Berlin (Akamus) in den Räumlichkeites des bulgarischen Radiosenders BNR.

Akamus Konzert

Und nun bin ich gespannt, was die nächste Woche so bringen wird.

Kleine Glücksgefühle

Letzten Sonntag habe ich mich mit einer anderen Freiwilligen getroffen und wir waren in einem kleinen, süßen Café in Oborishte. Es sah so schön dort aus. Wir haben beide einen мокачино (Moccacchino) getrunken und ich habe einen Himbeer-Macaron dazu gegessen.

Französisches Café

Ich im Café

Danach sind wir noch durch die Stadt gegangen und haben ein paar Kirchen besichtigt. Nachdem wir zum Kaffee trinken in einem französischen Café waren, musste es später natürlich auch noch etwas Bulgarisches geben, denn schließlich sind wir hier in Sofia. Es war keine klassische Banitsa, aber es bestand auch aus einer Art Blätterteig und war mit Käse gefüllt.

Da am Mittwoch der Tag der deutschen Einheit war und das Goethe-Institut ein deutsches Institut ist, hatten auch wir frei. Allerdings nur zum Teil, denn zum Sprachkurs sind wir vormittags trotzdem gegangen. Danach haben wir noch Karten fürs Ballett gekauft und ich habe eine der letzten Karten für »La Bayadere« bekommen, bei dem Svetlana Zakharova vom Bolshoi als Gast die Titelrolle tanzen wird. Darauf freue ich mich schon sehr! Auf dem Rückweg habe ich dann auch endlich zum ersten Mal hier Baklava gegessen.

Baklava

Am Abend waren wir anlässlich des Tages der Deutschen Einheit von der Botschaft zu einem Empfang eingeladen. Irgendwie habe ich mich sehr fehl am Platz gefühlt. Aber es war eine interessante Erfahrung, denn so häufig passiert es ja nicht, dass man von einer Botschaft eingeladen wird.

Allgemein war es irgendwie nicht meine beste Woche. Ich habe mich die ganze Zeit über sehr unwohl gefühlt und habe das starke Gefühl, nicht in die Freiwilligengruppe zu passen und auf der Arbeit auch nicht mit den anderen Freiwilligen mithalten zu können. Das waren keine schönen Gefühle und sie sind leider immer noch in mir. Da kam es gerade richtig, dass ich am Donnerstag all meinen Mut zusammengenommen habe und zum Tanzen gegangen bin.

Ich hatte vorher große Zweifel. Was ist, wenn die alle viel besser sind als ich? Was ist, wenn die nur Bulgarisch sprechen und ich nichts verstehe? Was ist, wenn ich mich blamiere und alle über mich lachen? Aber wie so oft waren all die Zweifel natürlich vollkommen umsonst. Wir waren sechs TeilnehmerInnen in dem Kurs und es hat einfach nur Spaß gemacht. Es war so ein schönes Gefühl wieder in einem Tanzraum zu sein. Bekannte Musik im Ohr. Auf dem Tanzteppich liegen und über den Boden rollen. Merken, wie man am nächsten Tag vor allem an den Schultern blaue Flecken haben wird. Ein altbekanntes »Mandy, you can make it bigger« und das Lächeln, dass man sich gegenseitig schenkt, wenn man Bewegungen ausführen soll, die scheinbar unmöglich umzusetzen sind. Es fühlte sich so vertraut an. So schön. Heimisch. Danach war ich einfach nur glücklich.